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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 28, 1908)
—-.... «- W»««« -.»— ..-.·... --... - Abg-blitzt Von Fritz Lunzer. Lieschen Schmid war ein Unges, hübsches und liebensmärdiges Mäd chen« außerdem alj einzige Tochter des reichen Tuchfabritanten Damia far Schmid im Beer einer stattlichen Mitgift, sa daß es nicht zu verwun dern war, wenn zahlreiche Verehrer das leckere Gatdfischchen umschwärm ten.« Der hübscheste unter sdiesen hie Felix Walter und war Photograp. Er war außerdem ein entfernter Ver wandter der Familie Schmid, und da er geiälliae Mnieren besaß, io war er ein oft und aern gesehener Gast im Schmkdschtn Hause. Dieses freundschaftliche Verhältnis erhielt aber pliihlich einen Stoß. Schuld daran war Herr Michel-klu ipit, der einzige Sohn einer Jugend freundin der Frau Schmid, der eines Tages, ausgerüstet mit einem langen Empfehlungsschreiben seiner Mutter, in die Familie des Tuchsabritanten hineinplahtr. Der Zweck«dieses Be suches war nicht schwer zu errathen Denn die Familie Kleespiy war außerordentlich reich und hätte eö gern gesehen, wenn ihr Michael das Vermögen-de Fräulein Liedchen als seine Frau heimgefiilxrt hätte. Daß herr Kieeipiß junior dabei keines wegs die Einenfchaften besaß, diel einen Mann in den Augen eines Mädchens beaehrenswerth machen, schien belanqloT denn der oberste Grundsatz im Kleespitz’schen Haufe war Geld nnd wieder Geld. Geld schien ihnen der Schlüssel zu allen Ikrfolaen zu fein. Auch dir Mutter Lieschens fand an dem aeplanten Biindniß Gefallen tin-: nahm sich vor. es mit allen Mitteln zu fördern. Und das fiel schwer ins Gewicht. Denn wenn auch Papa SEND-d KI- asso--ftn-:«n-.s --,....- ».- »..»...-...·.,....«.. ».... Tischterchens zu dem ihm viel sympa thischeren jungen Photograan voll tornmen billigte, so war doch »die Hauptperson in der Familie die Frau Mann, und auch Lieschen wagte es nicht, sich den bestimmten Wünschen ihrer Mutter zu widersegen Aber sie sählte schon seht. daß eine Ehe mit sdem ihr sverhaßten Kleespiy sie tief u lücklich machen werde. lir tröstet-»sie, so gut er es ver mochte. JZS wird und rnuß sich ein Ausweg firden!« sagte er. »Deine Mutter lann auf die Dauer nicht blind sein gegen die wahren Motive einer sol chen heirath; ist sie auch nimnentan durch die äußeren Vortheite dieser Verbindung hethiirt. so ist sie dochbei aller Strenge und Verein-genommen hkit eine viel zu rechtlich dentende Frau, urn fdas Herzensgliick ihrer Tochter einem Manne zu opfern· der; ihrer nicht würdig ist. Und ihr dasl rüher die Augen zu öffnen soll mein« eisriqftes Bemühen iein.« Eine leichte Aufgabe war das frei lich nicht, die Ech Herr Felix Walter da gestellt hatte. denn Frau Schinid war sehr argwöhnisch in Bring aus eine derartige Absicht, und nur gan; handgreifliche Beweise hätten Trennt stimmen tönnen. Aber der Zufall tarn Felix auch hier zu Hilfe und zwar in Gestalt einer Erhtante des alten Schand Diese. die in der he nachharten Nessdenzstadt :vohnte,( wurde plöhlich kedentlich trant und die Rücksicht auf das Präditat«Erl-« nöthigte das Eikpaar Schmid, ohne Zeitverlust an das Krantenlager der »Dann-« zu eilen; allerdings nicht ohne eine gewisie Beunruhigung fei tens der Frau Schmid, denn sie um«-sc ia ihr Töchtrchen allein daheim s sen. Aber schließlich tannte sie .hr Lieschen als folqsarneö Kind, und so schärste sie ihr denn rnit ganz beson derem Nachdruck ein, während der Abwesenheit der Eltern keinerlei Be such zu empfangen. Kaum aber war das Ehepaar Schuri-d aus der Bahn, so tlopfte Herr Ahn- Ich-sh- «- dss hoffend-D Ins-ves »..., ..»