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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 23, 1910)
eKloster Wendhusen Roman von W. Heimburg W (1. Fortsetzung.) 2. K a p i t e l. T Endlich pfiff die Lolomotive zum litten Male und der letzte Zug fuhr in den Bahnhof ein. f «Station Tenttftedt!« rief det! Schaffner, indem er die WagenthüH sustißs . Mit herzllopfender Angst bog ichj mich hing-us und spähte umher-; es standen einige Damen auf ldem Per ton, aber die eilten lebhaft auf ein anderes Coupe zu; verschiedene herteu gingen im Gespräch umher. einer vomi ihnen trug die Lorgnette im Auge un: ’ firitte mich dreist, aber Niemand tam, mich zu suchen, usnd ängstlich stieg ich aus. ..Gepäck in die Stadt zu bringen Fräulein?« fragte ein numerirter Kofferträgr. Ach nein. ich danke« — erwiderte ich, noch immer mich scheu nach rechts tin-d links umfehend »ich will nach Wendliufem unsd —« Es ift ein Wagen da von Wen-th fen. Fräulein, die Klosterbutfche mit dem eilten Gottlieb —- gelt. Sie wol len wohl die Wirthfchaft lernen? Na, gehen Sie mir da herum, ums haus, nnd geben Sie den Gepäckzettel, ich dringe schon die Sachen an den Wa gen-« Ich folgte der Weisung nnd schritt un« das Gebäude herum. Ein Hotels tragen rollte eben fort, in eine andere, feehr schöne Cauipage stiegen die Da men, die ich vorhin aus dem Prrron bemerkt hatte; es stand nur noch ein einziges Gefährt da, eine merkwürdige durchaus nicht ein-leidend aussehende Mitiche deren halbverdeck zurüctae seh-lagen war und die auf etwas le sbenjmiiden Rädern zu stehen schien. Auf dein Beete sisz ein alter Mann in terzengerarer Haltung, die Zügel mit aller möglichen Kutscherwürde in den hört-den haltend; fein brauner Livrres roel sah vertragen aus, und die Pferde vor dem Wagen ließen, im Kontrast mit seiner stranimen Haltung. die arti-den Köpfe bis beinahe auf den Bo den hänaen Ich näherte mich dern Gefährt: »Ist das ein Wagen aus Wendhus sen?« fragte ich den Kutscher »Fort-chit« erwiderte er, die Mühe abnehmend und4i1ig vom Bocke stei gend. »Verzeihen das gnädige Fräu lein, ich glaubte, die Anna wäre auf dem Perron, um Sie herzuführen Gott weiß, roo sie noch steckt«, fügte er ärgerlich hinzu, indarn er «den Schlag öffnete »Bitte, steigen Sie ein, gnä digeö Fräulein, sie muß gleich kom ma. wollte nur noch eine Besorgung in der Stadt machen fiir Frau von Riedingen —— so lange müssen wir schon warten.« Ich stiea ein, setzte mich zurecht und wartete. Es war heiß, und der Plak vor dem Bahnaebäude lag in vollster Sonnengluth Mein Gepäck war längst auf Odem Wagen befestigt, der Kutscher saß längst wieder auf dem Bocke unb sah Irngeduldig, und den Pferden dann untb wann eine Fliege abwehren-d, die Chanssee entlang, die zur Stadt führte, aber noch immer tarn die Er wartete nicht« Eine Viertelstunde verrtrn, dann noch eine; der crlte Mann murmelte eine Verwünschung und schien nicht über Lust zu haben, ohne die »Anm« abzufahren. · Jck schloß die Augen vor Not-( tigteit, mein Kopf schmerzte obnehinJ vorn vielen Weinen; endlich hörte ich eine Stimme, unsd da stand vor dem; Wagen eine kleine, dicle