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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 7, 1910)
Kloster Wendhusen Roman von W. Heimburg ----------4----4--— , » (3. Fortsetzung.) Einen Augenblick streckte das junge Mädchen wie bittend die Hände zu der alten Dame hinüber, dann sentte sie wieder ben Kon unb schwieg. »So viel ich davon weit-, will ich Dir gern etzählen«, begann Tante Editb aufs Neue; »aber es ist wenig nnd ich thue es nur, um Dir einen Blick in das Leben zu gewähren. das Du noch so wenig tennft und bas Dir . wie ein verführerisches Spiel umgan kelt, in dem nur Schönes Dir begeg nen muß. Ich will Dir Deine sonnige heiterteit nicht nehmen, nm die Welt nicht. aber gewöbne Dich, an «-reindern Unglück nicht leichtfertig derbes-zugehen oder es gar als etgötztiches Geiz-rachs tbeina zu behandeln; in jedes Menschen hoffnungjbliithe stillt einmal ein Reiß F wird auch Dir nicht erspart Hei n.« »Es ist nur eine gar kurze Erzäh lung, die Du zu hören bekommst. aber tie enthält eine gan e Welt voll Leib, Charlotte«, beannn ante Editb, with-. renb ich mit Der klopfen dalag und’ ihren Warten lauschte. — , »Es-krumme oon Demvyom oer Va ter unserer kleinen Schläferin und der Bruder Deines Vaters« war der jün gere Sohn, wie Du ja weißt; er be kam mithin ein sehr mäßiges Vermö gen. eben genügend, um ihm die Kar riere als Offizier zu ermöglichen Jn seiner Garnison lernte er das Mäd chen kennen, das ihm so verhängnis doll wurde; es geschah im Hause ib res Onkel-Z, als dessen Adoptiotochter sie galt. Jch glaube, wenn die Sa chen sich so verhielten, wie es damals schien, so hätte Dein Vater kaum ei nen Einspruch gegen die Verbindung der Beiden erhoben, denn der alte On tel war ein angesehener Mann unf galt als vermögend.' «Da starb er olöylichx es fand sich kein Testament vor, und das junge Mädchen stand bettelarm da, gewöhnt an jeden möglichen Luxus-. Das wirt-» lich große Vermögen fiel einer aanzi entfernten Seitenlinie zu, die von der; Hinterbliebenen absolut teine Notiz; na .«' s « Bin Onkel tam bier angereist und bat um Aufnahme feiner kleinen staut da aing der Sturm los! Leider börte ich in sener fiir mich tief »trg.u ten Zeit« so gilt wie gar nicht« den m, ivas im Aebtiftinnenhaufe,3 in der Familie Deines Vaters dor M ich hatte ans jenen Zwiespalt sur andeutunggwetse von Gottljed vernommen, der tmann nach einem stika n Austritt zur nächsten Bost siation ht; Leßterer ziirnte mir ja auch. o erhielt ich denn auch nicht die Unzeige seiner Verbeirathung die sehr bald stattfand: erst aus der Fei tnng ersah ich ei. Bald nach der er wählung mußten indessen sich die Brü der so weit wieder ausgebhnt haben. tat Hermann eingeladen wurde. mit r jungen Frau einen Besuch auf loster Wendhusen zu machen. Erst all die meiner Stube ge eniiberli n ben Besuchizimmer geof net wur en, erst als Gottlieb in großer Lidree mit V Staatswagen bis-. das Gitter r kollte, um die ate abzuholem erfuhr ich auf mein Befragen, daß das junge Ehepaar erwartet werde." «Jch war damalls zu sehr an drü ckende Zurücksetzung seitens meiner Ge schwister gewöhnt, als daß mich dieses wundern konnte; ich wurde gleichsam wie eine Todte betrachtet, ja, nicht ein mal wie eine Todte, denn einer ge liebten Verstorbenen le t man doch noch zuweilen eine B ume auf das Gaul-. Aber ——- das gehört ja nicht hierher-« »Wie man so ist, Lotteisen es steckt fo etwas von einer Pudelnatur im Frauenherzem anstatt im beleidigten Stolz mich tief in mein Zimmer zu rückzuziehen stand ich stundenlang an Lenem Tage lauernd hinter den Gar inen. um meines jitanten Bruders junge Frau zu sehen und ihn selbst a!s glücklichen Gatten.