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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Jan. 23, 1915)
lügllche Omsh TrÜunß I WcKNck auf den Wcltluieg. Berlin, 17. TczemKr. Im HBesten hkkischt Ruhk. e ist ober nur eine bedingte. Unser Feinde sprechen von der kugriippirung der kutschen Kräfte, und aui ihrer gesammten Presse siecht die Besorgn! hervor, das, die beul dm Angriffe an irgend einem Punkte der flandrischen ttampslinie mit überlegenen Kräften wieder ausgenommen werden könnten. Taf, wir nicht unthätig hinter unseren Verthcidiguns,llinlen liegen, bür fen wir okne weitere zugeben, würde Sllch der iithrigkcit deutscher ttriegsührung 'allzu sehr widersprechen, wollten wir die s Dinge gehen lassen, wie sie sich entwickelt haben. Unser Kampfziel ist immer da, Suchen der Entscheidung, und mit einem Abweichen von diesem Grundsatz wihden wir nur unseren Gegnern einen Gefallen tkhin. Wie und wo wh: unsere starken und frischen Reskiockräfte gruppiren. kann na tinlich nicht Gegenstand der ossentlichen Erörterungen sein, doch ist e wohl er iniiM mif fcl falsche Rechnung unserer Feinde Hinzuweisen, al Hätten wir unsere Fronten im Westen zugunsten unserer Streitmacht In Polen in bedenklicher Weise geschwächt. Eine Unterschätzimg der der. bündeten Feinde im Westen liegt der deut, scken Art allzu fern. Sie ist zu mcthn disch. um leichtsinnig zwischen Flandern und Polen Nrästeverschiebunzen voizunch wen, die sich rächen könnten. Von einer gnvissen Bedeutung bleiben noch immer die englisch' Unternehmungen gegen die belgische Kaste. Sie haben nie aanz aufgehört, werden aber trotz aller Mißerfolge mit einer Bcharrlichleit fort gesetzt, dic uns erkennen läßt, wie viel England daran liegt. daS Festsetzen der deutschen strafte an der Küste zu verh'.n dern. Zu diesem Zwecke haben bekanntlich englische Schisse den Hasen von Zcebriigge unter Feuer genommen, um die Hasen, einrichlungen nnd die Schleusen unbrauch bar zu machen, und man kann lerne Au genblick darüber in Zweifel sein, daß sämmtliche Hafenanlagen der übrigen Stützpunkte am Meere bis nach Calais der englischen Sache zum Opfer fallen wer- ' den, wenn es uns nicht gelingt, die seine wichen Schiffsgeschütze in respektvoller Ent, stimmst von den Dünen z halten. Der flandrische Krieg charaktcrisirt sich immer mehr ol ein Krieg gegen England, und man sagt nicht zu viel, wenn man l hauptet, daß die britische Strategie dem französischen Interesse direkt zuwiderlauft. Wie die Dinge jetzt liegen, muß Frankreich eine Armee von etwa einer kalben Mil lion daran wenden, die englische Sache" zu unterstützen, obwohl es seine strafte besser an anderer Stelle feiner langen Kamxssront verwenden könnte. Man braucht sich nur die Folgen eines ernsten , deutschen Durchbruches, beispielkweise tu iitt Gegend Hon Arras. zu vergegenwarii gen., um jn erkennen, dafz die französischen ArmectdeUe. welche für England arbeiten, den Zusammenhang mit dem großen stan zöfjlchen Heere endgültig verlieren wllr den. Aber auch der straiegische Durch bruch bei Albert oder Noyon würde eine ähnliche Gefährdung für Frankreich's Streiikräfte bedeuten. Ich halte den Ge neral Josfre. den Kopf des hartnäckigen Widerstände im Westen, für viel zu ge ttial, um das Vcdcnüiche dieses England erwiesene Dienstes nicht einzusehen. In dessen ist es Sache der Verbündeten, sich hierüber auseinanderzusetzen. Vorläufig kann man den alund zu auftauchenden Nachrichten über seinandergehende Mei nungen n den beiderseitigen Hcmptquar tieren keine allzu grobe Bedeutung bei legen. Der Zweck der englischen Unternehmung gen gegen die französisch-belgische Küste liegt -aber auch darin, auf die deutschen rückwärtigen Verbindungen einen stören den Einfluß auszuüben. Sollte es Eng land wirklich gelingen, eine ncnnenswerth: Truppenkraft zu landen, so jst es doch ganz unwahrscheinlich, daß sie bis zu den Zentren des deutschen Verkehres in Belgien oorstofzen könnte. Nach meinem Dafür halten würde sich ein Erpcditionbhecr der Vernichtung aussetzen und niemals einen nennenöwerthen Erfolg gegenüber den deutscheu Krästestaffelungcn in Belgien davontragen können. Dazu kommt, das; England trotz aller Großsprecherei des Lord Kitchcner von einem Reichthum an Heeresersatzmannschaften noch weit ent fcrat ist. Ich habe an anderer Stelle aus geführt, dafz ach dem Abschluss der Käm pfe im Jsergebict der Gesammtverlust der Engländer sich auf wenigstens 124,000 Mann belicf. das; also 24 vom Hundert der Gesammtstärke in Abgang gekommen ' sind. Noch viel größer ist der, Prozentsatz an Ossiziersverlusten, und Englands Un ternhmungiskuft. mehr als das Nothwen dige zu thurr. dürfte durch die bisherige Einbuße stark gedämpft werden. Dieses Gefühl wird nöch verstärkt werden durch die Verluste an Marineoffizieren und Mannschastcn. Verlor die englische Motte auch bisher nur 308 Offiziere und 7033 Mann, so ist doch