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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 10, 1917)
Sonntag-hinkt de Staacs Anzetger und Esset-old NeDvets enfp — sie gkflaLtknk Gm. Eine lustige Getchictne von Dr. Iris Wertheimer. ( Seinen Vatersnacnen wnszte tastI niemand in der Kompanie. Jeder mann nannte ihn schlankweg Peter-, nnd wenn man vom Peter sprach, to gab es iast keinen in der ganzen Division, der nicht gewußt hätte, welcher Peter gemeint war. Jeder kannte den hohen, gnt qewachsenen Mann, mit dem Granlept und den miten, blauen, meist ichalkhaft blit zenden AugeII.Ma11 wußte, daß It treu feiner 55 Jahre als Kriegss freiwilliger mitanston nnd dnrch Frankreich nnd Nnßland tapfermitsI marschierte-, bis ihn eines Tages die Kugel halchte Dann kam er« zur Sanitätgtompanie, aber als ei nen Ruhepoften faßte er das nicht unt. Bald war er die Seele der ganzen Kompanie « 1 Was er im Zioilliben geweseu,1 war nicht so recht klar, im Kriege! jedenfalls verstand er alles. Seit; vielen Monaten lag die Kompauies im Stelluugslriege in den gleichen; Dorsauartieren. Da baute Peter; die besten VirlisuholchiöbeL scrtigteJ ausk- deu groben Hemden der Pause-! trauen herrliche Gardiuem bnstelte Vilderrahmen. Zu Peter brachten die Vanerbsraneu stets die bestes Butter, ihm fehlte es nie an Milchj und Eiern. Er brauchte bloß sei-; neu Graulops schelmiich nach der: Seite zu drehen und mit den Angeni zu zwinlern, und alle-J war da,l was er nur wollte-. Peter zog Ge müse und Salat, mehrte das Oith nervolk und möstete die Schweine-,i Peter war gewöhltee Vorstand derj( tleinen Kompaniemarketenderei und der Geiangstrubpe Neulinge hor ten mit restsektvolleiu Ernst, selbst( der beratende Chirurg habe einst» mit einer Oper-eitlen gewartet, bis» Peter geholt worden sei. Er war! bielseitig und unermüdlich, stets« hilfsbereit und freundlich. Er war. mutig und tapfer, wie der edelste! Ritter und hatte riu weiches Herz wie die mildeste Frau. Kein Sper ling hiipste im Gärtchen vor seiner Tür, dem er nicht ein paar Bro-. iameu hingeworfen hätte. Ja, sogari der mächtige, schmal-se, llapperdiirrel stöter, der halbverhungert über die Felder strich, und nach dem sie alles mit Steinen warfen, weil er eins toirllich elelhastes Vieh war, besaß« in ihm einen Freund und Heller. Keiner in der Kompanie, so dachte man, hätte gewagt, einer Blume die Blüte zu rauben, die Peter lieb te, leistet ihm Schmerz zu bereiten. Und doch lam der Tag des Un glücks über Peter-. Er, der siir alle sorgte wie ein Vater-, hatte auch eine Spezialsreude siir sich selbst ans La ger. Ja einem engen Gatter, aus dem gerade ihr Hals heraudragtr. wie ein schlanter weißer Turm über dem Kirchendach stand aus dem Ge slügelhos eine Gans-. Die war sein Eigentum. Martlni ohne Gans braten war siir Peter ein Begriss wie eine Sanitätdlompauie ohne Chesarzt. Für deu Martinin nu delte er denn seine Gans. mit Ha sertörneru, die er auslas, wenns einmal irgendwo etwas verschüttet ging, mit Meis, den ihm die Bau ern abgaben« mit Broteestekn die andere achtlos wegwarfen. Die Gans schien seine Mühe lohnen zu wollen« Sie ging auf wie ein Vät lerbauch und wurde seitleidig nnd behäbig Peters Blick empfing sie schon niit steigendem Behagen, seine Nase genoß schon die Vorsteude des Brateiidiisteö, er klopfte sich schon immer schmnnzelnd ans den Magen, sa oit er die Gan-S nnr ansah. Aber auch noch andere Leute sa hen die Gans. Da lebte in einem Hause nahe von Peter-s Wohnung ein Halet-g der Sanitåtskompanir. den man den Barbierszng nannte, weil ein