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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Aug. 5, 1898)
Die Xlurljt Roman vin Ida Inn-Ed. II·-kts.quus.p syst ..--«.LIQO« Und fee tam am lichten Tage c.n. Kröftig und rein athtnete sich die Nord landsluft. Rings stand die Natur in satten, grünen Farbentönen, die Früh lingsbliithen waren vergangen, kie Hochsommerbiumen noch nicht erschloss sen, der Roggen gelbte noch nicht —--— grün, eine Symphonie octc Grün, Alle-J so weit das-Auge reichte, und mit dem leisen Wind kam von den Wiesen her ein wundervoller Heugeruip Am Wegestand da wo die Straße ani- dem Wald trat nnd fern als Mauer vor » dem horizont Pakt und Schloß von Trebbin sichtbar wurden, du wartete et! Bescheiden und bebend, voll Wa getnuth und doch nichts wagend. Und sie reichte ihm beide Hände und ries: »Wag’ es, mir zu glauben, ich lin dein« —- nein, das konnte fte nicht sai gen, so nicht Mit einem Male fiel ihr etwas sein, ein-as Schreckenvolles. Sie kannte ihn so wenig, ja fast gar nicht. Wenn et schlecht erzogen war, wenn er unzählige kleine Eigenheiten besaß, die ihr peinlich, ja sogar wider wörtig wären? i Ihr wurden Stirn und Danoe seuazr z bei dem Gedanken ; Sie siebte jede Minute in ihrem Ge- Z dächtniß durch, jede, die sie mit ihm x verlebt. Es blieb nichts Grobes, Un- ; durchlässiges zurück. Während der s Tage, die er Morgens und Nachmit tags in ihrer Nähe verbracht, war seine Haltung tadellos, bescheiden gewesen. Er hatte gar keine Gelegenheit gehabt, schlechte Markieren zu entwickeln, gute zu zeigen. Er hatte eigentlich nur zu gehöri, wenn Conradine ihm aus den Büchern, die sie in einer nur ihr ver siändlicksen nnd allen kaufmännischen Regeln zuwideren Weise nach den ihr vierteljährlich zutommenden Berichten führte, den Betrieb von Dolbatsch und Trehhin erklärte. Er hatte nur ge borsam geschrieben, wenn Conradine ihm andeutete, daß dieser oder jener Brief ahzusassen sei, denn ikkr Baar vermögen war sehr verzweigt angelegt nnd sie verstand gar nicht, die noch von Herrn de la Fremoire angeordneten Kapitalsanlagen zu ändern; der Wunsch, dies zu thun, kam ihr manch- i mal aus dem bloßen Vergnügen an s Veränderungen Justizrath Wörmisle s wußte davon zu erzählen. Wahrschein- , lich hatte Conradine in diesen Arbeits-— j stunden mit Felix viele Zahlen und s Sachen in einer Art vorgetragen, zu s der er innerlich lächelte. Einerlei, · selbst dann konnte seine ehrsurchtsvolle, i kritiklose Haltung noch kein Beweis von I Takt sein. Seine Lage zwang ihn das i i ZU- , . Conradine wurde immer banger« wiss Herz. « f — Einen Taa war er ihr Gan gewesen. , Da hatte er sich benomxnen wie jeder j andere aus- guter Familie, der eine ta: I dellose Erziehung genossen. Ader das E konnte die Maske dieses einen Tages s gewesen sein —- nein, keine Maske, aber z eine sorgsam durchgeführie Rolle, nicht g um zu heucheln, sondern in der hellem- « menden Ertenntniß durchgeführt, daß Z er sich den Forderungen und Gesetzen ; der guten Gesellschaft bei solcher Gele- ? genheit anzupassen habe. E Er war seit Jahren dieser Gesell: s schast fern gewesen. s Freilich, die gute KinderstubeI An; die glaubte auch Conradine, wie jede E sehr seinsühlige und sehr ästhetische I Frau, di-: tusendrnal erfahren hat, s daß dem Menschen die Manieren sei- l ner »Kinderstube« sein Leben lang an- s haften, durch keine angenommene Cul- Z tur, durch leine zur scheinbar vollende- j ten Gewohnheit gewordene »gute Le bensart« vermischt werden, und daß ihm selbst unbewußte zahllose Momente - kommen, wo er sich kleine