Person« fast noch kleiner als ich, in hellem Som merlleide rnit unzähligen Frisuren, und unter dein großen italiener Stroh but, der reich mit Felldsblninen und ei nein blauen Bande garnirt war, sah ein kugelrundes, dunkelroth glLihendes Gesicht hervor rnit lleinen Augen, die aber nuaenblicklich auf einen Jungen gerichtet waren, der einen riesigen Karton trun, unter dessen Deckel sich Mitrosa Schleisen nnd ein weißes Mungerrebe hervor-schob »Barni«hetziger!« rief sie. »Du wirst das ganze Kleid kraus-sollen lassen, ungeschickter Bengel.« Damit nahm sie lden Karton und sellte ihn aus den Rücksitz so daß ich mich bescheiden aus meiner bequemen Stellung zurückzssg untd ebenso terzen j , de zu seyen gezwungen war, wie '" ges Kutscher vor mir, wollt« ich nich-i M schwarzes, verfsåubtez Kleid mit Im bustinen Jnhnlt in Berührung bringen Dann setzte sich die kleine » on mit einein kurzen »Er-ten T« neben mich in den Fort-v unid M. ibte FULme Absichan »so-n nun fahren Sie aber ein bis -, Gottlieb, es ist die höchste — « schon beinahe Iplb fünf Uhr, und M machst meine Gniidige Tot Ists PG nett bei,wen wenn wir s - QqummWcheguk Rette-—- ZMMS ienecht Z stmeHs - isan,ds see -.«« auskneifen-s tat »stei- » i I. war meine Pflicht, ten-d Sie müssen mich zu rechter Zeit noch hause brin gen, das ist lesre VII-MAX »Ich glaub’s schon«, nickte der alte Mann. sich zurecht-sehend, .,t«ann’s aber nicht ändern; ’s hätt» sollen der Frxedrich mit der Gnädigen ihren Füchsen hereintiommem dann konnte ne ihren Firlefanz zur rechten Zeit haben —- was nicht geht, geht nicht. Fortl« ries er mit der Zunge scheu-l zend, und in langsamem Tritt festen sich die Pferde in Bewegung Wie war das schön. zu fashrenl Ich vergaß alle Bangigkeit, als wir nun die Höhe der Elfgussee erreicht hatten, die steil an einem Mdi n Berge em por-führte; dort unten chliingelte sich ein kleines, rasches Müßchen durch saf tiges Wiesengriin, und drüben stieg wieder ein bewaldeter Vergriicken em por und hinter diesem hoben sich blaue Berge, und Thäley Berge und Wäl der, so weit das Auge sah. in wunder bar üppig-e Frische Die tleinen Augen unter den-. Strohhut blickten mich löchetnd und destroy-wert an, als ich jeyt ein lau te : »Ach, wie wundervoll!' ausriesz lder alte Kutscher aber wendete sich um und das Gesicht strwiflte förmlich .,,Ge·lt gnädiges Fräulein«, fragt er, «es ist schön bei uns? Und sehen Sie. dort hinter dem hoixn Berge da liegt Wendhusenx es ist ein wahres Stückchen Paradies, das wir hier ha n.« »Ach ja schön ist es«, pslichtete ich bei und sah empor zu den Wipsein der Eichen und Bucixeg denn wir waren eben in den Weil-d gelangt. .Das ist noch gar nichts, gnädiges Fräulein, aber warten Sie nur, wenn Sie erst in unsern Forst tannnen — ioiche Bäume haben eie nach nicht ge sehen lauter Hoch-void da ist dies nichts dagegen , fügte er gering schäsig aus den Wald deutend. hinzu. »Ja, unser Herr, der hat seine große Freude an dein Weide, und so im Stande wie bei uns ist er nicht mehr in der ganzen Verwian Und langsam trotteten die Pferde weiter, hinein in die lachen-de Ge gen-d. »Das ist Ilissen«, wandte er sich nach einer Weile wieder zurück, ais ein stattliches Schloß aus grüner Baumgipseln austauchte, »das ge hört dein Baron Steltenz Pr-r-r!