daS Flottcnpersonal un- gleich weriyvouer su, eine lieg von ian ger Dauer, als das .Kanonenfutter"', wel chcS in den Straßen Londons zusammen getrommelt ist. Die .Times" drücken ihren Unwillen auch ganz unverblümt In den Worten aus: Gegen eine Verlust von iibei 100,000 Mann nichts als Negatives erreicht." Dazu kommt die ägyptische Sorge. Das Vorgehen des Islams ent wickelt sich feiner Natur nach langsam, und fast scheint es, als chabe der Oberkomman d'imde in A'gnvten. General Maxwell, die starke Gcsährdung deS ägyptischen Bc fitzes noch nicht recht eingesehen. Nach- r Vlntot a. D, Morl,k, d militarilrte Mit. nM1n rr8 etVrlirn't lantblntl-i" ilcfii im o!ii feir SlTüffl ein li'.)Tf mm ilbprfltH'.e8 Bild !r fnMerwn (frachiiüft des iiiolKrifar bet nicht )n(c!)len wird, nllflonifino "jntctwc mi prtofitt'H, ittiifonreftr dren-r 9ifrfciffcc zu den limwroii'it&fteti ÜJiiliiflrfiSiiflUdU'nt Tuiliifi iniib' Aiif'l bcffpit JtnUAtfit flch drch oVriin' l'rfifctt ui iiimi'ii&cil auözeichlicn. Am. . Rk. , Von Majsr a. s. . Msraht.') chten ans guten Quellen lassen ober- er kennen, dafz seine Druppenmacht, um gleich,eitig gegen die Türken, die Senusfl und den flnjstdndischni Sudan front 't machen, viel zu gering ist. und daß sie völlig zusammenbrechen muß bei einer Er Hebung bei ägyptischen Volke. Sa muß denn ein enorme Transportwesen zu de Küsten dieser wichtigen britischen Kolonie denn als solche darf man da Nilland wohl bezeichnen dauernd die englische Krästegruppirung lxlasten,,und ein starker Abfluß der Neusormationen au izem Mut. terlande wir'' durch da Mittelmeer gehen, sg daß höchste Wahrscheinlichkeit vorliegt, daß England in Flandern sich aus eine hartnäckige Defensive beschränken wird. Auf die französische Kriegführung und auf die dortige Ausfassung der Lage wirft ein Bericht de französischen Generalisst mu im Hiillctin (ha nnncW ein in teressantes Schlaglicht. Es handelt zwar nur von dem Krieg der versloffenen vier Monate, äber es klingt aus mit einem Ton unbegrenzter Zuvericht. Man muß in Stcchnung stellen, daß General Josfre in seiner Bcurtheilung der Lage nicht nur als Höchslkommandirendcr spricht, sondern auch als Politiker. Wäre er nur Offizier, so würde er zurückhaltender in seiner Kritik der verflossenen Ereignisse gewesen sein und er würde auch vorgezogen haben, sei nen Blick in die Zukunft mehr zu der schlcicrn und nicht den Propheten zu ma chcn, wie weiland die Generale der .glor reichen" französischen Armee im Jahre !70. ' Immerhin spricht der Geist der Offensive in seinen Scenen und die Ab sicht de Angriffs lasst ihn auch die Neu gestaliung feiner Armee in allzu günstigem Lichte erscheinen. Einstweilen hat die lange sranjösifche Kampsfront -nicht gezögert, während der letzten Wychen an einln-n Stellen zum Angriff überzugehen. Ist d'r Ersolg auch dem Kräftccinsatz nicht eni sprechend, so haben die osscnswcn Bor stoße doch erkennen lassen, daß die Füh rung ein: aufmerksame und energische, die Bewaffnung eine bessere geworden ist und daß der Zust.d der Truppen sich nicht wesentlich verschlechtert hat. Der Gene rcilissimus soll unter den weniger glück lichen Führern seiner Truppm stark auf geräumt haben, rlud glich die Verluste, welche etwa 20 vom Hundert der uns an fangs enigegengetretenen französischen Fcloarmee betragen haben, durch jüngstes und ältestes Aufgebot aus. Ich glaube, daß das französische Heer in seiner jetzi nen Beschaffenheit zwar recht stark in der Vcrlheidigung sein wird, daß es aber eine zerschmetternde Ossensivkrast nicht mehr besitzt und nicht mehr erlangen wird. Auch hi,c spielt die Ablenkung der Streilkräftc noch den Gebieten Afrikas eine grosse Rolle. Die Negertruppen werden nach und nach durch klimatische Einflüsse kämpf unfähig, und der Aufruhr in Marok'o macht den Rücktransport erheblicher Kon tingente erfordcrlich. Der Aufstand des Islams im Hinterlande ton Tunis- und Algier ist erst im Entstehen. Will Frank reich seinen reichen Besitz nicht zeitweilig völlig aufgeben, so muß es auf jede Ne- krutirung aus Afrika verzichten und feine Strcitkräfte der wachsenden Gefahr ent sprechend dort dauernd vermehren. Jn einem bcmerkenswerthen Münchner Artikel wird über ein neues Ziel tu fran zösischen Strategie gesprochen. Es han dctt sich um den Vorstoß der Franzosen über Velfort durch das Cberelsaß gegen das Rheinthal. Daß dieser Gedanke nie mal; aus dem französischen Kriegsplan geschwunden ist, trifst zu. Die Aussüh rung scheint mir akr einigermaßen proble matisch. Frankreich darf mit einer Ver lehung der schweizerischen Neutralität nicht mehr rechnen und muß dringend vermei den. die Feinde on seiner Grenze zu m mehren'. Anderseits ist die Lücke zwischen Vogesen und Jura zu eng sllr eine groß zügige Heeresoperation gegen den Rhein. Wir würden nicht ermangeln, sie in der Entwicklung zu fassen und auf das Thor von Belfort zurückzuwerfen. Die Aus-' führung