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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (May 31, 1900)
Prun's öclüb. Nach dem !ra: iö'Vdxn von B k r t ' H a h n. Juli 1. Jetzt ist lik Vcihe an r.tr., Sapi tan! " Jeder voil un4 hatte eine kleine Oie schichte erzählt, eine LiedkSgeschichte, oder eine Geschichte, welche einmal in unser Leben eingegriffen und uns in Erinnerung geblieben war. einent feklicher Regen hatte unser Jagdvev gnügen gestört. TaZ Gemitter, welches uns überraschte, als wir schon ziemlich weit vom Schlosse entfernt waren, hatte uns vollständig durchnützt und uns ge munaen. in das orstoaus zu nuqien um unS ein wenig in dem großen. niedriaen Saale am Kamin, in dem ein belleS. flackerndes Feuer brannte, zu trocknen. Wir hatten unsere Pfeifen angezündet, und um die Stunden, die der Regen vorausftchtllch dauern wurde, auszufüllen, erzählten wir Ge chichten Wir waren fünf Herren, der Förster mitgerechnet, und seine tunge Frau die ihr Kind auf den Knien schaukelte Pierre Ravail, der aus der GaScogne stammte, hatte uns eme sehr amüsante, kleine Geschichte, die ihm in Toulouse passirt war. erzählt. Jean de MoleneS hatte eine echte Pariser Mekdote. deren Helden wir persönlich kannten, zum Besten gegeben; mein Bruder Louis ein hochromantlscheS. aufregendes )Ktxt abenteuer aus Cuba. Jetzt war die Reihe an dem Kapitän zur See. Rivoire. Der Offizier klopfte seine Pfeife aus. stopfte sie von Neuem und begann. Ich will Ihnen die Geschichte eines meiner Matro en. der vor Kurzem in einem Kampfe in China getödtet wurde. und der sie mir eineS Abends, kurze Zeit bevor ihn tote chinesische Kugel traf, mittheilte, erzählen. Er hatte Nachtdienst auf dem Schiff; es war eine herrliche Nacht, wie man sie nur unter asiatischem Himmel sieht. und wunderbarer Mondenschein. Ich hatte ihn gefragt, ob er verheirathet wäre. Er hatte mit der Antwort ein wenig aezöaert. Dann sagte er mir: Ich bin eS nicht mehr, oder doch, ich bin verheirathet. aber ich liebe meine Frau nicht." Er hatte daß mit solch' schmerzlichem Ausdruck gesagt, daß ich ihn bat, mir seine Geschichte unzuver trauen, und er erzählte sie mir. - In den Cotes du Nord, ganz, ganz oben, m Port Treveu sie len nen gewiß daS kleine Dörfchen am Strande, das so viele Fischer ernährt! lebte ein mnges Mädchen mit Namen Vvonne, in die ich sterblich verliebt war. Sie war 20 Jahre alt, hatte schönes, braunes Haar, groß, von dunklen Wimpern beschattete Augen, eine schlanke, entzückende Taille und einen etwas schleppenden Gang. Dabei hatte sie ein Herz wie Gold und war die idealste, beste Frau, die man sich denken konnte. Ich kannte sie seit meiner Kindheit, ich betete sie an und sie liebte mich auch von ganzem Herzen. Damals war ich Fischer auf der Marie Anne", einem hübschen, schmucken Schiff, und verdiente viel Geld. Wir hatten uns verlobt, Z)vonne und ich, aber wir woll ten mit dem Heirathen warten, bis ich Zweiter" auf dem Schiff geworden war, und das konnte nicht mehr lange dauern. Unser Leben floß ruhig und glücklich, ohne Kummer und Sorge, dabin, denn wir liebten uns und hatten Beide genug zum Leben; ich lebte bei meiner Mutter und Dornte bei ihren Eltern. Jedesmal, wenn ich auf den Fischfang zog, sagte meine Vvonne mir leise: Geh', fahre ruhig fort! Ich bete für Dich!" Eines Tages. eS ist schon lgnge