Blößen giebt. s O, wie osr hatte Conradine sich schon siit Menschen, die sie achtete, geschiimt, wenn sie sah, daß diese Verstöße begin nen, ohne zu ahnen, daß andere sie des- i halb belächelten. i Ja, die AeußerlichteitenZ Vielleicht T mochte es liein sein, daß auch Conta dine von ihnen abhing, aber so sehr sie s sich selbst darüber schalt, sie war eine . von den Frauen, die durch die gesell schaftlichen Fehler eines Mannes lei den können. Eine von denen, die sich » Itastvoll genug fühlt, mit einem schwe- « ren Charactetsehler des Geliebten mu- I this zu ringen. aber deren Liebe an ei- ’ net anderen unästhetischen Eigenschaft Miit-tu winde " Die Ente Kinderstube«, durch welche Felix gegangen, beruhigte sie ein we Uud dann seine Briefe. Die ragten doch Zeugniß ab sür seine Phan tssie seine Auschauuna sen-e Fähig W, seinen Character, seinen Bil s tad, seine künstlerische Feinsiih ·« In fiel ihr Wind ein. Hatte Ste M TM das nicht asej auch tu sei nen Mit nnd Gebt-Ums Und - « me We- Ue mit W, erwache ; M das bot-sehnte Leben der ersten Messchast wiederspiegeiten, die ein so . gesteigerte-s ästhetisches Feingesiihl des Schreibers vertieihen, hatten Conta dine, neben der seelischen Tiefe, die ihnen eigen war, so dezanbett, daß sie ein paar Jahre lang von dem Wunsche förmlich besessen wac, »ich muß Alius kennen letnen«. Und dann fand sie einen plumpen Mann mit nicht tadel lcser Wäsche und langem Haar, das Schuppen aus den Rocklkagen siäubte, und eine knochige Frau mit einem häß lichen Kleid und einem Scheitel. der von Quiitensast glatt schien. O, nnd an del Table d’l)ote in anern hatte eine Dame mit der Contadine zusällig in ein Gespräch iibet deutsche Dichter und Dichllunst kam ihr erzählt, daß Alius seiner Frau un Zorn die Stiefel an den Kopf werfe. Deshalb war Alius gewiß kein klei nerer Dichten Aber doch kein Mann, den eine Frau von Geschmack lieben könnte. Daß man einen Mann beobachten lönniel Daß man das Mäuschen in seinem Zimmer wäre, um zu sehen ob er die guten Manieken nur zur Deko ration siit andere oder zum eigenen Gebrauch hat. Contadine war sehr böse aus sich. Aber sie litt unerträglich und iirke fSeele. die hochfliegende sank und anl ,,Die Reise grerst Sie diesmal oesons ders an«, sagte Madame mere zwischen Berlin und Hamburg, als sie Conta dine blaß und elend ein Antiphvrinpuls rer nehmen sah. »Es ist sehr heis-» heißer als in Bene dig«, antwortete Conradine. »Und io staubig. Man soll den Sommer in ditalien verleben, eg« ist das einzige Bann wo man vie Hitze nicht führt« Dann s oß sie die Auqu wieder. Sie sprach ast gar nicht mehr, seit sie den Brenner überschritten. Als sie in Hamburg ankamen. sak Conradine mit ihren müden Augen sliichtig aus Jaspersons Gesicht; er stand am Wagen und reichte ihr das Handgepäck hinein. « »Na, Jasperiom du stehst ja so ver- « bagelt aus! Freut’H dich nicht, daß» du endlich mal wieder nach Trebbin : kommst? Es ist doch deine Gegend, du I warst 2 Jahre nicht da,« sagte fie. »Gnädige Frau hatten mir Weib nacht vierzehn Tage Urian geruka da bin ich doch zu Haus- aewesen«, be: merkte er· »Ja, so. Kutscher, nach dem Hotcl l’Europe«, sprach sie und legte sich er schöpft in ihre Wagenear. Die helle Sommer-nacht ließ die Ienster immer noch als hobe. graue Flächen in der dunklen Wand erkennen Das Leben draußen erstarb nie anni, nnd sehr früh schon heulte der Psiii eines Alster-Dampsboote5 ourch die Morgenlust. Conradine fuhr erschreckt zusam men. »Was hab’ ich gethan, wohin had’ ich mich treiben lassen! Muß ich vorwärts. giebt es kein Zurück? Lin-c ich