..... -.. -.. -..--.-..- ,.-.... »Das Fräulein ijt nicht zu Haus« sagte die alte Thereie. ein autmiithi ges, aber beschränktes Geschöpf, das schon ieit einundzroanzia Jahren in der Familie diente. »Ich lomme auch nicht zum Fräu lein, sondern zu Sehnen, Jungfer Therese,« gab Felix mit einer galan ten Verbeugung zurück. »Hu mir?" fraate diese mit er itaunier und zuglech nsißtr.1uiisl1er Miene. ,,Jawohl. Jungfer Pereiel Zecher trielt nämlich von e eni Bekannten eine Damentarte fiir den heutiaen Massenball in den Rosensalen, und da ich natiirlich teine Verwendung dafür hab-. dachte ich iofort an Sie, Fräulein Tit-Wie Nächten Siegern einmal einen Maotenball besuchen?« Das Gesicht des alten Mädchens strahlte. « »Ach Gott, herr Walter.« rief sie. »das möchte ich ja freilich gern, denn ich bin noch niele nicht auf einem Masken-hatt gewelen!« »Na, leben Sie,« ermunterte sie Felix-. »Aber« —-der strahlende Auid uck von vorhin wich einer tläglichen lag Meigen-»ich weisia gar nicht« ob mich das Fröiesein fortlassen wird. Und dann habe ich auch kein Kostiirn nichit« Q, til-er das erstere seien Sie be ruIiBX tr« ete fee Felix-. »Sie dur h rnsr ulein nur innen, daß ich ausdrücklich dazu eingeladen habe und Sie werden die Erlaubniß lo iort erholte-h Und rons das Koitiitn betrisst. ip M Ich ek- ieht bin-ichs Wen ...-..-.-. «- -.«·-..- .—---.».-,-. in meinem Atelier. Als Photong ph »braucht man derlei Sachen, wie-Sie wissen. Es ist ein eleganier, rot-h feidener Domino mit einem feist-en Kovantzx ich wert-«- bnen beides noch heute Vormittag her enden. « Therese war Feuer und Flamme »O. Herr Walter Sie sind wirklich zu giitia!« rief sie gerührt, ,,.lnd dem Fräulein kann ja auch nichts passi ren, derweil ich fort bin ist« doch der große Bernhardiner bei ihm in der Wohnt-nas« » »Der iiiird es sicher qui bewachen, « stimmieFelix zu uns entfernte sich kvie der sehr zufrieden mit dem Erfolg feiner Operation. » Nach dem Essen ging Felix in das Case, von dem er wußte, daß es um diese Zeit von dem jungen Kleesvitz regelmäßig freauentirt wurde. Die-set war auch wirklich bereits dort und mit einem unbefangenen Gruße nahm Felir am gleichen Tische Platz. »Sie machen ja ein recht iriibieli« ges Gesicht, Herr Kleeipitz,« leitete er das Gespräch ein. »Ach, da soll man auch nicht --." warf Herr Michael ein, ,,·5 ist doch eine ganz verwünicht alberne Ge schichte mit der tranlen Tante, wir können nun ein paar Taae lang das Schmid’sche Haus nicht betreten, iiir mich geradezu grausam von weaen -—--— äh, Sie wissen ja!« Herr Kleesvitz hatte leine Ahnana davon, daß Felix und Lieschen sich gern hatten, auch fiihlie er sich in fei ner Position viel zu sicher, als daß ihm auch nur ein Gedanke an vieRi valität des ,,arn-.en Verwandten« ac lommen wäre. »Was mich betrifft.