« «Leider wurde mir die Aussicht in dem hauptmomente benommen durch den verdeckten Wagen, und außer ei nem blauen Schleier, der hoch aufwirs belte im Irühlingsioindr. fah ich nichts von meiner neuen Schmäaerin Auch ferner nicht, denn ich wurde iranl in jener Zeit und mußte das Bett hiiten Nur mituntek hörte ich eine weiche, klangon rauenftimme und tleine leichte S ritte. die den Korridor heraufflogen Schön sei sie, wun derschön berichtete mir meine Dienerin.« »O. gnädige rau, wie eine der Heiligen die in E ingen in der katho lischen Kirche iiber dem Altar hängen, nnd dabei ist sie nur fo ein kleines Püppchen, fo ein kleinej!" pflegte sie zu indess-« »Viel zwei Wochen mochten ver gangen fein, ich befand mich zum erstenmal außer Bett; es war ein . W Junitng gewesen und die Wde Schwüce wollte felbft der Mantuas nicht weichem da hörte U, ais ich gegen Abend müd' und « statt auf met-ein Seel-a lag, die trip Atdes Fäßchen wieder draußen auf « beneidet Es war ein hastigei ten, nnd bald daran schlug de h M die Sbüe des Iremdensimmers « naeb einer Weile fchallten eiltge " est- den Gang beraus, und jtvieder ossnete sich die Thiir nnd die Stimme meines jüngsten Bruders scholl durch das haus: f »Die Sache ist abgemocht. Eise, wi: iteisen nun sofort!« L »so gleicher Zeit aber drang Wei ;nen zu mir herüber, so recht herzt-Uter fliches Weinen.« »Im No hatte ich meine Thür ge öffnet; auch jene mir gegenüber war iveit zurückgeschlagem ich konnte das Zimmer übersehen und erkannte in dem rosigen Dämmerlicht der sinken den Sonne eine zierliche, weiße Ge stalt aus dem Sopha und meinen Bruder vor ihr aus den Knieem leise tröstende Worte sprechend. — — »Dermonn. ich that nichts Böses, o, ich schäme mich todt. laß mich sort, Permanry laß mich sort don hier!« bat te immer wieder, und ein junges. be tbriintes Gesicht voll unsö lichen Lieb reizeo hob sich aus den Bissen empor und schmiegte sich on seine Wange.« »Ja, ja, aber deruhige Dich. Glie, es muß doch gepackt werden« und Du bist aufgeregt- im höchsten Grade; glaubst Du denn, daß ich auch nur ei nen Moment an Dir gezweifelt? Mein Himmel, ever tonnte auch so etwas. ahneni« I »Er erhob sich und schritt zu einem( Tische. und im nächsten Augenblicks flog es tlirrend durch das Zimmer nnd die Scherben einer Krystalltaraffe lagen linernd auf dem Teppich Die junge zrau war erschrocken in diehbhe gefahren und star te mit den duntlen Augen zu ihrem nne heriibei.« »Nicht einmal ein Glas Wasser in diesem gastfreien Hause, wenn man es gebraucht!' rief er mit unterdriicktern Zorn und er riß an der Glockenschnuu dann wurde die Thiir heftig zuge schlagen« «Betroffen schloß ich auch die mei und zerbrach mir den Kopi, um zu ergründen. was vorgesallen sein konne. Der rasche Huffchlag eines Pferde-J lockte mich ans Fenster, und ich fah Deinen Vater, Lottchen. ganz gegen feine Gewohnheit sortreiten, in den finienden Abend hinein, und ehe er noch zurück etetrt war, hatten Her mann und eine junge Frau Wendbu sen verlassen -—--- um niemals wieder zutommen.