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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 28, 1911)
Jamngng Nebraska Staats- Anzetger und J set-old. Mit-sit zweite r(Thi F)f Nummer 50. W Einverständnis. »- »«-.-. Von Herma von Stude. Deine Seele zu ergründen, Suchte ich dein Augenpaar. Dieses sollt« mein Loos mir tiinden. Das in deinen Händen war. Bei der Blicke stillem Fragen hell es in der Seele tagt, Augen können vieles sagen, Was das arme Wort nicht wagt. ·.-—-.-.-—-— Wer die Wahl hat« .. Eine Erzählung aus dem Berliner Le ben v. LenelotteWinseld. Aenne Kirsten steckte einen Veilchen tuts an den Fruuenhut. den sie zu gnrniren hatte, nnd betrachtete ihn unschlilfsig. »Finden Sie ihn nicht zu dunkel-dW wandte sie sich an die zweite Putz macherin unter deren flinlen blinden leise lnisternde Schleifen heworgin gen. «Meinen Sie, ich nehme lieber den hellen?'« , Sie risz die Veilchen herunter und brachte eine handvoll blonder Phan tasieblumen an ihre Stelle. »Für die simple Kapotte sind beide gleich gut oder vielmehr schlecht«, lachte die Zweite. Nehmen Sie nur den ersten besten!" Aenne schaute über den huldserti gen Hut hinkt-esz die andere vorn-aris dollsum ----- ehmen Sie nur den ersten besten! -— Als ob es so leicht wäre. seine Wahl zu treffen, wenn ein Duntler und ein Blonder zur Vertilgung standen. Sie-beugte ihren Kraut-todt plotzlich tief uder die Arbeit .um das heiße Noth zu verder gen, das ihr in die Wangen gestiegen. Die Uhr im Laden nebenan that einen dröhnenden Schlag. Aenne zuckte zusammen. Halb acht! Jn dreißig Minuten mußte sie sich ent schieden haben. ob sie zum Vorder eingang hinausgehen sollte· wo der Dunkle wartete. oder zur Seitenthiir, an die sie den Blonden bestellt hatte Nachdenllich runzelte das Mädchen die Brauen. Ehriich meinten es alle beide mit ihr einen lonnte sie aber doch nur nehmen! lind das dumme war: sie lonnte alle beide gleich gut leiden Verzweiselt stichelte Aenne auf den Hut los. Diese schreckliche Wahl! Wiiszte sie wenigstens, wie sich ihr Laus an der Seite eines jeden der Männer gestalten würde! Aber der schwere Schleier, der die kommenden Jahre verhüllte, ließ sich nicht lüf ten. »Wähle Menschenlind, auf gut Glitrl!« sagten die duntlen Zukunfts augen, und der geheimnißoolle Mund lächelte ernst. Aenne schrie leise auf. Sie hatte sich in die Finger gestochen. Sie sog schnell den Blutstropsen ein und setzte den Hut aus einen Ständer. Er toar fertig. Der tiesdlaue Veilchenstrausz schmückte ihn. .Aiso der Dunlle!« dachte Aenne. Jhr alter, froher Leichtsinn lehrte wieder. Wozu war sie denn neunzehn Jahres Da wird man mit jedem Mann glücklich, der's gut mit einem meint. Fünf Minuten später ging sie in der ihr eigenen stolz-freien Haltung zum Vorderringang hinaus. Der Dunkle stand auf der anderen Seite der Straße. Er lüstete den Hut und lam strahlenden Gesichts herüber. — War in der Art, mit der er sich Aennes Arme bemächtigte, nicht etwas recht Herrisches7 In Aenneo vergleichenden Gednnten senlte sich plötzlich die Wage zu Gunsten des Blonden . Der roar entschieden gut miithiger. « Tauchte nicht seine ein toenäse tonm lente Gestalt