den Mann, den ich heute Abend finde? Oder habe ich geträumt?! Eine einsame Seele ist immer in Gefahren. Es geht ihr leicht wie dem Wüstenrvanderer, der, vor Durst ver schmachtend, vor seinen brennenden Augen die Fata Morgana zu einer Oase auftauchen sieht Das Bedurfnixz einer zerle, zu ne ben und geliebt zu werden« bat einen furchtbaren, einen endlos aefiilliaen Bundesgenossen: die Phantasie Sie rrlorirt die Wirtlichteit mit fchkinsten Farben, sie stellt die Menschen auf hohe Sockel und drückt ihnen Verdienster nen aufs haupt, sie deckt mit ihrem schimmernden Mantel alle Häszlichteis ten zu. Sie Ist immer aesjpkiftiza, Glückszustiinde ninzumalem die es nie mals und nirgends-no giebt sie weisz die Menschen anzustachetn« mit Ein satz ihres ganzen Lebens einein Ziele nachzujagen, das gar nicht eristirt, sie setzt die besten Kräfte in Bewertung sur ein Phantom. Und am furchtbarsien ist sie, wenn sie eine Maske vornimmt und thut, als wenn sie der Glaube wäre. Conradine, bis zum äußersten er schüttert, barg ihre Stirn sest in den Kissen. Die Stunden dieses Tages schlichen an ihr unbeachtet vorüber. Sonst hatte sie immer ein starkes Interesse gehabt, wenn die Fahrt durch die Marschen ing. Jhr wachsames Auge verfolgte onst alles, was sich an Naturbildern von der Eisenbahn aus bot. Das ern ste, dunkle Land mit den schwarzen. dunklen Erdschollen, ·den riesigen Bauernhösen und den tiniibersehbaren Viehtriften gefiel ihr wohl. In heiserm aszen sie ein wenig zu Mittel . Jaspersom wenn er kam und . ging, chaute seine Heran noch aus ; drin lieber und stetiger an als sonst. ; D e Zeit schlich. Der Zu schien ; kaum zu rollen, und von Tan est an ; wurde die Langsamkeit unertrii licht s » Dazu war es wieder sehr hei . Aber feucht jene leichte fes-h iche hiye des f SädenL die heiteren Scheust-rang in , den Adern braut. sondern bie schwülr. r se . sttigte, leistende Hibe berMar i sehe-n, e das Blut schwerftiissig macht hnd die Gedanken bang wie in verbote ner Luft hinfiebern läßt. Am Himmel hing graues Gewölk. Zuweilen fuhren sie durch einen Regen ttrich, der in fildtigem Geflimmer, von Sonnenstrahlen durchleuchtet, nieder ging und Wolken und Erde ein Weil chen verband. Dann verschwand die Sonne. Es wurde still und lichtlos in der Natur. Um sechs lamen sie in Tondern an. Der Wagen wartete am Bahnhofr. Es trat das Rahmen-Gespann und tet Landauer. An den Wagenlaternen befanden sich Rosenfträuche, noch leidlich frisch, und auf dem Sitz rechts, den Conradine einnehmen würde, lag ein Strauß von rothen Reiten. Sie nahm ihn mit zitternden Hin-« ern. Jhr Herz schlug. Sie fühlte ich sehr elend. Die andere Fran, selva nach -:incr lfrquiclunq lechzend, dat, isonsadine möge doch erst Ihee nehmen. Sie nitt te, blieb aber im Wagen, während man in der Bahnhofwirtbfchaft den Thec für sie bereitete und Madame mere in der Gafiitube selbst vornchm that. Jasperson war mürrisch und mahn te zur Eile. Der Himmel sah nicht gut aus. Dann, als die Tabellen ilntk anf der Chauijee nach zrehbin vor wärts trabtern dachte Conradine: Wir mag ihm jetzt zu Muthe feint Vielleicht ebenso fiebrisch, via zum Gefühl lörperlichen Elende-. Vielleicht gleich ihr vor der Frage erhebend: Wai habe ich gewagt zu träumen-T All fein Gefühlsüberieltwang, der sc- zurückgehalten nnd doch so Mist-zärt lich aus feinen Briefen sprach, all feine beißen Wünsche, die durch seine Zeilen wehren wie der glühende Südwind. den man auch nicht sieht und dessen Athen-. man doch spürt, alles das war vielleicht l nur Dankbarkeitgelitafe, die er für Lie nahm. Vor der