« »Ich konnte das reizende Gesiht mit den dunklen Augen, die schen und fra gend unter den langen Wimpern her vorsahen, nicht wieder vergessen, und alt fis-Idee das Gerücht auch bis zu uns drang, He leben in der bittersten» Armuth, da konnte ich nicht widerste ;hen; ich feste mich bin und schrieb anl Hie, um ihr eine, freilich kleine, Unter-! »Als-sitz anzubieten. Aber der Brief Juni uneröffnet zurück; sie ahnte wohl Itaunn wer die Schreiberin war: ichs glaube, sie wußte nicht einmal, detßi eine Schwester ihres Mannes eristirte,? oder dachte vielleicht. der Brief sei oon’ Deiner Mutter. und so bin ich ihrj fremd geblieben, wo ich ihr doch so gern näher getreten wäre.« «Noch einmal machte ich den Ver such, aber wieder wurde mir das» Schreiben durch die Post zurückgege-’ den« rnit dein kurzen Vermert von ei ner zierlichen Damenhand, daß aus Wendhnsen teine Briefe angenommen würden. « Es war dies ungefähr ein Jahr nach Vertraun-« Tode.«' »Aber Tantchen«, unterbrach Char lotte die alte Dame, »in Deiner Er zählung ift nichts-, was zu Gunsten der Frau von Ontel Herr-rann redet. und Ferra sont doch. sie habe den Onkel durch ihren unerhörten Luan -— —-—'· ,.Charlotte! Sollte Ferra Dir maß gebend sein mit ihren llrtheilenk Frei lich lebte das junge Paar glänzenden als ihre Verhältnisse es gestatteten, aber da trifft die Schuld zuweist den Mann. Sie bat geglaubt, er sei reich, seine Mittel erlaubten ibrn solch· eine stattliche Haushaltung zu sührenx ab nunaölos lebte sie in dem Luxus, den er ihr verschtvenderisch bot! Jch bin überzeugt« hätte er ihr nur eine An deutung gemacht, sie würde sich mit Freuden in die bescheidensten Verhält nisse gesiigt halsen.« »Von-us schließt Du das, Tante Edith?« »Aus der Art und Weise, wie sie ihren unbewußt begangenen Fehler pesiihnt hat. Oder meinst Du nicht« Lottchen daß es eine Sühne ist, wenn die Frau rnit der Aufopferung ihrer ganzen Kraft, mit den zarten, der Ar beit ungewohnten hönden Tag und Nacht schafft, unt sich und ihre Kinder anständig und ehrlich durch die Welt zu bringen? Meinst Du nicht« dass durch solch’ eine thränen- und arbeits volle Stunde, durch das schwerer tetmpste Wollen und Vollbringen, Jahre eines unbewußt begangenen Unrechts wieder gut gemacht worden sind? Weißt Du, was es heißen will, Charlotte, Nächte lang zu arbeiten bei trüber Lampe und beruhenden Ge danken daqu Weißt Du, was es be deutet, wenn man s sagen muß: iso bald dte Urbeititrat versagt, w rst Du mit den Deinen darben? Geh’. Kind. Du weiht es nicht, mag Gott Dich davor benahm-I «Tarrtel« bat C klette, ihre Stint ne klang wie du Thrttnen. »Liebe Leute« Ich sah ni t, was sie that bei die sen Worten; ch hatte mich stiirmis aus die Seite gewesen und den Nod tief in die Kissen gesteckt, damit Rie mand das Schluchzen hörte, das meine Brust zu zersprengen drohte. Da siihlte ich einen Kuß aus inei nem Haar, und als ich mich um wandte, fielen meine vermeinten Au gen aus Cousine Lotte, dir an meinem Bette niedergetniet war. »Ich will Dich lieb haben, kleine Cousine«. sagte sie und die blauen Augen schimmerten in Thriinen, ob gleich der frische Mund lächelte »Ich will Dich lieb haben, pergie mit, was ich vorhin in Uebermuth gesprochen, Denn Du hast es gehört. ich weiß essss Komm her Du tleines Geschöpfchen, und gieb mir einen Kuß« bat sie, mich an sich ziehend und mich tüssend. ,Nicht wahr, Du bist mit nicht böses « Reini« fragte sie und ihr vorhin rosi ges Gesicht sah bleich aus vor Erre gang. Ich schüttelte den Kopf und legte smeinen Arm um ihren Nacken »Ich will Dich auch lieb haben CharlotteT versicherte ich treuherzi. .Aber nun mußt Du ausstehen ries sie, sich erhebend nnd wieder in ihren muntern Ton übergehenv. «Dors ich beim Leder zugegen sein Z« Unter sröhiichem Lachen nnd Ki chern hats sie mich ankleiden. »Du Mcisil gcwls UOO gilt lllml, was Dir possitt ists« neckte sie. »Ja, ju, kleines Stodtsriiulein, wir sind seht aus deni Lande zwischen Kühen und Kälberm die find nämlich de riihmt aus Kloster Wendhusen. Gras Blumen. Bäume nnd frische Lust F ·oen wir im Uebersliisx warte nur« ii sellst bald rothe Backen betominen.