Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 28, 1908, Sweiter Theil., Image 13

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Abg-blitzt
Von Fritz Lunzer.
Lieschen Schmid war ein Unges,
hübsches und liebensmärdiges Mäd
chen« außerdem alj einzige Tochter
des reichen Tuchfabritanten Damia
far Schmid im Beer einer stattlichen
Mitgift, sa daß es nicht zu verwun
dern war, wenn zahlreiche Verehrer
das leckere Gatdfischchen umschwärm
ten.« Der hübscheste unter sdiesen hie
Felix Walter und war Photograp.
Er war außerdem ein entfernter Ver
wandter der Familie Schmid, und da
er geiälliae Mnieren besaß, io war
er ein oft und aern gesehener Gast im
Schmkdschtn Hause.
Dieses freundschaftliche Verhältnis
erhielt aber pliihlich einen Stoß.
Schuld daran war Herr Michel-klu
ipit, der einzige Sohn einer Jugend
freundin der Frau Schmid, der eines
Tages, ausgerüstet mit einem langen
Empfehlungsschreiben seiner Mutter,
in die Familie des Tuchsabritanten
hineinplahtr. Der Zweck«dieses Be
suches war nicht schwer zu errathen
Denn die Familie Kleespiy war
außerordentlich reich und hätte eö
gern gesehen, wenn ihr Michael das
Vermögen-de Fräulein Liedchen als
seine Frau heimgefiilxrt hätte. Daß
herr Kieeipiß junior dabei keines
wegs die Einenfchaften besaß, diel
einen Mann in den Augen eines
Mädchens beaehrenswerth machen,
schien belanqloT denn der oberste
Grundsatz im Kleespitz’schen Haufe
war Geld nnd wieder Geld. Geld
schien ihnen der Schlüssel zu allen
Ikrfolaen zu fein.
Auch dir Mutter Lieschens fand an
dem aeplanten Biindniß Gefallen tin-:
nahm sich vor. es mit allen Mitteln
zu fördern. Und das fiel schwer ins
Gewicht. Denn wenn auch Papa
SEND-d KI- asso--ftn-:«n-.s
--,....- ».- »..»...-...·.,....«.. »....
Tischterchens zu dem ihm viel sympa
thischeren jungen Photograan voll
tornmen billigte, so war doch »die
Hauptperson in der Familie die Frau
Mann, und auch Lieschen wagte es
nicht, sich den bestimmten Wünschen
ihrer Mutter zu widersegen Aber sie
sählte schon seht. daß eine Ehe mit
sdem ihr sverhaßten Kleespiy sie tief
u lücklich machen werde.
lir tröstet-»sie, so gut er es ver
mochte.
JZS wird und rnuß sich ein Ausweg
firden!« sagte er. »Deine Mutter
lann auf die Dauer nicht blind sein
gegen die wahren Motive einer sol
chen heirath; ist sie auch nimnentan
durch die äußeren Vortheite dieser
Verbindung hethiirt. so ist sie dochbei
aller Strenge und Verein-genommen
hkit eine viel zu rechtlich dentende
Frau, urn fdas Herzensgliick ihrer
Tochter einem Manne zu opfern· der;
ihrer nicht würdig ist. Und ihr dasl
rüher die Augen zu öffnen soll mein«
eisriqftes Bemühen iein.«
Eine leichte Aufgabe war das frei
lich nicht, die Ech Herr Felix Walter
da gestellt hatte. denn Frau Schinid
war sehr argwöhnisch in Bring aus
eine derartige Absicht, und nur gan;
handgreifliche Beweise hätten Trennt
stimmen tönnen. Aber der Zufall
tarn Felix auch hier zu Hilfe und
zwar in Gestalt einer Erhtante des
alten Schand Diese. die in der he
nachharten Nessdenzstadt :vohnte,(
wurde plöhlich kedentlich trant und
die Rücksicht auf das Präditat«Erl-«
nöthigte das Eikpaar Schmid, ohne
Zeitverlust an das Krantenlager der
»Dann-« zu eilen; allerdings nicht
ohne eine gewisie Beunruhigung fei
tens der Frau Schmid, denn sie um«-sc
ia ihr Töchtrchen allein daheim s
sen. Aber schließlich tannte sie .hr
Lieschen als folqsarneö Kind, und so
schärste sie ihr denn rnit ganz beson
derem Nachdruck ein, während der
Abwesenheit der Eltern keinerlei Be
such zu empfangen.
