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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Aug. 5, 1898)
Ebenen. HEF Roman von Hertnan Heiberg. Klüfte und morsckhuan Gaarz nickte unbefangen. Beim Schluß des Gespräckkz kam Frau von Aberkron noch einmal auf Asta zurück, sie fragte, wie es ihr gime und ob sie es gut in Kalihofgehabt hc«be. »Meine Frau will freilich meinen, sie habe sich von einem jungen Architek ten den Kon vetdkehen lassen, aber ich Finale sie wird sich wieder zuriicthn m.« »So, so, also nichts Ernstliaftcg, nichts, was- zu erwägen wäre --——?« Gaarz bewegte die Schultern, dann sagte er, stark ·betrnend, mit freundli cher Ueberleaenheit im Ausdruck: »Liebe, verehrte Freundin! Was läßt sich Sichereet iisber die Zukunft sa gen, wenn ein Mädchen sich in einen Mann verliebt dat? So viel stelet iesk: es ist ein aebildeter und türlptiaer Mensch und aus auter Familie, aber er knsitzt weniaer als Jhr kleiner Kana rienvoaeL Man muß abwarten. Ich glaube, wie gesagt, daß die Same nur eine Kinder-ei war; sollte es aber an dirs sein. ich stehe nicht auf dem Standpunkt meiner Frau, die sogar ein Unaliick darin sieht! Man muß oft den Zuschauer machen. Dar- Richiiae krn«mt Von selbst, lanasain deranhin kend am Arme der Reit. Hoffen wir es auch hier« Und nach der Uhr sehend und wie immer gedrängt« beugte fichtsaarz zum Abschied auf die Hand seinerVerrcand ten herab. Sie aber sagte: »Da höre ich Sie wieder a-.1nz. mein ,lieber, trefflicher via-Jn. Gerecht und besonnen! Das müßte in Ihrem Wap penschilde stehen« Nun sahen sich beide mit jenem Blick an, den die innere Zusammeuaedörias keit zwischen Menschen heraussendet, und trennten sich unter nochmalige-in festem Händedruck wag Dort sealthoi lag im heißen Mittaassrnnensck.cin. siein Blättchen regte sich« Die Blumen schmacht-ten in der Gluth dahin, die Vögel, denSchiir ten der Bäume stehend, hoetten stumm « isnt müde unter dem Laube. Nur ein Irial erilena in dem heißumsluiheteu Pastorengarten ein leiser, heimlicher i Anrus aus der Kehle eine-Z Vogels. einer Meise, und ein einmalige-J Zwit schein, wie eine besticht letzte Antwort, drang aus einer fernen dnnillenBiischi partie. Dann aber war-I still. dann lex-te sich irr Tag mit seinen Geschöpfen eine Weile schlafen, es ver Sonne Liber lcssnd, ihn früher rder spat-r wierer i zu werfen. In einer Laube aber, am Ausgang des Gartens. mit dem freien Blick iiber lsie grünen, einsamen ever durch Vieh klebten Wiesen und in die blaufeioene Ferne, sgfen Pastor von Thaden und Angelika stark-eh und nun eben sagte der Mann mit seiner zu Herzen drin geniert Stimme: »Was sann kenn Ximen zustehen, usein liebe- Fräulein? Doch nur zneierlei: Jhr Papa williat ein, dann geschieht, wozu ihr gegebenes Wort sie drängt: oder er weisen sich. in Ihre Oheschliestung zu willigen ,,Jn solchem Falle müssen Sie der Zulunst mit Gottvertrauen -:ntgeaen gehen und denken, daß vieler Wen vom Höchsten zu Ihrem Gliick auser sehen ist! Sie finden stets von Neuem Festiguna in sich, wenn Sie sich berge ger.wkirtigrn, daß Sie Freunde besitzen! Streier Sie die Sorae ab, mein liebe-z Aind.'