Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 22, 1911)
Ja nrgangäi Nebraska Staats-» Anzetger und J set-old tchm er um Zwei rat-en .) cebenshetbst. Von Elle Kastner - Mulsa lilfchr. Sage mit, Liebsten was llagfl du nur immer, Wenn auf den Scheitel ein Herbst hauch dir fliegt? Weißt doch: ich liebe den silbernen Schimmer, Der anl den Locken wie Fkilhschnee dir liegt. Wohl lag noch Sommer auf Haupt dik und Wangen, Als du zum erstenmal mich getilgt — Kpnnnt nun der Hefle bald —- der Winter gegangen Immer nur will ich dich —- gtnd wie du bist. Vas Engel-ach Historifche Erinnerung-en von R. W o o d r i ch. Ajs ich ein Junge von etwa 15i Jahren war, war ich »schlecht ab«. Wenn ich am Sonntag aus meiner Lehre nach haufe karn, fand ich ge wöhnlich die ganze Familie zum Auc flng geriiftet. Jch konnte nicht mit, denn ich hatte ieinen Sonntagsftaat mehr! Mein Konfirmationsssioei war mir zu eng geworden, die hände rag ten etwa feche Zoll aus den Aenneln der-vor, die Beine dito aus den hofen, der Cylinderhut, den jeder Berliner Junge nach feiner Einsegnung tragen mußte, war roth geworden, wahr scheinlich durch den Spott der anderen Jungen, welche schon längst wieder Mitten trugen. Da tein Geld fiir ei - nen neuen Anzug vorhanden, mußte ich wohl oder iibel das Vaus hüten Jch blieb aber nicht in den Wohnriius men. sondern flüchtete mich mit mei nem Kummer in die Bodeniammee. Hier fette ich mich in dieOachluie und blickte traurig nach der Gesind, wo die «Pichelsberge« reing dötm diese wa ren gewöhnlich das Ziel del Ansta gx Mehr als eine Thriine fiel in die achrinne. Sp auch eines Sonntags. Da wandte ich den trüben Blick in das Jnneresder Kammer und er fiel auf einen alten Schrank, welcher zwischen allerhand Gerünwel in einem Winkel stand. Neugierig, feinen Jnhalt zu eriorfchen, begab ich mich zu ihm. Al lerhand Sachen fand ich da, unter an derem eine Schachtel; ich öffnete fie. Sie enthielt den Brautlranz meiner Mutter, einen Strauß, welchen sie an ihrem Ehrentag getragen. Freilich es waren nur noch die Stengel der Blu men vorhanden, von einem rosa Band umwunden: Pietätvoll deckte ich die Schachtel wieder zu. Dann warensda Briefe meines Vaters, welche er, auf großen Reifen begriffen, an meine Mutter gerichtet. Da fiel mein Blick auf eine alte Brieftafche. ich öffnete fie. Sie enthielt ein inSammet gebundenes Buch. Jch schlug es auf. »Mein Tage sbuch F. M. W." ftand auf-der erften Seite. Jch wußte nun, woher es stimmte In unserem Hause lebte einst ein al tes Fräulein, eine Freundin meiner Mutter; es ist auch bei uns gestorben. Viel Geheimnißvolles hatte diese alte Dame, denn eine solche war es, umge ben. Wie ich so von meiner Mutter heran-gepreßt, soll sieisriiher bei Hofe eine einslußreiche Stelle bekleidet ha ben. Wir Kinder nannten sie immer die »alte Wagner«. Jch bliitterte in dem Buche und er sah, daß es eine Zeitperiode von 1804 1809 deckte. Es enthielt viele Tot lettensGeheimnissh welche wohl auch unsere Leser-innen interessiren würden, aber ich will Disiretion iihen. Es handelte sich um Geheimnisse der Königin Luise, zu welcher die Schrei berin des Tagednchs attachirt war. -Aus.den Auszeichnungen ging hervor, dasz die Königin nicht nur eine schöne Frau, sondern auch daraus bedacht war ihre Schönheit mbglichst zu eth hen; dabei muksie arg launenhast und eine Plage ihrer Dienerinnen gewesen sein, denn eine Anzahl kleiner, runder Flecke aus den Blättern des Buches schienen von Thränen herzurtihrem efvelche die gequälte Schreiberin vergess en Betm vielen Blättern tam ich an