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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 12, 1901)
WIWWIWIIW Yngenieur Dorstmauw »Roma r von» gsikhekm Hegekcn MQMWU — IIMMMUDQOMMDDx-OLL-h . IIINMW qI III IN (20. Fortsetzung) ·Er ist es! Es ist wirklich Gustav!« dachte sie. »Mein Gott« ist sein Haar weiß geworden! Hat ihn das Leben erichtett Und daran bin ich schuld! M mein Gott, Gott, das bischen Stück, das ich genossen habe, er hat es theuer bezahlt!" Sie ging ihm entgegen, drückte ihm stumm die Hand und tüyrte ihn nach der Bant hin. Er nictie ihr zu und sah sie aus seinen von dicken Thränen iicken umränderten Augen an, die noch diesen eigenthümlich schwermiithigen Ausdruck wie früher hatten. Sie setzten sich auf die steinerne Bank. Zu ihren Füßen zitterten gelde Ringe auf der schattigen Erde. Unter dein Baum gegenüber tanzte ein Flie genschwarm. Jrgendwo in der Nähe gutrten Lachtauren. Aus der Ferne, aber doch deutlich hörbar, drang das Geschrei der Jrren aus den Tobhöscn zu ihnen. »Hast Du mir verziehen, Anna?" Sie fuhr aus· »Was? . . . . Ja, ja, ich halfs längst. Ich, sprich doch nicht davont« »Hast Du teinen Groll mehr gegen mich?« . »Nein, nein!« Wirklich nicht! . . . . Denk doch nicht daran! Das alles ist doch längst vergeben und verges m « »Ich hab’ immer daran denken mits sen,« erwiderte er sinster. »Jeden Tag hab’ ich’s vorgehalten. Und das war gut, denn es hat mich beruhigt.« Er« starrte in finsterent Brüten vor hin. uIch habe viel durchgemacht . . . sagte er nach einer Weile. Sie ergriff seine Hand, die in ihrer nnförmlichen Größe ausgebreitet aus seinem Knie lag, und drückte sie leise. «Armer Gustav!'« »Warum bist Du nicht friiher ge ismmen?" »Ich durfte ja nicht. Die Aerzte verboten den Besi!ch.« »Und Du hast ihnen gehorcht3« fragte er bitter. »Ich that es doch in Deinem Inter ess:,«damit Du wieder gesund wär »vie. »Hättest Du lieber mir geglaubh Anna, was ich Dir schrieb. Tag wäre besser gewesen. Die Tierzte beben wag Rechtes gewußt, was mir out ins-! und was nicht. Die haben aus Ins-h gehört, so wenig, als wenn ihnen ein hund was vorbellte « »Du mußt nicht so sprechen, Gu stav. Wir haben doch alle nur Dein Besies im Auge gehabt.« »Ja . . . . auch als Jhr mich enis mündigt habt?« Eine fahle Rdtlxe flog iifser fein-: tiefgefurchte Haut. Seine zitternye Hand ballie sich zur Faust unter A . na s Hand. »Daß Ihr das aethan habt!. ·Jch könnte alles bemessen Aber due ..... Verflucht-L ..« Er rang ruii sich, während die abge rissenen Worte in dumpfes Stöhnen uberginaen Anna wurde von namen loser Angst ergriffen. Sie blickte sich nach dem Wärter um. Sie wollte et was erwidern, aber die Plxraien blie ben ihr ini Halse steck.en l)lllm-:i«c,·l: ci) ing sein stöhnender Athem la ngsa1n-·cr wischte sich den cckrveiß von Der Stirn und versank in Scknveiqen Ge brochen saß er da das Feuer, Das noch einmal aufgeqlühi war war erlosch-en. Qualvoll langsam schlich-en die Augen blicke hin. Anna starrte aeradeau«.«, ins Leere, um dies aramvolle Gesicht nick sehen. Wie entschlich ist das!« dachte se. Jxo quält man ein Thier nicht, tm e ich ihn gequält habe! Warum bin ich nur gekommen? Jch werde immer des Stöhnen hören Das wird mich nun verfolgen, heute Nacht, morgen, alle .A-ch, waran ich ihn E eben lasiens Jich wollte glücklich U. Das bischen Glück! Du lieber ’ mel! . war ja nicht einmal ich! Was ist denn ei entlirh Reif Frieden haben —- das i wohl M Beste! Wenn ich doch nur etwas We, nnd ich ihm zum Gefallen thun M,! ern gutes Wort, irgend etwa-« Wnkann hatte den Stock, der vor zur each-e gefallen war ergriffen. l XIV Du denn die Zeit iilser « . . . . Ich war lange lrant das « W ich Dir ja geschrieben Und dann ...