Wirklichkeit mußte itnn nun die Täuschung zerrinnen Diese Dankbarkeit diese elende, schöne, diese unerwiinschte und immer begehrt Danlbarleit, die verletzt,wen:·. s«e sich zeigt und zu Tode verwundet wenn sie fehlt! Stolze Seelen bäumen srch geaen sie aus; sie wallen verehrt, ge liebt sein um ihrer selbst willen undv nicht aus Dankbarkeit Und gerade stolze Seelen leiden tiei und unheilbar. trean sie der Undankbarteit begegnen denn sie wissen von sich, sie hätten krei ßen Dant, unauglöschliche Dankbarkeit gefühlt wenn man ihnen einmal wohlgethan haben würde. Arm, unbedeutend, häßlich sein, tausend schlimme Lebenslasten des Manne mitzuscljkeppm der iie wählt, o, solche Frauen allein können rief nnd seliq im Bewußtsein ausrufen: Jet) bin geliebt! Conradine macht-: eine la.«.:uernde Bewegung, als sröre sie. Der Ekel schüttelte sie. All die Salt-Hosen zogen an ihrem Gedächtnis-. vorüber, denen sie Güte, Mitli«i«, Vertrauen. hilf- ce schentt. und sufr roenso zahlreich nur-n die, welche ihr das schlimm aelolint. Und sie erbitterte sich gean alle, alle, drnen sie einmal wohlaethan Jn diesen Augenblicken ward es iiir Felix sast ein Verhängnisi, daß auch er unter denen war, an welchen sie Wohltisat geübt. Sie hätt-.- dafiir de zahlen mögen, arm zu sein: bezahlen, um das Verhältniß zwischen ilmen um zulegeiu ils-n zum großen Herrn sic) Zur « ienerin machen zu lönnm Jhre Seele sehnte sich nach einen-. Zustand schöner Demuth, glüclichen s Vertrauens. Sie schrieb in derStim mung dieser Stunden alles aus die äu ßeren Umstände, die nur erschwerenoe Beglseiåung ihre: innerlten Beanlagung waren »Es donnerl,« saate Madame niere. Von sern ker, aller von alten Seiten, als gehe ein-: aroize Schallwclle rings um, rollte der Donner. Es weiter-— leuchtete röthlieu und verschwommen in turzen Auszuckunaen im Westen, es: blitzte celbiackig im Norden· »O Gott,« same Madame :;.er.- ani, die sich bei Gewittcrn mit ncrvoien Kla siiinden wichtig machte. Gelangtreilt sakrte Conrcainc »Man wird den Waaet« schliessen müssen!« Der Kutscher bielt nnd wint tc dem aus dem Ackerwaacn wir dem Gekiick hinterdrein kommenden Jas person. Die Männer unterhielten sich ein-: Weile auf pl.-.t!«reutfch, während sie den Himmel rund un: besahen. Der Kutscher reg Adams-Jen- schien ani vesorgteiten. lconradine writan nicht, wag er sagte. Et hatte unter ei ner großen Nase einen zalmlosen Mund, der von einein grau-Helden Bari bedeckt war, dessen Haare in ein-er Ioaq« rechten Linie unter der Nase aufetzten und in dichtem und aleichmiißiasem Strich abwärts wuchsen, so daß es aussah, als llebe dem Alten ein vier eckiges Stück Tocnisiekfell unter der Nase. « »Was will der Mann?«« fragte Conradine ungebuldia. »Das ist ja der alte«hadetien,« sag te Jakpericm ein wenia oeieldigt, Das die Herrin ten seit vielen Jakren auf Ekel-hin Bedienfteten nicht mehr trenn te· »He-dessen meint. wie sollen in Daqensbüll einleheen.« »Das-entwa, das ist der lleine Hof da drüben? Rein, wie ficht-ein Schnell.« haderfen nahen seinen Peiifchenstiel zwischen die Knie und machte einen neuen Knoten in die Schmilzr. De Radelkn gahi aber nu «aetuh nicht in’t Gewitter«, sagte et pl; »ma lisch. »Wenn dat Behtiia nich will, denn helpt alleni Auen-Muhmen «:ich.