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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Nov. 2, 1912)
SHfe Das grüne Auto. l jI'iSüSlS 'Cpionagt.Ro'nan B&1B&fLOirX3&- (14. Fortsetzung) .'S?, auch auf Zlde gkbkn Cie ich!!?! Natürlich, der Schwur ein Mörderin! T kann ja falsch schivören. denken Sie. Wer da Leben einet Theuren zerstörte, kann such hat Leben einer Angehöri gen bedrohen. Nicht Mahr? ß nutzt also nicht.' Während sie diese Worte hervor zischte, zerriß f.e ihr Taschentuch in kleine Stücke. Eine furchtbare Erregung wogte in ihr.. Sie richtete sich auf. sah dem Beamten drohend in die Augen und fragte: . .Und wo werden Sie jetzt begin nen I" Der Kommissar hatte sich Hoden. Er juckte bedauernd mit den Achseln und antwortete in höflichem, aber be stimmtem Tone: .Mir bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder in da Pfeifchen hier zu stoßen oder zu gehen. Wenn ich pfeife, so holt mein Assent. der unten steht, in der nächsten Minute einen Polizeibttlmten, der Ihre Berhaf tung vornehmen wird. Wenn ich ehe. so geschieht e nur unter der Be dtngnng. daß Sie sofort Ihre Kos fer packen, mit mir nach Wien zu rückkehren und sich solange meine Ge seüschaft oder die eine meiner Agen ten gefallen lassen, bis Sie an Ort und Stelle den Beweis Ihrer Un schuld erbracht haben. Wenn Sie unschuldig sind, werden Sie ja nicht zögern, die Reise mit mir anzutreten. Weigern Sie sich, Baronin, dann muß ich. so Kid e mir thut, die hie. sige BeHorde interverniren lassen." Baronin Eternburg überlegte kei nen Augenblick. .Glauben Sie nicht.' antwortete , sie, .daß ich Ihre Drohungen fürchte. Ich weiß genau, daß Sie als öfter reichifcher Polizeibeamter die Tochter des ersten Senator Venedig nicht einfach verhaften lassen können. Da müßten Sie erst auf diplomatischem Wege interveniren lassen.- und bi nicht eine Entscheidung ergangen, könnten Sie mir gar nichts anhaben. Aber damit Sie sehen, daß ich mich schuldlos fühle, so fahre ich mit Jh nen.' Nur zwei Tage Zeit müssen Sie mir lassen." .Bedauere." ' ' Also wenigstens einen. Wenig siens bis morgen abend warten Sie." .Gut, bis morgen abend. Wer Hessen Sie nicht, Sie werden scharf bewacht!" .Morgen abend will ich mich Jh nen ohne alles Aufsehen auf dem Bahnhof ausliefern. Ich verlange nur, daß Sie jeden Skandal verniet 'den. Daß mich meine Familie auf RKnKnk fcnltn hnrf rn& (?.! vwy'" f " r w i . u w sich mir erst nähern, wenn wir die Station verlassen haben: Mein Vater soll nicht erfahren, daß feine ,Tochter des Mordes verdächtigt wird."' .Also auf morgen abend." sagte der Kommissar. - Auf morgen." Doktor Mariens verbeugte sich leicht und verließ den Salon. , , Die Baronin verharrte einen Au oenblick regungslos in ihrer Stel jung. Ihre dunklen Augen starr ten ihm nach. . , Plötzlich wandte sie sich um und 'ein trmmphirendeS Lächeln stahl sich über ihr Angesicht . . . .Vierundzwanzig Stunden Zeit!" -murmelte sie. 1 0. St a p i i c I. Die ganze Nacht hindurch wurde der Palazzo del Angela, scharf be wacht. ' Die beiden Agenten lösten keinander von Stunde zu Stunde ab, so daß im Hause niemand aus und eingehen konnte, ohne gesehen zu wer den. Doktor Wartens selbst miethe te eine Gondel und fuhr des öfteren durch den Canal Grande um den Palast herum. Im ersten Stockwerk des Hauses brannte bis spat nachts Licht. An den Fenstern sah man die Schatten eiliger Gestalten vorbeihuschen. Erst kgen ein Uhr wurde es im Palast finster. t- Jetzt erst kehrte der Kommissar ins 'Hotel zurück und begab sich in die Zimmer, die er und Sphor gemein schaftlich bewohnten. Der Baron trat ihm etwas erregt mtgegen: '" .Ja. sagen Sie mir nur. wo haben Sie die ganze Zeit gesteckt? Ich war schon ängstlich um Sie. Ich glaubte. ,5 sei Ihnen ein Unfall zugestoßen. In dem