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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Aug. 9, 1919)
Wein Aemid von Zllbert Egmont sagt von KlLrchen: Du wirst sie nicht verachten, weil sie mein war": so ijoffe auch ich, man wird mich nicht verachten, weil er, der Einbrecher, nuin Freund ist. Er ist so nett, so licbens würdig, so unterhaltend; er plaudert so verständig; man hört gern einmal seine Ansichten vom anderen Ufer; warum soll man sich da von moralischen Borur teilen beengen lassen, heut, da doch die Moral überhaupt einen erheblichen Riö bekommen hat und man sich schwer in dem, waS erlaubt ist oder was nur ge fällt, zurecht finden kann? UebrigenS ist er natürlich kein Ein brechet, im gewöhnlichen Sinne, so etwa im' Stile eines Palisadenkarl". er ist ein Gentleman-Verbrecher, der sich an den großen literarischen Vorbildern, wie Raffles und Arsöne Lupin, herangebil bet und der den 'Ehrgeiz hat. daß ein deutscher Dichter seine Taten beschreibt, damit die deutsche Jugend nicht darauf angewiesen ist, ausländischen Vorbildern nachzustreben. Er weiß sehr gut den Beruf von der Person zu trennen, hält etwas darauf, unauffällig, aber anstän big gekleidet zu sein; er spricht gut. der wechselt eher mein und dem, als mir und mich, trägt einen guten bürgerlichen Namen, und zwar, seit ich ihn kenne, denselben; kurz, er ist ein Mann, den man ohne Bedenken in die beste Kriegs gewinnler oder Schiebergesellschaft ein führen kann. Er hatte mich seit der Revolution nicht besucht; mit dem beginnenden Frühling erschien er bei mir. und zwar, da er nicht 'im Beruf kam, ordnungsmäßig angemeldet durch die Tür. Eine gewisse Aeräiiderung fiel mir an ihm auf; ein der Herkunft nach nicht ganz Zweifels freies Ordensband im Knopfloch und sein Monokel, die er sonst zu tragen pflegte, sehlten. Sie paßten, wie er mir erklärte, nicht in die Zeit. Im übrigen schien ihm die staatliche Umwälzung lischt schleckt bekommen zu sein. Mit den Geschäften sei er zufrieden, nur be Krücke ihn die Not des Vaterlandes; be sonders da such er sich als guter Bürger verpflichtet fühle, ach seinen Kräften . dieser Not zu steuern. . Nachdem wir so bei einem häufigen Gegenstand unserer Unterredungen, den Steuern angelangt waren, entwickelte er mir seine Ansicht über die Ungerechtigkeit der Kriegs steuern. Er hatte während des Krieges aus gewinnbringender Befchäftignng" eine recht hübsche Summe erzielt und, da er sparsam lebe, fein Vermögen nicht unerheblich vermehrt. Nun sollte ihm dies ehrlich erarbeitete und gesparte Ver mögen fortgenommen werden. Mit starken Worten bekämpfte er die Unbil ligkeit, ihn. der sein Vermögen durch an. gestrengte und nicht gefahrlose Tätigkeit erworben habe, auf eine Stuse zu stelle mit Kriegsgewinnlern und Wucherer. Einem derartigen Verfahren gegenüber sei er in der Notwehr, und halte 'sich für berechtigt, eine Teil seines Vermö g:nS zu reservieren und der Steuer zu entziehen, einesteils wegen des großen Risikos seines Gewerbes, andererseits aber, um einen Fonds zur Ueberleitung in die Friedenswirtschaft zu .behalten, die . hei den ganz geänderten Verhältnis sen recht schwierig sei dürfte. Jeden falls sch man. daß er sich eingehend mit diesen Fragen beschäftigt hatte.. . Abgesehen von dieser Sorge aber, die, wie er sagte, uns Kapitalisten alle drücke und die wir ertragen müßten, um unse rem Vaterland zu helfen, war er mit der Neuordnung durchaus einverstanden. Ich bin, erklärt er mir, überzeugter Anhänger der sozialen Republik. Für keinen "Stand hat die neue Zeit mehr getan, als für den unsrigen. ?tur das eine .bebaute ich. daß es noch nicht ge lungen ist. uns zu organisieren, Einig keit macht stark. Wieviel könnten wir ge. memsam zur Erleichterung der Arbeits gelegenheit, zur Verfeinerung und ge meinsamen Beschaffung der Werkzeuge sowie zur gegenseitigen Hilfeleistung er reichen, wenn wir eine Organisation hat ten. Allerdings dürfte das Hauptmittel An der Hrenzöarriere ' von Honte ßhiaffo. (Neue gikch Leitung.) ' Da stehe ich tagelang an der Grenz , Barriere und schaue mir die Augen aus, ' dreißig Meter hinüber in fremdes Land, in dem eigene Kinder wohnen. Drei Laune trennen mich von den Tram iLagcn, die halbstündlich don Coma .berauftahren und halten; die sonst zwei nahe Orte verbinden, die aber