« »Aber wenn mein Vater seine Hand anni von mir abzieht wenn er mich reistößt, weil ich gegen seinen Willen handele-« rief Angenca, der zwar jedes Wert Labsal gewesen war, die aber wie eine eGisteItranie immer wieder aus denselben Punkt zuriictgelangte »Was soll dann geschehen? Wo soll ich in der Welt !bleil-en? Ehe ich Legardiis’ Weib werten tei:n, vergeht noch eine ge raume Zeit! Und andererseits-: wie wird sich meine Ehe gestalten, wenn Legarduä sich in seinen Erwartunaen beziialick des Geldes völlig getäuscht sieht? Noth und Sorge werden auf unserer Schwelle hocken. uan trete ich gar als ein Habenichts in die Ehe, trieb sich Der Mangel an Uebereinstim n ung, der bereits zwischen uno herrscht --— ich kann Ihnen nicht alles so sagen, trag geschehen ist« die Rücksicht aus den Mann, dessen Namen ich tragen soll, binhet mir die Zunge. nur Herr Dot tor Gaarz weis-, alles! — ins Ungemes- i sene erhöhen! »Gegenwärtia spricht nur mein Pflichtgefühl, mein Schwur mahnt michs meine Liebe ist dahint« »Wenn es wirtlich so in Jlxnen auss sieht, mein liebes Kind, wie ist e« « Sie begreifen, daß sich mir vie Frage ausdrängt -(-— dann möglich gewesen, daß Sie ihm überhaupt se vertraute.i, daß Sie aar seine Braut wurdens« Angelika senkte betro sen vie Augen. Und um einerseits dem artn liegenden Vorwurf zu begegnen, andererseits aber auch gedrän t, sich bei dieser Ge eaenheit aus der arstellung der Vor ane selbst ein Urtheil zu bilden und gaburch zu einer sesten Ansicht iilber Le nerdub zu gelangen, nahm sie die Worte Thadens aus und sa te: » wcrde Jhtlen in K« r e erzäh len-He alles verlaufen ist, w e Legar dus sich gab, und welche Phasen mein ärmer-es dabei dabei durchlaufen hat. ie werden dann vielleicht selbst sich Jkae Frage, und besser als ich, beant trrrten können. »Er ist, wie bereits Herr Doktor Gaarz richtig hervorhob, nicht leicht zu beuitheilen Mitunler habe ich ge amubt,r1einen Verlobten zu lenkt-In, 1·nd dann wurde ich doch wieder qanz zweifelhaft Wir im Hause vermochten reinen zutreffenden Einblick in ihn zu aewinnen, weil wir ihn niemals im Zusammenhang mit anderen Pers-sum sahen. Er lehnte jeden Verlehr ab und zwang auch ung, unseren Umgana ein-s zustellen. »Den-eh seine rastlose Tbätigteit be einflußte er meinen Vater gänzlich crö kam hinzu, daß er sich als ein unge wöhnlich lenntnißreicher Mann erwies. Auf allen Gebieten im Kaufmanniscltsen und in der Politik, in Wissenschaft und Kunst ist er zu Hause und doch drängte J er sich nie mit seinem Wissen vor.Wenn die Gelegenheit sich gerade bot, sprach» er rnd zeigte, dasz ihm alles geläufig : war. Diese Strebsamleit und diese Gediegenheit slöszten mir Respekt ein, ind daraus entstand Zuneigung und später-, als er um mich warb, als er, der allen Frauen aqu dem Wege ging und meist nur tadelnde Worte fiir sie hatte, ,,mich« vor allen anderen er wöhlte, Liebe. Meiner Eitelkeit war aeschmeichelt, ich bin ein Weib « und überdies lag meinem Sinn nichts fer ner als die Vermuthung, ihn leiteSucht nack- Vortbeil. »Dann tam die znseite Periode, in der er sich rücksichtslrs gehen ließ und uns-.- wiederbolt rerletztr. Nun ward nsein Vater stutzig. Sein Interesse siir Legardus verwandelte sich in Abnei rang, und als schließlich bei dengupt I.r.terredung mein Verlobter so wenig llug war, die materiellenFrageu in den Vordergrund zu stellen, entstand zwi schen ihnen beiden auc- Gleichgiltigleit nnd Abneigung ein unversöbnlicher Haß. Um nun den im höchsten Grade Bedriickien und Erregten, aus oeessn Seite ich mich nicht« nur mit useinem eHrzen stellte, sondern dessen Partei ich aucb aus besserer Ueber-zeu gung nabnt, siir die Unbill zu entschsidigem usn ihn zu trosten und um ihm zu beweisen, daß ich die ilnn stillschweigend gelobte Treue auch durch Handlungen an den Tag zu legen bereit sei, schwur ich, zu ihm halten zu wollen, wag auch immer geschehen nette, r·«d·betra«stigte auch sonst mein-: Liebe in jeder mir Zu Gebote stehenden