« Sie strich liedtosend über mein Ge sicht, während iie mir hols, die Locken in ein Reh stecken ,.Charlotte«,' fragte ich. .nicht wahr, Tanie Edith heißt eigentlich Frau Berler oder Puls-« Sie lachte hell aus und schlug in die Hände. »Kind, weißt Du denn das nicht? Freilich, Tante Verka.« »Ich habe nie von ihr gehört', ent gegnete ich. »Mama sprach ja nie mit uns von Kloster Ændhusen.« «Kind! Do weißt Du am Ende noch gar nicht einmal. wer ich hinf« ries sie in komischer Verzweiflung. »Nein, das geht jii nicht; also höre zu, ich will Dir nun unsere ganze Familie der Reihe nncki dorsiihren.« Sie seite sich oiis den Rand meines. Bettes nnd sah zu mir herab-eh ist-J »dem sie an den Fingern odziiziihlen begonn: -- «Also Numero Eins, selbstverständ lich meine Mnmii, die Frau von Demphoss eine Geborene von Thienen aus Thüringen, steht im griißtet Re speit dei ihren Kindern und Umerge benen; wenn Ferrci und ich don ihr sprechen, nennen wir sie Serenissims. Ferrii und Joachim sind ihre Lied linge, Gerhcirdt und ich stehen erst in. zweiter Linie; ich bekomme sehr viel böse Worte oon ihr, weil —-- nun- dogT loinmt dei meiner Personalbeschredj bung.« «Niii«iero Zwei, Luitpold Gerhordt ’iion Demdhoss, Muioratsherr und HChes der Famile, mein oldener Bru der, der beste, edelfte ensch, den es giebt. Ader leider ist er so ein ganz tlein wenig iräntlich', siigte sie hinzu und das Ausleuchten der blauen Au gen wich einem dunklen Schatten. »Er wird oder gesund werden Lend, ich weiss es«, versicherte sie dann zuver sichtlich »Wenn Du einmal etwas zi ditten hast, so wende Dich on ihn, er sagt-nicht Viejn.«· ."«uniero prei, meine schone »schwe ster Fernande von Riedlinaen, die seit zwei Jahren wieder unter dem väter lichen Dache wohnt, weil ihr Mann bei einem großen Nennen in R. so un glücklich mlt dem Pferde stürzte, das-. er sofort tobt blieb und sie zur Witt we machte. Sie hat anderthalb Jahre ganz schwarz getrauert, es sah so un vergleichlich schön aus zu dem blonden Haar — —« «Lotte! Lotte!« ries Tante Edith, die jetzt aus die Schwelle getreten war, »Du verfallst wieder in den alten Fehler!« Dann schritt sie aus mich zu und küßte mir liebevoll die Stirn. »He-s Du gut geschlafen?« fragte sie. Sieh’, nun wiro Dir gleich eine Personle schreibung von der Familie gemacht. die nach dem Gehörten ---« »Nun-ten Vier«, unterbrach Char lotte die Bemerlun der Taute, »Im chim von Demphof , Lieutenant im 9. Kürasser-Regintent, ein sehr schöner Mann, Cavalier komme il saut mit allen dazu gehörigen Tugenden unt Fehleen, liebt nächst dem Ballet ans meisten die Jagb.« »Ich bitte Dich, hör’ auf. Lotte, was loll Magdalene von Dir den lenlt« schalt Tante Edith etwas lit gerlich. «Numero Fünf, Charlotte von Denn-both entsant terrible, Schrecken aller Familienmitglieder. sieht Alles· was sie nicht sehen soll und hört ltetl das, was nicht sllr sie bestimmt ist. hat einen ganz häßlichen Charatters sen sie einma mit ihrer Liebe der sokst, der lann sich nicht retten vor ihezs hält sich am liebsten irn alten Kloster bei der Tante ist-I anf, um sich von the schelten zu lavW Dus Du gute M Tante ries sie, die alte Dame stiirnri ch in die Arme nehmend. »Ich bitte ich nur um Einz, lnß mich nicht eiserslichtig werden aus diese den« .Wildsnng, laß mich, Du etdriickst mich ja!" ries Taute. »Wenn Du Dich nicht änderst. so ist ei immer möglich, daß Dir die Kleine den Rang streitig inacht.