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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (March 27, 1896)
Oel-wehrt Hishi Roman von Tlarissa Lohda Fortsedunw E »Lassen Sie die Menschen reden; wenn Sie und Bruno nur schweigen, werden sie sich bequemen müssen, mit ihren Reden auszuhören und abzuwar- j ten, gleich un« l »Das glauben Sie nur nicht « wars! Frau o. Bellin ein »Hat man doch m Radnitz sbeism Grafen Wald-en schon davon gesprochen obwohl nittiirlich mit i Zurückhaltung selbst vor Brunn, der gestern dort zur Auerhashnjsagd einge laden war. Sie haben wohl gehört daß der Legationsrath d. Wenzeln, ge raide wie im vorigen Jahre auch beim l Grasen Wolden als Gast weilt-P »Der Legationsraish v. Wenzeien?«« fragte der Pastor überrascht s a, hasben Sie es denn nicht in der ; Zeitung gelesen? Seitdem der Gat- i terpberger als hergestellt betrachtet ’ wird, und Baron Arel seine Strafe abgebiisit und mit dem Erbe die Braut verloren hat, ist er ein Gegenstand all- . gemeinen Interesses und bei seinen Borgeseßten geradezu I» muri-i umta, geworden. Gras Wolden protegirt ihn besonders lebhaft, und man erzählt sich, » daß er ihn zu seinem Schwiegersohni ausersehen habe, eine Partie, »die ihnz zugleich reichlich fiir die eingebüßtei Erbschaft entschädigen würde« i ) »Hm hm,'« machte der Pastor, »und ! - »was hat Brutto beim Grasen gehört?« k »Nun, daß die ehemalige Braut des Z Legationsrathz augenblicklich in Korsu - weile Irgend Jemand aus der Gesell schast sei ihr in Rom begegnet dem sie ihre Absicht, nach liorsu zum griechi- ! schen Ostersost zu gehen, mitgetheilt habe. Da man nun den Baron in s Korsu weiß, außerdem seine früherec heiße Bewerbung um die Amerilanerin T kennt, und Jlse nun hierher allein zu- i rückgeiehrt ist, so macht man natürlichs seine Combinationen, die sicher nichts weit von der Wahrheit liegen. Wa l rmn kam sie auch gerade hier-her? Sie s hätte in irgend einem anderen sern lie- I genden Orte die Entwickelung der trau- i sitzen Angelegenheit abwarten sol- ! en g« ! »Da sie aber dies nicht gethan,« ; warf der Pastor deschwichtigend ein, »was ich nur zu begreiflich finde, da sie in ihrem Leid nach vertrauten Herzen i sich gesehnt haben wird, machen Sie ihr I den Aufenthalt nicht schwerer, als ers es schon ich.« z «Wo denken Sie hin, Herr Paftor2« H rief Fraii v. Bellin eifrig. »Ich ihr E « den Aufenthalt schwer machen, meinem : eigenen Fleich und Blut, das so un , gerecht zu le n shat? Aber Vernunft einreden, das muss ich ihr, denn sie denkt an die Zukunft gar nicht. Nicht wahr, auch Ste, Herr Posten werden H es nicht dulden, daß Jlse, wie sie eben , Terst geäußert hat, mit ganz leeren hän xden davon gehen will. Geliistet es dem s« Herrn Baron, sich eine andere Frau zu nehmen, fo hat er doch selbstverständ lich fiir die Verlassene standesgemiiß zu , orgen -«—--« z ,,Gnädige Frau,« bat der Pastor, der bei »den Worten der Mutter Jlse zusammenzucken fah, »sprechen wir doch jetzt nicht davon; hier stehen augenblick lich ja viel höhere Fragen im Spiel, als Geld unsd Gut·« »Geld ist doch nxsn aber einmal nicht zu entbehren, »das wissen Sie auch.herr Paftorx und es wäre ganz unverant wortlich, wenn man darin übertrieben idealen Anschauungen, wie Jlse sie hat, « nachgeben wollte. Sie lennen unsere Vermögensla e, Herr Pastor·« »Freilich, reilich.« unterbrach dieser den Wortschwall, während er heimlich Jlse’s Hand ergriff und sie erm-uthi getrd drückte. »Das wird sich ja auch Alles finden; jetzt ist doch die Haupt sache, die gedeugte Seele dieser armen Frau wieder aufzurichten, und dazu ist es nöthig, daß wir ihr Ruhe gönnen, sich erst wiederzufinden und zu fassen. Und nun, liebe Jlfe, Kopf oben! Denke an den schönen troftreichen Spruch: »Dem Guten ergeht es am Ende doch .