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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 29, 1917)
. Lieb Vaterland. I Roman von Rudolf Strap. ( (4. Fortsehung.) »Ich höre nichts! . . . Hast Du deren Feddersen »Ja« oder »Nein« gesagt!« «Neint. . . Zum Kuckuck. . . das erzählte ich ja die ganze Zeitl« »Alle liebst Du mich nichts« sagte Margarete plöhlich ruhig und hoffnungslos, liesz die Hände in den Schoß sinlen und starrte oor sich hin. Dann jügte sie mit einem bitte ren Zacken um bie Mundiointel hin zu: »Wenn man jemanden wirklich liebt, dann oringt man jedes Doseri Und ist das wirtlzch solch eine furcht bare Ueberwindung —-’-eine Lebens stellung. die aian Dir aus dein Prä sentierbreti anbietetf Aber nicht ein mal io viel bir. ich Tir wertl Das ist nun der Dant. . . Zweieinhalb Jahre hab' ich Dir Treue gehalten! Jch hatt ein paar-mal heiraten tön nen in der Zeit. . . einmal sogar glänzend . . ich hat« Dir nie ge sagt. . Mama war wütend. . . Pa i pa auch! Mir wand egall Jch hab’« zu Dir gehört!. . . Pati. . . Nun wirsst Du mich sort. . ." »Ich Dicht. . . Bist Du denn wahnsinnig, Gretel-« Sie sprang aus »Was glaubst Du denn, was dazu gehöri, daß ich, ein Mädchen wie ich, zu einem ioildiremden Herrn hinlaus' und für Dich drittes . . Was glaubst Du, was ich hier zu hören gekriegt hat« , . .Gelacht hab« ich dazu! Jch hat« ja siir unsere Liebe getan! Und wie sieh« ich jetzt da?. . . Jch lann mich ja nicht mehr sehen las sen. . . ich musz mich ja in die Erde hinein ·«cinien. . Eine neiie Braut, die so oon ihrem Verlobten im Stich gelassen wird!. . . Nächste Wo che sahre ich zu Tante Aoetheid nach Austran Ich schreib« ihr gleich. Dort bleib’ ich bis aus weiteregL . . Da kennt mich niemand! Da sehe ich niemand . « .Und ich?" ,1u’ Du doch, was Du willst! »Wenn ich rechts geh’, gehst Du ja doch mater til-ts. Also gehen unsere Wege even augeinanderl Ahnsi Du denn. was ich an Opfern siir Dich gebracht hab' in der ganzen Zeit«i Glaubst Du denn, irgend jemand hats es mir leicht gemachit Jm Ge enleit: Papa hat gepredigt, Mama gar gepredigt, alle haben gepredigt: Was willst Du eigentlich mit dem Lunenmnnt Er hat teinen Namen. - Ei hat tein Geld. Er hate teine f Verbindungen Er sieht nicht besser aull als tausend andere! Ja. . « hab' immer geantwortet: Mir ist I sein Name recht! Jch sind’ ihn schont Jch hab« ihn lieb!. . . So lieb. . Jch dar stolz aus Dicht Jch hab' immer gedacht, Du bringst es noch zu was. Du siehst mich zu Dir s hinauf" »dann Bu Grete. . .,« sagte der Leutnant Liinemann traurig, »Du dentst immer zu sehr an das Neu-! ßerel . . Unter »hin-.:us« da verstehst Dueiice Masse Moneten,Euipage, die; Crzeueaz aus der Visitentarte —-lau ter Zeug, das einem doch nicht wie» die gebratenen Tauben in den Munds fliegt. . »Ju. Jch bin ehrgei·zig. Es gest hört zu mir. Jch hatte auch eink Recht daraus Denn Du bist ktutH Du kannst es weit bringen. Das sagen alle —- auch die, die Dir gar« nicht grün sind! Aber dazu mußt Du unbehindert sein. Jch wäre DirI im Leben nur eine Last! Seit einerk Stunde ist mir das ganz klar. . .« s »Grete!« f Er versuchte es noch einmal mit. der Liebe: er fah sie innig an. I »Gute! Wir wollen Geduld und hosfnung habent Wir können sa« warten Wir find ja noch jung. . .