dort an der E auf-i Aenne empfand heftiged Bedauern, nicht zur Seitenthiir hinaus entmichen zu sein. - —« Da sagte der Dunlle neben ihr: »Wie bin ich sroh, dass ich Sie endlich habe! Den ganzen Tag dacht’ ich nur an Sie s--« Sie schaute in seine hübschen Augen, die in so sammtenem Mailiiserbraun voll Stolz und Freude aus ihr ruhten, und sie schmie te sich fester in den Arm. der mit o toranni cher Selbst verständlichleit von ihr H genom men. Nach dem Blonden wandte sie sich nicht mehr um. Der stand an der Straßenlreuzung und schaute der zierlichen Gestalt ne ben dem breitschulterigen Manne mit tieftrauriaern Gesicht nach, bis der lebte Schimmer ihres hellen Kleides hinter der Wegbiegung verschwand Ztoanzig Jahre waren vergangen Ueber den staudiaen Fußsteig der un zpflasterten Vorstadtstrasze rollte ein alter Kindern-agen, schwer gestillt mit Preszkoblen. Die Frau ,die halb gebückt das Ge siibrt lenkte. trug keine sonstwie-lang Der Wind spielte mit ihren angestau- l ten, lrausen hauen- Jbre ugen blickten stumpf und miide geradeaus.i So sahen sie auch die Droschle nicht, l die scheinbar ratlslos mitten aus dem» öden Damm bielt· Erst als die Frau geb anrusen hörte, wandte sie den leck. - Können Sie uns nicht sagen, Frauchem wo die Körnerstraße ist?« Das Gesicht der Frau belebte sieb. Sie blickte den bebäbigen, freundlich aussehenden Herrn, der im Wagen saß, gespannt an. »Jn dex Körnerstraße steht nur ein ganz«· sagte sie mit verschleiertee timme. Rom-neu Sie vielleicht we gen der Wohnung?« Der Mann nickte lebhaft. »Sind Sie die Vermietherin?« »Ja, ich « f« Der Mann studie. So seltsam bekannt klang ian die Stimme der : Fran. Er betrachtete aufmerksam das hager-e Gesicht mit den vielen seinen Fältchen, und plöhlich entdeckte er einen winzigen, braunen Lebersleck un ter dem linken Auge. Er sprang aus dem Wagen und streckte der Frau beide hönde entge gen· «Aenne —Aenne Kirstenl - Das beißt —« verbesserte er sich - · »der Name stimmt ja nun nicht mehr.« Die Frau starrte erschrocken drein. Aber ich weiß doch nicht -—--·« «Glaub’s gern, dass Sie mich nicht mesbr kennen -—« leise Traurigkeit war in seinem Ton «einst liessen Sie mich vergebens vor der Ladentblire warten, und wählten den ande ren.« l Zwei abgezirtelte rathe Flecken er« schienen aus den Wangen der Frau. »Herr Wehrmann!« ries sie heiser, »daß wir uns so treffen milssenl'« Er hatte sich umgewandt, den Kut scher entlehnt und ging nun neben ihr und dem Kohlenwngen her. »Die Welt ist klein, Aenne", sagte er lächelnd. »Aber nun erzählen Sie mir: wie ist es Ihnen ergangen?" Die Gestalt der Frau sank Inehr in sich zusammen; um ihren Mund zuckte es wie verhaltenes Wei nen. - Wehrmann musterte sie halb verlegen, halb mitleidig. Das ver. ariimte Gesicht, die nachliissige Klei dung erzählten deutlich genug Aennes triibe Schicksale »Ist Jhr Mann todt?