« Und wenn es Dir möglich ist, Hei bald zu uns herüber. Meine i Untd Kinder sehnen sich schon nach Dir, und daß sie Dich nicht mit neu gieetgen Fragen —behelligen, dafür werde — chssorgen.« l Er neigte sich iiber sie, küßte ihr die Stirn und gan Frau von Bellin zum Wbschied »die hand. Diese geleitete ihn durch den Gatten bis zur Auszens pforte. » »Ach, das es so enden sollte, so ens « den, wer hätte das geahnt!« klagte sie dort von Neuein. « »Ich Ebitte Sie ernstlich, gnädige Frau, schonen Sie Jlse! Sie ist sehr angegriffen, »und was die äußeren Ju teressen betrifft, so seien Sie überzeugt, tdasz Sie in mir einen entschiedenen - Vertreter finiden werden« »Wenn Sie mir »das versprechen, Herr Passiv-, »mein-te nun krau von Bellin baut-taten »dann wi ich's ja n abwarten. Aber als Mutter muß ; doch solchen Thvrkyeiten wehren,nicht wer-thr, Sie verstehen mich? Das ist doch meine Pflicht, Herr Pastor·« " Dieser nickte nur; wußte er »doch,das; alle weiteren Worte shier vergebens wa "" ten, tvo ·die feinere Empfindung und das Verständnis sitr eine Natur wie gdie tse’s aän lich fehlte. -.-; uf dem imwe e übernachte er NR einmal alles Ge Brie. Es ist etzt los nichts dabei zu thun, schlo er seinen Gedankengang als die Schritte · z Barons in ldieser Angelegenheit ab « wirket-. Erst dann kann man be Ff H I nimmt Deutung nehmen uno iur ore arme Gepritste Zulunstsentschliisse sassen. 20. Gras Mal-den- gab aus seinem schi) nen romantisch elegenen Schlosse ein Futhnuggfen hlkeiche Gäste von Näh M Fest-n rfvfarerö i erzugeströmt, tor Seh-Hi ei lte u den Geht-denen z h z Es war der erte wirtlich warme Tag unsd »die Gese schast shatte sich da her in dem mit seiner Kunst angeleg ten-Garten untd idem wettgehenden Port zerstreut, »der sdie Anthiihe bedeckte, auf der sdas statt-liche, aus dem achtzehnten Jahrhundert stammen-de Gebäude sichs erhob. Begleitung mehrerer Ossiciere, unter Eine Anzahl junger Damen eilte in : diesen auch Bruno von Bellin, aus der i nahen Residenz inach dem Minuten-nis Plas, den man eben dabei war, zum Spiele herzurichten; um »die Pause des Wartens auszufüllen, promenirte man in der sbreiten anstoßenden Buchenaller. Neben Bruno ging die junge Comteß Eva v. Strachwitz, Idie er im Winter in Berlin während seines Commandos an die Central-Turnanstalt östers bei Frau v. Willrich gesehen, in ideren Hause er mit rder Mutter verkehrt hatte. Die junge Dame galt unter den Cavalieren als eine shalsbe Gelehrte und war desshalb nicht besonders beliebt. Bruno aber hatte sich ihrer Begleitung nicht entziehen können, sda die Comstch »die von »der Rückkehr Jsse’s von ihrer Reise bereits vernommen hatte, ihn förmtich mit Fragen über-schüttete Be sonders verlangte sie über Korfus etwas Genauered zu hören, da die Baronin ihm gewiß viel darüber mitgoetheilt habe. Von jeher habe sie gera- e siir die interessante Jnssel geschwärmt, ob sie »denn nun lden Ideen, die man sich von dem Phäalenlande mache, auch entspräche? Bruno suchte sich so gut wie möglich aus der Asfaire zu ziehen. ,,Genaueres vermag ich Ihnen wirt lich nicht zu berichten, gnädigste Com teß, nur so viel, daß sie einen berühm ten Prosessor zum Lehrer gehabt hat, sder ihr und ihrem Manne idie ausge dehntesten ; Vorträge gehalten hat. Hahat Das war so etwas- fiir meine Schwester, das hat sie immer geliebt, während ich. ganz im Gegensatz, mich vor so gelehrten Herren stets gerne drückte.« Comteß Eva verzog ein wenig ver sieht-dich den Mund: »Ja, ich weiß, sdie Gelehrsamkeit ist gewöhnlich nicht sdie Passion der jun gen herren Officiere» Hoffentlich hat Jhr Schmager eine Ausnahme davon gemacht und mit seiner Frau das Jn teresse fiir das Alterthum getheilt. Wie heißt »den-n sder Professor, wissen Sie den Namen?