Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Oct. 12, 1900)
site fxiegitsenr ans der guten atten Beit. Vumoreste von Aloys Prasch »Bau, bau, bau, so set-reicht ein Räu ber. Kosinsty ist ein äuber. Sie Brechen wie ein junger Kaufmann. au. bau, bau. Hören Sie. wie ich spreche, das klingt räubermäßig. Sie sind ein junger Mensch, ich bin ein alter Mann; adzr wenn ich zu briiiflen an fange, dann wackelt 'ne alte Wand.« Aus der Hofbiiifne zu X» iiir die der Sonnean des Lanze-I- sich lebhaft inter essirte, stand vor eine-m jungen Mann ein alten unter-setzten etwas korpulenter Herr mit glattrasirtem Gesicht und bei nahe tahkem Schädel, da nur spärliche weiße Haare die Grenze zwischen Hals und Kopf sich anzudeuten bemühten. Aus der Brust des alten herrn rangen sich stoß- und ruckweisc die Worte und wurden von Gestikulationen begleitet, Ils gälte es, Berge zu verseyen Die Originale sterben aus« klagt man in unserer alles, folglich auch dieCharats tere nivellirenden Zeit. Der alte, so be häbig aussehende und sich doch sso lebhaft geberdende Herr —- Gtabi wollen wir ihn nennen — war ein Original. Wenn er aus der Bühne stand, dann diintte er sich gewaltiger und mächtiger als de: Selbstherrscher aller Reussen, nnd das mit Goldschaum betlebte Bühnenszepter seiner Regisseurherrlichteit dünkte ihm tostbarer als das massive, mit Diaman ten besetzte Szepter des größten Manar chen auf dem Erdball. Das Esther-Fragment beginnt mit den Worten Bigthans: »Mit Staunen schreit’ ich durch die leeren Säle.« »Das ist nichts, gar nichts!« fuhr den atmen Bigthan bei einer Probe Grabi an. Er stellte sich mitten auf die Bühne, rollte die Augen furchtbar im Kreise, sah einigemale nach rechts und lintå und Herpfliickte die Worte Bigthans in min .fl«- A « - .-k.i Des-»L-. WU E ----- IIIKUI UWL SCHL· Jau- « - · Uns-usw« . . » schreit’ ich . » durch . .. die . .. leeren . . ; Säle . . »Sehen Sie, junger Mann, so : muß die Stelle gesprochen werden. Mehr oder minder, auf diese Weise wird durch die Pausen gleichsam die Leere der Säle dem Publikum näher gerückt!« In »Julius Cäsar« steht der Feld herr Messala an der Leiche des Brutus und richtet erschüttert die Frage an den Diener des Brutus, der sbei dessen Tode gegenwärtig war: «Strato, wie starb Dein Herrs« Der junge Schau spieler, der diese Worte zu sprechen hatte, erregte Grabis Unwillen im höchsten Grade. »Was sprechen Sie denn da fiir Zeug? Es heißt doch nicht Strato. Es heißt Schtrato.« Auf die schüchterne Bemerkung des Anfängers, daß im La teinischen nicht wie im Deutschen das St im Anlaut als Scht ausgesprochen wird, schrie Grabi: »Schweigen Sie, es ; heißt Schnato nicht Strato. Strato sagten im Alterhurn blos die —- römi schen Commis-Voyageure!« ; Jn Wilhelm Tell« wurde einem jun- E gen Schauspieler die Rolle des alten Re- « ing anvertraut. Vergebens bemühte I ich der Anfänger, den greisenhaften Ton t s ältesten Eidgenossen zu treffen: E i t t Jch kann die Hand nicht auf die Bücher legen, So schwöf ich droben bei den ew’gen ; Sternen, ; Daß ich mich nimmer ..... t Der Kunstjiinger kam nicht dazu, sei- F um Schwur zu vollenden. Grabi stürzte I aus ihn zu: »Junger Mann! Wie tön nen Sie den Schweizer Mummelgreis nur in Ihrem Kietindieweltston spielen wollen! Bedenken Sie doch, wie alt der Mann ist, Sie haben es ja soeben ge sagt. Der Mann ist so alt, daß er die Hand nicht mehr auf die Bucher legen Inmit« —- — —- — Der Fürst des Landes interessirte sich, wie schon bemerkt, lebhaft für die dra- s matische Kunst und erschien oft wäh tend der Proben