einander so fern geworden sind, wie Küsten von Weltmeeren., Ein Schnitt ist durch das Vclkerlcben gegangen. Jetzt Kissen wir, tc.il ine .Grenze" ist. wenn sie zu einer solchen Schnittlinie geworden ist. Wir lebten und leben' ja mit den Jta liefern im Frieden. Aber der Schnitt ging d?ch durch, weil, ein Schnitt durch die Völker Europas war. Da werden wir es jetzt inne und ich habe ?,cit darüber nachzudenken; aus dim Tramwagen steigt kein Paar mit zwei U-s.tn Knaben. Die sind noch weit weg. in Rom und warten so sehnlich, wie ich auf sie, aus die Erlaubnis von Bern, wieder einreisen zu dürfen, wo sie schon irr dem Kriege weilten, und ich muß triebet ollein nach Hause fahren cllr.n mit allerlei ebanl . uns mit 'icf) im Kerzen. ' Cin Eloüefchlag in ein Nacht Zz? n Jahr. Jahrzehnte, Jahrhunderte finbc.' Wir werden sein kaum ge wahr. Ein Markstein im'Boden trennt Millionen don Menschen, scheidet V&I !-r. Wir fahre n ihm vorbei, ohne fei-!.? zu achten. Ab auf einmal schei nt d:r G'ockenschlag Friede and U'A-a. Gluck und Unglück und d '.Unlw Seelen. Wa spannt Zwischea i '.'.'.'ksteine Kitt fiel stachlige 4;.y.-3, SV'MZ im Aechh?! der Linörecher. pwner. der arbeitenden Klassen, der Streik, bei un versagen, denn die Drohung, daß wir in Ausstand treten, würde wohl kaum eint große Wirkung ausüben. Aber im übrigen, was ist nicht alles, be sonders im Anfang, für uns geschehen! Welch glänzende Idee war es z. B.. manche Polizeiämter mit Personen zu besetzen, die bisher im wesentlichen Ob fette der polizeilichen Aufsicht gewesen waren, die allerding leider nur kurze Zeit im Amt blieben, da sich bei fast ol len .Unstimmigkeiten" in der Veldver waltung zeigten. Aber wieviel Segen haben sie während ihrer Amtstätigkeit gestiftet. Schon die Möglichkeit, jeder zeit von Leuten, die hierzu befugt wa ren oder nicht. Ausweise zu erhalten, die alle Türen öffneten, war eine der schön stcn Errungenschaften der Revolution. Welch schönes Gefühl, mit einem solchen behördlichen Ausweis ich habe mehr als zwanzig gesammelt versehen zu sein. Und dann die glänzende Idee der Auflösung des Heeres und der Entwaff nung des Bürgertums. Waren ihre Re volver im allgemeinen auch mehr dckora tiv. so war es doch ein beruhigendes Ge fühl, zu wissen, daß der Staat in seiner Fürsorge für uns die Waffen fortge nommen hatte, fo daß, wenn man be droht wurde, man den Spieß umdrehen und den Waffenträger mit Anzeige we gen Gesetzesverletzung bedrohen konnte. Auch die bei jedem Aufruhr übliche Ocffnung der Gefängnisse hat uns schätzbare Hilfskräfte verschafft, wenn sie auch andererseits die Konkurrenz in er schreckendem Maße vermehrte. So war die Frühlingszeit der Revolution sür uns eine Zeit reifster Ernte. Leider hielt sie nicht, was sie versprach. Ein Teil der sozialen Errungenschaften ist schon jetzt wieder beseitigt; die Polizei, die man in liebenswürdiger Rücksicht auf uns waffenlos gemacht hatte, hat ihre Waffen wiederbekommen; Regierungs truppen sind wieder da und sorgen sür Ordnung und Sicherheit; das Leben ist uns wieder erschwert, fast wie vorher. Der alte Obrigkeitssiaat in seiner Zur uns unangenehmsten Gestalt ist erstanden, in Triumph der Reaktion! Aber, wenn auch nicht alle Bllltenträume reiften, die segensreichen dauernden Streiks, die Unj ruhen, die sie im Gefolge haben, die; Kämpfe der einzelne Parteigruppen, sorgen schon dafür, daß ein anständiger, Einbrecher sich sein Brot verdiene laimj Ich bin und bleibe daher Anhänger der! Revolution; der Grundgedanke meines! Lebens und Strebens war es stets, die,! Ungleichheit des Besitzes zu mildern ; denen, die zu viel haben, daö, was sie nicht brauchen, fortzunehmen, also ein Gedanke, der sich dem des sozialen Staa tes nähert. Ich werde daher treu zur jetzigen Re gierung stehen, vor allem nö hier wurde seine Rede ernst wie die eines Propheten, man sah deutlich, wie er sich' sittlich hob in ihrem Kampf gegen Kommunismus und Bolschewismus, die das, Privateigentum beseitigen und mit Beschlag belegen wollen. Das mache ich nicht mit! Das Privateigentum soll unangetastet bleiben, im Interesse' des Staates, denn es ist die Grundlage al les staatlichen Wesens. Aber neben dem Staatsinteresse spricht für, mich das eigene Interesse, das meiner! Arbeitsge nossen, meines Berufes mit. Wie sotten wir, wenn kein