- dann haben wir ganz still gelebt! « »Wer — wir?« Eis-um und. Deine Mutter lebt also noch?« die nieste und fuhr rasch fort: Und Lottc Das Kind hängt so an M Mr us hat sie mir auch einer sehf an with-geben« - das Schreiben. das ihm IIIW in die Tasche Bat-Tit visit-n später leteu. .Alip so an mie! Und ich habe mich Mut-nett Ganz wie ihre Uutten New hing auchs o an mie. « schnies nachdenklich Wer viel Gefellsckpften gege pvtmsswa s» »Nein, gar leine!« »Aber Du hast Deine alten Be kinnten wiedergesehen?« »Ganz wenige nur« Jch sagte ja, wir haben sehr still gelebt.« » st denn Holleder noch in Düssel dors?« sEinen Augenblick war es Anna, als wenn ihr Herzschlag aussetzte, als müßte sie ausspringen und fliehen. Dann antwortete sie: »Ich weiß nicht!« » st Du ihn nicht gesehen?« » ie letzte Zeit nicht« Nur sriiher manchmal aus der Straße!« »Was? Sonst nicht?« Sie merkte, wie die Aufregung in ihm wucls Seine Hände, die den Stock umklammerten und in die Erde bohrten, zitterten. Die Augen, die nett ausgerissen waren, flogen hin und her. Seine Fragen und ihreAnt l warten ·solgten hastig auseinander. s Sie wußten beide, um was es sich : handelte. « I »Sonst nicht; nur aus der StraßePf »Hm er Dich nicht besucht?« »Nein. Das heißt, ja, einmal. Dann nicht mehr. Jch habe alle Be suche abgewiesen.« »Wenn das wahr ist?« »Das ist wahrt« Ghin wenn Ich Dir glauben könn te »Du kannst mir glauben, Gustav!« Er stöhnte und sagte in dumpser Verzweiflung: »Wie soll ich Dir glauben, Anna?a Da esgriss sie seine Hand und ah in ein gramverzerrtes Gesicht. ie xre te ihre von heißen Thränen nassen Augen an seine Stirn nnd stammelte: »Es ist wahr, Gustav, glaub« mir dreht Bitte, glaub« mir, es ist wahrt Ich liige nicht! Ich habe ihn wahr hastig nicht twieder esehen!« Nie hatte sie tra er lo en, als in diesem Augenblick· A r re log viel mehr aus Barmherzigkeit und Mit leid, als um ihrer selbst willen. Mit te: anzen Inbrunst ihre-s Herzens wünschte sie, es möchte wahr sein, was sie sagte. Und sie flehte nur um eins: daß er ihre Liiae nie ersühre! Sie fuhr mit ihrer sicheran Hand ists-er seine Hände. Sie strich ihm ukier die Bauen und durch sein weißes Haar. Sie lächelte, und immer neue Thränen quollen aus ihren Augen, und immer wieder stammelte sie: »Nicht wahr· Du glaubst mir? Lie ber Gustav, sag’, daß Du mir glaubst! Damals in der Wuth habe ich gesagt, ich betnge Dich. Aber ich that’s nur, weil ich Dich in dem Au genbtick haßtr. Hätte ich's wohl ge sagt, wenn es wirklich wahr wäre? . . . Sag doch, das-, Du mir glaubst!« Ein tiefer Seufzer rang sich aus rein Allerinnersten Einer Brust los. »Ja, ich glaube s ir!« Eine lange Weile verging. Direc tor HäußeL der durch einen Seiten weg durch die Allee gekommen war, lehrte behutsam wieder um, als er tie beiden in dieser tiefen Versunten heit sitzen sah. RGO lange-( Sei-meinen sagte-Hom mann: »Ich glaube, ich balde mich manchmal um nichts arg-parall« »Da-Z hast Tu!«' erwiderte sie leise und innig, in tiefern Wunsch, der sknrter als alles andere war, seinen Gram zu lindern« »Von nun ab soll das anders wer den. Jchbin hier auch ein anderer Mensch artvorren . . .. Wir wollen unser Leben neu anfangen.