Kaum aber war das Ehepaar
Schuri-d aus der Bahn, so tlopfte Herr
Ahn- Ich-sh- «- dss hoffend-D Ins-ves
»..., ..»..... -.. -.. -..--.-..- ,.-....
»Das Fräulein ijt nicht zu Haus«
sagte die alte Thereie. ein autmiithi
ges, aber beschränktes Geschöpf, das
schon ieit einundzroanzia Jahren in
der Familie diente.
»Ich lomme auch nicht zum Fräu
lein, sondern zu Sehnen, Jungfer
Therese,« gab Felix mit einer galan
ten Verbeugung zurück.
»Hu mir?" fraate diese mit er
itaunier und zuglech nsißtr.1uiisl1er
Miene.
,,Jawohl. Jungfer Pereiel Zecher
trielt nämlich von e eni Bekannten
eine Damentarte fiir den heutiaen
Massenball in den Rosensalen, und
da ich natiirlich teine Verwendung
dafür hab-. dachte ich iofort an Sie,
Fräulein Tit-Wie Nächten Siegern
einmal einen Maotenball besuchen?«
Das Gesicht des alten Mädchens
strahlte. «
»Ach Gott, herr Walter.« rief sie.
»das möchte ich ja freilich gern, denn
ich bin noch niele nicht auf einem
Masken-hatt gewelen!«
»Na, leben Sie,« ermunterte sie
Felix-.
»Aber« —-der strahlende Auid uck
von vorhin wich einer tläglichen lag
Meigen-»ich weisia gar nicht« ob
mich das Fröiesein fortlassen wird.
Und dann habe ich auch kein Kostiirn
nichit«
Q, til-er das erstere seien Sie be
ruIiBX tr« ete fee Felix-. »Sie dur
h rnsr ulein nur innen, daß ich
ausdrücklich dazu eingeladen habe
und Sie werden die Erlaubniß lo
iort erholte-h Und rons das Koitiitn
betrisst. ip M Ich ek- ieht bin-ichs
Wen ...-..-.-. «- -.«·-..- .—---.».-,-.
in meinem Atelier. Als Photong ph
»braucht man derlei Sachen, wie-Sie
wissen. Es ist ein eleganier, rot-h
feidener Domino mit einem feist-en
Kovantzx ich wert-«- bnen beides noch
heute Vormittag her enden. «
Therese war Feuer und Flamme
»O. Herr Walter Sie sind wirklich
zu giitia!« rief sie gerührt, ,,.lnd dem
Fräulein kann ja auch nichts passi
ren, derweil ich fort bin ist« doch der
große Bernhardiner bei ihm in der
Wohnt-nas« »
»Der iiiird es sicher qui bewachen, «
stimmieFelix zu uns entfernte sich kvie
der sehr zufrieden mit dem Erfolg
feiner Operation. »
Nach dem Essen ging Felix in das
Case, von dem er wußte, daß es um
diese Zeit von dem jungen Kleesvitz
regelmäßig freauentirt wurde. Die-set
war auch wirklich bereits dort und
mit einem unbefangenen Gruße nahm
Felir am gleichen Tische Platz.
»Sie machen ja ein recht iriibieli«
ges Gesicht, Herr Kleeipitz,« leitete er
das Gespräch ein.
»Ach, da soll man auch nicht --."
warf Herr Michael ein, ,,·5 ist doch
eine ganz verwünicht alberne Ge
schichte mit der tranlen Tante, wir
können nun ein paar Taae lang das
Schmid’sche Haus nicht betreten, iiir
mich geradezu grausam von weaen -—--—
äh, Sie wissen ja!«
Herr Kleesvitz hatte leine Ahnana
davon, daß Felix und Lieschen sich
gern hatten, auch fiihlie er sich in fei
ner Position viel zu sicher, als daß
ihm auch nur ein Gedanke an vieRi
valität des ,,arn-.en Verwandten« ac
lommen wäre. »Was mich betrifft.«
nahm Felix den Faden auf, »fotverle
ich Fräulein Lieschen wahrscheinlich
heute Abend noch sehen und mich ver
aniiai im Walzertalte mit ihr
X--1.-.-I«
».·.,....
tKleeipitz gab eg einen Ruck, er sah
dem pfifiig vor sich hinliichelnden
Felix verdutzt ins Gesicht.
