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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Dec. 18, 1896)
der Roman einer Todtge sagten. Berlin-, im November. Vor einigen Tagen wurde berichtet, daß Miß Wanda die einst Viel gefeier-j te und allbekannte Königin der Luft, eine Luftseil- nnd Trapexzkiinftlerim deren Leifnmsgen seiner Zeit das größ- ! te Aufsehen erregt haben in die-r Nähe vm Eins als Jnsaberin eines herum-I ziehenden Karoufsels ir. einem derj bekannten Kkinstlirncgen enid gestor den sei. Woher die Elinchricht kan, ] von welcher Seite sie lnrirt werdens ist, ob sie auf einer Verwechslung be- ! ruh: oder vielleicht ter Tintiruwg o-S . bekannten Namens Durch eine freund liche Kollegin ihre Entstehung ver dantt, wer sollte es .:«!ek)trägslich fest stellen? Genug, die Nachricht traf nicht zu; denn mtnitiekbs r, nachdem die Notiz in· die L sfentlichleit ge lang« nar, traf eir Schreiben aus Beriin ST. ein, in ist n die fälschlich Todtgesagte lanstatirte, daß sie noch unter den Lebenden weile. Mit diesem Schreiben-war zsusgleisch eineEinladung an unsere Redaltion verbunden, die Todtgesagte, jetzige Frau Schtwndtte, genannt Fremde-ff alias Miß Wans -da, in ihrem bescheidenen Heim zu be suchen, das sie seit einem Jahr in- der Mariarmianstvaße aufgeschlagen hat. Also sie war noch am Leben. Ih ren lustigen Künsten freilich hatte sie, wie sie uns schrieb. schon seit geran rner Zeit entsagt. Als Mänteln-ä-herin habe sie nach mancherlei Jrrfa-hrten, nachdem von ihrem früheren glänzen den Leben wenig mehr als die Erin nerung übrig geblieben- sei. sich ihr Brod verdienen gelernt. » Der Brief enthielt noch einzelne Angaben bezüg lich der persönlichen Verhältnisse des ein-fingen Stars der Spezialitätenbiih ne, interessant genug, usm unseren Mit arbeiter zu- veranlassen, der freundli chen Einladung Folge zu leisten. W M«UP, IUTIUKV ZUCIB MIIW jetzt bewohnt, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der großen Heerstraße welche in- dem derflosseniens Sommer vom Hall«e’—fchen unsd Kottbuser Tbor aus viele Tausende ihrer einsisfgen Be wunderer mitten- durch die dichtbevöl kertens Arbeitervisertel hin-durch nach Treptow zur Ausftellung gelangen ließ. Akte, biedere Leute sinid’s, bei denen sie Aufnahme gefunden hat« sie nennst sie ihre Wohlthäter. Der Mann Ist krank und muß zur Zeit das Zim mer hüten, ein Veteran der Arbeit und der Feldzüge, die er unter der Fahne mithachst hat« Er vertrieb unserem Mitarbeiter die Zeit, bis seine Mgietlyc tin erscheinen konnte. Nach einer Weile betrat dansn die Erwartete die gute Stube ihrerWirthE-— leu-te. Eine hohe, angenehme Erschei nung, deren sympathischen Zügen und lebhaften braunen Augen man die 40 Jahre, die sie, wie sie lächelnd versi cherte zählt, nicht ansieht. Ihr sorg faliig gekräuseltes Haar, die gewähl te Sprache, sowie gewisse Eigenbeiten der im Uebrigen einfach-en Kleidung lassen einen umbestirnten Kontrast zu ihrer augenblicklichen Umgebung nicht verkennen. Es unt-giebt sie noch heute ein undefinirbares Etwas-, das die ehe malige Artistin sogleich erkennen läßt. Sie erzählt ihre Lebensgeschichte -—— den .,Roman einer Ve«rschollenen«. Durch alles, was sie zu berichten weiß, läuft ein roth-er Faden und