her, kam die Marie Anne" von einer weiten Fahrt an der englischen Küste, die ganze acht Tage gedauert hatte, zurück. Der Fischfang war sehr einträglich gewesen, und wir machten das Schiff segklfertig, um in den Hafen einzulaufen; ich wußte, daß meine Braut am Strande sein würde, um mich zu erwarten, wie sie es immer that, und ich brannte vor Ungeduld, sie wiederzusehen. Da erhob sich plötzlich ein starker Wpid ein häßlicher Oft wind, der die Wellen wüthend zu peitschen anfing. Die Marie Anne" tanzte wie eine arme, kleine Nußschale! Das dauerte fünf Stunden, fünf schreck liche Stunden, den rettenden Hafen in Sicht! Man mußte uns auch vom Strande aus sehen können, das war ge wiß. Ich hatte keine Angst, aber ich sagte mir. daß Vvonne wahrscheinlich Zeugin von unserem Kampfe sein würde, und ich dachte an ihre Herzens angst, wenn sie das große, weiße Segel der Marie Anne", welches sie aus allen Schiffen erkennen konnte, in Ge fahr, jeden Augenblick von dem rasen den Meer verschlungen zu werden, sehen würde. Nach fünfstündigem Kampfe und schrecklicher Qual kam am Ende eine haushohe Welle mit aller Kraft daher, warf sich auf daS Schiff und riß es mit in die Tiefe. Von den zehn Matrosen, die auf der Marie Anne" waren, wurde ich allein gerettet. Wie durch eine göttliche Vorsehung wurde ich. nachdem ich eine Stunde mit dem Meer um mein Leben gekämpft hatte, durch ein Boot, welches inuthig zu unserer Hülfe herbeigekommen war, an'S Land gebracht. Ohne Zweifel hatte Voonne'S Gebet mich bewahrt. Ich fand sie bei meiner Ankunft haldtodt vor Unruhe und Auf-, Kj"n;; die arme Kleine war jnj der entert und schien wie um Jahre gealtert Durch den großen schrecken, dn sie p,e UM hatte. Sie Hatte rnp oven au der kleinen Anhöbe, von der man weit hinaus auf'S Meer sehen konnte, er wartet, und den U;en, langen Todes tamvk der .Mane Anne' mit ange seben. ch beruhigte sie. ich schmeichelte, Kch tröstete, so viel ich konnte, fte blieb immer gleich verändert, geruv'.l. tfa drei Wochen gebrauchte sie. um wieder die Alte zu werden. Was aver oas Schrecklichste von Allem war. sie blieb mir gegenüber verändert. Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß so etwas pasfiren konnte denn eS war für mich schrecklicher als Sturm und Krankheit Noonne'S Liebe zu mir war nicht mehr dieselbe; ich fühlte, daß sie mich nicht mehr so wie früher liebte, Warum? Ich wußte eS nicht! Ich konnte eS nicht verstehen! ES schien mir unmög lich. Joonne war kalt, und wenn ich von unserer Verbindung sprach, so hatte sie etwas Unfreundliches, Nervöses an sich und schüttelte wie im Zweifel den Kopf. Ich sagte es ihren Eltern die gute, brave Menschen waren; sie schienen ebenso unglücklich über daS Be nehmen ihrer Tochter zu fein, wie ich und konnten den plötzlichen Wechsel in lbren Emvnndunaen auch Nicht Der stehen. EineS TageS erbte ich durch den Tod meines VetterS unerwartet eine kleine umme. die mich in den Stand fetzte. sogleich zu beiratden. Trotz meiner Angst ging ich ein letztes Mal zu Yvonne, die ich fast nie mehr sah, um mit ihr über unsere Zukunft zu sprechen. Sie hörte mich scheinbar ruhig an, dann sagte sie langsam, kalt die Worte, die ich immer hören werde: Ich liebe Dich nicht mehr!." Ich war wie verrückt, ich ging fort, ohne zu wissen wohin, und entfloh für immer aus die em Hause. Ich wollte