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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 12, 1894)
Ringe der GrZnn 2ttonter.il. von Von (Sbuasb Schll,e. Die Gespickte, die mir nähWn wol Un hat tick in Ärankreidi im Jahre 1Z0 nirflt4 uaetraaen. Wir schicken diese VerNckieruna vorau. eil der Leser au Sin.elbeilen stoßen wird, die einer unge. Igelten Einbildungskraft entsprungen zu sein scheinen, während sie doch durchaus geschichllich sind. Die im mittleren Frankreich aus dem rechten Ufer der Saone gelegene Herr, schast Leauiolai gehörte um jene Zeit einem Kraken von Monteval. em Scklob Beauieu laa aus einer Änhöhe, an die da als Hauptort der Grafschaft geltende StZSIchen Beaujeu sich anlehnte. Mit seiner schZnen jungen Frau lebte er seit zwei Jahren in glücklichster Ehe; da wurde die Dame von einer schweren Krankheit befallen. Ein Fieber, da mit Obnmacht und Krimp en wechselte, ver ehrte fit. Sie ertrug die heftigen Schmmen. welche die Krankheit ihr brachte, mit Geduld und Ergebung; die Trostlosigkeit de Gatten, der ihr seine Besorgnisse um ihr Leben vergeben zu verbergen suchte, schien ihr mehr Kummer zu verursachen al ihr rörperttqei reioen. Da, Uebel verschlimmerte sich sichtlich, nach einigen besonder qualvollen Tagen traten die Anzeichen des letzten Kampfe ein, der Graf und der Arzt verließen die Kranke nicht mehr, und al vtese naq dem erfolglosen Bemühen, sich auszu richten, endlich regungslos zurücksank, saate der Artt u dem seiner Sinne kaum mächtigen Gatten: .Sie hat aus gelitten.- Nach drei Tagen wurde die Gräfin nach der Sitte der Zeit mit einer Blu menkrone auf dem Haupte, in ein seidene Gemand gehüllt und an der rechten Hand mit kostbaren Ringen geschmückt, unter dem Altar der Kirche von Beauieu seter, lich beigesetzt. Da ungünstige Wetter man war im Dezember hielt die Bewohner der Stadt von zahlreicher Be thetligung an der BeerdigungSfeier nicht zurück. War doch die Gräfin als Hel fersn und Trösterin der Armen und Kranken weit und breit geliebt und vcr ehrt gewesen. Am späten Abend deS Beerdigung, tage kehrte der Todtengräber, der bei der Einsargung der Gräfin betheiligt ge wesen war und dann stundenlang vergeb lich versucht hatte, sich durch irgend welche Arbeit einen Nebenverdienst zu schaffen, in seine vor der Stadt gelegene armliche Wohnung zurück. Sein kleines Töchlerchen öffnete ihm auf sein Klopsen die Hausthür, indem es ihm klagte, daß S Hunger habe. Als er in daS Zimmer trat, das den Wohnraum der Familie bildete, erfuhr er, daß seine Frau einem Kinde das Leben gegeben habe. Diese Kunde fiel dem Armen schwer aufS Herz. Stets mit Nahrungssorgen kämpfend, war er zur Zeit völlig mittellos; er hatte nicht einmal Brot im Hause. In st um mem Brüten starrte er eine Weile auf seine Frau, auf den Säugling und auf daS heranwachsende Töchterchen. Dann erhob er sich, als wäre er plötzlich zu einem Entschluß gekommen, zündete die Handlaterne an, die ihm gewöhnlich beim abendlichen Graben von Gräbern keuch tete, und verließ da HauS mit der Aeußerung, daß er bald wiederkommen werde. Der Arme lenkte seine Schritte nach der Stadt und durch die einzige Straße, welche der Ort auswies. Auf dem Marktplatz von Beaujeu, wo unter Häu fern, deren Front auf Pfeilern ruhte, ein dem Marktoerkehr dienender hallenartiger Gang sich hinzog, blieb er stehen. Wie der unschlüssig geworden, lehnte er sich hier, wo er gegen den Sturm und Schnee der Winternacht einigen Schutz fand, gegen einen Pfeiler. ,Es ist Grabes, schändung," murmelte er vor sich hin. .Aber Gott wird mir in seiner Barm Herzigkeit vergeben. Er weiß, daß ich die That für mich nicht thun würde. Aber daß meine Frau und die Kinder hungern und gerade jetzt hungern sollen, da? kann ich nicht ertragen. Die ver ftorbene Gräfin war im Leben so gütig. Warum sollte sie mir ihre Dtamantringe nicht