« riei er gleich daraus und riß die Pferde hastig zurück, und in demsel ben Augenblicke slog dicht vor unc aus einer Allee ein leichtes Gefährt unsd bog ein aus die Landstraße; ein Paar prächtige Füchse zogen spie ten-d einen eleganten kleinen Wagen. und vorn aus dein Bock saßen zwei Damen. Jch sah einen Moment lang ein junges Gesicht. das aus einer wei ßen Spiyenumbiillung nrich mit gleich aiiitigen Blüten streifte; von der ne ben ihr sites-des Dame welche die Zii gei siihrty ers-richte ich nur den Au blsick einer Fülle blonden haares, das auf den Rucken heradfloß, und eines tleinen H-iitchens, das auf einem stolz getragenen Kopfe saß; auf dem hin terfige lehnte ein Diener mit ver ichräntten Armen· Pfeilschnell flogen sie vor uns her, uns mit einer förm lichen Wolle von Staarb überziehensd »Himmel, meine GnädigeZ Na, wenn die nack: Haufe kommt und findet das Kleid noch nicht — Gottlieb, so feil-, ren Sie doch endlich einmal zu!« rief meine Nachbarin heftig. »Wie-« unterbrach ich sie verwun dert, »das war meine Cousine, Frau von Riedingen?« »Frau von Riedingen, gewiß«, be stätigte sie mit einem shalb mitleidigen Blicke, »He hat Fräulein von Stelton abgeholt, um sie mit auf die Reuniosn nach T. zu nehmen; Idas Fräulein hat ieine Eltern mehr unid die gnädige Frau nimmt sich ihrer sehr an, und jedenfalls wird« — sie röusperte sich und schwieg. Ich schwieg euch. Ja, mir war wieder eine heiße Angst aufgestiegen, als ich die ele annte Erscheinung meiner Cousme gesehen, und daneben noch ein an deres Gefühl, das der Befchämung, Wes Getrönttfeins. Mich hatte Nie mnnd empfangen, ich wurde in der »alten Klostertutfche abgeholt und saß neben der Meriungfer meiner Cousinet Aber freilich. Christiane hat te es fa prophezeit, es werde sich Rie mand freuen. — Jch fühlte, ich wurde duntelrat-l); stolz richtete ich mich iin Wer-M auf. und »nur ruljz nur loen Kopf oberst« flüsteete ich mir zu. »Wenn das Maina wüßte — vie gut. daß sie et nicht weiht« «Dort fängt unfer Inst an, gnä digei Fräuleins rief Gottlieb und Hei-te mit der Peitsche auf üppisen Laut-wald, »und schen Sie, dort dess ben ragt eine Kapsel ans den säumen hervor, das ilt M Malerin-, da liest, Gott fei es ge Untier here m lesen cause riet Jahre da tin.· IUMJPMPFMK DREI su: « - «« m et - Ver leite —« mIYFetm wen desse- n- ei - san - st« M- Mms Ist-« Ists-; I M , s sei-e W HF mit sen-se Stimme ein; wenn ich zu spät tomnne mit den Sachen, werde ich sagen. daß Ihre Trödelei fchuld gewe en tft. « Fee alte Mann wurde dunlei: rot . «Hiiren Sie, Jungfer Anna«, sagte er mit Nachdruck und Widte sich vol lends zu ishr herum, »Sie sprechen mit mir, mit dem aslten Kutscher Gottlieb der den seligen Deren zwanzig Jahre lang zu dessen Zufriedenheit gefahren hat— ich lasse mir auf meinem Kut scher-Mr von keinem einzigen Men schen Vorschriften machen; und wen-i ich auch den schle testrn Wagen fahre. der in der Remi e steht. und es vie ältesten Pferde find, die ihn ziehen darum bin ich doch noch derselbe, der ich immer war und unter Ihrem Bes fedle siehe ich nun schon gar nicht« Sie wissen, was ich meine; ich bin derge schickt. dasngniidige Fräulein zu do len, Sie si bei Gelegenheit mitge fahren und tonnnen auch bei Gelegen heit wieder mit noch Hause -—— und damit Basta!