« fragte cr leistan den Augen der Frau slaaerte ein seltsames Licht aus. »Nein, er lebt " stiesz sie rauh hervor, und dann - - als gehorche sie einer Stimme, die sie gebieterisch zum Reden zwang kamen ruckweise die Worte aus der eingefallenen Brust· Jhr Blick irrte dabei im Leeren, ver mied es, dem mitleidigen des Mannes neben ihr zu begegnen. »Mein Mann ist ost ohne Arbeit Und er trinkt. - Jch hatte vier Kin der. Anfangs versuchte ich es mit der Putzmacherei. aber die Kunden wollten nicht kommen. Dann hatte ich ein Gemiise eschöst Es ging nicht. Nun vermiet ich die Zimmer und wasche und plätte dazu.« Sie verstummte. Aber Wehrmann las in den bitteren Linien des müden Gesichts, was ihm die sest zusammen gepreszten Lippen verschwiegen. Nicht nur von harter Arbeit erzählten die beredten Spuren der Trübsal, von Mihhandlungen sprachen sie, von Ekel, Verzweiflung Wo waren die glänzenden Mädchen augen die unter den hellen Ringeltan chen so iibermiithig in die Welt ge schaut? Jetzt sahen sie, voller Angst und Haß wohl nur . die dräuerrde trunkene Gestalt des brutalen Man nes, sahen den Hunger heranschleichen und seine Hände nach den Würmern strecken, die »Mutter« zu ihr sagten Wehrmann fühlte, wie ihm die Theiinen lamen. »Ich möchte Jhre Kinder lennen lernen, senne«, sagte er in dem Be streben, etwas wie Wärme in die stumpsen Mienen der Frau zu zau hern. Sie brachte mit einem Ruck den Wagen zum Stehen und schlug die Augen voll zu Wehr-wann aus. Er erschauerte vor dein großen Schmerz der diese stillte. « »Ich hatte vier Kinder. —- Mein Aettester ,der schon anfing, mir eine Ctllhe zu sein, starb vor einem Jahr. Das zweite Mädchen ist ein Krüppel —- mesn Mann trägt die Schuld.« Die Rsthe auss ihren Wangen flatterte heißer aus, trosaenei hiisteln schüttelte den ausgemergelten Körper. »Mir die beiden Kleinen schuste ich —-« ein riihrender Ausdruck ört licher sorge verschönte sllr Augen licke das verweltte Gesicht »Aber sie sind sehr schwächlich Verlangen Sie nicht, sie zu sehen." Sie reichte dem Manne die Dand hin, und ein dankbar-tin-dliches Leuch ten, das an die Anmuth der jungen Aenne erinnerte, trat in ihren Blick. »Es ist mir ordentlich leicht um·s Her , daß ich Ihnen das alles sagen durfte. So manche Nacht wünschte ich mir’s. « Und nicht nur das« sie senkte den Kot-s s- »auch von meis ner Neue wollte ich Jhnen sprechen. Leichtsinnig habe ich damals mein Glück ver-scherzt. « Und Sie? — Jhnen ist es gewiß gut ergangen?« Wehrmann streichelte die harte Ar beits-hand, die in der seinen lag. »Mein Leben hat sich behaglich ge staltet, Aenne. Sorgen Links tägliche Brod blieben mir sern. Aber ----« ich( bin sehr einsam. Jch habe mich nicht verheirathet.« l Er suchte ihre Augen. Voll weh-» müthiger Sehnsucht hing ihr Blick4 an seinem guten Gesicht. Ganz kleine, s dünne Thränen , wie sie die rauhe-il Jahre sder Schmerzensreichen übrigge lassen, rollten iiber die nbgehärmtens Wangen. Sie riß hastig ihre Hand aus dek( seinen, wischte mit dem Schürzenzipsel s über ihre Augen und schob mit langen, « weit ausgreisenden Bewegungen den; Kinderwagen weiter. s Wehrmann blieb stehen und schaute! ihr nach Sie wandte sich nicht um. s Der Wagen rollte jetzt über holpriss ges Pslaster. Sein Nattern klang wie hortes, höhnendes Rusen zu dem ein samen Manne hin, bis es schwächer wurde und schließlich ganz und gar in der Ferne verhallte. ----. --.