lassen, die ihr nichts mehr nützen und die meine darbende Familie vor dem Hunzertode bewahren werden." Er raffte sich auf und ging weiter nach der Kirche zu. Da er bei Aufbahrunzen, welche in dem Goiteshause stattfanden, regelmäßig beschäftigt war, so verfügte er über einen Kirchenschlüssel, den er bei sich trug. Auf der Straße war in der vorgerückten Abendstunde und bei dem herrschenden Unwetter niemand zu sehen, und so gelang eS ihm. die Thüre aufzu. schließen und in die Kirche einzutreten, ohne daß ihn jemand bemerkt hätte. Ge spenstisch beleuchtete der schwache Schim mer setner Laterne den weiten Raum, und obwohl er niöslichst geräuschlos vor. wärt schritt, hallten feine Schritte doch unheimlich wieder. Einige aufgescheuchte Fledermäuse umichwirrten ihn. Kalter Schweiß trat auf sdne Stirn, und als er Nq vem Altar näherte, stand er unwill karlich still. Würde er die Kraft finden, sein Vorhaben auszuführen? Sollte er es nicht lieber noch ausschieden? Aber aas er thun wollte, mußte bald gescheh'n, denn morgen, daS wußte er, sollte das Grab der Gräfin geschlossen und versiegelt werden. So ging er vor SrtS. Er trat hinter den Altar, hob die bort angebrachte, in die Familiengruft der Monteval führende Fallthür, stieg die nun sichtbar werdende Treppe hinab und gelangte so in den unterirdischen, von Nischen umgebenen Raum, der die Gruft bildete. Der Sarg der Gräfin war in eine Nische geschoben, die noch offen stand; ein jetzt neben dem Eingang der Nische angelehnter Stein sollte am folgenden Tage vor diesen Eingang ge Die rückt werden und ihn so für immer ver schließen. Der Todtengräber setzte seine Laterne nieder, zog ein große Ein schagemesser hervor, dreh: damit die schrauben de! Sargdeckels aus und hob diesen ad. Dann ergriff er die erkaltet Rechte ver Gißsis, um ihr die Ringe ab zuziehen. Aber daS wollte seinen erstarr ten und auch ungeübten Fingern nicht ge linger. Nach kurzem Besinnen nahm er sein Messer und schickte sich an, die Hand der Gräfin vom Körper zu trennen. Da fühlte er, daß diese Hand, die er fest an, takle und sllr den schnitt zurechtbog, m seiner Hand zuckte. Im ersten Augen blick glaubte er, daß er einer Selbfttäu schung unterliege, die durch seine Auf rezung veranlaßt sei. Aber er täuschte sich nicht, die Hand zuckte noch einmal, die Lippen der Gräfin bewegten sich, und fle sagte mit leiser aber vernehmlicher Stimme: O mein Gott, wie daS schmerzt!" Dem Todtengräber raubte der Schrecken fast die Besinnung, doch er faßte sich schnell. Er sah, daß die Gräfin schein, todt gewesen und jetzt unter Einwirkung deS auf ihre Hand geübter. Druckes von diesem Scheintode erwacht war. Hatte er bis jetzt die Stimme feine? Gewissen? gewaltsam zum Schweigen gebracht, ohne sich doch verhehlen zu können, daß er in der Ausübung eines schweren Verbrechen begriffen war, so redet er sich nun gern ein, daß Gott sich seiner zur Rettung der Gräfin habe bedienen und dem Retter und seiner Familie die dankbare Wohl thätigkeit des Grafen habe sichern wollen, und so erschien ihm vermöge einer N:ch ficht, welche da menschliche Herz gegen sich selbst so leicht übt. seine Schuld in milderem Lichte. Er ergriff seine La lerne, verließ schleunigst die Gruft und die Kirche und eilte nach dem Grafen schlösse. Die Gräfin von Monteval befand sich in dem Zustande ineS Fieberkranken, der allmählich auS einem häßlichen wüsten, doch sehr lebhasten Traume erwacht und die Grenze, welche die Traumwelt von der Wirklichkeit scheidet, noch nicht sicher wiedergefunden hat. Sie empsand, daß der Raum dunkel und kalt war, in dem sie verweilte, und sie hörte Seide raufchen, wenn sie sich be wegte; aber das alles konnte doch nur ein Traum seinl Weshalb sollte man sie, die Kranke, die mit so großer Liebe und Sorgfalt gepflegt wurde, der Kälte auS fetzen? Wa für einen Anlaß konnte S geben, einer