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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 12, 1894)
Stiefmutter. Aus dkM '.trouenlcSfti von .littome Andrea, ES war eine auSzeichneie Partie für sie. Ihr Bruder, der Hauplmann a. D., glaubte tS ihr nicht oft genug versichern zu können. Riltergutibefltzer, von Adel, Wittmer mit einem reizenden Töchierchen von a&t biS neun Jahren obenein noch immer ein schöner Mann in der zweiten Hälfte der Vierzig. Er sollte in seiner ersten Ehe viel ausgestanden haben von der Eiserfucht der Gattin; vielleicht hatte tr ihr Veranlassung da,u gegeben. Die Nachbarn zehn Meilen m der Runde hätten darauf geschworen, daß er dem ttinbi nie eine Stiefmutter gäbe. Er batte e indessen satt, mit Hausdame und Erzieherin zu wirthschaften ; er wollte eine Frau haben für sich, und eine Repräsentantin für sein HauS. AIS er ansing Stephanie auszuzeichnen, sprach er sich offen darüber aus. gleich mit dem Hintergedanken, daß sie gerade für ihn paßte: sünsunddreihig, stattliche E'schei. nung, seine Manieren und daS einzige Temperament, welche ver nervo,en, tau. venhasten Schwägerin, Frau Hauptmann ,. ., standzuhalten vermochte. Stephanie, während der vierundzwan zig Stunden, die man ihr Bedenkzeit lieb, sand nicht das Geringste an Herrn von Sehr auszusetzen, höchsten, daß er an ihrem Herzen volüderging, ohne es kalt oder warm zu machen. ÄaS ihr an ihm gesiel, das war die sast rücksichtslose Offenheit, mit welcher er sagte: .Sie werden IS Siefmutter meiner Eoa keinen leiäiten Stand haben. Alles, was tch thun kann, ist Ihnen freizustellen, den kleinen Trotzkopf zurechtzurücken; nur müssen Sie immer in dem Auge veyal ten, daß da Kind mein Liebstes auf der Welt ist." Sie ging nicht lange mit sich zu Rath. Bot sich doch wirklich ein Wirkungskreis, der Selbstverleugnung, Intelligenz und Pflichttreue erforderte, in wetlerem um, fanae. als sie die im Hause ihre Bru der üben konnte. Sie sagte ja und Herr von Behr küßte ihr dankbar die öand. Wer sie nicht küßte und überhaupt nicht von ihr wissen wollte, das war das niedliche Eochen. .Gehen sie sortl' rief sie entlüftet. .Ich will keine Ätief, mutier haben.- Mamsell, Stubenmädchen und Köchin hatten sich der Reihe nach angestrengt, ihr da? Köpfchen zu füllen mit Schauer, geschichten von Stiefmüttern. Sie wußte so ziemlich, was ein verwaistes Kind von denen zu erwarten hat! Sie war sehr unglücklich und schmollte gute vierzehn Tage mit dem hartherzigen Papa, dessen Geschenkt diesmal gar nicht anschlagen outen, so viele und schone eS waren. Nur als die Stiefmutter wnklich einzog, und die Geschenke mit einem Ruck au hörten, schmeichelte Eochen sich wieder in du väterlichen Arme, voll Jammer, da diese .neue Mama bestimmt erklärt hatte, e wäre nicht ihre Art, Herzen mit Vkfazenren zu gewinnen, .Denk 'mal an Papa, nun hat sie auch die Köchin entlassen!' schwatzte die Kleine mit der Miene einer erfahrenen Singe- rebi?. .Mamsell ine Gufle, alle hab, sie fort müssen. Sie ist noch l ht Herr im Hause I Das ist mein Papa .Ach, laß mich zufrieden, kleiner Petz kästen 1" entgegnete Herr von Behr ver drießlich. Sie wurde ihm lästig mit dem ewigen Küchenklalfch, vielleicht nur, pt ihm die ganze Art der neuen Herrin gestel. Er könnte ja ordentlich stolz auf sie fein. Wie energisch sie alles angriff, und wie freundlich und ruhig sie dabei blieb I Sie hatte die sonnigsten blauen Augen, und bei dem ersten Diner, welches sie gaben, halte sie durch ihre anmuihige Vornehmheit sämmtliche jüngere Damen ausgestochen. Man war allgemein tnU ,ückt gewesen von seiner Wahl. Trotz itm konnte er sich diesmal nicht enthalten zu bemerken: .Nun. Stephanie, wie ich höre, räumst Du gründlich unter dem Gesinde aus." Man war gerade zu Tisch gegangen. Die junge Frau that die Suppe auf. ES entging ihr nicht, daß Eochen