«i Sis: lachte aus. »Ich werde dreiundzwanzigi. . . Ich geh« im vierten Winter aus. . . Bis übernächsteo Jah: bin ich abge xanzt und ’ne angehende alte Jung-; erl« « Rede doch nicht solchen Unsinnl«t »Ewig tönnen mich Mama und; Papa nicht In Gesellschaft schicken.l Denkst Du, es is: dann ein Vergnü gen bei den Eitern daheim zu hockens und zu rvarten bis ins Aschgraur. . .! ganz Ins Ungewisse hinein. . . wäh rend einem die Sehnsucht nach dem; Leben aus den Nägeln brennt. . . Nein verrückt bin ich schon manch-i mal vor Ungeduld. . . Du bast's’ gut! Du kannst noch in zehn, küns zehn Jahren« bis hoch in die Vierzig hinan-, als gemachter Mann heiraten! ) Du wund-re sich niemand. Wenn Du dann Geld hast, kriegst Du gleich eine. . . . Soll ich Dir dann ein hochzeitss bulett schicken? Und Du denkst Dir: heregott . . die Grete. . . lebt die auch noch7. . .« Es war ein leampsbastes Weinen In ihrer Stimme. Aber sie bezwang ch »Ihr habt viel Zeit vor Euch, mein lieber Morihc Wir müssen die paar Jahre nützen —- wenigstens, wenns man weiß, daß man sein bltchenk Jugend und stibschteit und alle-s sonst ja doch umsonst opsertt Du haft offenbar Dinge im Kopf, die Dir wichtiger sind als Deine künftige FrauL . Sonst hättest Du mir-nicht heute alles so mutwillig verdorben! Guts . . .Jch heiße die Zähne zu sammen! Jch iomme schon drüber weg! Aber wenn Du so vernünftig bist, will ich es auch sein! Also Adieu, Musik« »Grete!. . . Sei doch gerecht! Jch tann ooch nicht mein Vaterland ver raten: Wir sind doch nun einmal Deutsche! Wir sind Preußen!« »Ich pfeife aus Euer Preußentuni, wenn man nichts davon hat als Kummer und Not! Jhr kommt mir einfach tomisch vor mit Eurem Pa triot·ömus. Jch hab1 längst keinen. Jch hab' gar keinen Grund, hurra zu schreien und mit dem Taschentuch zu wedeln! Mir ist zum Heulen zu mut!. . Das wird auch nicht besser, wenn ich mir eine schwarz-rot-weiße Schleise ins Haar siedel. . Piih!. . . .« »Nun ist’s aber genug mit dein Unfug! Jch höre nicht weiter zu, Geete!« »Ja, da stehst Du, stolz wie ein Märtyrer, und sagst: Jch esse lein sranzösisches Brot! . Aber deut scheö kriegst Du auch nicht —- in Dei ner heiligen Einsali! Ach du lieber Himmel. . . Jch wiirde gleich Fran zösin iverden, wenn ich aus keine att dere Weise was vom Leben haben tann!. . . Man lebt doch siir sich und nicht für die anderen·" »Nein, Gretel Ein Mann hat Grundsätze, die· . .'« »Gut! heirat’ Du Deine Grund sähel Jst mir recht! Verlange nur nicht« daß ich noch länger miiinach'! . . .Jch hab' eine zu böse Lehre empfangen heute mittag! Die ver gess’ ich nicht wieder-. . Ach. . . bloß nicht mehr reden . . . nichts mehr selten. . . .nichtg mehr von Euch ho renl J vertrag' Euch einsach nicht ntehrt Zhe sallt mir zu sehr aus die )?eroen!. . . Jhr steht großar tig da, und ich muß die Zeche zah len!. . . Uno Jhr diinlt Euch dann noch was als Preußen, aus meine Kosten . ." »Gute. . . Du mußt gegen diese Verbiiterung aiitämpsen!« »Ja, glaubst Du denn, ich säße setzt nicht auch lieber hier an dein Tisch als Deine Braut?. . . Und die Meinen herum, und der Himmel voller Geigeni Jch hab’ selbst den Tisch gedrai mit tausend guten Ge denteri siit Dich und mich!. . . Jch hab' mir vorgestellt: so ded« ich bald in unserem eigenen heim, site uns beider . . . Jch hab mir, wie ich die Blumengliiser richtet-, im stillen ge dacht. Ich will Dir eine treue, gute Frau sein —- eixi rechter ItameradL . . Jch war es auch geworden! Aber da kommst Du. . . es ist ja eben Un sinn, wenn man einen Menschen so lieb hat, ivie ich Dich gehabt hab’! Man wird dastir bestraft. . .