als trei bendes Element das Verhältniß zu ih rem Gatten, dem Artisten Schwandtke, der in der Künstler-welt- den Namen Franckloff führ-L Daneben ist das, was sie sagt, reich an interessanten Episoden Wir theilen die Ausfüh rungen der Frau, die ins schlichter und überzeugender Weise gegeben wurden, mit ihren eigenen Worten mit »Ich bin geboren,« so berichtet-e sie, »in Weinberg Mein Vater war Wertführer in einer dortigen Essigfa hrik. Als ich zwei Jahre alt war starb meine Mutter. Jch beham eine Stiefmutter-, die mich furchtbar schlecht hehandeltie Sie schlug mich sehr, und so lief ich in meinem neunten Jahre meinen Eltern auf und davon-. Mein Ver-schwinden bereitete mein-en . Angel-ärgert wenig Kummer. Jch war eben for-t, und Niemand kümmer te sich um meinen Bett-leih Erst vier Jst-te sMet Wtdms Nvchfvsschtmgm . nach mir veranstaltet M Bat-er war beschuldigt worden« mich meiner Stiefmutter zu Gefallen beseitigt zu W. So fand mich die Polizei bei den Laut-leisten von denen ich tin Ma ria-does in der Nahe rw Brombevg ans Mitleid nach meiner Flucht aus dein Elternhause aufgenommen wor denmnmbdiearichbisdahlneri M hattet-— » , W M spater erwachte aber« L doch eine unbestimmte Sehnsucht nach meinem Vater in mir Jm Einver ständniß mit den Leuten, bei denen ich Ausnahme gefunden hatte, machte ich mich zu Fuß nach Bromberg aus den Weg. Aus meiner Wanderung traf ich auch ein-e italienische Seiltiä.nzergeiell schnit, die Von-o - Treibt-, der ich mich zunächst nur auf ein Stück Weges ans schloß. Jch san-d Geschmack ans dem Artisten.thum, gab mein Projekt der Heimkehr nach Bromberg auf und schloß mich der Gesellschaft an Vier Jahre blieb ich bei ihr und lich verließ sie erst in meinem 17 Leben-s jahte als junge Frau. Nach einiger Zeit stieß der Gymnastiler Sehn-anbi te, genannt Franiloff, zu uns; wir lernten uns kennen und lieben und nach zwei Jahren wurde ich seineFrau Bald nach unserer Verheiratbung trat mein Mann eiin Engagement bei einem Cirlus an, der damals in Ma rienburg gastirte und später eine-Rund reise durch viele kleinere deutsche Städte antrat. Jch begleitete ihn und erhielt aus dieser Fahrt durch ihn mei ne eigentliche Ausbildung als Artistin. Jch war eine sehr geleisrige und begab te Schüler-in die ihren Lehrer und ihre Umgebung durch ihre Leistungen in Erstaunen versetzte. Bald war ich diel - »Königin der Luft«, als die ich späterT Imeine Triumphe feierte. Jch arbeitete gemeinsam mit meinem Man-n und führte als Erste m Deutschland das Kunststück aus, aus gewaltiger Höhe sam schräg gespannten Seile herabzu !gleiten, indem ich an den Knieiehlen Tbing und ibn an einem Ringe mit den tsähen festhielt. M! - s --L... ,-,».!,..k,,.--- k- , L su"l(»c1l gkluclchullch DIENST ment im Circus Ciniselli in- Peters burg. Jch hatte mich fortgesetzt stier bollkommwet, und wir hatten große Erfolge Dann ging es nach Moskau, von wo uns Carre an seinen Circus nach Brüssel berief. Mein Ruhm wuchs von Tag zu Tag, und mit ihm unsere Einnahmen, die fchon damals eirse bedeutende Höhe aufwiesen-. Ess- folgste ein Engagement bei dem Cirkus Salomonski. das uns aber mals in zahlreiche Hauptstädte des Kontinents führte. Jch verdiente da mals monatlich 6000 Mart. Dann begarm die außerordentlich