« nahm Felix den Faden auf, »fotverle ich Fräulein Lieschen wahrscheinlich heute Abend noch sehen und mich ver aniiai im Walzertalte mit ihr X--1.-.-I« ».·.,.... tKleeipitz gab eg einen Ruck, er sah dem pfifiig vor sich hinliichelnden Felix verdutzt ins Gesicht. »Ich verstehe Sie nicht, lieber Wal ter,« sagte er, und man sahest ihin an, daß er die Wahrheit sprach. »Die Sache ist ganz einfach die,« fuhr Walter gleichrniithig fort, »daß Fräulein Lieschen gern einmal heim-s lich einen Mastenball besuchen möchte Durch die Abwesenheit ihrer Eltern bietet sich ihr nun eine vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit, und da heute Abend in den Roseniälen ein Ball abgehalten wird, diirftesie sicher dort zu finden feins« »F pah!·« wars Kleespttz etwas ke ruhiat ein« »das ist nur to eine Kom bination von Ihnen, die alteTherese wird sicher nicht zulatsem daß sie aus dem Hause ae·.ht « ,,Dienftbote·n sind leicht herzunizu lrieesema ent eanete Feltr, «u und was rneine Kan inationen betrifft, to ariinden sie sieh diesmal aui eine iehr reelle Unterlage. Vor kaum einer Stunde ging ich nämlich an ihrem hause vorüber und sah, wie ein mir betannter Bursche aus einem Mas tenoerleihgeichäft irn Begriff stand, dasselbe zu betreten. »Da sind Sie ialfch.« rief icti ihm zu, ,,l!ier ifi Niemand zu Hause.« »O, doch.« erwiderte er mit rers ichrnitztem Lächeln und öffnete einen Nation, in dern ein prachtvoller rottser Domino nebst einern ein-ge aufhalten den Kopfputz lac-. Ich wußte genug und Traate darum auch nicht weiter.« »So glauben Sie w!rllich, das-, Fräulein Lieiel — --—-s--— ?« fragte stotternd Kleesvitz. Walter guckte die Achseln. »Glauhen Sie vielleicht, daß der lostbare Staat fiir die alte Therese bestimmt ioar?« Nein, das war sicher nicht der Fall, lallulirte ietzt auch Kleespitz, und Felix mußte entschieden recht haben mit seiner Vermuthung. »Unerhört, « fuhr Kleespitz orimrnia auf, »ich werde sosort zu ihr eilen und ihr die tolle Jdee aus denkstopie re den.« »Sie vergessen, daß sie teineBesuche annehmen dars, nicht einma! die ihres Bräutigams-» Und warum wollen Sie ihr ein irn Grunde harmloseg Ver oniiaen verleiden?« Kleespitz sah ein, daß Felix recht hatte, aber ietzt erwachte auch die bis her in ihm geschlumrnerte Eifersucht. »Und Sie werden sich wahrschein lich eindilden. die aanze Nacht mit ihr tanzen zu tönnen,« schrie er ausae bracht und ohne eine Antwort abzus roarten, fuhr er fort: »Aber ich weiß, was ich thue, ich gehe selbst aus den Mastenball und werde gewissermaßen den Schinid’schen Schutzenael spie ten.« »Eine aani vernünftige uwdsetbst verstöndliche Idee, lieber Kleesdis,« gab lachend der schlaue Walter zu rück, »Mit-wegen erzähle ich Ihnen ja auch die ganze Geschichte. Sie sehen, ich bin äußerst uneiaennititzig.