Weis. - »Dort-us lain abr das Etwa-Even ! In der Klinih nach dem Sturz aus der Treppe, scnd ich einen völlig anderen, einen mit Bitterkeit und Nacksuebt er siillten Lljienschen »Er gestand ohne weiteres ;n, ein in neinen Augen kaum sühnbareg Unrecht begangen zu haben, und erklärte, unter den bestehenden Verhältnissen ganz im Recht gewesen zu sein. Das Uebrige ! trissen Sie, Sie kennen die llnterres l klang die zwischen Herrn DoltorGaarz I und meinem Verlobten stattgefunden lsat, welch-: Erklärungen dieser in mei- I nem Name-n gegeben, und wie denn » dich das Resultat geblieben ist, daß ich I etoil er mich von Neuem an mein ge- ’ gibnes Wort erinnert hat, zu ihm zu kalten mich entschlossen habe. Freilich, die Kämpse und Zweifel haben mich trotzdem nicht verlassen. »Ein ich berechtigt, zu glauben, das-, er von Anbeginn ein schlechter Mensch war, oder haben ibn nur die Um stände verbittert und seinen inneren eMnschIn derart in Verwirrung ge bracht, daß er Unrecht siir Recht, und Recht für Unrecht, zudem alle anderen sitt Fehlende, sich selbst dagegen als einen vom Schicksal Verfolgun, zum einseitigen Egoidmus »Georängten«« erkennt?«-,. Anaela schwieg nnd in dem blas sen Ges t suntelten die vuntlen Au imlich tranlhaft. en betrachtete sie mit steigendem Muthes Die Darstellung der Vor gänae " bewies einerseits, welch ein ge rechter Geist in ihr wohnte, tvelck-’ ein Farmetz edleg Herz sie besaß. Dann s. er: gzeh glaube nach Jhrer Darstellung M der That, daß Jhr Verlobter zu je neu Menschen gehört, die Unglück ver bittert, die durch Mißerfolge an mo ralischer Qualität verlieren, die dage en Glück und Erfolg zu redlichen enschen machen. Es wäre sicher eine qute That, sich seiner anzunehmen, ihm zu helfen und ihn zu fördern, an sei-· Beet Stelle zu bleiben, statt ihn zu flie n. »Noch eine Frage: Glauben Sie, daß er sie liebt und daf; er aus Dant barleit gut gegen Sie gewesen iein würde, wenn Sie ohne Einschräntung zu ihm gehalten hätten? Oder glauben Sie, daß Jhre Person ihm ganz gleich gültig war?'« »Ich glaube, daß er für mich ein-« pfand, was er überhaupt zu empfindest vermag. Er ist durchaus keine warme Natur. Dankbar-? Ja, darüber dente ich fortwährend nach. Jch halte es für möglich« daß er mich trotz der großen Opfer und trotz tadellosek Pflichttreue Ein Bild aus der Hauptstadt Cnba’5. Der Abmarsch der Rappen zur Unterstützung dco Grncral Quark-. Mach einer Phpxsgrapdic ge ci tmek , .--—--.- — .- -—— —,.——-—.— - « .-—— in der Ehe wie eine Magd behandeln wird, aber denkbar ist es auch, daß er nur rauh sein wird, im Uebrigen aber mir dauernd an den Tag legen würde, wie hoch er es mir anrechnet, ihn nicht verlassen zu haben. Ich treffe da mit Ihnen zusammen: Jch nehme an, naß trotz allem der allerinnerfte Kern gut ist, jedenfalls, daß er gut war.« »Und doch möchten Sie sich lieber von ihm lösen? Jst er Jhnen durch das . mir unbekannte Geschehniß und durch? sein spätereg Betragen so abstoßend »ar nsorden?« t »Ja · und nein —- « Plötzlich stürzten dem gequälten Weibe die Tbränen stromweise aus den Augen, imd die folgenden Worte wur den durch tiefes Schluchzen unter-» brachen. i »Ich tann’5 nicht sagen. So viell aber weiß ich, daß ich Momente habe, - in denen ein derzebrendes Mitleid fiir i ibn in mir aufsteigt und mit diesem, i blitzartig wieder erschenend, die altes heiße Liebe -——« Thaden sah Angelica mit einem be- i wundernden Blick an. Dann sagte er,-s sich erhebend, und mit ihr langsam den i Weg zum Psarrbause zurücknebiiiend,j sanft: s »Mitleid ist die Schwester der Liebe. i Vielleicht wird sich doch noch alles zum Guten wenden. ,,Seben Sie! Eine einzige Unter redung schaffte schon ein anderes Bi1d, schaffte andere Gedantent Halten Sie nur aug, halten Sie nur zu ihm, so denke ich, wird sich aller Widerstand doch noch beseitigen lassen.