i Theater. Grabi J war mit einem nätigem volltönenden E Organ von Mutter Natur ausgestattet. Der Fürst sprach im Gegensatz hierzu meist sehr undeutlich, so daß es oft ächzt-er war, feine Reden genau zu ver c ekl Während einer Zell-Probe sagte der Fürit zu der Bertha von Bruneck, die sich soeben anschickte, dein liebegirrenden Rudenz ein Rendezoouå im einsamen Walde zu gewähren: »Sie sind müde.k« Die angeredete Dame verstand den Für sten nicht und glaubte, er frage sie, ob sie sich nach ihrer Reife —— sie war zu einem Gaftfpiel berufen worden und hatte 24 Stunden auf der Eisenbahn zugebracht « —- angegriffen fühle. »Nein, Hoheit, ich bin nicht müde,« erwiderte die Künst lertn. Doch « wiederholte der Fürst, »Sie sind müde« Gradi aber brüllte: :Sie sind müde. Sie sind langweilig. Sie treten ja viel zu wenig lebhaft auf. Was soll denn das heißen ? Lebhafter. « Lebhafter. I« »Sie sind müde,« ertönte es aus dem Partei Geabi befahl mit zorngeriithetem Gesicht der Dame noch mals aufzutteten. »Zum Donnetwetter, sie treten ja auf wie eine Schlafinütze Sie sind. .« Grabi wurde litt-lächer lvetfe unterbrochen. Neben iFm tauchte der Kopf des Sonderäns auf. »Sie ist müde, nicht die Dame die soeben ange kommen ist, sondern Beetha von Bruneck, Ue von der Ifan kommt. Sie ift müde, B soll sich eyenk »Nun ja, hol-ein esiändlich ist sie müde, die Beetha M Stute-L Aber Fräulein, ich habe Ihnen doch oft genug gesagt, daß sie Ade ist, die Bettha von Brunech und Essen Sie sich doch, wenn Sie austre ud feten Sie müde, wie oft soll ich ils-tm noch spng Rath der Vorstellung des »Wilhelm Tell« erschien der Fürst aus der Bühne und sprach der Künstlerin seine Befrie digung über ihre Leistung aus. Doch von der Leistung des Rudenz schien cr nicht besonders erbaut zu sein. Er rich tete einige Worte an den betreffenden Künstler, von denen nur wenige Silben verständlich waren. Der Künstler war betroffen, und tiefe Bestiirzung zeigte sich aus seinem Gesicht. Grabis Augen traten aus ihren Höhlen, und seine Na senslügel singen an, sich bedenklich zu er weitern. Der Fürst wiederholte die Worte ; man vernahm wieder nur die S.ilben: ....Sau... und ....Spiel . Dies genügte Grabi, und er fuhr den jungen Künstler an : Habe ich es Ihnen nicht bei den Proben deutlich ge nug zu verstehen gegeben, muß auch ho heit kommen und es Jhnen dirett sagen, j daß Sie wie eine S . . gespielt haben ?« : »Nein, nein,« fuhr der Fürst dazwischen, E »das wollt’ ich nicht sagen, Sie haben E mir sogar sehr gefallen, aber —- den E Ja dspeer, den Sauspieß batten Sie ver , gessgen.« f Der Fürst ließ eine Shakespearesche »Tragödie vollständig neu ausstatten und nahm die Leitung der Proben selbst in die hand. Eines Vormittags —- es hat ten bereits einige Proben stattgefunden ——— erschien Setenissrmus nicht. und die Darsteller wurden, nachdem beinahe eine Stunde verstrichen war, etwas ungedul dig. »Wir wollen anfangen t« rirs Grabi. »Warum sollen wir Hoheit nicht eine Freude bereiten und Hoheit zeigen, daß wir vorgearbeitet haben? Stein« — so hieß der Jnspizient —, »Stein, Sie haben gestern bei der Probe alles ausgezeichnet gemacht. Jch bin über-« zeugt, mein lieber Stein, daß wir beide ; Ehre einlegen werden« wenn Sie recht auspassen. Also, lieber Stein, passen ; Sie aus, nun geht's los !« Grabi ar rangirte und gestitulirte, daß ihm das f Wasser über die spärlichen Ssrlein in s den Nacken lies. Auf einmal öffnete sich die Parlettbiir. und herein trat deri « - -—.- — -—— ———--—- —-—« -—-———-.-—-·----—. Fürst· »Sie sind ja schon in voller Thä tigkeit !