« ,,Bedaure, gnädigsie Comieß. hat mich wies-lich nicht sso sehr« interessirt.« »-Schade, daß Jhre Frau Schwester nicht hier ist. Warum ist sie eigentlich nicht gekommen? Es wäre doch sehr interessant gewesen, sich von ihr etwas erzählen zu lassen." »Ja, das bedaure ich auch, da ich Ihnen- -beiin betten Willen nicht so zu dienen vermag, wie Sie wünschen Aber Sie wissen, bei dem leidenden Zustand meines Schwagers hat das junge Paar vsititther noch gar teine Vi siten machen können« ,,Hossentlich holen sie Idas nach, so balsd sder Baron zurück is ,« meinte die Comteß; »ich bin schon sehr begierig, Jhre Frau Schwester lennen zu ler nen.« Bruno war froh, daß er jetzt Pastor Seyffarth auf sich zuckvmmen sah und sich von seiner Begleitung verabschieden konnte, um ishn zu begritsßeih »Wissen Sie, wo Fräulein Altwiel ist?« fragte der Pastor, mit dem jun gen Ossicier einen Händedruck tau schend. »Ich bin auf der Suche nach ihr.'« »Ich glaube, sie mit dem Legations rath von Wenzelen und Coneteß He lene nach ihrem Lieblingsplatz, der großen Linde am A nge, gehen ge sehen zu haben. Sie ennen doch den Mai-« » ,-Geioiß, gewiß. Doch noch eins, lieber ano, unter vier Augen,« sagte er unid hielt Even schon zum Fortgehen sich Anschickenden noch zurück. »Seien « Sie recht vorsichtig und lassen Sie sich nicht ausfragens über hre Scknvester.« Brsuno machte eine "-berlegene Bewe gung mit loer Hand, ails wolle er Las . gen: »Wie können Sie daran zweife n? J Das ist ja selbitverstiisndlichl« »Das-en Sie Jlle gesehen?« itaqte er dann. »Ja, ich war bei ihr -—« »Und was denken Sie, Herr Pa stor?« »Ur-über ein andermal. Sie wer den beim Lawniennis bereits erwartet. Auf Wiedersehen - « Er zog sden Hut und schlug »die Rich tung nachdem svon Bruno ihm angege benen Platze ein. Zwischen sihm und Kästhe Altwiel hatte sich isn fVen. Mo naten, die sie nun schon auf Schloßi Mnitz zubrachtenvo sie nach der Toch ter auch noch den Grafen und sdie Grä sin gemalt hatte, ein eigenartig ver iranensivolles Freundschaftösvevhältniß entwickelt. Trotzdem main sder jungen Malerin im Schlosse mit lder ausge luchiesten Zuvorlomniensheit Gegegneie, H fühlte sich »diese dort doch mehr oder weniger als- eine Fremde. Das ain eigene Füße sich stellende, von ihrer M den Lebenserrverb suchendeMöids chen stand in ihren Axnsichtem in ihrer aanzen Lebensaussassnsna naturgemäß -.-..-·-..-· · -«»v un Gegensatz zu ver grakuchen Janu lie, und sebbst Camteß Helene, die sich, ihr mit sder Anschmiegungsfäthigleit der Jugend angeschlossen shatte und sie sehr . ewundette, vermochte ihren Gedanken, ihrem Wollen und Streben doch nicht zu folgen. So waren sdenn die San sden im Pfarrhaufe zu Herrhetm ihr zsu wahren Evholsungsstunden geworden, in denen sie mit dem versständnißvollem ernsten und doch milden Pastor alle die Gedanken austausfchen durfte, die sie im Schlosse zu Raldnitz strenge zurück halten mußte. Er hatte ihr viel von Jlse erzählt, und durch iihn hatte sie Interesse für diese seltene shingebun s volle Natur gewonnen, wenn sie ch auch sagte, daß sie in ähnlichem Falle vorsichtiger gehandelt und nicht das Herz so ganz mit dem Verstande hätte durchgehen lassen. Daß die Liebe in einem Fraueniher zen eine solche Uebermacht gewinnen könne, um iisber so wichtige Bedenken sich hinwegzusetzen und allein idem tange, des Geliebten Wünsche zu er füllen, nachzntonnnen, das verstand sie nicht. Eine Liebe, bei der nicht auch die Vernunft ihr gewichtiges Wort mit spricht, war siir sie etvas Uns«oenl««bares, auch glaubte sie nicht an ein Eheg—liicl, »Das sich nicht auf den soliden Grund lagen aeiftiger Gemeinschaft unsd eines gesicherton Vermögensstandes ausbaute. Besaß sie überhaupt die Fähigkeit zu Ueber-?