mittelalterlichen Venedig wä. so etwas leicht möglich. Also wie war's bei Castellmari?" .Wir reifen morgen ab," antwor tete Doktor Mariens ernst. . , .Wir reisen das heißt? Sie und .ich oder Sie und die Baronin?" JtJit drei.". .Ja haben Sie su denn verhaf. ist?" ' . .. . Der Kommissar zuckte die Achsel. .Dazu hatte ich leider kein Recht. cerLessenSlk nicht, daß wir unS inJta. tLo auf fremdem Boden. bV f5". Und dann. Sie wissen ja, t-V '.r der Polijkirath einschärfte. :x C'vt sich vor, nws das für von August SBeißL M&Wi.Ul.Z?aem': einen Skandal verursacht hätte, wenn ich die hiesige Polizei um nterven tion-angegangen wäre, damit sie die Tochter bet ersten Senator derStadt verhasle. Nein, erst muß ich sie über die Grenze bringen. Tann kommt sie mir nicht mehr fort. Wären wir nur schon so weit. Bei dieser Frau muß man auf alle gefaßt sein .Sie halten sie also für schuldig?" .Sie hat sich in derartige Wider spräche verwickelt, daß es kurioS zugehen müßte, wenn sie an der Sa che nicht betheiligt wäre. Sie weiß sicher mehr all die ganze Polizei." .Ich kann nicht daran glauben," antwortete der Baron. .Wenn Sie sie heute gesehen hat ten. würden Sie wohl schmerlich da ran zweifeln. Ich fürchte nur. daß sie un noch im letzten Augenblick einen Streich spielen wird. Ich traue mich gar nicht inS Bett zu ge hen." Im selben Augenblick wurde auf der Straße ein Pfiff laut. .Da Haber wir'S" Der Kommissar eilte zur THL? tfnt sprang die Stufen hinab. Unten stand der Agent öuber. .Sie will durchgehen." flüsterte er' haftig. .Kraft folgt ihr." I .Was folgen!" rief der Kommissar ärgerlich, .anhalten hätte er sie sollen- Welche Richtung schlug sie ein?" .Den alten Weg zur Rialtobrücke." TerLokaldampfer fuhr nicht mehr, eine Gondel war glicht aufzutreiben. So blieb nur der Landweg übrig.! Der Kommissar lief, so rasch konnte, über den Markuöplatz. durch die Frezzeria. der Rialtobrllcke zu. ! Baron Sphor und der Agent folg ten keuchend. Athemlos langten sie bei der Bruckq an. Sie warteten eine Viertel, eine halbe Stunde. Niemand kam. j Aa,ent Huber wurde zum Palazza geschickt.. An seiner Stelle kam d zweite Agent zurück. Er berichtete: ' ' .Hübet und ich lauerten, als plötz lich die rückwärtige Thür geöffnet wurde. Die Baronin kam heraus, aber nicht wie daS letziemal angezogen, sondern in eleganten Kleidern. Vor sichtig blickte sie sich nach allen Seiten um. Da sie uns nicht bemerkte, ging sie rasch, in den Schatten der Häuser, gedrückt, an dem Palazzo Bianca cappella vorbei durch die Canonica und kam hinter der Markuskirche bei den Leoncini auf dem Markusplatz heraus. Ueber den Platz lief sie mehr als sie ging, offenbar hatte sie Angst, von Bekannten gesehen zu werden, und eilte durch die Bocca gegen S.,MoW. Ich schickte Huber zu Ihnen und folgte ihr. Sie mach te einen Umweg an Ihrem Hotel vorbei, blickte zu den Fenstern hinauf und bog dann durch die Calle del Facri in die Frezzaria ein. Der Pfiff HuberS erschreckte sie. Sie blickte jäh zurück und sah mich. Da rauf kehrte sie um und ging rasch in Haus zurück." .Sie ist also jetzt wieder oben? Ist darüber kein Zweifel möglich?" , .Gewiß nicht. Ich selbst habe sie eintreten sehen und bin nicht eher von der Thür gewichen, bis Huber kam." Wir haben uns also ganz umsonst aufgeregt." meinte Baron Sphor. Der Kommissar überhörte die Be merkung. , .Lassen Sie das PalaiS ja nicht aus dem Auge." befahl er dem Agen ten. .Speziell in den Morgenstunden geben Sie acht. Um die Zeit, wenn der Eilzug abgeht." Langsam gingen Doktor MartenS und Baron Sphor zum Hotel zurück. .Zweifeln Sie noch immer?" frag te der Kommissar. Baron Sphor schwieg. Kein Zweifel, sie wollte fliehen. Der Boden ist ihr zu heiß geworden. Es he'cht verdammt achtgeben bei der Frau.", Muß ich morgen mit Ihnen rei