« Nachdem der Director noch eine Viertelstunde gewartet hatte, tam er entlich »Nun, Herr anenieur. sind Sie ietzt mit uns zu riedenss Glauben Sie endlich, daß wir Aerzte auch Wort halten?«· »Lange genug hat’s gedauertt« »Wie sind Sie mit dem Aussehen Jhreö heern Gemahls zufrieden, gnä dige Frau?« Aber ehe Anna noch mit einer Lii e antworten konnte, kam Horstmann i zuvor, indem er ungeduldig fragte, rrann er entlassen würde. »Sie werden schon noch mal entlas sen-l Nur dürfen Sie nicht ungeduldig ern-" »Ich möchte wissen, wann?'« » s weiß ich selbst nicht. Einst weilen freuen Sie sieh doch an dem Besuch Ihrer Frau Gemahlin!« »Meine Frau will schon gleich wie der sort." »Das haben Sie doch vorher Fe . was-il Der Besuch war auf eine ha be ; Stunde berechnet, und jettk be ich J ishr-en schon über eine Stun gelas en « i Fsdas nächste Mai oon ich nin et III sagte Anna mit schwach-m ä n. »Dann lomm’ nur bald. Sonst be get-» ich eines Tages unversehens Da Frau horstmann vorgegeben tre, daß sie in Romcnnshausen den reiuhr - Zu denußen wollte, war ei- Feit zum - fhruckr. horftmann beg ’tete seine Frau bis an’s Thor Er wollte sie gar nicht fortlassen. Sie mußte sich von ihm losreißern Eine AJ dichte Statebwolke hatte sich schon «n ter tetn sortrollenden Wagen erho n lsie sie unsichtbar machte. während ei noch immer aus der Landstraße stant und ihr nachstatrte Als Anna in dem romannlyausenei Gasthaus ankam, snnd sie Bett schon in einem Extrazimmer vor dem ge tieckten Mitta stisch auf sie warten. »Hast Du Sich aber lange ausge halten!« sagte er. »Ich bin derweil ror Hunger bald gestorben.« Während sie stumm dieSnppe nßen betrachtete er sie. »Na, wie war’s denn eigentlich? Es hat Dich wohl ein bischen alterirt«s.s'« Sie schüttelte sich und sagte finster: »Vert, wir find beide Schuhe-» Er schlürfte behaglich den Lbssel leer und erwiderte: »Das hab’ ich schen längst gewußt!« Um vier Uhr bestiean die beiden den Dampfet, mit dein sie nach Bonn fahren wollten. Nach dem Mittagessen machte Hatstmann mit seinen beiden Wärtern einen Spaziergang nach Lahmersdors· Zwischen den Anstalimanern war es i m eng. Er nahm in dem kleinen « irt garten der Landungsbruete ge seeniiber Platz und bestellte eine Flasche s iidesheimer. Der Wein sollte sein fieberhaft wallendes Blut kühlen. Die beiden Wärter saßen ihm gegenüber Mewes tauchte aus einer langen Spitze eine Cigarre und unterhielt sich gön nerhast mit seinem Kollegen« der wie ein armseliger Kirchendiener aussah. Nur wenig Gäste saßen im Schatten ter Kasianien Hühner scharrten im Sande, ein hahn halte sich ans einen Tisch geschwunaen nnd reckt-« laut krä hend den Hals aus. Aus einem vor Anker liegenden Schiff trugenArbeiter schwere Kornsäcke über schwanke Bret ter znm Ufer bin. Am Chausseerand saß ein« Steintlovser mit blauer Bril e, zwei andere Arbeiter besserten den Weg aus. Horfimann ließ sich Papier und Schreibzeug geben und richtete fol gende Zeilen an seine Frau: Jnniggeliebte Anna! Du sißt sent schon im Zuge und wenn ich in meine Gefangenschaft zurückgekehrt bin, wirst Du bald zu Hause sein. Mir kommt es als pu rer Unsinn vor. daß ich noch wo chenlang von Dir getrennt fein soll, wo ich doch weder jetzt lrant bin, noch jemals derartig lrant war, daß ein Aufenthalt in einem solchem Hause angebracht war. Was das heißt, als Gesunder unter Verkün ten eingesperrt zu sein, kann nur der begreifen, der es wirklich erlebt bat. Doch icli will nicht klagen. Jch will aern all meine Leiden vergessen da ich weiß, daß mich zu Haufe ein-: treue