eine Stelle, welche mich besonders in tcressirte, denn sie betras eine Zeit, welche mir, noch von der Sule her, als eine der trübsten in Preußen i Ge schichte bekannt war. Ich las: «Den 4· Januar Der König hatte heute eine Konseeenz mit Minister bon Stein; es muss sehr erreat dabei zuge gangen sein, denn die Königin, welche der Konserenz beigewohnt, . kam in Thriinetz zu uns in ihr Zimmer Später erfuhren wit, daß es zu einem heftigen Streit zwischen dem itsnig und voii Stein gest-innrem Die Köni gin hatte sich zu Gunsten Steins ein gemischt u. detKönig hatte sie zurückge wiefen. indem et sagte: »Madame, so viel ich weiß. befinden sich Jhke Ge mächer auf der anderen Seite des Schiosses.« Daher die Thränen! Den 5. Januar. Minister Stein ist ask-gesetzt! Die Königin fagi, es wäre ein »großes Unglück fiir Preu ßen«. Ich fürchte. die kluge Königin W Recht!' Ei war inzwischen dunkel geworden, ich»schloß das such. Die Anssliigler lehrten heim. An ihrer Spise mar schirte Schwester Anna. »Was machst Du denn wieder da oben, Du nnnliger Bengel-P begrüßte mich«diese. als ich eben die Kammer verließ, und einer der vielen Kämpfe, welche ich mit die ser Schwester halte, begann. Jch wun derte mich nicht wenig, als diese dann 1870 das eiserne Kreuz fiir Nicht lomhattanten erhielt. Der nächste Sonntag fand meine Leute wieder «ausgeflogen« nnd mich in der Bodenlammer. . ch machte mich unverzüglich an das Buch, fand die betreffende Stelle und las weiter. — Den s· Januar. »Die Königin war heute sehr niedergeschlagenx der König war schon seit zwei Tagen nicht in ih ren Gemächern. Er pflegte fast jeden Tag ein hi- zwei Stunden bei der Gemahlin zuzuhringem er holt sich in wichtigen Fällen stets ihren Nath, Die Königin sprach viel vor sich hin; ein mal fuhr sie auf und rief: »Und meine hoffnung auf Deutschland ist immer noch Preußen!" O sit II Den 20. Januar. Gestern war wie der einmal IamiliemReuniom d. h. die lönigliche Familie war mit Aue nahrne weniger Geladener versammelt Es wurden «allerhansd Sachen zur Un terhaltung getrieben; «Wortspiele, Ritthsel wurden anngVefs auch Her Leherreiui mußte herholten. Die Ge neralin »K...th« war an der Reihe nnd sie detlamirte: »Die Leber ist von einem Hecht und nicht von einer Taube, Und stiitzt uns etwas in der Welt, so ift’s der strenge Glaube." Woraus der Kraut-ring ,.Dir Leber ist von einem hecht und nicht von einem Ochsen, Und hasz ich etwas auf der Welt, so sind's-die Orthodoxen.« Der König erhob sich, warf einen strengen Blick aus seinen Sohn und verließ das Zimmer. Auch die Köni gin hob bald die Versammlung auf und entfernte sich mißlnuthig c sit d Den 20. Februar. Gestern war große Redoute im Opernhaus-. Der Kronprinz hat wieder einen seiner Streiche ausgeführt Er hatte sich PfeffertuchensTeig verschafft und den selben heimlich auf die Rückseite der: vielen anwesenden Pierrole streichen lassen. Großer Standal König wü them-. si- se ( Den 15. Mai. Einer der schlimm sten Streiche wird dem Kronprinzen zur Last gelegt: Die Pfosten des Bmutbettes der Gräsin »O « waren durchsiigt. Allqetneine CntriiftungL l i sei-i ! Es folgen im Buch wieder allerlei Toilettheheimuisse, z; B. wie inanI die Schönheit der Bitfte erhöht, wie - Reispulver und Rot-ge angewendetH wurde usw Doch ich bin distrei. Jch tomme nun zu einem Theil des ! Buches, welcher durch Wasser gelittenl haben mochte, denn die Blätter waren zusammengellebt und ich war eben da bei, sie mit einein Messer zu theilen. als sich eine Hand aus meine Schulter legte. Erschrocken suhr ich herum. Es i war mein gelehrter Freund, welcher» im Schlasrock hinter mir stand. Der- i set-de hatte, da sein immer unter der i Bodentammer lag,e en Geräusch überi sich gehört, und da er nicht wußte, daß i Jemand im Hause war, einen Ein dringling vermuthet und nun tam er nachzusehem »Was machst Du denn hier, mein JungeC redete er mich an »Ich lese Briefe meines Vaters«, gab H ich zur Antwort. indem ich ihm einige der Schreiben überreichte Er las die selben aufmerksam, dann sagte er: -.,Junge. wenn Du je solche Briese xchreiden tiinntest - !