« Der Leutnant Lünemann suhr sich verzweifelt mit der hand durch die haark. »Wenn ich nur wüß.e, Grete, was ich tun kann, um Dich aus dieser Stimmung zu reißen!« Sie wurde aus einmal ruhig. l »Ist Herr Feddersen noch in Bet in?« »Er wollte heute abend reisen.« »Willst du mir zeigen, daß Du mich lieb hasti« »Ja- tu- quest« »Dann geh« seht iioch einmal zu ihm hin! Sag ihm, es wäre ein Mißverständnis gewesen! Du hättest Dich seht anders besonnen. Du seiest bereit, seine Vorschläge anzuneh men. . .« »Gute. . . um Gottes willen. . .« »Ja den paar Stunden wird die sStelle noch nicht besetzt worden ein.« »Aber er bietet sie mir doch nicht zum zweitenma. ant« »Sag’ ihm, ich ließe ihn darum bitten: dann tut er«s! Er war so nett und freundlich zu mir. Er ist ein guter Alte-nicht« «Dug ist unmöglich, Grete!« «Warum unmöglich?" »Ersteng ist die Sache entschiedent Da lommt nmn unter Männern nicht wieder daraus zurück. Er würde das gar nicht verstehen. . .« »Er versteht viel! Er lommt so viel herum und mit so vielen Leuten zusammen· Er tvnndert sich über nichts-. . . Mus. . lieber Mitg. . .« Sie saltete flehend die Hände· »Das ist noch ein Hossnnngsscheim . . .Und wenn er uns trügen sollte —- Du hast mir dann doch wenigstens ge zeigt, dnsz Du mich liebst. . daß Du Dich überwinden kannst um meinetwillen. Das ist mir mehr wert « als alles andere. . . Mut-. . . nimm Deinen helm. . . rasch. . . geh'. . . die Minuten sind kostbar-. . . wenn Du gurücklommst, ist alles gut, und wir sind glücklich. . .« Morih Litnemnnn tämpste einen kurzen, schweren Kampf. Dann schüt telte er den Kopf. «Grete. . . das tunn ich nicht. . .« JDu mußt Deinen Stolz überwin den « »Das ist es nicht!. . . Aber Iron Iose werde ich nicht. . . Das geht mir zegen die Naturs« »Auch nicht« wenn Du mich dann betont-usw« »Ich hätte nichts mehr davon! Ich M wöee dann ein iaputer Menschl. . . Jnneriich sertigi. . . Deiner gar nicht . mehr wert!« Sie nestelte sich mit einer raschen Bewegung den schmalen goldenen Reis vom Finger und wars ibn vor sich aus die Tischplatte. Er rollte bis vor ihn. Er wäre zu Boden gefallen, wenn seine band ihn nicht ausgehen ten hätte »Da ist Dein Verlobungöring Moriyi Gib mir meinen auch wiederi . . Es ist ansi« »erie!« »Es ist aus! Lasz es Dir gut ge hen, Motitzk Vergiß mich!. . . Such’ Dir eine Frau, die Geld hat! Und laß mich meiner Wege gehen. . .« »Ich lasse Dich nichi!« »Du hast mich ja selber von Dir gestoßen. Jch will nichts von ei nem Mann wissen, der mich nicht liebt!. . . Gib mir meinen Ring!«· »Gute. . . wir wollen nicht wei ter sprechen. . . Wir wollen wor ten, bis wir ruhiger sind. Mor gen. . »Nein. Jch will jetzt gleich ein Ende machen. Jch hab’ es satt. Du bist frei, Mokitz!. . . Gib mir meinen Ring und grh’!