die Frau, die mich behext hatte, um mich nachher aus Laune von sich zu stoßen, nicht wiedersehen. Es schien, als wäre meine große Liebe zu hr plötzlich geschwunden, und ich be niühte mich, nicht mehr daran zu dew ken! Es dauerte jedoch lange, ehe ich vergessen hatte, so lange, wie ich nie geglaubt hätte; solche Wunden heilen chlecht. Ich konnte versuchen, mich zu zerstreuen, mich durch körperliche Arbeit zu tödten, weiter wie je auf's Meer zu gehen, die Erinnerung an meine Braut blieb mir immer. Nach und nach heilte die Wunde jedoch. Ävonne hatte das Dorf verlassen und war mit ihren Eltern in die nächste Stadt gezogen eine Stadt, in die ich nicht um alles Geld der Welt gegangen wäre. Zuerst hatte es mir das Herz tast abgedrückt. wenn ich ihr altes Häuschen, alle die kleinen Orte und Lieblingsplätze, wo wir zusammen, gewesen, wiedersah Dann dachte ich nicht mehr daran. Der eewind weht: Alles fort, fegte weg, was von meiner Liebe zurückgeblieben war. und alS meine alte Mutter aus Kummer über mein Unglück, welches sie sich so zu Herzen genommen hatt'', starb. da konnte ich ihr als Trost sagen: Stirb in Ruhe. Mutter. Dein Sohn leidet nicht mehr!" 3. Im darauf, folgenden Jahre lernte ich eine junge Arbeiterin, die vor Kur zem nach Port-Treveu gekommen war, kennen. Sie war hübsch, eine große. chlanke Blondine mit lachenden Augen. Ich machte ihr ein wenig den Hof. Ich war nicht häßlich, besaß etwas Geld, und im Frühling heiratheten wir uns. Sobald ich jedoch verheirathet war. ühlte ich mich nicht glücklich. Es fehlte mir etwas! Ich fühlte eine Leere, eine große Leere in mir. Die gute Laune meiner Frau, die Mühe, die ich mir gab. es half alles nicht. Es ist außer gewöhnlich, daß solche Sachen geschehen, aber eines Tages bemerkte ich zu mei nem Schreck, daß meine alte Liebe wie der Besitz von mir ergriff. Ich wußte nicht einmal, wo Z)vonne geblieben. was aus ihr geworden war! Ich haßte sie, die mir so viel Thränen gekostet hatte. Und dennoch dachte ich stunden- lang an sie, besonders wenn nieine Frau bei mir war. Es war entsetzlich Wenn laz in die viauen Augen meiner Frau sah. glaubte ich die großen Augen der Anderen zu sehen, und die Sehn sucht nach dieser Anderen erfaßte mich, und der Wunsch, sie wiederzusehen, gleich jetzt aus dem Hause zu laufen, um zu ihr zu eilen, ließ mich nicht ruhen. Baio war oas eoen zu au e eme Hölle für mich. Meine Frau bemerkte meine Zerstreutheit, meine Nervosität, und da sie kokett und eigenwillig war und sah, daß ich ihr nicht mehr den Hof machte, bekümmerte sie sich nicht mehr um mich. Als ich eines Abends auf dem Wege, der zu den Klippen führt, nach Hause zurückging, kam mir eine alte Frau entgegen. Im ersten Augenblick war ich erschreckt, aber doch erfreut,- als ich Yvonne's Mutter er kannte. Sie war auch sehr verändert und alt geworden! Was wollte sie von mir? Ich bin gekommen," sagte die alte Frau, um Dir mitzutheilen, daß Bvonne todt ist. und um mit Dir von ihr zu sprechen." Todt! TieS Wort gab mir einen Stich in's Herz und erweckte von Neuem meine Leiden, die einae chlummert waren . . . . Todt! Sie die ich so sehr geliebt hatte, meine Braut, die mir Jahre lang gut gewesen war! Todt, ohne sie wiedergesehen zu haben, und ich würde sie nie miedersehen! Beruhige Dich." sagte die Mutter. sie ist todt, aber sie wünschte es lange. Das