« Jch hat« ver acht. Nun überreichte ich ihm auch das Buch. »himmel!« ries er dann, »das sind ja Staatsgeheimnissel Die Ver öfsentlichung derselben könnte einen in Teufels Küche bringen, in dieser Zeit sdet Reaktianl·' Er war wohl liber ängstlich, der Gute. Jch wies auf die Stelle im Buche, die den Ausspruch der Königin Deutschland betreffend enthielt. »Ja, ties der alte Patriot entzückt, »auch meine hoffnung aus Deutschland ist Preußen! und«, fuhr er fort, .,schade, schade, daß eine solche Frau an einen Schwächling, wie- es Friedrich Wilhelm der Dritte was-, ge bunden sein mußte t« j Dann naan et das Buch aus inei net hand, legte es in den Schrank und ;vekschloß diesen. «Das ist leine Let ’tiire site Dich, mein Freund, komm —in mein Zimmet.« Jch folgte. Unten Ullgcllllllcllclh Mganll III »Du Hast mich in lehter Zeit sehr vernachlä; t Hbist Du meiner Lehre entwa -en? Freilich, Du bist nahezu sliigge und Idas alte Nest wird Dir zu enge. Doch«, fuhr er sort, »Du sollst die sschöne Zeit wegen Kleidermangel nicht Idertrauerm sieh, hier hängt mein Kan jdidatensAnzug es wird Dir passen,. ) denn Du bist groß geworden, ziehe ihn ! ,an und geh’ zu Deines Gleichen.'« Jch s sträubte mich ein wenig, zudem ichs wußte, daß dieser Anzug der einzige’ »war, den der Gute besaß, aber er ließ . snicht locker. «Mach keine Umstände,i »Du warst ja immer mein Alter ego, sei « ;es auch mal in meinen Kleidern!« s Bald war die Metamorphose betont-; stelligt, ja ich fand sogar ein Zwei-i Jgroschenstiick in der Westentasche. Ich i jiwollte es zurückgeben denn ich- wußte« s Tes war die Hälfte seines Vermögens. Jsdoch er wehrte ab: »Laß nur«, sagte »er, »Du mußt doch Taschengeld ha ben!« Mit diesen Worten ging er an sein Pult, und w"hrend er im Schlaf rock und Pantos el in Unterhosen an seiner »Borgeschichte Roms« schrieb, sigurirte ich in seinem Frack als junger Künstler bei Schulzens in Moabit. « i Meine Kleidernoth hatte indessen lbald ein Ende, denn ich war bald so weit, ·mir. indem ich nach Feierabend Arbeiten ansertsigte, einen Anzug zu kaufen. Als ich nach Ablauf meiner «Lehr-zeit in die Fremde ging, gab mir »der Freund seine llhr zum Andenken »Mde sie Dir nur glückliche Siunden zeigen!« sagte er zum Abschied. s Ich war jetzt skiigge geworden. Tag alte Nest wurde vernachlässigt und Bo denkammer und Buch vergessen. Nur als wir einst umzogen und das Ge riimpel nebst Schrank beinahe verars sen wurden, erinnerte ich mich der Briestasche und des Buches. Jch ret tete beides und bat die Mutter, mir beides zu schenken. Sie that es. Als ich nach Amerika ging, lief- ich Tasche und Inhalt bei einer mir nahe stehenden Person und diese brachte ei» als sie mir folgte, mit nach Amerika. Hier ruhte beides Jahre lang in mei nem Bücherschrank Erst vor einian Jahren, als ich beschloß, etwas zu schreiben, holte ich es hervor, mai-me mir für meinen Zweck die nöthigen Notizen und verschloß alles wieder. Ich war sehr krank, als ich vor zwei Jahren New York verließ. Vorher kiab Ich den Auftrag. aue