« Wirst-» »Geh’. . · ich will nichts mehr hö ren. . ." Es war ein Schweigen. Dann Lüneinanns Stimme: ,,U-berleg’ es Dir noch einmal. . . zum letztenmal . Sie antwortete nicht. Sie fah ihn nicht an. Sie hörte ein leises, feines Klirrm Das war fein Ring, den er abzog nnd auf den Subpens teller vor sich legte. Jhr Herz stand still. Nun war es entschieden. Sie empfand fernen Schmerz. Nur nach träglichen Schrecken. Dann bitteren Zorn. Auf ihn, auf sich, auf die ganze Welt· Sie rührte sich nicht. Vor ihr brach sich die Winters-inne voll bunter Regenbogenlichier in ei nem leeren Seitglch Das Glas blieb ungefiillt. Es kam in den Schrank zurück. Die Farben der schcvanden. Der Trank des Lebens blieb ungeirunten Sie weinte heiß nnd hilflos. Als sie nach einer Weile aufblaie, war das Zimmer leer. Der Leutnant Lilncmann war hinausge gangen. . . 6 Um dieselbe Zeit saß Karl Fed derken in seinem Hotet beim zweiten Friihstiick und ärgerte sich, Er schenkte sich ein Glas Wein ein. Der alte Bordeaux schmeckte wie Tinte. Er wollte essen und schob gelangweilt den Teller von sich und zündete sich eine Zigarre an. . . Er nahm seine Kraft zusammen. Diese Aschermittwochstimmung mußte über wunden werden. Diese Tage hier . . . das war wie ein Stück Traum . . . ein Ende Willenlosigteit. . . nun war der Augenblick, wo man Schluß machte —- ein siir allemal! Heute abend ging es nach Paris. . . Was inzwischen tun? Es war erst früher Nachmittag. Kaum drei Uhr. Plötzlich lain die Versuchung iiber ihn: Eigentlich schickt es sich nicht, so wortlds abzureisenL Jch niiiszte noch einmal Margarete Teuf sern sehen oder vielmehr ihren El tern einen Besuch machen. Ich müß te ihr alles erklären, ihr sagen, daß ich nichts dasiir kann, daß aus der Anstellung nichts geworden ist. Jch bin es niir schuldig. Gott weiß, wie sonst ihr Berlobter die Sache dar stellt. Sein Dei-z hämmerte heftig. Er stand aus« Er ioat plötzlich ent schlossen. Er sah unten im Hotel die Wohnung des Generals nach und stieg in ein Auto, das ihn in fünf» Minuten nach dem Westen brachte· Die weiten Dimensionen des Berliner » Mietsdalastes, oor dein es hielt, mach ten aus ihn den Eindruck, wie aus die meisten Auslönder. Er war jetzt ge neigt, den Teussernschen Haut-stand iu überschätzen Es war doch jeden falls eine gute Familie. Hier in die ser Stadt sicher unter den ersten. Er drückte beruhigt aus den Klingeltnops der Flurtiir. m rathe ein zweites Mal lauten, , ehe geöffnet wurde. Vorher war; drinnen ein unruhigeg Hin- undl Hergelaufe gewesen. Jm Innern des s dunteln Flurs erblickte er grade nochs Iie Gestalt eines kleinen, alten Herrn, s der eilig, um nicht gescheit zu wer-s Jen, verschwand. Irgend etwas wan Ia nicht in Ordnung. Das tncrttes er. Auch das Stubenmiidchen, dass ruf der Schwelle stand, machte einciH Zerstörten Eindruck. J »Die Herrschaften empfangen heute J eider nicht!« meldete sie, nahm die itarte des Besuchers und schlon ileich wieder die Tür. Karl Fedder- « "en stieg kopfschüttelnd die Treppe sinunter. Es war alles so schnell legangen. Etgentlich hätte er eg ich selber sagen tönnen. Eine bit ere Enttäuschung til-ermannte ihn. liun war die leyte, allerleyte Ge egenheit vorüber. Er blieb unten m Stiegenhaus stehen. . . ärgerlich. Jn dem Tor vor ihm llirrte ein Drücker. Es wurde hastig aufgeno Ien, eine große, schlanke, junge Dame lob sich mit ihrem weißen Tellerhut pon der helle des Glassensterd ab cnd stürmte achtlos mit gesenktem Xopf an ihm vorbei, so hastig, daß r das Wehen und Iegen ihres-»v l, rasch bewegten Rocksalten, wie einen Hauch verspürte. Er sah ihr schü ne5, düsteres Profit. Ein freudiger Schrecken durchzuckte ihn. Er hatte gerade noch Zeit, halb vor sie hin zutreten, ehe sie die erste Treppen stuse gewann, und seinen Hut zu lüften. »Mein gnädiges Fräulein. . .