gewinnbringende Periode meiner En gagements bei zahlreichen Spezialitä tenkThoatern Es war dies damals die goldene Zeit jener Institute Mein Mann begleitete mich zur Ausführung der oben erwähnten Tricks. Wir gin gen zuerst nach Konstantinopel und zwar kurz vor Ausbruch des russisch türkischen Krieges, während dessen Dauer wir in der Hauptstadt des tür kifchen Reiches bliebe-nr Nach bemitte Fstanidelomrnen des Waffenstillitandes Hund des Vertrages von Jan Stesano Fließen die Generäle von Totleben und ZStobelem die mich in Peierspburg ges ifehen ihatten, mich bitten, zu der rus lsischen Armee herüber zu kommen, und Hdort eine Vorstellung zu geben. Es smar ein denlwiirdiger Moment Nach dem Auftreten tafelten die Generäle Iuntd das Offizierstorps der russischen jArmee in einem benachbarten Garten. iDort wurde ausf Vorschlag des Gene Zrals Stobelew zu meinen Gunsten ein ITeller aufgestellt, bei dem ein Beam: Eier des russrschen Konsulats Wache Ihielt. General Stobelew wars als er lster sei-ne Rolle von 1000 Jmiperials (20,000 Fr) imNamen der Armee aus sden Teller; die anderen folgten seinem Beispiele. Im Ganzen brachte mir I der Tag 42,000 Mart ein. « , Von Konstantinsopel unternahm ich ,eirseTournie· die mich zunächst zu Ren-is nach Hamburg, dann in die von Groß kops geleitete Walhalla nach VerlinJ später nach Breslau, Dresden. Mir-i drid, Kopen-hagen und nach Holland? führte. Dazwischen trat ich sin Ver-T ris und zwar in der Weltausftellung,f die damals dort stattfand, aus. - Jn diese Zeit fällt auch meine Be gegmmg mit Kaiser Wilhelm dem Er »sten. Es war in Em3, der Kaiser hat-» jte meinem Auftreten bei-gewohnt unsdE ;ka-m. ais ich im Lohukgkinwitiim vie( Treppe zum Podium herabstieg, aus« mich zu, um mir seine besondere Zu friedenheit mit meist-en LeistuM von denen er mit Interesse Kenntniß ge nommen has-be, auszudrücken Am folgenden Tage wurde ich in das bot-el, in dem der Wicht-tanzten Fürst Bismarck abgestiegen war, be skhiwetr. Der Fürst erkundigte sich Zusehen-d nach Mmeinernimarstststischesn iWW u den W. due-eh die man derartige Leistungen zu Wege W. Wem nachteiligen A eten in Mpel war eigmtl - ne Genick-st- Zett vorliber. Mein Mann ertttchtoie sieh mit Disse des »von nett erworbenen Gelde- -- tm r A Ganzen hatte ich ihm etwa 500,0001-. Mart eingebracht-den Cirtus Frank- I lofs ein-. Jch arbeitete naich wie vorg mit dem größten Erfalge, doch gestal tete sich usnser eheliches Vertiiltnißi setn traurig. Schließlich kam es so,; daß mein Mann mir eines Tages nach: dem Hotel, in dem wir wohnten, die schriftliche Mittheilung sandte daß ers sich von mit scheiden lassen wolle unds mich mit der Peitsche aus dem Circus vertreiben würde, fatls ich mir ein- s fallen lasse, in denselben zurückzuteb l ten J Ich war untröstlich Stand sich doch! absolut rath- und hülslsoz da. Ich swar mit meinem Manne eingearbeitet i und es wäre mir nach zehnjährigem ge- 1 meinsanmn Auftreten schwer gewoer den, einen Partnee zu finden, der sich mit gleicher Sicherheit jeder Bewegung meinerseits in lustiger Höhe angepeßt hätte. Dazu befanden sich meine sämmtlichen Kostiime und Apparate in feine-r band. Jch übergehe die folgen-de Zeit mit den furchtbaren Demüthigungen-, die sie mir brach-te. Jn