unnvthigeanmer nnd Papiere zu verschenken und zu verbrennen. Man that dds gründlich. Man verbrannte nicht nur wehrt-»se, sondern auch werthvolle Sachen, nir unter meine Leaitimations-Padisk-re. Jch tnußde, als ich kürzlich solche brauchte. mir Duplitate beschaffen. Die alte Brieitalche verblieb mir nle aber als ich sie öffnete, war das Vlch verschwunden. Nur die Notizen und mein gutes Gedächtnis festen miai in den Stand, Vorliegendes zu schrein-en. Ein- schwarzes Kapital Ich habe drei Königreiche, lannii du darin leinen anderen Platz finden?« rief Jakob l. von Großbritannien der Fliege zu, die sich ——— was man sofort errathen wird sauf seine Nase gesetzt hatte. Fürsten und Fliegen! Manche lchelmilche Aneldote bringt beide W fammen,um uns scherzend zu beweisen, daß jenes fchtvarzeSommergesindel so zusagen allmächtig ist: »Zum Hentck,fo dectt doch den Fliegen besonders!« rief Schilleri Widersacher, der Heron Karl von Württemberg, als ihn die Fliegen beim Mahle im Darin-inbe baus belästigten Flugs deckte die lchmucle Wirtin den zweiten Tisch. woran sie lächelnd vor den Landes-va ter bintrat mit den Worten: »Befehlen nun Ew. Durchlauchi, daß die Fliegen sich hinseheIW Die Fliegen, das weiß sama ja. find eben nur einem einzigen Fürsten unterthaus—«und zwar keinem irdischen. sondern dem höllenfiirstem Beelzebub, das schöne Wort, beißt ja nichts anderes all Fliegenlöntg. Die Rücksichtslofigkeit, mit der die Fliegen das menfchliche Geschlecht in allen feinen Vertretern, hohen fvie ge ringen, verfolgen und bedrängen, hat diesem Geschlecht wie es scheint, doch ziemlich imponirt. Jcn Alterihum we nigstens ließ man um das dunkle Hciupt der Fliege geradezu den Glo tienfchein der Heldenhastigleit erstarb 1en. Sie galt als eines der muthigften Geschöpfe Selbst Homer hat ihr diese ehrenvolle Auffassung zutheil werden lassen: Als Menelaos im Kampfe die Pullus Athene anflehi um neue Kraft, du verleiht ihm die Göttin ins Herz: »Der Flieg’ unerfchrockene Kühnheit, Welche, wie oft sie auch immer vom menschlichen Leibe gescheucht wird, Deckt- anhaltend ihn sticht, nach Men fdienblute sich sehnend.« Aber die große Anziehungslraft, die der Mensch — und leider gerade der furiusende — auf das Fliegengeschlecht »aus-nor, wußten na- dte alten Griechen auch noch aus andere als heroische Weise zu deuten: RichtBlntdurst, Ei gcnsinn und unermüdliche Kampflust veranlassen die Fliege, dem Menschen nueder und wieder zu nahen, sondern ein Drang viel zarterer Natur zwingt sie zu diesem Gebann. Es war nämlich einmal —- so er zähl: Lukian in seiner Lobrede auf die Fliege —- ein schwarzgelorltes, reizen dee Mädchen, das auf den Namen kILirkja hörte. Diese niedliche Kleine entbrannte eines Tages in Liebe zu »dem schönen Endymion und ward da jdnrcli die Nebenbuhlerin der Göttin -(Eelene. Da sich nun das Schwarz köpschen den lieben langen Tag mit Summen und Singen in der nächsten Nähe des Geliebten zu schaffen machte und sich ununterbrochen erlaubte, durch Neuereien seinen Schlaf zu stören, ver iusandelte die grollende Selene es eines Tages in jenes schwarze, summende Wesen, das man im alten Griechen larde tha nannte, und das sich noch heutigen Tages in wundersamer Zu neigung zu schlummernden Menschen ganz besonders hingezogen fühlt. . Leider besteht nicht viel Hoffnung, daß diese liebliche Sage dieGemiither iktthren und den Fliegen- gegenüber milde stimmen möchte. Viel energi scher als einst bekämpft man gegen wärtig die Fliege. Wir fürchten heute in ihr den Verschlepper von Krani hritsleimen —- und den Schaden, den z. B. aus dem Lande draußen die Stallsliegen dem Thierhalter zufügen, versteht der moderne Gelehrte ziffern mäßig nachzuweisen. Wissenschaftli chenUntersuchungen zufolge verbraucht beispielsweise ein Pferd durch die ständigen Abwehrbewegungen, zu de nen jene Plagegeister es zwingen, täg lich soviel Kraft, als ihm durch ein Pfund Hafer zugeführt wird. Wir wollen durchaus nicht aufzählen, was die Fliegen sonst noch aus dem Kerls holz haben. Genug ist es jedenfalls-, denn der energische Rus: »Musra de lenda!