« »Alle nach Baumöl-Mk ein'-date Contadine ergeben. Sie kamen gerade rechtzeitig an. Die Pferde konnten in dioStdeune gezogen, die Wagen mit Plane-e über-deckt nier den, ehe das Wetter mit vraffelndem Regen und trachenden Dom-erschlagen losbrach. Contadtne mußte sich von den ein fachen Vesihern des Hofes wie ein will tommener, geehrt-er Gast behandeln lassen. Man bot ibr Erd-beeren mit Milch, Saft mit Wasser, Blitlerbrot mit Landwurst an. Contadine lehnte ab, aber zum Glint gab es für Madame mere keine Men schen« die ihr zu gering gewesen wären, sie zu ihrem Publikum zu machen. -— llnd so nahm diese, mit der Sorge le schäftigt, den Eindruck einer vorneh men und leutfeligen Dame hervorzu- » bringen, Unterhaltung und Consmn aus sich und vergaß iiber den Compli menten der Daaengbiiller und drin Wohlgefallen an den Erdbeeren ihre herkömmlichen »Zuftiinde«. Als das Gewitter vorbei war, ging ein kräftiger Regen nieder· der ganze Himmel war gleichmäßig grau, tie Dämmerung brach herein. »D-schje,« sagte hadersem Ier für den andern Kutscher und Jagpersen eine große Autorität war. »den matt alle Anstalten, biit nich mehr svtolkiL ren, denn is dat iroll heter. wie iobrt sachte to Hu5.« Conradine war einverstanden Alles hatte sie sich aus«-Hain nur nicht diese Heimsalirt im Requi. Das Wagenfenster war offe«-.; rau schend, iiihlen Athm und oersprengte Tropfen hereinsendend strich Jraufzen der Regen nieder. Die arme Däm merung verdichtet sich immer mehr. Sie passirten das Hoftt,or. Reine Fackelfeuer loderten durch die Schatten des Abends-, der schwere Regen schlug die herben, frischen Düfte der Eichen guirlanden nieder. Conradine sah sie gar nicht, obschon sie sick von der Els . renvforte über der Einfabrt in schönen I Bogen, gestützt von jungen Tannen, ! bis zum Schloßportal zoa:n. » Coniadine fühlte, daß sie erbleicbte. J Jtr schien es. als müßten ihre schmer j senden Augen ties in den Höblrn Sie ; gen. — Der Waan hielt. Im Schloßportal stand Frau Pet terson, in der fahlen Beleuchtung mehr anzusehen wie ein unaebeurer Sack als ein Mensch. Hinter ihr im Flur brann ten zwei Lampen, die nebeneinander auf dem Eichentisch standen. »O Gott, nee, bei das Wetter! Un sere liebe, treue, gnädiae Fran!" rief sie nnd streijxclte Cixsnradine bescheiden und zärtlich immer wieder den Aermel des Staubmantels. Halb erleichtert, halb enttäufchr iagte Conradine: ,,Guten Abend, meine nule, :-.lte Vettersrm Immer frisch? Na, ras freut mic» Aber so allein? Nicht mal Zhöke hier?« Sie fragte nach »Vbi5de« und »rein te einen anderen Namen. »Ach Gott, das arme Lamm muß bei Großvater und Großmutter sein« v»n me en das Wetter. Gödige Frau wif en ja, Großvater is bange bei’s Gewitter und Großmutter tbut daz Blitzen an feine Auan loeli,« tlaqte Frau Petterson »Aber in’n gelben Solon is alles fein voll Blumen, ch, rak is eg. Die sind von eibode.« »Und und « die Herren ?« fragte Conradine,indem sie sich nach rem Vers-« bleib ihrer Reifegefährtin umzusehn en. »Ach Gott,ick, wollt es in lieber nicht sagen, aber ’rauH muß eJ doch.·' »Und was den-ist« »Es bat bei Jölshaab eingeschlagen nnd brennt.« Z. »Darf ich derein, Tante?'« rief Phö de am anderen Morgen hinter doma dine’s Thür. »Ja, mein Kind.'· Die Thiir ward ausgerissen, und Phöbe kam herein. Sie lief auf das Bett zu, warf sich über Conradine und bedeckte ihr Gesicht mit zahllosen Küf sen· Dann sprach sie gleich, natürlich von fich. Sie aß auf dem Beistand und hatte ihre "nde im Schooß gefaltet. Sie sprach mit arrßer Lebhaftigleit, mach-te aber niemals die allerqeringste Geftitulation dazu. Diese ruhige An mntd der haltung bezauberte Conta dine. Aufmerlsam folgte sie dem rasch « wechselnden Mienenspiel des jungen Gesichts. USE-M hat Recht dachte sie, zu rund « a, um schön zu sein. Und doch se r reizend wirkt die qanze Per on. l l l l .,Wie ich mich nack, dir aesehnt habe, . C.onradine, das annit du