Preßburg brach die Katastrophe über uns Herein. Mein Man-n wurde auf Grund eines von Breslau her hinter ihm erlassenen Steckbriefes verhaftei. Es verbreitete sich unter der Trupve das Gerücht, ich hätte ihn denunzirt Der wahre De mrnziant war, wie sich später heraus stellte. einer unserer Geschäftsführu. Es folgten furchtbare Scenen. Des Abends, nach der Vorstellung dran gen die Leute aus mich ein-. Es war im Freien; ich war gewarnt worden und führte einen Revolver bei mir. Mit dem Rücken gegen einen unserer Wagen gelehnt, fah sich ihrem Angrifi entgegms5 die schußbereite Waffe hielt ich ihnen entgegen unid drohte, den zu erschießem der zuerst Hand an mich legen würde. Niemand wagte es; doch unsere böhmischen Musikanten nah men ihren Weg zwischen den Rädern des Wagens hindurch und ich wäre das Opfer ihrer Wuth geworden, wenn nicht im entscheidenden Moment hilfe gekommen wäre. EineHamburger Kol legin-, Elise Von-net —- ste trat unter dem Namens Miß Leona in meinem Fach auf und war engagirt worden, um mich nach meiner Verdrängung aus dem Circuå zu ersetzen — war rechtzeitig zur Polizei geeiii und hatte Mittheilung von der Gefahr gemacht. in- der ich mich befand. So wurde ich befrei-L Elsise Bonnet hat damals und auch weiterhin- fehr freundschaftlich und treu mir gegenüber gehandelt Bald daraus wurde unser Cireus, der inzwischen an ein Miglied unserer Truppe verschoben worden war, um ihn den Gläubigern mein-es Mannes zu entziishem von der Menge demolint· Der neue Besitzer hatte feine Tbiiiigs keit damit eröffnet, daß er mir defini tiv die Tbiire wies-. Auf den An schlaqssiiulen war aber mein Auftre ten angetiindiai und das-; Publikum wollte mich sehen. Der Geschäftsfüh rer erklärte Von der Man-ern auf-, er hätte ein nochmaliges Auftreten ver weigert, weil ich mich fiir zu gut hiel te, in der tleinen Stadt mich abermals zu produszirenx Jch harte mir zum Zuschauerraum Zutritt zu verschaffen gewußt und sprang bei diesen Worten des Elendem der mich um mein Hab und Gut gebracht, meinerseits in die Manege hinab. Jn kurzen Worten legte ich den wahren Sachverhalt klar, ein furchtbarer Tumuli entstand, die Menge drang auf meinen Gegner und seine Leute ein und in kurzer Zeit war das Haus — ein leichtes Holzgebäude ——— mit allen Geräthen, Kostümen u. s. w. ein wüster Trümmerhaufen Das war das Ende des Circus Francklafs. Jch suchte noch einmal meinen Man-n aus, der damals im Preszbuv get Gefängniß seiner Uebersiihrung nach Brescau entgegensckh Es war unsere lenie Untern-bang Bald da raus wuwe er wach Breslau gebracht unsv dort nach neunmonailicher Unter suchungshost freigesprochen Ich hat-te under-dessen mir eine neue Stellung geschaffen. Die Preszbutger Turnet halfen Elise Von-net und mir aus der Noth. Sie veranstalteien eine Vorstellung, bei der wir austraien und die uns 200 Gulden einbrachir. Die für uns angeschafsiens Trick-is und Geist-he erhielten wir zum Gesclxnck.; Jch unterndlnn mit M Am Bau-T net mit der ich mich gut eingearbeitet harte, Reisen nach den größeren Plä sen, mw wir fanden überall willigi E magern-erst Wir sahen beig sei-mein Auf-traten sehe gut aus« gsie eine helle Blondim ich bräunte Da sollte sit-im TMW als Ar tisiin ein jähes Erde sitt-dein Mein