« (Die Fliege mus; vertilgt wer den!) hat allgemeinegWohlgefallen ge sunden. Dieses Wort stand als Titel aus einer preisgetrönten Arbeit über die Massenbertilgung von Fliegenlars ven. Musen delenbal Fliegenseinde brauchen aber deshalb noch nicht zu srchloclen und schmunzelnd im Geiste schon das Pavillönchen zu erblicken, in dem man einst in irgend einem Natur schutzpark die letzten, mühsam am Le ben erhaltenen Fliegen gegen Ein trittsgeld zeigen wird· Wenn »der sunemer heisz wird«, und wenn alles gut geht, soll eine einzige Fliege eine Nachtommenschaft von 25 Millionen Individuen bekommen können. Selbst wenn diese Berechnung etwas zu gün: stig ausgestellt wäre, und selbst wenn der Mensch dafür sorgt, daß nicht al les gut geht, braucht Myjas Geschlecht also um seine Zulunst noch· nicht allzu bange zu sein. Ueber diese seine Zukunft läßt sich natürlich sonst nichts sagen» Seine Vergangenheit aber können wir über schauen, nnd in ihr sindet steh —- wie wir schon vorhin zeigten — manches Juteressante und Unterhaltsame. Hat doch die nahe Beziehung zum Teusel, in die seit uralten Zeiten der Volls aberglaube die Fliege brachte, eine ganze Fliegensagenlitteratnr geschaf fen. Die Fliege galt aber im Volke auch -—— was ihr mehr Syntpathien eintrug —- als das Bild des kleinen Mannes «- des in der Welt Schwa chen und Machtlosen. Manches Flie genspriichlein, mauctte Fliegenweigheit die durch den deutschen Sprichwort garten summt, klingt darum auch recht sliegensreundlich Gleichwie man im Orient sagt: Verachte nietnals lleiner Feinde Haß, es sind schon große Leute an einer Fliege erstickt! so heißt es auch bei uns: Man muß auch eine Fliege nicht verachten. —- sileine Fliegen ste chen große Leute —- Auch eine Fliege hat ihren Schatten — Auch eine Flie -ge hat ihren Zorn. Anerkennend sagt auch der Vollsmund: ,,Wo ein Adler nicht hindurch kann, da findet eine Fliege zehn Wege.« Allerdings, so bald die Fliege sich nicht mehr damit begnügt, von unseren Speisen nur zu nippem sondern vor lauter Gier in sie hineinfällt, dann ist es mit der Flie gensreundlichleit vorüber. ,,Eine Fliege«, heißt es, »ist ein ileinesThier, doch schwimmt ste« in der Suppe, so wird mit schlimm von iht.« Aber wahrscheinlich will dieses Bei-schen doch mehr humoristisch als tragisch genommen werden. Launiger Fliegenwörtchen gibt es ja auch eine ganze Reihe. Eines der drolligsten ist zweifellos das Kompliment, das man im Schwabenlande einem hübschen Mädchen macht, indem man sagt: »Du hascht e G’sichtle, d’ Fliege lönntet schlipse!« Das heißt also: Ein so glat tes, blissaubetes Gesichtchen, daß so gar die Fliegen Gefahr laufen, dar auf anszugleiten T. v. Altwallslädt. du- Erde Ztoeieinhalbe Milliarde neues Gold werden jährlich aus der fchiitzebergens denErde gewonnen, aber wohin ergießt s sich nun dieser funkelnde und glänzen de Strom? Wieviel davon kommt in » unsere Taschen? Wieviel wird verar beitet, wieviel wird von den Staaten ; und den großenBanten zurückgehalten? Auf all diese Fragen gibt ein inhalts- » reicherAuffah von L. de Launay in der französischen Zeitschrift Nature Ant- ! wori. i i i i Was wird aus den Sonst-rissen i i Was zunächst die Vertheilung der Goldproduition auf die einzelnenLän der der Erde angeht, so find nach der neuestenStatisiit von 1910 von den 242? Millionen Gold, die in diesem Jahr gewonnen wurden, 807 in » Transvaal gefördert worden. 