Kranken ein seidenes Kleid anzuziehen? So fragte sie sich vergeblich, indem sie sich aufrichtete. Sie war, wenn auch mit großer Mühe, im Stande, sich von ihrem Lager zu erheben; taftend trat sie au der Nische in die geräumigere Gruftkammer. Die Schneewolken hat ten sich inzwischen verzogen, der Mond war ausgegangen und ein schwacher Strahl fiel durch die Chorfenster der Kirche und die geöffnete Fallthür i die Gruft. Diesem Lichtschimmer folgend, stieg die Gräfin, indem sie ihre ganz Kraft zusammennahm, die Treppe hinauf. Hinter dem Altar hervortretend, ließ sie sich erschöpft aus den Settenstusen oessel. ben nieder. Jetzt erkannte sie, wo sie war, und die Blumenkrone auf ihrem Haupte, die sie zufällig berührte, erinnerte sie an ein Begrabnlß. Aber sie wollte und konnte der dämmernden Erkenntniß noch nicht völlig recht geben. .Welch ein furchtbarer Traum!" rief sie und wurde noch einmal ohnmächtig. Indessen war der Todtengräber, der beim Verlassen der Kirche die Mitter nachtstunde hatte schlagen hören, vor dem schlosi angekommen, sein dringendes Begehren nach Einlaß fand Gewährung; der Graf faß, von Kummer und Sehn, sucht füllt, noch auf und ließ ihn in sein Zimmer treten. Nachdem der Diener sich entfernt hatte, wars sich der Todten, gröber dem Grafen zu Füßen, eröffnete ihm, was er in der letzten Stunde ge than und erlebt hatte, bat ihn um Ver. zeihung und forderte ihn auf, ihn zur Kirche zu begleiten. Jetzt war es an dem Grasen, sur einen Traum zu halten, was er erfuhr; die Hoffnung, seine geliebte Frau lebend wiederzusehen, kämpfte in ihm mit der Be fürchtung, daß man ihn täuschen wolle. Wehe Dir, wenn iDi mich betrügst!" rief er dem Todtengräber zu. .Aber wenn Susanne' so hieß die Gräfin mir wiedergegeben wird, dann möge Gott Dir verzeihen und die Wohlthaten :egnen, mit denen ich ich aserhSufen. will Von einem Diener begleitet, vegab sich der Gras mtt dem Ueberbnnger der selt samen Botschaft ungesäumt zur Kirche. Niemand sprach ein Wort. Der Diener. den der Schrecken über den nächtlichen Kirchenbesuch sat lahmte, wurde an der Ihür zurückgelassen. Ungeduldig schritt der Gras, dem Todtengräber. der die La- terne trug, voraneilend, durch das Schiff der Kirche nach dem Chor. Zufällig gingen st nicht an der Veite des Aliarö vorüber, wo die Gräfin niedergesunken war, und in der Eile und bei der dürft! gen Beleuchtung wurden sie ihrer nicht gewahr. In der Gruft angekommen. entdeckten sie mit Entsetzen, daß dkr Sarg leer war. .Susanne!" rief der Graf, .meine Geliebte, wo bist Du?" Nur ein dumpfes Echo antwortete. .Elender, grabfchänderischer Schurke!" wandte sich der Graf nun an den Todten gröber, .Du haft mich betrogen l" .Die Gräfin muß hier sein," betheu, erte der Todtengräber, der aus Furcht vor dem erregten Manne in die Knie ge sunken war; .Gott nehme mein Leben auf der Stelle, wenn ich gelogen habel" .Der Eid komme auf Dein Haupt!" antwortete der Graf und durchsucht dann, seiner Besinnung fast beraubt, im mer wieder die Gruft. Neben dem Sarge fand r daS Messer, das der Tod tengröber dort hatte liegen lassen. Ein grimmiges Lächeln irrt über die Züge de Grafen. Er hielt jenem da Messer vor die Augen und sagte: ,Lleh, Gott ist gerecht! Die war da Werkzeug Deiner adseulichen That, und er giebt jetzt in meine Hand, damit ich an Dir Rache nehme. Sprich ein letzte Gebet! Dann umfaßte er mit der Linken den Knieenden und holte mit der Rechten zum Stoße au. Ja diesem Augenblick wurde über ihm ein vernehmlicher euszer laut. Er ließ den Arm sinken und näherte sich auf horchend der Treppe; der Todtengräber folgte ihm. Da hörten Beide noch ein mal ein Aufseufzen, und während si die Trerve hinaufstiegen, ein dritte Mal. Und nunmehr fanden sie, dem Laute nachgehend, die Gräfin Der Graf wars sich über sie. und indem er sie umarmte und küßte, entdeckte er, daß sie