dir nicht rot- « stellen! Jch bin so febr allein, seit Miiz Garfield weg if» Die Großeltekn find zu att, die verliehen mich aar nicht. Die Dahn mich bloß lieb. Miß Gariield tagte immer: »Liebe ist alle-k« Aber seit ich io recht über das Leben nach denke-, und auf alles auspasse, was die Menschen sich unter einander thun, und wie sie zu mir sind, seitdem tommw mir vat, als wenn Liebe allein watz ziemlich Ueberfliissiges ist. Ich tann dir nicht so beschreiben, wie ich das meine· Aber es ist so ein todter Schad, nicht wahrt Wie wenn man in der Wüste kostbaren Schmuck trägt und dabei hunger und Durst leidet Nicht? Du verstehst mich aber gewiß, Contadine, und wenn du auch zethahte älter bist, als ich, bist du doch gewiß so aeduldia und erlaubst mir, dich nach allem zu fragen.« »Gewiß. mein Kind« taate Conta dine, »du hast ganz wahr-Liebe ist tei neiwegs alles. Vetsteben ist beinahe mehr als Liebe, wenn keine gemeinsa men JnteressemAnlchanungem Lebens geawohn ten, äst tischen Bedürsnt e nd Jch täu che mich wohl nich : die rbun Liin wideni hat dich auf diese Gedan en ge racht.« Phobe sah ihr tlar in die Augen. »Aut- nicht das allein,« sprach sie ehrsich. »Ich weiß selber nicht, wie’s kommt, aber ich dente jetzt so viel iiber Liebe und Heirath nach. Das tam aber doch» vielleicht durch all die schönen Dinge, die Länawitz mir immer sagte, wo er mich erwischte. Man dentt dann unwillliirlich, ob andere das auch fän den. Uebrigens war es doch sehr zu dtinglich und eilig ron ihm· an dich zu ielegraphiren. Meinst du auch· ich sollte ihn nehmen?« »Ab-er unter aar leinen Umständen!« riet Conradine. Phöbe fiel ihr jubelnd um den hals. »Ich danke dir,« riet sie, »nun brau ste ich mich doch nicht mit dir zu erzür nen. Denn ich hätte ihn natürlich auch nicht genommen, wenn du es befohlen haben mürdeit.« «So,« sagte Conradine, die Arme nistet dem Krps verschrönlend, »und was hättest du dann gethan?" »Ich wäre wegaegangen, eine Stelle anzunehmen oder so. Arbeiten ist teine Schande Adrian arbeitet wie ein Knecht Ich bin auch so fleißig, wie ich irgend tann, aber leider aibt es bei uns gar nicht so viel zu thun, daß ich jemals zu dem schönen Gesiihl läme, ich hin ebenso fleißig wie Adrian.,, »So, so,« saate Conradin-: und be schloß bei sich, daß Adrian diese Aca ßeruna wieder erfahren solle. »Aber weßhalb hat denn arrade Adrian mir tslegravhirt, daß ich loinnien solle?« »O, Donners-ma, das war ein gräß licher Tag. Lönawitz aina mir nach und traf mich bei den Pappeln - er innersi du dich noch an die?« tfonradine schloß dir Auaen. »Und denle dir, obgleich ick ihm da sagte, :r lönne nie mein Mann werden. iorsllte cr mickj küssen, mit Gewalt. Ich wehrte mich. Aber srshne Felix DahL land wäre ich nicht unaetiisit davonge tommm Der wars sich auf Längwitz, und des.t’ dir, drr hat ihn gestochen Arrian verband ihm nachher die Hand. p« Seitdem nennen sie sich du. Hieraus schlcsz Contadine. das-, jjeiir der Verwtindete war. »Sck;1imin?« fragt: sie laum hörbar. Pliöbe schüttelte den Kons. »Mehr interessant als schlimm, sagte lerian aus Spaß. Na. und dann hat Längin sich brieslich entschuldigt, und » die Herren gingen sicks aus dem Weg. s Tu sollst sozusagen zwischen ihnen Recht sprechen. Längwitz tam nachher « zu Großpapa und hielt an. Großmut ter ist sehr dafür. Sie sagt, es sei doch immer eine Versorguna." , »Dann sollst du nie deuten, wenn J dii dich zum Heirathen entschließt.