eines solchen französischen Pla nes soll mit einer Unterstützung durch eng lische Truppen rechnen. Aus' den vorhin angesührtln Gründen ist es aber mehr als unwahrscheinlich, dah England sein enge res Interessengebiet zum Opser bringt. Eine neue Armee Englands würde an derseits für eine strategische Offensive auch wenig tauglich -sein. Das russische Bei spiel in Polen zeigt uns, daß unsere Heere dem Druck großer Massen gewachsen sind. Unzwcifelhast ist aber der russische Feld soldat dem schlecht ausgebildeten englischen Söldner im Waffengebraiich - überlegen. Ich glaube daher, daß es zu einer großen Unternehmung längs der Schweizer Grenze nicht kommen wird, so sehr auch die fran zösische Politik mit solchem Plane IV: äugelt. Bevor wir die Lage inz Osten bctrach ten, sollen der japanischen Gefahr noch einige Worte gewidmet werden. Es steht ja noch nicht fest, ob die Politik dcs In selreichcS im fernen Osten sich zu einem Europazug erkaufen läßt. Auch ist die Stellungnahme Nordamerikas gegenüber solchem Plan noch nicht erkennbar. Im merhin darf man militärischerseits die Möglichkeit eincS japanischen Eingreifens nicht völlig von der Hand weisen. Zugleich aber muß man feststellen, daß ein japa nischeS Heer viel .eher von dem , großen Strudel der Ereignisse fortgerissen wer den, als ihn eindämmen könnte. Die ja panische Heeresleitung dürfte zu klug sein, um nm schwache Kräfte im Osten oder im Westen einzusetzen. Entschließt sie sich zu einer Hilfeleistung für Frankreich oder Rußland, so muß sie, um ihr Ansehen und den kriegerischen Ruhm ,zu wahren, sich entschließen, mindestens eine stärkere Armee zu transportircn. Das kann zur See geschehen, enn sie in Frankreich ein gesetzt werden sollen, und zu Land, wenn sie den alten russischen Gegner unterstützen will. Die Transportmittel zur See muß trn für eine Armee von mindesten 100., 0U0 Mann ganz ungeheure sein. Ader die Energie England und seine reichen rnti titlrnen Hilfsmittel darf man nicht unter schätzen. Auch die baldmögliche Sperrung des Suezkanals kann als kun absolute Hindernis betrachtet werden. Man wird den vierzehn Tage längeren Weg um das 5tap wählen. Der Landtransport grün det sich aus die Benützung der mandschi rische und sibirischen Bahnen. Die letz, tcre ist seit 191.3 zwcigelcisig und die Durchlaßfähigkeit ist eine derartige gewor den, daß 24 Zugpaare täglich ver! hren können. 1 mehr als 1904 im russisch japanischen Kriege. Berpflekzungsirans Porte würden weniger zahlreich sein kön nen, wenn Rußland die Verpflegung de japanischen Heeres sichergestellt hätte. Denkt man aber an die jammervollen Er gebnisse der russischen Verpslegungsnach schllbe in den Jahren 11)01 und 1905, so kann man kaum annehmen, daß Japan etwaigen Versprechungen Rußlands völlig vertrauen wird. Es wird immer daraus bestehen, einen Theil der Verpflegung in die eigene Hand zu nehmen. Die mittlere Geschwindigkeit der Milit.Irran!porte auf d.'n genannten Bahnen ist nur gering, sie beträgt 21 Kilometer in der Stunde und ist aus mehreren Gründen nicht steige runqbfähig. Die Militärzüge können auö örtlichen Gründen durchschnittlich nur 3. Wagen stark sein und daS Fassungsver mögen der Transportwagen beträgt im Winter, weil Ocfen eingebaut werdm müssen, nur 2t Mann oder 8 Pferde. Z dem ist Ixis roüende Material im russi schen Osten nicht zahlreich und obendrein veraltet. Danach würd; 1 japanisches Ar mcekorps mit der ersten uno zweiten Ttaf sei der Mumtiottüioloimen und der Ver pflegi'ng für den ersten B.darf im. Aüf marfchgebiet 420 Züge nöthig halcn. ES handelt sich um eine Strecke von etwa CI00 Kilometer, welche zwischen Port Arihr.t und der ersten Hauptstation im europäi schen Rußland, TschelZalii-.ok in Kasan zu rückziikgen sind. Dazu kommen baun noch übe Samara nach MoÄau 20C0 Kilo ' meter und von hier der Transport in dZ Aufmarschgebiet, welches ebcnsc'gnt an der Weichsel wie am Dnjepr liegen kann. Ein einzelnes Armeekorps würde bis in den Aufinarschraum l.ei Wl&iau, welchen man bis jetzt allein als aegelen ansehen lann, rund sechs Wochen Transport zeit benöthi gen. Drei Armeekorps, d?s sind rund 100,000 Man, würden achtzehn Wochen auf drin Transport sein, lvor sie aus der Linie 7.l!oslau-Kurik zur Ausschifsuug kommen könnten. Diese einfache Rechnung crgiebt, d.iß der Nutzen eines japanischen Eingreifens zeitlich kzrenzt ist. Ander seils kaun nichts angenommen werden, daß japanische Truppeutransporte zu Lande bereits eingeleitet find und sich der Bc okachiung tnizeigen hakn, wie etwa die russischen Mobilmachungtransporte im Frühjahre dieses Jahres. Vorläufig darf man sich demnach w?dcr durch die Sehr--sucht des Herrn Pichen nach japanischer Hilfe beeinflussen lasscn, noch an die Opscrwilligkeit Japans ohne Weiteres glauben, noch einer japanischen .Yilfe einen allzu tiefgehenden Einfluß zubilligen. Seit dem 20. November, als ich zul.tzt über dic