kurzer-, dicker, geschäftiger nnd redegewandter Barbier in ihm das große Wort führte. Der Bar bier war ein Freund eines gewis sen Wohllebens mit nicht gar zu viel eingestreuter Arbeit. Er nör « weite nnd neckte gern, nnd in dem Halbzng verdarb sein Beispiel gute Sitten. Dieser Barbier ging des öfteren an Peters Hühner-has vor bei und sprach dann immer ein we nig mit dem Besiber. iiber den Garten, den Gib-rothes die Gans im besonderen. Ziihanse machte er den anderen den Mund mässerig init Peter-s leckercin Martinibrate:i. Taan beobachtete er so im stillen die Wirknng der Worte, nnd wurde im mer zufriedener-. Peter war arglod und tat seine Arbeit. Als der Bar bier einmal abends wieder vorbei kam, ries er ihm wohl zu, na, nun sei fic fett genug, unter Vriidem wohl ihre dreißig Mark wert. iiberi morgen, da niiiffe fie dran glauben. Beide lachten noch zufaunuein Ans- nächften Morgen war die Gans verschwunden Als der Pe ter auf feinen Hof· laus, fiel ihm das Fehlen des Gatters zu allererst auf. Von Schreien nnd Schuatteru hatte er nicht gehört, alle Türen waren ordnungsmäßig verschlossen Peter fiuhte in allen Ecken nnd Winkeln, kroch zum Hühner-voll nnd in den Schweineftall, durchfpiirte den Boden nnd die Wagenremife. Die Gans fand er nicht. Der erste, der ihn in feinem llngtiick traf nnd vorbeitani, war der Barbier, der heute ausnahmsweife frühen Dienst hatte. Sein Mitleid war wirklich rührend Wie er auf den Elende-i fchicnpfte, der Peter folches autatl Wie er hilfsbereit wart Sein gan zer Halbzng folle im Dorfe suchen helfen, alle dieuftfreien Leute wür den da mittnn, ihrem Peter feine Gan-:- wieder zu verichaffeu. Es werde alle-·- uoch gut werdet-. Und weg war er· « Aber auch die Gans ioar nno blieb weg. Peter ließ den Kops hängen und hatte jegliche Freude an der Menschheit und am Martini— tage verloren. Sein verstörtes We sen siel aus, die Geschichte von der gestohlenen TIJlartinigans ging wie mit Winde-Zeile durch alle Quartiere und Unterstände. Auch der Chefath hörte davon. Dei-I war ein alter, giitiger, welt tluger Geheimrat, ein Mann unt Humor und Witz, der ganz elend saugrob werden konnte, aber immer rasch wieder gut war-. Der Peter tat ihm leid, nnd er beschloß, ihm zu helfen. Eine Ordonnanz er schien und bestellte den Peter zum Chesarzt. Peter muszte erzählen. Wie ein Meisterdetektiv begab sich der alte Geheimrat ans die Suche tvie ein Suiirhund schunpperte er nach jeder Fährte Zuerst hielt er einen Lotalterntin ab, von dein er allerdings unausgeklärter als zuvor zurückkehrte Dann sorschte er nach der Hertunst der Gans und miter snchte genau ihren Werdegang Da kam der Peter denn ins Plaudern. Ach, er iouszte ja so genau Be scheid, jedes Pfund wöchentlicher Gewichtignitalnne hatte er im stopf Welch zahlreiche Freundesschar hat te uicht Peters- Gnns in der ganzen Sanitätstompaniet Jeder tannte, jeder liebte sie. Ter Barbier zum Beispiel, lvie hatte er sie noch am Abend vorher begutachtet und wie rührend benahm er sich ain Morgen, als er zuerst von dem llngliick er suhrt Wie von der Taxantel gestochen suhr der Ehesarzt aus« Der Bar hier, ausgerechnet der Barbier? Er launte doch seine Leute, und ge rade den Barbier, den mochte er nicht. Die berühmte innere Stim me aller Meisterdeteltivs sagte ihm: Der nnd kein anderer war’s! Von neuem ging die Untersuchung los, und langsam hausten sich die Judi zienbetoeise. Der Peter wurde selbst ganz stuhig, als er merkte, wo die Sache hinaustvollte, und als ihm der Gedanke vertrauter wurde, da lam ihm die nnd jene Erinnerung, und aus einmal wußte