« »Ich werde es der gnäsdigen Freu melden. was Sie du fchimyen", ei ferte die Zofe zornesroth. Der Alte antwortete nicht. «Und die gnädige Frau wir-d es dem Herrn erzäljerh wie Sie ihren Befehien nacht-nennenu « »Das ware das Beste. was Sie thun tönnen«, murmelte er. »Ich bitte Sie, Gottlieb, fahren Sie ein wenig rascher', sagte ich nun; tnir wurde jeder Augenblick im WI gen neben der ieifenden Nachbar-in zur Ewigkeit Sehr wohl gnaidiges Fröuleinch erwiderte er und trieb ldie Pferde an. Wir fuhren bereits in dämmerigen Parlwegem die liidle Waldes-last hauchte erfrischend an meine brennen deAugen das her-g aber pochte stür inifch vor Angst u Web —- wie un ganüåhlich, wie schrecklich war mir zu 2 — Meine Blicke siegen wen Weg ent lang, jeden Augenblick konnte das Kloster vor rnir auftauchen, in dein ich nun leben sollte. Ein Handwerisburiche kam unk entgegen, er sang eine sehn-ermü rhige Melodie; beim Niitdertomnien verstand ich die Worte dazu: Es thut die Fremwde dein Herzen nicht iich wüßi’ schon, wweithin ich wandern Herr Vater, Frau oMutter, du Städt chen rm AM, Ich grüß’ Euch, ich grüß Euch viel tausend Mal. Mein Mädchen. Du brauchst zu grad men Dich nicht Dem Fremdling bringt Niemand ein freundlich Gesicht Fremd ist er und wird s in der Fremde stets fein; Oheimih o heimath, du Sehnsucht meint Er zog den abgetragenen Hut, ali er nn mir vorüberschrittx es wor eir junges Blut —- ob er wirtlich Heim weh hatte? So lange ich ihn sehen tonnte. schaute ich ihm nach, erst Gott lieb’s Stirn-me ließ mich den Kopf wie-der wenden. »Dort ist das Kloster«, sagte er nnd deutete auf hohe, spitzgieblige Dächer, die über die Wipfel der Bäu me ragten, »und dort unten leuchte die Villo durch das Geiift.« Tie Villa —- eine Menqe von Fra gen drängten sich auf meine Lippen ich mußte doch so gar nichts von den Personen, zu denen ich jetzt treten soll te; Ehriftiane hatte mir so wenig von ihnen gesprochen. Nur durch Mamals kurze Andeutungen hatte ich erfahren. »daß eine Tante eristirt und daß sie zwei Söhne und ebenso viele Töchter habe, von denen die eine bereits ver beirathet sei —- zu wem sollte ich Elektriruen haben, an wen mich wen en? »Es wird tein Freuen wenden, Kindchem wenn Sie ankommen;« die Worte 6hriftiane’s klangen mir immer wieder in den Ohren. Aeußerlich ruhig sah ich dem näher rückenden Gerniiuer entgegen, welche ous üppigem Baumschlag auftut-thie; noch eine Biegung, unsd da lag es vor mir wie ein Wunder aus dem Feen lande, dass kleine, reizen-de Schlöhchen Die Abendsonne uran es niit rosi gern Stämme-: und ließ die Marmor gruppen auf Ocelton nnd Treppe fast let-ean erscheinen; ein sammt geiiner Rasen breitete sich auf ren Plnse davor ank, -wie schimmernde W lagen kleine leuchtet-de Blu menbeete darauf usw Mchilosien ein Meinbeckem aus dem ein