« »Dann, Lena, nimm Dich in Achil« drohte sie, ins Nebenzimmer laufend, so daß zwei oder drei von Tantens Lieblingen schen zu uns herüber stiichtetem »Ich liege sämmtliche Nasen aus Dich in diesem Falle. und das ist leine Kleinigkeit, denn die gelbgescheit te tint eben wieder einmals sechs Junge." Sie erschien nochmals in der Thür, schwenkte den großen Strobhut gegen uns und dann war sie verschwunden; wir hörten noch ihr frisches Lachen im liorridor verhallen. »Jth weiß ich, wer Du bist'«. sagte ich, mich an Lunte Edith schmiegend, »Du bist meines lieben Vaters einzige Schineirer?« Sie strich zärtlich mit der hand über mein Haar· .Deines Vaters Schwester', wieder lolte sie leise und sehte dann hinzu: »Kind« Kind, wie siehst Du Deiner Mutter ähnlich; dieselben Augen. ganz» diese-Denk » I - flos- s « --" »Unte, m) num- aslc , sagte tm nnd schlang die Arme um ihren Hals. »Wenn ich gewußt hätte. wie sitt Du bist. dann hätte Mama ani Dich schreiben müssen und nicht ar? Tante Deine-hats als sie einer Unter stiitzuna bedürstig war; Du hättest ge wis- nicht geantwortet, daß sie schuldi ei an dein Unglück meines Vaters? l Tante Edith schob mich plötzlich zu ! Lick und sah mich erbleichend an. »Wie? Deine Mutter schrieb an sie? .ind sie hätte ihr da geantwortet, was Du eben sagtesti« Jch nickte bejahend. »Sie wurde sehr trant daraus und tat immer davon vhantasitt.« Tante Edith schwieg; sie sah stans n die grünen Wivsel die sich drau s Tzen im goldenen Morgenlicht wiegten: »in nnbeschretblich bitterer Ausdruck ag um ihren Mund. Dann schritt sie zu dem Fenster, und nachdem sie die« mächtigen Fltiaei geöffnet, wandte sie sich mit den Worten zu mir: .Run tomrn’. Magdalena. und sriihs sitiicke, es ist heute spiit geworden; mor aen heißt es zeitig ausstehen. Jch mache immer in aller Frühe einen Sva ier gang durch den Part, und Du solls; mich bealeiten Du glaubst gar nicht, wie löstlich das ist, Du armess ctadtmiiuschen. « . - i s. K a v i t e l s Das war der Tag meiner Anlunss in Wendbusen und mein erstes Etwa Fast siins Jahre sind seit jenem Morgen vergingen und doch steht er mit soicher Deutlichkeit vor meiner Seele das ich meinen könnte, erst ge stern sei ich, ein tleines. unersahrenes, heimathbanges irdchen. unter Tante Edith’s artinent mmelbette erwacht und habe jenes Gespräch vernommen, das tausend bange Fratzen in dem Mnderherzen hervorgerufen; als sei ei gestern gewesen daß Charlotte an meinem Bette getniet, um mir unter Thtiinen nnd Lachen zu versprechen mich lieb. n haben; dies wunderliche, liebe Ges övs das zusammengesetzt schien ans Tbriinen und Lächeln, dem das Leben im jahen Wechsel Lächeln rund Tbriinen und Gott sei Dank doch endlich wieder Lächeln brachte. Ach, Lottchen wenn Du nicht längst wüßtest daß ich Dich liebe sv machte ich Dir hier noch einmal eine Liebes ertliiruna bei der Erinnerung an al les Das, was wir gemeinschaftlich er lebt und erlitten. Auch jener Tag steigt deutlich wie der vor mir aus« an dem ich zum er stenmale aus Entdeckungsreisen im alten Kleister ausging. Es war, glau be ich, noch an jenem ersten Tage; Tante Coitn besuchte