- Auch daran zweifelte sie bis weilen. Sie tonnte sich als gefügige Gattin nicht denken, und die Gestigig iekt war doch ihrer Meinung nach eine Bedingung znin friedlichen Eheleben mit einem Manne Dagegen fühlte sieI sich zur idealsten Freundschaft fähig! unso zu allen Opfern bereit, sdie sie von ihr fordern konnte. So wußte denn auch der Pastor von ihrem Freundschaftsverhältniß mit. Aer v .Wenzelen unsd oft, wenn sie von; dieser Freundschaft sprach und dazu ihre Grundsätze entwickelte, die immer darin givfelten, sdaß eine Künstlerin nur ihrer Kunst leben sdiirse und der Ehe entsagen müsse, lächelte er still vor sich hin und dachte, wie alle diese Theo rien so leicht sbrüchig würden, sobald die Frage ernstlich zur Entscheidung heran-träte War er doch innerlich da von überzeugt, sdaß Käthe’s warme Freundschaft zsu Aer doch im Grunde Liebe sei, die nur noch unbewußt in ihr schlummere usnsd eines Tages erwachen und alle Zweifel und Bedenken wie im Windhauch davontragen würde. Frei-; lich gehörte dazu, daß Axel v. Wenze-i len diese Liebe erwidere. ’ Darüber war sich der Paftor freilichj nicht ganz klar. Daß Axel sie werth, sehr werth hielt, das hatte er wohl bei den seltenen Gelegenheiten, in denen er die Beiden zusammen gesehen, bemerkt I Niemand konnte ein achtungsvolleres Verhalten, mehr Aufmerksamkeit zei- i gen als er für Rathe Und wenn fiir eine der Damen iin Woldenschen Kreise, so hatte er fiir sie zuweilen ei nen weicheren Ton in sder Stimme, einen wärmeren Strahl im 5Lliugr. Sei ner Empfehlung verdantte sie ja auch die Beftellungen des Grafen Wolden, der sie zu ihrer Ausführung fiir Mo nate in sein Haus ein laden ihatte, eine Auszeichnung, die ni t Vielen zu Theil wurde, da der Graf ein sehr sstolzer Mann urvd sehr darauf bedacht war« seine eben erwachsene Tochter nur ini gleichgestellten Kreisen sich, bewegen zu! lassen. Das Alles sprach wohl für die An nahme wärmerer Gei iihle fiir die Ju gendgespielin, andererseits jedoch hatte die Mittheilung Frau von Bellin s »daß Graf Wolden ihn zum Schwiegersohn ersehen habe, den Paftor stutzig ge macht. Da sie ihm Vieles über die Ameri tanersin erzählt, ldie jetzt so verhängniszi voll sich zwischen Jlse und ihrem Gat ten gestellt hatte, drängte es tihn, mit ihr Rücksprache iiber sdas Geschehene zu nehmen. Ihm schien es Pflicht, auch gegen Jlsfe’s direkten Willen, Wolf we nigstens nicht u ewarnt tin sein Un glück gehen zu la en. Jedenfalls wollte er Käthe zu Rathe ziehen nnd vielleicht ihren Beistand erbitten. Die Gesuchten saßen wirklich unter der alten Linde. Käthe, den Kopf an» inerr Stamm gelehnt,den Blick gedan envoll in- ldie duftende Ferne getaucht, Comteß Helene, eine nicht gerade hüb sche- Doch- isUgMdsiische Erscheinung neben thr, in lebhafter Unterhaltung mit Aer begriffen, sder vor den beiden ’ Damen in einem Gartenstuhle lehnte, tden er leise wiegend hin und her be wagte Er galt rron feiner refervrrren Acri doch für einen gewandten Caufeur, der mit Takt in jeder Gesellf ft den rich tigen Ton zu treffen tou te. Scharf im Urtheil, zuweilen- fogar fchonu·ngg los, shatte er doch sstets fo viel Selbstbe- · herrschana, damit snie an ungeeignetem I Orte hervorzutsetem E Auch jetzt wußte er sdas Gespräch ganz in den »dem Denkens und Zählen l eines noch fehr jungen Mädchens ange- i messenen Grenzen zu halten. Als alter Freund des Hauses, fein verftovbener Vater war sStudiengenosse des lGrafen Woldem feine Mutter noch entfernt verwandt mit der Gräfin gewefen, hatte er vielfache Antniipfungsipuntte mit der jun-gen Eomtefz. Man sprach von Die fenr und Jenem aus ider Gesellschaft, wagte lwclhl auch einen Streifzug in die Kunsft unid Literatur-, ohne sich irgend wo Fu vertiefen oder auf ernftere Fra gen, tvie er fie mit Rathe zer behandeln liebte, einzugehen Der Paftor wurde von den jungen Damen- «lebhaft, von Axel höflich be willkommnet Man rückte ihm einen i Ort-he rnin Wo svar ehn las Fu neh men« was er tin-essen abl nie. Mc nur Cornteß Delene bog n n-, die er schon lbeism Latvntensn s vergeblich sbe. Bekasschon gespielt?