fchuldbe mußt roth wurde; sie schaute indeß freundlich zu ihrem Manne herüber und sagte: .ES that noth. Ich glaube aber, daß ich fertig damit bin." Mit dem neuen Dienstpersonal klipp und klappte alles. Außer der armen, kränklichen Erzieherin, die sich drei Jahre lang von Eochen aus's grausamste hatte trrannisiren lassen, weil sie keinen an deren Zufluchtsort auf der Welt hatte, war der Diener Kunz, ergraut im Dienste der Familie Behr, der einzige, an dem die .neue Gnädige' nicht gerührt hatte. Eoa, die sonst ganz gut mit ihm auSge kommen war, konnte ihn plötzlich nicht leiden, eil er sich deS Wohlwollens der Stiefmutter erfreute. .Du, hören Sie 'mal, Fräuleinchenl' sagte er gelegentlich zu ihr (er nannte sie .Sie", wenn er ärgerlich war). .So 'ne Mama kriegen Sie im ganzen Leben nicht wieder." .Auch schon! 'ne Stiefmutier, die kriegt man doch alle Tage trotzte Eochen. ,DaS hat Dich die alte Mamsell in den Kopp gesetzt. Unser Gnädige ist ja da reine liebe, tägliche Brot. .Jawohl, weil sie Dich nicht fortge jagt hat. alter Bär!' .Und warum nicht, Sie, Fräulein? Weil ich fo 'nen dummen Dingern, wie unserm Eochen, keine Raupen nich in den Kopp setz', von Stiefmüttern und so'n Zeug. Aber das merl' dir man, Eochen, deine neue Mama, die thut keiner Flieg nicht unrecht." Eochen fiel nicht ein, sich das zu nur. ken. Sie war recht ungezogen, oft bis zur Bosheit. Einmal, bei Tische, gab sie eine so niederträchtige Antwort, daß Papa blaß wurde. Die Mama, die sie gegolten halte, sagte ganz ruhig zu der Erzieherin: .Bitte, Fräulein Berger, sühren Sie Eochen aus ihr Zimmer! Kunz wird ihr die Suppe dorthin tra gen ver Heaultin Berger soll vet mir bleiben 1 mauzte die Delinquentin da zwischen. .Und kommen Sie gleich wieder her- unter, damit der Braten Ihnen nicht kalt wild." Als die Gatten den Augenblick allein blieben, legte die junge Frau die Hand auf die Schulter des betroffenen PateiS: .Fürchte nichts. Eberhard! Ich vergesse nicht, daß sie Dein Liebstes ar der Welt ist." .Ja, ja ich hab' ja Beitrauen zu Dir," murmelte er, bezwungen von dem wahlheitSoollen Blick ihrer blauen Augen. Räch Tische hielt Papa sein Muße, stündchen in Mama'S Wohnstube, wo er eS sich auf der Chaiselongue bequem machte, wahrend Mama aus dem Schau kelstuhl saß und ihm vorlas. Da steckte Eochen, die Erzieherin zur Deckung hin ter sich, das Köpfchen durch die Portiere Papas Anwesenheit in diesem Raume hatte sie schon früher befremdet, er pflegte sonst um diese Zeit in sein Zimmer zu verschwinden. .Darf Eochen hereinkommen, gnädige Frau, fragte die Erzieherin unsicher. .Sie möchte abbitten." .Sicherlich." Die Kleine steuerte ziemlich selbstbe- wußt auf den Bater zu und brummte, so obenhin etwas von .nicht wieder thun. .Na, ja " Er wollte ihr nach alter Gewohnheit versöhnt die Backen streicheln, da sehte ein Blick von seiner Frau ihn in Verlegenheit. ,J, Du kleine Unart," verbesserte er sich schnell, und drehte sie lachend bei den Schultern anders herum. .Dort sitzt Mama! Es kommt hier an die fälscht Adresse." Eoa kniff die Lippen ein und rührte sich nicht vom Fleck. .Ich glaube, Fräulein Berger," sagte die junge grau nach einer kleinen Pause, .Eochen will S sich noch ein Weilchen überlegen." .Nein! Sit war dicht daran, mit dem Fußchen zu stampfen. .Nun, dann gieb mir Deine Hand und sage nichts IS : Mama, ei war unrecht von mir!" Das milde, durchgeistete Antlitz, der gütige Blick, die ruhige, aber entschiedene Sprache der grau, wirkten stark aus das eigenwillige Kind, das sich unbewußt die, ser fremden Ueberlegenheit unterordnete, Sie sprach eS nach, stcck-nd, das HärnV chen heiß und zitternd in den kühlen, schlanken ver Frau: .Ich will eS ganz gewiß nicht wiederthun!" füqte sie aus eigenem Bedürfniß hinzu, laut auffchluch zend. Herr von Behr wollte aufsprin, gen, um seinen kleinen Abgott zu