eine trante Frau im Dorfe; ich sasz mutterseelen allein in einer tiesen Fensternische und schau te über den Rasenplas hinweg in die hohen Wipsel der Parthäume, hinter denen die Vilta versteckt lag. Unheimlich still war ei in dein gro ßen Gebäude, auch draußen teineSpur von Leben; seitwärts lag das Mel-tit sinenhaus mit seinen Ierhangenen Fensterreihen in tieseni Schatten, über die Ireitreppe waren die Ranken des wildn Weins gewuehert in zwanglofsn Ungebundenheit, sie hatten die Stn en übersnonnen und verhingen die mäch tige hausthiir mit üppigen Gan-lan den, daß es aussah. als sei hier der Eingang zu DornröschenJ Zauber schloss. Und hinter diesen verhangenen Fenstern hatte einst mein Vater gelebt als glückliches Lind, über diese mens hennichsenen Stufen war später der kleine Fuß meiner Mutter geschritten in das hand, in welchem sie so schwer beleidigt wurde; was konnte man ihr gethan haben, ihr, die so gut, so schön gewesen? Wer doch einmal hin eingehen könnte in ene Räume, aber sie waren ja vers-h essen seit Onkel Tedr. « Warum nur? Es erschien so riithselhast Allei, was ich bis seht gesehen und gehörtt Eine lleine Antvandlung von Grauen iiberlam mich, fo daß ich auffprang und auf den Korridor hinauslief. Der lange Gang lag stets· auch bei getil fiem Sonnenfchein, in Dämmerlicht, und in den vielen Ecken und Nifchen bargen sich tiefe Schatten. Wo war ei Frohl, wo meine Eltern gewohnt bei jenem Befuchi Da drüben, sicher da drüben. Jch ftand vor einer der hohen, dun lelgeveizten Thüren, die in regelrechten Entfernungen die weißgetiinchten Wände nnterbrachenx ich lugte durch das Schlüsselloch und fah ein Streif chen großblumiger Tapete; ein fchar fee Zug flog mir entgegen, offenbar waren die Fenfter drinnen eöffnet. Tante hatte mir ja erzählt, gdaß bei großen Jagden vie Zimmer noch im mer als Logirftuben benutzt wurden; dieser liigel hieß in auch das Logik haus. »n der Blüthezeit des Klofters hatte man den ewaltigen Steinbau zu vielem Zwe e dein Aebtifsinnen boufe zugefügt und nach der Menge und Größe der Zimmer zu urtheilen, mußten die frommen Schwestern au ßerordentlich gaftfrei gewefen fein O, es miethete mich plöylich ganz köstlich nn, diefes heimliche Diim merlicht in dem verlassenen Gebäude; wie aus den csagen alter Mitten-ur gen in deren Gängen die Burgfrau einherlchreitet in feinener Schleppe und goldgesvirttem Ringelhäubchem das Schlüsselbund und die Tasche zur Seite; das war fo etwas file mich umher zu ftöbern in alten Räumen, die fett abren nicht bewohnt gesvefen nnd vie einft fo viel, fo viel gesehen Auf den neben schlich ich den end los langen Gang hinunter hier und vn fiel aus einem Schlüsselloch ein heller Streif auf bie altersgrouen Dielen, unb dort am Ende bes Gan ges leuchtete ein heller Schein; ein paar S: nfen führten hinunter in has Aebtifsinnenhnus. zunächst in einen großen. iveißgetiinchten Vorfaal, bef fen nfter mit leinenen Vorhänqen verhüllt waren. Schön gefchnitzte braune Flügelthiiren führten zu den Hirn-nein, mächtiae Hitfchgeweibe zier ten vie Wande, und von ver Decke hing im altmobifchen Mefsingreifen eine große Glasgloae hernieder, jeden falls zur Aufnahme einer Lampe be stimmt. Auch hier lugte ich durch ein Schlüsselloch, mit verhaltenem Athen-. unb tlovfenbem hean - das rnufzg ten ia Ue Ast-me fe tn denen mein Vater geboren und aufaewachfen war Aber ich erfpiihte auch hier nichts wei ter als ein Streifchen leberbrauner mit Gold verzierter Tapete unb ein