tr U heller Mssnsivchl·mpnweg,« ssen Wiss-en allein die tiefe Stille un terbrach. « Entzückt s te ich das reizende Gebärde an, « s so lustig wd leicht dastand mit seinen durchstochen-n M ungladsmvffsustnen Be err en m » üpfks Um dns sittlich Mnder E Wen-Im nnd hinderte der Maßre then Mithin sandten W Duft mir enWer. « ZWHFYJYTMQLWHTI des-; WMW schen streitet-— Georgt das eine Wort brachte kniet; wieder in die Wirklichkeit zuräeb Da hielt der Mgem meine Rach knrin sprang behende heraus und ver-· fix-ani- niit ihrem Knrton hinter der bot-en Glaswiir. Der alte Mann blick te horchend ihr nach· »Bleiben Sie sitzen, gnädiges Fräu lein«, sagte er« «es wird gleich Jemand iemmen.« Einen Augenblick blieb Alles ruhig, es tam Niemand; entschlossen stieg ich aus. " »Das Mepiict werde ich schon befor gen". rief der Alte mir nach, dann hörte ich »den Wogen fortfahren. Dr! ftansd ich nsun allein in den fremden Haufe und wagte nicht vor wärts zu fchrertenz tein Laut, kein Ton drang zu mir, und in meiner Blödiateit nirgte ich nicht« weiter zu schreiten- Ein heißes Sehnsucht-ges fiiishl nach meiner todten Mutter iibers Vom mich, unsd ein eben fo heißes Ver slanaen noch meine-n kleinen Heerden —- dsse Tbriinen drängten sich rnit al ler Gewalt in die Augen. Do horch! War das nicht ein Schritt, das Rauschen eines Kleides? Ich hielt den Atbem an, und richtig. da schimmerte ein weißes Gewand durch das zierliche Brvnzegeländer und eine schlanke Mädchengeftalt flog die Treppe hinauf, tdie zu dein obern Stock fiikyrtex goldblonde Haare leuch teten einen Moment zu rnir herunter, dann war-« fie oerickLwnnDen. Jch hör , ch III IUI Lyllc ofqlclc IIIU Ifchlos dann war Alles wieder ftill. llnwillliirlich folgte ich ihr. es war « . Ob nur mein Kommen nichg bemerkt worden —- ob» die Knnsmerjungfer nicht — Da tönten Tritte. ein Diener trug eine Platte mit Selterzrvaffer und Zucker s ! »Bitte, melden Sie der Frau von lDernplyofL ihre Nichte fei ungelern irnen und wünsche sie zu sprechenc Ifngte ich ihm· ; »Jawol)l!" erwiderte er und schritt noch-dem er einen verwunderten Blick auf mich geworfen, den Gang tpnunter und öffnete dort eine Thür: » »Auf ich bitten, einzutreten ich wer de Tonleich der gnädigen Frau——« - Damit verfchrmnd er hinter den idinen oeilchenblauen Vorhängen ins iItebenzimmer »Die gnädige rnu läßt bitten!« Er hielt den oriyong zurück, viel zu doch für meine tieine Person, und ließ mich eintreten. Brit-den am Schreibtifch den Rücken mir zugewendet, fuß eine Traumge ftalt und Petri eifrig. . Einen Augenbliett« sagte eine scharfe Stimme wie entfcheldiqend, »ich bin gleich bereit, setzen Sie — seye Dich indessen.