sen, Herr Doktor?" fragte jetzt der Baron. Doktor Wartens lächelte. .Sie blieben lieber hier, was? Seh? begreiflich von Ihrem Standpunkt. Uebrigens bleiben Sie. Es ist so gar besser. Aber Sie müssen mir versprechen, Augen und Ohren offen zu halten. Nicht nur für die schöne Maria. Für alles, was hier vor geht." Ziemlich müde langten die beiden Herren beim Hotel an und begaben sich zur Ruhe. Zeitig am nächsten Morgen war Doktor Mariens schon vor dem Pa lazzo del Angela. Der Agent stand auf seinem Po sten. Er hatte nichts zu melden. Der Rest der Nacht war ruhig verlau fen. Die Gefahr eines Fluchtver sucheS schien überstanden. Den Vormittag benutzte der Kom missar, sich von dem österreichischen Konsul zu verabschieden. Mittags packte er die Koffer und expedirte sein Gepäck auf den Bahnhof. Da wurde ihm ein Brief der Baronin gebracht. Sie. schrieb: , . Geehrter . Herr Doktor! Unserer Verabredung gemäß wer. de ich den um 8 Uhr 12 Minuten abends abgehenden .Eilzua benuÄen. Tägliche I .1 I .,' Ich ersuche Sie nochmals! mich aus dem Bahnhofe nicht anzusprechen, d ich mich von meiner Familie in völlig unauffälliger Weise verabschieden möchte. Ich habe ein Halbcoupö er ster Klasse belegen lassen. Am Nachmittag n.ochte der Kom missar einen Tpaziergang zum Bahn hose. Er siudirte den Fahrplan und konstatirte, daß um 8 Uhr 12 Minu ten der Eilzug nach Wien abging und zwei Minuten später der Post zug nach Rom. Der Kommissar ersuchte den Sta tionivorftand um ein reservirte Cou p, worauf dieser bedauernd entgeg nete. da einzige n?ch freie sei vor einigen Stunden vom Senator Ca ftellmari belegt worden. Doktor Marien löste für sich und Agenten die Karten, um am Abend keinen Aufenthalt zu haben, und tret den Heimweg an. Im Hotel setzte er eine aukführli che Depesche an Polizeirath Wurz auf. in welcher er seine Ankunft mit der Baronin ankündigte, und traf die letzten Anordnungen. Aaent Huber wurde auf den Bahn Hof dirigirt. Er hatte die Aufgabe, der Baronin bis zum Coupi zu fol gen und bis zur Abfahrt des u ges von der Thür del Waggon nicht zu weichen. Kraft wurde zum Pa lazzo beordert. Er sollte die Abfahl? der Baronin signalisiren. Der Kommissar selbst wollte auf der gegenüberliegenden Seite de Ka nal die Abfahrt beobachten und der Baronin auf dem Fuß folgen. Um halb acht Uhr stand jeder auf seinem Posten. Der Kanal lag schwarz und gah nend da. Ein schwacher Biertelmond blinzelte durch Wolkenschleier und verbreitete einen dämmerigen Schein. In dieser dunklen Stille spiegelten sich die marmornen Paläste nur un deutlich im Wasser. Die mit dem Wappenfarben bemalten Pflöcke bil deten zittrige Linien. Von fern hall te der Gefang der Serenadengondel. Eine weiche Tenorstimme sang das .vorrel rnorir" von Tostl. Man hörte die Ruderschläge der begleiten den Gondeln, in denen fast nur Eng länder und Engländerinnen saßen. Dann kamen die Lampions der Sere nadengondel in Sicht. Auf der Markuskirche schlug eS dreiviertel acht Uhr. Der Agent hat te die Abfahrt der Baronin noch immer nicht signalisirt. Da öffneten sich die Thüren zur Riva an der Front deS Paläste. Der Diener rief die beiden Gon Voliere an. Pronta la gondola!" scholl der Ruf zurück. Vier Gestalten erschienen in der Vorhalle. Der Kommissar konnte sie genau unterscheiden. Es waren der alte Senator, die Baronin und zwei weibliche Gestalten, von denen sich eine in respektvoller Entfernung hielt, offenbar eine Dienerin. Die Baronin umarmte ihre Schwe ster. Der Diener breitete den Teppich über die grünlich schimmernden, feucht schlüpfrigen Stufen. Drei Personen nahmen in der Gondel Platz, die vierte verschwand im Hause. In einer Distanz von etwa dreißig Schritten' folgte die Gondel deS Kom missars, zu dem sich der Agent Kraft gesetzt hatte. Durch stille, dunkle Wasserstraßen