Mam- wst wach feiner prchms nach Berlin Wmä hatte der bor tigen Gent deniVotsicmd des Ar iifienvereins, die MWiung gemacht, daß ich ihn aus Rachsucht demmzirt hätie. Jch habe später eine Zufchrift der Breslauer Smaisamvaltschafi er-· ; wirkt, die mir das Zeugnis crusftellie,k daß die gegen meinen Mann erstartete Strafanzeige nicht von mir ausgegan gen ist« Damals konnte ich mich noch nicht durch das amtliche Zeugniß ver theidigem meinemManne wurde Glau ben geschenkt und ich selbst wurde bon cviiirt Es wurde erklärt, daß kein Direktor mich mehr engagiren, kein Agenit mehr fiir mich arbeiten bürfr. Damit war ich brobios Jch ver suchte nun-, unter meinem neuen Na men aufzustretew Jch wurde Sänge rin und brachte eine Tyroler Volks sängertruppe zusammen. Jn Mga wurde ich vom Direktor Salanionsii in dem Lokal, in dem ich austrat, zu fällig erkannt. Damit war ich von Neuem unmöglich. seist-U« - m Wust-its VIII-lob IW Ul luculkl VII zweiflung, zu sterben. Es war zu Weihnachten Jch oerfchluckte die Kuppen von dreiSchachteln Phospbor ftreichhölzerru Jch starb nicht. aber ich erkrankte schwer. Die Folgen je netErkrantunig sind noch beute dadurch zu bemerbm daß das Weiß mein-er Augen gelblich gefärbt ist. Nach mei ner Genesung wollte ich nach Deutsch land, es fehlte mir aber an dem nö thigen Geld. Schließlich erwirite ich mir von dem Kapitän eines Schiffes, das nach Stettin fuhr, die Erlaub niß, aus dem Verdeck die Ueberfahrt niitzurnachen Jch war nioch sehr lei dend, es war kaltes, stürmisches Wet ter, unsd ich mußte mich durch Stroh matten, die an Bord umherlaaen, ge gen die Unbilden der Jahreszeit schü tzen. Halb todt kam ich in Stettin an. Von dort habe ich den Wea nach Ber lin zum größten Theil zu Fuß zurück gelegt. Jch sprach bei den Artisten, die »ich unterwegs traf vor, und erhielt die übliche Wegzebruna. Mangelbaft be kleidet —-—- ich trug nur einen Unterrock, weil ich mein letzt-es Kleid in Riga ver iaust hatte, darüber einen Mammon tel und um den- Kopf ein Spitzentuch jmeinse Schuhe waren völlig durchlö ichert — iam ich in Berlin an. So Hftellte ich mich dem Vorsitzenden des HArtistenbereins vor und zeigte ihm jden unterdessen erhaltenen Brief der BreslauerStaatsanwaltschaft als Be weis meiner Unschuld Er erschrak Füber meinen Anblick und verfchaffte mir durch ein-e Kollette 50 Mark als ierste Hülfe i Damit half ich mir nach Ober-Bay Emk durch, wohin mich eine einst ais IMitglied der verunglückten Tyroler f truppe von mir ervgagirte Sängerin zu iiomnien gebeten hatte. Sie nahm mich tin Miesbach, wo sie anfiissig ist« bei jssich auf; ich ernährte mich, indem ich den Bergbewobern die Wäsche wusch, Strümpfe stopfte und Tabalsbeutel istricktr. Dann fand ich ein Engage ment nach der Schweiz, unid zwar als sSiingerim Mein Gehalt belief sich aus150 M. pro Monat. Es war nichts mehr mit mir. Krankheit Mangel an Uebung und Noth hatten bewirkt, daß ich völlig zurückgekommen war Jch kurde entlassen Und auch alsGyw inastikerin konnte ich mir, obgleich ich ies verdichte nicht mehr forthelsen· Si) Jede-te ich abermals völlig mittellos Hnach Berlin zurück. Hirr fand ich nach mancherlei neu en Jrrfahrien bei guten Leuten in ver Reichenbergeritraße Quartier. Sie lreditirten mir beinahe