« «Ja, wirtlich,« pslichtete Kleespitz besänftigt bei, »ich danke Ihnen und werde Sie dasiir zur Hochzeit ein laden." «Vergessen· Sie nur nicht: rothsei dener Domino mit einem etwas aus sallenden Kopsputz,« ries Felix und entfernte sich, auch hier äußerst zu frieden mit sich und seinen Plänen. Einige Stunden später durchschriti der schwarzsbesrackte Kleespitz das Mastenaewitht und ei hielt nicht schwer. den aussallenden rothen Dw mino aus- sder Schaut der übrigen Matten berauhusindern Er eilte direkt darauf zu und mit einem: Ach kenne Dich, schöne Maöte,« sitt-m ei sich bei dessen-en ein. . »O, ich kenne Ihnen auch« here — I sKleespitz,« erisderte der Domino und s lachte. l »Es ist unnütz, Deine Stimme zu verstellen, ich weiß ja doch, wer Du s bist,« flüsterte der schlaue Kleespiy. ,,W«irilich?« tam es schelmisch und zmit einein plumpen Lachen zurück. « »Ja! Und es war sehr unrecht, so ohne Erlaubniß von Papa und Mamsa Schmid hierherzulausen.« »Der Domino schien zu erschrecken »Sie werden mich doch nicht ver rathen, Herr -Kleespisz,« hauchte es unter dem Visir hervor. »Aber ich war eben noch niemals nicht auf einem Mastenball und ich dachte mir nichts Schlimmes dabei.« »Nun, dann mußt Du fiirs erste Un ganzen Abend mit mir tanzen und sonst mit keinem anderen, auch nicht mit Herrn Walten der dort eisersüchtig in der Ecke sitzt; zweitens bekomme ic, nach der Demaskirnna ein Kiißchens nnd drittens fübre ich Dich nach der ersten Pause heim! Ein verstanden?« ,,Ein!verstanden!« wiederholte der Domino unid seufzt-e erleichtert aus. Und so geschah es auch. Den ganzen Abend ließ der verliebte Kleespitz den rothseidenen Domino nicht von seiner Seite und mit Ungeduld erinarteteer, bei einer Flasche Champagner sigenty ; die Mitternachtsstundr. Und taum hatte diese noch aus-geschlagen da spitzte er auch schon die Lippen und flötete: »Nun aber mein Kiiszchem sjißer Schaß!« »Hier ist er,« sagte bereitiriillia der siiße Schatz, sich demagtirend, und Rlieespitz war einer kleinen Ohnmacht nah-» als er die welken Lippen der alten Therese auf den seinen fiiblte. Hinter dem Pärchen aber stand Felix Walter nnd lachte fröhlich in sich bin: — -ein· — ---— — — « (5,«inige Tage nach dem Balle, als das Ehepaar wieder von feiner Reise zurückgekehrt war, erhielt Frau Schmid einen Brief. Sie öffnete ihn, fand aber nichts darin als einige ; Photographien Nichtsdestoweniger »aber betrachtete sie diese mit lebhafte stem Interesse und schloß sie dann T sorgfältig ein« »D«-.i, Balihasar,« sagte sie ain an deren Morgen in ibrem Manne, »ich glaube, der junge Kleespitz ilt doch nicht der richtige Gotte sjir unser Lieschen.« »Das glaube ich schon lange," er widerte Herr Schmid, nnd ipitzte die Odren »Und da, wie es scheint, Lieschen Herrn Walier ernstlich in ishr Herz geschlossen hat« so wollen wir ilnn in Gottes Namen nnser Mädel geben. Das lxißt, wenn Du einverstanden bist.« »Das bin ich schon feil alle-en An: fang,« beeilte sich Herr Schmid zu sagen. »Aber des-Du fiir den jungen Kleespitz fo eingenommen warst. so »Schrveia mir, bitte. von dem!« herrschte ihn die strenge Gattin an. »ich sagte ee Dier er ist kein Mann fiir unsere Iochter.« Das glückliche Lieschen konnte sich zwar Anfangs vie rasche Wandlung ihrer Mutter nicht erklären, als ihr aber Felix bei der Verlobung heimlich eine Bliizlichtanfnahme wies, die ihren ehemaligen Verehrer zeigte, wie er einen ihr wohl-bekannten Domino küßte, da begriff sie den Zusammen hang. »Ab,·' sagte sie ihre-n aliielitrahlen den Felix ins Obr. »Herr Kleespitz ist also ganz gründlich abgeblitz!«!« —---.-..