—--— Das Wiener Kasseehans. Dem großem Modernisirungs-Pro zeß, den Wien gegenwärtig durch macht. entgeht auch nicht das Miene rischeste vom Wienerischen das Kas seehans. Die neue Zeit, die gegen wärtig mit der Eroberung der alten Kaiseestadt beschäftigt ist, hat eben ivor gar ni is Respekt. Sogar in das »Traditio» ste des Wienerthums pol tert sie hinein. reißt die niederen Decken ein. wirst die alten gemiith liehen Möbel hinaus und errichtet dns » isiir Prunilolnle, wie sie als Wienerj Last-s schon längst im Ausland be- j i iannt sind. ! I Welch ein Unterschied zwischen dem J ; inodernenPrachtetnblissement des Cnfoi ; de l’Enrope ans dem Stephnnsplntzs kund dein ersten Kasseehnus, das wäl) » rend der nehtziger Jahre des siebzehn » I ten Jahrhunderts gegriindett Dort der i rassiniertesie Luxus-, Rauch-, Spiel ,I Damen-, Lese- und Schreibsalonks Hier ein ganz kleines niedriges Ge i l wölde mit plumpen Eichenmöbeln l Dort ein hyperelegantes Publikum ldnn der Wind aus nller herren Län— Idee zusncninengeblnsen hat. Hier ein I paar Wiener Spießbiirger, hemdärine I lig nnd behaglich. Dort ein heer von hin und her schießenden Kellnerm hier ; der Wirth allein, jedem Gast die Tasse 1 Kassee mit einem freundlichen Wort; triirzend — jenes ist das Casss von - heute, dieses das von einst. ! Jn Wiens große Zeit, die der zwei- » ten Türkenbelagerung, rnuß man zu rückgehen, will man dieses erste Wicner » Ilasseehaus kennen lernen. Als vie Türken vor Wien anriictten, brachten» sie außer ver grünen Fahne des Pro pheten und ihren Kanonen noch etwas anderes mit: unzählige Säcke voll Kasser. Denn selbst in Kampf nnd Schlacht mochten sie des dustenden Trants nicht entbehren. Als sie rann mit blutigen Köpfen heimgeschiclt wurden, vergaßen sie in der Eile dec Davonrennens nicht nur die grüne Provhetensahne und ihre Kanonen sondern auch die Kasseesäcke. Die Fahne und die Kanonen wurden als Ariegstrophäen von aller Welt bewun dert und bestaunt, mit den lleinen braunen Bohnen wußte aber tein Mensch etwas anzusangen. Schon wollte nian sie als völlig werth- und nuylos in die Donau werfen, als sich ein Mann meldete, der zu wissen be hauptete, wozu die unscheinbaren Din ger gehörten. Ein Pole war’s, na mens Kolschihlih der sich Jahre lang im Orient beruingetrieben .und wäh rend der Belagerung Spionendienste siir dieOesterreicher gethan. Zum Lohn dasiir erbat er sich nichts als die Säcke mit Kasier. Man überließ sie ihm achselzuclend. Die Stadt schenkte ian ein Haus in der heutigen Docni gasse, und hier eriissnete er das erste Wiener Kasseehrruj. uerst schien’- allerdings, als wolle di ache nicht recht vorwärts. DieWie net lamen zwar schaarenweise in die Kasseeschenie des Peter Kolschitztv, um sich von ihm seine Kriegsabenteuer er zählen zu lassen, aber der neunwdische Trank, den er ihnen vor-setzte, wollte ihnen gar nicht schmecken. Nach türki scher Art war er bereitet, siedendheisz, und enthielt den Kasseesatz. Wer zum erstenmal so eine Tasse Kaffee pro bierte, verbrannte sich den Mund und retpiette sich den Gaumen mit dem etelhaften, tärnigen Sah. Nein, so ein Gebräu konnte kein rechtschaffener Mensch hinunterbringen. Kolschitzly erzählte seinen Gästen Geschichten, bei denen ihnen die Haare zu Berge stan ten, aber es war umsonst. Nach ans siinglichern Zulauf blieben die Gäste aus, und der Pole konnte seinen Kas fee allein trinken. Aber er ließ den Kopf nicht hängen. Er war eben der leaffeesieder, wie er sein soll, alle mo dernen Casetiers sollten sich an ihr-n cin Beispiel nehmen. ,,Meinen Gästen schmeckt mein Kasfee nicht,« sagte er sich, «gut — so werde ich ihnen einen Kassee brauen, der ihnen schineclt.