arme Kind war nicht glücklich au Erden." Ich sah sie mit thräaenvollen Augen fragend an. trotz memes Kum merZ, meines Herzeleids über diese Nachricht wollte ich wissen, warum sie den Wunsch, zu sterben, gehabt hatte, Erinnerst Tu Dich des AdendS. wo die MarieAnne" fünf Stunden gegen den Sturm kämpfte, um dennoch mit Mann und Maus unterzugehen ?" fragte mich die arme Frau. Du würdest höchstwahrscheinlich mit verunglückt sem. wenn Jvonne nicht gewesen wäre, sie hatte den Todeskampf der Marie Anae" mit angesehen und von ganzem Herzen für Dich zu Gott gebetet. Doch ihr Gebet schien nicht zu helfen gar nicht! denn der Sturm wüthete ohne Unterbrechung weiter. Nach vier Stunden der größten Herzensangst war sie entmuthlgt zu beten Plötzlich kam ihr der Gedanke. Gott etwas zu versprechen, em Gelübde zu thun, wie die Schifferfrauen es oft thun, um ihre Männer zu retten! Sie bot Gott alles an. sie hatte alles fu Dich dahingegeben, sogar ihren Antheil an Glück hier auf der Erde!" Arme Ävonne!" Ja. arme Z)vonne!.... aber höre daS Ende. Die MarieAnne" wurde von den Fluthen in die Tiefe gerissen das Meer wollte von Avonne noch, ein größeres Versprechen .... Da , that Yvonne das Gelübde, sich selbst, ihre Liebe zu opfern, um Dich zu retten! War es das Gelübde, war es Be ftimmung? Eine Stunde später brachte man Dich glücklich an s Ufer!" Und dann?" , Dann hat sie das Wort gehalten, so schwer es ihr auch geworden ist. Diese Gelübde binden uns Frauen für immer sie sind heilig! Und Vvonne hat das ihrige in jeder Hinsicht gehalten." Und es lft ihr gelungen, mich nicht mehr zu lieben?.. .." Nein, aber Dich glauben zu machen. daß ihre Liebe für Dich gestorben wäre. Jetzt ist sie todt; sie ist wohl daran, bete für sie!" Wie wahnsinnig lief ich fort. Nach Hause wagte ich nicht zurückzukehren, ich verachtete mich. Ich ging in die Stadt, in der Vvonne gelebt hatte. Ich hätte ihre Eltern wiedersehen, von ihr spre chen mögen, aber ich wußte nicht, wo sie wohnten. Auf dem Kirchhof fand ich nichts als ein Grab, an dem ich lange, lange betete. Wag aus meiner Frau geworden ist. weiß ich nicht, ich habe sie nie wiederge seyen. Ich lieg Mich gleich damals von der Kriegsmarine anwerben, und that den Schwur, mich auch tödten zu lassen! 4. Der Matrose schmieg. Zwei dicke Thränen liefen über die gebräunten Wangen m den Bart, und dann fragte er mich, ob er nicht Recht habe. Morgen kommt eS zum Kampf.' antwortete ich. Er wurde darin ge tobtet. 5-v ....Der Kapitän hatte mit dem Er zählen aufgehört. Draußen war es dunkel geworde.i. Auch das Feuer im Kamin war erloschen, und nur die Pfeifen erhellten für Augenblicke die Gesichter der Anwesenden, die alle ernst und still geworden waren Die heimlichen Fahrer. (Humoreske von M a r W u n d i k e.) In Herrn Fröhlichs jungem Ehe leben gab eS Augenblicke, in denen er sich die ttrage vorlegte, ob er sein angebete tes Jutchen Nicht doch zu theuer erkauft hätte. Das war schlecht von ihm: aber zu feiner Ehre müssen wir auch bekun den. daß diese Augenblicke höchst selten vorkamen wer hat nicht solche schwache Momente! nämlich jede Woche zwet mal, Mittwoch und Sonnabend Nach mittags um sechs Uhr. wenn er trüb: ellg sein Vollblut Stahlroß wieder in den stall eines benachbarten Freundes führte und bei diesem aus dem feschen Uiifldeu und Radelkostüm rn die prosai