er eine Menge Einzelheiten, die ihm frü her gar nicht so sehr zum Bewußt ein gekommen waren. Der Bar bier war's-, darüber bestand alsbald weder beim Untersuchungerichter noch beim Zeugen ein Zweifel. Daß die Gans sutsch und verschwunden, längst verzehrt nnd verdaut war, darüber allerdings auch nicht. Der alte Geheimrat wurde or dentlich wann. Er dachte schon wei ter: Wie den Peter rächen, wie den Barbier strafen? Wie ein Exempel statuieren ohne die Juristen, die der alte Qlledizimnann haßte, wie das böse Gift? Wie dem Peter Ge nugtuung verschaffen sür die sto sten nnd den entgangenen Genuss Mit grossen Schritten ging der alte Herr in der Stube umher. Peters Gans war ans einmal seine Gans, Peters Rache seine Rache. Ganz plötzlich zuckte es in ihm aus, als er zum Fenster hinausstarrte Dort drüben trottete in den Ackersnrchen der alte, schwarze, diirre Köter her nm, düster, ungelenl wie ein jun ges Kalb. Dag war’s, so gingT Er winkte den Peter heran und re dete leise aus ihn ein. Der bekam einen Schreck, als ob ihn der Schlag gerührt hätte, aber der alte Herr ließ nicht locker-, redete, bat, wettet te. Bis sich Peter-s Züge erhelltem der Schalk aus seinen blauen Augen blitzte nnd er wacker in die darge botene Rechte einschlag. Diese Mar tinsgans sollte fürchterlich gerächt werden Am anderen Tage verbreitete sich seltsame Kunde. Peter hatte als Ersatz sür die gestohlene Gans von einer Panjesrau den sast sagenhass ten Schatz eines Hannnels erstem-» den. Das war nun siir den Mar·" tincsschniaus eines einzelnen Man-! nes etwas viel. und so wollte er in sreundnachbarlicher Gesinnung den Barbierszng zum Essen einla den. Nur müsse jeder ein wenig zu den Kosten beitragen, drei Mark I was in Anbetracht dessen, Peter beim Proviantamt durch sei ne guten Verbindungen nach ein! 20 Litersiiszchen echten Bier-es be sorgt hatte, gar nicht viel war. Wer da nicht zugestiinmt hätte! Jn Scharen kamen sie von allen Sei ten. Jeder wollte gern mit von der Hammelpartie sein. Aber der Peter beschränkte die Einladung; streng und nnerbittlich ans den Barbierszug. Jn dessen großer Stube sollte ja auch, weil Peterz Raum zu eng war, der große Schmaus stattfinden. Wenn der Di visionsstab selbst ein Fest gegeben hätte, hätte man kaum mehr davon sprechen können alsI von Peter-z Einladung. Der Martiniiiilbend laut. Jn der Varbiersmbe waren die Wände mit Tauneureisig sestlich geschmückt, und» am großen Tisch war man fest bei der Arbeit. Das war mal keine öde Feldtiiche, das war Peter-?- Kunst und eine Prachtleistung des chesärth lichen Kochs. den der gute Geheim iat cui-II besonderer Gänuersrhast seinem Peter znr Verfügung gei] stellt hatte. Aus einem Liter Viers siir den Mann wurden zwei nnd drei, Peters Faß schien immer vol-! ler statt leerer zu werden. Diese-ZU Essen und solches Bier siir drei Mart: der Peter war doch ein MordslerL und man ließ ihn ein iiber das andere Mal hochleben. Die Stimmung wurde behaglich, wie siei nur sein kann, wenn viel vollge-; gessene Bäuche sich an gutem Bier; laben. » Da tam der Koch mit einein be sonderen Trnntps. Er hatte die« Hammelsleber eigens gebraten nnd brachte sie ans einer von verhei sznngsvollem Dust umschwebten Platte herein. Jeder wollte noch einen Happen haben, aber Peter, der Festgeber, entschied, daß sie der Barbier allein verzehren solle, weil er doch der geistige Fiihrer dess Halbznges sei. Der Barbier blähte sich bei der Schmeichelei aus wie ein Lustballon Einmal, weil er wirklich schon sehr viel gegessen hat te, nnd dann auH Freude iiber Pe ters Anerkennung Die