Privatmensch mehr etwas besitzt, unser Gewerbe ausüben? Wer soll, wen wir den langweiligen Staat erleichtern, seine reizvollen Güter über nehmen? Wenn morgen jeder, bei dem wir ein silbernes Tafelservice finden, einwenden kann,- daß er gar nicht der Besitzer sei, sondern nur im Verlaufe der Sozialisierung rein zufällig die Gewahr sam von Gold und Silbersachen er hallen habe? Nein, dieser Rollenaus tausch zwischen Proletariern und Be sitzende ist geeignet, die Eigentumsbe griffe unheilbar zu verwirren. Der Kommunismus wäre der Tod unseres gerade jetzt so blühenden Gewerbes. Also sprach mein Freund, der Ein brechet. Verbote: Ihr dürft nicht mehr die alten Menscht aneinander sein! Und wo der Menschen und Sulenstrom am konzen trieriesten durchging, wo in einer freie Straße ein offener Völkerweg geschaffen War, richtet man Sperren, Holzzäune, aber mit Bajonetten dahinter. Nicht nur einen, drei hintereinander, wie als eine Mahnung; aber auch als eine Kon Zession: Ganz scharf, wie nur mit einem Messerfchnitt, kann man die, Grenze nicht ziehen; man mußte sonst auch der Seele gebieten können, daß sie über eine Scheidewand nicht hinauskann. Wir leben ja unter uns Nachbarn noch im Frieden, sehen uns täglich in die Augen und esse vom nämlichen Brot. Seit dem Waffenssillskkind bringt zur Mit tagszeit die Frau dem Mann, das Kind dem Vater das Essen auch wieder hin über nd herüber und die Zöllner grei fen nicht zu tief in das Köcblein. Die schwerste, schrecklichste Zeit ist ja vorbei, wo die Kinder diesseits der Barriere zusehen mußten, wie man jenseits der selben den Vater aus dem Hause trug, zum Friedhof hinaus; wo die Grenz barricre Herzen zerschnitt und nicht ein mal mehr Tränen hinübergetragen wer den konnten. Jetzt gehen doch wieder Gruße und Hoffnungen hindurch. Ich stehe auch nicht mehr am Zaun und er wecke mit meinem Bangen daS Mitleid der .Grenzer", die so manches geschaut. Jetzt hange mir die Enkel am Hals nd zupfen mich am Bart, in den ich etwa ei Verblei gebrummt, von d,'m ich ihnen nichts mit nähte. Sie sollen noch nicht wissen, was wlch eine Grenze bedeutet, und wie s ist, üxjjsi sie ge Messen wird, ; Von der Mliener Gper. Ein Rückblick, von Paul Stefan. ' Da! neue Hau daS war vor fünf zig Jahren die Wiener Hofoper, wie sie die ZwillingZarchitektcn Siccardsburg und Van der Müll auf tiefen, tiefen Fundamenten in den alten Wall, in die aufgelassene Bastei hineingcbaut hatten. Die Wiener sprachen alsogleich von der .versenkten Kiste", und die sogenannte öffentliche Meinung, die lieben Kollegen, die guten Mitmenschen, quälten die sonst so erfolgreichen Baumeister zum voraus so furchtbar, daß Van der Müll den Tod suchte. Siccardsburg aus Gram über dieses Ende seines Freundes starb. Als das Opernhaus am 23. Mai 1869 -f, .' ,;,," , .';". r - ' ' ' ' . "y , ' , ' ' ' . ,' '' ''" . " ' r4 ; V V 't ' ' ' : i ( , ,., . f ... i i - ' , , ' '" ? ' . , 1 I ' ' r J - , 7ki ' ' "' . 'I ' M , ' 'ii.. (i ... . ,. AMMm 1 fW !. .... l, v. .3 - 4 . i. 1 . . . 1 ' '" . ' . ,-' , ,, 4 . , - I ' . " MT5? $ ' ?7rSÄ 1 ' - . ' ' ' fW- 'VvÄMfe il'lFlli1 '. . . ' .. 'sufiLir ; v.H?-.i iii3 5,LsiwwsWfV5S,yr:r zl??? ZWV?,., '' MMWMffMMF 4pS MJWlMlX tt v&Trzrz ,i es H uif ;r ;-wfr:ä wn 1 i r- t k a-l' t-ky !i n d a hjr?r-r - fF?Yi rnH " . n , 'F' t I bylOrJ wm.Uim2 -? jSSH-1 ;'!- .Mr' 'Jl '.,iimt'itmM' . Kr-Äa.- ttipt taw msr " mfrwm- r .', -"ar - - -wi.- h- ' ... t ' , .: r : , . - , l - V " ' " " ."' 1..." '.. .. eröffnet wurde, waren beide nicht mehr unter den Mitlebcnden. Und doch ist dieses .Königgrätz der Baukunst" längst als das erkannt wor den, was es ist: als der schönste Opern Palast der Zeit, dabei von wunderbar ster, ja schier unheimlicher Akustik. Ter srohe, ganz und gar südliche Bau. in seinen Motiven venezianische Frllhre naissance verwertend und nachgc staltend, verleugnet in keiner Einzelheit seinen Ur sprung aus dem Prunkbedürfnis eines Hofes, aus dem Repräsentationswillen einer sich weitenden Hauptstadt. Je ein eigener Aufgang war für den Kaiser und für die Erzherzöge bestimmt; der reiche, dem Kunstgewerbe einer Epoche die Richtung weisende Schmuck des In nern ist in diesen Hof-Räumlichkciten am reichsten. Aber die Maler und Bild Hauer, die Rahl, Laufberger. Engerth. Gasser, Hähnel haben überall verschwen det; am