« Sie schaute aus. Nun erkannte sie ihn. Sie wurde noch bleicher, als sie schon war. Jn ihre duntlen Augen kam ein seindseliger, kalter Schim mer. Sie maß ibn kurz, beinahe ;verächtlich, neigte hochmütig das Haupt und wollte weiter· . »Bleiben Sie doch einen Augen blick stehen, gnädiges Fräuleint« i Sie hemmte zögernd den Fuß. Er s fuhr fort: »Und geben Sie mir wenigstens die Himb. . .«« Sie tat es mechanisch. Er sah sdurch den Schleier ihre vom Wei jnen getöteten Augen. Er empfand ;durch tdie Hätte des Handschuhs Idas Zittern ihrer Finger. Er ver ssetztu ; »Und schauen Sie mich nicht so ;böse an, Fräulein von Teuffern! TEI tut mir weht . . . Jch verdiene has nichts . . .Jch kann doch nichts sdafiirt Jch habe mein Bestes getan ! . Sie ja auch. . E »Ja, geivißt Berzeihen Sie. . . sSie sagte es mühsam, mit abgewand !tem Gesicht. »Ich bin heute so außer ImirL . . Jch bin überhaupt so dumm. ’. . .Jch danke Ihnen nochmals. . . Leben Sie wohl. . Er stand so, daß sie nicht gut an ihm vorbei konnte. »Nein. Noch nicht! Jch möchte mich doch vor Ihnen rechtfertigen. Jch weiß nicht, was der Herr Leut nant Lünemann hier im Hause er zählt hat! Jch kann Ihnen nur ver sichern, ich habe mir jede Mühe ge geben! Jch habe ihm zugeredet wie einem Freund, nicht wie einem künf tigen Angestellten. Es ist sonst nicht mein Brauch. Jwan Fedoersen und Söhne laufen niemandem nach. Jch tat es wegen Jhnenl Aber que faire? Er wollte nun einmal nicht. Jhr Herr Bräutigam mus; ja wissen, was er tut. . .« « Sie wars den Kopf zurück. »Bitte, nennen Sie ihn nicht mehr meinen Bräutigam!« Sein Stutzer beniertend, fügte sie hinzu; »Ich habe vorhin die Verlobung gelöst. Es ist aus zwischen ihm und mir. . .'« »Aber, mein gnädiges Fräu lein· . .'« »Aus für iminer!. . . Sie ahnen nicht, welche Ueberwindung mich das kostet hier zu stehen und noch ein mal mit Jhnen zu sprechen, nachdem ich mich so weit vergessen hab'. . . ; . . Aber Sie sollen es wissen, daß lich mir nicht alles gefallen lasse! Diesen oergebiichen Gang nnch dem Tattersall verzeihe ich ihm nie. Er .wollte Jhre dargebotene Hand nicht .haben. Dann braucht er meine auch nicht! Wir haben uns vorhin fiir alle Zeit getrennt. . ·« Sie nickte ihm traurig zum Ab schied zu. »Und seien Sie nicht böse, daß wir Sie mit unseren kleinen Sorgen be lästigt haben. Jhnen mögen sie to rnisch erschienen sein. Jn unseren Verhaltnissen bedeuten sie das Le ben selber. Oder haben es bedeu tet.« Sie wollte gehen. Karl Feddersen war so betroffen, das; er kaum die Worte sand. »Ja. . . und was wird denn nun, gnädiges Fräulein?« Margarete von Teufsern zuctte die Achscin. »Was soll denn jetzt werden?« Dann setzte sie hinzu: ,.Nächste Woche sahre ich zu mei ner Tante nach Kiistrin. Jch tomme eben vom Ielegraphenamt. Jch habe ihr eine Depesche geschickt, um mich anzunielden!« »Und was tun Sie in Küstrin?« «Nichts·" »Warum gehen Sie denn dann erst bin?" »Jin»endtvo muß man doch,sein. . . lks ist ja ganz gleich wo· . . Denn hier hab’ ich alles so diä bis an den Hals. . . aber auch alles. . . Gott verzeih’ mir die Sünde. . .