-——— Urmbrecht’5 Beichte. Erzählung von G e o. R n se le r. Ist-— Es war ein kalter Dezember-lag der Ofen that aber feine Pflicht nnsd erfüllte das Dienstzimmer des Präsi denten der Eisenbahndireltion mir be haglicher Wärme. MI- lsossssnn DI-« «----C »so- nnd ab, einen Brief, den er eben erhalten hatte, in der Hand Der energische tiichtiqueomte tsiegte sonst nicht zu zaudern, wenn es galt, einen Krebs schaden aus-zuschneiden und Untreue sim Dienst zu bestrafen Diesmal ynber zögerte er. Er tonnte es nichk glauben. Sicherlich Verletiindung, ein Schurkenstreich, der dzzu noch durch eine unsichtbar waltende Ge rechtigkeit aus der Stelle bestraft morden war. Er trat un den Schreib. itisch und wars einen Blick aus das .Telegrarnm, das zur selben Zeit ein Igetrossen war. Es klopfte· Der Oberkontrolleur trat ein. · »Herr Präsident, Sie linken mich ’rusen lassen-« » Der Präsident musterte ihn mit ichnrsern Blick. Merkwürdig, wie Der Mann in der letzten Zeit gealtert "war! Sonst so straff und aufrecht. und jetzt schlnfse Züge, graues Haar, »und wahrhaftiai — gebeugter Gang. »Ja, Herr Armbrecht, ich inuizte Sie rufen lassen« begann der Ebes ungewöhnlich milde, ,,es ist Anklage gegen Sie erhoben worden« »Herr «Präsident!" »Seien Sie ruhig. Ich sank nicht, daß ich dieser Anklage Gaul-en ichsentr. Jm Gegentheii. Ich kenne "Sie als einen der vslichttreuesten Be amten, ja, Sie find vielleicht Der ;ienige, der et asz- genauesten nimmt. Sonst hätten Sie auch nicht Jären verantsroortungktvollen Posten! Osten . und ehrlich, haben Sie sich etwas vor s zuwersenR l Der Obertontrolleur erhob das ak lsenlte baut-« er bielt ruhig den Biick seines sorgesehten aus und dann sagte er langsam, beinahe mit feier licher Stimme: »Ich sbin vierzigJahre im Dienst, Herr Präsident, und durch mich ist die Baan um« keinen Pfennig geschädigt worden, im Gegentheil, ich habe sie oft vor Schaden bewahren tönnen.« »Das weiß ich,« sagte Dr. Grelling erleichtert, »und darum glaub-e ich auch, daß dieserBrief von einekn Be truntenen geschrieben morden ist. Lesen Fies« Arm recht las-. Seine Finger zit terten nnd seine Brust arbeitete unge stüm; dann faßte er sich aber, ließ den Brief sinken nnd faspqte ruhig: »Ja, HerrPräsident, oen Brief hat wirt: lich ein Betruniener geschrieben« »Zerreißen Sie den Wisch,« rief der Präsident ,,Ueber den Schreiber sind mir in der letzten Zeit gewisse Andeutnngen gemacht worden: Leicht sinniger Lebenswandel, Schulden nnd was solcher Sachen mehr sind. Scha de, daß wir den Dennnizanten nicht mehr znr Rechenschaft ziehen können! Er ist heute Morgen gestorben. Hö ren Sie dieses Telegramrn aus Stau bur·q: ,,Ungliicisfall. Soeben Assiftent Brandes beim Ueber-schreiten der Ges leife von Rangirmaichine erfaßt nnd getödtet,« Der Dberlontrolleur starrte feinen Vorgesetzten mit weit offenen Augen an nnd rief: »Todt? Wirklich todt? Er hat Wort qehalten?« —-« Und dann atbmete er tief und sag-te entschlossen: »Herr Präsident, es ist« fein Un glücksan es ist Selbstrnori.« »Wober wissen Sie daS?« fragte Dr. Grellina überrascht Armbrecht hatte sich vollständig ges faßt. Er gab den Brief zurück und sprach: ,,Bewabren Sie dieses Schrei ben anf, Herr Präsident Sie wer-den II UUL chlujl HIULUUUJIU lllthscIL "’ Seitdem er todt ift, giebt es keinen anderen Zeugen niet)r.'