beruhi gen; doch wieder hielt ein Blick seiner Frau ihn zurück. Sie zog da Kind aus ihren Schooß, lehnte sein Köpfchen ar ihre Brust und unterbrach mit keinem Wort da reuevolle Weinen. Als es schließlich von selbst verstummte, sagte Stephanie zu ihrem Manne: .Ich soll't Dich ja heute nach den Rieselwiesen be gleiten. Eochen käme vielleicht gern mit. Neulich sah ich dort einen ganzen Graben voll Vergißmeinnicht. Wollen wir welche pflücken, Eochen?" Ach i, Mamal" Der ntzt Sonnen schein breitete sich über das vermeinte Ge- stchtchen: herrlich das! Sie wollte sich gleich fertig machen. Ihr hübsches Korb, chen nähme sie mit AIS dann die kret über den rio gingen, Eochen ganz manierlich neben der Mama, guckte der alte Kunz ihnen nach: Ne so 'wag ar bei der ersten Gnädigen nicht vorgekommen I Von der m an gas lochen nq muat, artiger zu werden. Es gelang ihr nicht immer. Sie hatte ein hitziges Tempera ment und war nie zur Selbstbeherrschung angehalten worden. ES gab manchmal noch recht empfindliche Strafen. In solchen Fällen hatte der Groll gegen die Gattung der Stiefmütter natürlich freien Lauf; er blieb aber zum Glück in den vier Wänden der Kinderstube, wo gebüßt wurde. Höchstens, daß Fräulein Berger dann etwas daeon an den Kopf geschmet, tert bekam. Einmal war eS sehr schlimm. Mama wollte mit Eochen in den Wald gehen, um Pilze zu suchen. Bei der Unterrichtsstunde betrug die Kleine sich ungezogen. Mama kam darüber hinzu. Ihr Urtheil lautete: Zu Haufe bleiben! Eoa weinte nachher bittere Thränen in ihr Taschentüchelchen, die wirklich mehr nach Schmerz als nach Groll schmeckten. Zufällig vielleicht war eS nicht .zu fällig' kam Mama herein, kurz vor ihrem Fortgehen. Eoa drehte den Kopf nach der Wand. Sie wollte nicht zeigen, daß sie gemeint hatte. Als sie aber hörte, wie sanft und freundlich Mama sprach zu Frl. Berger, stürzte sie aus ihrer Ecke hervor uno umklammerte sie leidenschast lich: .Ach Mama, liebe Mama! Ich wäre sür mein Leben gern mit Dir ge gangen." . Dann komm nur, mein Kind! Ein bereutes Unrecht ist halb gesühnt." Gegen Abend kam Eochen mit Mama zurück; Beide glühend und heiter, beladen mit allerlei aus dem Walde. Herr von Behr, der gerade auf dem Hose stand, ging ihnen entgegen. .Da sind ja meine Ausreißer!" scherzte er. .Warum habt Ihr mich nicht mitgenommen? Ein an dereS Mal bitte ich eS mir aus." Eines Mittag sagte er munter zu fei ner Frau: .Em herrlicher Tag ist heut', Stephanie! Wollen wir nicht zusammen nach der Schneidemühle reiten? Ich habe dort zu thun." .Heut' kann ich nicht, lieber Freund'.' entgegnete sie. .Ich habe Eochen eine Fahrt nach dem Lindfee versprochen, sie hat sich schon mit ihren Schularbeiten daraus eingerichtet." .Nun, ich denke, da kann verschoben weiden." .Lieber nicht, Eberhard! Kinder neh men ei sehr genau mit Versprechen von Erwachsenen. Außerdem möchte ich, daß besonders Eochen sich stets auf mein Wort verlassen kann." Herr von Behr brummte etwas vor sich hin. Er gab den Ritt auf, um ihn den nächsten Tag mit seiner Frau zu machen. Während der Roggenernte war Herr von Behr viel auf den kürzeren Strecken gewöhnlich nachgegangen. Als er eines Abends allein nach Haufe kam, hörte er in der Koppel die Stimme seiner Tochter, die sich mit dem .Putenmädchen" unker hielt. .Du bist 'mal dumm, Tille! Sie ist doch keine Stiefmutter." .Na, im Dörp seggen de Lüd dat .Die wissen recht 'waI 'ne Stiefmut ist immer alt und häßlich und zänkisch, und sperrt die Kinder in den Stall. Meine Mama, aber, die ist jung und schön und sanft. Sie nimmt mich immer mit, wo eS hübsch ist. Ich amüsire mich viel besser bei ihr, als bei Papa und Fräulein Berger. Ne. ich hab' sie schreck lich lieb. daS sag' ich Dir!" .IS dat dk MSaglichkeet!" wunderte sich daS Putenmädchen mit ihrer dümmsten Grimasse. .Ich kann de gnäd'g' Fru ook better lieben aS den