« rief der Fürst hinaus. »Ja, Hoheit, wir haben Hoheit vorgearbeitet. Hoheit werden sehen, Stein ist ein Prachtterl ! Wenn Hoheit gestatten, so wollen wir die bereits rrobirten Szenen wiederhoien !« Der Fürst ertheilte den Befehl. und die Prkbe begann. Nach : kurzer Zeit rief der Fürst binan : »Nein, . das ist gar nichts das ist unmöalich, das L eht nicht !« Gabi schrie : »Stein, das ist gar nichts das ist unmögiicb, das »Ist ; nicht! F: Zit, ich habe es dem Stein ; immer gingt ! Kommen Sie docb hier her, Se Unglücksmensch! Was haben Sie denn da wieder angerichtet ?« Der Fii st unterbrach Grabi mit den Worten: ,,".-ie aufgestellten Gruppen sehen nach - gar nichts aus. Das szeniiche Bild ist . miserabel. Stellen Sie doch alle Künst- Z ler in eine Diagonale !'· Grabi wüthete: T »Stein, ich hab’s ja gesagt ! Die Grup- ? pen sehen nach gar nichts aus, das sze- Z nische Bild ist miserabel. Stellen Sie E doch alle Künstler in eine Diagonale I« Der gute Stein hatte keine Ahnung, was eine Ding-male bedeutet. Er lief verzweifelt aus und nieder, faßte einzelne Künstler bei ihren Kleidern, schob sie hin und her und stellte sich dann bor Grabs als wenn er dessen Auftrag vollzogen hätte. Grabi, der ebensowenig wie der ; Jnspizient begriffen hatte, was der Fürst mit der Diagonale eigentlich meinte, schien befriedigt und lächelte in das Par tet hinunter. »Na, hoheit, fett hat die Sache doch ein anderes Gesicht ?·' Des Fürsten Stimme fing an. der des Grqbi zu ähneln : «Da oben scheint ja gar lein Mensch zu wisset-, was iiberi haupt eine Di onale ist« «Stein !« chrie Grabi. ,,Sie Un glücksmensch- Sie haben ja gar keine Ab nungldaoom was überhaupt eine Maga nale ft !" .Eine Diagonale«, rief der Fürst, Müssen Sie sich auf der Bühne gezogen deuten ! Eine Diagonale läuft von der - letzten Kulisse links nach der ersten Ku iim »He s« »Stein !« zeterte Grabi, »tommen Sie mal her! - hre Diagonsle läuft ’ nicht! Eine « iagonole läuft von der ersten — wie war’s, Hoheit ? —- von Der ; letzten Kulisse links nach ver eriten Ku lisse rechts. Zieh-en Sie mal eine Linie « von der letzten Kulisse lintg nach der er sten Kulisse rechts und dann stellen Sie die Leute da hinein in vie Diagonale, Sie Unglückåmensch S« DieVerwikrung hatte ihrenhöhepuntt erreicht. Stein holte ein Stück Kreide und zog mit zitternver Hand eine Linie ; von der letzten Gasse links nach der ersten E Gasse rechts. Er lief von einem Schau spieler zum anderen und stellte schließ lich Männlein und Weiblein in Reih’ und Glied aus den von ihm gezogenen Kreide strich. Die Künstler schmunzelten und sicher ten. Nicht um vie Welt hätte Einer von ihnen verrathen, was der herzog mit der Diagonale meinte. Der erste Cha rakterspieler wollte jedoch aus die Dauer seinem geometrischen Wissen kein schtechs tes Zeugnis ausstellen, er löste sich aus ver Gruppe ver Künstler, trat an die Rainpe und ries: »He-seit meinen, wir sollen uns in Gruppen von der lesten Gasse links nach der ersten Gasse rechts ausssekten.« Der Itirst stimmte zu, und Gut-i rief selhstgeseilliw »Na, beizeit, ich hol-is ja gleich gesagt! Gruppen müssen in die ragonale hinein, Gruppe-is stein, Sie sind ein —- — Ungliicksmenschl hob-it, M sollt's nicht glauben, maMIks nicht siir möglich holten! Nu des Stein nich mal, was ’ne Diagonale ist« W Erst er. dann sie. ---.