« Pliöbe schüttelte wieder den Raps mit deiselben Miene ungestörten reiner - Seelenruoe. ! »Tlnie tri: auch- niichtt Ich will nicht - ,,Versorgt·' sein. Jck will helfen mitlei cerr Du sagst doch auch immer, dein Geld macht dick, nicht glücklich." »Nun, Sorgen machen aber auch ge · rade nicht glücklich. Darüber werden wir weiter sprechen, wenn einmal Je mand um dick, anhält, den du möcht-:tt.« »Ach, der Jemand tomint wohl nie,'· sagte sie laden . »Hier aiebt’H auch teine Mäniier.« »Meine Mänt.er?« meinte Conradiue und sah Pthe scharf an. »Felix Dani- - laiid zum Beispiel.« Das Mädchen war ganz erstaunt. »Felix Dadllard.« wiederholte sie, »als. der!" Conradine sal:, daß an den nicht im Traume gedacht wurde. Sie lächelte. »Und dann Adrian?« suhr sie fort Phöbe sprang aus. »Adrian? AdrianS Ein solcher Mann sollte je an ein so unbedeuten les Ding denken! Q, der verdient die schönste, reichste, edelste tFrau asis der Welt. Für den ist die Be te gerade gut ginug, du, Contadine, du . . .'· Sie wars sich wieder über die Lies gende und liißte ihre Wangen Sie weintö. Conradine streichelte ihr dass aar, und nach einigen Minuten spra sie gan unbefangen: »sich die Gardinen zuriiel und sage mir. was siir Wetter ist. und was du schon dein Feuer aus Jölshaab ge hört hast« Phöbe ging zum Fenster und be richtete: »Es re net, endlos-, scheußlich. O, wie sich err Dahlland wol-l argertl All seine schönen Guirlanden, die er hat machen lassen. haft dn gesehen e ftern Abend? Das hört die nächi en Tage nicht mehr auf. Na, auf Entlas bcraen können sie ja immer ’n feuch ten Sommer besser brauchen, als ’n trocknen. Den Torf tönnen sie schlief-, lich tiinstlich trocknen. Dente dir, Adrian hat neulich Hagelichlaq gehabt Dre Agent hat teer eoulant ausge zahlt.« »Und das Feuer auf Jölvhaab?« iraate Contadine mit wehmlitliigent Lächeln. Sie neidete dem Linde dies-es Interesse an dem Torf und dem Hafer des heimlich Geliebten. - « »Es ist ziemlich iazlismn gewesen. Die häuker. worin die Ochsenmärtee wohnen, ind ausgebuan dann die Sakeunen »s- das leyte Heu ist aber erst estern gemäht, und das erste noch vix -erein gewesen. Der Schaden ist ni groß- sagt Felix, nnd da doch wohl Banleute samtnen wegen der Ziegelei -—- die Sachverständigen sagen· sie muß unbedingt gebaut werden — so ist sie schnell wieder aufgebaut Ueberdeni ist ja versichert- Zu Schaden iit auch Nie mand getommen.« »Du hast herrn Dahllund schon ac sprechen« »Ja, ich bin um vier ausgestaner und fal- mal nach, ob die Leute mit der-» sit Speise fchon wieder da wären. weilte mal hören, ob die Collasboreer Speise mit unt L« chen dagewesen ist Zum Gliick amen e gerade an. Fei x auf dem alten After-. Denke dir, die Spritze hat großartig funltioniri. Ltdrian liat te nach feinen Angaben von feinem · tcllrnacher bauen lassen.« Eonradine begriff, daß fie nur über Adrian und feine Angelegenheiten un terrichtet werden wiirde· »Ich will ausstehen. Schicle mir die eJungfer mit Thee her. Und gehe du o lange in den gelben Salonx da fin dest du eine PavpfchachteL du kannst fie austramem war drin ift, gehört dir —-— die weiße nicht die braune schau-m- kief sie noch Hinter Phöb er. Die Jungfer war daran gewöhnt, daß die Herrin während dei-« Eil-allei dens einige reundlickzz Worte sprach. Heut blieb Lonradine stumm , Jlfre dont-enden Gedanken gin en immer tiefer auf allerlei iiberflüfage Erwägungen ein. »Wenn ich nicht gekommen wäret Bltkfclch hätte fiel; dies alle- auch ord nen lassen und bequemer fiir mich! « Vielleicht wäre ich mir bei längerer Trennung völlig llar über das gewor - deu, was mein Herz will-« Läbesrz sie wåirdnun einmal hier, und ed te , vo --1ltung die nä ten Stunden überstehen: Felix begstnen und ihm