gnäd'gen Herrn. Aoerst mit Di iS dat annerS; Du bist de Steppdochter .DaS ist nicht wahr!" ereiferte Eochen sich. .Ich bin Mama'S wirkliche Toch ter; sie hat eS gesagt. Ich kann sie so lieb haben, wie ich will lieber noch als den Papa." ,Ei, der Racker!" lächelte der Lauscher in seinen Bart. Bei der nächsten Gelegenheit erzählte er eS seiner Frau. .Du bist schlimmer als eine Stief, multer!" neckte er sie dabei. .Eine Here bist Du. Das Herz meines Kindes machst Du mir abspenstig. Steht das in unserem Kontrakt? Na, und erst daS meine! Jung hast Du eS gemacht, jung und froh." Er hatte den Arm um ihren Nacken gelegt und wollte sie auf den Mund küssen. Sie errötheke; etwas wie Weh muth oder Bitterkeit zuckle durch ihr Antlitz, als sie sich ohne Haft von ihm lS machte: .Auch das steht nicht in un serem Kontrakt, " sagte sie leise. ES kam eine Zeit, da Herr von Behr etwas von Eifersucht gegen fein Töchter chen verspürte. So freundlich und xart seine Frau ihn auch umgab, er fühlte doch heraus, das Kind ging ihr vor. Einmal, als Eoa in ihrer überschwäng lichen Art die Mama hielt und drückte und küßte, sagte er ärgerlich: .Genug, genug. Wildfang I Du willst sie wohl aufessen!" Zu E?aS elftez, Geburtstag wurde ein kleine Fest gegeben. ES siel sehr hübsch auS. Auch Tante Excellenz war aekom men. Die schenkte ihr unter Anderem, daß sie sie, nebst ihrer Erzieherin, für den Monat August nach Thüringen mitneh men wollte. Der Papa ging bereitwillig darauf ein; aber Eochen machte eine zweifelhafte Miene. .Ist eS hübsch da, Mama?' Sie hatte sich heimlich an die Seite ihrer Stief mutier genestelt, während Tante Ercellenz und Papa über Thüringen sprachen. Der letztere kam seiner Frau zuvor: .Wun derhübsch, versteht sich! Packen Sie nur schnell, Fräulein Berger." Tante Er cellenz :ni die Aug:n ein: sah das nicht aus, als ob dieser Vater seinen kleinen Abgott gern los fein wollte? .Ja, wrnn Mama mitkommt!" sagte Eoa zögernd. DaS ließ sich nicht gut machen. Sollte der arme Papa dann ganz allein bleiben? Tante Excellenz und Fräulein Berger malten ihr das schöne Thüringen in den leuchtendsten Farben; Mama erzählte ihr den Abend ein paar reizende Ge- chichten von dem Vchwarza-Thal und len herrlichen Wälder Eochen reiste also. Herr on Behr fand seine Frau etwas still und zur Wehmuth geneigt, seitdem sie mit ihm allein blieb. Er hingegen befand sich in einer wahren Bräutigams laune. ES waren entzückende vier Wochen, die er sie ganz für sich hatte. Wenn er ihr das sagte, errölhete sie jedesmal. Eochen iombardirte inzwischen die Mama mit Briefen, von denen keiner beantwortet blieb, obgleich sie nichts weniger als Entzücken über Thüringen'S Schönheit enthielten: Der dumme Wald I Recht 'was. Der zu Hause, wo sie mit Mama Pilze und Farren suchen ging, war viel schöner. Ein Glück, daß sie bald nach Hause kämen .Morgen bekommen wir unsern Ko bold wieder!" sagte Herr von Behr zu seiner Frau. Sie lächelte : .Ich freue mich schon darauf." ,Na, eS war doch recht nett so, wir beide allein zu Hause. Einen mußt Du ja immer verwöhnen, käut de mieux kam ich an die Reihe. Ach, Stephanie I Ich bin sonst nie erwähnt worden." Zum erstenmal schloß letzt der Mann ihr sein Herz auf, mit seiner traurigen Geschichte einer achtjährigen unglücklichen Ehe : Mann und Weib in einem steten Kampfe. Mißtrauen, Verdacht, Scenen, Unruhe und Krieg ohne Ende. Er wurde ganz aufgeregt dabei, daß Ste xhanie leise seine Hand nahm und sie streichelte, als ob sie es mit Eochen zu thun hätte. .Aber Du Hebtest sie, alS Du sie zum Weibe nahmst?" .Vernarrt war ich in sie, wie nachher in daS Kind. Als sie todt war, dankte ich meinem Schöpfer für diese einzige versöhnliche Lösung des entsetzlichen Konfliktes. ES giebt eben zwei Arten von Liebe, eine gute und eine böse. Die gute ist die echte, sie allein macht glück lich." Er