« fragte sie »Man hat eben begonnen, ich glaube, Sie wurden sverm«ißt.« ,,Wirklich? Ja, ich habe versprochen, mitzuspielen und spiele ja auch so gern!« »Darf ich Sie hin-begleiten?« fragte Aer aufspringend und bot der jungen Dame seinen Arm. »Und Sie?« fragte sie, ihn msit lei iem Erröthen annehmensd. »Sie wissen, ich spiele «nie.« Er snkar schon vorwärts- geschritten, in einiger Entfernung folgten ider Pa stor unid Kät-he. Diese hatte sogleich des würdigen Herrn Absicht verstanden und sah ihn gespannt an. »Sie haben mir etwas zu sagen,Herr Pa-stor?« ,,Errathen Sie es? Nun ja sunsd ich bin froh, daß es mir so rasch gelungen ist, Sie allein zu sprechen. Sie wissen vielleicht schon, Idasz Jlse zurückgekehrt ist, allein, ohne Gatten und isn das Haus der Mutter-Z« »Ich hörte davon unsd war erstaunt.« »Wissen« Sie auch, wer die direkte Ursache davon ist?« ftz,«,:2Vt)eline Gra-ham, wie ich Voraus e .« »Wie, Sie haben also auch schon da von gehört?« »Auch davon, lieber Herr Pastor, die Welt ist so nein s »Fa, ja, ich erinnere mich jetzt, auchs Von-no sprach davon, daß irgend Je mand der Dame in Italien begegnet sei und sie von ihrer Absicht gesprochen habe, nach Korfu zu gehen.« »So ist es und als ich das hörte-habe ich mir sofort Alles zusammengereinrt. Sieist wirklich eine Sirene, diese schöne Aideline, wie ich ihr Bild getauft habe; untd wenn sie will, gelingt ihr bei denz Männern Alles.« j »Sie denken sehr klein von unseran Geschlecht. Jch meine doch ——« »Daß es Ausnahmen gibt, gewiß, Herr Pastor; aber Wolf v. Wenzelens gehört sicher nicht zu diesen AugnabiI men!« i «Ske wouen oamu ooch nicht sagen, daß Sie ihn für rettungslos verstrictti in sdie Netze dieser Zauberin halten?« i »Das glaube ich allerdings.« J »Ach und »ich hoffte ssv lehr auf Ih ren Beistand, Fräulein Käthe Wenn Jemand, fo könnten Sie ihn war nen —-« »Warum, wovor? Was geschehen ist, weiß er, auch, was sie ihm angethan hat-« »Jhm angethian?« »Nun ja, asuch smit ihm hat sie ja ge spielt, ihn bis zur Leidenschaft gereizt, um ihn sdann mit ider Nachricht zu über raschen, daß sie schon verlobt sei —« Der Passior schüttelte Eden Kopf. »de dennoch, dennoch, es ist unbe greiflich!« »Sie wird ihn zu überreden gewußt haben, daß sie die Verlobung mit Axels nur aufgelöst thabe, weil sie ihn liebe. i Und doch that sie es sicher nur, weils Axel’s Hoffnungen auf sdie Erbschaftj sdurch Wolfes Heirath ihr vernichtet er- j schienen.« »Und nun speculirt sie auf Wolf« trotz-dem er bereits vermäthlt ist?« « »So wird es wohl fein. Wovon scheute eine Dame zurückDeren Lebens- ’ ziel und Zweck darin besteht, Männer- s herzen zu erobern und sich anbeten zus lassen.« » »So beurtheilen Sie diese Misz Gra hani und wollen Wolf doch nicht war nen Z« »Es wäre ganz vergeblich, »wenn ich es thäte, Herr Pastor. Auf Warnun gen hört die erregte Leidenschaft nie mals-. Jn solchem Falle kann nur noch die eigene Erfahrung wirken, und diese tonimt gewöhnlich zu spät, wie bei mei nem armen Vetter Axel.« .,Doch nicht ziu s-pät! Es war ja ein ; Glück ·für ihn, »daß aus der Heiraths nichts geworden ift.« i »Das wohl; aber was er innerlich! dabei eingebüßt hat, wie Manche-s- seit-! dem anders in ihm geworden ist, das. weiß ich am besten.