sche Tracht eineS ganz gewöhnlichen Philisters schlüpfte. Da war ihm dann meist so zu Muthe, und dann kamen ihm solche abscheuliche Gedanken. Er hatte nämlich thatsächlich feine junge Frau mit einem furchtbar großen Opfer erlauft: Tat dem feierlichen Ver pre chen. diese alberne Radieret" das waren ihre eigenen Worte aufzugeben. Sie hatte ihm nur die Wahl gelassen zwischen dem Rade und ihrer Hand. s war bitter; aber Herr Fröhlich liebte sein Julchen blindlings, und so wählte er selbstverständlich ihre Hand, ohne indeß das Radeln bleiben zu las- en. Anfangs freilich mußte er ja o thun..zumal Julchen vor Eifer gegen das Rad förmlich überfloß und ihm kurzer Hand erklärt hatte, daß sie in dem Augenblicke geschiedene Leute seien, in dem sie den Vertragsbrüchigen Gatten einmal auf dem Rade erwischen würde. Späterhin aber hatte er s doch nicht mehr aushalten können; er hatte sein Cleveland" bei einem Freunde um die Ecke einöliartirt, seine Sweaters, Pumphosen und was sonst noch zum feschen Radler gehört, ebenfalls dort niedergelegt, und fröhnte nun alle Mittwoch und Sonnabend Nachmittag zwischen drei unp sechs Uhr. wenn Jul chen in ihren hauswirthschaftlichen Kaffeeklud" ging, heimlich seinem ver botenem Laster. Aber das Herz klopfte hm jedesmal sichtbar, wenn er mit scheinheiliger Gelassenheit zu den heimi schen Penaten zurückkehrte. Wehe, wenn Julchen einmal etwas merkte, wenn der schöne Wahn entzwei riß. in den sein heuchlerisches Gelübde sie bisher gewiegt! Gcroiß wären dabei noch ganz andere Dinge entzweize rissen. Und heute stieg Herr Fröhlich mit einem Herzen die Treppen zu seiner ehe lichen Wohnung empor, das nun schon ganz und gar ä la baisse zu fpckuli ren schien. Es war ihm nämlich etwa? passtrt. was ihm bis dato noch nie Pas sirt war. - Er hatte Jemand umgera delt. Und eine Dame noch dazu! Gott fei Tank, eS war alles ohne schlimme Folgen abgegangen, denn eS war im Park draußen; aber die Sache konnte für ihn doch noch ein recht fata les Nachspiel haben! Zwar hatte er sich mit einer Fikigteit aus dem Staube ge macht, die ihm eine Stelle als Cham pion unter den Fliegern gewährleistet hätte schmachvoll genug! Aber die Angst, entdeckt zu werden, daß wo mög lich die ganze Geschichte noch feinem Julchen zu Ohren kam. hatte jede edlere Regung in ihm erstickt. Julchen war Gott fei Tank noch nicht zu Haufe; aber als sie kam, wollte es seinem bösen Gewissen scheinen, als sei sie in einer unheildrohenden Stimmung, Und es war auch so. Da sieht man'S wieder!" begann sie nach imposanter Stille vor dem Sturm, da sieht man's! Tiefe miserable Ra delei!" Dem gestrengen Eheherrn stockte der Athem. WaS haft Du denn. Julchen?" WaS ich habe? Ueberradelt haben sie mich! Mich, deine Frau! Hörst du, Fröhlich? Man hat Deine Frau über radelt!" Fröhlich war blaß geworden bis in die Ohrläppchen hinein, nur durfte man im Zweifel sein, ob aus Angst um seine theure Ehehälfte oder auS Furcht, fein heimliches Fahren aufgedeckt zu sehen, und ebenso zwkifelhaft war der Sinn seines stotternd-stöhnenden Aus rufs: Um Gottes willen, da? ist ja schreck lich!" Das fiel der Frau Fröhlich jetzt auch erst auf die Seele, wie schrecklich es war; sie brach deshalb in Thränen aus und rief: Fröhlich, du wirst deiner Frau Ge nugthuung verschaffen!" Ja. mein Herze!" Du wirst gegen den abscheulichen Menschen