zog sie an sich und hielt sie lange still an seiner Brust. AIS der Wagen vom Bahnhof kam mit Eochen und der Erzieherin, trat Herr von Behr an der Seite seiner Frau auf die Freitreppe. Von weitem winkle und flatterte ein Taschentllchlein. Papa stand mit einem Satze unten, ehe der Wagen noch hielt. Er hob Eochen her aus da erlebte r es, daß sie sich un gestüm losmachte, ehe er sie küssen konnte: .Mama!" ES war ein Freu denschrei, der den Mann erschütterte. Die Stiefmutter und das Kind hielten sich sprachlos umschlungen bis er hin zutrat und sie beide mit seinen Armen umfaßte; wen er am öftesten und am feurigsten küßte, er wußte eS nicht. Kunz, der Decken und Koffer in der Vorhalle absetzte, schmunzelte vergnügt vor sich hin ES sollte indeß sein letztes Schmunzeln sein, auf lange. Den nächsten Tag lag Eoa in heutigem Fieber, das ganze Gesicht voll rother Flecke. Sie schrie beständig nach Mama, die be reitS die halbe Nacht an ihrem Bette zu gebracht hatte. In aller Frühe traf der Arzt ein. .Schlimm sehr schlimm ! Die schwarzen Pocken!" Als Herr von Behr es hörte, taumelte er : .Stephanie l" Sie hörte eS nicht. Sie war schon wieder bei dem kranken Kinde. Der Arzt kam im Laufe des Vormittags wieder mit einer Diakonissin. Eoa wehrte sich heftig gegen daS fremde Ge stcht. .Mama, Mama!" Sie wim merte eS noch in ihrem Delirium, wäh rend sie die Hand der Frau, die sie noch keinen Augenblick verlassen hatte, um- klammerte: Die alte häßliche Stiefmut ter sie meinte damit die Diakonissin in ihrer schwarzen Tracht sollte fort gehen. Nur ihre Mama wollte sie haben, ihre gute, süße Mama! Sie behielt sie auch zwei Tage und zwei Nächte ununterbrochen an ihrem Bette, trotzdem der Arzt Herrn von Behr beiseite nahm: Die gnädige Frau müßte sich schonen. Freilich, das Kind schwebte in Gefahr, aber .Ja, sie soll, sie muß sich schonen!" rief Heri von Behr. .Ich will sie nicht verlieren um keinen Preis." Er mußte ste mit Gemalt aus dem Krankenzimmer holen. .Was giebt es, lieber Mann?" fragte sie verwundert. .Aengstigst Du Dich so um daS Kind? Fasse nur Muih " .Um Dich ängstige ich mich, um Dich hörst Du? Ich will Dich festhalten, hier in meinen Armen " .Und Dein Liebstes auf der Welt?" fragte sie erschüttert. .Du bist eS, Du, Du!" Die Stimme versagte ihm. In seiner Brust arbeitete ein gewaltiges Schluchzen. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter, zum ersten mal aus freien Stücken. .Danke Eberhard, daß Du mich lieb haft! Ich sehnte mich danach, längst schon. Die Liebe des Kindes süllte ganz auS. Sind wir da nicht zu einem Glücke gekommen, auf das wir gar nicht rechne ten, lieber Mann? Nun darfst Du auch nicht vergessen, daß ich die Mutter Deine Kinde wurde, als ich Dein Weib wurde. Eine Mutter, Eberhard, verläßt ihr Kind nicht in Todeönöthen I' Sie kehrte zu der Kranken zurück. In der Nacht trat die gefürchtet Krisis ein; sie führte einen Umschwung herbei. Den Msrgen erklärte der Arzt ftch wider alles Erwarten zufrieden mit der Patientin. Als er aus dem Klankenzimmer kam, unterstützt er Frau von Behr, die per sönlich ihrem Gemahl die frohe Botschaft bringen wollte. Ihr Schritt war auf fallend langsam und schleppend, und bei dem matten Tagesschein auf dem Coiri dor sah sie schreckhast bleich und hohl, äugig aus. Herr von Behr eilte ihr entgegen: .Stephanie!" Sie brach in seinen Armen zusammen. Er trug sie auf das Sopha. Der Angstschweiß perlte auf feiner Stirne. .Ihr Kind ist gerettet," sagte der Arzt halblaut hinter ihm; .aber für die gnädige Frau ist daS Schlimmste zu fürchten." .Nein!" schrie der Mann verzweifelt auf, daß die ohnmächtige Frau zufam menzuckte. .Nein " Doch daS Schicksal sprach ja. Ehe acht Tage um waren, pflanzte der Gärt ner Epheu auf einen frischen Grabhügel in der Umfriedung deS Behr'fchen Erb begräbnisscS, und der Gutsherr, zum