athmete, daß ihr Herz schlug. In der Ueberschwenglich kcit seiner Empfindung rief er auS: ,O me n Gott, habe Mitleid mit mir! Hilf mir, darum flehe ich Dich an, denn ich fühle, daß meines Geiste Kräfte mich verlassen." Zu seinem Begleiter sagte er: .Mann, mein Freund, Dir gehört mein Dank, mein Vermögen, mein Le ben! Hier, saß meinen Mantel an! Schnell! Hüllen wir sie ein! Vorsichtig! Geh' leise! Sie schläft. Daß wir sie nicht wecken!" Die beiden Männer trugen nun die Gräfin au der Kirche. Al sie mit ihrer Last vor die Thür traten, bekreuzte sich der Diener und wandte sich zur Flucht. Ein befehlende Wort deS Gra. fen rief ihn zurück. Er mußte die La terne nehmen und den beiden Trägern aus dem Wege zum Schlösse voran. leuchten. Eine Stunde später lag die Gräfin, von der aufmerksamsten Pflege umgeben, tief schlafend in ihrem Zimmer. Der Graf lauschte ihren Athemzügen. Nach einigen Stunden erwachte sie, und in we nigen Tagen war sie völlig hergesteLt. Vierzehn Tage nach jener Beisetzungs feier riefen die Glocken von Beaujeu die Bewohner deS SlädtchenS wieder aus einem besonderen Anlaß zur Kirche. Der Graf und die Gräfin hielten da neuge, borene Kind de Todtengräber?, den die Großmuth deS Grafen zum wohlhaben, den Manne gemacht halte und der, da der Graf Gerichtsherr war, von jeder gerichtlichen Verfolgung verschont blieb, über die Taufe. Nachher fand auf dem überdeckten Schloßhofe eine Festlichkeit statt, zu der alle Bewohner von Beaujeu geladen waren. Die Kunde aber von dem Scheintod und der Rettung der Gräfin verbreitete sich durch ganz Europa und erregte allgemein begreifliches Auf, sehen, obwohl damals der große Krieg, der dreißig schwere Jahre dauern sollte, die öffentliche Aufmerksamkeit in An spruch nahm. wer thut's ihm nach ! Von Elise Polko. In der schönen Hauptstadt Siciliens, dem lebensfrohen Palermo, wogte uns fluthete eben etwa 1820 derCarneval. Die Straßen zeigten ein Gemisch bunter Gestalten, Lachen und Scherz schwebte auf allen Lippen und in Schwirren, Rufen, Lärmen ohne Ende ertönte von Morgen bis zum Abend. Grellfarbige Teppiche hingen von den Balkönen herab, und schöne, reich geschmückte Frauen nei gen sich, Blumen in den Händen, lächelnd über die Brüstung. Zu der Theaterstunde wurde S auf kurze Zeit etwas ruhiger da draußen, die Menge, Alt und Jung, hoch und niedrig, drängle sich zu den verschiedenen Vor stellungen ihrer LieblingSbühnen. In der Oper war ein neue Schöpfung Mer cadante's angesetzt. .Eiisa e Claudio' mit nachfolgendem Ballet, daS an einem CarneoalStage nie fehlen durfte und in junger kaum SOjähriger Bassist, An tonio Tambunni, sollt in der Hauptrolle auftreten. Sie waren aber an jenem Abend zu beklagen, alle die armen, weiblichen wie männlichen Künstler, denn ein seltsamer Gebrauch herrschte damals in Palermo. Jeder Zuhörer nämlich brachte zu den Vorstellungen irgend ein eigenes Lärm Werkzeug mit, das während der Auffüh rung rücksichtslos und beliebig laut wer den durfte Kessel, Feuerzatigen, kleine gioien, tnder Trompeten, Mundhar, .onlken und d'rgleichen mehr, so da eS von Seiten der SZnger wshhaft urecmen chllcher An trengUngen btturfte. dies Chaos von unbeschreiblichen Lauten und Mißklänzen zu übertönen, und doch mußte es versucht werden und wurde auch unter dem Aufgebot aller Kräfte versucht. DaS gehörte nun einmal feit Menfchengedenken zum lustigen Carneoal. Nun, der junge Antonio Tamburini aus Faenza, der offenbar hochbegabte oyn eines ichltchlett Muftlmeisters. würde wohl gegen die' hochgehenden Wogen erfolgreich anramxfen; solch kraftooller Baß hielt schon etwas aus. Er war erst seit Kurzem angeworben, aber man wteresfirte sich bereit lebhaft kür ihn. Die Glimme war ungewöhn lich schön, darüber waren alle Hörer einig, voll Weichheit und Glanz; bieg, sam und mit dem köstlichsten FalsrÄ nd von großer Fülle. Aber auch er