« Dr. Grellina stand einen Augen blick wie erstarrt; dann riefer in bef tiger Aufregung dem Beamten zu: »Mensch, wissen Sie auch, mag Sie sagen? Es ist wahr, was darin steht? Sie, Sie selber sind der Unter-schla gung schuldig?« Die rauben Werte trafen den An dern ioie Peitschenhiebe; erschlug die hände vor’g Gesicht und fchluchszte wie ein Kind. Er wäre zusammennehm check, wenn der Präsident, der seine Schärfe schon bereute, ian nicht einen Stuhl hinaeschoben Hätte. »Nun werden Sie mir aber Alles ertlären.« befahl er. ,,’slennen Sie nicht. Also wirklich llnterfchla·gung?« ,,Unterfchlagen ivobl nicht,« be gann der Obertontrolleur gebrochen, »aber Vertuschuna, und das ist in meiner Stelluna noch schlimmer. Er, der sich heute Morgen vor die Loto nrotioe aeworfen bat. war als Junge mein Liebling. »Sie wissen vielleicht nich-t, daß wir leine Kinder haben. Er war der Sohn meines- liebsten Freundes. Lille der vor etwa achtzehn Jahren starb, hinterließ er seine Fa milie in ziemlickx tnappen Verhält nissen. Privatbeamter -——— es war na tiirlich teine Pension da. Nun, ich habe gethan, was jicb möglich macben ließ, aber viel war das auch nicht; denn mein Gehalt war Damals nicht besonders hoch. Aber ich half der Frau doch, die Kinder in sichere Be rufsarten hineinzufiibren Die an deren sind auch ganz gni eingeschla aen. Den Otto brachte ich bei der Bahn Unter. Begabt war er, lief-, sich uch ganz aut an und bestand später ein gutes Gram-n. Auf meine Ver anlassuna kam er an oie Kasse; ich glaubte ihn da am besten unter Auf sicht zu haben. Das war ein Fehler· Er war eine Zeitlang als Vertreter nach Station Moordorf geschickt wor den, und als ich dort eines Tages re vidire, daioar es schon zu spät. Ich sehe ein. ich hätte es auf der Stelle melden müssen. Aber als er so vor mir auf den Knie-en lag, ais er bat und klebte da dachte icli an den Schmerz der Mutter, wenn sie’H er führe, an meinen verstorbenen Freund dachte ich nnd seinen auten Namen, und der jnnae Mensch selber that mir auch herzlich leid, wie er lei denschaftlich Besseruna gelobte. Da habe ich denn gethan, was ich nicht hätte thun dürfen. »Sie haben aeschtvieaen und ver tuseht. Und das Gele« »Das habe ich selber heraeaeben Es waren etwas über zweihundert Rart.« »Sie selber-— ah! Nun, dama ren wir also sertiat« »Ach, Herr Präsident, ietzt beginnt erst dag, was mir das Lean in den leyten Jahren mehr und mehr verbit tett hat. Ich siihle ess, Sie haben Nachsicht mit mir und werden das andere auch noch anhören. Ich sorate Unter allerhand Vorwönden dafür, daß er aus dem Rassen-wesen heraus und in densStationgdienst kam· Das hat er mir sehr verübelt: denn er fühlte sich nicht recht wohl dabei. Und bald mußte ich auch einsehen, daß ich mich in dieHönde ein-s Unwiirdigen gegeben hatte. Er setzte sein leichtsin niges Leben weiter fort, bald sogar in steigendem Maße, und weil er nun teine Kasse einzugreifen sand, tarn er zu mir.« Ueberrascht sprana der Präsident ’aus: »Erpressun—a? Der sSchust!