« Man war in der Nähe des Schlosses angelangt. » »Sie haben also keinen Rath-U fragte er noch einmal hastig leise. s »Einen Rath nicht, doch lassen Sie uns hoffen, daß Wolf die Erkenntniß von selbst kommen werde, idurch Andere wird er sie nicht gewinnen. Darf ich denn Ihre Jlse kennen lernen?« »Ich hoffe, daß sie sich in kurzer Zeit so weit erholen wird, um ein Zusam meniein in meinem Hause mit Jhnen ermöglichen zu können.« »Aber bald, lieber Herr Pastor; ich reise in den nächsten Tagen « »Wie, Sie gehen von hier fort?« »Meine Arbeit ist vollendet.« H »Ah, sda gratulire ich-t« ; Der Graf trat den beiden Ankomss menden lebhaft entgegen. ,,Jhre Porträts machen wahrhastj Furore, Fräulein Altwiel, « redete er sie ! schon von Ferne an. ,,Meisierwerte,J wirklich Meister-werte Wollen Sie sie’ sich nicht auch ansehen, Herr Pastor?« »Natürlich gern, Herr Gras. « Er ließ sich von dem Grasen unter den Arm nehmen und nach dem Gar-i tensaal führen, In dem die Gemälde zur s Ansicht ausgestellt waren. Eine An zahl von Damen und Herren stand da vor, nnd erging sich in Ausyxdriicken der Bewunderung nnd Anerkennung. Der Pastor bemerkte Axel darunter, und hörte ihn laut und emphatisch sprechen: sj »Nicht wahr, so etwas sieht man sel ten aus zarter Damen-han-d her-vorge l;-:n? Jch darf wohl aus meine Ju genossreunidin stolz sein« » ,,Washrhastig ein Meisterwerl,« ver sicherte man darauf. »Unld welch frappante Aehnli-chkeit!« »Wirklsich samoB, die Herren Maler idiirfen »diese Conlurrenz fürchten.« »Wo ist aber ldie Künstlerin, daß wir ihr selbst unsere Anerkennung aus drücken?« Alles sah sich um. Käthe hatte sich still entfernt. »Ha, so ist sie,« meinte Axel, als er an sdes Pastors Seite »den Saal verließ. ,,Wo ihr Loh erschallt, da ist sie nie ge genwärtig. Ein seltenes Mädchen, die Käthe, der man so nahe stehen muß, wie ich, um sie ganz nach ihrem Werthe schätzen zu könsnen.« Der Passtor nickte still zu-stimmend. Jnnerlsich aber dachte er: ob diese Werthschähnng wohl weit genug geht, um ihn zu ·bewegen, sie s-iir’s Leben an sich zu fesseln? Nach Idem, was er von Frau v. Bellin gehört, muß-te er daran zweifeln. Unsd doch, was spricht die Welt nicht Alles, wie viel Ungereim tes? Freilich nach der äußeren Seite shin war eine Verbindung mit »der jun gen Comteß Wolden ssiir den Lega tionsrath um Vieles locken-der, und war er der Mann, sdie Bortheile einer glän zenden Zukunft aus den Augen zu setzen un!d allein dem Herzen zu fol gen? Diese Frage ließ der Pastor heute noch offen, sie konnte erst von ider Zu lunst beantwortet werden. 21. Jlse hatte sich so weit gefaßt, daß sie sieh entschloß, idem Wunsche des Pa stors nachzukommen und ihn in seinem Hause aufzusuchen Die beiden Mäd chen, Elsbeth und Meta, waren außer sich vor Freude und wußten gar nicht, was sie ihrer lieben Jlse anthun soll ten. Meta hatte die schönsten Früh lingsblüthen ans ihrem Garten zu ei nem Sträußchen zusammen-gebunden, nnd Elsrheth ihren Stuhl am Kassee tisch unld ihre Tasse mit einem Geranl umwunden· Und nun ging sdag Fra gen und Erzählen an, und »der Pastor betrachtete lächelnd die anmuthige Gruppe, die Jlse mit seinen kindlich blühen-den Töchtern bildete, die eben Beide mit iweitgeössineten Augen und vor Aufregung glühen-den Wangen lder Beschreibung sdes Osterfestes in Korfu lauschten. »Meh, wie das eigen sein :muß,« rief Elsbeth begeistert, »so um Idie Oster zeit, wen-n lhier noch laum das erste Blättchen an lden Bäumen sprießt,oder gar noch Schnee auf den Bergen liegt, unter blähend-m Lorbeer, Muts-then und Orangen zu wanidelm der Nach tigall zu lauschen unjd das Christus-bild unter blühenden Rosen gebettet zu se hen. Und sdann des Nachts die Pro zession mit den brennen-den Kerzen,und das wunderbare Meer, unsd lder Him mel mit seinem goldig glänzenden Monde, der doch shier auch von unseren Dichtern immer nur als Oder silberne Mond besungen wird, ach, Jlse, hist Du zu beneiden!