glitten sie dahin. Nur die Ruder fchläge hörte man und zeitweilig das melancholische, langgedehnte Htali!" der Gondoliere, bevor sie um ine Ecke bogen. AIS der Bahnhof sichtbar wurde, gab der Agent den Signalpfiff, den Huber vom Bahnhof aus erwiderte. Bei dem Pfiff glaubte MartenS zu bemerken, daß sich die Baronin jäh umsah. Er befahl seinem Eondolier, lang sam zu rüdem, da er ein Zusammen treffen auf der Landungsbrllcke ver meiden und der Baronin, die ja der Agent Huber ohnedies bewachte, Zeit lassen wollte, die letzten Abschieds worte ungestört an die Ihren zu rich ten. AIS die Gondel dS Kommissars anlegte, stand der Senator mit den beiden Frauen an der Thür des War tesalons in eifrigen Gespräche. Ein flüchtige? Blick belehrte den Kommissar, daß Huber Wache hielt. Doktor Mariens trat auf den Perron; die Uhr zeigte acht Uhr fünf Minuten. Auf zwei Geleisen standen die Züge zur Abfahrt Uxt'l Der nach Wien fahrende Zug etwa? vorgeschoben, so daß die Passagiere hinter ihm zum zweiten, demRomzuge, gelangen konn ten. Das bestellte Toi.p6 der Baronin zu finden, kostete kei:ie Mühe. Der Schnellzug hatte nur zwei direkte Wagen. Als der Kommissar in dem ersten das Halbcoupo erster Klasse aufstoßen wollte, fand er es versperrt. Der Kondukteur erklirrte ihm, daß diese Abtheilung reservirt sei. Doktor MartenS stellte sich dem Waggon gegenüber hinter eine Säule. Er wollte die SiiuatibN überblicken und ausharren, bis die Baronin den Zug bestiegen. Dann Jab eö kein Entrinnen nutz. Der große Zeiger der Bahnhofuhr schritt vorwärts. Obwohl nur mehr piek Minuten zur Abfahrt des Zuge fehlten, so wurde der Kommissar doch nicht un ruhig. Hinter der Bsronia im Warteraum stand ja Huer, und bei Cmaij Xritlic. !. i -- -'l"" Camötaa. des der AuSgangkthük sah 'er den zweiten Agenten. Drei Minuten fehlten r.och b! zur Sbfahrtlzeit de Schnellzuge. Da trat die hob. Gestalt de Se natort au dem Wartesaal. Jha folgten zwei Frauen und der Agent Hu der. Ein Beamter sllhrie die kleine 0e sellschaft mit einem: .Bitte, schnell zu dem reserv'rten Eoup". Ohne von ihrem Vater nochmals Abschied zu nehmen, bestieg die Baronin rasch mit ihrer Dienerin den Waggon. Sie trug ein dunkle, englische Reisekleid und einen langen, dichten Schleier. Ager.t Huber pcstirte sich seinen Instruktionen gemäß sofort an den einen Auögange de! DurchgorgSwag gonß. Agent ttraft an dem anderen. Hinter den angelaufenen Scheiben, die im elektrischen Licht wie geripp te Gla glitzerten, tauchte jetzt in verschwommenen Linien da Antlitz der Baronin auf. Sie hatte denHut bereit abgelegt und winkte ihrem Vater zu. Von ihm flog ihr Blick zum Kommissar hinüber. Eine Se künde lang fah sie ihm fest in die Augen. Dann wandte sie sich ab und zog den Vorhang halb vors Fen ster. Der Kommissar eilte zum Coupö; S war die höchste Zeit. Die Dienerin der Baronin lies an dem Agenten Kraft vorbei und sprang vom Trittbrett. Im selben Augenblick schrillte die Pfeife dei Ctationkvorstanves. und der Zug fuhr langsam aus der Halle. Doktor Mariens ließ die beiden Agenten an den Ausqängen. trat lei se zur Thür de refervirten CoupS und klopfte an. Keine Antwort. Er versuchte die Thür zu öffnen. Sie widerstand feinem Drucke. Die Vorhänge waren zugezogen, doch durch einen kleinen Spalt konn te er in dem abgedunkelten Coup die Umrisse der Frau wahrnehmen, die auf den Samtpolstern kauerte und das Antlitz in den Händen ver barg. Auch etwas von ihrem roth goldigen Haar sah er undeutlich schimmern. Doktor Mariens kehrte auf seinen Platz zurück und zündete sich eine Zigarre an. Nun konnte ja nichts mehr pas siren. Sie war in seiner Gewalt. An den Ausgangsthllren standen die Agenten. Nach den Aufregungen der letzten zwei Tage konnte er endlich einmal eine Zigarre in voller Ruhe genießen. An