Frau erwartet, mit der ich von nun ab Freud und Leid theilen werde. Da kommt die ,,Loreley« schon. Eine liebliche Hoffnung gaulelt mir vor, Du sößeft im Schiffe und ich könnte Dir die letzten Abschieds grüße zuwiniem Ich thue es im Geist. Seit viel tausendmal gelüßt von Deinem Dich sehnlichft erwar tenden Gustav. Nachdem Horftniann den Brief ge schlossen hatte, reichte er ihn Mut-ro »Stecte ihn in den Schiffe-brief lastan »Wenn er per Bahn gehi, kommt er schneller an,« erwiderte Meroes, der du träge war, in diesem Augenblick aufzustehen »Dann werde ich ihn selbst ein stecken-« horftmann erhob sich. während ihm Mondes jetzt nothgedrungen folgte und ging zu der Landungsbriicke hinunter, an die der Dampfer antrieb. An Bord des Dampfers saß Anna, neben ihr, von ihrem Sonnenfchirnr mit geschützt, Bert. Anna hatte den Kon aufgestützt und starrte mit schwe ren Gedanken in’5 Wasser. Auf der Landungsbriicke stand ein Herr, der einen kleinen Jungen mit einer Bots nisirtrommel an der hand hatte. Die beiden wollten einfteigen. hinter ihnen ftand Horstnianin Die Matrofen hat ten daz Tau um die Pfosten gen-un den, das schwankende Schiff lag schon an die Brücke gepreßt. Plöhlich sal) Anna, wie Bett zu sammenfulir. »Doonerioetter!« Jni selben Augenblick rief eine LIMI- sssås . - « »äRclt]cc), Vcl Uccllfch In Wohl Dek ru .« Als Anna aussah, fiand kaum fiinf Schritte von ihr entfernt ihr Mann. Er hatte dieArrne ausgestreckt und den Mund zum Schreien geöffnet, aber kein Ton takn aus feinerKehle· Merves hielt ihn an der Schulter fest und suchte ihn zurückzuzerren horstrnann drängte nach dem Schiff hin, wurde aber von den Matrosen heifeite ge fehoben. Da ftiefz er einen lrarnpfhaf ten Schrei aug, packte mit einem Griff in’3 Gesicht. Nun entstand ein unge heuerer Tumult. Vorn Ufer her kamen die Sacktriiger und Chauffeegräher herbeigeeilL Ein dichter Knäuel um driinzite den Wüthenden, der von der Brü e gefchleift wurde. Auf dem Schiff war alles nach dem Back bord gestürzt. Schon neigte sich der Dompfer, von den Tauen nur noch lofe gehalten, bedrohlich dem Ufer zu, als die Matrofen zurück rannten und die Tone lösten. Der Kapitän schrie feine Befehle in’siSprachrohr. Schwer fiillig feste fich die Mafchine in Be wegung, während die Passagiere von dem Stemrd und den Matrofen ver drängt auf Tische und Stühle spran gen, um doö Ufer übersehen zu tön — "'««’i—« J — nen. Das Rad wars erst langsam, dann schneller die Wassermassen hoch. Während ich das User mit der Brücke reißend s nell entfernte, schien das Schiff still zu liegen. Bald aber hatte es dieStriimung gewonnen und tan te leicht auf den Wellen dahin. Necki ch tauchte am Bug der nackte Leib der Loreley, von Wasserperlen überrieselt, auf und nieder. Aber noch immer starrte Anna mit entsetzten Augen auf den dichten, durcheinander wogenden Hausen nackt armiger Männer, die ihren Mann über die Chaussee hinschleiften. Wenige Tage, nachdem Anna aus Romannshausen zurückgekehrt war. erhielt sie den Besuch des Geheimrathg Zimmer. Das, was sie schon wußte, schilderte er ihr so, wie es sich nach der Auffas sung der Anstaltsärzte abgespieli hatte. Jhr Mann, aufgeregt durch ihren Besuch, war wieder in seine Hallucinationen verfallen und hatte auf dem Dampset seine Frau zu ent decken ge laubt. Da der Wärter ihn am Besteigen des Schisses verhinderte, hatte er einen Tobsuchtsansall be iommen. Man hatte ihn mit Gewalt nach der Anstalt zuriick transportiren müssen. Leider war dem Wärter iibel dabei mitgespielt worden. Was aber noch schlimmer war, am nächsten Tage hatte der Kranke einen unbewachten Augenblick zu einem Selbsimordver such benutzt und si mit einem Tisch messer den Hals au geschnitten. Frau horsimann hatte schweigend« zugehöri. Bei den legienWorten wurde ’ sie noch sahler. »Ist die Wunde gefährlich?