« »Ja, Herr Präsident Er drohte, mein Vergehen zu enthüllen, und da mit erreichte er vollständig seinen Zweck. Spllte ich wirklich einen-Flecken aus meiner Ehre dulden? Jlch gerieth in peinliche Angst und Sorge und gab ihm Eli-, erst kleine Beträge, dann auch grössere Summen, bis fett ins Gutc Auster-e - . fu. .«' MUR s litt-ON , — — Sie: »Du hast mir doch gesagt. seitdem du mich liebst, «bift du ein ganz anderer Mensch, Und nun höre ich, daß Du meiner Freundin den Hof machst.« Er: »Nun ja, der andere Mensch will doch auch was fürs Herz haben.« gen es etwa anderthalbtausend sein. Da erfchien er gestern wieder; ich merkte wohl, er hatte sichs erst Muth getrunken, und nun forderte er unter den alten Drohungen gleich tausend Mart auf einmal. Ich verweigerte sie.—-ss—».-Gut, dann gehe ich und-schreibe auf der Stelle alles dem Präsiden ten-l« war seine Antwort« Der Mann schien eine Zeit, und dann fuhr erweitet fort: »Ich ließ ihn gehen Jsch wollte nicht länger diesen Alpdrnct erdulden, dies Gsefuhl von Schuld unid Schande nicht länger haben, das mir mein Leben verwiiftet hat· Jch hab-e alles meiner Frau an vertraut, und dann war ich entschloss sen, zu Jlsnen zu kommen nnd mich durch eine offene Beichte zu erleich tern. Aber er hat das ja wirklich ar tban, was ich anfangs noch nicht glauben wollte, er hat Jshnen geschrie ben, und Sie ließen mich rnfen.« »Gut-en Sie sonst noch etwas bin zuzufügen?« fragte Dr. Grelling. ,,Cing noch, Herr Präsident, das den jungen Mann vielleicht etwas we niger schlimm erscheinen läßt« als er sich zulehi gab. Den Brief hat er thatsächlich in— trunkenem Zustande geschrieben und abgesandt Als er aber nüchtern wurde, ist doch die Reue über ihn a.etommen, und bevor er wie der nach Stauburg abreiste, hat er mir selber noch geschrieben· Es ist ein Brief voller Berzweiflnna Hier ist er, — bitte, lesen-Sie, Herr Präsident »Er bittet mich um Verzeihung und Ingl, uuks rr quucn away unr- su hat er ja nun auch auf feine Weifel gethan. So, Herr Präsident, jetzt bin ich wirtlich fertig.« sArmbrecht hatte sich erhoben und den Brief überreicht. Der Präsident las. Jede Schärfe war aus feinem Gesicht verschwunden, und als er zu Ende mar, sagte er leife: »Und was foll nun mit Ihnen geschehen-i« »Sie miiffen mich auf de; Stelle· suspendiren lassen und den Fall der Polizei übergeben.« »Damit Sie etwa in’g Gefängniß kommen und gründlich ruinirt wer den? Giebt es keinen ander-en Weg, alle diese Angst und Noth, alle diese schweren, forgenvollen Gedanken von Ihrer Seele zu nehmen?« Reinen anderen, Herr Präsident Auch ich bin bereit, zu sühnen. Ein Beamter hat zuerst feinen Dienst und feine Pflicht zu thun und darf nicht auf die trügerifche Stimme der YJienschlichteit hören.« »Meinen Sie?« sagte der Präsident mit eigentltümslicher Betonung. Noch einmal nahm er die beiden Briefe des unseligen Menschen und überflog fie. Dann faltete er sie lang fam zusammen und aing nach dem Ofen. Er öffnete die Tbür und warf die Papiere auf die glühenden Koh len, und als-bald beleuchtete ein heller Widerschein seine gedankenvollen Züge· »Was thun Sie, Herr Präsident?« rief der Andere erschrocken. Der Präsident schloß die Ofentlsiir und wandte sich um »Ich gebe mich in ehre Hand« faate er ruhig »aber ich weiß daß es nicht die Hand eines Unwiirdiaen E.