« Er passierte den Laffen um ihn vom Satz zu befreien, versitßte ihn mit etwa-: Sirup und milderte seine Stärke, in: dem er Milch dazutat. Er erfand die Melange. Als er zum erstenmal den schwarzen Laffee mit der weißen Milch zusam mengoß, war er sich nicht bewußt, wel che tulturhistorische Bedeutung dieser Moment hatte. Er war ein Erfinder genie und als solches naiv. Er wollte sein Geschäft heben und erfand den Rassen wie ihn seit seinen Tagen alle Welt trinlt und wie ihn alle Welt auch in Zukunft trinken wird. Dadurch machte er das Prodult Arabiens im Abendlande bekannt, dadurch schuf er einen Handelsztveig der heute Millio nen von Menschen beschäftigt. Der reiche Handelsherr in Hamburg oder in Triest, der Kellner im kleinsten Aaffeehaus verdankt seine Existenz je: nem Geistesblitz des Polen Kolfchitzln Wenn je einer ein Dentmal verdient hat. er derdient’s. Und schnöder Un: dank ist es, daß bis heute kein Mensch daran gedacht hat. Zunächst aber half er sich selber tnit »seiner Erfindung. Seine Melange ifand die Billigung seiner Gäste; schnell Ebrach sich ihr Ruhm in Wien herum nnd bald hatte er in seinem Gewölbe teinen Plan fitr die Zahl der Besucher. Er schlug also sein duftendes Zelt im . Haus Zur blauen Flasche auf, ganz in derNähe des heutigen Stock-im-Eisen Platzes. Mit einem modernen Kaffees hause hatte zwar auch dieses Lokal sc viel Aehnlichkeit, tvie ein gothischer Prachtbau mit einer Köhlerhiittr. Aber ein Fortschritt tvar’s immerhin. Ein ladende, blanl gescheuerte Etchentische geil-I da, aus dem offenen Herd leuch tete ein behaglich Feuer, würziger Kof feeduft hing im Ratt-n, und der Wirth (angetan wie ein türkischer Pascha) sorgte, von feschen Schenkmädchen un terftiish flir guteBedienung und fröh liche Unterhaltung seiner Gäste· Na, und die Tasse Koffer kostete, sage unk fchreibe —- einen Kreuzer! Und Kot fchißlh ward trotzdem ein reicher Mann. Naiiirlich ließen sein Ruhm nnd sein Geld andere nicht schlafen. Ec fand Nachahmer, und gegen Anfang iexs 18. Jahrhunderts gab es bereits eine ganze Anzahl Kasfeefchentem die sich alle eines guten Besuches erfreuten. Der Preis des Kaffeeg stieg zwar enorm, er betrug ietzt schon -s-— ganze vier Kreuzer, aber das Kaffeehaus wurde den Wienern immer ver-trauten ein immer lieberer Aufenthalt· Zwei neue epochale Erfindungen kamen bin zu, um die Bebaglichleit der Kasse schenken zu erhöhen. Ein einsamer Bäcketmeister namens Peter Wendler tanr auf den ingeniösen Einfall unz« and feinen Semmeln zur Erinnerung an dieTiiriennoih dieForm eines Halb mondj —- er ward der Schöpfer des weltberühmten Kipfels. Ana) er starb als reicher Mann, denn jeder patria tisch denkende Wie-let hielt es fiir seine Ehrenpflicht, wenn