« Ich hatte vollständig Muße mir die elegante Einrichtung des Zimmers ·an zufchem das in Vor-hängen, Möbelftof fen unr- Teppichen ebenfallti die veil lchendlaue Farbe zeigte. Ueber dem Schreibtifche hing in ovalern Wen das Bruftdild eines jungen Mannes ein schönes Gesicht mit dunklen Augen und enros ütsermüthig ausgeworfenen Lippen, Die ein leeres Sammet-armen zierte; er trug Kürassiersllnifotmx der weiße Rock sah mächtig aus zu dem frischen Teint. Ueber einen kleinen Chaifelongur. die unter einer Gruppe exotiicher Blattpflanzen sinnt-, hing das Pendant zu seinem Bilde: die feinen Spitzen der Palmenwedel reich tene ben trinan zu dein wundervolt ge malten, gelb-weißen Atlas des Klei des, auf sdern eine ganze Fluth gold blonder Hei-are lag; prächtig geformte Schtsltern hoben sich aus drin gelb slichen Stoff unt) der lz trug ein idealfchönes Köpfchen, s dein Be fchauer irn Halt-profit zugewendet war: ein feines. gerades Naächen unt große tieiduntle Augen zeigte es, nur lng hier ein beinahe tindlich- unfchutdb ges Lächeln um den rothen Mund. Du machte die Schreibende eine Be wegung, sie fchob tden Sessel zurück und erbob sich; ich ging itser infiintti v einige Schritte entgegen, eceich es wagte, fie anzusehen und als ich es jetzt tlyat,d.1 ter mich aus einem Paar kalter, awuer Augen ein völlig fremder, ateichgiiltsioer und trotz alle dem musternd neugieriger Blick. Ich weine von Nntur nicht Leicht, und von Jemanden bemitleidek zu werden war mir stets ein peinliches Gefiiblz nur die leßten schweren Wochen hatten es verfchukdet baß ich, wie Christiane sich ausdrückte allzu net-be ans Wasser gebaut : auch jetzt hingen mir noch gro Tropfen an den Wimpern aber im Nu hatte ich sie abseits-fein es Idurften teine neuen kommen — vor diesen kalten Augen hätte ich nicht weinen tönnen, unt die Welt nicht; sie sahen genau fo out, ais wüßten fie nicht« was Thra nen bedeuten, nickt, daß es Quellen find, die nur aus tiefste-n Leid ent springen. Rein ihr konnte ich nicht zeigen wie unglückiich ich war, wie ich titt in der Trauer utn meine Mutter in Tät AMW »He-M u- t anseideT ngen r a n Ich prehtefüxe aufeinander fahdiifter zu its-rui; usw-in bitt Du M fragte iie.« indem fie eine M einein Gefiel matt-e und sich ebenfalls "niederließ. Sie saß lerzengtabv und die Hände ruhten leicht gestaltet inein ander. »Vor einer slxallxen Stunde«. erwi derte ich. »Wie-shall- lornrnsi Du erst seht zu rn-ir?« »Weil sich Niemand um mich be liirnrnert bat und ich nicht wußte· wohin!« drängte es mich auszurusem ich unterdriite es aber mit anerken nenswertber Energie; sdoch ehe ich noch antworten konnte, öffnete sich hastig eine Thür. wie blauen Vorhänge flo gen auseinander und eine junge Dame trat in sdas Zimmer. erkannte aus den ersten Blick das riginal des Bill-es über »der Wselongue. nur verhüllte augenblicklich den schonen Hals ein langer, spisenbesehter Puder knanteL und ein recchgestielter weißer Rock schleppte lang hinterdrein .Mvrnachen!« rief eine sanfte, ein schrneichelnbe Stimme —- und aus dein rosigen Gesichte-lieu lag ein bittendes Schwellen —- »ich muß klagen korn rnen zu Dir, Gottlieb bat »die Anna grob behandelt need sie verlangt Ge nugtbnung; willst Du nicht Wrdt sagen, daß er ibn rectiiizirt?« » »Nicht wahr liebes Miitterchen«, schmeichelte sie. »Du sorgst dasiir. daß diesem Grobian seine Unber scbörntfxit nicht so birrgehti Ger bnrsdt ist ja leider nie zu bewegen, dein alten Schleicher eisn böses Wort zu sagen: Melanie Stelten ist auch empört, Du hast keine Ahnung, wie grob er war. Uebrigens die Kleine soll ja biet sein, wo hast Du sie Idenn —?