--. Novelle von Art-in Konsi. I. Miezi. zwanzig Jahre alt. heinz ! siinsunddreiszig — seit zwei Jahren ;verl)eirathet. Miezi ist ein süßes, nai ves Geschöpf, voller Sanstmuth und i Liebe Heinz ein selbstbewußtes Lebe ! maan —- schon etwas kahl und müde. Er liegt bequem ausgestreckt aus dein Sopha und raucht seine Zigaretten. Miiezi hockt schmollend iin hintergrund. ISie ist es, die endlich das peinliche ; Schweigen bricht: ; heinz!: «I" »Nun i »Lieber Heinz sprich doch zu mir i und sei nicht so grausam. Jch muß E ja sonst vor Kummer vergehen-« - Man hört es dein atmen kleinen Weibchen an dasz es der- Weinen nahe Eisi. E »Aha « brummt der Mann. Du I scheinst wieder Deinen Thränensack össnen zu wollen« ’ »Du, Du offnest ihn ja immersort. Jst es auch recht, mit seiner guten Frau so zu verfahren? Heiuz, ich bitte Dich E inständigst, tbu'«3 doch Deiner Frau wegen, uno gehe nicht mehr zu jener Frau.« Ueber dem Sopha steigen Rauch ringe in die Lust. aber tein Wort wird vernehmbar. »Deinz, so antworte doch! Jch ver lange ja von Dir nichts Unrechtez .. Du sagst immer. Du liebst mich —- nun, « wenn Du mich liebst, so kannst Du doch »; meinen Wunsch ersiillen.« c Sie eilt zum Sopha hin und birat ihr I tummervolles Gesicht an der Brust ihres Mannes. I »Ich kann nicht länger ruhig mit an- · sehen, wie jenes Weib Dich mit Gewalt - von mir reißen will. O, heinz, wenn es ihr gelänge, Dich mir zu entsremden, ; ich glaube, ich müßte iterben.« ; « »Ja, »ja, das sagst Du von jeder; Frau, nnt oer ich verrenre." »Freilich s e ich es. Du giebst mir ja » auch Grund zu. Aber nicht wahr, " Heinz, nun isßt Du es genug fein — mir zu Liebe.« ; »Miezi, nun isi’s genug«.« : Jndem er sich erheben will, stößt er seine Frau von sich. Wie er aber sieht, daß ihr trauriges Gesicht sich zum Wei nen versteht, erwacht in ihm ein weicheres s Gefühl, er zieht sie on sich und streicheit sie zärtlich. »Nun, nun, wer wird denn gleich i: fein . . . Nicht weinen, Miezi. Miezchen, Miezelchen!« Aber das Frauchen tonnte feinen .: Kummer nicht länger beherrschen und schlnchzte herzbrechend· »Ach heinz Heinz ich sterbe! Bitte, bitte. laß doch von jenem schrecklichen Geschöpf!« Sie hob die Hände flehend zu ihm empor. Er aber suchte die Sache in’s ; Scherzhafte hinüberzuspielen. ; « »Du tleine Katze! Jst denn jene An- z i l dere wirklich fo fchrecklich?« »Das ist es ja gerade. Wär’ sie es « nur! Aber sie hat Dich mit ihren Rei- 7 zen gefangen genommen.« Heinz wurde jetzt etwas nerbös. »Hör’ mat, Miezi, Du bist heute wieder nn ausftehlich Du bist 'ja schrecklich mit i Deiner ewigen Eifersucht! Ja, soll ich I denn mit teiner anderen Dame mehr « sprechen. Deiner Launen wegen all’ mei nen alten Bekanntschaften entsagen?« »Ist es Dir lieber, mitanzufehen, wie Deine Frau sich abgränrt und leidet? Und wenn es Dir wenigstens allein um's VerÆgen zu thun wäre . . .« « s ift es denn fonsi?« »Nein, nicht nur Vergnügen« Du be triigft rnich auch. Ja, Du de—triigft wiegt-« Sie ftatnpfte dabei rnit ihrem kleinen Fäßchen vor innerer Aufregung. Er de wzaårte feine Ruhe und lächelte nur spöt ti . Sie schluchzte eine Weile still vor sich hin, dann wurde sie wieder weich. ! »Nein nein lieber Heinz, ich weiß ja; gar nicht tot-: ich spreche, so sehr liebe! ichT Nun, und ich, ich habe Dich wohl aus- ? heiß geheirathet?« ; Das genügte. um die naive Frau in z ihr Glück zurückzuversetzen Z .Ach, mein lieber, einziger Hüan ",.Dasz Du es nur selber einsiehst.« i« »Ich will ja so gut sein! Aber eva- ; rum bist Tit mir nicht treu?