er in der Schenle die dufiende Schale vor sil; stehen hat te, so viel Halbmonde wie möglich zu vertilgen, zumal sie appetitlich braun nnd lnusperig waren Die zweite epo chale Erfindung auf dem Gebiete des ’Kaffeehaustvesens ist mit dein Namen einer Frau verknüpft: siäcilii Siraps Mandoleiiibäelerin ihres Zeichens, fchuf die Krafter (Pfann ucheu) diese siiißem ratbraunen, runden T nack, die sder Fafching zu seinem Wabrzeichen ’erhaben hat. Aber auch andere Geniiffe bat das Kaffeehaus seinen Besuchern. Billardbreiier wurden aufgestellt, die Paar Zeitungen, die damals erschienen, lagen auf und wanderten von Hand zu Hand. Gierig lauerte immer ein Gast auf den andern, daß er endlich Das Tages-ach wichtigstcr Neuigkeiten oder die Sazeiie de Vienne ans der Hand legte. Langfam aber stetig eroberte sich das Kaffeehaus eine bedeutende Stel lung im sozialen Leben der Kaiser stadt. Natürlich fehlte es ihm nicht an Gegnern, die ihm das Leben sauer machten. Besonders die Branntwein schenlen tobten gegen die neue, aus demOrient importiert: »Heiden«-Kou-— lurrenz. Moralisten weitere-n gegen das immer mehr sich einbürgernchas ster'«", und zum Schluß legte aud, die Regierung ihre schwere Hand auf die Kasseeschenien Scheint manchmal ziemlich bunt in ihnen zugegangen zu sein, denn Maria Theresia, vie Sitten sfrenge, ordnete an, daß die Raffeehäus ser zu ebener Erde liegen mußten und am Abend nicht durch-Holzlaven ver schlossen sein durften. Erst Kaiser Jo seph Il. dachte weniger drakonisch, und von dci ab hatten dir Bürger bei ihren Kartenspielen nicht mehr die Polizei als Kiebitz. » Das war damals-«- irhon sa, wie es Jhcute noch ist. Kartenspiel wuer im. uer mehr und met-r die Hauptbeschäf tigung, der man iih im Kssffeehauz hingab Heute ist in Wien iein Koffer haus, in dem nicht -«espielt wärt-, in dem hochmodernen Luxuscaffs in der inneren Stadt, wir in dem alten, ver rilucherten Vorstatxtbeisel Natürlich ist Hasard wie iekc andere »Bist von Glücksspiel streng vers-Eint E Darum intn in Wien, so elegantes auch ist, das Klubleben schwer aufkom men. Es gibt einige Klub-T so ganz große, wie der Jo-jcssllub unadcr spie sidenz- sowie der «:-»·.mchtluo, In denen hoch gespielt wird, aber den- Bürger, selbst dem wohlhabenden, genügt dieGe müthlichteit seines Stammcases voll kommen. Das Behagen des- englischen Alublebens ist ihn: noch viel zu steif und zeremonielL Etu- er den Frnck oder rsen Smoling anzielt, um es sich ge mijthlich zu machen, lieber verzichtet er von vornherein dcrx es. E: braucht leine Staatstoilette, um ins Koffer-· haug zu gehen. Und da gibe keine seierlichenDiener, die leise finstern und bösische Verbeugungen vollführen, wenn sie einen Giixsn Abend wünschen Da sind der Zatkltellner und der Zu tkäger, die beide den Stammqast be treuen, die ganz gen-tu wissen. welches Abendblatt er liest. welche Art von Kassee er trinkt, ob einen Schwarzen oder einen Kapuziner oder Nnßschale braun. Da warten schon auf dem Stammplatz die Tarocllartcn. Und fik- allezeit getreuen Kiebitze birren be reits. Einer kennt den andern, sie sind bei der Partie miteinander und nebeneinander alt geworden litku