vtr möcht diesen Sturm vott Mißtönen nicht zu besänftigen und mußte sich fügen rmd mit dem Aufgebot aller Selbstlosigkeit ruhig weiter singen, denn ein Aufhören wurde trotz dem Toben nicht gestattet. )a verfiel denn der jugendliche Sän ger mit der schlanken Gestalt plötzlich auf den Gedanken, jene Arie seiner Partie, die er so eben begonnen, im schmelzendsten Falsett weiter zu singen. Die Wirkung war denn auch eine gewal, tige : das helle Tönen schwebte über all' dem Lärm, wie eine Taube über einem aufgewühlten See. Man stutzte: war tf möglich ine Baßstimme mit solch' glanzvollem Falsett? I Die tollen Jnstru mente ruhten sür eine Weile, man rief dem jungen Sänger Beifall zu, und tobte dann weiter. Der verwöhnte Liebling der Palermi taner, die reuende Liprandi betrat nun die Bühne al Elifa. E war der erste Fasching, den fle hier auf den Brettern erlebte, und obgleich man sie genügend aus den herrschenden .barbarischen Brauch" aufmerksam gemacht hatte, ent setzt sie sich doch bi zur wirklichen Ohn, macht über diesen wüsten Lärm, welchen sie al eine persönliche Beleidigung auf faßte. Die Vorstellung erlitt eine unlieb same Unterbrechung Signora Liprandi mußte fortgeschafft werden, und auch al sie sich wieder vollständig erholt hatte, war die reizvare Primadonna nicht zu bewegen, wiederum auf dem Podium zu erscheinen. Inzwischen erreichte der musikalische FaschingSLärm der versammelten Menge seinen Höhepunkt und eine mahrhaft ohrenzeneißende Gewalt. Mittendurch drangen gebieterische Rufe zu den Ohren der er chöpsten Kunstler, die eine Fort setzung verlangten, wer im Publikum hätte sich von feinem Carneoal auch nur ein Titelchen nehmen lassen! Aber wag sollte nun geschehen ohne die Vertreterin der Hauptrolle Allgemeine HZnderingen hinter den Coulissen, gänzliche Rathlostgkeit. Der Impresario selbst schwankte zwischen Zorn und Verzweiflung. Da erschien der Hei fer in Gestalt eines jugendlichen Sän ger: Antonio Tamburtni erklärt mit großer Zuversicht, ein rettende Carne valS'That vollführen zu wollen. Nach Ruck prach mit dem wieder auf. athmenden Impresario wurde daS erregt Publikum um ine kurze Geduldfrift ge beten, und als der Vorhang sich wieder hob, da stand eine hohe, schlanke Frauen, Gestalt auf der Bühne, von etwas feit, famen Formen, in dem Kostüm der Elifa. das freilich nirgends paßte und nur in einer Carnevals-Stimmung möglich war. Sie sang mit übermüthig lachenden Augen die große Arie der Elisa im hell sten Falsett, und zwar mit einer solchen Reinheit und Zierlichkeit der Fiorituren und Läufe, daß am Schlüsse des Jubels kein Ende war. Doch nun war das berühmte Duett an der Reihe, und die Menge bestand offenbar darauf, eS noch zu hören. Wie sollte da ermöglicht werden? Aber man war hinter den Coulissen längst darauf vorbereitet. Nur eine kleine Pause dann erschien in nid- lich Figuranlin am Arme de wiederum verwandelten, nun männlich schönen Claudia und ließ sich geduldig von ihrem genialen Partner hm und her schieben. hob und senkte nach Primadonnenart die Arme, öffnet und schloß den Mund, als ob sie sänge. Und jetzt geschah das Außerordentliche: Antonio Tambmini sang nun seine eigene, sowie Elisa's Partie, bald im prachtvollen Baßton, bald im Falsett, in so wunderbarer Weis verbunden, daß nicht nur der erste Heroorruf, den er erlebte und öon dem er heimlich so oft geträumt, losbrach, sondern daß man den jugendlichen Sän ger sogar zwölf Mal hintereinander mit wahrer Begeisterung hervorrief. DaS Publikum war einfach außer sich. Die Oper konnte selbstoerstöndl 4 nicht weiter gespielt werden, denn die weiteren Akte bedurften doch sehr der Primadonna aber Tamburini hatte einen Sieg errungen, um den ihn all Kollegen auf den Brettern btnetdeten. Er selber strahlte. ,Wi lange Jahre hätte ich wohl noch aus solchen Heroorruf warten müssen, meine Freunde? Ewiva