zweiten Male von seiner Frau verlassen, lief wie ein Wahnsinniger hin und hcr zwischen dem Friedhose und seinem Hause, wo der Sonnenschein seines Le den? mit einem Schlage erloschen war. Oben in dem halbdunklen Kranken zimmer saß die kleine Rekonvalekcsntin in ihrem Bette ausrecht, sehr schwach noch, sehr ungeduldig. .Ich will Mama haben. Wo bleibt sie so lange? Die dummen Kopfschmerzen! Arme Mami süße Mama Gegen Abend kam der Vater hereir. .Wo ft Mama?" sagte Eochen einer, lich. .Warum kommt ste nicht, Papa ! Rufe sie doch bitte, bitte I" Da brach eS stöhnend aus der zerrisse nen Brust des Mannes: ,WaS hilft das Bitten? Sie kommt nie mehr wieder nie " Das Geheimniß des gesunden Schlafes. Von H. Behrend. Der größte Wohlthäter des Menschen, fein tröstender Freund und krastspenden der Ernährer ist der natürliche, gesunde Sckllak. der slcb im Kreisläufe der Stun, den mit leisen Schwingen auf den ermü deten Leid heraolenrk, um ihn sich und mit neu gesammelter Kraft erwachen zu lassen. .Den heiligen Schlaf," nennt ihn Shakespeare, .len ila. der w ne Loiqcntnaiic! nt wn, ftn lob vom 5 eben icdes ia$ , das irzch!?p!icr l'iut)', den al'am wunder Hkükii, Ttn iweilkN ag der uichligei, -.Katar, iai Hauvigkiichl am r'ebenSmakIe." Der Schlaf dient dazu, die Spannung von Körper und Geist zu lösen und die erschlafften Organe neu zu beleben. Er ersetzt die verbrauchten Kräfte leicht und mühelos und stellt sich von selber em, so bald die Nerven ermüdet sind. Die Er müdung ist die direkte Ursache des Schla fe, allein in diesem Wölke haben wir gleichzeitig ein noch ungelöstes Problem der LebcnSmissenschast vor unS, und die Frage nach der Natur und den Ursachen deS Schlafe läßt sich nach dem heutigen tand der phosiolozischen Wissenschaft noch immer nicht endgültig beantworten. DaS scheint aber wohl bereits als fest- flehend gellen zu können, daß die Enl ftthung deS Schlafes sich auf die Er zeugung von Ermüdungsstoffen zurück führen läßt, die durch die Thätigkeit aller vrgane während des Wachens her vorgebracht werden. Sie häufen sich atsoann tm Gehirn und verbrauchen. weil sie sehr leicht orvdirbar sind, den zu Thätigkeit oeS GehirnS nothwendigen Sauerstoff für sich. Wegen des nach und nach eintretenden Sauerstossmangels schläft daS Gehirn ein, um erst zu er wachen, wenn die Ermudunqöitoste ory dirt sind und der Sauerstoff nun wieder die Gehirnganglien reizen kann. Nach einigen gorjchern nimmt unter lenen Er müdungsstoffen die Milchsäure einen hervorragenden Platz ein, während es nach Gautier und Errera in erster Linie die sogenannten Leukomaine sind, welche neven ihrer sauerstoffentzlehenden auch eine direkt ein chtasernde Wirkung iahn lich wie Morphium) auf die Gehirnzellen ausüben. Dr. Friedrich Scholz hat in feiner trefflichen Abhandlung .Schlaf und Traum" eine Gesundheitslehre deS Schlafes entwickelt, in der er mit Fug und Recht unter den Bedingungen des gesunden Schlafe die gute Luft im Schlafzimmer obenan stellt. Schlechte Luft bewirkt unbedingt Ueberladung des Blutes mit Kohlensäure, Verhinderung deS AthemS und deS Blutkreisläufe, mithin unruhigen, schlechten Schlaf. Man lüfte also gründlich und anhaltend und gewöhne ftch m der warmen Jahres zeit an das Schlafen bei geöffnetem Oberlicht der Fenster, natürlich unter Fernhaltung jedes Zuges. Man kann dreist auch im Winter durch einen kleinen Spalt die reine Naturlust einströmen lassen, muß dann aber bei zu niederen Temperaturen durch Heizen nachhelfen, denn im Allgemeinen ist eine Temperatur von 10 biS 12 Grad Neaumur die ange messenfle für ein Schlafzimmer, wobei eö freilich viel auf die Gewöhnung an kämmt. Das Bett selbst soll keine harte, son dein eine elastische Unterlage (am besten ein Draht ftderrahmen mit darüber geleg ter Roßhaarmatratze) haben, es muß ge nügend wärmen, ohne zu sehr zu erhitzen, und darf