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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 9, 1909)
«-—-,-.-——M--—... - - - «- .--.-.- - - Oper-morgen. VonJosephBendeL - in Judel tönt durch helle Lüfte, Ein tausendstfimmiger Freuden , m , II wallt empor wie Weihrauchdiiste IS Flur und Wald. und rings er schuf Its der erstord’nen sreudeleeten Erde Un nettes Leben das allmächt’ge «Werde«. Die Sonne steigt in hell’rem Glanze Im wollenlosen Dimmel aus Und bricht des Winters lehte Schanze In nnhemmbarern Siegeslaus; Es leimt und tnospet, treibt und sprießt, entfaltet Die Erstlingsbliithen grünet und ge: staltet. l Ein sel’ger Auserstehungs - Morgen! ; O tritt hinaus. wo Alles Iebt, ! Dass es den schweren Stein der Sor- j gen Born Grabe Deiner Freuden hebt. » Jst Glaube, Hoffnung, selbst die Lieb’ erstorben, O, tritt hinaus —- und neu sind sie erworben! — Yeuergrütrting. Eine Ostergeschichte von Edward! Stilgrbauer. » — l ( Das war ein seltsames Jahr. Schon z bald nach Weihnachten, in den » ersten Tagen des Januar, hatte H sieh der Frühlingssturm erhoben. ein lauer, von Mittag herwehenderSturm, der Wolkenwand ausWollentvand, Re gengnß aus Regenguß mit sich geführt hatte. Schnee und Eis des Dezember Deren ihrer Wege gegangen und im Februar hatte das ganze Flußthal are-gesehen wie ein einziger, großer Riesenseq denn all das himmlische Besser hatte in dem Bette des Stro mes keinen Plah mehr finden können. der Fluß war in die Breite gegangen nnd hatte Felder und Wiesen über schwemmt Aber der Himmel schloß seine Schleusen, das Wasser verlies sich. und da Ostern vor der Thüre stand, war der Kampf zwischen Win ter und Frühling siegreich zu Ende ge sochten aus Veilchen und Primeln wand sich der Sieger seinen duftenden Kranz in das loaige Blondhaar und vom wolkenlosen Himmel grüßte eine neue goldene Sonne den auferstande nen Freund. Durch die Straßen und Anlagen der Städte wogten die Menschen, gleichsalls wie ans langen Winterban den Auserstandene, die Fenster der menschlichen Behausungen waren weit geöffnet, neuen Frühling und neues Leben in die Zimmer und die Herzen zn lassen. An dem großen Mittelsenster des ersten Stockweries der Van Carlotta. einer der schönsten nnd elegantesten, non einem großen Garten umgebenen Wangen im vornehmsten Willen-» vierte-l der großen Stadt, stand die « immer noch jugendliche Herrin des j drächtigen Anwesens und schaute J tränmerisch hinab in den wohlgepsleg- « ten Garten, dessen Beete der Gärtner gestern zur Feier des herannahenden( Osterfestes mit Hyazinthen, Tulpen nnd Krokus den ersten Boten des Frühlings, geschmückt hatte. Eine « schlanke Birke, die an der einen Seite des breiten wohlcoupirten Rasenbos- ’ letts stand, war eben daran, ihre ersten zarten Känchen zu entfalten, - nnd jubelnd huschte ein Bad-sinken psar durch die Zweige des Baumes, das Mannchen laut tieilirend, dasj Weibchen leise lockend, als sei der Mai s da nnd als sei es an der Zeit, ; s n Restchen zu bauen. : Die immer noch jugendliche herrin der Ian Carlotta, die kaum dreißig Me Bankierswittwe Charlotte Wüns, seufzt leise vor sich hin. Dss einen Buchsintenpärchen im stähling auch an so mancherlei erin nern kann! Seit zwei Jahren ist ihr Mann nun todt. Und standhaft hat alle Anträge. die man ihr in dieser «ich nicht langen Zeit ofsen nnd Winter Weise gemacht hat, zurück Mert Denn einmal hat sie ja ei III Sohn, der Bub ist jetzt els Jahre akt. siir dessen Wohl nnd Wehe sie wirk- tann, nnd dann diese Anträge, Ist-s ein Wunden daß sich mancher nicht geniren würde, die Ban Car btts mit ihr zu theilenf Das war . - U MJHHXLMLIUWM « - miissen M Its- csrlpttni Sie hat das Its-sen, die schweren Sardi Iet sind sorge , denn der Glanz - is M blendet sie nnd sie möchte träumen und träumen. Um den vGatten trauert sie nicht, um ihn kann sie nicht trauern, denn wie der sich damals vor zwölf langen Jahren ihrer eben erblühien achtzehnjährigen Schönheit bemächtigte, wie der sie ge tauft hatte, ja, sie konnte wahrhaftig Irr dieses eine häßliche Wort »ge tatft« Mr diesen Handel gelten lassen, . das war nicht, um ihm nachzukrauem » M auch die Ehe war nicht danach . , , Eine Ehe ohne Mangel, im , . des Unserer stritt-tun n W M in der jedem « JU — zetaen nichts und beiden zusammen! gerade das Allerbesise sehltr, der nach- i trauern, das hatte wahrlich keinen » sma. Rein. diese zehnstihrige Ehe! mit ihren Willen und Vergnügungens im Winter und Sommer, die Mr ver- l gessen. sie wäre nicht vorhanden ge-l wesen, wenn nicht Gustav. ihr Sohn, das einzige bleibende aus diesem Zu- » sammenleben zweier so grundverschie- i dener Naturen, daran gemahnt hätte, ! daß diese Ehe wirklich einmal war. « Als sei es gestern gewesen« steht noch der Tag vor ihrer Seele, an dem sie, das einfache und anspruchslase Ge schöpf, die Braut des reichen Bankiers Cornelius geworden. Weit draußen in der Vorstadt hatte sie damals mit ih ren Eltern gewohnt, mit der stillen und sanften Mutter, die zu allem. was der Vater that, nur Ja undAmen sagen konnte, und mit ihm, dem Ba ter. dem Projeitenmacher, der es sich nicht ausreden ließ, daß er es noch einmal in seinem Leben zum Millio när bringen würde. So schlecht es ihm auch ging! Und schlecht war es ihnen doch wahrhaftig gegangen, sonst hätten sie doch damals nicht das beste von ihren vier Zimmer-i abvermiethet an den Doktor. den Philologen, und der ihr als erster von einem jungen, ungeahnten Glücke erzählt hätte, des sen zwei Menschen, die sich wahrhast lieben, theilhastig werden können. ; Bauunternehmer war ihr Vater ge-" wesen und als solcher war er mit Cor- « nelius in Berührung geiommen. Der reiche Mann hatte sie besucht, damals, als draußen in der Vorstadt der neue Bahnhos entstand, und aus dem neuen Bahnhos heraus baute derVater Plan um Plan von neuen Straßenziigenl und neuen Geschöstsoierteln, undE heute nach zwölf Jahren waren die; Projette des Vaters Wahrheit gewor- j den, mit dem Gelde des Bankiers; war nach den Plänen ihres Vaters eine neue elegante Stadt um den Bahnhos herum entstanden. Millio nen waren dabei verdient worden sasi ohne jedes Opser . . . . denn nichts, als ihr kleines, armes herz war das Opser gewesen . . . . was das wohl bedeutet . . . . so ein kleines. dum mes Mädchenherz im Vergleiche zu Millionen? Als sei es gestern gewesen . . . steht dieser Tag heute noch vor ihrer Seele . . . . Wie der Vater ihr sagt-, Cornelius habe um ihre Hand ange halten, wie sie erwidert, sie könne nicht, sie dürfe nicht sie sei nicht mehr frei, sie habe dem Doltor ihr Wort gegeben . und wie sie dennoch jenen Brief s