« Sie stand jetzt schon aus der Mitte des ersten Stiegenausgangs, drei Stu sen hisher als er. Er konnte ihr nicht aut iriiter solgen. Sie sah mit ihrem» schönen blassen Gesicht auf ihn hin-. unter und neigte noch einmal leicht? das Haupt »Also gute Reise, Herr Feldber sen. Und tragen Sie mir nichts tmch!« Ohne seine Antwort abzuwarten, stieg sie die Treppe hinaus. Rasch und elastisch, die rechte Hand lässig aus dem Geländer, mit der Linken ihr dunkles Kleid russend. Dann war sie verschwunden Karl Fehl-er sen sah ihr immer noch nach. Er kam nur langsam wie aus einein Traum zu sich, trat aus die Straße hinaus wintte der nächsten Droschle und suhr ins HoteL Sein reiches Zimmer dort schien ihm tahl und öde, die Straßen drau ßen grau, ihn selber seöstelte. Er war in einein Zwiespalt von Unge duld, wegzutommem unv- Unent schlossenheit, zu bleiben, von Galgen humor, sich und die ganze Sache lä cherlich zu nehmen« und wieder von einem so trostlosen Weltschmerz, daß er am liebsten an seinem Schreibtisch, vor dem er saß, in helle Tränen aus gebrochen wäre. Er haßte die Schriftstiicle, die da lagen —- diese Depeschen —- die Firmenausdrucle — diese Zahlenreihen . . . immer die gleiche Tretmiihlr. . . man war eine Recheiimaschine. . . man hatte nichts vom Leben. Mit stillem Jngrimm musterte er einen dicken, eben aus Paris eingetroffenen Brief. Da schrien der Bruder Sascha schon wie der. Er schrieb jeden Tag, den Gott werde-; ließ. Ober vielmehr: die Firma ries: Ewig die Firma: Die alte Leier. . . Geschäfte. . . Geschäfte hier. . . Geschäfte dort· . . Geschäfte überall. . . Karl Feddersen stand heftig auf und stampste mit dem Fuß. Herrgott, wenn man es bei rechtem Licht be trachtete: das war ja nur Dummheit —- Gewohnheit —- Gedankenlosigteit: diese ewige Rücksichtnehmerei aus die Firma und die Brüder. Er war mündig. Er tonnte tun und lassen, was Ihm beliebte. Niemand hatte ihm Vorschriften zu machen. Niemand. Aber auch niemand. Dann sagte er sich: »Nur laltes Blut! Es tut Dir ja auch keiner et was! Halte Du Dich nur selbst im Zaum!« Und im selben Augenblick stand schon wieder Margarete von Teufferns Bild vor ihm. Und mit ihm ein Ioundezoolter, atemloser Schreiten: »Nun ist sie ja frei. . .! Du hast es aus ihrem eigenen Mund gehörtL . . Du könntest Dein Glück probieren. . Es durchzuckte ihn: »Wenn Du ihr nun fchriebst?. . .« Aber was? Doch nur das eine, ob sie Deine Frau werden will. . . Er zitterte. Auf einmal war das alles in greifbare Nähe gerückt! Ach, Unsinn. . .ihr schreiben . . in der Verfassung, in der sie war. . . gedemiitigt, wie sie sich durch ihn fühlte. . . ein Fremder wie er. . . Sie antwortete ihm womöglich gar4 nicht: . ». uno uoeryuuph . . dazu dachte c-. zu sehr als Dreiviertel-Parifer, der er war: in solchen Dingen wandte man fich nach französischer Sitte zu erst an die Eltern und liefz das Mädchen aus dem Spiel. Vater und Mutter kannte er nicht. . . nein. . . er rief den Diener und ließ ihn fiir die Reise weiter packen. Er war jetzt ruhig. Er fühlte es mit Trauer. Er hatte es hinter sich Er war ver nünftiger, als er gedacht und gehofft. Morgen war er in Paris. Er raffte die letzten Schriftftüae, auf feinem Schreivtifch zufammen, um sie in die Geschiftsmappe zu stecken. Da war der Zufall wieder. Da lag ein wei ßer Bogen. »Adolphe!' »Monsieur. . »Ist mein Conle fiir den Nord Expreß referriert?« »Noch nicht, Monsieur!" »Warum denn?