il Carnevale 1 Aber ein gewaltige Stück Arbeit war'S doch!" Ermattet entzog sich der Held deS Abends den verschiedenen Reden, Fragen und Danksagungen und kroch in eine papieien Rosenlaube, die zum nachfol, genden Ballet gehörte, um sich auSzu, ruhen und an einem mitgebrachten tüch, tigen Imbiß nebst einer Flasche schlichten LandweineS sich zu stärken. Aber er sollte nun einmal an diesem Abend keine Ruhe finden es schwebte ein seltsamer Unstern über den Vorstel langen der heutigen opera seria. Ein Abordnung der vornehmsten Theater, freund ließ sich bei dem Retter in dez Roth melden. - Mit dem Anstand deS eben abgedank, ten Claudie empfing Antonio Tamburini die stürmisch Dankenden. Wie froh klang das AlleS doch ! Aber was war das? In das Durcheinander aller der lebhaften Rufe mischten sich neue leiden, schastliche Bitten. Hatt r denn noch nicht genug gethan? Mit der vollen Leb hafligkeit seiner Landsleute stürmte man auf ihn ein, z:rrt, umatmie, zog und küßte ihn, daß der SZnger immer wieder halb athcmloS fragen uZt, : .Aber waö wollt ihr denn" Da bekanntlich in allen LanöeZ vnb zu allen Zeiten böse Beispiele gute Bit, ten verderben, so hatte die Prima Balle, rtna deS Theaters, ein seit Jahren ver wöhnter Liebling der älteren Jahrgänge cer Pawrmuaner, es illr angemessen ge funden, ebenfalls in Ohnmacht zu fallen und sich in ihren Wagen tragen zu lassen, mit dem heimlichen Frohgefühl, den Schluß des Abends dem Publikum, das sich seit einiger Zeit unterstand, sie nicht so oft als sonst hnvzrzurufcn, gründlich zu verderben. Hätte die alternde Schöne sehen kön nen, mit welch' vergnügtem Gestchtchen ihre Nebenbuhlerin, die zweite Tänzerin, Signorina Rtnaldini, sich erbot, sofort die Rolle ihrer Feindin zu übernehmen, sie würde sicher nicht vom Platze gewichen sein. Ader dem Beispiel der Prima Ballerina folgte nun noch ein Vol tänzer, er drück! sich ebenfalls, und so blieb die ziemlich wichtige Rolle eine jungen Sklaven durch seine Abwesenheit plötzlich unbesetzt. Wer ander konnt diese schlimme Lück auksullen, al der Tausendkünstler und großartigste aller Helfer? E half nicht. nlonto Tamburivi sollte und mußte auch tanzen, denn daß er e konnte, wenn er eben nur wollte, daran war bei den bittenden Theaterfreunden kein Zweifel. E war und blieb ja doch nur ein FaschingS-Scherz. Anfang sträubte sich der junge Sän, ger hesklg aber die Feueraugen der lieblichen Signorina Rmaldini baten mit; ihr Köpfchen erschien hinter den Bittenden und ihr Mund lächelte ihm so beweglich zu. Da sagte er denn wirklich Ja, unter der Bedingung, daß der mit tanzende berühmte Maestro Taglioni ihn hin und her leite und seine mißlungenen Entrechat und Pirouetten möglichst vor den Blicken der Menge verdecke. AlleS, alle versprach man ihm, und so erschien denn Antonio Tamburin! an jenem tollen FafchingS-Abend auch als Tänzer, und da Ballet erlitt keine andere Störung, als die eines mit Dank und Bewunde rung gemischten Gelächter iu allen Ton arten. Ewiva il Carnevale! Oft mag später auf seiner Künstler. Lausbahn der große und vielgepriesene, von aller Welt gefeierte und verzogene Sänger seinen Pariser Collegen und sei nen Schülern von icner seltsamen Theater- Vorstellung in Palerm erzählt haben. wo er als Sänger, Sängerin und Tön zer den zmölffachen und zugleich ersten Hervorruf erlebte! Wer thut ä ihm heute nach? Ich glaube Niemand. Tte PerrüLe des Genius. Al noch im großen Opernhause in Dresden die berühmten fremden Sänge rinnen auftraten, war, so wird im ,L. T." zählt, bei Gelegenheit der Ver mählungöfeier deS Kursürsten Friedrich August im Februar 1769 bie Sänge rin Fuaramonti nach Dresden berusen worden, um in der Oper .La Clemenza di Tito" mitzuwirken. Während einer Braoour-Alte hatte die Sängerin einem als Götterknaben gekleideten kleinen Mädchen die Hand auf den Kopf zu le- gen, und bei