Krieaölage im Osten schrieb,- hat sich 'Wichtiges dort zuge tragen. Was ich gegen die Naunzcrci" sagte, zeiate sich durch die Ereignisse bc rechtigt. Die erdrückende russische Zahl" hat uns nicht erdrückt, sie ist nicht im Stande gewesen, eine tüchtigere Minder hcit niedcrzuwalzen". Jede Zahl im Kriege wird erst durch die Führung leben d'g. Die deutsch-österreichische Führung aber hat sich lebcnssähiger und lcbenswah rer erwiesen und konnte bis jetzt das geg nerische Schwergewicht überwinden. Es ist ihr noch nicht völlig gelungen, aber wir hofsen, daß das Ziel nicht mehr in weiter Ferne liegt. Das Einzigste, was den wachsenden deutsch - österreichischen Fort schritt unterbinden könnte, wäre eine ,ge waltige Zunahme der gegnerischen Stoß kräfte. Wenn gefragt wird, woher die wohl kommen sollte, so müssen wir erwi dern, dciß noch Niemand dic russische Zahl völlig ergründete. Wenn es nur auf sie ankäme, so kann auch die aufgebotene russische Reichswehr in die Wagschale fallen, obwohl sie nach' allgemeinem fach männischen Urtheil keineswegs ein Ersatz ist sür die dezimirtc Feld und Reserve armce der Russen. Um die Ucberlcgcnhcit der deutsch-östencichisch-ungarischen Heeresopcratio nen voll zu würdigen, müßte man tiefer in die Motive aller Handlungen der beiden Hauptquartiere hineinsehen können, als eS zur Zeit möglich ist. Aber auch, wenn man es könnte, so erheischte doch der noch brennende Kampf, die Beweggründe der Handlungen zu verschweigen, weil der Feind aus solchem Wissen Nutzen ziehen könnte. Aber .einige der genialen Schach Bge der obersten Führung im Osten leuch ten doch schon jetzt aus den noch ngeklär ten Vorgängen in Pollen hell hervor und können, da sie der Vergangenheit angehö ten, auch zum Mittel dienen, um das Ber trauen in die Arbeit der Führer und ihrer Gencralstäbe und die Tüchtigkeit der ver bündeten Heere zu stärken. Generalfeld marschall ö. Hindcnburg ist ein erfahrener Weidmann, und wie er beim edlen Weid werk List gegen List zu setzen versteht, so hat er sich reich an Anschlägen als Fallen ficllcr erwiesen gegenüber dem russischen Wild. Wir sahen,' wie er auf dem sirate gischcn Rückmarsch zur Neugruppirung der Truppen dem Gegner das Folgen gleich sam suggerirte, so daß dieser ging, wohin Hindenburg ihn haben wollte. Die fünf tige Kampfzone bestimmte er gleichsam voransblickcnd nach dem Schiencnmtz, wel ches die Beweglichkeit seines Angriffs fliigelS auf daS höchste Maß steigern sollte. Der Russe kam in breit Front gegen Westen unp hatte seine Linien von der stpreußischen Grenze bei Soldau ' über den Raum Üstlich Krakau bi an die Karpathen ausged'hnt. Fast fchicn die Kampffront eine Analogie drr deutschen Linie int Westen, und die Bksükck,tug lag nicht sehr ser, daß die freie Beive gunq eine umfassend angreifenden Hce resfidftd auiaeschlvssen wäre, denn die inosurische Seenplatte kann immerhin einer großen Entwickelung ein schümmes Hindernis werden. Die Führung aber verstand e, sich eine Angrisssslanle beim Feinde zu schassen. Die äußerste rechte Stasslung der Russcn. Theile der er!! Armee iRennenkamps), wurde bei Sol dau Mlawa am 12. und 1,'!, November unschädlich gemacht. DuUN düngte Hin denburg am 15. November gleick,,,itig bei Lipno und Kutns den rechten Flügel der russischen ersten und zweiten Armee in südöstlicher Richtung ab. Nun hatte er Raum und Bewegungcsrciheit südlich der Weichsel bekommen. Mit einer Front ge gen Südosten wirkte er auf die russischen Verbindungen und sah sich im Stande, einen Versuch zu unternehmen, der die russische Mitte im Raum LojLowiez umfassen sollte. Alle gelang planmüßig. Der Feind wurde geschlagen, erlilt große Verluste und die deutsche neunte Armee umging den rechten russischen Flügel, hin tcr dem eine Ersatz Armee im Raume bei Lwicz rückwärts gestasfelt war. Nun fehlte nur noch ein: daS Abdrängen die ser russischen Hecrestheile von Warschau und der Weichsel in südlicher Richtung. ' Der Zuschauer dieses gcwaliien Rin gkns dürfte wohl hoffen, den Schlußakt des Dramas bald zu erleben. Da war es wieder die russische Zahl, welche die Jnsze nirung aushielt. Von Süden und Osten wälzten sich neue Massen Heva,,. Aus Süden karucn sie wahrscheinlich auf dem Schienenwege, vermuthlich Reservekräften der Armee in Mitklqalizien entnommen. Waren sie im Raume nordwestlich Prze mysl so konnten sie mit der Bahn nach Sandomir, von da durch Fußmarsch (40 Kilometer) bis Gmielow (östlich 5nelce) und dann bis an die Pilica gebracht wer den. von wo sie gegen Lodz und Lo.ricz einzusetzen waren. Für den Fall, daß die Bahnstrecke in Polen seit dem strategischen Rückmarsch der Verbündeten noch nicht fahrbar gemacht worden war, lag noch die Möglichkeit vor, aus der Gegend von Sanoomir durch Fußmarsch Lublin zu er reichen (80 bis 100 Kilometer), und dann mit der Bahn über Jwangorcd dem Kampffclde nahe zu kommen. Die von Osten neu auftretenden 5cräf!e