« »Gewiß, Herr Pastor!« stieß Ange lica beraus, »aber ist es nicht begreif lich, lieber auf ein neues Glück zu hof fen, als mit halber, ja, fast mit ganzer Sicherheit ein Verbältniß einzugehen, das nur Qual verheißt? »Und warum mir all’ dies Schweres « Weshalb mir diese Wirrnisses Was tbat ich dem lieben Gott, das; er inicti , so strafen will?« ,,Sprechen Sie nicht so, mein liebe-J Kind«, entpegnete Thaden und zog Anaelica sanft an sieh. »Gewiß, Sie lsaben recht! Man soll sich aus des Andern Standpunkt stellen, nm billig zu urtheilen. Und Sie haben mich auch mißverstanden, wenn Sie glauben, ich wolle Jhnen zurathen Jhr eigenes-Herz soll entscheiden, ich siir meine Person will nur, wie mein Freund Ganz der suchen, Jhnen in der Zeit der Noth zur Seite zu stehen« »Papa, Papa, zum Eisenk« ertönt-. in diesem Augenblia Nellyg Stimrsss Vom Hause her. Aber Thaden und Angelica beschleu nigten die Schritte nicht. Das Mädchen stand vielmehr still. liess die eben ac hörtenWorte aus sich wirken und beugte sich plötzlich tief auf Thadersg Rechte herab. Und nachdem sie sie mit ihren Lippen berührt hatte, sagte sie nnd in den duntlen Augen erschien ein rühren der Ausdruck: »Ich danke Ihnen, dass-Z -ie mir nicht mit MoralsL-tzen und Bibelslellen be gegnen, sondern Trost durch Jhr Mit aesiihl spenden. Und noch eine Frage: Nicht wahr? Eines bleibt doch: der Schwur, den ich gethan habe. »Und weil dem so ist, tlopstg immer wieder an die Pforten meines Jnnern und laut und mahnend Vernehme ich die Worte: Da Du ihm c .ne so sei etliche Zufage erthei!test, verbandeft Du Dich : unlöslich mit diesem Manne Troge ; deshalb Dein Leid, stati zu entfliehen. J So will es Gott, so will es Dein Ge- ’ wissen! Und dann vergegenxvänige J ich mir doch wieder, welches Vergebens i er sich schuldig gemacht Imd wie er sich ; bei diesem Einverständniß verhalteis.,’ und tiefer Abscheu erfaßt ziiein Junk 1e5.« ,,’«icht so, nicht so, mein thenreszs stind!" mahnte Thaden nsit sanftem Vorwurf. ,,.H·oren Sie. Eben sprach-en Sie vor mir, von dein Menschen. Las sen Sie nun aber auch einmal den Pre- « diaer reden, der Sie, wenn Sie sich ge gen Jhren Verlobten auslehnei. wollen, an die Worte der Bibel erinnert Wir ; lasen gestern im Eviiiqelium Mat- ; thäus, daß Petrus arti oen Herrn zu- ; trat und ihn fragte: »Herr, wo oft inutt ick denn itxin ! Broder, de an mi sündigen deiht, vers " geben? II söven Mal genog?" ; i ,,Jesus sprok to em: , ,,Jk segg Di, nich söden Mal, awer söventig mal söven Mal.« »Bei-gessen Sie nicht, daß wir nie mals wissen tönnen, was wir selbst thun werden, wenn wir in eine schtoere Lebenslage gerathen oder uns die Lei denschaft sortreißt, und wie dringend I wir dann wünschen, daß uns eine niilde Beurtheilung zu theil werde. Dürsen wir sie den andern verwei: gern? I »Und nun kommen Sie! Machen Sie ein hoffnungsvolles Gesicht. Sehen Sie, wie herrlich die Sonne alles uni: sluthet, wie schön die Natur ist! Bitte, schauen Sie sich um. Sie lächelt l auch Jhuen zu, sie will daß Sie sröh I lich sind.