meisten, am sorgloseste Moritz von Schwind, der in der schönen Loggia seine Bilder zur Zaube t"öte" zu malen hatte. Dieses Haus zu Xtn, noch mehr aber in ihm zu verweilet, ist jedesmal ein Geschenk; kein anderes 'ater, das ich kenne, gibt dieses ElücksOühl, kein anderes Wiener Bauwerk ist seit langem so gut geglückt. Ücbiigcns hat es . die AadiercriK Emma Hrncyrz versucht, in einer Mappe von zehn Blättern (Verlag sr Technik und Industrie) die malerische Reinheit des Baues festzuhalten; es sind lauter Jnnenbilder, sie zeigen Bühne, Zu fchaucrraum, Logen in ihrer Dämme rung und im - flutenden Licht einer menschenverlassenen Tagesarbeit, rei zende Erinnerungszeichen gerade in die sen scsilichen Wochen. Aber dqs neue" Haus? Welches war denn das alte? Wohin reicht das Wiener Opernspiel? Bis zu den Humanisten brennen zurück und zu der in Wien be sonders groß angelegten Jefuitenkomö die mit ihrem Hans Wurst, und dann wieder zurück zu den berühmten Barock Aufführungen der kunstliebende und völlig opernbesessenen Kaiser. Abermals südlich ist die Empfänglichkeit eines Vol ies für Spiel und Musik, wie sie sich in Wien gleichsam aus der Luft ergibt; Wien hat seit jeher, hat bis in die letz ten Jahre seine italienische Dirigenten gehabt. Dreifach war die Barriere und wer sie nicht achte wollte, wurde gefaßt, oder bekam, wen er floh, einen Schuß in den Leib, mitten zwischen Völkern, die miteinander im Frieden lebten. Aber die Welt lebte nicht im Frieden und die Seelen waren geschieden. Grenze sind Membrane, durch die die Völker atmen. Sie sind Scheiden, aber zugleich Verbindungen, an einzelne ' Stellen, an denen der Luftzug, der Ver kehr besonders lebhaft durchströmt. Ver bindungskanäle. Da geht dann allerlei durch. Gutes und SHlechtes. EdleS und Gemeines; im Kriege g viel vom letz tern. Durchgangspunlie an wichtigen Straßen. Tefileen des Friedensverkehrs. werden dann zu Schläuchen, durch welche da Schlecht: rinnen will, da mehr ENansionstneb hat als das Gut. Es hat auch mehr Durchschlagskraft, da es wenige Rücksichten kennt und nimmt. Man möchte Zagen, durch solche Ereign nisse, die dem V:rk.hr noch einen schmalen Turcbvaß lassen, gche konzen trierte Schlechtigkeit. Was ging in dicfcn Zeiten olleS durch die Barricre von Ehiasss! Tor al'M daS potenzierte Mißtraue, diefts Ur gift im menschlichen Benehmen nd Handeln. In jedem, der sie passierte, mußte der bravste Zollmann einen Schelmen schen und schwer würd: eS dem Passierenden, nickst gleiches mit gleichem Zu vergelten. Sicher waren alle froh, wenn sie aneinander vorbei waren. Aber ' es ging auch Haß durch i;:?o Aa5:gMhk und Lrat! TaS Sch'ußttMe. V'A ;: X'kr.s ersinnen Kr.fi nofindeu (a.i. Gut. daß alles W cuf Ivü Asdeg gSrttc oder Während nun von de übergroßen Schauspielhäusern der Jesuiten und deS HoftS nichts übrig ist als ein paar scl bcr fast fabelhafte Bilder, blieb daZ al teste .Stadtkomedihauö". von einem Bologneser Architekten erbaut, seit 1703 bis 1761 stehen, ein städtische Opern hau!, an dem aber bald der Hof ein idecllel und auch materielle Interesse nahm.. 1763 ersteht an der Stelle deS abgebraniiten Theaters ein neue, das von dem Schönbrunner Schloßbaumei ster Pacassi errichtete KärntncrtorThea ter. Da war das .alte" HauS, da! man 1870 demolierte. Seit 1810 hatte M ii ' " i s . . . : i mjk tfu ZZ 'TlfUX ? , . ' r- '' a jtK- . M ... .- , tif flt.. - .... wäA-! - w . r s z t i--J?' "iJ- " - N -1 Jy . ; l r-rrCrx: - - V- ' '-'i,' ; :-r'cX' t, iZmmLmtmt Das Wiener Opernhaus. man dort, an dem Hoftheatc: nächst dem Kärntner Tor, nur noch Opern und Bal leite gegeben. Vorher war da auch das gesprochene Wort nicht zu kurz gekom men. Nur daß die Triumphe eines Gluck und Mozart nicht an dem .Opernhaus", sondern im .Burgiheater" ihre Stätte haben; und seit der Zauber slöte" beginnt der !tampf der privaten Aoistadiiheater gegen die Hofoper, der besonders das Theater , an der Wien, aber sogar das kleine Josephstädterthca ter die wichtigsten und schwierigsten Werte vorwegnehmen. Selbst Richard Wagner ist zuerst in einem längst abgc tragenen Sommertheater zu Gast, und feine Erfahrungen mit Wien, mit der Hofoper und ihrer Jnicndanz sind ein trauriges Kapitel für sich. Der erste Direktor im .Neuen Haus" ist Dingclstedt, der mit seinen Kapell, meistern'sleißig an der Organisation des so viel größeren nd sür diese Zeiten außerordentlichen Theaterbetriebcs zu arbeiten hat. Die erste Vorstellung ist .Don Juan"; von den Mitwirkenden (einer zweiten Besetzung) lebt noch die Sängerin Bcrtha Ehnn, damals Zerline. Man findet das Theater steif, kalt, gi gantisch, unakustisch, besucht es nicht, ist aber bald darauf, als eine Oper nach der andern von dem kleinen in das neue, große Haus .