« Jm nächsten Augenblick bitte sich das schöne Gesicht mir zunewendet »Ah, sieh ldas« sagte sie gedebnt lund die großen« ninndelförsmigen Au fgen sahen mich lnlt prüfend an. »Nicht keinen Zug von den Demnbvffs hat sie san sich; sieht sie nicht aus, als täme fsie geradewegs von den Zigeunern,i TMamn ?« fragte sie, mir die band rei-; fchend und doch die meine lcum erfas lfend Jedenfalls set-en Sie Jbrer Mutter iiknnlich. nicht wahr? Oder doch nicht? Denn jene soll ja eine beinahe deföbrliche Schönheit — —« «Fernande, weißt Du nicht, wes Charlotte ifl?" fragte die alte Innre, sie hastig unterbrechend. »Ich habe sie» jfeit Mittag nicht gesehen. Gott weiß. wo sie wieder umberfchleicht.« » f »Hier bin ich«. lachte eine frsifche Stimme und jene fchlnnte Mädchen geftalt, sdie ich im Treppenskxiufe flüch »tig gesehen. stand im Zimmer. : Des fennigfte Lächeln lag auf dern f rosigen Gesichte, ein paar lang-, goldig fchimmernde Zöpfe fielen auf den Rücken hernieder; man fah es an der Aehnlichteit, sie waren Schwestern, die Bei-den. und doch qab es kaum ein Paar verschiedenen Wesen wie sie «Ach. die tleine Cousine!« rief sie noch immer lachend nud auf mich zu eilend. «Willtonrmen, Lend, fo heißt Du ja tot-CH« fügte sie hinzu, nvir beide hönbe entgegenftteckend »Gehst Du, ich habe mir Deinen Namen wohl gemerlt, als der Brief von Deinem Vormund lam; nein« wie bift Du tlein'«, lachte sie und schüttelte den Kopf, daß die Zöpr flogen. »Sei nicht tiiidisch«, ermahnte sie vie Mutter und stand aus; »ael)e jetzt und mache Teilette; Melanir von Stelten ist auch schon da, ee ivird die Höchste Zeit.« »Ich sahre nicht nisit, Miinia,« er klärte das Mädchen turz und wandt sich von mir. »Aber Lotte!·« rief die Schwester, »das isi nicht Dein Ernst, mein Liebchen.« »O fa«, bis-harrte sie; »ich nng inich nicht an einem so schönen Sam merabend in einen glühend heißen Saal sperreii lassen, usin in der er drückenden Hise zu tanzen; Gerhartdt ist auch meiner Ansicht. Jch gehe lie ber noch ein Stündchen iin Barte spa xiereih das ist angenehmer und getün «der.« »Da siehst Du es, Mania«. rief die junge Frau. ,,(itevl;eievdt ist auch dei Ansicht! Wo es gilt, eine verriiette Laune durchzusehen berust sie sich nur aus ihn —- ich nieine«, wandte sie sich an das junge Mädcktm. »Du bist heute genug iin Parte herumgettreist und-« »Und ich verbiete Dir diese Strei serien ein tiir alle mal, Charlotte, so bald Du weißt. Robert ist hier; es paßt sich nicht siir Dich. Ihr seid keine Kinder met-Ä befahl Frau von Dei-w hats. »Warst Du heute bei Tante Ein-ist« fragte sie streng, als das junge Gesicht vor ihr, von einer dunts len Rötbe überslannnt, ch sentte. » !« antwortete sie est, den Blick wieder bebend. heute- tv wie jeden Tag. Ich tann keinen Grund finden, seen zu bleiben, tveil Robert kenn: ivir W ais Kinder stets zusammen gespielt und sind ausserdem Cvustn und Tousinr. Uebrigens ist Robert nicht inelse hier heute Abend.