Strafantrag stellen!" Fröhlich zitterte wie Espenlaub. Ja, Herz.... aber.... hast.... du denn . . . . hast du denn den.... Radler.... erkannt?" , ,-Das ist eS ja eben! Der Kerl jagte davon, als wäre der Gott eibeiuns in seine Pedale gefahren." Fröhlich athmete aus und warf sich in die Brust. DaS soll er büßen! Jawohl, wir werden ihn schon belangen!" ES wird ja nicht schwer werden. hn zu finden. Er war kurz vorher in einer Villa und da stand sein Fahrrad vor der Thüre und Kindermädchen und Frauen haben es genau angesehen und kennen seine Fabrikmarke " Oh weh." stöhnte Fröhlich im Stil: len; jetzt kommt's!" Ja! Es trug die Marke Geölter Blitz. Fabrik Flitzhausen. Nr.77,777"." ,Um Gotteswillen, det Jeschäft is richtig! Meine Nummer!" murmelte der heimliche Sünder mit erbleichenden Lippen. Was sagst du da. Fröhlich?" O nichts! Es ist gut so! Man muß sich das notiren!" sagte er scheinheilig. zog sein Notizbuch hervor und matte einige Krähenfüße hinein. Er hätte momentan thatsächlich nicht besser schrei ben können, so aufgeregt war er. Aber Fröhlich, das kannst du doch im Leben nicht lesen!". In diesem Augenblick wurde heftig an der Klingel gennen. Von Angst ge trieben fprang Fröhlich auf und kehrte bald mit einem großen schreiben zu rück, auf dem in vertrauenerweckendem Blau eine riesige amtliche Siegelmarke prangte. An Frau Julien Fröhlich, geb. Neumann! Was ist denn das?" An mich? Himmel!" jetzt war die Reihe des Erbleichens an ihr Gib her! An mich?" Ich als dein Eheherr gestatte! Was hast du denn mit der Polizei zu thun?" Er riß das Schreiben auf und las Frau Julie Fröhlich, wohnhaft Paradiesgasse 13, pafjirte am 2. Dezem der dieses Jahres, Nachmittags um halb sechs Uhr, die Hauptstraße auf dem Zmeirade, welches trotz absoluter Dunkelheit keine Laterne trug. Zeuge Schußmann Spürer. sie haben des- halb eine Polizeistrafe von drei Mark zu entrichten, an deren Stelle im Nicht beitreibungsfalle eine eintägige Haft tritt." Herr Fröhlich starrte seine Frau grojz an. DaS mutz wohl em Irrthum lern," sagte er dann kopfschüttelnd. Er meinte es wirklich so. Frau Fröhlich, die bis dahin den Eindruck einer völlig Ge knickten gemacht, fuhr blitzschnell empor. Em Irrthum! Ganz recht! fein Irrthum! Da hat Jemand meinen Namen...." Reg dich nicht auf. Kind!" be- schwichtigte er sie. Das wollen wir schon kriegen! Wir beantragen richter liche Entscheidung, nicht wahr?" Richterliche Ent cheidung . . . ja . . . erwiderte sie mechanisch. Ach, Karl, wie gut du bist!" Und sie wurde ganz ausnehmend zärtlich, daß Herr Fröh lich gar nicht wußte, wie ihm geschah. Er schwebte in allen Himmeln. Im Laufe des Abends kam Frau Julchen noch einmal auf d!r Affaire zurück und sagte: Weißt du? Mit dem nicht hat man nichts als Unannehmlichkeiten! Ich glaube, eö ist das Beste, wir be zahlen die drei Mark und sind dann die Geschichte loö. nicht wahr?" Ja aber " Ich verzichte dann auch meinerseits auf den Slrafantrag gegen t)en Ee ölten Blitz", gelt?" Beide sahen einander an. Tann fingen sie an. aus vollem Halse zu lachen'. Sie hatten sich verstanden. Voni nun an ging Julchen nicht mehr in den Kaffeeklud, sondern radelte mit ihrem Gatten einträchtizlich zwischen drei und sechs Uhr spazieren! Steter Sonnenschein. Ein Weib soll wie der Sonnenschein Am hellen Frühlingsmorgen sein, Soll in deS HaufeS