vor Allem nicht belasten, also fort mit jenen dicken Federbette, die man vielfach auf dem Lande trifft. Außerordentlich viel zum gesunden Schlaf thut die Regelmäßigkeit und die Gewöhnung; wer nur wenig von seiner einmal festgesetzten Hausordnung ab weicht, wird das an feinem Schlafe spürer ; dann halte man sür gewöhnlich an der Regel fest, daß der Cchlaf vor Mitternacht der eia nckendste i t. Man meide Abends anstrengende Lektüre, fon dern widme sich harmloser Geselligkeit, Ein Spaziergang ist stets wohlthätig, noch mehr svftematische Gymnastik, wüy rend übermäßige Krastanftrengungen, wie beim Bergsteigen und anhaltendem Tanzen, unS keinen Schlaf finden lassen. Ein paar leichte Cigarren, ein paar Glä- s:r Wein oder Bier werden bei den meisten Menschen dem Schla e keinen Abbruch thun; derjenige aber, bei dem es ge schieht, muß eben darauf verzichten lernen, wenn er gesund bleiben will. Thee und Kaffee regen auf; noch schlimmer ist die Gewohnheit, tm Belle zu ietn. Man liegt im Bette erfahrungsmäßig am besten auf der rechten Seite; über die Dauer deS Schlafes lassen sich keine all gemeine Regeln geben, da die Bedürf nisse deS Einzelnen nach onnilunon jc. f hr verschieden sind. Ach t Stunden Ar. beit, acht Stunden Erholung und acht Stunden Schlaf mag wohl als die zweck- mäßigste Eintheilung gelten, doch kom men viele erwachsene Personen auch gut mit sieben Stunden Schlaf auö, während Kinder und schwächliche Personen mehr brauchen. Endlich giebt eS noch allerlei besondere Mittel, den Schlaf zu befördern und ihn herbeizulocken, wenn er unö fliehen will; diese sind aber meist individuell und müssen von jedem Einzelnen auSprobirt werden. Während des WachenS bilden sich im mer mehr Leukomaine, im Schlafe dagc gen, wo die Funktionen der Organe ruhen, sinkt ihre Entstehung auf ein sehr gelinge Maß hiuab, und es wird als dann dem Körper leicht, sich ihrer durch langsame Verbrennung (Oxydation) wie der zu enlledigeu. "Diesem Hergange entspricht e durchaus, daß, wie Kohl schütter festgestellt hat, während der er sten Stunde nach dem Einschlafen die Festigkeit unsere Schlummer in der Reget zu., dann aber bis zum Aufwachen stetig abnimmt. E scheint dies darauf zu beruhen, daß mit der fortschreitenden Entlastung des Gehirns von Leukomai nen der Schlaf oberflächlicher wird. Vielleicht gehen wahrend des SchlafcS in den ruhenden Organen neben den Oryda lion der Leukomaine auch noch andere WiederhersteUunsxro,ejse vor sich, wilche die Frische und so wunderbar kesteigerte LeistungSsähigkeit aller un'erer Organe nach dem Ei machen erklären können. Angenommen, tieS Alle wäre so, dann fehlt unS aber noch immer der e gentliche Schlüssel zur L?sung des großen Geheimnisses, denn wir kennen nach wie vor den Prozeß nicht, der v it dem Ein treten des Schlafes plötzlich unser Be wußlsein auslöscht, wir veimögen nicht, jene schmale Grenze zu entdecken, die da Wachsein vom Schlummer trennt. Viel leicht wird es auch niemals gelingen, die Ziälhsel zu lösen: wir veilassen daher die schwierige Frage und wcden un der näherliezendeu zu, wie ei denn möglich sei, sich einen ge,uvden Schlaf ,u sichern, den schrecklichen Dämon der Schlaflosig seit von unserem Lager zu verbannen? Wir sehen dabei von allen kürst lichen Schlasmiileln, mögen sie Mor xhium, Ehloral, Somnal. Ehloralamid oder Sulsonat heißen, gänzlich ab, die nur von einem gewissenhaften und mit dem Zustande deS Patierten wohlvert'au ten Arzt verordnet werden dürfen. Wer wollte leugnen, daß sie dann viele Oua len zu lindern vermögen, allein e ist doch mindestens zweifelhaft, ob sie auf der andern Seile nicht noch unendlich mehr Schaden angerichtet haben. Um ohne künstliche Hausmittel fest und ruhig zu schlafen, ist s nun in erster Linie nöihig, alle störenden Reize und Eindiücke fernzuhalten, gleichviel ob sie von innen oder außen