der Cad'nic die Hand schwö rend gegen den Himmel zu erheben, indeß der Götterknabe verschwand. Hierbei passirte der Sängerin aber ein leidiger Unfall. Der Götterknabe hatte ein lockt, geS Perrückchen auf. daS nicht gut be festigt war. Die Sängerin blieb mit einem Finger in dem Perrückchen hängen und hob es schwörend mit in die Höhe. Alles lachte, selbst die kurfürstlichen Neu vermählten nicht ausgeschlossen. Verle gen, dach nicht ganz außer Fassung, reichte die Sängerin geschwind das Perrückchen einem der als Genien aufgetretenen Sta tisten, deren Zahl an diesem Abende ge gen sechzig betrug, und winkle ihm, das Ding hinter die Koulissen zu schleudern. Der Genius aber, wahrscheinlich der Dümmste von Allen, wußte nicht, was er mit dem Haarneste anfangen sollte, gab S seinem Nachbar, dieser dem Nächst stehenden, und so ging daS Perrückchen durch das ganze Geniechor von Hand zu Hand, bis eS endlich der letzte der Schutz, geister, wohl nur wenig dümmer als der erste, der Sängerin wieder einhändigen wollte. Diese, welche, indessen singend, nicht wußte, wag hinter ihrem Rücken vorging, noch weniger aber sich erklären konnte, weshalb da illustre Publikum aus dem Lachen nicht herauskam, war außer sich vor Verlegenheit. Als ihr aber das verwünschte Perrückchen wieder hingereicht wurde, gerieth sie, die Sache nunmehr begreifend, in Wuth und schlug eS dem Genius um die Ohren. Der Vorhang fiel und die Oper war zu Ende. t gedroschener" Tieb, AuS Königsberg i. Pr. wird folgende heitere Geschichte gemeldet: Der Besitzer L. hatt bereits mehrere Male bemerkt, daß ihm während der Nacht von dem auf der Scheunentenne liegenden auSge droschenen, aber noch nicht gereinigten Getreide gestohlen worden war. Er hatte sich auch bis 3 MorgenS in der Scheune auf die Lauer gelegt, doch erschien kein Dieb, und so kam er bereit auf den Ge, danken, daß die eigenen Drescher da Getreide am Tage entwendeten. Kürz lich erschienen um 4 Uhr MorgenS die drei Drescher, um ihr Tagewerk zu be ginnen, waren aoer Nicht wenig uder rascht, vor der Scheune, die, nebenbei ge, sagt, hinter be? Wohnhause liegt, einen Handwagen stehen zu finden, auf dem sich bereit ein mit Getreide gefüllter Sack befand. Sosort wurde ihnen klar, daß der langgesuchte Dieb, der auch sie bei ihrem Brotherrn in Verdacht gebracht hatte, in der Scheune war und seinem . Handwerk" nachging. Als sie nun leise die natürlich erbrochene Scheunenlhür öffneten, war dem Diebe die Flucht un möglich, und daher hielt r e für das Best'', sich unter den auf der Tenne lie, genden Roggenaarben zu verstecken. Aber die Drescher hatten die Bewegungen im Ttroh wohl bemerkt, sie hingen ihre La- term cm die Nögel, griffen zu den Fle geln und im .tactoollen Dreischlag" be ginnen min tie Klöppel auf den Rücken des Diebes niederzusausen. Mit einem entsetzlichen Wehrgeschrei arbeitete er sich aus der dicken Strvhlage heraus und bat um Gnade, die ihm auch insofern wurde, als er nach dem Amtsgefängniss tranS portirt wurde. Sine atferschuld. Graf Rudolf von Habsburg kam' im Jahre 1267 von Erfurt nach Halle und war in großer Geldverlegenheit. Die gute Aufnahme, welche er in Hall fand, rmuthigt ihn den Rath um ein Dar, lehen von 300 Gulden zu erbitten, daS wurde ihm uch willig gewährt. Graf Rudolf gab seine Handschrift mit der Zusage, daS Geld binnen Jahresfrist wieder l,ücki,abl?n. d,lr Seit kam statt der Zahlung vom Habsburger ein freundlicher Brief, worin er de RatheS Gefälligkeit sehr rühmte und wegen der schuld um Geflundung bat, auch hinzufügte, daß er die ihm erwiesene Liede und Freundschaft nie vergessen und gewißlich vergelten werde. Fünf Jahre später, in 1373, würd Rudolf zum römisch'deulschen Kaiser gewählt. Er eilt nach Speier, die Krone zu empfan gen, und sagte am Abend de Krönung, tage zu Friedrich von Hohenflaufen und dem Grafen Heinrich von