« Angelica erhob den Blick zu deni Manne. Ein unbeschreiblicher Ausdruck erschien in ihrem Auge. Ist Il- st Am Abend dieses Tages empfing Angelica die Antwort auf die an ihre Eltern gerichteten Zeilen. Ihre Mutter schrieb: »Dein Brief hat mich sehr erregt, Dein Vater, der inzwischen auch von Legardus eine Zuschrift erhielt, ist aanz außer sich. Jn erster Linie ist es nothwendig, daß Du sofort zurück lehrst· Wir werden dann gemeinsam berathen, was zu thun ist. »West)alb gingstDu aus dem-Hause? Hattest Du so wenig Vertrauen zu Deiner Mutter? Laß Dich übrigens durch den erregten Ton, in dem Dein Vater schreibt, nicht beirren. Jch dente, Legardns wird auch mit einer weit kleineren Summe zufrieden fein und sich abfinden lassen. Wir erwarten Dich morgen mit der Post um Mittag· Jch werde da sein. Deine Mutter.« Kardel schrieb: ,,.Kehre sofort zurück, nur dann ist Aussicht, daß ich Dir das Ungeheuer-· liche, das Du uns angetban, oergebe und helfen werde, die Schwierigkeiten zu beseitigen. Aus dem beigefüaten Brief wirst Du ersehen, welchemSchur ten Du beschlossen hattest, Deine Hund zn reichen. Dein Vater.« Angelika hatte sich in der Gewißheit, daß der Inhalt nicht erfreulich sein tsnnte, mit dem Brief zurück-sieben wollen. Sie wünschte sich und Thadens i Veinlichteiten zu ersparen. Aber da ! Bohe auf die Familie lebhaft einsprach, i ließ sie es doch darauf ankommen. Ihr ( Aufstehen würde Störung hervorrusein i Jshr Gefühl täuschte sie auch nicht. Der ] Brief enthielt nur Dinge, die ihren ( Schmerz und ihre Trostlosigleit ver- ( nichten konnten. Von ihrem Vater hatte sie nichts s Anderes erwartete, aber der geschäftgs s mäßige Ton, in dem ihre Mutters sprach, machte ihr das Herz erstarren. . Und dann die Zeilen von Legarduszl Durch sie ward alles wieder anders. - Daß ihr Vater das Geld nicht zahlen werde, wußte sie, und daß Legardus nicht nachgeben werde, war ebenso sicher. Was sollte nun geschehen? Ver stand und ruhiges Nachdenken sagten ihr, daß e5 nur zwei Möglichkeiten gebe: Sie verzichtete darauf, mit Le gardug getraut zu werden, und brach damit ihren Schwur, oder sie nahm « dadurch würden alle Schwierigkeiten beseitigt Abschied vorn Leben! Die Verhältnisse trieben sie in den Tod: gerade die Liebe, die sie noch fiir ihre Eltern empfand, sorderte gebieterisch, daß sie sich opferte. Wahrend solche furchtbaren Ent schlüsse sich in Angelicas gequälter Seele gestalteten, machte Boye eine Pause in seiner Rede, und unwillkür lich wandten sich der Anwesenden Blicke zu Angelica· Sie saß da, bleich, wie vernichtet; der Körper bebte wie in Fie l«.erschauern. Bone sah zugleich, was in ihr vor ging, und sein Zartgesühl drängte ihn, sich zu entfernen. Unter einer die Gründe seines Anspruchs deutlich bes zeichnendenGeste sagte er Thadeng gute Nacht, bot auch Angelica die Hand nnd begab sich, noch das Bedürfniß nach ei nem Spaziergang im Freien vor schützend, l)inaug. Nun sprach der Pastor aus das Junge Geschöpf ein. »Sie haben schlechte Nachrichten J seh’g. Bitte theilen sie sich uns mit. Es wird Sie erleichtern. Sicher können wir Sie beruhigen Sprechen Sie ge trost. Meine Frau und Nelln nehmen nicht geringeren Antheil an allem, als icn selbst.« Die Pastorin nite lebhasi, auch Neun richtete einen, ihre aufrichtige Gesin nung an den Tag legenden Blick anF den Gast. an Folge dessen las Ange lika die Briese vor, nnd ehe noch Je« niand etwas in dem Kreise darüber äu szern lonnte, glitt sie mit derHand iibec die heiße Stirn und stieß, schwerthhm l)olend, heraus-: »Und damit isi demnach alles ans-V Dabei flossen heiße Thränen der Qual aus ihren Augen und iiber ihre Wangen. In iiefstem Mitgesiihl erhob sich Frau von ·Thaden und nahm Angeln-r in ihre Arme. Wie ein Kind streichelte und tröstete sie sie. Zur Sache aber nahm