« Der Geheitnrath .nickte. »Ich mu Ihnen leider..sagen, daß Lebens efagr vorhanden ist. Der Di reitor sxchrieh mir, daß« nicht alle hoff nung von der Hand zu weisen wäre, aber eine bestimmte Versicherung iann en mir nicht geben.« Anna blickte unbeweglich aus dem Fenster. Warum wiinsche ich mir nicht, daß Gustav stirbt? dachte sie. Warum bin ich so scktvach, dasz ich vor diesem Gedanken erschrecke? Vielleicht wenn er todt ist« wenn eine Zeit hin gegan en ist« werd-e ich es als Erlö sung etrachten .. . Aber es müßte viel Zeit hingeben. Mir scheint der Augenblick, wo ich wieder ruhig aus athme, liegt in unendlicher Ferne »Wir wollen das Beste hoffen, gnä dige Frau,« sagte der Arzt. »Ihr Ge k mahl ist doch eine gesunde Natur. Aber ; was ich gesagt habet Jchg versprach mir Jvon diesem Besuch von Anfang an nichts Gutes. Und leider hat sich meine « Ahnung schlimmer bestätigt, als ich edackst habe. Nach meiner Meinung iißt man ietzt den Kranken zu viel Freiheit« Man will sie möglichst scho nend behandeln und vergißt dabei die » nöthigsten Vorsichtstnaizregeln.« ! Er seufzte und fügte hinzu: « »Aber ich will an anderen nicht ta dein, worin ich selbst zuerst gefehlt : habe Jedenfalls diirste ein Br E such oder ein Ausgang des Kranken in ; Zuirznst auf das strengste zu vermei — den iein. Eis-nie Wochen nach diefem Besuch meldete Mewez sich. Er hatte ein bdse verstiimmeltes Gesicht. Sein Nasenbein war exebrachnh außerdem waren ihm sechs Zähne einaetreten. Er verlante fünftausend Mart Schmerzen-ne d. Damit wollte er in Düsseldorf eine Sämntwirthsavaft eröffnen und sich Verheirailmr Frau Dligbach mit der er verhandelte, versuchte anfanggs, feine Forderuna auf rie Hälfte zu rersuszii ren, aker Mervee im Bewußtsein d.if3 er seine Leute ir. der Hand habe, zeicite sich halsftcirria und erlanate schließlich das ganze Geld· Dtr Winter kam. und die Gesell fchaften begannen. Frau Horftrnann machte viel rnit, aber sie hatte an rein ganzen Trieben die rechte Lust verlo ren. Es tam ihr plötzlich vor, als- eb das alles, was sie in dieser Saifon fah und hörte, schon einmal daaewesen fei, t e i · l I und zwar besser, frischer und schöner-. ; Die Gesichten die Gespräche, die Tei- . leiten der anderen Frauen, die Schmei cheleien« die man ihr sagte, alles er schien ihr langweilia und abgestanden, ebenso wie die ewigen Rehziemen Pon larden und Pater. Jhr Ehrgeiz war eingeschlafen Es dünlte ihr so gleickp giltia, ob Frau Oswald oder sie mehr gefeiert wurde, ob sie. oder ihre Rina lin, oder iraend eine neu auftauchenae Erscheinung die hauptrolle auf rein Maltastensest oder auf anderm Bällen spielte. Sie fühlte sich abgesponnt und un lrrstig zu allem. An manchem Worein-» wenn sie erwachte, blieb sie träge im Bett liegen und dachte: Wie bringe ich diesen Tag nur hin? Und dann begann sie an ihrer Unterlippe zu nagen uns spann sieh eigensinnia in ihre Grübe leien ein. Noch öfter kam ihr Abends-« m Augenblick, wo sie sich ins Bett legte, der Gedanke: Jetzt wird's schwarz, und ich tann nicht einfchlafenl Sie starrte in die ruhiaeKerjientlamme und wagte nicht, sie auszuliifehem Einen Arm un ter ihren Kopf