Leber sand noch ganz guten Platz iu einigen vergessenen Ecken seines Magens-. Er laute nnd schmatzte und wußte nicht genug die sinnst des Kochs zu rühmen. Dann trank man weiter und ließ den Koch hochleben. Das war auch ein Mordsterh der Koch, wie er sich setzt nach getaner Ar beit zum Kreise setzte und beim Bier mithals. Er könne eigentlich Hanmieldust nicht ertragen, meinte er, und niiisse jetzt ,,heruuterspiilen«. Er spiilte tüchtig. Es wurde allmählich qualmig in der Stube-, und der Knasterdamps lag wie ein undurchdringlich dicker HerbstIIebel im Raum Da kam der Koch mit einem glänzenden Einfall: Wo ein Ham mel sei, müsse doch auch ein Ham melsell sein! Das sei aber doch der prächtigste Zinniierschmiick,Betts vorleger, Wandbehang, Decke. Das müsse der Peter herausriickeu. Nein, nicht schenken, iiberschrie der Koch das allgemeine Hallo, man werde es anieritauisch bersteigeru. Das gäbe ein Gaudium. Jeder tön ne bieten, mindestens 10 Pfennig, höchstens eine Mart-, jedes Gebot sei sosort bar zu bezahlt-in also sür zehn Pfennig könne da einer ein Ham melsell belonunent Der Koch leier te seinen Vorschlag herunter, als ob er ihn answendig gelernt hätte. Ob ihn die anderen so recht kapier« ten, schien bei der vorgerückten Stunde zwar einigermaßen zwei selhast. Aber nun bewahrte sich die »geistige Fiihrerschast des Barbier-T sEr kannte sich aus« Genau das sgleiche hatten sie einmal beim Feste sdek Jnnnng gemacht, und das sei sein Mordsspaß gewesen· Schon war der Vorschlag allgemein angenom men. Der Peter wollte erst niit tsem Fell nicht recht heraus; er wolle es siir sich behalten. Aber schliesslich gab er nach. »Nein, nicht weggeben,« schrie der Koch, ,,znerst wird ver-steigert und dann zum Schluß wird das Fell seierlichst herbeigeholt und dein neuen Besit ger ningehängt.« Tosender Beifall nmbrauste den Aoch, der schon aus einem Stuhle stand und ausbot »Eure Mark,« sagte schüchtern der Peter »Eine Mark zum ersten,« echote der Koch, und schon kamen neue Gebote. Es klimperte hell überall in den Taschen, nnd dess- Kochs Miit-s ze wurde schwer. Dieser Koch war ein ganz gewiegter Verfleigerer, er holte mit seiner Art, den Zuschlag fchon immer fast zu erteilen, den Leuten die letzten Nickel ans der Tafche »Und zehn-« »und fünf-» zig", so fcholl es in der NundeDers Barbier hatte den dickslen BauchU in dem das meiste Bier Platz hatte,l nnd befon demzufolge noch die inei-! fte Befinnnciq. Er hielt sich zurück« bis der anderen Taschen leer wa ren, dann bot er plötzlich wie ein Wink-. endlich kam ve- seikknchel Zuschlag. . Stolz schioeisten die feuchten Barbiersänglein iioer den Zug. i »Das Fell holen, dass Fell ljoJ len,« brüllte alles. s Der Koc? und der Peter gingen schon zur iir und versprochen, es gleich zn bringen. Drinnen tobte; man und sang ein Lied nnd tmnk weiter vorn Vier-. Transzen scho-« lsen der Peter und der Koch einen« schweren Tisch vor die Tiir undrich teten niit Ballen nnd Umsonme fern eine feste Borikade her-, dannT öffneten sie einen schnnilen Spalt In der Tür nnd fleckten nn einer Stange das Hntnmelsell hinein. »Hier ist dass Fell,« liriillte der Koch, zog die Türe zu, drehte den Schlüssel um nnd scholl nnt dein Pe ter die schwere Barrilnde vor. Als drinnen gespenstisch nnd furchtbar dass Fell des schwarze-us Hunde-S erschiennnd der Hun delops aus der Stange in sei uer ganzen graue-wollen Scheußs lichteit austauchte, wurde est- siir et nen Augenblick mäuschenskilL Dann brach der Sturm los-. Eis plätscher te wie ein ausgeregtexs Meer-, esJ tobte wie wilde Brandng im