« Jtlse nickte, aber ein so trübes Lä cheln lag dabei um ishren Mund, daß es dem Pastor an’s Herz ging. ,,O«uält unsere Jbsenicht länger mit Fragen,« unter-brach er nun idas Ge pla;u-der Eder Mädchen, »ich shabe so wie so mit ihr allein zu sprechen.« »Ach, schon wieder allein, Papa? Wir haben sie kaum ein Stündchen erst sür uns gehabt« »Ihr Unersättlichen,« mahnte nun auch die Mutter-, »und wenn die Jlse den igasnzen Tag hier wäre, Jhr hättet doch inicht genug. Kommt jetzt, setzt Euch die Hüte auf, wir wollen Fräulein Altwiel entgegengehen, die um diese Stunde kommen will, von uns Abschied zu nehmen« Die Mädchen gehorchten, wenn auch mit betrübten Mienen; dann war Jlse mit dem Pastor allein. ,,«b1e haben mir noch Etwa-s- mitzu theilen von Wol-f?« fragte sie, mit za gen-dem Blick zu dem Pastor aussehend. Vermochte sie doch seinen Namen selbst nicht ohne innere Bewegung auszuspre chen. Und was konnte ihr von dort auch Anderes kommen als Aufregendes, Schmerzliche-N ,,Justizrath Heldreich war gestern Vormittag bei mir --« »Ah so, ider Scheidung wegen!« Trotz allevSelbstJbeherrschung konnte sie es ldrzsch nicht verhindern, sdasz die Farbe auf ihren Wangen ·tvechselte. Der Pastor faßte ihre Hand und sah ihr theilnehtnend in die Augen. »Nicht gerade »deshalb. Er ihat einen Brief von dem Baron empfangen und bat mich in seinem Anftrage um meine Vermittelung bei »der Ordnung der pe t.uniären Frage, und ich habe diese Ber msitstelung gern übernommen, da ich weiß, wie Dir das Alles jetzt peinlich sein muß. Willst Du mir tdie Erlaub niß geben, für Dich das Nötshige nach bestem Ermessen abznmachen?« Jlse’s Lippen zitterten, sie war ganz bleich geworden. »Herr Pastor, für mich gibt es keine petuniäre Frage in dieser Angelegen heit. kein habe den Baron des damals mir von ihm freiwillig gegebenen Wor-A tes entbunden, damit ist für mich Alles erledigt. Jhnr bleibt es überlassen, die Schritte zu thun, die zur Lösung der the nothwendig sind.« Der Passtor schüttelte den Kopf. »Nicht so, lieb-e Jlse; ich begreift-Daß Du so fühl-st, nnd daß es Dir nicht leickst wird, von dem Manne, der Dich in tiefster Seele verletzt hat, Etwas an f« zunehmen. Aber Du darfst dieser ein pfindsamen Regung nicht nachgeben; darin stimme ich Deiner Mutter voll kommen zu. Uebrigens handelt es sich vorläufig noch gar nicht darum, was der Baron bei einer etwaigen Schei dung Dir zuzusbilligen hat, sondern um die Mittel, die er Dir jetzt zur standes gemäßen Lebensführung zur Verfü gung zu stellen gedenkt, Obis die Diffe renz zwischen Euch so oder fo gelöst worden ist.« »Sie können doch unmöglich glauben, daß ich jetzt noch, nach unserer Tren nung, auch nur einen Pfennig von ihm annehmen würdet-m fiel sie ihm ziemlieä heftig in’s Wort. »Ich weiß ja, da ich, obwohl den Namen seiner Gattin trage-nd, ihm doch nie etwas Anderes als eine Pflegerin gewesen bin. Diese meine Leistung ist beendet, ich habe da mit nichts mehr zu beanspruchen.« »Sei nicht thörischt, Jlfet Jch bitte Dich, sieh die Dinge einmal fo an, wie sie sind, und stelle Dich nicht auf einen so hyperidealisftischen Standpunkt. Mag er Dich betrachtet haben, als was er will, faktisch bist Du seine Gattin, für deren Unterhalt er die Pflicht hat zu sorgen.« ,,Unter gewöhnlichen Verhältnissen gewiß!