dürften der Warschauer Hauptreserve entnommen sein, die sich, mehr oder weniqcr verspätet, zusamnien mit den bei SoldauMlawa ge schlagcncn Theilen der Armee Nennen kampf's nach einem Bahntransport über Nowoe;corgicmsk-Warschau einstellten, Anaesichts der neuen, plötzlich in Er schcinung tretenden Gefahr hätte mancher Führer eS vorgezogen, in Erinnerung an den russischen Vorstoß bei Jivans.orod am 29. Oktober, sich rückwärts neu zu grup pren. Anders wurde bei unserer Ost Armee 'gedacht. ' Die weitere Umfassung der Russen mußte allerdings vertagt wer den und der Durchbruch war das Gebot des Augenblicks geworden. Wir hörten, wie sich die gefährdete deutsch Armee mit verkehrter Front durchschlug und wie die mit Vcrnichluug bedrohten Truppen alS Beute 12,000 Gefangene und 27. Gc stütze mitbrachten Wenn auch dic Front linie, im Anschlüsse an die Kampfstellung bei Lodz, bis Strykow zuriickverlegt wurde und von da nördlich gegen dic Weichsel verlief, so waren die der Einkrei sunq entganaencn Truppen doch sofort wieder kampffähig. Das russische Sed.?n ist unseren Feinden nicht gelungen. Gegen die Mitte der neunten deutschen Armce .stemmte sich bei dem wichtigen Lodz die russische Uebcrzahl. Hier griffen eix'iifalls Theile der vorhin erwähnten Erfatzarmce ein, sowie Rennenkampf'sche Regimenter. Es ist die Ansicht ausge sprochen, daß noch weitere russische Rc scrven hier mitgewirkt hätten. Jst es der Fall, dann giebt es uns eine Gewißheit, daß es die letzten nennenswerthen Trup peneinhciten waren, welche den Russen an der Weichsel zur Verfügung stehen, zwar stark genug, um uns bei Lodz auszuhalten, aber zu schwach, um uns zu werfen. Die Gcsammtzahl der Russen in diesem Kampfraum darf man auf 540,000 bis 600,000 Mann schätzen. Jn diesem Nie ftnringcn ist uns nun ein ' glänzender Durchbruch unserer Kräfte gelungen. Er schien von durchgreifender Wirkung wer den zu wollen, das östliche Ufer der Miaz ga, ein Tagesmarsch östlich Lodz, gab aber den nächtlicherweile weichenden Feinden einen neuen Halt. Um diese Stellungen wogte jetzt der Kampf. Bei den östlichen Heeresopcrationcn greifen die Bewegun gen der einzelnen Armeen wie die Theile einer Maschine ineinander. Die räum liche Ausdehnung spielt kaum eine Rolle. Sobald bei Lodz dic Offensive gelang, setzte sie beim deutschen linken Hecresslügel im 'Raume von Lowicz und nördlich da von ein-und gewann Raum bis zur Bzura. ( So ist wieder ein Halbkreis in der Bil dung begriffen und richtet sich gegen die enggrruppirten russischen, Massen. Dem gleichen Ziele zu wirken auch die vereinig ten Teutschen und Orsterreicher im Raume von Piotckow. Ihre Front dürste die Stirn nach Nordostcn haben. Die Ein heitlichkeit der dcutsch-östcrrcichisch-unga rischen Oberleitung ließ endlich den für Frankreich tröstlichen Gedanken der russi schcn Oberleitung nicht zur Ausführung kommen, südöstlich Krakau durchzubrechen. Zunächst wurden die starken russischen Kräfte, die in der Richtung Jwangorod Lysa-Gora angesetzt waren, durch die Ver bündeten gefesselt, dann wurden sie bc droht durch eine glückliche Offensive in Westgalizien, und jetzt befindet sich die 220 Kilometer lange russische Front zwischen Laslo und Piotrkowin in rückgängiger Bewegung. Wie lange noch die Zcrnie rungSarmce um Przcmysl ihre Stellungen festhalten wird, läßt sich nicht übersehen. Will sie nicht in Gefahr gerathen, so muß sie sich zum baldigen Aufbruch ent schließen. So ist dic nissische Gefahr für Galizicn im Rückfluthen begriffen. Ein Ziel., wel ches die geniale Führung Conrad von Hötzendotf's durch die glückliche Neugrup pirung der Kräfte und die zähe Tapfer seit der Truppen erreichte. Die in Süd Polen nach Osten und In Galizicn nach Rnrd.nok!'.stcn gekittete Front de öfter reichisch ungarischen Vordringen bedeutet die erfvlgrcic.'je Uch'-r',tzi,ng bt operativen Bedankst tu t't 2 heit. Beachte muß man bet der Einschä-, der jetzt fleschas senen Lag-, daß die rnfisi'n Kruste auf bcidcn genannt. Jlr'..,, schiupleitzc durch den Oberlauf der Wennül getrennt sind, und daß die Russen in G.ilizicn zum Theil gegen diesen bedeutende Wasscrlauf ge drängt werden. Gelingt ihnen aber wider Erwarten ein östliche Auümei-hen, so ist unter den Kanonen dc Bers!ger die Wi!lokr zu passiren, deren Lauf sich vom Süden n&4 7"ufcv tU,!J und UZ Jsiili; zugSgelandc somit In zwei Abschnitte zcr legt, deren letzter wiener durch den San begrenzt wird. Die Grsamnltlage kann daher irut alS aussichtsreich bezeichnet werden. . 