übertragen" wird, auf die, ses vollkommen eingefchwoicn. Sehr bald geht Tingelstkdt ans Burgiheater, und der feurige Konzertdirigent Johann Herbeck wird Opern leiter. Meistersin ger", Alda", .Königin von Saba". .Die Widerspenstige" von Hermann Götz: das sind seine großen Premieren. Er und seine Zeit Zehren in vielen Einzelheiten der Epoche Gustav Mahlers beinahe wie der. Es sind aber sonderbare, immer wieder gehemmte Jahre einer bösen Gründer- und Verzweislerzeit. Tann folgt 1875, da man Geld braucht, der Schauspieler-Regisseur Franz Jauner vom CarlTheater. Jauner erlangte diese! Geld, im ganzen mit Geschmack. Er weiß Wagner persönlich zu gewin nen und verpflichtet WagnerS Apostel, den Zungen HanS Richter, seinem Jnsti tut, dessen Zierde Richter dann durch ein Vierteljahrhundert bleibt. Schließlich geht Jauner bei der ersten Regung einer höfischen Intendanz, die er sich verbeten hatte; man schreibt 1880. I Jauners derbranste. sonst würde dort auf große Breite lein GraS mehr wachsen; gut, daß auch noch anderes durchging: Liebe und Glaube. Heimatfreude, Erlösung, wen man das Gatter hinter sich und die Freiheit vor sich hatte. Ich möchte den Tag sehen und ihn segnen, da die Schrank sällt und die Straße frei wird, daß der Herrgott selber durch sie gehe und den Menschen Luft und Leben und Versöhnung bringe. Wenn dann auch noch ein paar Tcu selchen hinter ihm her trippeln, das Gute hat die freiere Straße. Auch der Grenzschluß hatte sein Gu tes. Er weckte das Landebewußtscin, die Selbstbesinnung. Wir waren in folge der Entwicklung des Verkehrs zu schr gewöhnt, nicht mehr aus der ei genen Schelle, sondern aus dem Wclibo den zu" lebe, unsere Bedürfnisse aus dem fernsten Ost?n und Westen, Südm und Norden zu befriedige. Wir waren selbst ein Wkkvelt geworden und ver geßen, deß wir im letzten Grunde nur d.is sind, zu was uns der eigene Boden gemacht hat. Wir wußten nicht mehr, daß auch ein Staat ein leiblicher Körper ist und seine Haut haben muß. Wir ha be diese Haut gssestittt, an allerlei Siel len erhärtet, aber nur, daß das Herz gleich weich bleiben kann. Mit diesem Herzen haben wir durchgeholten und nun tonnen wir die Tore wieder offnen, der Bölterliebe und achlung die Binden und Fesseln abnch?i-en uns wieder Weltbiir ger werden, um fs bessere, je treuer wir uns ti'm bleiben. Xam wird die Sä'.Wkiz eine Lunci?, durch die fki'chc Beralufi zieht, an der auch bcr oroße en zMM Lzib Weder Ä ÜM. fclSA mchIM. -; , . Zeit fällt die Tetralogie. Auf ihn folgt, bis zu Mahler, also durch mehr al, sechzehn Jahre, der Kapellmeister Wil hclm Iahn; in seiner gesunden Zeit em freudig aufnehmender Schüler der Kom ponistcn, ein unverdrossenkr. geistreicher Lchrer. glänzender Dirigent von roma nischer Leichtigkeit, herzlich besorgt um seine Künstler.' Ein berühmte! En semble bildet sich. Seine großen Er folge: .Manon" von Masscnet mit der Renard. die ganz Wien bezaubert; die .Cavalleria" und die ReaktionSoper ge gen die Greuel deS Vcrismo, .Hansel und Gretcl". Zuletzt ist der ehrliche. Hm B3t m ' r lLm"frZx l I i ) v0r. ..-rcf I rtA bis in die Fingerspitzen tüchtige Iahn schon müde; er wird krank und miß trauisch. eine Wirtschaft der Stars be ginnt, man fehnt sich nach Energie, Dis ziplin. Willen, Persönlichkeit. Da bringt eine berühmte Aufführung des Lohen g.rin" das Debüt des Kapellmeister! Gu stav Mahler, der denn auch alsbald Ti rekior wird. Mahlers Jahrzehnt, von 18S7 bis 1907, erträumt und erreicht Vollkommenheit. Zuerst in der wunder bar beschwingten Musik allein, dann, seit dem .Tristan" von 1903, zugleich auch von einer nftün Gestaltung der Szene, her. die Alfred Roller erreicht. Fide lio". der Mozart-Zyklus. die .Walküre". .Jphigcnie" sind nur Beispiele. Mahler will Feste, ober der Alltag laßt sich nicht scheuchen, ein wienerischer Jntrigen-AU tag, und fo wird Wahler müde gehetzt, er geht. Nach ihm schmeichelt