Stückchen Goldrahmen von einem Bilde. Tante Evith muß mir viel erzäh len, dachte ich unb ftanb, ehe ich es sfelbft recht wußte. auf ver oberften ’Stufe einer breiten Treppe, die un heimlich unter meiner aerinnen Laft zu lnarren beaann Einen Augenblick Eichsvantte ich dann lief ich eilends hin »unter, mit meinem Kleide eine form liche Staubtvolte aufwirbelnv. Wieder eine feftverichloffene Thür lsicht vor der Treppe? Doch nein, ein Druck auf vie Klinke öffnet fie; mit einem Kreifcheth das die gan e Ton leiter burchgina« flog sie zurück, und faft hatte ich aufgefchrieen vor Stau nen und Ueberrafchung viele Jahr hunderte glaubte «ich mich zurückver seht, fo mittelalterlich wölbten sich die Spißbogen unter der Decke ves lufti nen, breiten Ganges, von zierlich ges » T meideiten Tieinsiliosetten zusammen:" gehalten: die Außenmände sehlien, schlanie SäulenRundhoaen, und Klei terrosen und wilder Wein hingen ihre üpniaen Rai-ten gleich lustiqu Vor« hängen herab, und darunter hinweg s.hweiiie der Blick hinaus iiber bin-ni ge Grasplähe in die dichte, arüne Wildnis- uralier herrlicher Bäume. Greller Mittagssonnenschein lag aus den Rasenplätzem iein Laut, kein Ton rings umher, während ich zä aernd zwischen Säulen hindurch aus den arazbewachlenen Gartenweg trai; weiße Schmetterlinge tummelten sich in ungezählter Menge über den Bee teu, deren Pslanzen wilde Schüss linge getrieben; Centisolien rantten, Alles unter sich erstickend, über den Buchsbaum der Einsassung weit in die Wege hinaus und hielten, wie unwil lig über mein Erscheinen. mich am Kleide sest. und hier und da leuchtete eine aus dnnilem Schatten aus, von Epheu sasi überwuchert, der auch die Stämme der Bäume dicht umrantt hielt-» Wie träumend schritt ich weiter. Das war in der That Dornräs chens Eaubergartem so weltderlassen, se spu hast einsam lag er da im grü nen Licht der Mittagssonne« die doch nicht unter dem grünen Laubdache das Dämmerlicht gänzlich zu vertreiben vermochte. Die Zweige hingen so i« hernie-. der. da sie mein Zank strei ten, siej verbargen auch mit i er üppigen Bläts ; tersprache die hohe Mauer, die den« Garten rinnx begrenzte, und ließen ihn unermeßlich erscheinen. D, du alter, verlassener Klostergar ten, wie lieh bist du mir geworden! Schier das liebste Fleckchen aus dem gro n, weiten Erdenrund! er riesige Part um die elegante Lliilla, mit seinen englischen, sammets weichen Rasentlächem seinem weiten sinmenpatterry ee verschwand soll standig vor diesen Grasplä en, mit Wiesenblumen bunt durchstach en; und aus keinem der modernen Wiegenstiilsle sasz es sich so gut, wie aus der alten. moosbetoach enen Steinbank unter den beiden grossen Lindenböutnem die mit ihren wei en das löstliche.Plätzchen noch be mli r und versteckter machten. O, wie viel hundert mal habe ich dort gesessen in Leid und Junos zu Häupten die schwanken Zweige und zu Füßen den halb versnntenen Grabstein einer alten Aebtissim deren Ebenbild in LebensngHe mit starrem Faltenge wand, die hande über die Brust ge lreuzt. die Stätte ziertr. unter der sie iich ausrubte, schon über zwei Jahr hunderte lang. Der Regen war aus den Sandstein gepiitschert, im Winter war das Schneewasser darüber hinge freiert, aber immer noch lag die sein aemeißelte Gestalt dort, und noch im mer vegtiindeten die plumpen Buchsta ben, das: Anna 1558 die bochebrmäri diae Aebtissim Frau Magdalene Sibylla, Reichsgriisin zu Radeberg und Hobensteim in einem seligen To desstundlein in Christo eingeqangen