»Ich verstehe Sie nicht, lieber Wal
ter,« sagte er, und man sahest ihin an,
daß er die Wahrheit sprach.
»Die Sache ist ganz einfach die,«
fuhr Walter gleichrniithig fort, »daß
Fräulein Lieschen gern einmal heim-s
lich einen Mastenball besuchen möchte
Durch die Abwesenheit ihrer Eltern
bietet sich ihr nun eine vielleicht nie
wiederkehrende Gelegenheit, und da
heute Abend in den Roseniälen ein
Ball abgehalten wird, diirftesie sicher
dort zu finden feins«
»F pah!·« wars Kleespttz etwas ke
ruhiat ein« »das ist nur to eine Kom
bination von Ihnen, die alteTherese
wird sicher nicht zulatsem daß sie aus
dem Hause ae·.ht «
,,Dienftbote·n sind leicht herzunizu
lrieesema ent eanete Feltr, «u und was
rneine Kan inationen betrifft, to
ariinden sie sieh diesmal aui eine iehr
reelle Unterlage. Vor kaum einer
Stunde ging ich nämlich an ihrem
hause vorüber und sah, wie ein mir
betannter Bursche aus einem Mas
tenoerleihgeichäft irn Begriff stand,
dasselbe zu betreten.
»Da sind Sie ialfch.« rief icti ihm
zu, ,,l!ier ifi Niemand zu Hause.«
»O, doch.« erwiderte er mit rers
ichrnitztem Lächeln und öffnete einen
Nation, in dern ein prachtvoller rottser
Domino nebst einern ein-ge aufhalten
den Kopfputz lac-. Ich wußte genug
und Traate darum auch nicht weiter.«
»So glauben Sie w!rllich, das-,
Fräulein Lieiel — --—-s--— ?« fragte
stotternd Kleesvitz.
Walter guckte die Achseln.
»Glauhen Sie vielleicht, daß der
lostbare Staat fiir die alte Therese
bestimmt ioar?«
Nein, das war sicher nicht der Fall,
lallulirte ietzt auch Kleespitz, und
Felix mußte entschieden recht haben
mit seiner Vermuthung.
»Unerhört, « fuhr Kleespitz orimrnia
auf, »ich werde sosort zu ihr eilen und
ihr die tolle Jdee aus denkstopie re
den.«
»Sie vergessen, daß sie teineBesuche
annehmen dars, nicht einma! die ihres
Bräutigams-» Und warum wollen Sie
ihr ein irn Grunde harmloseg Ver
oniiaen verleiden?«
Kleespitz sah ein, daß Felix recht
hatte, aber ietzt erwachte auch die bis
her in ihm geschlumrnerte Eifersucht.
»Und Sie werden sich wahrschein
lich eindilden. die aanze Nacht mit ihr
tanzen zu tönnen,« schrie er ausae
bracht und ohne eine Antwort abzus
roarten, fuhr er fort: »Aber ich weiß,
was ich thue, ich gehe selbst aus den
Mastenball und werde gewissermaßen
den Schinid’schen Schutzenael spie
ten.«
»Eine aani vernünftige uwdsetbst
verstöndliche Idee, lieber Kleesdis,«
gab lachend der schlaue Walter zu
rück, »Mit-wegen erzähle ich Ihnen ja
auch die ganze Geschichte. Sie sehen,
ich bin äußerst uneiaennititzig.«
«Ja, wirtlich,« pslichtete Kleespitz
besänftigt bei, »ich danke Ihnen und
werde Sie dasiir zur Hochzeit ein
laden."
«Vergessen· Sie nur nicht: rothsei
dener Domino mit einem etwas aus
sallenden Kopsputz,« ries Felix und
entfernte sich, auch hier äußerst zu
frieden mit sich und seinen Plänen.
Einige Stunden später durchschriti
der schwarzsbesrackte Kleespitz das
Mastenaewitht und ei hielt nicht
schwer. den aussallenden rothen Dw
mino aus- sder Schaut der übrigen
Matten berauhusindern Er eilte
direkt darauf zu und mit einem:
Ach kenne Dich, schöne Maöte,«
sitt-m ei sich bei dessen-en ein.