13. Dezember. Während die vorstehenden Zeile ge schrieben wurden, stand der Tag der Ernte im Osten schon vor der Thür. Aus der aussichtsreichen, Gcsammtlage ist eine glänzende geworden. Die russische oberste Heeresleitung stand am lfi. Dezember be reits unter dem Eindruck deS bcok'nden l'fcwöltes. welches aus dem westgalizischen Wcclerivinlel aifcsiie,',en war und die russische Front zum Ausweichen genöthigt hatte. Während nun die letzten russischen Rescroctruppen in d-m notierten Ringen des rechten Flügels im Raume Bzuka LowiczLodz eingesetzt wurden, wankte auch die süd-polnisw' Kampffront zwi schen Piotrkow-Jwanowicc. Wahrend so der Zusammenbruch drohte, kam die Ent- scheidung, welche, im feindlichen Haupt quartier am meisten gefürchtet war, der Durchbruch des deutschen linkn Flügel nach hartnäckigen Frvntailümpfen, und es blieb nur noch der Rückzug. Aber eS war schon kein freiwilliger mchr, sondern ein erzwungener. Die verbündeten Strcitlräsle Deutsch lands und Ocsterreich-Ungarns sind dem weichenden Geeiner auf den Fersen gcsolgt, und die operative Verfolgung 'bildet im Raume von Warschau bis zu den Karpa ihen einen gewaltigen Halbkreis. Den linken Hecressliigel bilden die deutschen Armeen. Ueber die Bzura richtet sich ihr Vorstoß gegen Warschau, während unsere Kampffront LowiczMia',ge!s!uß die Rus sen gegen die Pilica und ferner die Ra domka drängt. Alle na!ürlie!,en Hinder nisse des weiteren russischen Rückzuges, die Weichsel bei Warschau, die lel'tgenannten beiden Fliilse, die sei'npfiaen User und die schlechten Weaeverbindunezen sind Ver- bündetc des Siegers. Wc,s von den slld- östlich Weichenden die Weichsel erreicht, hat schwierigen Ufcrwechsel, wenn über Haupt eine mehrfache Ueberbiückung des sehr breiten Stromes vorgesehen ist. Der einzige feste Ueberzang bei Jwangorod ist iiberlsstct. Die Linie Pioirtow-Kielee ist das Ziel der Mitte der verbündeten eere. hrc -urn in naen nen gereen- tct. Jn diesen Marschrichtnngcn müssen sich unsere Kräfte mit jedem Tag der Ver folgern zum gemeinsamen letzten Stoß naturgemäß zusammenschließen. Der rechte Hecresslügcl der großen Verbündeten Ar mcen operirt aus der jetet gewonnenen Front Liöko - KroSno - Jaslo Zaklicyn Aochnia in nördlicher N'.chtung. Immer enr wird der russische Rückzugsraum silblich der oberen Weichsel. Nie sah die Kriegsgeschichte einen kunstvoller angeleg ten Plan von solchen Dimensionen. Die Meister des Schlachtfeldes aller Zeiten haben ihren Geist zur Verfügung gestellt, um ihn zu erdenken. Ver Wer!!) der franösifchett üNdttttZSbeftlligung. Daß der. deutsche Siegeslauf nach Paris sich nicht so rasch würde gestalten lassen wie .187071, hat kein Geringerer als der alte Kaiser Wilhelm selbst voraus- gesagt, der im Lkiokcr 1879 aus Baden- Läden an Limarck schrieb: Hinsichtlich unserer Deutschlands Stellung in einem Kriege mit Frankreich weiche ich vi Fcldmarschall Mollke ab. insofern ich seine Meinung nicht theilen kann, daß unsere Strcitkräfte ausreichen, einen solchen Krieg ohne Verbündete zu führen. In. einem solchen Falle würden wir uns einer Armce gegenüber kfinden, dic sich von der von 1870 wesentlich unter scheidet, da der Fortschritt, den sie gemacht hat, sich nicht ö.estrcitcn läßt. Außerdem müssen wir in Betracht ziehen, daß die französische Grenze fast hermetisch abge schlössen ist. indcm sie von der Schweiz bis nach Vclgicn eine ununterbrochene Linie von Festungen und Forts bildet, die, selbst wenn sie durchbrochen würde, es unmöglich machte, Beritarkungen an die Front, zu scndcn, uno überdies den stra tegischen Fortschritt unserer .Kräfte enorm erschweren würde. Auf einem so beschränk ten Felde müssen wir nach der Ansicht des Fcldmarschalls Moltkc dic Schlacht liefern. Wenn wir siegreich sind, können wir den geschlagenen Feind nwst verfolgen wie 1870, da wir durch diesen Gürtel von Festungen aufgehalten werden, dic wir, anstatt uns auf eine Verfolgung einzu lassen, sofort belagern müßten. Monate könnten vergehen, ek wir eine von ihnen einnähmen, und das würde der geschlage nen Armee Zeit lasscn, sich hintcr dieser Linie wieder in aller Ruhe zu sammeln und uns wohlvorbereiict entgegenzutreten, falls wir sie auf die Gefahr, unfcre Ver- bindunaen mit unlercr Basis zu stören, durchbrechen sollten. Wenn dagegen die deutsche Armee in der ersten' Schlacht be- siegt wird, ist das linke Rhemufer sofort verloren, und wir müssen uns über den Strom zurückziehen. Aus diesem Grunde darf Oesterreich nicht in einem solchen Krlecse neutral blci bcn, sondern muß int Gcgcntheü Vertrags mäßig verpflichtet werden- uns mit feiner ganzen Macht beizustchen, geradeso wie der. Vertrag uns verpflichtet, dasselbe ge genuber Rußland zu thun. . . . Wilhelm. Der thätigste Vulkan der Erde ist der 2180 Meter hohe Sangay, der in Südamerika- an der östlichen Kette der Anden liegt. Er ist seit 1728 fast un unterbrochen m Ausruhr gewese? 'M w s) " ,! i li-:jr. ' t - ii I . ' - , ' " V. ..' ' . hiij:- .hr v - -'--' - ' .-1, . 