der Grenze mußten sich ja die CouMüren öffnen. Bis dahin konnte er die Baronin sich selbst überlassen. Wozu ihr seine Gesell schaft aufdrängen? Ein Verhör hatte, solange sie sich allf italienischem Bo den befanden, keinen Zweck. Doktor Mariens durschritt noch mal den Gang, überzeugte sich, daß die Agenten Posto gefaßt hatten und warf noch einen Blick durch den Vorhanzspalt auf die regungslos da sitzende Frau. Dann fchloß er sei ne CouMhür. ES war eine für diese Gegend un- ewöhnlich kalte Winternacht. Sie uhren gerade über die letzten Bogen der Brücke, welche Venedig mit dem Festland verbindet. Rechts und links sah er noch die Ausläufer der todten Lagune, die im fahlen Licht des Mondes nur mehr Tümpeln gli chen. Das Geräusch der Räder ver änderte sich. Man hatte die Brücke verlassen und das Festland erreicht. Der Märchentraum Venedigs zer rann. Durch die festgefrorenen Scheiben glitzerte noch einige Minuten ferner Lichterschein; dann lag dichte, undurchdringliche Finsterniß über die weite Ebene gebreitet. Der gleich mäßige Singsang der Räder wirkte einschläfernd. Bald störte nichts mehr die Ruhe des Kommissars, der es sich in der Ecke bequem gemacht hatte und mit zufriedenemLächeln vor sich hinsah... In Treviso stiegen mehrere Perso nen zu ihm inS Coupö. Doktor Mariens sah nach, wann der Zug in Pontafel eintreffen muß te. und beauftragte die Agenten, ihn eine Viertelstunde vorher zu wecken. In dem warmen Coupö und den wei chen Sammtpolsiern war eine große Müdigkeit über ihn gekommen. Er wollte ein wenig schlafen. Seine Pflicht hatt er ja erfüllt, die Baronin befand sich in seiner Ge walt. Doktor MartenS schloß die Augen. In wenigen Minuten war er einge schlummert. Er wußte nicht, wie lange er ge schlafen, als ihn ein leichtes Rütteln an der Schulter weckte. ES ist Zeit." raunte ihm der Agent Huber zu. .sie richtet sich auch schon zusammen." Der Kommissar rieb sich daS Rest chen Müdigkeit auS den Augen und sprang auf. Die Vorhäng deS NachbarcoupS waren jetzt ganz zugezogen. Man sah nur den Schatten der Frau, die augenscheinlich damit beschäftigt war, ihre Sachen für die Zollrevision her zurichten. Fortsetzung folgt.) ' Ermahnung. Wirth (in dessen Saal eine Schmiereiilrupk ga stirt, vor der Lohcngrin Aufführung zum Tenor): .Du, daß Tu mir heuu nicht wieder so schreist .. 'S Kind schläft!" , . L'fi. Cftober 1J13. i XHtn. ko Paul Jech. !ie wir l'kilicken ,!d sie MtV; o,,o ,,s ,,sa iimkl,btcni ieia S l II 11 HP Aklgal'.k". und ,'ichk N" w -; PTntrj, Sie waik einmal rnitirn unser n Und standen sa wie Ct,re ans ri'aa. . ... Tie kam,,, heil inib aeü'n v'kllcicht 110(1) nxit llnh Irden rTinr Ial,rrk'rit In thirrn lunfcl, kühl ml ntn.riuirt;t. . . 7mt Nrn. her sitorr an die SiifU'en f.fil.'irtt. Wrckt ihk rdächtniS. bis sich rtwnS "IN. Tat langsam wäch't mk Wille wuo und Nackt. Und so :.; ftrmde ?5ri'!e durch die Naäit . Hinpoltrr,,, fällt ein armS TZort "d Niiint Cm Wort, das alle D'rlt um Wei5n zwing:. 5ie polizeistrsfe. Der Fischhändler Klatt war e'm alter, verbrauchter Mann, eine Harm lose und einfältige Seele, dem nie mand elwaS zu Leide tat. weil c auch jeden in Frieden ließ. Er fuhr seine Fische auf einem alten, klap perigen Wagen durch die Straßen und' hielt oft ein, um mit dem Fiich' korb in die Häuser zu gehen und seine Ware anzubieten. Schon deZwe en setzte er sich nie selbst auf den Wagen, er tat eS aber auch nicht, weil er feinem Pferde nicht zumuten wollte, ihn auch noch zu fahren. DaS Pferd war nämlich das. was man in Prfiirthrr ober eine Krake zu nennen pflegt, und es war doch einst ein ausgelassenes. lustiges uuen ge-wrsrn- rS batte dann stolze Karossen gezogen und war bewundert worden, und Herren und Damen yauen iqm die Schenkel geklopft; es war von rinrm Affiner oeritten und halte