. »O, ich kenne Ihnen auch« here
—
I
sKleespitz,« erisderte der Domino und
s lachte.
l »Es ist unnütz, Deine Stimme zu
verstellen, ich weiß ja doch, wer Du
s bist,« flüsterte der schlaue Kleespiy.
,,W«irilich?« tam es schelmisch und
zmit einein plumpen Lachen zurück.
« »Ja! Und es war sehr unrecht, so
ohne Erlaubniß von Papa und Mamsa
Schmid hierherzulausen.«
»Der Domino schien zu erschrecken
»Sie werden mich doch nicht ver
rathen, Herr -Kleespisz,« hauchte es
unter dem Visir hervor. »Aber ich war
eben noch niemals nicht auf einem
Mastenball und ich dachte mir nichts
Schlimmes dabei.«
»Nun, dann mußt Du fiirs erste
Un ganzen Abend mit mir tanzen
und sonst mit keinem anderen, auch
nicht mit Herrn Walten der dort
eisersüchtig in der Ecke sitzt; zweitens
bekomme ic, nach der Demaskirnna
ein Kiißchens nnd drittens fübre ich
Dich nach der ersten Pause heim! Ein
verstanden?«
,,Ein!verstanden!« wiederholte der
Domino unid seufzt-e erleichtert aus.
Und so geschah es auch. Den ganzen
Abend ließ der verliebte Kleespitz den
rothseidenen Domino nicht von seiner
Seite und mit Ungeduld erinarteteer,
bei einer Flasche Champagner sigenty
; die Mitternachtsstundr. Und taum
hatte diese noch aus-geschlagen da
spitzte er auch schon die Lippen und
flötete: »Nun aber mein Kiiszchem
sjißer Schaß!«
»Hier ist er,« sagte bereitiriillia der
siiße Schatz, sich demagtirend, und
Rlieespitz war einer kleinen Ohnmacht
nah-» als er die welken Lippen der
alten Therese auf den seinen fiiblte.
Hinter dem Pärchen aber stand Felix
Walter nnd lachte fröhlich in sich bin: —
-ein· — ---— — — «
(5,«inige Tage nach dem Balle, als
das Ehepaar wieder von feiner Reise
zurückgekehrt war, erhielt Frau
Schmid einen Brief. Sie öffnete ihn,
fand aber nichts darin als einige
; Photographien Nichtsdestoweniger
»aber betrachtete sie diese mit lebhafte
stem Interesse und schloß sie dann
T sorgfältig ein«
»D«-.i, Balihasar,« sagte sie ain an
deren Morgen in ibrem Manne, »ich
glaube, der junge Kleespitz ilt doch
nicht der richtige Gotte sjir unser
Lieschen.«
»Das glaube ich schon lange," er
widerte Herr Schmid, nnd ipitzte die
Odren
»Und da, wie es scheint, Lieschen
Herrn Walier ernstlich in ishr Herz
geschlossen hat« so wollen wir ilnn
in Gottes Namen nnser Mädel geben.
Das lxißt, wenn Du einverstanden
bist.«
»Das bin ich schon feil alle-en An:
fang,« beeilte sich Herr Schmid zu
sagen. »Aber des-Du fiir den jungen
Kleespitz fo eingenommen warst. so
»Schrveia mir, bitte. von dem!«
herrschte ihn die strenge Gattin an.
»ich sagte ee Dier er ist kein Mann
fiir unsere Iochter.«
Das glückliche Lieschen konnte sich
zwar Anfangs vie rasche Wandlung
ihrer Mutter nicht erklären, als ihr
aber Felix bei der Verlobung heimlich
eine Bliizlichtanfnahme wies, die ihren
ehemaligen Verehrer zeigte, wie er
einen ihr wohl-bekannten Domino
küßte, da begriff sie den Zusammen
hang.
»Ab,·' sagte sie ihre-n aliielitrahlen
den Felix ins Obr. »Herr Kleespitz ist
also ganz gründlich abgeblitz!«!«
—---.-..-———
Urmbrecht’5 Beichte.
Erzählung von G e o. R n se le r.
Ist-—
Es war ein kalter Dezember-lag
der Ofen that aber feine Pflicht nnsd
erfüllte das Dienstzimmer des Präsi
denten der Eisenbahndireltion mir be
haglicher Wärme.