« i »Wer wird denn so viel Wesen ma- Z chen aus ein paar Komplimenten und Billets- vorn-, die alle nicht recht ernst zu nehmen sinds« »Ich will Dir ja Alles glauben, lie ber heinz, und bin so froh, daß Du mich« , liebst. Küssemich Du Liebsten Besten« ; Sie hielt ihm ihre rosigen Lippen hin - und sie küßten sich heiß und innig. Nach einer Weile begann er: »Du liebst mich also, mein süßes Herzs« «Unaussprechlich, nur bleibe heute set mitt« f »Das geht nicht« mein Lieb, ich ums ori." ,Zeinz, Du gehst wieder zu ihri« »Fraub unanginltZe W - « ch itte t , ge n « Sie sage- das mehr sordernd ais Ut tend. ; gutå Recht der This-ein ans i ern one. spugo redegchDuhmit mhiri Gnii fest erstrecht geeroinegmr i liebt. Gewöhne Dich daran, daß es Dek ne Pflicht ist, mir R- vertrauen nnd daß Ich Riemandem echenschast schuldig Un, niech Dir nicht, mein Lieb. « Damit nahm er den hat und sink W F Uns dem Zimmer tönte ihm ein Schrei « des Entsetzens nach. »drinz!« Der Mann blieb einen Moment stehen. Die falsche Scham in ihm war aber grö ßer wie die gesunde Vernunft. Er wollte unabhängig sein —- und er ging. Das arme junge Weibchen blickte aus die Thüre, die sich hinter ihrem Mann eschlossen hatte. Nach langer Zeit rieb ßie sich die Stirn, wie Jemand, der aus einem tiesen Schlaf erwacht und nicht weiß, wo er sich befindet. Il. Fünfzehn Jahre später. Marie steht vor dem Trumeau und macht Totlettr. Sie ist eine volle imposante Erscheinung von junonischer Gestalt im Alter von Balzacs Heldinnem Sie betrachtet sich wohlgesiillig im Spiegel und streut et was Puder aus den Nacken. Die Thüre zum Nebenzimmer steht offen und man tann dadurch aus das Sopha sehen. aus welchem Heinrich sitzt. Er ist damit be schästigt, sich mit seiner mageren runzli gen Hand Knie und Knöchel zu reiben, denn die Gicht plagt ihn wieder sehr. Jm iibrisgen ist er ganz tahl und in sei nem schlechtgepslegten Bart sind die grauen Haare in der Mehrzahl. .Marie!« »Willst Du etwas. Heinrichk .Wohin gehst Du denn heute schon wieder? Kannst Du denn nie zu hause bleiben? Jeden Tag eine andere Veran lassung« um nicht daheim bleiben zu müssen.« »Ich gehe zu Frau Dorgo, sie hat ihren Jour, und ich habe gestern ver sprochen, binzutommen.« »So hast Du sie gestern gesprochen?« »Ja, ich begegnete ihr aus der Straße, ganz zufällig« »Marie, ich liebe es nicht, daß Du mit der Dorgo so viel vertehrst. Man sagt ihrem Hause wenig Gutes nach. Auch dieser Hauptmann — wie heißt er emi- nleiest — Naran Nriiesenfklh full jeden Tag dort sein.« »Nun? Was tbut bas? Der Haupt ineinn ist ein sehr netter, liebenswürdiger Kavalier und ein Gentleinan beizu.« «Di1«g will ich ja nicht bestreiten, aber siehst Du, Murie — mißt-erstehe mich" nicht —- so ein Soldat, der heute hier ist« « morgen dort . . . . weißt Du, der nimmt - es nicht so genau niit deni Gewissen und « mit den Frauen» i Aus dein Totleitenziininer ertönte ein « volles, helles Lachen. »Heinrich, Heinrich, ich erlebe noch,? . daß Du eifersiichtig wirst! Das ist eins schlechtes Zeichen, mein Freund: Wir werden ali, wir werden alt!« »Wenn Du denn schon durchaus ge ben mußt, soll ich dann nicht lieber mit H Dir sehen» I nn es Dir Spaß macht, ..einet-i · wegen. Aber Du weißt ja ich fahres nicht gern, und Du kannst ja so schwer « Schritt mit niir halten« »Ich bleibe daheim, Maria« i »Das ist auch viel derniinstiger.« Z Der Mann wand sich wieder unter einein Schmerzensall auf dem Sopbcui endlich betiiinpste er seine Schwäche,; stand auf und näherte sich seiner Frau,- - deren Totlette bereits der Vollendung· nahe war. Mit Bewunderung blickte er aus die herrliche Gestalt, dann tain wie- . ber ein Ausdruck des Schmerzes in sein s gefurchtes Antlitz. «M:irie!« »Was denn wieder, heinrich?