fiir ein« Jahr lang den Betrag für die Kost. Ich er lernte das Nähen von- Blousen und verdiente damit schließlich 7— ----- 8 Mart wöchentlich bei angestrengtester Thä tigleit. Jch lebte nur von Brod unid Schmalz, um mäanirthsleuten we nigstens ettvas geben zu können, aber nichtsdestoweniger bin ich ihnen noch viel schuldig. Darm fand ich Gelegen heit, das Mäntelniihen zu erlernen; gleichzeitig siedelte ich in meine neue Wohimng über. Jch verdiene jetzt bis 80 Mi. monatlich und habe mich, wie sie sehen, so ziemlich erholt. Freilich arbeite ich Tag und Nacht. Kümmer lich gewug geht es bei mir zu, da ich aus der Zeit des Elends noch zu viel kleine Schulden abzugahlen habe. Von meinem Mann bin ich nun ungefähr seit Jahresfrist geschieden.« Unser Mitarbeiter bat Frau Schwandtle, welche die vorstehende Er zählung zuerst in einer durch die Si tuation erklärlichen Aufregung, später ruhig usw mit großer Klarheit in der Darstellung vorgebracht hatte, ihm den vvri ihr benwhnten Raum zu zeigen. Er wurde in ein sauberes, schmales entfensterigessimmrr geführt, vor dem tief moienein gewaltiger Arbsikhvß den kleine Gebäude umgeben-, lich aus-brei tet. Die ehemalige Art-litten vie viel leicht »in der höhe, in der ej liegt, ei Lq As neu Anklang im frühere Verhältnisse« finden mag, bewohnt das Zimmer ge-; meinsam mit einem jungen Mädchen,! das gleichfalls zu dem großen Heerei der Berliner Hauöarbeiterinnen ge-« hört. Zwei grün bezogene Betten auf menwiinteln usmhetlagem füllten den! größten Theil des Raumes aus. Ein Biicherbrett haben die beiden Inhabe tinnen der Schlafstelle mit ihren klei nen Schätzen, Nippfachen u. s. w. ge meinsam geschmückt. Nichts aber er innert an die Mis; Wanda der Ver-; Finger-dein als ein Miniaturgemälde, welches das Brustbild der Artistin in. der ersten Zeit ihres Ruhmes darstellt·’l Miß Wanda war, als es von einem jungen Künstler mit flüchti gen Bin-J selftrichen auf vie Leinwand geworfen wurde, zwanzig Jalne alt Die Zü- · Ege, die es wieder-giebt, sind von über-I raschender Schönheit - OOO-« -—— I Luna, der Jnsnrgentens -.IChef - i Erst vor wenigen Tagen wurde es v wie der »Hamburger Correspondent«l mittheilt in Madrid allgemein be- » !tannt, daß Luna der Flsibuftien einer-Z ider wildesten, erbitteksten Kämtpfer lgegen die Herrschaft Spaniens aus« jden Philippinen der Juan Luna Rai-Z vicio sei, den ganz Spanien ais einent Eseinser besten, hervorragendsten, ge-: intialsten Männer fast zwei thrzehnte Zion-g gefeiert hat. Der Lebenslauf Zdieses Mannes, der übrigens durchauP oz Inicht als Ausnahmefall anzusehen, ist; sentschieden neben der Unfähigkeit derj zGowberneure in den Koionien eins der; stragischsten Momente in dem furchtba-! Treu Kampfe, der Spanien ungezähltej Opfer txt-verlangt Luna, ein Einge Zborener der Jnsselgruppr. tatn als ganz Ejunger Mensch niach Madrid, wo er ink jAleio Vera « dem heutigen Direktor der spanischen Atademie der schönen iKiinste in Rom -— ,der bereits vor 303 TJsahren in den- dortigen KünstlertreiJ jsm tonangebend war, einen väterlich; Zwohtwollenden Lehrer und Proteitorl J.fand Alejo Vern, der das grpsse Tit-I lent des jungen Luna sofort eriannte,; Jermöglichte diesem nicht nur ein solt-i des, aus durchaus künstlerischer