MI- lsossssnn DI-« «----C »so- nnd
ab, einen Brief, den er eben erhalten
hatte, in der Hand Der energische
tiichtiqueomte tsiegte sonst nicht zu
zaudern, wenn es galt, einen Krebs
schaden aus-zuschneiden und Untreue
sim Dienst zu bestrafen Diesmal
ynber zögerte er. Er tonnte es nichk
glauben. Sicherlich Verletiindung,
ein Schurkenstreich, der dzzu noch
durch eine unsichtbar waltende Ge
rechtigkeit aus der Stelle bestraft
morden war. Er trat un den Schreib.
itisch und wars einen Blick aus das
.Telegrarnm, das zur selben Zeit ein
Igetrossen war.
Es klopfte· Der Oberkontrolleur
trat ein. ·
»Herr Präsident, Sie linken mich
’rusen lassen-« »
Der Präsident musterte ihn mit
ichnrsern Blick. Merkwürdig, wie Der
Mann in der letzten Zeit gealtert
"war! Sonst so straff und aufrecht.
und jetzt schlnfse Züge, graues Haar,
»und wahrhaftiai — gebeugter Gang.
»Ja, Herr Armbrecht, ich inuizte
Sie rufen lassen« begann der Ebes
ungewöhnlich milde, ,,es ist Anklage
gegen Sie erhoben worden«
»Herr «Präsident!"
»Seien Sie ruhig. Ich sank nicht,
daß ich dieser Anklage Gaul-en
ichsentr. Jm Gegentheii. Ich kenne
"Sie als einen der vslichttreuesten Be
amten, ja, Sie find vielleicht Der
;ienige, der et asz- genauesten nimmt.
Sonst hätten Sie auch nicht Jären
verantsroortungktvollen Posten! Osten
. und ehrlich, haben Sie sich etwas vor
s zuwersenR
l Der Obertontrolleur erhob das ak
lsenlte baut-« er bielt ruhig den Biick
seines sorgesehten aus und dann
sagte er langsam, beinahe mit feier
licher Stimme: »Ich sbin vierzigJahre
im Dienst, Herr Präsident, und durch
mich ist die Baan um« keinen Pfennig
geschädigt worden, im Gegentheil, ich
habe sie oft vor Schaden bewahren
tönnen.«
»Das weiß ich,« sagte Dr. Grelling
erleichtert, »und darum glaub-e ich
auch, daß dieserBrief von einekn Be
truntenen geschrieben morden ist.
Lesen Fies«
Arm recht las-. Seine Finger zit
terten nnd seine Brust arbeitete unge
stüm; dann faßte er sich aber, ließ den
Brief sinken nnd faspqte ruhig: »Ja,
HerrPräsident, oen Brief hat wirt:
lich ein Betruniener geschrieben«
»Zerreißen Sie den Wisch,« rief
der Präsident ,,Ueber den Schreiber
sind mir in der letzten Zeit gewisse
Andeutnngen gemacht worden: Leicht
sinniger Lebenswandel, Schulden nnd
was solcher Sachen mehr sind. Scha
de, daß wir den Dennnizanten nicht
mehr znr Rechenschaft ziehen können!
Er ist heute Morgen gestorben. Hö
ren Sie dieses Telegramrn aus Stau
bur·q: ,,Ungliicisfall. Soeben Assiftent
Brandes beim Ueber-schreiten der Ges
leife von Rangirmaichine erfaßt nnd
getödtet,«
Der Dberlontrolleur starrte feinen
Vorgesetzten mit weit offenen Augen
an nnd rief: »Todt? Wirklich todt?
Er hat Wort qehalten?« —-« Und dann
atbmete er tief und sag-te entschlossen:
»Herr Präsident, es ist« fein Un
glücksan es ist Selbstrnori.«
»Wober wissen Sie daS?« fragte
Dr. Grellina überrascht
Armbrecht hatte sich vollständig ges
faßt. Er gab den Brief zurück und
sprach: ,,Bewabren Sie dieses Schrei
ben anf, Herr Präsident Sie wer-den
II UUL chlujl HIULUUUJIU lllthscIL "’
Seitdem er todt ift, giebt es keinen
anderen Zeugen niet)r.'«
Dr. Grellina stand einen Augen
blick wie erstarrt; dann riefer in bef
tiger Aufregung dem Beamten zu:
»Mensch, wissen Sie auch, mag Sie
sagen? Es ist wahr, was darin steht?