497 « Millionen in den Ver. Staaten, 85()« in Australien, 66 in Rhodesia, 59 in » Kanadm 55 in Briisch-Jndien, 19 in - Westasrita und· 7 in Englisch-Guyana. 1850 Millionen oder L der ganzen Goldmenge kommen also aus Ländern des grofzbritannischen Reiches. Diese einzige Thatsache genügt schon, um zu erklären, warum der Markt fiir unbe nrbeiteiesGold fast ausschließlich Lon don ist, trotz der mannigfachen Versu che, die seit dem Transvaalkriege un ternomtnen worden sind, um einenTeil dieses Goldhandels nach Frankreich und nach Deutschland zu ziehen. Die größere Schnelligkeit der englischen Schiffahrtslinien und eine seit alter Zeit gefestigte Organisation des Han dels kommen hinzu, um den Goldhans del in London zu zentralisieren und ihn zum Monopol einiger Weniger zu machen. Fast alles unbearveitete Gold geht zunächst in der britischen Hauptstadt durch die Hände von vier oder fiinf Raffinerien, die aus den Goldbarren oder dem Goldstan ein homogeneö Metall herstellen, das sich zumSchmel zeu, zur Ausniiinzung und zur Verars beitung gleichertnafzen eignet. In dieser Form nun wird das iztow seinen beiden hauptsächlichsten Bestim mungen zugeführt, nämlich der Verirr lseitung in der Industrie und der Aus iniinzung Wieviel Gold jährlich durch diese industrielle Verwerthung ver braucht wird, ist sehr schwer festzustel len. Einmal, weil es sich dabei um . Privatindustrien handelt, dann aber» auch, weil innerhalb der einzelnen Jn- « dustriezweige nicht angegeben werden tann, wieviel neues Gold eingefchmols zen wird und wieviel Gold, das von außer Kurs gesetzten Münzen oder alten Goldsachen herstammt. Unge fähr läßt sich feststellen, daß der Ver brauch der französischen Industrie an Gold 40,0()0 Pfund beträgt. Jn Deutschland sind die Hauptplätze fiir Goldbearbeitung Hamburg, Frankfurt a. M., Freiburg und Pforzheim. Der Goldverbrauch der deutschen Industrie ist 34,000 Pfund. Den größten Gold verbrauch für industrielle Zwecke haben gegenwärtig die Ver. Staaten mit 1()0,000 Pfund. Die Schweiz verar beitet jährlich 22,000 Pfund, Russland 1'-«·,200 Pfund, Oesterreich-Ungarn 10,000 Pfund u. s. w. Jm ganzen rrurde im Jahre 1907 wenigstens eine Menge von 400,000 Pfund siir den Handel mit Goldsachen verarbeitet, eine Menge die etwa 80 Prozent der gesamten Produktion ausmacht. Diese Zahl ist aber nur eine sehr ungesähre Schätzung, die sicher zu ge ring ist« denn es sind dabei nicht jene Schätze in ungemünztem Gold gerech uet, die im Orient ausgespeichert wer den. Jn Jndien besonders sind unge heure Reichthümer rohen Goldmetalls vorhanden, deren Menge verheimlicht wird, die man aber auf 50 Milliarden schätzen kann nd die sich immer noch vermehren. Eine merkwürdige Form des Goldverbriiitches, die ebenfalls bei der Schätzung nicht berücksichtigt wer den kann, findet sich in China. Die Chinesen verbrennen in wichtigsten Augenblicken des Lebens Goldblättchen von nicht unbedeutender Größe, und dieser Brauch ist sehr ausgedehnt Viel genauer lassen sich die Gold mengen feststellen, die von dem Münz wesen der Erde verschlungen werden. Weit entfernt davon, das ganze neue Gold zu verbrauchen, sind sie doch von 1887 bis 1907 so groß gewesen, daß sie die ganze