Basis Eberuhendes Studium derMalerei, son-; jdern er führte seinen Schützling gleich kzeitig in die extlusivsten aristotrati- l skchen Cirtel der Hauptstadt ein die sich dein Abiömmting der fast völlig unci- « jvilisirtm halb barbarischen Urbevolle- j krung der Kolonien sonst nie geöffnet shiittete Nachdem Luna Ein Moor-id thie Religion, die Sitten und Gebriiusx zwe. vie ganze zeutrur ver neuen Ver-; jniath in sich aufgenommen, siedelte· ers -.fiir einige Jahre nach Rom über. Hiers Zentstand unt-er vielen anderen sein weits züber Spanien hinaus bekanntes Bild:j Z»(5,l Spoliarum«, indessen völlig durch zLiebe und Verzeihung Vertlärter Hei ; klandsgestalt man die Offenbarung ei-» Fries großen Genie-S erkannte und sei-« erte. Maler und Geniälde wurden-; smit frenetischem Jubel in Madrid em- . Pfanaem Luna Novicio war der Held Izdeö Tages. Bald darauf führte E«!)n" jsein unruhigerGeist. der auf neue Lor jbeerem auf Ruhm und Reichthunn Fausging, nach Paris-, wo sein Name; nicht nur durch seine Kunst, sonderni auch durch ein-en Ehren-dankten ver ins-; Zrigens mit einem richtigen Mord vielj fAehnlichkeit hatte, ebenso populäa wur de wie in Madrid. Luna wurde vor die Asstsen gestellt, aber feine Fresswe chung erfolgte. Ein Vertheidtiger hatte es verstanden-, in einer hin-reißen den Weise die Richter davon zu liber zeugem daß der Maler-,v der Sohn ei ner heißbliitigen Rasse, der von Kind heit an mit der Waffe umzugehen ge onhnt war, im Affekt ferner Leiden schaft naturgemäß gar- nicht anders« hätte handeln können, daß es für ihn durchaus selbstverständlich war, wenn er seine angetastete Ehre mit Blut reimvascha Durch diese Episode erhielt er bei densSpaniernxdie wohl fast ausnahms los so gehandelt hätten, einen neuen Strahlenglanz. Seine Werde fanden reißenden Absatz. Nicht nsur alle tei chen Krmstliebhaber und bedeutenden Puivatgalleriem sondern auch der Se nat und das Nationalmuseum erwar ben seine Gemälde, er galt als einer der bedmtentdfte Maler der Nation, feine herkunft, feine Abstammung waren völlig vermischt unsd vergessen, er galt als Spanier Da packte ihn plishläch vor etwas ilher drei Jahren die Sehnsucht nach dem Heimathlandr. Er wolle und müsse die längst gelockt-isten Reste der Familienme wieder beseitigen, sag ltie er feinen spanischen Freunden, als set sich mch M WITH-wen Nichtfi ;te. Die erste Kunde, die von ihm nach zMadrid drang und die ihn als einen der hauvtempöret nannte. wurde dort »so lange mit Unglauben und Zweifel aufgenommen, bis sie sich buchstäbiich ; it hetvahrheitete Luna Novicio dankt seinem zweiten Vaterlande, das ihm Erziebung, Kultur, Lorbeerens und Reichthum gab, mit einer wilden, ver wegenen Cmpörung, mit loderndem Hasse. M — » ——-« Deutsche 21aitation in Belgien. Z Der »Deutsche Verein zur Hebung und Pfege der Muttersprache im deutschredenden Belgien« hat seine erste Schrift unter dem Titel »Das deutsglxe Bellgien und der Arloner deutsche Vet- s erscheinen lassen. Die MW- L langen, die sie über den Stand der Dentschbewegung unter den 50,000 Brigiern deutscher Zunge enthätt, sinsd ; im Allgemeinen sehr erfreulich. Der s« Verein besteht allerdings schon seit i drei Jahren, ist aber erst im Dezember vorigen Jahres zsum ersten Mal ins