Sie, Sie selber sind der Unter-schla
gung schuldig?«
Die rauben Werte trafen den An
dern ioie Peitschenhiebe; erschlug die
hände vor’g Gesicht und fchluchszte wie
ein Kind. Er wäre zusammennehm
check, wenn der Präsident, der seine
Schärfe schon bereute, ian nicht einen
Stuhl hinaeschoben Hätte.
»Nun werden Sie mir aber Alles
ertlären.« befahl er. ,,’slennen Sie
nicht. Also wirklich llnterfchla·gung?«
,,Unterfchlagen ivobl nicht,« be
gann der Obertontrolleur gebrochen,
»aber Vertuschuna, und das ist in
meiner Stelluna noch schlimmer. Er,
der sich heute Morgen vor die Loto
nrotioe aeworfen bat. war als Junge
mein Liebling. »Sie wissen vielleicht
nich-t, daß wir leine Kinder haben.
Er war der Sohn meines- liebsten
Freundes. Lille der vor etwa achtzehn
Jahren starb, hinterließ er seine Fa
milie in ziemlickx tnappen Verhält
nissen. Privatbeamter -——— es war na
tiirlich teine Pension da. Nun, ich
habe gethan, was jicb möglich macben
ließ, aber viel war das auch nicht;
denn mein Gehalt war Damals nicht
besonders hoch. Aber ich half der
Frau doch, die Kinder in sichere Be
rufsarten hineinzufiibren Die an
deren sind auch ganz gni eingeschla
aen. Den Otto brachte ich bei der
Bahn Unter. Begabt war er, lief-, sich
uch ganz aut an und bestand später
ein gutes Gram-n. Auf meine Ver
anlassuna kam er an oie Kasse; ich
glaubte ihn da am besten unter Auf
sicht zu haben. Das war ein Fehler·
Er war eine Zeitlang als Vertreter
nach Station Moordorf geschickt wor
den, und als ich dort eines Tages re
vidire, daioar es schon zu spät. Ich
sehe ein. ich hätte es auf der Stelle
melden müssen. Aber als er so vor
mir auf den Knie-en lag, ais er bat
und klebte da dachte icli an den
Schmerz der Mutter, wenn sie’H er
führe, an meinen verstorbenen
Freund dachte ich nnd seinen auten
Namen, und der jnnae Mensch selber
that mir auch herzlich leid, wie er lei
denschaftlich Besseruna gelobte. Da
habe ich denn gethan, was ich nicht
hätte thun dürfen.
»Sie haben aeschtvieaen und ver
tuseht. Und das Gele«
»Das habe ich selber heraeaeben
Es waren etwas über zweihundert
Rart.«
»Sie selber-— ah! Nun, dama
ren wir also sertiat«
»Ach, Herr Präsident, ietzt beginnt
erst dag, was mir das Lean in den
leyten Jahren mehr und mehr verbit
tett hat. Ich siihle ess, Sie haben
Nachsicht mit mir und werden das
andere auch noch anhören. Ich sorate
Unter allerhand Vorwönden dafür,
daß er aus dem Rassen-wesen heraus
und in densStationgdienst kam· Das
hat er mir sehr verübelt: denn er
fühlte sich nicht recht wohl dabei. Und
bald mußte ich auch einsehen, daß ich
mich in dieHönde ein-s Unwiirdigen
gegeben hatte. Er setzte sein leichtsin
niges Leben weiter fort, bald sogar
in steigendem Maße, und weil er nun
teine Kasse einzugreifen sand, tarn er
zu mir.«
Ueberrascht sprana der Präsident
’aus: »Erpressun—a? Der sSchust!«
»Ja, Herr Präsident Er drohte,
mein Vergehen zu enthüllen, und da
mit erreichte er vollständig seinen
Zweck. Spllte ich wirklich einen-Flecken
aus meiner Ehre dulden? Jlch gerieth
in peinliche Angst und Sorge und gab
ihm Eli-, erst kleine Beträge, dann
auch grössere Summen, bis fett ins
Gutc Auster-e -
. fu.