« »Bitte, geb heute nicht sort, bleibe bei mir, ich fühle rnich nicht recht wohl « Die Frau blickte sich nicht einmal nach ihm um. «Da3 geht nicht mein Lieber, ich habe fest zugesagt» Verhalte Dich nur hübsch ruhig, trinke Deinen Tbee und rauch’ nicht zu viel, dann wirds schon wieder gut werden. Da zieb’ inal sest an diesem Band ..... heinrich biß sich aus die Lippen und that, wie ihm geheißen wurde. Später sagte et niit erzwungener Gleichgiltig IcUZ ; »Wenn Du Tich nur gut amiisiest. Marie!.... Wann pedentst Du übri gens nach Haufe zu tommenk »Das kann ich noch nicht wissen-s Sollte es sehr spät werden« wird man E mich gewiß nach Haufe begkeiten.« «Fteilich, Baron Brückenfeid!« »Er oder ein Anderer, das ist doch gleichgiltig.« Dann schwiegen wieder Beide. Die Schmerzen zwangen Heinrich bald, in’s - Nebenzimmer zu geizen und sich auf dem Divan niederzulassen Er hätte vor Schmerz und Wuth am liebsten aufge schrien, aber er fürchtete ihre Bemerkun gen, und so verbiß er lieber Alles, was « ihn innerlich peinigte. i Nun trat Matie herein, stolz, impo-? sant wie eine Königin. Alles an ihkl war Jugend, Lebensfreude, Niemand Hätte sie älter als iiinfundzwanzig Jahre geschähh während der Mann eher wie ein Sechziget aussah. Krantheit und ( Kinn-net ließen ihn viel älter scheinen, z als et in der That war. » «heintich, gieb nur gut auf das haus i schi, wir haben ein neues Mädchen» und man weiß nie, was in einem Men- « schen wohnt.« »Nein, das kann man nicht wissen-· Jede-soge- hBeeintich voe sich hin mit s me i e tonung. Seine Frau achtete nicht darauf. «Leb’ wohl, mein Lieber,«,iaste sit und reichte ihm die Wange sum Kasse hin. Sie selbst hatte ihn schon-Zange, la e nicht gelüst. Fl- ste zur Thiir hinaus in wurde intich wieder von einer at erfaßt. I me i , als sollte ee von der Wand des New hetuntereeißen nnd feinen Frau nachlaufen. Als er sich gerade aufraffen wollte, erfaßte ihn wieder der unsiiglichse Schmerz, der seinen ganzen Kiirper durchriittelte. Er wantte zum Didaii hin, barg seinen Kopf in die wei chen Kissen und weinte bitterlich . . . . -»«—-—-—-.0-—- -- Der unbekannte Paunr. Von Charles Quinel. Hyppolite Flou zündete sich seine Pfeife an und erzählte Folgendes : »Ihr sprecht von den schlechten Ta ; gen. Gott bewahre Euch, meine alten Freunde, davor, nur den vierten Theil . des Unglücts zu erleben, das ; mir in der ersten Hälfte mei nes Lebens auf den Schädel ; fiel —- lurz vor meiner großen Reise I um dte Welt.'« g Die Versammlung war starr vor , Staunen. Bis jetzt hatte Niemand auch i nur geahnt, dasz anpolite Flou je Z über den Wald von Fontainebleau hin ausgetommen wäre. »Du scherzest!« warf der Bildhauer - Anatole ein. « Hyppolite Flou guckte mit den Ach seln, nahm die Gipsmaske des Sokra I tes, die in einer Ecke des Ateliers hing, H zum Zeugen, und geruhte, feinem Au k ditorium den hundertsten Theil seiner z tausendundeinen Wanderungen zu er s zählen. ; »Zuerst muß ich Euch faaen,« be- ? « gann er, »daß ich im Augenblick, da » meine Erzählung anfängt, in dem ge- . meiniglich schwarzes Elend genannten s Zustand saß. Mein Besitzthum bestand aus einem Pfeisenstiinder und einigen ; Pfeifen, die allerdings recht hübsch an geraucht waren —- das kann ich ohne ; Arroganz behaupten. Was meine Pas siva anbetrisft, so war die Sache sehr ; niach: Ich war atler Welt schuld rom Tabatsbiindler an der Place Pi- ( galle bis zur Regierung der Nepublih ! vertreten in der Person des Steuerer- T hebers. i Wenn ich so mitten in meinem Ate lier saß, fragte ich mich, welches Genre des Selbstmordes sich wohl am besten 