danken fiir die Entlarvung Lanawrt3’. fiir die Entdeckung des werthvollen Thong und endlich ani warmsten dafür-, daß er Phöde vo: einem k:utalen Angriff defchiitzt; dann lueß es, unt Längwitz Gericht abhal i i ten. Diese letztere Aussicht war ihr so unangenehm. daß sie selnndenlang dachte: hättePelix dech nie seines-schar tereien entde t! Dann schämte sie sich diekzre Regungen. nn doch wenigstens Adrian da wäre, dachte sie. Und wie aus ein Stichwort, hörte sie gleich darauf ne benan sein Lackfen nnd seine bewun dernden Ausru e. Als sie dann selbst in den Salon tiat, stand Phöbe mit ausgebreiteten Armen und hielt sich ein Kleid von weissen Spitzen und blauen Schleier vor, dass- in der Pappsehachtel gewesen, und Adrian, die Fäuste in den Seiten, stand etwas sperrheinig vor ihr und staunte. Nach seiner Mei nung war dies ein Kleidungsstiich mel ckes erreiszen mußte. wenn man es cnsa te. Nun wandte er sich um, als er die Thiir gehen hörte. Sie liesen auseinan der zu, er nnd Conradine. und hielten sich in tiefer, ruhiger Freude fest an den Händen. .,Siehit du. wie ich·5n, daß wir dich endlich einmal wieder haben! Also Mord und Todtschlag muß beinah’ sicssrrem ehe du lommstl Bist du mir auch bös wegen des Telegrarnmsi Nachher daeltte ich auch, am Ende mäss nicht nöthig gewesen, und du hättest Felix schriftlich eine Vollmacht schielen lifnnen, den Schuft 'rauszusctnneiseen. Aber im Moment dacht' ich blos, daß Phöbe doch recht verlassen sei«, sagte er herzlich Sie sah ihn an. »Wie männlich und wie ernst du aussiehst!« ries sie, »du bist viel älter geworden, du siehst aus wie ein Mann von Mitte dreißia.'« »Na, ja, Eollasborgem das ver israucht einen. Aber es geht aufwärts Conradine, aufwärts. Ich werde ja hoffentlich nicht ganz alt und grau darüber werden, ehe ich- iiber ’n Berg bin. Denn eh« ich nicht ganz oben steh’,» cißt du. lann ich an mich selber nicht denken.« Phöbe packte still nnd sorgsam ihr Spitzentleid ein. Ach werde es doch wohl nie tragen! dazne sie wehmüthig. »Und was sagst du denn zu all den Heldenthaten von Felix Dahlland? Da hast du mal eine glückliche Hand ge habt! Hat er dir erzählt?'« »Ich sah ihn noch gar nicht,« erwi derte Conradine. »Jetzt, jeht,'« dachte ; sie, «Adrians Gegenwart erleichtert es. . . . Wir sollten ihn doch herbitten las » sen," sprach sie. »Ich hole ihn.« »Aber nein.« Sie llingelte. Sie vermochte zu ihrem eigenen Erstaunen aanz unbe kangen zu der eintretenden Jungser zu agen: »Jet- lafse herrn Dahlland bitten, sieh gutiast hierher zu bemühen.« lIortieyung lalgt.) Q. Wenn auch Viele alauben, daß die s:z,000,000, die Spanien die letzte-Spa zierfahrt des Admiral Camara nach -« Port Said kostete, zum Fenster hin ausgeworfenes Geld seien, lo mogensie doch nicht dabei vergessen daß Spanien als banterotte Nation lich solche tleinen Ertraoaganzen erlauben kann. Jst der Staats : Banterott ferlia. dann bleibt ja so allen Gläubiaem das Nachsehen. Glaubt Jemand, daß wenn über die Absicht des amerikanilchen Voltes oer eeringite Zimiiel geherrscht hätte, das gamma-Ug- qunzloltem in deinen-. e- aalen auf seiner feilen Basis zu er halten, man der Reaieruna auf eine Anleihe hin Tausend Millionen Vl lara auten Geldes mebr anaeboten ha ben würde, als die Neaierung über haupt gebrauchen lanns Das-« aus dem Routine-Gebiet in diesem Jahre zu erwartende Gold ist nach einer Abschätzung bereits aus die Summe von 810.000,000 herabgegan gen. Es toslet beinahe mehr an Relie geld ete., diese Summe von dort herzu bringen, dle unendlichen Strapazen und Gefahren gar nicht etngerechnet.