« Der Beamte unten meint, Mon sieur bestellten ja doch im letzten Au genblick immer wieder ab. Er wolle lieber noch warten. . Karl Feddersen wurde zornig. »Der Herr unten hat gar nichts zu meinen! Gehen Sie fofort und bele gen Sie die Plätze. Diesmal reife ich bestinimt!« Er sah dabei gereizt, sich eine Zi garettc anzündend, in das glattrafier te Lataiengefrcht ihm gegenüber. Es .ging ihm durch den Sinn: Ob der Kerl wohl etwas ahnt? Anmerten tonntc man seiner stoischen Ruhe nichts. Man hörte es kaum, wenn «er, wie seht, die Tiir hinter sich schlon. Karl chderfen sah um sich. Er war allein. Drüben lag der Bo gen. . . Und gleich darauf setzte er sich an den Tisch, warf feine Papi)ros fort und begann mit vorgebeugtem Kopf, hastig, in feiner fließenden Kauf mannshand, wie um ein wichtiges versäumte-Z Geschäft nachzuholen, zu schreiben: « »Eu« Exzellean Es ist mir nicht vergönnt, Euer Exzellenz persönlich bekannt zu sein« Trotzdem wage ich es, inich an Sie zu wenden. Jch hege einen Wunsch, des sen Unbescheidenheit niemand besser kennt, als ich selbst. Ich mochte Sie bitten, mir Gelegenheit zu geben, wäh rend der Zeit, die ich noch in Berlin zu bleiben gedenke, in Jhrem Hause verkehren zu dürfen. Diese Bitte —- ich gebe es zu — hai etwas Befrenidendes für einen Jhnen Unbekannten, einen Ausläiider, der nur dadurch mit Jhrer Familie in slüchtige Berührung gekommen ist« daß er sich nach Kräften, aber ohne seine Schuld vergeblich beiniiht hat, einen ihm von Jhrem Fräulein Toch ter ausgesprochenen Wunsch zu erfül len. Jch bin untröstlich, dasz gerade durch diesen an meine Person ge tnilpsten Zwischeusall Jhr Fräulein Tochter« wie sie rnir selbst vorhin bei einer zufälligen Begegnung aus der Treppe Jhres Hauses sagte, veran .aßt worden ist, sich wieder als völ lig srei zu betrachten. Anderseits würde ich ohne diese Weudung nie den Mut und das Recht zu der Bitte haben, daß Sie und Ihre verehrte Frau Gemahlin mir Jhr Hang öff nen, urn mich kennen zu lernen. Und in dieser Andeutung ist wohl auch der» W tät-keck meines Briefes tlar genug ent « t. ..« Es räusperte sich immer jemand hinter ihm. Adolvhe stand da. »Hier die Billette, Monsieur! Ich habe sie gleich bezahlt!« »Seht gut! Geben Sie beri« sagte Karl Feddersem zerriß sie geschäftsq mäßig, warf sie in den Papiertorb, winkte dem Diener. der keine Miene verzog· wieder zu gehen, nnd— fuhr eilig mit dem Schreiben fort: »Zu meiner Einführung bemerke ich, daß ich Mitteilhaber einer in meh reren Staaten Europas doinizilierens den Weltsirma, des Hauses Iwan, Feddersen und Söhne, bin. Jch selbst wohne für gewöhnlich in Paris. Jch bin ein reicher Mann. Jch glaube nicht, daß meine tiinstige Frau sich je irgendeinen Wunsch würde verfa aen müssen... ! Mein seliger Vater war in Nuß iland Kaufmann erster Gilde, Korn scnerzialrat und erblicher Ehrenbiirger. sJch gehöre mithin einer hochnngesehe nen Familie an. Inwieweit nun, was swichtiger ist, meine Persönlichkeit fiir Imich spricht, das erproben zu sdiirfem list die Bitte dieser Zeilen, die ich in »der Hoffnung, hierdurch ganz korrekt zu verfahren, nur an Eure issz, nicht an Jhr Fraulein Tochter Licht-, deren augenblicklichen, beliimtnerten Geniutszustand niemand mehr-Theban Iern und ehren lann als ich. Ich wür de auch mit meinem Ansuchen ai- Sie l noch