legend, fiarrte sie nn betvealich gean die Decke, bei jedem leinen Geräusch usammenfchreckend. Sie evnsultirte octor Zimmer, der ihr Ruhe, ein ganz reaelmäßiges Le ben und frühez usbettaehen verriet-trete Aber wie sollte nna um zehn zu Bett gehen, wenn sie noch um.zwei schlaf lot lag? Sie zog einen anderen, jungen Yauenarzt zu Rath. von dem sie ksch orphium verschreiben ließ. Er nahm ihr das Versprechen ab, das Mittel nur im äußersten Nothfall anzuwen den, indem er ihr die verderblichenffob aen auseinanderletitr. Sie versprach es 4 ihm. Aber mit der Zeit qetoiihnte sie sich so daran, daß tie alle m« lich-n Kniffe anwenden mußte, um ich die Medicin nur oit aenua in der Apotheke erneuern zu lasset-« An die Folaen dachte sie nicht, wollte sie nicht denken. Seitdem ihr Mann fort war, hatte sie verlernt, mit der Zukunft zu rechnen. Sie hatte sich an den Gedanken ac wöhnt, daß ibr ganzes Glück aerade in dem gegenwärtigen Auaenblirt laa: was kommen würde, lonnte nur dunkel und schrecklich sein. Diese Sorge um das Wohl tommendek Taae, die den Menschen dahin briuat, daß er siiet, pflanzt, arbeitet, sckfaiii. die fiir ihn der nothwendiae Scelenballait ist, daß er sich nich-i gänzlich verliert, war in rem Leben abbanden aekommen. Des halb war sie von dieser eiaentlsiiinkk chen Unruhe befallen, von diesem half losen Schwanken aus übermütbiqcr Ausaelassenbeit zu rettungslosetn Trübsinn. Deshalb trieb sie Raubbau mit ihrem Leben, mit ibrer Gesund heit, mit ihrem Vermöaen, mit allem. Es war ein seltsames Leben der drei Frauen in diesem arosien, Tururiösen Hause, worin»die Feuerspr machen lUlUclc, IUUV III lUUulL Xcllc Ulcl gut igen ihren eigenen Weg und lebten fremd nebeneinander ber. Manchmal nahmen sie nicht einmal die Mahlzei « ten miteinander ein. Frau Düsbach « hatte sich dauernd in Horstmanii’s Zimmer einauartirt und trieb dort ihre dunklen Geschäfte Sie führte noch das Oberreaiment imHausr. aiber ganz den Blick auf das Große richtend. auf ihre Spekulationen bei denen Tau sende auf dem Spiel standen, hatte sie den Sinn für die Kleiniateiten des Hausbalts verloren. Es herrschte eine beillole Unordnuna. An allen Ecken und Enden ivurde sie betrogen. Eine Unmenge Rechnunaen waren noch zu bezahlen, und manchmal sehlte es on dem nothwendiaen Geld iiir die tägli chen Aus-Faden Oel-miß ließ sich selte ner als früher leben. Wenn er lam, fuhrlrsertte er newös im hause been-m schnautte die Dienstboten an, machte -einen furchtbaren Lärm weqen einer Kleinigkeit indem er aus dies Weiber regiment schinwfte, aus diese Lotter trirthselsaft, wo alles drunter und drü ber aina. In der letzten Zeit ries er auch öfter seine. Schwieaermutter nnd ; seine Schwaaerin zu einer Verteidng " zulammerh weil ilnn vom Gericht aus Schwierialeiien treuen leiner Vermö gensverwaltung aemackft wurden Dann rechnete er im Schweiß seines I Angesichts und konnte doch nicht ange ben. auf welche Weise diese nnd jene Posten verschwunden waren. Alice laß j nsitibretn ironisch-en Lächeln dabei und sagte: »Du verstehst eben nichts von Ge schäften, mein Liederl« Die einziar. die dann Rath wußte, war Frau Regierunasrath Sie nah-n die ganzen Papiere mit auf ihr.Zi1n mer und richtete bei aller sclfeinbnren Mark-it eine solche Coniusson nn, das-, auch der Richter nicht mehr klug dar ans rrerden konnte. Da in dieser Zeit die Vormundlclnitsacken von stellver tretenden Izlisessoren aeiührt wurden, Fiesjch alle-Vierteljahr thyechselten iu icrkuie um sei-er, der