«ft· Der Oberkontrollenr ergriff die Rechte feines Vorgesetzten und beuqte sich tief darauf hinab. Zum zweiten Mal rannen die Tbränen über seine gefurchten Wangen. -.—-— Jm Art-gern Kellner: ,,Haben der anödiaeHerr fchon bestellt?« »Ja —- schon vor einer halben Stunde!« »Und was — wenn ich bitten darf?« »Fa, wie kann ich denn das fest noch wissen!« Cmüthlich. Frau lzur neu eintretenden Köchin spidigy »Ein Soldat war auch schon dann-d hat nach Jsbnen gefragt!« daKschim »Na, und haben Sie ihm Fug ein biffel was zu essen gege n « Gemüll-lich »Herr Feu«erwehr-kyauptmanm, in Ihrem Nachbar-vors brennt’s! Rücken S’ denn net aus-Z« Feuerwehrhauptmanm »Bei wem br-ennt’g denn?« ,,Beim Hinterbrüller Naz!« Feuerwehrhausptmiann: »Na, da wird net ausg’tuckt, mit dem dürf’n m’r uns net oerfeinden; der hat100 Mark zu oer Spritz«n beig’sieuert!« Eine Möglichkeit Baron: »Es- vermaa auch nich-is auf Sie Eindruck zu machen, Fräu lein Lom; Ihr Herz ist so hart wie Glas-F Schauspielerim »Dann versuchen Sie es doch ein-mal mit Diamanten!« Das Gebein-NO Frau Zangerl: »...Aber ja njx ioeitererzähken — gelt, Frau Mißer? »Ich ha-b’s nur Ihnen anvertraut!« Frau Beißen »O, wie können Ssie so was glauben, Frau Zsangerll Mir tönnen Sie alles sagen, ich er-« zähk nix weiter! Da Traben Siie mei’ Hand draus!« fFrau Zangierl und Frau Beißer trennen fich.) Frau Beißer: »Da kommt die Frau Spitzekll Weitererzäth darf ichs nif..·aber fragen kann ich sie ja ’mal, ob sie’s schon weiß!« Zurückacgcbur. Weinhändler: »Es ist mir schon wiederholt aufaesallen, daß Sie Ihre gedruckten Sachen gar nicht lesen!« Schriftsteller: »Trinken Sie denn den Lein, den Sie fabriziren?« Gemüll-lich Gast: »Eine feine Zignrre, die Sie mir da Vertaust haben; fünfzigtan habe ich sie mindestens schen ange steckt!« Wirth: »Gegen Sie sich doch mai e hissel hier in den Zriqwind!« Der Pedant Ober-Iehren »Es ist mir gerader peinlich, daß ich aus dem Stande-Z amte einfach mit »ja« antworten soll, liebe Rosa —; meinen Schülern habe ich stets eingeschärst, jede Frage mit einem vollständigen Satze zu beant worten!« Galant Junger Lebemann szu seinerFrau): »Ich verstehe nicht, tvsarum Du Tiber meine Gläubiger abfällig sprichst Wenn sie nicht wären, hätte ich Dich nicht heirathen tönnen!« Letztes Mittel. Der Sekundiirhahnzug hält ans ossener Strecke. IEine Kuh ist aus dem G-e1eise, man gib-i sich alle Mühe-, sie zu verscheuchenx eg gelingt aber nicht Da wendet sich der Zugsührer an ein altes Fräulein mit einem rie si·aen rothen JH te, dag vom Abtheilg senster den Vorgang beohachtet: ,,Ssaw SJ so aut, tumme S’ a bissel heraus-, wenn s’ da nicht ausreisit lsann weiß ich mir wirklich teinen Raih!« Genitasanr. »Herr Komtnerzienrath, unsset Kassiret ist mit hunderttausend Mark durchgegangen!« ,,.f)at er meine Frau mitgenom men?« »Nein, Ihre Tochter!« ,,Na, wenigstens etwas!« Unerwartete Theilnahme. ,,J·ainmern Sie nicht immer so, Käthi. daß mein Bräutigam durchgr gangen ist-Sie sehen doch, daßieh michs tröstet« »Ja —- aber mich hat er ange pumpt!« i Gewissenhaft Richter: »Wie kommen Sie dazu, Ihrem Arbeitstollegen einen Wel stein aus den Kopf fallen zu Ia us« Mauren Meinst-end hak- Guid gläut’, here Richter.« "