Weingartner dem lieben Publikum, gibt ihm sein un gestörtes Behagen wieder, stellt die ganze Mittelmäßigkeit der Operei wieder her. Aber noch ganz anders abwärts geht eS in den letzten Jahren der Aera Gregor, die 1911 beginnt und inmitten jubelnder Kriegsgewinner endet. Jetzt versuchen Franz Schalk und Richard Strauß, so fern man ibnen Ruhe gönnt, miedet auf zubaue. Sie sind auf dem besten Wege. Sofern man ihnen Ruhe gönnt ... Ein Festspiklzhkllls. mit der Alceste" beginnend, über die Klassiker zu Weber, Wagner und den neuesten Oestercichern gezogen, soll gegebene Größe feststellen. Man freut sich seiner im voraus. Und wünscht der nicht mehr höfischen Oper Glück,, das Glück, das ihr in allem Elend auch der letzten Jahre treu blieb Ihre guten Geister spreche für sie, für ein .neues" Haus. Die Seele regiert den Leib; der Verwundete, in dessen Schaden man einigen Trost gießt, der Kranke, dem man die Hoffnung zeigt, ist bereit zur Genesung; sein Blut kreist besser, feine Säfte läutern sich, seine Nerven beleben sich, der Schlaf kommt wieder und der Körper gewinnt seine alte Kraft. - Eine Gerechtigkeit gibt e! auf Erden, daß aus Geistern Gesichter werden. , st Schlagadern wie die Ströme de! Landes frei von ihr wegführen, nicht verstopft und verkalkt und unterbunden durch Sperren. Frei erde der Durchpaß, daß wieder das Menschentum durchziehe und der Markstein da! Zeichen wird, daS ur die Güter der Nachbarn scheidet, nicht aber ihre Seelen, daß daL Kind wieder auf der Straße spielt; nicht bloß in Chiasso, auch in NcrriereZ. in Konstanz und Buchs. Auch an dem Tage, da Grenzen aufgehen, möge die Glocken durch die Lande klingen und die Herzen springen, der Mter und der Mütter, der Länder und Völker, die ihre Kinder unv das Gluck wieder gefunden! Dann wird uns sein, als habe es einmal Grenz barrieren gegeben und wir seien an ihnen gestanden, in einem bösen Traum, der hinter uns liegt. : Bittere Enttäuschung. Ein Ncchtsanwalt hit feinen ', deS Dicbstahls bezichtigien Klienten sa warm und eindringlich verteidigt, daß das Auditorium ganz ergriffen ist und der Bngel'sgle selbst sich mit einem ele ganten Foulard die Augen wischt. Da blickt der Anwalt zuZa!ig in seiner Rede euf ihn und ruft verblüfft: .Wie! Der Kerl hat ja mein Schnupftuch!" Moderne Handlung. In Zürilo,!, Hrtii li, soll die heule (iiDn llnscmsiralisch klingende Zxci- II n ia, i fcEc" in .Teils s z i strotze' Gloria '(Mk 08 in 1 der Jm mittleren Hofe de Pariser Stadt, hause erhebt sich seit 1875 die Marmor gruppe von Anthonin MerciS, die den Namen führt Gloria victin". Eine RuhmeSqöttin ist hier dargestellt, die einen gefallenen Jüngling ous der Schlacht trägt. Weniö war nie ein Mei ster von höheren Gnaden, fondern stets nur ein Mann, der fein Handwerk ver. stand, und als vielbeschäftigter Denk malsbildner auch dem deutschen Durch schnitt kaum überlegen. Aber dies Werk hatte einen Klang, der tiefer wirkte. Denn aus ihm sprach etwas von der Stimmung eines ganzen Landes. Ein großes Volk war geschlagen. Es litt un säglich unter der Niederlage. Doch star ker noch empfand es, wollte eS empfln den den Stolz auf daS Heldentum feiner Söhne, auf feinen aufrechten Geist im Unglück, auf den Ruhm der Besiegten . Bei uns Deutschen würde heute eine solche Skulptur kaum entstehen, noch we Niger an einem öffentlichen Platz Auf stellung finden. Nicht nur. weil un! das Pathos fehlt, fondern weil die Stim mung nicht vorhanden ist, die sich so aus sprechen könnte. Unter den Wogen deS Unheils, die über uns zusammenschlugen, scheint das Gefühl für die weltgeschicht licht Größe der deutschen Leistung von vier Jahren zunächst verloren gegangen scheint sich zugleich, und das ist ent scheidender, das entschlossene Streben nach einer Zusammenfassung aller Kraf te. wie es die Franzosen nach 1871 er süllte, nicht entfalten zu können. Was uns statt dessen beherrscht, ist ein böses Gemisch aus verzweiseltem Fatalismus, untätiger' Trauer. Selbstsucht. Berwir rung. Angst, Begehrlichkeit und Doktri narismuS. Alles ruft gegeneinander. Es fehlt uns das. was unseren westlichen Nachbarn sich damals im Niedergang, wie wahrend der Prllfungszeit des jetzi gen Krieges, als stählende Kraft be währte: das über alle Gegensätze hin einigende nationale Bewußtsein. Wir suchen eS heute in Deutschland