sei zu Gott« — Es wurde mein LieblinasplaF die ses alte Grab; ich habe die esseln ausaerissen und Epheuranten und Jmmergriin herum gepstanzt und da bei dachte ich an ein liebes sernes Grab, und wie dankbar ich sreinden Händen sein müsse, die das Untraut sern hielten von ihm. Und das. was ich einer lang’, lang’ Verstorbenen that, das1 galt ja meiner Mutter. »Es ist recht«. sagte später der alte Gottlieb. den ich um Blumenpflanzen angebettelt batte», das ist recht, gnädi oes Fräulein, der Mensch muß was Greisbares haben, einen Plan, wo er so recht zu Hause ist mit seinen Er innerunaen, nnd wohin Einem iein anderer Mensch mit den Gedanien sol aen lann. Jch halte auch so; sehen Sie, wenn ich so ein recht schweres Herz habe s ach, Jesus, und wer hätte das nicht zuweilen -, dann aehe ich aus der Wohnstube und steiae bin aus aus den Boden in die Fladss·ain nier. die war meiner seligen Alten ihr Stolz, ihr Liebste-. und wenn ich so das Herz voll Blut und Jnarinini habe nnd ich trete da hinein und rieche ten Flachogeruch und sehe das seine Garn sinnen das sie no aesponnen, dann iit mir's grad’, al saate « .Las; es gut sein, Alter. last es gut sein. mit dem Kops durch die Wand kommst Du doch nicht!« tzortsehung folgt-) —«-—-. Die urbar-esse Tantssthernth Von anhaltender Dürre ist aus Juba die Tabaternte geschädigt wor den. nachdem aus glet em Grund schon im vorigen Jahr di es Produtt in bezug aus Quantität und Qualität viel zu wünschen übrig ließ. Die-mal hält man in havana die Erntelase siir noch schlimmer als im Jahre 1907« das sitt die lubanischen Tabak pslanzer das schlechteste war, das sie je erlebten. Wie ein Fachmann, der soeben von einer Gefchaftoreise aus havana nach New York zurückkehrte, mittheilt, wer den echte havanav bald knapp und theurer treiben. Weder hinsichtlich Deckblatts noch EiniagesTabat ist die Ernte befriedigend, und in Vurlta Abajo, dein besten Distritt, ist die sonst siir seinste havana Zigarren das Deckblatt liefernde Ernte nahezu ein Fehlfchlag Bei dem unbefriedigen den Ergebnis schon der vorigen Ern ten sind alteVorriithe tauni vorhanden, und hätten die Zigarrenfabrilen von Havanna viel u thun, so würde er an dem nöthigen Material fehlen, um die Aufträge auszuführen Aber es man gelt nicht allein wegen der nothwendi gen Preis-erhöhung an der üblichen großen Nachfrage besonders von Sei ten der Ver. Staaten und Europa, sondern auch die Erschwerung der Einfuhr von Iabat und Zigarren sei tens mehrerer großer Länder macht sich der havaneser Zigarren-Jndustrie fühlbar. Abgesehen von einigen gro ßen und tapitallriistigen Fabrilen« die für ihr Erzeugnis Jahr ein und Jahr aui guten Absatz haben, ist die Situation insbesondere der kleineren kabrilanten bedauerlich. Der hohe -chuhzoll hierzulande, die neuen Zolltarife in England, Frankreich und nun auch in Deutschland bilden für die lubanischen Tabalerporteure eine schwere Benachtheiligung. Jnfolge des schlechten Ernteauis falle liegen auf Juba die Verhältnisse in den Tabatsdistrilten so trübe, daß die Uegierun bereits hunderte von nothleidenden rbeiterfarnilien aus der sonst so reichen Tabatvrovinz Pinar del Rio nach der Provinz Santa Clan überführt hat. weil dort die sbiühende Zuckerindustrie den Arbei tern bessere Aussichten bietet. Sollte nun die nächstjährige Tabaternte der Insel reich sein« so mag eine neue Ka lamitiit eintreten: infolge der Ans wanderung dürfte ei an Arbeit-trös ten zum Eint-ringen der Tabakernie lfehlen