kommen. Die aus dem Innern kommenden Echlafstörer sind noch schlimmer, wie daS Geh:ul eines HundeS oder das N&n einer MauS. Wer gesund schlafen will, muß gesund sein, deswegen herrscht die Schlaflosigkeit nur in jenen Stände, wo die Nervosität an der Tagesordnung ist. Erkrankungen deS GehiinS, Geistes und Gemüths krankheilen, Fieber, sowie alle geistigen Ueberanstrengungen und aufregenden Affekte stehen unter den Ursachen der Schlaflosigkeit obenan. DaS moderne Leben mit seiner Jagd nach Geld und Vergnügungen, die Schnelligkeit, der Ehrgeiz, die politischen Parteiungen mit den sich daraus ergebenden Kämpfen und Leidenschaften untergraben die Konstitu, lion, schwächen da Nervensystem und verscheuchen den Schlaf. Eine andere Ursache der Schlaftosizkeit bilden die zu spät eingenommenen Mahlzeiten, der Ge nuß von starken Weinen, sowie von star kein Kaffee, Thee und auch übermäßige Rauchen. Dem Einen hilft ein kaltes Douchebad mit darauf folgender trockener Abrei bung, dem Änderen ein warmeS Bad oder die hydropatifchen Einwickelungen deS ganzen KSiperS. A. empfiehlt ein GlaS Grog, B. zieht eine Tasse Milch vor, aber jedem von ihnen hilft fein Mittel, chin, schon weil er daran glaubt. Be kanntlich hilst auch daS Memoriren be kannter Gedichte, das anhaltende Zählen bis hundert oder das Achten auf daS Ticken einer Uhr. Bewährt ist eS, auf der rechten Seite liegend, tief und lang fam aus- und einzuakt,men ein Mittel, daS möglicherweise noch besser ist, als daS de Königs Ahaöoerus, der sich, wenn er nicht einschlafen konnte, au der Chronik' vorlesen lieh, worunter wir unS jedenfalls die persische ossijiöse Zei tuna vorzustellen haben. Vielleicht ver such! eS einer unserer Leser gelegentlich auch damit. Der Barometer. Das 260jährige Jubiläum deS Baro meters bringt das Jahr 1894. In- eressant ist die Geschichte die er Erfin dung Torricelli'S. Man hatte zu Padua einen Brunnen von etwa 14 ivceker iClefe gegraben, konnte aber nicht erreichen, daß das Wasser so hoch stieg, um oben abzu- fließen. Galilei wurde nach dem Grunde dieser Erscheinung befragt und erwiderte nach den Anschauungen setner Zeit: ES liege das an dem Abscheu der Natur vor einem Leeren, an dem sogenannten Horror vaeui. Torricelli, der Zeit genösse und Schüler Galilei's, ging nun daran, die Richtigkeit dieser Ansicht zu prüfen. Er nahm eine etwa 1 Meter lange Röhre, füllte sie mit Quecksilber und brachte sie dann umgekehrt, mit dem offenen Ende in ein Gefäß, dessen Boden schon mit Quecksilber bedeckt war. Ver suche Galilei'S halten bereits fest gestellt, laß Wasser in einem ö?aug- rohr freiwillig niemals höher steigt IS ungefähr 10 Meter. Tor.icelli schloß nun folgendermaßen: Wenn eine Flüssig keitSsäule einer anderen gegenüber das Gleichgewicht behaupten soll, so müssen die Höhen der beiden Säulen sich umge kehit ve,halten wie ihre specifischen Ge michle. Da aber O'recknlber 13j Mal schmerer ist als Wasser, und der Druck der Luft eine Wassersäule von 10 Meter tragen kann, so muß derselbe Druck der Luft eine Quecksilbersäule von 76 Cm. tragen können. Ein Versuch mit der Quecksilbersäule hatte in der That diese Ergebniß, und im Jahre 1644 meldete Torricelli sein Erfindung dem Gelehrten Mersenne. Von diesem erfuhr e Pas cal, der eine Abhandlung darüber schrieb. Damit war daS Barometer entdeckt. Für die Torricelli'sche Oueckstlberröhre wurde der Name.BaioSkop" oder, Barometer" vorgeschlagen. Die vertikale Höhe der Queckstiber Sule über dem Ge S hie die Barometerhöhe, der luftleere Raum die Torricellische. Er weiß es. Cousine: .Sage, Cousin, du haft doch studirt. Welche Gemüsexflanie enthält doch den giößlen Eiweißgehalt?" Cousin : nachoentenvi: ,m I p- nat mit Spiegelet." Ersatz. Hoher Beamter (der xensionirt wurde): Meine Untergebenen kann ich nun nicht mrbr on'chnavzen, nun muß ich heira ihkn!"