« wiederholte sie. »Bei mir ist es aber etwas durchaus Anderes. »Sie wissen ja iiberdem, daß ich, sobald ich von den Gründen gehört, idie den Ba ron zum Eingehen der Ehe mit mir veranlaßt haben, fest entschlossen war, weder die mir zugedachte Erbschaft an zutretem noch unsere Ehe als eine für-Es « Leben bindende zu betrachten, im Falle er gesund werden sollte·" »Aber das ist ein Unding. Ja, wenn Du reich wärest! Doch Du bist es nicht, unsd selbst, wärest Du nut sei-ne Pflegerin gewesen, so hättest Du· doch auch ein Anrech·t,fiir Deine Dienste ein Aequivalent zu erhalten, das dem Vermögensstande des Barons ent spricht.« »Ich habe viel von ihm empfangen, mehr als ich je sunster anderen Verhät - nissen hätte beanspruchen -dürfen. Und nun, lieber Herr Pastor, bitte, drin-gen Sie nicht weiter in mich, sSie wissen, wozu ich mich einmal entschlossen habe nach reiflicher Ueberlegung, davon gehe ich nicht ab. Jede weitere Geldsspende von Seiten Wols’s würde mich tief ver letzen, mich in meinen Augen erniedri gen. Da es mir nicht gelungen ist,sein Herz zu gewinnen, unsd er seine Liebe einer Anderen gegeben hat, sind meine Ansprüche an ihn erloschen.« »Was aber willst Du anfangen, un glückliches Kind? Hier bei Deiner Mutter bleiben, die diese Zartheit nie mals verstehen und deshalb auch nie mals verzeihen wird? Bedenke, was das für Dich heißt.« »Ich habe es bedacht, Herr Pastor, schon als ich von meiner Mutter die ganze niederschmetternde Wahrheit er fuhr. Sie bat mich damals, mein kleines Capital, das mir der Vater zur eigenen Disposition vermacht hat, meinem Bruder zu überweisen. Jch verweigerte es in der Voraussicht, dasz schon bald die Zeit kommen könnte, in der ich es selbst brauchen würde. Mit tellos bin ich also nicht, und da ich entschlossen bin, mich wieder meinem Berufe zuzuwenden, den ich niemals hätte verlassen sollen, wird auch für meine Zukunft gesorgt sein.« »Du kennst das Leben nicht,« meinte der Pastor kopfschüttelnd, »und ahnst nicht, wie schwer es für eine Frau ist, sich durchzubringen, und wie sie Gott danken muß, wenn das Schicksal sie so führt, daß ihre Existenz auf alle Fälle gesichert ist. Jch kenne die Höhe des kleinen Kapitals, das Dein Eigen thum ist, es genügt kaum zum noth dürftigsten Lebensunterhalte. Du wirst mir antworten: Ich will mich auf eigene Füße stellen und werde,was. ich gebrauche, hinzuverdienen. Gut, aber wenn Du krank wirst, sonst Dir ein Unglück zustößt, was dann? Deine Mutter hat vollkommen recht, wenn sie eine Entsagung, wie Du sie hier üben willst, nicht dulden will. Es gibt Grenzen auch für die besten Empfin dungen.« Jlse hob wie bittend die Hände ge gen den Pastort »Wenn ich aber nicht kann, nicht kann,« rief sie bebend. ,,Lieber Alles, Alles ertragen, als von ihm eine Be zahlung für die Dienste annehmen, die ich ihm geleistet habe. tssr soll wenig stens wissen, daß ich nicht aus Inte - resse gehandelt habe Seine Achtung, i das ist Ia das Einzige, was ich mir er ringen kann, erringen muß, soll ich mir den Halt für das Leben bewah ren.« Bewegt betrachtete der Pastor die leidenschaftlich erregten Züge der jun gen Frau. Wie sie ihn liebt, dachte er, und solch ein Herz stößt er von sich, der Thor! »Ich sehe wohl,« bemerkte er dann milde, »daß es besser ist, über dieSache « jetzt nicht weiter zu verhandeln. Du wirst vielleicht später rubiaer darüber denken.« ,,Nie, nie!« »Und ich soll dem Justizrath wirk lich in dem von Dir geäußerten Sinne antworten? Glaube mir, Niemand, weder der Baron noch sein Rechts freund werden diese Großmuth ver ; stehen. « »Man es drum sein! Jch bin es - mir selbst schuldig! Sprechen wir nicht « mehr davon.« Draußen wurden jetzt Stimmen laut. Der Pastor trat an’s Fenster und sah zu seinem Erstaunen, daß Fräulein Altwiel nicht der einzigeGast war, den Frau nnd Töchter mitbrach «