Sturm, es brüllte und schrie, wet ierte und raste. Man hörte jeden einzelnen Kraterausbruch von drau ßen. Einer begann deui Hunde zu ovsern, nnd sein Beispiel wirkte austekend Es war wie die See trnnkheit. Einige wenige Tapsere weht-ten sich wie verzweifelt, bis der Hammelhnnd auch sie iiberwiiltigtc. Der Peter nnd der Koch warte ten, bis das-«- wilde Rasen in ein stilleres Stöhnen überging. Ein mal klatschte eis. Da gab einer dem halbtoten Barbier eine Martiniohrs seige von seltener Gute. Ter wiirgte nur leise weiter. Ter Koch und der Peter eilten zum Chefarzt, der schon ganz aufgeregt in seiner Stu eb mit langen Schritten umherging, und dem nur eine-:- leid tat, daß er nämlich die Verwirklichung seiner Idee nicht selbst mit hatte ansehen können Dem alten Geheimrat ran nen die Tränen iiber die Backen, so lachte er. Peter wies den Erlös-. bor. Sechzig Mark Essenstnsitrag,l 21 Mark von der amerikanische-M Versteigernng, das deckte die Kosten: des Bieres und der Zntateu zum! Braten, namentlich des gekausteir Hauimelfettes; ja es blieben noch ge-i rade die Gelder-, den Gausbrateu dem Peter reell zu bezahlen. ; Noch iu der Nacht schickte der ge-« rissene alte Geheimrat dem Barbier-i zug einen Befehl, morgens um 5J llhr wollte er den Zug besichtigen.! Da standest sie nuu,-die Jammerges slalten, bleich wie die schwiiideiide’ Mondsichel, elend, srierend wie die Hunde. Und wenn einer schon das Wort ,,Hnnd" nur dachtet Und aus gerechnet vor Peters Haus mußten sie unter der Fuchtel eines ob des Friihansstehens ziemlich grimmigen Sergeanten zeigen, daß auch Sank tätssoldateu Grisse llobseu und Pa rademarsch machen können. Peter stand lächelnd vor seinem Hause und sah zu. Er spielte mit einer Gans, die ihm soeben eine Panie srau gebracht hatte. Um s Uhr fanden sich in der Re eiertrankenstnbe viele Patienten ein· Als erster tani der dicke kurze Bar bier-, dessen Bauch eingefallen schien, wie ein verkegnetes Fahnentuch An stelle des jungen Assistenzarztes ani tierte heute der Geheimrat selbst. Der Barbier erzählte schluckend, er müsse sich erkaltet haben. Wiirdig untersuchte der Chefarzt. Dann dik tiertc er dem Schreiber den Be snnd: »Schreiben Sie: Magen ver darben infolge Genusses von alter Hundeleber.« Da verlot der Barbier den letzten Halt. Der Schreiber konnte gerade noch zur Seite springen. Der alte Geheimrat zuckte init keiner Wim per. Von den anderen Patienten war nichts mehr zn sehen. Der Peter hatte ohne Gans sein Martinifest feiern müssen. Aber von feiner gestohlenen Gans, dem Feste nnd den Hundesressern sprach eine ganze Divifion lachend wo cheiilaiig. Peters Hühnerhos gedieh, die neue Gans wurde fett. Von einem Diebstahl hat man nie wieder gehör-L Der Ist-kund des Oberdolttorø. Von Martin Proslauer. M Sergej Pudjnsf, der reiche Bauer, hielt die Pferde oor der Tür der Apotheke an nnd kletterte aus dem« Schlitten. Der Apotheter ging dein Freunde entgegen, führte ihn in die Stube hinter dein Leiden und goß ihm ein Gläschen Schnaps ein. l »Ich komme um deinen Rat, Weis sily Petrotoitsch," schnautte der dicke Bauer, »mein Sohn musz sich im nächsten Monat nun auch zur Unter suchung stellen.« »Aha," nictte der Apotheter ver ständnisvoll, »du willst ihn frei hin-i den«-" »Natürlich, Herzchen,« sagte Pug» di11ess, «es ist doch mein winzigen Was braucht er zu dienen und in« den Krieg zu ziehen! Hast du nicht so ein Mittelchen, das ihm ein biß-! chen iräntliches Aussehen gibt?