schrieb, den er am Abend in ihremi Zimmer fand, nachdem der Vater ihr i tlar gemacht, daß er sich und sie schon mit haut und Haaren dem Bankier verkauft habe . . . und wie er dann gegangen, ohne ein Wort der Erwide rung, und wie aus seinem Briefe her vorging teinen Glauben schenkend ih rer elenden Phrase, daß sie sich dochi in ihren Gefühlen ihm gegenüber ge- ! täuscht habe. ; Und dann war die große Leere ih- l res Lebens gekommen . . . . Zwölf Jahre nun in Saus und Braus, zehn als Frau Eorneliui und zwei als Wittwe und der Dottor, der nunmeh rige Oherlehrer Schweizer, hatte sie nie mehr eines Wortes gewürdigt. wenn es der Zufall gewollt daß sie ihn da und dort, wie das manchmal nicht zu vermeiden war, in einer ·-Ge sellschaft oder bei einer öffentlichen Veranstaltung traf. Denn Schweizer war ein viel begehrter Mann gewor den. Einer der beliebtesten Lehrer,» der außerdem noch in zahlreichen Mädcheninstituten Literatur unter richtete, wurde er als Junggeselle von 35 Jahren mit seinem mehr als aus tömmlichen Einkommen überall ange schwärmt. Er hielt gelehrte und fes selnde Vorträge in akademischen Ver einen, war Vorstandsmitglied der angesehendsten tünstlerischen Körper ischaften und seine gesellschaftlichen i Talente wurden noch erhöht durch den ist-eis, daß er als stilgetvandter und jfatrischer Fenilletonist einer der am iliebsien gelesenen Mitarbeiter der größten in der Stadt erscheinenden Tageszeitnng war, ein Umstand, der ihm in gewissem Sinne ein gefürchte tei höheres Wesen verlieh, denn die Eingeweihten erkannten mit leichter Mühe, von wem in diesem oder jenem von der ganzen Stadt verschlungenen Fenilleton die Rede war. Aber bepi hast war Dr. Schweizer nicht« er hatte nur einen scharfen Blick fiir die Schwächen seiner Mitbiirger, die ihm seinen lübmswkedigen hie-nor a dann nicht veriibelten, wenn sie getroffen fiihlten; kurz einer der selte nen die fiir jedes Ding die nicht ver leiende W sindend alles sagen wommnkommmwees ::gikt «crlaubt ist, was gefällt« ; Die Thür zu dem Zimmer, in dem » Frau Charlotte, Träumen der Ver-, gangenheit nachhängend, sihy witd’ ungestütn geöffnet. Gustav, ihr ein- s ziger stürmt herein, ein blaues hest in der hand. DE e Wangen des Kna- ! ben sind hochgetöthet und in seinen großen, blauen Augen« dem Etbthett der schönen Mutter-, hängen zwei dicke » III-tönen. ; Miasm, fchluchzt der Junge Mk »Ist Este-IMM« M Asche-s M list- Isk des sub-, H WÅ ungenügend nnd ich hab’ boch gestern Abend noch im Bette bie Berba aus mi alle butchgsenommen. Herr Dr. Schweizer hat die beste gleich in der Stunde torrigirt, heute Nachmittag ober morgen ist die Berseiungitonfh renz und . . . . und «gebt euch große Miihe,« hat er gesagt, »denn wer die Berba auf mi nicht tann, den tann ich beim besten Willen nicht versehen« . und nun ist mein Extemporale ungenügend! — Mama ——« Ein erneutes Schluchzen ringt sich los ans der Kehle bei Knaben . . . «habt ihr denn auch Griechisch bei Herrn Dr. Schweizer?« fragt Frau Charlotte, nur um etwas zu sa gen . . . . »Aber natiirlich. Mama.« antwor tete Gustav, »Lateinisch, Griechisch und Deutsch . . . er ist doch unser Klassenlehrer . . . und hat sich immer große Mühe mit mir gegeben . . .