düstern Ecken DaS Morgenroth der Freude wecken. Und dort, wo finft're Sorgenfalten, Mit zarter Hand sie umgestalten. Ein Weib soll wie der Sonnenschein Am heißen Sommermittag sein, Soll in den angestrebten Dingen Die Frucht nun auch zur Reife bringen; Nicht ruhen früh, nicht rasten spat, Nur solcher Fleiß zieht auf die Saat. Ein Weib soll wie der Sonnenschein - Am warmen Herbstnachmittag sein. Soll, wie der Sonne sanfte Gluth Den Traubensaft macht rein und gut Mit mildem, liebevollem Walten DeS Hauses Frieden rein erhalten. Ein Weib soll wie der Sonnenschein Am stillen Winterabend sein; So wie der Sonne später Strahl Den Acker wärmt, der längst schon kahl. So soll auch sie tm Abendschein DeS alten Mannes Sonne sein. Bielliebchen", ei lithauische Wort. , Der Direktor deS Weimarer Goethe Archivs, Dr. Bernhard Suphan, hat Paul Heyse zu dessen siebzigstem e burtstag ein Ilteransches Festgeschen gewidmet ein Büchlein unter dem Titel Allerlei Zierliches von der alten Excellenz", worin er Erinnerungen an Goethe zusammengefaßt hat. An einer Stelle vergleicht nun Dr. Suphan die Gesammtausgabe der Werke Goethe'S mit einer reichbesctzten Tafel, auf der eS auch an edlen Weinen und köstlichem Nachtisch nicht fehlt. Und um daS Bild weiter auszuführen, schreibt der gelehrte Goethe-Archlvar: Zu dem edlen Wein sollen wir etwas von den lustigen Früch ten genießen. El, Trauben? El, Dat teln? Ei, Mandeln? heißt es in Ost Preußen bei traulichem Anbieten. Wir greifen zu den letzteren, und siehe, die erste gleich ist ein Filibchen ein Pär chen heißt das, denn das freundliche, gesellige Wort (die kleine Belehrung sei verstattet) ist uns über Ostpreußen zu gekommen, aus Lithauen; dort heißen Filibas" die Pärchen, die zwei Hasel nnßkerne in einem Gehäuse." Unsere Formalitäten. Bureau-Chef (zum Kanzlisten): Die sen Brief an das Präsidium müssen Sie noch einmal schreiben! Sie haben ihn nur mit ergedenft" unterzeichne daS klingt zu h'ochmüthig!" Abkühlung. Er (schwärmerisch): Ach, Fräulein Tini. wenn Sie wüßten, wie ich Sie liebe! Sie (kühl): ..Das wäre schade!" Er: Wieso?" Sie: Weil es mich dann nicht mehr lnteressiren würde!" Modern. Er: Anna, ich kann's Dir nicht mehr länger verbergen: Wir sind total zu Grunde gerichtet zehntausend Mark bleiben mir von Allem!" - Sie: So! Nun, da können wir gerade noch auf vier Wochen in s See bad reisen!" Doppelter Schmerz Amtmann: Na Jochen, wie geht's denn Eure? Frau?" Jochen: Ach. Herr Amtmann, die is hüt Nacht jestorwe. (Er beginnt zu schluchzen.) Amtmann: Nun, dann müßt Ihr Euch fassen und den Schmerz zu ertragen suchen." - Jochen: Jo, aber da unangenehme is, sie hätt mir nich gejagt, wo sie ihr jespartes Jeld vergrowe hätt!" Boshaf:. Dichter (der auch gleichzeitig etwas meine musizirt): Ob ich den Gästen Gedichte vorlese?" Hausherr (gutmüthig): Viein, da spielen Sie schon lieber ein wenig Klavier!" wirklich Pech. Donnerwetter, so ein Pech! Jetzt stehle ich zum ersten Male, ohne er wischt zu werden, em paar Stiefel, und nun sind es zwei linke. Die höhere Tochter auf dem lande. Backfisch (in der Sommerfrische Schweinen beim Fressen zuschauend): Der Geschmack vieler Thiere liegt doch noch völlig in den Windeln!" rtxfchiuppt Onkel (zum ftudirenden Neffen): Hast Du denn noch die goldene Uhr. die ich Dir schenkte?" Ncne: Gewiß, lieber Onkel! Ich