Goldprodultion des Jah res beinahe erreichten. So kommt man zu der paradoxen Tatsache, daß in die sen zwanzig Jahren mehr Gold zu Münzen geschlagen wurde, als der jährliche Ertrag der Erde lieferte. Je denfalls genügte bis zum Jahre 1907 die jährliche Goldproduktiom die gegen zwei Milliarden betrug, nicht, um den stets wachsenden Goldhunger der zivis lisierten Welt zu befriedigen. Erst seit 1907 läßt sich eine mäßige Uebers-ro duktion konstatieren, die die Reserven der großen Geldinstitute verstärlen muß. Fragt man, wohin das neue Gold geht, so läßt sich- anttvorten, daß etwa ein Drittel davon von der Goldwaren Industrie verarbeitet wird. Von dem übrigen Gold, das auggemiinzt wird, kommt aber nur ein sehr geringer Teil in die Portemonnaies der Privatleutr. Ein sehr beträchtlicher Teil bleibt in den Tresors der großen Staats-danken So mußten in den zehn Jahren von 1900 bis 1910 bei einer Gesamtmenge von J9Milliarden mehr als 9 Milliar den dazu dienen, die Reserven zu ver stärken. Frankreich vergrößerte seine Reserven von 2480Millionen auf3224 Millionen, Rußland von 1888 auf 3261, die Ver. Staaten von 8088 aus 6581. Da auch die großen Privat institute einen bedeutenden Teil des ge miinzten Goldes zurückhalten, so ist es nur eine verhältnismäßig kleine Gold-· menge, an der der gewöhnliche Sterb liche Sterbliche einen größeren oder kleineren Anteil haben»kann. orskcht beim Näh-m »Der allgemeine Brauch, den Nähfa den in den Mund zu nehmen und mit den Zähnen zuzuspißem giebt zu ern sten Bedenken Veranlassung« Abgese hen davon, daß manche Farben, die zum Färben der Nähseiden und stir ne verwendet werden, an sich schon gif tig sind, kommt es auch vor, daß die Seiden, um das Gewicht zu erhöhen, mit Blei oder Quecksilber getränkt resp beschwert werden. Gelungen auch nur kleine Mengen dieser Gifte in den Magen, so kann doch aus die Dauer der Gesundheit großer Schaden er wachsen, und man hat ost gar keine Ahnung, woher Uebelkeit und ge schwollene Lippen kommen mögen. Außerdem steht das Spitzen mit den Zähnen unschön aus, schadet den Zäh nen und ist zeitverschwendend. .-—.—— I Spät, aber doch. Der überaus leutselige Landessiirst eines Kleinstaates besucht den wegen seiner urtviichsigen Grobheit bekannten Fslegeltvirth im strengsten Jnkognito, um sich einmal von dessen derbem Hu nior zu überzeugen. Vergebens aber waren alle seine Versuche, den ruppi gen Menschen aus seiner Reserve her auszuloetern Die ärgsten Provokatios nen, die er bei jedem Andern zweifel los mit den urwüchsigsten Grobheiten quittirt hätte, prallten heute an dessen achtungsvoller Ergebenheit wirkungs los ab. Endlich erhob sich Durchs laucht, legte ein Goldstück aus den Tisch und entfernte sich mit den Wor ten: »Sie sind doch der bekannte Fle gelwirth, wie kommt es denn, daß Sie heute so böslich waren?« »Ich, moanst, Durchlaucht«, entgeg net der, sich verlegen den Kon tragend, ,,i woasz net daß ma net mit jed’n Trottl arob sein därf!« Ja Ernianaelnna. »Sag mal, Liesc, hat unser Junge nicht wegen irgend ’was Priigel ver dient?« ,,Priigel? Wieso?« »Na, morgen ist doch sein Geburts tag, da miissen wir ihm doch etwas schenken.« »Nun ja.« »Na, vielleicht hat er wegen irgend etwas Prügel verdient, dann schenken wir ihm die.« tiefem-unmit. Fräulein: ,,Denken Sie, eine Freun din von mir lernte vor drei Monaten einen Herrn kennen, heute sind die Beiden schon verheirathet!« « Dichter: »Das ist noch nichts; ich habe in acht Tagen einen Roman ge schrieben, in dem sich drei Paare ken nen lernen, sich verloben und verhei rathen!«