« Sie wandte sich hastig unt und schritt Istnaui. »Da haben ivtrW Was oll daraus werden's« klagte die ·unge vauz »un ener ist Gechardt an ihrer Seite, wir Hub völlig machtlos, Ida-ist« Dann MElei sie stcheåiå aus dein anv; geenzeeeden nirnee n nun i eine Miner hast-r weich s UND Nichtvichtigend wie man zu ei nem Kinde spricht: »Du wirst mitsahren, Kleine, wenn Eli-Firma es so sehr wünscht, nicht wahr, o es« Die junge Frau schritt hinüber in das Zimmer. »Gott sei Dant, lieber Gerhardtc hörten wir sie sagen, »daß Du sie du zu bestimmst —- sie hat heute wieder ihr örgstes Trotztöpschen ausgesetzt, obgleich sie recht gut weiß, daß man doch nur ihretwegen sdte stmpaziöse Pattie unternimmt. Golf Lottchen, mach Toilette«, bat sie. »Dein Kleiner ist ja wieder nanz wohl Tus. Fernande«, sagte die Män .nerstsirnrne jetzt, »ich toas ihn eben tdriihen an den Ställen, er saß, jauch szend vor Freude, aus einein von Gott ;lieb’d alten Psevden.« s »Das ist unerhört, das ist empö Irendt Gerharsdt, Du hast ihn doch »wssentlich spruntergehobeni Mode-s moiselle ist eine leichtsinnige Person, daß sie es gestattet, den Jungen aufs Pferd setzen zu lassen —- wenn er hin untersöllt und unter sdsie Huse kommt, dann ist's natürlich ein unglücklicher Zufall, weiter nichts!« Sie sprach rasch und heftig und die weiche Stimme hatte etwas Schnrses bekommen. »Nein, ich habe ihn nicht herunter gehoben, Gottlieb hielt ihn sest mit beiden Händen, wie er auch Dich als Kind gehalten hat« Fernandr. ich er innerte mich vorhin noch lebhaft da ran«, wurde ihr ruhig entgegnet. »Ich will es aber nicht, daß der Mensch mein Kind ansaßt: ich habe einmal Mißtrauen gegen ihn. er thut, was er laut-. mir zum Aerger; erst vorhin hat er sich qrob gegen Anna benommen und ihr erklärt, es sei ihm höchst sleichgiiltiz ob ich meine Tot-· leite zur rechten Zeit beliime — vider nicht« und hat sich qeweigert« rascher zu sahren.« . »Ich werde mich ertunsdigem zer rn«, erwiderte er ruhig. »O, das ist nicht nöthig, wenn ich Dir es sage«, schmollte sie; »iibrigens sGecharidt«, sedte sie nach lurzem Be sinnenhinzu, »wir haben hier ja eis nen Zeugen —« Im nächsten Augenblicke lugte das schöne Gesicht der junnen Frau durch die oeilchensarbenen Vorhänge, und sah zu rnir herüber, die ich noch im mer in but und Mäntelchen aus dem selben Fleck saß. Meine Tante schrieb schon wieder eifrig. und hatte often bar nicht aus den Wertwechsel der Kinder irr-achtet »Coufrnschen«, tlang es bitten-d, »nicht wahr. Gottlieb war unerhört grob zu meiner Anna?« Gottseiuvg folgt-) — · Mutter .zum kleinen Junge-h der m die Fersen nehtis Na, Mem hast du alle-, was du Etat-ME Mnxt »Ja, Mamasp M u t t e r : »Auch deine Bahnbürite?« Nak: «T·?almbüksie«- Ich denke, ich fahre zur Erholung fort1?« ! I Ein Here kommt sum StaIIdesbqunlem yuen fein Aufgeben zu bestellen ; Stande-herunter: »sehr ver hemmt Inan sich doch nicht wir sind ! doch in derl Fastengeitl« » Inmel denbert »Aber Herr Annweiksteher. meIIIe Braut ifl ja io Ina ! nett Ein Mann erschien ln einem New geriet Gericht unter der Anklage, ein axIeab gestohlen zu haben. Da er das Fahrgeld bezahlt halte. glaubte er vermutlich, daß ihm auch das Fahr zeug gehöre und bei den dort geforder ten Preisen ist der Irrtum anI Ende verile