2' " ' . V-X: U - . ' .' ' - . . Tf k VT ' ' " " T" ' VAf rf?TF!?fi5 nt ?n?r wt""" Vit7 u fr J U4 W ü m t!' M WM . y y A. x jm. i ' von Ferdinand Scherber. Vriefe, ti ihn nicht erreichten." von der k. u. k. ,?eusnr. Gesterreichisch.gemüihliche velzandlung der inhaftirten 2llliirten. lzobe lllszeichuunz der Gemahlin des ameri kanifchen Botschafters. Da Korrcspondiren mit Amerika ist jetzt scheinbar eine äußerst platonische An gelegenheit geworden. Meine Wiener Bliese flattern, weiß Gott wo? in d:r Welt herum, keinesfalls scheinen sie in dem sicheren Hasen der Post-Office.Boec der New Aorker Staats-Zcitung" landen zu können. ES ergeht mir ähnlich, wie einem verliebten Jüngling, der an feine Angebetete postalisch markirte Poesien richtet, die die strenge Mama aber kon fiszirt. Die strenge Mama ist aber nicht die östcrreichifche Censur wie ich genau treiß, haben meine Briefe bisher diese ge fährlichc 5llippe glücklich passirt, ohne auf Sand zu laufen sondern dielleicht die Censur eines neutralen Staate?, oder die eines feindlichen, da ich meine Wiener Briefe" mit Hülfe einer förmlichen Orga nisation über ein neutrales Ausland dicigire, und sie am Ende gerade dadurch den Weg durch Feindesland nehmen. Da wir im Verein mit Deutschland Feinde genug haben, können Sie sich ungefähr die gefährliche Reise meiner doch so neu tralen Briefe vorstellen. Gleichwohl ziehe ich vor den Widerwärtigkeiten keineswegs die weiße Flagge auf, nicht nur aus an geborenem Pflichtgefühl, wie ich nicht ohne gewisse Bescheidenheit bemerke, sondern auch im Vertrauen auf eine Art Gesetzes der Serie, wonach auf eine bestimmte An zahl geschriebener und abgesandter Briefe' doch einer seine Adresse erreicht. Vielleicht ist es gerade der vorliegende, den ich zur Abwechselung einmal auf einem anderen Wege instradire, wie die Spediteure zu sagen pflegen. ' Briefe, die ihn nicht erreichten!' Dieses geflügelte Wort hat im Reiche der Citate bereits Ehrcnbllrgecrechte erworben und ist schon so gebrechlich geworden, daß ich mich fürchte, es neuerdings zu citiren, so naheliegend es ist. Es giebt jetzt ja überhaupt so viele Mittheilungen, die geraoe die nicht erreichen, für die 'sie be stimmt sind. Daran tragen die Censur, die Post und die Bahnen dic Schuld. Neben der berühmten Scylla und Charyb dis giebt es also noch eine dritte Gefahr. Am gefürchtctsten ist noch immer die Cen sur, deren gewaltige Scheere manchem Wort, manchem Gedanken, mancher Mit thcilung. ja fogra mancher bescheidenen Nacherzählung den Garaus macht, dic andersiro die furchtbare Queue anstands los passirt hat. Dic Censur ist nämlich ein Wesen, das sehr viele Köpfe besitzt. Besitzen muß. Jn jeder Stadt, in jedem Städtchen, in dem ein Blatt oder .Ge drucktcs erscheint, waltet ein Kopf seines Amtes. So viel Köpfe, so viel Sinne. Daraus ergeben sich so auffallende Ver schicdenheiteN der zensuramtlichen Bc Handlung einer und derselben Nachricht. Am liberalsten und darum den Wünschen des' Publikums am meisten entgegenkam mend ist die Censur in Budapest, in Graz und in vielen anderen österreichischen Provinz - Hauptstädten, am strengsten scheint sie in Wien zu sein; denn hier müssen manchmal sogar aus zitirtcn Be richten aus Pcstcr oder Grazer Blättern Stellen fallen. Dem Neugierigen, der wissen will, welche Sähe diese Zollgrenze nicht passiren durften, ist allerdings bald geholfen. Er geht in einen Cigarrenladcn (hier Tabak-Trafik genannt) und kauft sich die Pestcr oder Grazer Zeitung, oder er zieht es vor in einem Kasfcehaus bei einer Schale schwarzen Kaffees seine Neugicrde durch die Lektüre der dort auf liegenden Journale zu stillen. Gewiß wäre es gut, wenn die Censur, die natür lich jetzt ganz militärisch ist, im ganzen Reiche einheitlich, und das Pcstcr oder Grazer Publikum nicht besser informizet wäre, als das der Residenzstadt. Vor läufig kann es einem Wiener passiren, daß er von einem Troppauer als schlcch tcr unterrichteter Kleinstädter ausgelacht wird. ' Je strenger die Censur, desto mehr haben die zahlreichen Quasi-Offiziösen 'zu' thun, die einem gesenkten Kopfes und flüsternd allerlei üble Neuigkeiten zurauen. Diese verläßlichen Quellen" sprudeln immer Mittheilungen hervor. ' Diese Klatsch onkcl müssen sich aber nunmehr gesallcn lassen, daß sie für die Verbreitung ibrer sicheren Nachrichten" infolge eines Spc-zial-Paragraphcn unseres altcn Straf gesctzes vor Gericht und in . dcn Arrest kommen. Anfänglich haben unsers Ge richte sich eine allzu eifrige Praxis zurecht gelegt und Leute vcruriheilt, die ganz ver nünftiae Dinge vorbrachten, z. B. auf die enormen Schwierigkeiten des Fcld- zugcs m Serbien hinwiesen. Aber dieft richterliche Nervosität hat sich glücklicher weise beruhigt und jetzt werden nur die wirklichen Unglückspropbclcn die einzigen, die im Vaterlands etwas- gelten vor das Tribunal gezogen. Was ihnen übrigens jeder gönnt. Recht gut befinden sich bei uns die An gehörigen feindlicher Staaten. . Nachdem wir in Erfahrung breichten, wie miserabel die Ocstcncicher und Ungarn in England, Rußland und Frankreich England scheint da thatsächlich an der Spitze der zwecklosen Rohheit zu marschiren be handelt werden, haben wir -uns endlich Entschlossen, die hier weilenden Bürget der - 1 " , . -' - e t .... , - i i i--f i ...... . , . I, Lf. - ' V,,.