wahrlich nicht im Sinne der Revanche Idee. Wir suchen es lediglich als das große Prinzip, unter dessen Zeichen wir. wenn wir als Volk nicht untergehen wol len. unS finden müssen, solange nicht an dere Vorstellungen die Länder der Erde beherrschen. Wir suchen e als den In beariff dessen. waS wir au! dem Besitz der Vergangenheit uns noch reiten kön nen, und als Garantie des Zusammen Wirkens aller Schichten zu dem großen Ziel deS inneren Neuaufbaues, den wir brauchen. AuZ dem brüderlichen Oester ich kam daS schöne Wort, daS der Staatskanzker Renner sprach: 'Heute liegt das Deutschtum in der Welt dar nieder. In diesem Augenblick bekennen wir freudig. Ul wir Deutsche sind." Gelingt es unS. aus dem Eigennutz der Individuen und der Klassen den Weg zu dieser Gemeinsamkeit zu finden, dann braucht unS auch das Gewebe gegnerischer Paragraphen nicht zu schrecken. Wir werben ärmer sei an Geld und Gut, gewiß aber beruht wirklich darin allein die Glückseligkeit deS Leben!? War daS reiche, fieberhaft strebende Deutschland bor dem Kriege ohne Fehl? Könnte nicht die neue Zeit, die nun ein setzt, uns von der Ueberspannung erlosen, die gerade der märchenhafte Ausschwung des jungen Reiche! heraufbeschwor? Es ist keine billige Selbstbeschwichtigung, wenn wir auf die reinigende, läuternde Kraft deS Unglücks blicken. Wie ein einzelner Mensch, kann auch ein Volk aus dem Entsetzen, daS unberechenbare Schicksalsgewalten ihm brauten, stolzer und reifer als vorher emporsteigen. Es ist dabei sogar gleichgültig, ov ver raus unverschuldet oder verschuldet war. Man braucht kein religiöser Mystiker zu sein, um die Weihe deö Schmerze zu be greifen. Wir sprachen von MerciSS Pariser Gruppe sie deutet auf ein sinnfälliges Beispiel, in dem sich diese Zusammen hänge spiegeln. ES ist kei Zufall, daß die Kriegesdenkmöler deS geschlagene Frankreich nach 1870 besser wurden als Aas HrinkgeLd. tzin Münchner Zettöttd. ms btvx .Stuttgart laaeilett.) ES war a jenem erregte Samstag wahrend der zweiten Revolution. Ich kam im Tram vom Volksbad hergefah n. Es war überfüllt wie immer. .Hat Alle Fahrschein?" schrie der Schafsner, knapp und scharf. Er drängte sich mühsam durch die quetschende Enge der Fahrgäste, fragte nach der Fahrtrich tung. riß Billettt ab und wechselte Geld. Alles mechanisch, kurz. Nur wen jemand eine Fünfer" Trinkgeld ihm reichte, änderte sich plötz lich sein Wesen. DaS Gesicht wurde freundlich und zog sich in die Breite.. .Danke bestens, danke ergebenft." sagte er dann, griff salutierend an die Mütze und machte eine Reverenz. Jeden Augenblick hörte man dieS .danke ergebenft' und sah zwischen de Iahrgästen den Schaffner sich Verben gen. Denn viele gaben Trinkgeld. Und eigentümlich, nicht nur Herren in Pelz rocken und duftende Damen, auch das Volk: Köchinnen, Arbeitsfrauen. Soloa ten und besonders die mit den schweren Rucksäcken. Warum das? Barum gibt man dem Mann für fein Billettabreißen noch eine Belohnung von einem Drittel des Fahr preifes? Im Wirtshaus bei Kellner und Kellnerinnen, oder sür Zimmermädchen im Gasthaus ist da noch begreislich olS eine Art Bestechung, für die man besser bedient wird. Aber für die! Billettab räßen? Wunderlich: Warum gibt man .der Bl-rtauserin .im Warenhaus kein Trinkgeld oder dem Mann auf der Bank, der einem das schöne Gd gibt? Und wamrn nimmt d:r Schafsner da!, der doch sicher ein s!ly? unentwegt G '-nasse iii und Wi!be?!iwmer d! j S'oatkqcichickes? Taz mt mi in ?&:LmU victis." Vossifchkn Zeitung".) die de siegreichen Deutschland. Erfolg verleitet zu hohler Ruhmredigkeit; heidi fcheS Unterliegen jedoch birgt eint innert Hoheit, die sich jeder Aeußerung mitteilt. .Ich empfing die Gabe de LeidS, und da ward ich Skalde", sagt der Isländer ' Jatgcjr zu König Skula in Jblen! .Kronprätendenten". DaS Leben tine! Volkes besteht so gewiß nicht allein aul künstlerischer Betätigung. Aber künst lerische Form ist der erhabenste Ausdruck allen menschlichen Wesen; seelische Zu stände, ans denen sie treibende Safts zieht, müssen auch in jedem anderen Betracht fruchtbare Möglichkeiten bergen. Wir prüfen uns und sezieren un. wir forschen nach den tiefen, verborgenen Gründen des Zusammenbruche, dir wälzen immer wieder da! Problem de Hasses der Völker gegen un. au dem wir trotz allem lernen wollen. Kein Ucbermut mehr, keine