der Wirth geht von Tisch zu Tisch, begrüßt bevorzugte Stommgäste mit einem fo vialen Händedruck und erkundigt sich nach dem Befinden der werthen Frau Gemahlin und der lieben Kinderln Und die Atmosphäre ist so lieb und traulich im Kasseehaus. Jn breiten Schwaden ziehen Tabalmnch und Kasseedust durch den Raum und erfül len ihn mit jener dicken, schweren Lust« in der allein der Wiener Kasseehaus liesucher sich wohl fühlt. Da gibts so manchen, dem das Turoclieren im Kas seehaus besser schmeclt als daheim in rser eigenen Wohnung Die inoderne Zeit sucht auch da re sormierend einzugreifen. Sie hat die Veniilatoren im Rasseehaus einge siib1«t. Sehr zur llnznfriedenheit der alten Kasseehausisästr. Die sind gute Luft über ihren Stammplätzen nicht gewöhnt. Sie stört ihnen die Gemüih lichleit, diese Ventilatoren surren und stimmen, machen einen irr beim Ta rockzählen und verursachen Zug. Jmi mer-bin modernisiert sich das Wiener ziafseehau6. Es nimmt mehr Rück sicht aus die Fremden als ans die Ein heimischen Denn diese schimpsen nnd kommen schließlich doch. Kann doch keiner das liafseehaug entbehren. Und den Fremden muß man doch zeigen, daf; die Wiener Cafisg in Wien selber zuinindest so elegant sind wie die Wie ner Cafag in Berlin oder in Paris. Natiirlich haben sie alle ihr Publi inm,das mit ganz bestimmten Interes sen ins Kasseehans geht und sich aus ganz bestimmten Gesellschaft-streifen rclrntiert· Da ist das Cafs- Scheidl in der Kärnlhnersiraße, das berühmte Fenstergucler, in dem die Osfiziere ihre freien Nachmittage damit verbringen, durch die großen Fensterfcheiben die vorüberftrömenden Passantem beson ders die weiblichen Geschlechts, zu mu stern. Da ist das Cafä Zentral, in dein die Journalisten undLiteraten sich in Hunderte von Journalen und Re ivuen vertiefen können. Da ist das sSucher auf dem Kohlmartt, das Ge . neralstabseaffsv —- das Doburo, in dem « die Mitglieder des Schauspielekstandes die lieben Kollegen ,,ausrichten«. Da sind die zahlreichen Geschäftscafiss die eine Art Börfe fiir die verschiedensten Berufe bilden. Jn dem einen werden Häuser verkauft, im zweiten Diaman ten. im dritten Weizen. Jn der Pra terftraße befinden sich die Kaffeehallem in denen die Turfweisen den nächst ! i jährigen Derbhsieger herausrechnen. Und dann sind schon viele Cascss da,die Tratschcasöå in denen die Damen sich einfinden und sich jener edlen Beschäf tigung hingeben, die in der Bezeich nung schon zur Genüge ausgedrückt ist. ---..--— Die Pflege dei- Rasend. Das ist ein zeiigemäszes Thema für einen Sommertag. Ein wohlgepsleg— ter Rasen ist ein seiner Schmuck siir einen Wol)nplatz. Aber seine Pflege kostet Mühe und Arbeit, und leider fallen diese dem Menschen am schwer sten gerade in der Zeit, da man sich des Rasens am liebsten freuen möchte. Den Latvnmower, die schwere eiserne Schneidewalze, vor sich herzuschieben und mit ihr die Gartensläche strich weise auf- und abznwanderm um das Gras gleichmäßig zu scheeren, ist in sden Sonimerrnonaten wahrlich keine Kleinigkeit Da wird es denn gewiß sur Viele sehr angenehm sein, zu er ;fahren, das-, man auch siir diesen Teil Hder Rasenfläche ein Tierchen benutzen