der Pastor das Wort und sagte: »Ich glaube, mein liebes Kind, dar« Richtige gefunden zu haben. Ich werde morgen nach Bründe fahren und mit Ihren Eltern sprechen. Sie bleiben lner bei Uns. Sie bleiben überhaan lsic völlige Klarheit in die Situation aetangt ist! « Jst Jhnen das so rec«.,«t? Brutk, das freut mich, das beruhigt mich selb t. »Ich theile auch die Ansicht Ihrer Frau Mutter-, daß sich Jhr Verlobter mit weniger begnügen wird. Er nenns eine sehr große Summe, um möalichst Viel zu erhalten. Gewiß, gewiß! Einen guten Eindruck macht das wahrlich nicht. Aber er handelt sicher im Afsect, da verlieren die Menschen die richtige Schätzung. Und wo viele Wolken sich thürmen, giebt’s um so eher Sonnen schein. Es wird schon alles werden. lind wie gesagt: Morgen mit der Post fahre ich statt Ihrer hinüber.« Als Boye spät in der Nacht die Ireppe hinausschlich, um sich zur Ruhe zu begeben -— ein anregendes Gespräch mit einem jetzt Doctor Gaarz’ Stelle in Kalthof einnehmenden Arzt hatte ilm langer im Kruge gefesselt —- glaubte er oben Stöhnen und Wimmern zu hö ren und hemmte unwillkürlich die Schritte-. Und ein Ton tiefstenMitleids qinq über seine Lippen, als er deutlich vernahm, das; die Quallaute aus Astag einstiqem Zimmer drangen. Das Gemach bewohnte jetzt Angelika. st- dlt -lc Bei Gaarzeng hatte sich inzwischen etwas ganz llnerwartetes ereignet und die Familie in eine so sreudige Aufre gung versetzt, daß wenigstens zeitweilig sogar das Nachdenken über Astas »Thorheit«, wie die Doctorin ihre Ver lobung nannte, in den Hintergrund gedrängt war. Ernst Gaarz war plötzlich aus Chile zurückgekehrt und hatte schon in der ersten Stunde des Wiedersehens seinen Eltern eröffnet, daß er den Seenianns dienst verlassen und eine vortheilhaste Stellung in einem Handlungshause in Valparaiso gefunden habe So lange er nur versuchsweise or sshästigt gewesen sei, habe er die Mi s-, lilligung seines- Baters fürchtend, keine Nachrichten gegeben, nun aber führe er die Briese seines Chefs bei sich, in de nen sogar bestätigt wurde, daß er in nicht zu langer Zeit als Theilhaber in tak- Geschäst eintreten solle. Er komme ietzt nur, um die Seinigen zu sehen nnd sich aus denc deutschen Unterthanenver lscnde zu lösen. Drei Monate seien ihm dasiir Urlaub gewährt worden. Diese außerordentlich glücklicheWen dnng seines Schicksal-z hatte er der Be surwortung des inzwischen verstorbe nen einzigen Sohnes des Chess, den sr in Brasilien kennen gelernt und mit dem er enge Freundschaft geschlossen, zu verdanken Durch ihn war er in das Haus eingeführt worden. Wenn irgend etwas Doctor Gaarz’ Stimmung zu heben vermochte, so wa ten eg diese tlliittheilungen Ein sast ausgegebenes Mitglied der Familie kehrte geläutert zurück. ia, man schenkte ihm sogar so großes Vertrauen, daß trotz seiner Jugend eine Theilhaber schast in Aussicht stand. Die Doctorin wandte sich ganz besonders ihsem Sohne zu. Wo etwas Greisbares sich l-ot, wo nicht mit Aussichten, sondern mit Thatsachen gerechnet ward, da wurde ihr Jnneres lebhaft und warm Jhr Sohn war etwas geworden. Da raus tam’«5 an! Asta war mit Thor heiten im Kopf wieder eingetroffen, hatte sieh sicher nur Sorge und bittere Enttäuschung eingebrot. Do sollte sie ein fröhliches Gesicht machen? Aber die Gedanken an Asta traten vorläufig ganz zurü. Des Sohnes Ein tressen, häusliche Inanspruchnahme der inzwischen von Pastor Thaden an getiindigte Besuch und der bevorste tsende Ball, den nun auch Ernst mit ismchen sollte, nahmen sie völlig in An spruch liso ti«tztiiig lolgt., tMlIOESPML