.«' MUR s litt-ON
, — —
Sie: »Du hast mir doch gesagt. seitdem du mich liebst, «bift du ein
ganz anderer Mensch, Und nun höre ich, daß Du meiner Freundin den Hof
machst.«
Er: »Nun ja, der andere Mensch will doch auch was fürs Herz haben.«
gen es etwa anderthalbtausend sein.
Da erfchien er gestern wieder; ich
merkte wohl, er hatte sichs erst Muth
getrunken, und nun forderte er unter
den alten Drohungen gleich tausend
Mart auf einmal. Ich verweigerte
sie.—-ss—».-Gut, dann gehe ich und-schreibe
auf der Stelle alles dem Präsiden
ten-l« war seine Antwort«
Der Mann schien eine Zeit, und
dann fuhr erweitet fort: »Ich ließ
ihn gehen Jsch wollte nicht länger
diesen Alpdrnct erdulden, dies Gsefuhl
von Schuld unid Schande nicht länger
haben, das mir mein Leben verwiiftet
hat· Jch hab-e alles meiner Frau an
vertraut, und dann war ich entschloss
sen, zu Jlsnen zu kommen nnd mich
durch eine offene Beichte zu erleich
tern. Aber er hat das ja wirklich ar
tban, was ich anfangs noch nicht
glauben wollte, er hat Jshnen geschrie
ben, und Sie ließen mich rnfen.«
»Gut-en Sie sonst noch etwas bin
zuzufügen?« fragte Dr. Grelling.
,,Cing noch, Herr Präsident, das
den jungen Mann vielleicht etwas we
niger schlimm erscheinen läßt« als er
sich zulehi gab. Den Brief hat er
thatsächlich in— trunkenem Zustande
geschrieben und abgesandt Als er
aber nüchtern wurde, ist doch die Reue
über ihn a.etommen, und bevor er wie
der nach Stauburg abreiste, hat er mir
selber noch geschrieben· Es ist ein
Brief voller Berzweiflnna Hier ist er,
— bitte, lesen-Sie, Herr Präsident
»Er bittet mich um Verzeihung und
Ingl, uuks rr quucn away unr- su
hat er ja nun auch auf feine Weifel
gethan. So, Herr Präsident, jetzt bin
ich wirtlich fertig.«
sArmbrecht hatte sich erhoben und
den Brief überreicht. Der Präsident
las. Jede Schärfe war aus feinem
Gesicht verschwunden, und als er zu
Ende mar, sagte er leife: »Und was
foll nun mit Ihnen geschehen-i«
»Sie miiffen mich auf de; Stelle·
suspendiren lassen und den Fall der
Polizei übergeben.«
»Damit Sie etwa in’g Gefängniß
kommen und gründlich ruinirt wer
den? Giebt es keinen ander-en Weg,
alle diese Angst und Noth, alle diese
schweren, forgenvollen Gedanken von
Ihrer Seele zu nehmen?«
Reinen anderen, Herr Präsident
Auch ich bin bereit, zu sühnen. Ein
Beamter hat zuerst feinen Dienst und
feine Pflicht zu thun und darf nicht
auf die trügerifche Stimme der
YJienschlichteit hören.«
»Meinen Sie?« sagte der Präsident
mit eigentltümslicher Betonung.
Noch einmal nahm er die beiden
Briefe des unseligen Menschen und
überflog fie. Dann faltete er sie lang
fam zusammen und aing nach dem
Ofen. Er öffnete die Tbür und warf
die Papiere auf die glühenden Koh
len, und als-bald beleuchtete ein heller
Widerschein seine gedankenvollen
Züge·
»Was thun Sie, Herr Präsident?«
rief der Andere erschrocken.
Der Präsident schloß die Ofentlsiir
und wandte sich um »Ich gebe mich
in ehre Hand« faate er ruhig »aber
ich weiß daß es nicht die Hand eines
Unwiirdiaen E.«ft·
Der Oberkontrollenr ergriff die
Rechte feines Vorgesetzten und beuqte
sich tief darauf hinab. Zum zweiten
Mal rannen die Tbränen über seine
gefurchten Wangen.
-.—-—
Jm Art-gern
Kellner: ,,Haben der anödiaeHerr
fchon bestellt?«
»Ja —- schon vor einer halben
Stunde!«
»Und was — wenn ich bitten
darf?«
»Fa, wie kann ich denn das fest
noch wissen!«
Cmüthlich.