« " Der Apotheker hob nbwehrend die Hände: »Was denkst du, Sergej Gntorilotvitsch — ich bin doch so zusagen auch ein Beamter, ein stu dierter Mann wie der Militärdottor selber, nnd —·« setzte er hinzu, »so ein Mittel gibt's- nicht. Aber geh doch zu Rjerchnchs.-fs, der macht dir deinen Sohn stei wie nichts!« »Wirllich, lunn er dass-« srngte Pudajess niißtrauisch »Wenn ich dir sage, Bruder,« be krastigte der Apotheter, »das ist der Mann sin dich! Weißt du, der hat so geheime Beziehungen zu den Ober doktoren, der kennt ganz oben im Gouvernement dic rechten Leute — wenn einer steiniachen kann, ist es der Jwant« »Was inacht er denn?« «Nichts,« ries Wassily begeistert, ,.eben gar nichts-. Du gibst ihm ein sach zweihundert Rahel, und er spricht — na eben dort, ioo er spre chen musz — und die Sache ist ge »macht! Und ehrlich ist der Jwan, grundehrlich, sage ich dir. Siehst du, manchmal ist der Bengel zu stearnm und trastig, daß der Zar ihn durchaus sür seine Garde haben will — da gibt dir der Jwan Niet chachoss deine zweihundert Rubel wieder —- und nicht einer fehlt!« Der Apotheler sah den Freund triumphierend an. Das leßte schien den Bauern zu Leruhigem und er sachte: »Gut, gut! Wo wohnt der Mann?« »Ganz unten in der Vorstadt. Aber du hast ja den Schlitten da, laß uns hinfahren!« Die beiden erhoben sich und stie gen in den Schlitten, der rasch durch die verschneiten Straßen der Vorstadt glitt. Vor einem niedrigen Hause hielt er an, und der Apotheler führte den Bauern zu Jwan Nierchachoff- ei nem kleinen stillen Mann mit lan gem krausem Bart. Der hörte das Anliegen ruhig an und sagte: Ser gej Gawrilowitsch, ich will tun, was ich kann. Aber es kostet zweihundert Nabel. Wenn dein Sohn doch nicht frei kommt, weil er dem Bäterchen zu gut gesällt, belonmrst du das Geld zurückt« Dann holte er ein dickes Buch, in das er genau alle Angaben iiber den kostbaren Sehn des Sergej Gawrilowitsch Pudajess eintrug. Als die beiden zur Apotheke zu rückfuhrem sagte Wafsilh Petri-« witsch, der Apotheier, triumphierendc »Nun, Herzchem was habe ich dir gesagt? Mein Freund Wanja, dass ist ein Kerl! Siehst du, der hört dich an, nur ein Wort da oben an der rechten Stelle —- schon ists ge macht. Freilich, wir haben ja noch andere Freimacher hier; den Juden ten Jfaack Mendel, und noch ein paar. Aber die malen dir Krampf adern und machen Ohrfliisse —- lau ter dummes Zeug, auf das tvik stu dierten Leute nicht reinfallen. Mein Wanja aber, der geht und spricht sein Wörtchen bei dem Oberdoitor— da tann der Militiirdoltor einfach gar nichts mehr sxtachen!« Der Bauer dankte dem Apotheter für den guten Rat und versprach, ihm ein kleines Stierialb zu schen-» len, wenn fein Junge freitämr. —- j Der Tag der Untersuchung lanis heran und brachte eine Anzahl gro ßer ungeschlachter Bauernliimmel in die Stadt, die in den Kneipen und Teeftuben herumliirmten, bis sie vor dem Arzt aufzumarfchieren hatten. Der Bauer Sergej Pudajess brachte seinen Sohn selbst im Schlitten in die Stadt und fuhr noch einmal bei Jtvan Njerchachotf vor, der ihn be ruhigte: »Alles ist eingeleitet, Ser gej Gawrilowitch außer deinem Jungen hab' ich allein heute dreißig andere Söhnchen zu beschützen Gott wird belient« l Arn Nachmittag war die Unter suchung beendet und der Sohn de«.· Bauern Pudajess als tauglich be funden und zur Artillerie ausgeha ben worden. Der Vater war zuerst ganz bestürzt und raste in die Bor stadt zu Jwan Njerchachoss, der ihn zu beruhigen versuchte: »Es ging eben nicht, Serges Gawrilowitsch,« redete er dem schimpfenden Bauern u. »Warum hast du auch so einen irarnrnen Jungen, er war sa kräfti ger als alle andern, die da warenl« Der erzürnte Vater sah ihn halb zweifelnd, halb geschmeichelt an. »Na«ja doch,« nickte Njerchachosß »der Doktor hat mir’s selber gesagt. Wanja, hat er gesagt, zehn habe ich dir freigeben können; aber den jun gen Pudajess rnusk ich nehmen. Das ist ja ein Riese-rieth das wird ein Schmuck siir das ganze Regiment. Es kostet mich den Kragen, wenn ich den freilasse!