s inmi, welches obendrein die Arbeit mit wirklichem Vergnügen besorgt. i Der amerikanische Konsul in Not Ytingham, England. Herr Samuel Iaylor, schreibt nämlich unserem Han Ldels - Departement in seinem neuen jBerichi iiber ,,Guinea Pigs als Lawn sMowerX Folgendes: s« »Ein sonderbar-es aber erfolareiches Experiment wird in der Provinz Kent iuf einer Anzahl privater Rasenflä schen gemacht, und es wird aiich von seinem Golf-Klub in der Nähe von Greenhithe erprobt. Die Jdee ist neu und besteht in der Substituicrimg des Gninea Pig fiir die Mähmaschine zur dlusrottung von lästigen Unkriiutern lBenierkt mag hier werden, daß das Wort Gninea eine Korrumpiernng des Wortes Guiana ift Das sogenannte Ginnischweinchen ist nämlich ein bra lilianisches Nagetierctien von sieben ,oll Länge und sehr niedlich) . Um den Rasen wird, wie der Kon siil mitteilt ,ein niedriaes Drahtgitter gesetzt und in dieser Umfriediguna läßt man das Guinea Pia sich tum meln. Das Tierchen macht sich sofort 1iiber die schlimmsten Unkränter her. Zuerst attackiert ek- den Riegel-reib dann den Löwenzahn und die Gänse oder Wucherblume usw. Diese breit ldlätterigen Kräuter, denen mit der JMähmascbine nicht beizukommen ist, werden durch die scharfen Zähne des Jnnausgesetzt fleiszigen Nagerg bis in Hoie Wurzelstöcke zerstört. Wenn es mit den Unlriiutern, die breite und saftige Blätter haben, fertig ist, macht es sich an das Gras-, nnd in kurzer Zeit sieht der Rasen aus, als ob er mit ei aer tief gestellten Maschine geschoren toiire Das Nagen tötet die Unlräns ter, die fast jedem anderen Anariff tvi derstehen, aber es tut dem Gras keinen Schaden. Die Rasenfliichen, auf denen das Guinea Pig seine Arbeit getan hat, fe hen prächtig aus und sind auch fiir dass Golsspiel so fest ,als wäre der Monter darüber gegangen. . Jn der genannten Gegend hat man auch gefunden, daß die Tierchen im Winter nicht leiden. wenn man sie so umherlaufen läßt. Man stellt dann einfach durch Draht einen Gang her zwischen dem Hüttchen und dem Ra senplatz, so daß sie nach Belieben unter Schutz oder im Freien sich aufhalten können. Unter diesem-Verhältnissen fiihlen sie sich sogar wohler nnd gesun der, als wenn sie als Hätschelchen ge halten werden. Durch die mit ihnen in der oben mitgeteilten Art gemachten Erfahrungen ist die Nachfrage nach G1.inea Pigs ganz bedeutend gestiegen; aber wegen deren natürlicher Frucht barleit wird dem gesteigerten Bedarf wahrscheinlich fiir lange Zeit genügt werden. (Dav. Dein.) — Ein Philosoph. Bauer (vor einem Theater, vor dem sich viele Menschen drängen): »Gehen sie alle ’rein, dann gehen sie nicht alle ’rein.« Kurz und bündig. Dichterling lzum Redakteur): »Bit te· wollen Sie meine neuesten Gedichte lesen! Jch bin meilenweit gelaufen, um sie Jhnen persönlich zu bringen!« Redakteur-: »Herr, da sind Sie ent schieden zu weit gegangen!« Rechtsertiqunq. Mama: .,,Was, vom Klavierlehrer hast Du Dich küssen lassen?« »Aber, Mama, die Zeit, die das in Anspruch nimmt, die rechnet er ja nicht mit!« »,- Auch mai-. »Ich hätte nicht geglaubt, daß Jhre Frau im Stande wäre, durchzugehen!« »Die? Die ist im Stande und kommt auch wieder-zurückt«