nach und nach alle Stufen eines Pferdelebens durchgemacht. Stufen, die stets trauriger und trostlos?! werden, bis aus dem Tier end'.im eine Ruine wird. Das Pferd nm erblindet, wurde armselig ernährt rnih ftnlnrrte siumvs und müde vo: dem Wagen auf seinen kraftlosen. geschwollenen Be'.nen und gelwrchl? nur krr Neitlcbe. um seine Schritte weiterzugehen. Durch den langen. täglichen Frondienst war lern nuacn eingesenkt, um die Augen hatte es die' weißen Ringe des hohen Alters, und es war ihm anzusehen, daß e? sein Joch nicht mehr länger tragen würde. Klatt versorgte namentlich die Be wohner abgelegener Straßen mit Nrlckrn und 5,erinaen und ließ es sich nicht nehmen, mit den Haus frauen oder Wirtschafterinnen ein vertrauliches Wort zu reden. m ist kalt." saate er in der Kü- che zu Frau Leistmann und schlug sich dabei die, Arme um ren eiv. gs,n . Sie mir schon für 1 zehn Pfennige Heringe ab; Ihr Mann ißt sie abends gern frisch gebraten zum Brot. Es gehört ein kleiner Korn dazu!" Ich brauche wirklich heute reine. Klatt." O. Sie nehmen mir schon für zehn Pfennig ab, ich ich geb' heute sechs; eS war guter Fang, und ich muß meine Ware doch los werden: Was Sie nicht aufessen, legen Sie sauer ein mit Zucker. Lorbeerblät tern und Zwiebeln. Sie wissen ja! Frau Volkstedt hat gleich für drei ßig Pfennig gekauft, und Frau Hempel nimmt mir jedesmal für zwanzig ab. Sie sagt, daß meine Heringe besser sind als die vom Markt!" Frau Leistmann ließ sich erweiche,! und nahm dem Alten für zwanzig Pfennig ad. Er ging hurtig die Treppe hinunter und wollte sich so eben ins nächste Haus begeben, als er einen Polizisten an seinem Wagen bemerkte, der ihn heranwinkte. Was ist denn?" fragte Klatt. ' Sie haben das Pferd nicht avze strängt!" Das ist bei meinem Pferd doch nicht nötig." sagte Klatt mit ein schmeichelndem Lächeln und nahm von der Straße ein Stück Papier auf. um zu beweisen, wie sehr er auf Ordnung halte. Du Polizist erwiderte nichts, son dern hielt Umschau nach weiteren Uebeltätern und ging seine Strafe weiier. Klatt atmete auf, dankte dem lie bcn Gott im stillen, daß er gnädig weggekommen war, und strängt; dann sein Pferd ab. Besser ist bes ser. dachte er. Am nächsten Morgen trat der Po lizist in seine Wohnung und bestellte ihn zur Vernehmung aufs Rathaus vor den Chef der Polizei. Ach. du lieber Gott, nun schlägt'S Gewitter in den Teekessel!" sagte Klatt. Ist das von wegen gestern?" Der Polizist nickt mit gnädiger Herablassung. Warum sagten Sie nicht gestern davon!" sagte Klatt bedrückt. Ich hätte Ihnen gern ein Gericht Heringe gegeben!" , ; - :, Der Polizist wdte ilm starr na, stand noch einige Äugenblicke still und ginq dann fort. , Der Fischhändler begab sich aufs Rathan und stand bald zaghaft toi dem Bürgermeister. Ter Bürgermeister war ein Mann, den die schönsten Tugenden de Menschen zierten: Gerechtigkeit und Menschenliebe. Man wußte, daß er im stillen diel duiti tat. daß er für Arme nicht nur mitleidige Worte, sondern auch ine volle Börse hatte, und daß er in seiner HerzenSgüte auch manchem Wohltaten wie, der sie vielleicht nicht verdiente. Kluge Leute, die für die Elenden kahle, dürr Redensarten haben und dabei doch ihr Herz abschließen vor den Sorgen ihrer Nächsten und ihre Hand und Taschen vor ?.Wsiefühl bewah ren. nannten ihn leichtsinnig. unbe dacht, und doch waren sein vielen klei ne Taten zusammen besser oli Siege von Feldherren. Der Skbildete. herzensgute Mann fragte den Fischhändler: .Wie hei ßen Sie?" Klatt vorn mit 'nem K. Herr Bürgermeister!" .Sind Sie schon vorbestraft?" Nein," erwiderte Klatt. ,Cie werden nun aber eine Strafe bekommen. Gestern haben Sie Ihr Pferd nicht abgesträngt, und da lo stet drei Mark!" Ach. Sie! DaS könnten Sie mir schon erlassen! So dick sitzen mir die drei Mark