der . S Oeffencklichbeit aufgetreten, uns-d seine . jetzige Veröffentlichung wird jedenfalls i dazu beitragen-, ihm neue Anhänger zu » verschaffen· Man bezeichnet Belgien L meistens als ein zweisprachiges Land, i welches in eine größere vlämische und eine kleinere wallonische Hälfte zer fällt. Jm siidöstlichen und östkichen Theile des Landes giebt es aber eine Gegend, deren Bevölkerung von ichs-» dentsch war und sich noch jetzt der deutschen Muttersprache bedient. Sie nimmt die beiden Kreise Arlon (Arel) und Metzig fast vollständig ein- untd ( behauptet sich trotz einer sechzigjähri- « gen Vetwatpchung sogar noch m ver Hanptstadt der Provinz Arlon·. Von jenen beiden Kreisen an bis nötidlich in der Mibe von Aachen ziehen sich dicht an der politischen Grenze noch 12 deutschkedenide Gemeinde-« kinschueßlwi 3 Diskan hin. Jm Ganzen enthält Deutsch-Mienen 29 Gemeinden und 5 Settionen. Natürlich können jetzt nicht mehr alle Einwohner dieser Ortschaf ten zu dem deutschen Stamme gerech net werden-, da bereits vielfach Walld nen eingewansdeet sind. Auf dem Lande wird in- den Schulen und Kir chen- noch deustsch gesprochen, doch wur de amtlichetseits das Auskommen des Französischen bisher begünstigt Jn Akt-m selbst, wisset deutschen- Stadt, « giebt es jedoch keine Schule mehr, in welcher die deutsche Sprache noch in befriedigensder Weise gelehrt würde. ans dem Bericht des Deutschen Vereini witd darüber bitter Klage geführt: »Die Eltern, welche wünschen, daß ib rens Kindern der Elementatuntetricht in deutscher Sprache ertheilt werde, können hierin keine Genugthuung ek haltm-. Eine Behandlung dieser Art erfahren nur besiegte Völker, wie etwa die Russisch-Polen. Hier in Belgien sollten solche mißlichen Zustände nicht aufkommen-, da wir Drutsch-Belgier ja keine Besiegten-, sondern, wie die übri gen Belaiee, eines selben Vaterlandes Kinder sind.« Seitdem die Deutsch-Belgier ange fangen haben, sich zu rühren, finden sie auch in amtlichen Kreisen bereits Be achtung. Als vor einiger Zeit in den gesetzgebenden Kam-merkt das neue Schulgesetz heirathen wurde. forderte sogar der Abgeordnete für Reitschu teau, Hennam ein Wallone, für die Muttersprache der DeustschiBelgier den ihr gebührenden Platz im Volls unterricht, und der Minister des Urs terrichts, Schollaert, gab eine ewi sprechensde Zusage. Auch wurde in das Gesetz über die Gemeindewablen eine Bestimmung ausgenommen, daßO die Mitgliwer der Wahliollegien der deutschen Gegend den verlangten Eid in deutscher Sprache ablegen dürfe-in Das ist immerhin schon ein Erfolg, und vielleicht wird auch der Ruf nach deutschen Beamten, das heißt solchen-»ql aus der betreffenden Gage-nd, deaØtet werden. Bis jetzt werden nämlich meistens wallonische Beamte dorthin geschickt «- --—s—— OOO -- —----— Schnurren aus dem Schrift stellerleben. i21.: »Ich bin diese Nacht bestohten worden« . B.: »O, Dei betlagenswerthet Menschl« A.: »Ein Dieb hat mir eine ganze Anzahl neuer Gedichte gestohten.« III-. »O, Du bellagenswerther re .'« f O I A.: »Diese Woche habe ich beson ders Glück gehabt. Zwei Roman-e und ein Schauspiel habe ich an den Mann bringen können. Jst Dir das auch schon pulsittt« B.: «Passivt noch wicht, aber gelo gm habe ich es such schon-' i »s· ( i