kann Dir'S schwarz auf weiß zeigen!" Geuvhnkotsxdrase. Sie (beim Abschied): Wirft Tu mir auch treu bleiben. Max?" Er (Geschäftsreisender): Ja. wenn ich Zcil hab'!" Naiv. Der kleine Rudi: Papa, was ift das. ein Autodidakt?" Vater: Einer, der sein eigener Lehrer ift!" Der kleine Rudi: Muß sich der denn auch selber prügeln?" Noch unbestimmt. Ich habe gehört. Sie hätten verlobt, darf man gratuliren?" sich Weiß noch nicht. Vcrmögensverhäll niffe sind mir noch unbekannt." Renommage. Leutnant A: Ihr Logis wurde Ihnen gekündigt!?" Leutnant B: Na. weil janze Zim merdecke ruinirt worden ist durch Sektpfropfen!" Leinn Unterschied. ..Hör' mal. Freund, ist's wirklich wahr, daß Tu Dir das Raucksen ab. gewöhnt hast? Man munkelt, daß Deine junge Frau " Na. natürlich! Wollen mich wohl zum Pantoffelhelden stempeln? Uebri genS keine Spur vom Abgewöhnen! Hab' mir blos das Nichtrauchen an gewöhnt!" Das war er nicht. War mein Freund Süffel da?" Ein Herr Student war hier, weiß aber nicht, ob er Süffel heißt; ich er nani jem Bier, bezahlte und ging." Bezahlte! Nein, das war mein Freund Süffel nicht!" Auf der Straße. Grüß Gott, wie geht's Ihnen, Herr Säger?" Danke, sehr gut!" Und der Frau Gemahlin?" Ist nicht mehr meine Gemahlin, wir sind geschieden." So. so. dann geht's ihr ja auch recht gut. das ist erfreulich." D'rauf geholfen. Hofmeister: Wollen mir Durch laucht eine besondere Eigenschaft des Wolfes nennen?" Prinz: Er ....ah. Hofmeister: Ganz richtig er ähnelt dem Hunde!" Der kleine Praktikus. Lehrer (in der Rechenstunde): Eine Frau kauft auf dem Washingtoner Markte Eier, und zwar 5 Stück zu je 6 Cents, 10 Stück für je 8 Cents, 3 Stück zu je 9 Cents und 15 Stück zu je 10 Cents. Müller, sag' mir nun. wie. viel hat die Frau Eier und wieviel Geld hat sie dafür ausgegeben?" Äiüller (Sohn eines Händlers): Sie hat viel zu wenig Stück Eier und hat viel zu viel Geld dafür ausgegeben. denn sie hat sehr theuer eingekauft." Durchschaut. Sie (die Suppe auf den Tisch brin gend): Ich weiß nicht. Karl, was daS heute war ich hab' den ganzen Vor. mittag an Dich denken müssen!" Er: iga! Olga! Soll daS vel leicht im vornhinein eine Entschuld! gung sein, daß Du heute die Suppe versalzen hast?!" Fataler Druckfehler. Ich beabsichtige meine Villa nebft Park und Landwirthschaft zu ver(s)au. sen. und lade ich Reflektanten. Freunde und Nachbarn hierzu freundlichst ein." . Frei nach Schiller. Schauspieler (als Kassirer an der Kasse eines SommerTheaters, als er einen Schauluttlgen kommen siebtt: Durch diese hohle Kasse muß er kom inen. Gerächt. Herr (zu einem früheren Gläubiger, dem er ein Fahrrad in Zahlung ae. geben hat): Nun, wie geht's mit dem Radfahren?" Ich habe leider beide Arme dabei gebrochen!" Sehen Sie, das kommt davon, weil Sie mich so gedrängt haben!" Die neue öchin. .DaS muß ich Ihnen gleich sagen. Kathi: Liebhaber -und Fremdwörter duldet mein Mann nicht." Doch etwas. Vater der Braut: Equipage können Sie meiner Tochter nicht halten?" Bewerber (kleinlaut): Nein, aber einen Schaukel tuyl hab' ich!" Mädchens Klage. Alte Jungfer: .. ..Mit der Rad. lerci ist's jetzt wiiklich ein rechtes Kreuz! Fällt man einmal in's Wasser, so ommt jo ein Radler. zieht einem her aus und schwups ist er weg!" Abkühlung, Dichterling: Ungezählte Lieder chlummern noch in meiner Brust." Kritiker: La,jen Sie sie schlafen."