nicht!" DaS geht nicht! Polizeiverord nungen werden darum in die Welt gesetzt, daß man danach handelt!" Sehen Sie sich mein Pferd ein mal an. Herr Bürgermeister, das kann mit seinen stumvfen Zähnen kaum noch sein Futter kauen, und weglaufen kann'S nicht. Ich bring' Ihnen schon ein Gericht frische He rinae umsonst, die können Sie abends frisch gebraten auS der Pfanne zum Brot essen. ES schmeckt herrlich, aber es gehört ein kleiner Korn da zu!" DaS ist ja Bestechung!" sagte der Bürgermeister lachend. Ich trinke iibriaens keinen Korn!" O nein." erwiderte der arme Schelm mit kläglicher Stimme, es ist nur eine Gefälligkeit, ich kann meine Fische doch an einen guten Freund verschenken, wenn ich auf den Tag nur eine Mark verdiene, und wenn's köstlich ist, mal fünfzig Psen niq mehr! Davon soll ich sieben Kinder groß machen. Nehmen Sie bloß mal an! Man hat kaum's Saiz aufs Brot!" Salz und Brot macht Wangen rot, sagt man!" Ja. aber von guten Butterbroten ist auch noch keiner blaß geworden.' Aber dazu langt's nicht oft! Taler weise gibt man daS Geld aus, und groschenweise nimmt man's wieder ein! Und alles ist so teuer: Brot und Butter! Und die Hühner wol len nun auch nicht mehr so billig legen! Und nun wollen Sie mir den Prosit von zwei Tagen weg schnappen! Und . dazu obendrein die Nachrede bei den Nachbarsleuten! Da bleibt ein Lack hängen!- Und bei aller Armut habe ich noch nie 'nen Diebstahl versündigt oder 'nen Dia lekt verbrochen!" Armut ist keine Schande. Klatt!" sagte der Bürgermeister, der durch diese Art Verhör die Lage des Fisch Händlers erforschen wollte. Eine Ehre auch nicht! So ein vornehmer Herr sagt oft: Armut ist keine Schande; aber Sie sollten nur wissen, wie einem zu Mute ist, wenn das Portepee immer leer ist. Das drückt mehr als ein volles!" Darin haben Sie recht! Ihre Theorie wirft die ganze Physik über den Haufen! Wenn Sie die Sirare nicht zahlen können, so können Sie dafür einen Tag sitzen!" Nein, nein!" rief Klatt und wehrte mit der Hand ab. .Ich hab' siebzig gegen die Franzosen gefochten und sie nach Paris zurückgejagt und hab' dafür aufgepaßt, daß sie nicht zu uns gekommen sind und hab' kei ne Angst gehabt, als die Kanonen vor Paris knatterten und die Fran zosen sangen: Allong, fang an die Batterie" aber vor dem Sitzen hab' ich Angst! Zum Sitzen bin ich nicht qua sagen sie mal weiter!" Meinen Sie qualifiziert?" Ja. so ist's! Dazu bin ich nicht qualifiziert! Wir leben doch nicht in Rußland, wo man um so 'ne Klei nigkeit gleich abgemurkst wird! Sie können mir ja mit 'm Handstock son'n Stückner fünf Lberstreicheln lassen, dann ist die Sache aus , der Welt!" DaS wäre russisch, lieber Freund! Gerechtigkeit muß das oberste Gesetz sein! Wenn ich bei Ihnen das Ver sehen durchgehen ließe, so würde sich mit Recht jeder darauf berufen! Ma chen Sie also, was Sie am besten dünkt!" , Ich kann doch beides nicht! Und gar wegen meines Pferdes nicht!" Das hätte doch weglaufen kön nen!" Nein, das kann eS nicht!" Es ist doch gesund?" Das wohl; Blindzünddarm hat's nock nicht gehabt, aber Nennbegier hat's auch nicht! Hiermit ist nun doch die Sache entledigt?" ? Ich glaule nicht!" - - ' Na, dann schreiben Sie's an und schickin mir zu Neujahr die, Rech Lllna.!" , .So lange warten wir nicht! I acht Taaen muß gezahlt werden!" .Ich h.,b' doch nichts iidrig! I, hab' schon letzten Cvnntag einen ' Hosen knöpf in den Kllnaelbeutel g' werfen und hab' dem Pastor g? sagt, damit er keinen anderen m Verdacht hat. Und gebettelt hab' ich auch noch nie! Lstarum hab' ich nicht siebzig 'nen Schuß gekriegt, daß ich einen Arm verloren hatte! Dann hätte Mutter wohl viel geweint, aber heut' hätt ich mein Ankkommen al Invalid gehabt. Da samme't man . immer für die lleberschwemmien - für unsere Art Leute, die immer aus dem Trockenen