-. (V . ' ' ' l'.'li f, (' ' feindlichen Mächte zu .intcrnircn". Dieses Jntereniren ist aber eine recht gemüthliche Vergeltung. Man darf wohnen, wo man will, darf essen was und wie viel man will, man darf nur von 8 Uhr Abends bis sechs Uhr Morgen seine Wohnung nicht verlassen. Man wird also nur zu einer gewissen Solidität gezwungen. 2Z!cl leicht werden sich manche schon darüber beschweren, daß sie an den gewohnten Vergnügungen deS Nachtlebens behindert sind und während sie wünschten, in einer lustigen Bar beim Champagne und fröhlichen Lachen die Zeit todtzuschlagen, sich nun gezwungen sehen, in ihrer Bc hausung bei heimlickem Lampenschcine zu sitzen und einmal Shakespeare, Bhron zu lesen undo ein bischen ihrer klassischen Bildung auf die Beine zu helfen. Wenn ich noch erwähne, daß die feindliche Staatsbürger sich von Zeit zu Zeit bei der Polizei ihres Wohnortes melden müssen, und daß ihre Korrespondenz mit dem Auslande natürlich unter besonderer Aufsicht sieht, habe ich alle Belästigun. gen" . aufgezählt, die sie sich im guten Oesterreich gefallen lassen müssen. Wir haben also alle völkerrechtlichen Nepressa lien ganz jn Wolle eingewickelt. Vor einigen. Tagen sprach ich einen hier in Engagement vesinviichen Opernsänger, der russischer Unterthan ist, der diesbezüglich mit aufrichtigem Lobe für uns nicht kargte. Für ihn, der ja erst nach 8 Uhr Abends feine Thätigkeit entfalten kann, gelten alle polizeilichen Beschränkungen nicht. Ja er erzählte mir sogar, daß tl ihm gelungen, sei, einig? wegen Gefähr lichkeit inhaftirt gewesene Russen, freizu machen und der so ganz liebenswürdigen Jutcrnirung zuzuführen. Wir können uns rühmen, die menschliche Kuliur wenigstens hinter dem Schlachtfeld nicht zerstört zu haben. Ueber den glänzenden Erfolg unserer Kricgsanleihe werden Sie ja schon in, formirt sein. Lassen sie sich nicht weis machen, daß er mit besonderen Pressionen zu Stande gekommen sei. Ncich und meine Bekannten hat gar niemand gepreßt. Nach einem Theile der auswäriiaen , Blätter, mußten Sie rein annehmen, wir waren zur Polizei zitirt worden, wo man uns bedeutete, ein jeder von uns hätte un vorzüglich so und so viel Kriegsanleihe zu zeichnen, widrigcns wir ohne Säumen wegen Verbrechens der Verweigerung des Gehorsams zur Zeichnung der Kriegs anleihe im Hofe unseres Finanzministe riums mit Daumschraubcn gezwickt, aus die eiserne Jungsrau gespannt, auss Rad geflochten oder lebendig verbrannt würden. ES hat in Wahrheit jcder sa viel gegeben, als er mochte oder konnte. Wenn uns England höhnisch borwirst, daß unser Kaiser einen hohen Betrag gezeichnet habe, so kommt einem das wie ein gewaltsamer Witz eines ErzentrickomikerS vor, der keinen Beifall findet und doch die Lacher auf seiner Seite haben möchte. Da unser Kaiser bekanntlich einer der reichsten Männer des Landes ist, hat er nur wie jeder andere reiche Gentleman seine vor nehme Pflicht erfüllt. Ohne ein bischen Bosheit kann man unmöglich witzig fein" sagt Macaula. Aber mit Bosheit allein geht es auch nicht.... Lasscn wir die Bosheit sich-selbst zcr reißen und verderben und freuen wir uns lieber, daß die rauhen Zeiten besondere Werke des Wohlthuns und der Gutherzig kcit fördern helfen. Als bef,ndcre Freude empsinde ich es. Ihnen melden zu können, daß die hiesige amerikanische Botschaft ein eigenes großes Depot von Verbandstoffen für unsere Berwundeten-Spitülcr und Krankcn-Anstalten eröffnet hat, worin Mrs. Courtland Pcnfield, die licbens würdige Gemahlin des Botschafters, mit den Damen der Botschaft und den Mut gliedern der amerikanischen Kolonie eines schönen charitativen Amtes walten. Der Kaiser hat die besonderen Verdienste Mrs. Pcnfield ganz besonders gewürdigt und ihr in außergewöhnlicher Weise das' Groß kreuz des Elisabeth-Ordens verliehen, eine Auszeichnung, .die sonst Angehörigen königlicher Häuser vorbehalten ist. Die rigorose Hofctikctte hat also diesmal das Höchste geleistet, was sie kann: ihre Regeln und Gebräuche überspringen. Die große Republik kann also der Monarchie nicht nachsagen, daß sie undankbar ist. Der heilige Krieg m Indien.- Nach Nachrichten, d'e an- n . ? . Persien in Konstantiuopcl eintrafen, zeigt sich in ganz Indien bereits die Wirkung des hciliaew Kncs. Nevsln!'?!-'- - ' rufe werden besonder? in dic Kasernen eingcschmuagclt. In Bombay kam es zu Coldatenunruhen, bei denen 80 Mann standrechtlich erschossen wurden. Bei der Abfahrt von Transportdimpsern mit in dischen Truppen nach Europa kam es zu Tumulten. DaS -Militär ging geocn die aus Mohammedanern gewisser Stande bestehende Menge, die dcmolirte, mit dem Bajonett vor. Die Attentate auf die englischen Beamten mehren sich. ,Auf die englische Bank fand seitens der englischen Einleger, die ihr Geld dcrkingten, ei Sturm statt. i vt pw . ÄWWBMt4 tttutaM&- 'ÄiÄKH!