Selbstgefälligkeit und Eitelkeit, sondern ein stille Ab. wägen, ein großes Aufräumen und Neu. bilden, und eine brennende Sehnsucht nach hohem Aufstieg. Der Tragik des deutschen Schicksals wird sich auf die Dauer niemand ent ziehen können. An uns wird eS fein, den daran anknüpfenden Wandlung! Prozeß der Weltgcinnung nlchl zu noren, nicht eine Beeinflussung zu versuchen, sondern ihn seinen logischen Gang neh men zu, lassen, nicht auS dem Ueber heblichen ins Würdelose umzuschlagen, und unsere Pflicht gegen unS selbst ,u tun. Denn wir haben ja Zukunftsauf gaben genug zu bewältigen. Nicht nur unsere Neuordnung und moralische Auf richtung, sondern weit darüber hinaus die Umformung des Gemeinschaftslebens, der die Revolution die Steine au! dem Wege räumte. Die Arbeit, die sich vor un! au! breitet, ist unermeßlich. Wer sie mit frohem und gläubigem Herzen erfaßt, wird daS Glück fühlen, das in ihr ruht. Nicht sich entmutigen lassen durch häß liche Wirrnis, die ringsum narrt! Welt Umwälzungen können nicht vorübergehen wie ein Gewitter im Frühling. Durch Wust und Wildheit müssen wir durch! Tut nichts vorwärts! Denn senfeits des GebrodelS leuchtet ein Ziel. Wenn eS gelänge, den tiefen Sinn der sozialen Revolution, die mit der politischen zu sammenfiel. wahrhaft rein herauSzuar beiten, den heiligen Grundsätzen der Menschenwürde näherzukommen, die Be freiung der individuellen Existenz zu erkämpfen! Wenn sich da Unglück von Krieg und Niederlagen in die Voraus setzung einer neuen, ' höher gültigm Schöpfung deS nationalen Leben! wan deltc! Dann lohnte eö hundertfach, i dieser Zeit der Bedrückung zu leben. Dann fielen Mutlosigkeit und Ueber druß, die jetzt an unserem Mark zehren und unsere Kräfte lahmen, von un! ab. Dann könnte sich dit Wunde schließen, die wir heute in un brennen fühlen. Sind da nur rosige Phantasien? Blickt auf die Jugend, unv Eure Hoff nung wird sich heben. Die Jugend, die ihr Recht auf Dasei und Freude in stinktiv erfaßt und vertritt, ist voll don Zukunftsgedanke. Sie lebt ganz in Werdendem und in Tätigkeitsdrang. Nie haben wir Aelteren mehr von der Jugend lernen können al heute, auch von dem, was wir bei ihr vielleicht al Pietätlosigkeit zu empfinden geneigt sind. Die Jugend versteht nicht die tiese Dun leihen unseres GramS, unseren trauern den Blick ins Gestern, sie ist durchaus erfüllt von den Aussichten deS Marge und Uebermorgen, sie will wirken, bessern, gestalten und glaubt an ihre Kraft. Wenn wir unS von diesem blü hcnden Wollen mitreißen lassen, aul un ferem Schicksal den Trieb gewinnen, unZ selbst und unsere Lebensformen eu zu schaffen, so öffnete sich ein Tor zu un bekanntem, verheißungsvollem Lande. Wir würden Selbstvertrauen und Würde wiederfinden. Und die Zeit würde kom men, wo die Welt auch von den gefchla genen und durchgerüttelten Deutschen sagte: .Ruhm den Besigten!" rcnd wie ein Kehrreim immer da ,dan schon, danke ergcbenst" an mei Ou klang und der Mann seine Verbeug! machte. Plötzlich wurde ich aufgerüttelt. M hartem Ruck hielt der Wagen. Am M rienplatz. Außerhalb der Haltestelle Man sah Menschenansammlung auf W Platz. Gerenne und Geschiebe. Stauunj von Tramwagen. Der Schaffner, der aeradt einer dral len Köchin gewechselt hatte, sprang hin aus. Er vergaß in der Eile das Trink geld zu nehmen. daS die Dralle ihm ent gegenftreckie und nun ganz verblüfft i der erhobenen Hand behielt. Draußen sah man ihn mit anderen Tramangestcllten hcstig gestikulieren. Dann kam er zurück und riß die Tür auf. Ein ganz anderer. Er schien grö' ßer, wuchtiger. Sein Gesicht war gerö tet. Die Augen blickten wild, feindlich. Generalstreik! AlleZ aussteigen!" brüllte er in den Wagen hinein und stieß drohend die geballte Faust in die Luft .AllcS suk steigen!" Die Fahraäste schickten sich verdutzt trt, den Wagen zu verlassen, nur die dick Köchin blieb sitzen, gerade vor dem gesti kulierenden Schafsner, und hielt immer noch den Fünfer in der ausgestreckte Hand ihm entgegen. Er sah sie an. halb erstaunt, halb wütend, daß ihm nicht g horcht würde. Auf einmal begriff tt dkk. Situation trotz seiner Erregung. .Danke besten, danke ergebenst!" sagt, er schmunzelnd nd nahm den Fünf. Dann reckte er sich wieder: .General siieik.. alle! oussteigen!" nd stufe bis Faust iit die Luft." w X Glück wirst t)A MUK 2 7 ' " ' '