criwe iiesrk auf den Grund in aehkn in der Hoff-s 3 nimm daf; der Nacksiolaer wohl mehr Klarheit in die Aiiieleaeuiseii drin-im würde. ScherDetzivik der noch niaii die Ilaltäliiiialeit seiner Schwieaeriniziter hatte, wurde oft ans-ist und bange vor deren Mackeiiichafiem Nur in einein Punc waren sie untereinander einia. Wenn Frau Horitmann Geld ver-· leiiaie von ihrer Mutter oder von ih rem Schimmer-, so fielen sie gemeinsam ii«l·-er sie lxer nnd redeten von Spar samkeit. Anna kiirninerte sitt-« nicht um das Geschirkitr, sondern liefz einfach tie Tinar auf Rechnung setzen. Die aanie Zeit über hatte sie ver fucht, sich wieder ihrer Tochter iii nö hern. und iveniasiens war seit Lotte’g Riicktehr ein äußerliches Einvernehinen hergestellt Das iunae Mädchen beglei tete ihre Mutter auf den Spaziergän gen und las ihr Abends manchmal vor. Ader in Geaentvart der Mutter fühlte sich Lotte immer gedrückt. Ihre heften Stunden waren, wenn sie allein auf ihrem Zimmer saft. oder wenn sie zu Fernow auf's Atelier aina. Dort hatte sxe ein daarMalerinnen lennen gelernt, ältliche Mädchen, die daz junge, hilf los dein Nest entfallene Geschöpf unter ihre Fittiche nahmen und beinutterten. Lotte hatte sich noch immer nicht » ganz damit abgefundem das-, sie in dem » Hause geblieben war. Ader ihre aanie Jugend, ihre Lehenosehnsucht bäum : ten sich dagegen auf, sich wieder in der Krankensiuhe ihrer Großmutter zu he graben. Und mit der Zeit wurden die nagenden Geroiffenhhisie abgestumpft. Sie verzieh ihrer Mutter nicht: dies Verhältnis widerstrebte ihrem Gefühl. Aber ihr Verstand, vielleicht auch ihre Nachgiehigteit, hatte allerhand Milde ruisasariinde ersonnen. Ihr Vater war’ eisieötrant, er war todt, wenigstens o gut wie todt, und ihre Mutter tonnte sich als Wittwe fühlen. So lange er im Hause gewesen war. hatte Lotte nie etwasUnrechteS bemerkt. Das Verhältniß mit Holleder hatte erst he nrsnnen, alkz er in die Anstalt getorri inen war. Auf diese Weise fand sie sich ab. »Aber die Sorge um ihren Vater blieb doch immer wach. Von Zeit zu Seit ergriff sie eine wahre Angst uin fein Schicksal, sie nahm sich vor, hinzu reisen und sieh dersiinlich von seinem Wohlergehen zu überzeugen. Alber sie tani nie da?u, ihren Entschluß auszu führen. S e begn« te sich. bei jedem Brief, der aus der nftalt kam, ihre Mutter nach ieinem Befinden zu fra gen. Diese aah stets die alei Ant warte-in Es ging nicht be er, nicht schlechter. Er lebte zufrieden in Rei chenherg und hatte das Interesse für J L die Außenwelt verle Die Folgen ihres Besuches hatte Anna ihm Toch ter verschwie-en. Sie hatte the unt gleichqilttge Dinge erzähh die eignet waren, das junge Mädchen zu ruhi gen. Eines Nachmittags im Januar kehrte Anna von dir-km Intzen Spa ziergang zurück Es etc-: ein mgagbat trauriger Log qewcfesz ohne « anne, Fostiq und doch nicht winteekalr. Als te nach Hause aine·. leih-fette der Whenvwind den ruzxsien Wassetfpi:gel der Laut-steure, ein paar spärliche Schneeslocken schwebten vekhren in des Luft, alles war qkau und stumpf — ein wahres Grab der Fröhlichkeit. Zu Haus traf Akt-e Bett an. Eine Eiqatette rauchend, gqu e( im Zim mer auf und ab. Er hatte ekn gutes Pmek mitgemacht inv vers-hoffte sich je t Bewequm. Rock-ten sie unter dem T ekcssel die Sprijitamme entzündet hatte, tückfe sie deu Sesse: an denOfen und blickte in die langgeschliyten Glut augen. »Allo, was aieWs Neu-IV fragje Bett. »Ich habe bessere Nachrichten bekom mens» is »s »Meine «Nun, es geht ihrn besser. Er ist Fuss gestanden und war auch schen einige stunden im Freien.