« Und als Nierchachoss die zweihun dert Nabel aus den Tisch zählte und eine große Flasche Wodta herbeitrug, war der Bauer getröstet und sogar schon ein bißchen stolz aus den Sohn. Und er rühmte jedem Vater eines militärpslichtigen Sohnes, wie tüch tig und besonders — wie ehrlich Jwan Njerchachoff, der Freund des -Oberdoltors, in der Stadt sei. So blühte das Geschäft des braven Jivan weiter, sobald ein neuer Ge stellungstermin herankiieite. Da kam eines Tages Potschta die rundliche Ehesrau Njcrchachosz in sein »Kontor« und sagte: ,,Wanja,« du mußt jetzt auch bald etwas für unsern Pawel tun, du weißt, er muß sich nächstens stellen. Geh, sprich rechtzeitig rnit deinen Freunden!« »Potschta, meine Knospe,« sagte Nierchachoss sanst, »setz’ dich dort auf den Stuhl und hör’ zu!« , Frau Potschka hob rasch den Kopf »Wozu soll ich mich setzen?« sragte sie inißtrauisch, »mach, daß du dich um Patoel betiitntnerst.« l »Ich kümmere mich,« murmelte Nierchachoss, »ich beliimmere Inirhsoiv gar! Gott wird schon helfen, daß nn ser Paschta nicht Soldat toird!'« ) »Gott-e — Gotte-« sagte Potschtm Her sei gelobt in alle Ewigkeit! Aber das kannst du doch allein?« I Njerchachofs schüttelte den Kopr i»Nein!« « i »Nein? Du kannst nicht?« rief sie« »aber Wanja, du bist krank! Hast »du nicht Hunderte von proszigen sBauernsöhnchen steibetocnmen und schöne Rubelchen verdient?« Jtvan drückte seine Frau in einen Stuhl. »Potschta, hör zu,«« sagte er. »Ich will dir was sagen. Bisher ging es dich ja nichts an. Aber jetzt, wo funser guter Patvel dran ist, muß ich dir's sagen. Jch kann —- ich kann iuusekn Paschra nicht skcimachenrs i Die Frau starrte ihren Mann mit josfenern Munde an, als ob er ver-. rückt geworden wäre. , »Ich kann nicht," wiederholte er, ,,hab’s nie gekonntl« »Aber Wania,« weinte Frau Potschka aus, »hast du nicht erst im vorigen Monat den Sergej und den Jwan und den Gawrila — und wie sie alle heißen — beschützt? hast du nicht jedesmal zweihundert Rubel be kommen?« »Das stimmt schon. Wenn einer sreitam, habe ich das Geld gekriegt. Aber es war Gottes Wille. Siehst du, Potschta,« suhr er sort, »es ist ja so ein schönes Geschäft. Die dummen Bauern tomnieu und zahlen — nun, und die Söhnchen gehen zum Dottor. Mancher ist unten-g lich, dann jagt ihn der Dottor fort, und der Bauer denkt, daß ich ihn sreigeiuacht habe uud freut sich. Und kommt der Junge nicht stei, so gebe ich das Geld zuriick und sage, daß er zu stramm war!« Die Frau trocknete sich die Augen: »Du kennst also da oben -—« sie machte eine unbestimmte Bewegung mit der Hand —- »nie:nanden? Der Oberdottot ist gar nicht dein Freund?« »Leidek uicht,« bestätigte Jivan Njeechachoss traurig, »ich tcnne tei nen Doktor und niemanden. Wenn Gott wollte, hab’ ich das viele schöne Geld verdient. Gott wird auch un serm Patvel helfen!« Aber Frau Potschta schlug die ge blümte Schürze vor das Gesicht und sing bittetlich zu heulen au. —-.-——« IF —- Erhöhte Ansprüche. — Musitenthusiast (icn Theater-, als der Tengr ein Lied hetauöschmettert, ganz begeistert zu seinem Nachbar): Horen Sie doch nur! Hören Sie doch diese ·tvunderbare Höhe! Nachbar: Jck weesz nich —- Höhe imponieet mir nu ja nicht Komme allerdings i’eade aus den Alpent