Frau lzur neu eintretenden Köchin
spidigy »Ein Soldat war auch schon
dann-d hat nach Jsbnen gefragt!«
daKschim »Na, und haben Sie ihm
Fug ein biffel was zu essen gege
n «
Gemüll-lich
»Herr Feu«erwehr-kyauptmanm, in
Ihrem Nachbar-vors brennt’s! Rücken
S’ denn net aus-Z«
Feuerwehrhauptmanm »Bei wem
br-ennt’g denn?«
,,Beim Hinterbrüller Naz!«
Feuerwehrhausptmiann: »Na, da
wird net ausg’tuckt, mit dem dürf’n
m’r uns net oerfeinden; der hat100
Mark zu oer Spritz«n beig’sieuert!«
Eine Möglichkeit
Baron: »Es- vermaa auch nich-is
auf Sie Eindruck zu machen, Fräu
lein Lom; Ihr Herz ist so hart wie
Glas-F
Schauspielerim »Dann versuchen
Sie es doch ein-mal mit Diamanten!«
Das Gebein-NO
Frau Zangerl: »...Aber ja njx
ioeitererzähken — gelt, Frau Mißer?
»Ich ha-b’s nur Ihnen anvertraut!«
Frau Beißen »O, wie können Ssie
so was glauben, Frau Zsangerll
Mir tönnen Sie alles sagen, ich er-«
zähk nix weiter! Da Traben Siie mei’
Hand draus!«
fFrau Zangierl und Frau Beißer
trennen fich.)
Frau Beißer: »Da kommt die
Frau Spitzekll Weitererzäth darf
ichs nif..·aber fragen kann ich sie
ja ’mal, ob sie’s schon weiß!«
Zurückacgcbur.
Weinhändler: »Es ist mir schon
wiederholt aufaesallen, daß Sie Ihre
gedruckten Sachen gar nicht lesen!«
Schriftsteller: »Trinken Sie denn
den Lein, den Sie fabriziren?«
Gemüll-lich
Gast: »Eine feine Zignrre, die Sie
mir da Vertaust haben; fünfzigtan
habe ich sie mindestens schen ange
steckt!«
Wirth: »Gegen Sie sich doch mai
e hissel hier in den Zriqwind!«
Der Pedant
Ober-Iehren »Es ist mir gerader
peinlich, daß ich aus dem Stande-Z
amte einfach mit »ja« antworten soll,
liebe Rosa —; meinen Schülern habe
ich stets eingeschärst, jede Frage mit
einem vollständigen Satze zu beant
worten!«
Galant
Junger Lebemann szu seinerFrau):
»Ich verstehe nicht, tvsarum Du Tiber
meine Gläubiger abfällig sprichst
Wenn sie nicht wären, hätte ich Dich
nicht heirathen tönnen!«
Letztes Mittel.
Der Sekundiirhahnzug hält ans
ossener Strecke. IEine Kuh ist aus
dem G-e1eise, man gib-i sich alle Mühe-,
sie zu verscheuchenx eg gelingt aber
nicht Da wendet sich der Zugsührer
an ein altes Fräulein mit einem rie
si·aen rothen JH te, dag vom Abtheilg
senster den Vorgang beohachtet: ,,Ssaw
SJ so aut, tumme S’ a bissel heraus-,
wenn s’ da nicht ausreisit lsann weiß
ich mir wirklich teinen Raih!«
Genitasanr.
»Herr Komtnerzienrath, unsset
Kassiret ist mit hunderttausend Mark
durchgegangen!«
,,.f)at er meine Frau mitgenom
men?«
»Nein, Ihre Tochter!«
,,Na, wenigstens etwas!«
Unerwartete Theilnahme.
,,J·ainmern Sie nicht immer so,
Käthi. daß mein Bräutigam durchgr
gangen ist-Sie sehen doch, daßieh
michs tröstet«
»Ja —- aber mich hat er ange
pumpt!«
i
Gewissenhaft
Richter: »Wie kommen Sie dazu,
Ihrem Arbeitstollegen einen Wel
stein aus den Kopf fallen zu Ia us«
Mauren Meinst-end hak- Guid
gläut’, here Richter.« "