7 siir mein Temperament eignen diirste, und so schwantte ich zwischen dein Ei sen, dein Strick und dem Kohlenbecken. s Da, im letzten Moment, schlug ein Ge räusch von Schritten an mein Ohr, die jedenfalls von Jemand hervorgebracht wurden, der die Treppe emporstieg. · Einige Sekunden später erklärte mir ein reicher Engländer, dessen Typus? sich ziemlich leicht bei allen wiederfin- Z det, die im Chantant die »Meine« tan- ? zen, den Zweck seines Besuches Während Anatole Senter aus meine Bitte so liebenswürdig sein wird das E Fenster zu öffnen damit der Rauch? aus unsern Pseisen sich dersliichtigen ; kann, werde ich Euch in Paranibese be richten, daß dieser edle Jnsulaner, der so unvermntdet bei mir eindrang und dessen Backenbart mir, wenn ich mich so ausdrücken dars, als Retungsanter erschien, einer der sonderbarsten Käu ze war, die mir nur je in meinem Le ben vorgekommen sind. Und da die Parantbese nun geschlos sen ist, so tann Anatole Senter mit dem Fenster dasselbe thun, nnd ich sah re· nunmehr soet: »Mein herr,« sagte mir das Kind des persiden Albion, .ich werde nicht lange Umschweise bei Ihnen machen, das wäre mir unbequern Alsa kurz: ich will Jdnen diese Landschait da für —- 100000 Franek abtausenf Dabei deutete er aus eine häßliche Klexereh die selbst von den Ansstellun gen zurückgewiesen worden war, die keine Jury besisem Der Mensch ist verrückt, « dachte ich, »oder mindestens so betrunken, daß er Polen stir 'nen Stiefeltnecht ansieht." Trotzdem schickte ich mich bereits an, ihm siir seinen unglaublichen Vorschlag ein liebevolles Lächeln zu spenden als der Mann mich unterbrach, indem er laltbliitig bemerkte ; »Ich habe 100,000 Fraan gesagt Sie müssen aber noch etwas aus dem Bilde anbringen,denn sonst hätte das Gemälde siir mich nicht den geringsten Werth!« »Sprechen Sie, Malord,« versetzte ich, indem ich ihm die Hände iiißte · . . . «llm diesen Preis steht Ihnen sogar meine Wählerlarte zur Verfügung.« »Ich wünsche-,- daß Sie mir aus die ses Bild einen Baum malen . . . ganz einfach einen Baum.« »Aber soviel Bäume Sie wollen . . . Wollen Sie eine ganze Lichtung .. . . ein Gehölz ..... einen Urwalt ha ben Z« »Nein einen Baum!« «Eine Eiche eine Trauern-wide . . . eine Pappel . . . eine Platane . . .?« »Nein, einen seltsamen Baum, den ich nur ein ei ziges Mal aus meinen zahlreichen Reisen zu Gesicht bekommen habe » » Jch erinnere mich aber jetzt weder an seinen Namen, noch an seine Gestalt, npch an seine genaue Adresse ..» Ob ech» ihn am Nordpol bemerkt ..., ob ich ihn in der Umgegend von Timbikitu gesehen . . ., ob er mir aus den hohen der Sierea Nevada aufge fallen ist .. .. dasweiß ich nicht mehr. Jedenfalls habe ich Sehnsucht nach die em Baume, und ich werde mich um hrtngen, wenn es mir nicht gelingen sollte, ihn wieder aufzufinden, damit ; Sie ihn mit Ihrem Pinsel unsterhlich . machen iönnen.« s »Nun, das ist ja eine tolle Sache,« s sagte ich halb ärgerlich, halb lachend. s 0Nun, werden Sie das machen III nen?« stagte der ver-rückte Sohn « « i bions unerschuttett. sp E .Einen Baum ·einen unbekannten Baums. . Sie i« nd ein drolliger ! Kauz« .. und wenn ich anen sage. Edaß ich eine Selunde vor Ihrem Et scheinen ebenfalls vie Absicht han« l E mich umzubringenR 1,.,Ach ich dante Jln en herzlirls, daß I Sie aus mich gewartet hat«-im denn w: c können die Reise denn zissu Imen nen chen »Es giebt ein Mittel,« sagte ich, von I der Idee, aus die its-UND Frei-es einen " Vorschuß zu erhalten« noch immer hyp E notisirt, »wie wär’k, les-im wär einmal E nach dem Bot-: rissen Cis-ten gingen s und unseren :1-.