sitzen, müßte szesam melk werden!" .Also e bleibt dabei! ES ist alle! bereits ausgeschrieben!" sagte der Bürgermeister mit mühsam erheuchel tem Ernst. O nein! ES kann nicht dabei bleiben! So dreikantiq müssen Sie nicht reden, da ist Gewaltherrschaft,! Streichen Sie's durch und schreiben. Sie dabei, daß e in den Haaren be trocknet arblirn ist! G:gen olkc andere prnm stier ich!" - . Na." sagte der Bürgermeister. .Sie sollen nicht protestieren. Klatt!" Er zog seine B?rse und gab dem' Fischhändler einen Taler. Damit bezahlen Sie Ihre Stra fe." fuhr er fort, und stränqen Sie Ihr Pferd rei-lmäßig ab. Und wenn' Ihnen schlecht geht, so kom , men Sie zu mir!"' Klatt nahm da?. Geldstück und sei ne Augen glänzten. Ekrlickien alten Leuten soll man helfen!" sagte er. Ich bin alt. und meine Mähre ist alt. und daS Alier muß. man ehren! Ich danke viel malS!" Ganz recht!" Klatt ging fort. Als der Bürgermeister einige Wo chen später sich beim Polizisten er kündigte, ob die Sache erledigt sei, erwiderte dieser: Zu Beschl! Klatt hat inen Tag Haft abgesessen!"' Auch gut." sagte der Büraermei ster. er bleibt dabei dpch ein Ehren mann wie irgendeiner, der jemals auf Sohlleder einherging." Vra!,m Streiche. Von dem berühmten Hamburger Komponisten erzählt man sich folgende hübsche Anekdoten: Brahms war als kchier Norddeut scher sehr zurückhaltend. Dennoch hatte er den Schelm im Nacken, wie folgende Streiche beweisen: Einmal ruhte Brahms in seinem Garten un ter einem Baume auS. als 'fC ihm . ein Fremder näherte und ihm in wohlgesetzter Rede seine Bewunde rung für die Erzeugnisse der Brahms schen Muse zum Ausdruck brachte. Der berufsmäßige . Interviewer war. gar zu erkenntlich, und Brahms konn te der Versuchung nicht widerstehen,, ihm einen Streich zu spielen. Er un-' terbrüch den Redefluß mit den Wor. ten: Lieber Herr, hier muß ein Irrtum vorliegen. Wahrscheinlich su" chen Sie meinen Bruder, dem 5!om ponisien. Der ist leider gerade ausge gangen. Wenn Sie sich aber beeilen und den Pfad entlang ' durch den Wald auf den Hügel lausen, können' Sie ihn vielleicht noch einholen." . ' Komplimente von Leuten, die ihm keine zu machen hatten, wußte Brams auf merkwürdiger Weise abzulehnend Einmal saß Brahms zum Beispiel in heiterer Gesellschaft an der Tafel ei' nes Wirtshaufes. Er bestellte den besten Wein, den der Wirt hätte. Hier ist ein Wein," sagte der Wirt. , der alle ankeren ebenso übertrifft, wie Brahmssche Musik alle andere." Na, dann nehmen Sie ihn nur wieder zurück", sagt: Brahms trok ken, und bringen Sie uns eine Fla sche Bach." Eine Geschichte von Brahms ist zu bezeichnend für seine Geistcsart. als daß sie hier weggelassen werden dürf te, obwohl sie die Bezeichnung Streich ganz und gar nicht verdient. Brahms war bei seinen Eltern zu Be such gewesen und sagte beim Abschied zu seinem Vater: Du, Vater, wenn es Dir einmal schlecht gehen sollte, . der beste , Trost ist immer die Mulik. Lies nur fleißig in meinem alten .Saul", da wirst Du finden, was Du brauen kannst." Brahms hatte nämlich heimlich zwischen die Seiten von Handels Saul" ein Bündel ' Banknoten verteilt! Tie Badepuppe. Eine deutsche Mutter erzählt: Meine kleine Dreijährige ist in dem beneidenswerten Stadium, wo sie nach allem fragt, ganz gleich, ob man es beantworten kann, oder nicht. Neulich mittags zeigte sie auf die Zah len am Nucken ihrer neuen Bade puppe und fragte wieder einmal: Was ist das. Mutti?", Das ist der Preis des PUppchenS." Was ist da" Es heißt wie teuer sie war." Wie teuer war sie denn?" .Dreißig Cents." Das Kind schwieg. Abend im Bett strampelte es sich bloß, legte sich aus den Bauch und ries: Muiii!" Was denn, mein Liebling?" Guck doch mal. wie teuer ich war!" Die zehn Haupt Eisenbahnen Spaniens haben über G100 Meilen ßdiUc ' . . ' . i 'V