eine tattvolle Frist gewartet ha ben. Aber die vielen Geschäfte mei nes Hauses, deren Sklave i mehr bin als ihr Herr und die mich von einer Stadt zur andern treiben, r u ben mir die Möglichkeit, hier ruhi ere Tage abzuwarten. Zu jeder weiteren Auskunft finden mich Eure Exzellens stets willig be reit. Jch bitte, Jhrer Frau Gemahlin meinen Respekt zu Füßen legen Zu durfen und sich der vollkommenen Hochachtung versichert halten zu wol len mit der ich bin Euer Exzellenz ergebenster Diener ttarl Feddersen.' Der junge Millionär schloß das Schreiben, adressierte es und trug es selbst hinunter. Vor dem hotel gatz er eg eigenhändig einem Radfahrdjmsis trat mit bloßem Kopf unter die über ivölbte Vorfahrt und sah durch die Laternenhelle des Pariser Platzes die rote Mütze deg Boten, den weißen Schein des Briefes nach dem Duntel des Tiergarteng zu entschwinden. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Er war aus einmal ganz klar mit sich. Ei be qriff nicht, warum er diese Zeilen nicht gleich schon heute nachmittag geschrieben hatte. Das alles mußte is so sein . . . snann zur sofortigen Besorgung. Erl 7. Der Genernlleutnant z. D. von Teufsern, ein kleiner-, alter Herr mit weißem Schnutrbart, saß atn nächsten Mittag in seiner Wohnung, die Zi gnrre in der einen, den Briqi Kost Fedderseng in der anderen hand. Gt wog ihn zweifelnd und mißttauifch, wie eine Bombe. die ein friedlicher Spaziergänger unterwegs gesundem schütterte den Graun-pf. rücle den goldenen Zwitter auf der schweigst-i aenen Nase zurecht, prüfte noch ein mal die Unterschrift und murmelt-: f ,,Feddersen . . . hin . . . Feldber en . . - Dann wandte er sich zu seiner Frau, die neben ihm saß: ,,Vok allem, Mutter, sag’ ver Gxete rein Sterbenswort!.·. Wo steckt sie denn2« »Sie liegt immer noch im Bis-til Sie macht mir auch nicht aus« wen-II ich tiopse.« »So geht das heutzutage!« Der General wurde in seiner Ratlostgslekk" plötzlich streng. »Wenn ich denle, wie wir verlobt waren, Hildegnrd: nicht fünf Minuten saßen wir aus dem Sofn in der guten Stube, da streit ichon die olle Spinntwnchtel, die Tnnte Minnn, ihre schiefe Nase durch die Türe. .. dn lonrde nufgepnßt · . vn kam nicht so jeder Hinz und Kunz mir nichts» dir nichts. l Fes dersen... l)m... Feddersen... wenn das nun etwa ein stellenloser Ober tellner ist, Hildegnrd .. hei« « »wer ich onn- Dian« »Und überhaupt: Da schneis ein Auslönder nach Berlin, will-Uber mokgen weiter und unter anderem Hundgepäck meine Tochter mitnehmen jn... ich tounoere mich ja nicht« daß die Leute auf solche Gedanken tonnnen, wenn meine Tochter i m mit ihrem Anliegen bis in dir Uc hatm nuchtiiuft.. « « «« ,,Oerrn Fedderjen trifft dabei doch keine Schutt-!« »Nee! Das ist ja die Geschichte. , .«, sagte Exzellenz von Teuffemssisiifkstsi -t)nglich und steckt-· den Brief zu »Aber Hildegnrd, man kann » - « - ,» rorsichtig genug sein! Wer wesk « ·« der Mann fiir Geschäfte fres- zss f sit f »O In H «- f« Man liest immer von HeirnthV si· lern . . — - »Du bist grotesk, Hans!« s«·««« v »Ich bin Vater, meine Be«·»«.-k Jch lasse mir keinen Sand inxffsttlfe Augen streuen . . .« ».« s »«2lntworten mußt Du iedensnlls!« »Aber zum Kuckuck. was?« It - « v Heu und Frau von Teustttp ak»..»«· fzen betreten du. Der Getietcis««««·.e "ks«, spkate sich zi; mäs « CFortseyung solgt.) L ·