·.-:·tcn:1trn Baum dort suchten?« s »Dort ist er n? ! »Oder auf des-. Hi .i??« JAuch nicht! . . . . «l«-lei: t nur nackt-: ein letzter hofsnunakx «. teil-L « »Sptechen Sie um Hilmnelswillen,« sagte ich zu ihm wie in den Dei n ken. ’ I »Seid-ten wir ihn in der weiten Welt! Er muß doch irgendwo sein« denn ich habe ihn irgendwo gesehen also muß er existiten ....« Eine Stunde später entsiihite uns das Dampsroß mit Windes-eile nach ! Brindisi, und von hier aus besuchten wie alle Ort, wo sich der berühmte, un betannte Bau-n vielleicht hätte vorfin den können. Unsere Reise dank-. le sieben Jofuk Nachdem mit Ade-e rnit dem Mikro skop, Astila mit dem syiltet Amerika mit der Lupe und Australien mit dein Walz-nett untersucht nachdem mir den berühmten nnbetonukenBaum weder in den glühenden Düften der Sahara noch in den eisigen Stevpen Sibitiens aettosfen hatten. entschlossen wir uns. mein Englandcsr und ich, nach Paris zurückzukehren und uns endgiltig zu selbstmorden, und zwar diesmal in I voller Wirklichkeit Er, weil er seinen Baum nicht gefunden, ich, weil mir die 100,000 Francs aus der Nase gegangen waren· Wie gesagt, so gethan. Eine Stun de später stiegen wir die 107 Stufen einer Treppe empor, die mich seit sie ben Jahren nicht mehr gesehen hatte» und wo ich achtundzwangigmal Miethe bezahien sollte! Die letzte Unterkedung die wir oben führten, war kurz und bündig »Na-other Strick oder Kohlen becken?'« sragte mich der Engländer, wie ein Keller, der sich nach den Wün schen seines Gaste-Es erkundigt. »Ich möchte mich eigentlich ain lieb sten ertränten,« versetzte ich. ohne allzu große Begeisterung, das Wasser » muß jetzt noch ziemlich wgrrn sein.« »Es ist gut, ertränten wir uns also,« meinte er resignirt. Wir wanderten nach der Richtung der Seine. Kaum waren wir aus dem Pont Neus angetan-nun als mein Ge siihrte einen Freudenschrei und einen Ausruf des Schreckens ausstieß. be kanntlich eine sehr beliebte Mischung. »Aber da ist er ja, mein Baum. H« Da ist er ja! . . . . Dank, o mein Gott» w Dant. .Nach siebensähri er Reise um die Welt, nach 56,000 Meilen zu Wasser und zu Lande sinde ich Dich · endlich, Du unbekannter, geliebter Baum.«s i· Es war der Palmenbaum ans Zink, der noch heute vor der Badean stalt aus dem Pont Neuf in der Nähe . der Samaritaine steht! Und darum die Weitreiset Ein Gewitthgmensch. »Warum hau n Sie denn Ihren Hund so erbärmlich?" »Ja wissen’s, er bat halt immer gar so a Freud, wenn ich ausb5r’!« A h a ! i « Also kurz und gut Sie wallen mein Schwiegersohn werden ?" ( »Ja es bleibt mir hatt nicht-z anderes übrigk Erster Gedanke. Kaufmann: »Na, haben Sie schon gehört, here Studien-« Der Vater Jhres Kommilitonen Sumptnagel ist wegen betrügekiichen Bankerottö in’s Gefängniß getommen!« Studiosus: »Armes: Sumpfnagei, wer wird steh jetzt noch niit ihn schla gen?« S e m p e r i d e m. Bekannten »Warum machten Sie denn zweimal hintereinander di.sen gefährlichen Aufftieg in den Alpen ?« Professor: »Na, 's erste Mal hatte ich oben meinen Schirm stehen lassen!« Das ändert die Sache. Sie: »Alle Leute find entzückt und des Lobes voll iiber meine neue Totlette — nur Du verlierst tein Wort dar über.« . Er: »Ja, meine Liebe, die Leut verlieren eben nur Worte —- ich aber ’ » Gelt-I« Qj Boshait ausgedrückt Sonntags-Zagen »Ich gehe jeht ans die Jagd.« Bekannten «Jst Dein Partemonnaie auch — geiaden?« Jndividueile Galanterte. heirathsoermittlen «Iriiulein Ritt n, wenn Sie nur heirathen wollten« te könnte ich mit Leichtigkeit losschla -sent« » »