« Bett sah sie spöttisch an nnd mur nrelte: »Das nennst Du bessere Nachrichten? Glaiko mir für ihn wie siir uns wäre ed besser gewesen wenn sie Geschichte anders verlaufen märes Einen Augenblick schwieg sie. »Ich hab' manchmal auch so gedacht und aewiinschi, er wäre tobt. « »Das hätte die ganze-c Lage ungeheuer vereinfacht.« »Vielleicht.. Jetzt wünsche ith ihm von mir aus alles Gute. Wenn ich ihn glücklich machen tönnte ans Kosten s meines eigenen Glücks —- ich glaube, J ich thesi s. » Bett ver sich vor rein Spiegel ge mustert hatte, gina wieder aus und ab. Dann blieb er bei Anna stehen und schüttelte den Kopf »Ihr Frauen seid lcniische Ge trinkt-P Sie zuckte die Achseln. »Ich wollte, er käme. nähme sein Haus. sein Geld, alles- znriick . . . . So weit vin ich schon aelommen.« »Und was passirt mit mir?« Sie nat-in seine Hand ant- legte den Kopf daran. »Bitte müßte ich kelmlten!" Bert lächelte befriedigt und ging wieder ans nnd til-. Die Dunkelheit wurde immer tiefer, die beiden waren nur noch als schwarze Schatten in c. leimen. »Warst Du ans dem Bureau?« «Nee. Da aebt’5 besser olme mich!« Nach einer Welle sraate er: »Ist Lotte zu Hause-"' »Ich treiß nicht. Sie ging gleich nach dem Essen sort.« Sie sprachen nur hin nnd wieder ein Wort. Als das Theeioasser tochte löschte sie die Flamnie aus und hing das Net- mit gen grünen Blättern in den Kessel. Dann setzte sie sich aus das Sata. »Komm« doch, set3’ Dich zu mir!« Er nahm in einein Sessel an ihrer Seite Platz. Sie leate nachdenklich ihre Pan ..· aus sein-: Selznllen Zo sa ßen te einr Weite, waäzrend sie ihn schweigsain ansah » »Wean ich Dich verlieren müßte! z Waer bitt Du gestern nicht gekom ; wen-« » »Ich kenn drcki nicht jeden Taq toms ; men! Das irilli ;xii.«« « »Da willst til-S met-t! Gutes-n warst l Dei bei Frau LIMle Er runzette die Stirn ) »Auf ich nidzt mehr andere Leute besuchxns Das- ist ja tcnaroeilig, dies Spioniren.« »Ich spionire nicht« Fels mir hint« I sagte sie neiite Sie erkundigte sich nach dein Vier brauer, rser seit einiger Zeit wieder an Wassersucht iitt. Beet meinte. es inne ihm schied-, e: trürre wohl nä ten abtreten «Wenn sie Wurme wird, tönntest Du sie Ja heirathen-« »Was Du für Ideen bat I« »Ich meinte es ja nur im ScherzF sagte iie mit einem Lächeln. Tann zoq sie feinen Kopf an sich und Iriictte einen langen Kuß aus tei nen Mund. Es iiopste an der Thür. Bett sprang hastig qui und that ein paar lautlose Scheine zum Fenster. Der Dieneo inm, teuer die brennend-Lampe herein, und nan dann wieder hinaus. »Es ist zu Dumm, date man vor je dem Dienstboten Anait haben mußt« sagte Holleder mürrisch »Das brauch Du wirttich nichi.mein Lieber-. Es tornmt biet Niemand her ein, ohne anzutionien.« »Und wenn er vorher walks-Schläf telloch frei-ji« , Anna zuckte vie Achseln. »Was thkri das? Ich tiinnnere mich wirklich nicht um die Meinung der Dunsrboten!« »Aber ich! Durch deren Mensch er fahren auch andere Leute. was zwi schen nns los ist. Es wird so oieso schon über uns aetiatscht!« - »Wer klatsckit?« «Alle»unsere Bekannten! Du witt deit schon erstaunt tsein. wenn Du hgrteft was man sich iisber unser Ver battnrsr trit· Bemerkunaen erlaubt. Das paßt·mrr niFchti »Das ist auch liqchst geseheer sur Dicht Deshalb müssen wer bedeutend vorsichtiger sein als bisher-P · »Sol! das heissen, daß Des noch sel, tener kommen willst als still-erf« Gottsttuug koloss) « !