Ringelheim : .Nun will ich mich auch gegen meine lieb Stadt Hall dankbar beweisen, die ist bi jetzt mein großer Kummer gewe fen." Gleich nach dem Reichstag er schien der Kaiser in Halle, veranstaltete ein große Bankett, lraklirt den Rath und di Bürgerschast gar köstlich, be zahlt sein schuld und rtheilt der Stadt außerordentliche Freiheiten und Rechte. Nie vorlegen. Antiquitätenhändler: .Dieser Stuhl stammt aus der Zeit Ludwig XIV., er hat ihn selbst benützt!' Köufer: .Aber der Stuhl ist j, sei nem Styl nach viel älter I' Antiquitätenhändler: .Na, dann hat er ihn jedenfalls alt gekauft!" Salomonisch Wtist'xt. A : .Nabbileben. Sie sind doch ein l escheidter Mann, sagen Sie mir. wer st glücklicher daran: Ein Mann. der 100,(100 Thaler hat, oder einer, der sieden Töchter hat?" Rabbi ("nach kurzem Besinnen! : .Offenbar der, der sieben Töchter hat!" : .Wieio?' Rabbi: .Einer, der 100,000 Mark hat, wünscht sich mehr; Einer, der sieben Töchter hat nicht!" Bei'm rzeiralhsvcrmittler. ....Da hätte ich zunächst sür Sie, gnädiges Fräulein, einen jungen Mann aus guter Familie; fein Beruf ist Litho graph. .. (jluf eine Photographie zei gend): Auch dieser hier ist nicht übel; er ist Kalligraph. Endlich könnte ich Ihnen einen Wittwer empfehlen ; hübsch und reich, er ist Photograph !" Fräulein: .Haben Sie denn keinen Gras ohne Litho, Kallt und Photo?" Lr kennt ihn. Wildprethändler (zu einem in seinen Laden eintretenden Sonntagsjäger) : .Was belieben Herr Baron geschossen zu haben?" Die tzauptsache. Bei Saly Teiteles, der im zweiten Stock eines Rückgebäudes wohnt, ist durch Unvorsichtigkeit eines Dienstboten ein Brand auögebrochen. Obgleich Tei teleS wegen seine schmutzigen Geize allgemein unbeliebt ist, eilen doch sogleich alle männlichen Hausbewohner zu Hilfe, und eS gelingt, des Brandes, ohne erst di Feuerwehr zu alarmiren, Herr zu werden. AIS AlleS wieder In Ordnung, ist eS fünf Uhr geworden, und da S nicht mehr lohnt, zu Bette zu gehen, beschließt man, einen gemeinschaftlichen Kaffee zu brauen. AlleS eilt, fein Theil beizutragen nur TeiteleS drückt sich, was still empört von Jedem bemerkt wird. AIS man schon bei'm Kaffee sitzt, fehlen Cigarren. .Ich habe den Kaffee geliefert", sagt daS Par terre, .und Ich den Cognac und Zucker", ruft der erst Stock, .und Ich Milch, Kuchcn und Geschirr", dr dritte ; .wag hat denn der TeiteleS eigentlich beigesteuert?" .I, TeiteleS was haben Sie denn eigentlich geliefert?" erschallt eS entrüstet unisono, .Machen Se keene Sachen, meine Herren", sagt unverblüfft Salu TeiteleS, .hab' ich doch geliefert de Hautsach'! Hab' ich geliefert den Brand I' Unbegreiflich. Kindermädchen firnm kleinen Toni, der sich vor einem Cheoauxleger fürchtet) : Aber, Toni, wie kann man sich vor einem S o l d a t n türcbten?? ! !' Zu viel verlangt. . . .Rathen Sie Ihrer Frau, daß Sie die Forderung deS Klägers stillschweigend anerkennen soll I' .Hm!,. Herr Toctor, ich kann mei ner Frau zwar rathen, daß sie die Förde, rung anerkennen soll, aber st i lisch w ei gend unmöglich!" )n der Lardierftube. Lieutenant (dem der Barbierjunge Seifenschaum an dit Nase bringt) :,Aeh, scheußlich haben wohl S i s r w a h n sinn?" 5charfes Urtheil. Vater (zumTchauspieldirector): .Rurk, Herr Directör, jetzt haben Sie die Stimme meines Sohnes gehört! Für welche Branche halte:, Sie dieselbe om passendsten?" Dinctor : ,Er würde (hin mächtigen Auktionator abgeben l" Niä't zu kzause". Gläubiger (mit der Rechnung) : .Jsk Herr Flott vielleicht zu Haufe?" StMosus (Slubengenosse von Flott) : Gläubiger: .Aber ich sah ihn doch selbst in'S HauS hinein gehen l" Student: .Ja r Si aber auch!" BallgesxrZch. ..Für Si. mein Fräulein, würde ich mein Leben einsetzen au den tief, sten Wasserschianden würde ich Si ret. ten!" .Ja können Sie denn schwimmen?' ,O. mein Fräulein, in I hrer Nähe , fl(l In (W'ÖJfrI(n.I