« Frau Charlotte erröthet leise . . . Sie schämt sich. er hatte sich große Mühe gegeben mit ihren-. Kinde . . . und sie, was wußte sie denn von dein Stundenplane ihres Sohnes . . . Griechisch unb Lateinisch . . · kaum, daß sie noch eine Ahnung von ihrem bischen Französisch und Englisch aus der Möbchenschule hatte . . . und nun Griechisch und Lateinisch . . . .! Sie tonn ja nicht einmal die such staben lesen in dein beste. das sie ba in zitternden händen hält, die Buch staben. die ihr Kleiner geschrieben hat . . . diese griechischen Buchstaben . . . aber die stolze Schrift, in ber dieses «ungeniigend« dasteht unter ber Arbeit am Ende der Seite . . . die tennt sie, sie hat noch einen Bries in ihrem ele ganten Schreibtische, geschrieben in diesen stolzen männlich willensstarten Zügen . . . einen stolzen Abschiebsg bries. Die Antwort aus die Phrase von den Gefühlen die sich getäuscht haben . . . Jn diesem Briese heißt es: »Das Gefühl sollte der einzige Nitstern unseres Lebens sein, darum sagt einer unserer größten Dichter, folgen Sie Jhrem ersten Gefühl . . .« Aus dieser Erinnerung erweckt sie der Knabe er ruft sie zurück in die Gegenwart Bettelnd hat er feinen Arm um der Mutter hals geschlungen und nun schmeichelt er: »Ja. Mutter, die ande ren. die einen Vater haben, die sind viel besser daran. Mit den hausleh rern ist gar nichts, die helfen einein doch nicht wie ein Vater und dann . . . .« »Und was dann?« fragte sie . . . . »Und dann, die Väter besuchen alle die Lehrer vor der Versegung und, du Mama. »Was denn, mein Liebling . »Gearg hilldorf hat auch teinen Vater mehr, aber Frau hilldorf ist gestern selbst bei herrn Dr. Schwei zer gewesen . . . und Georg hat ge sagt. er wisse bestimmt, daß er versetzt werde . . .« und endlich tommt es heraus aus dem Munde ihres Knaben, das, was sie wünschte, das, wovor sie sich fürchtete: «Mutter, befuche doch auch du heern Dr. Schweizer, dann wird er mich sicher noch versehen-" Aus großen. weitausgerissenen Au gen starrt sie ihren Buben an, so daß dieser beinahe erschrickt . . . Und wie der bettelt der: »Nicht, Marna, nach Tische sahest du gleich hin. Am Ende ist die Kon ferenz schon um vier Uhr . . .« Sie nickte leise. Anfangs war, um den Knaben zu deruhigen, in dem Ge fühle, daß sie das nicht fertig bringt« daß sie das nicht tann, mit dem spre chen, den bitten, dessen, sie weiß es ja nur zu gut, dessen Lebensglück und Lebensschmerz sie war . . . . » Aber der Knabe vertraut ihrem Ri eten, und den Knaben, ihren Knaben, Jdarf sie den täuschen . . . .?" ! Fast schweigend verzehren Mutter und Sohn ihr Mittagsbrod . . . . Beim Pudding kannst es endlich von Frau Charlottens Lippen: «Lassen Sie den Kutscher gleich nach Tisch anspannen, Johann, ich muß aussahren. Und Gustabs Augen teuchten, er er faßt der Mutter hand und wirft ihr einen freudiger-, dankbaren Blick zu, und in dem Vertrauen ihres Kindes findet sie die Kraft. Vor dem einfachen Wirthshause, in dessen zweitens Stockwerk Dr. Schwei zers Junggesellenwahnung liegt, hält Miengante Gauipage der Van Char a. Frau Charloiia steigt die Treppe hinaus. Sie klingelt vor der Entree thür des zweiten Stockwerk-, an der ein Porzellanschilb verkündet: »Dr· ;heinrich Schweizer, Gymnasialobm .lebrer. Dei Doktor Wirihschoskerin « össnet die Thür. Sie wischk diehiinbe an ihrer Küchenschiirze, bevor sie die bereiigebaliene Karte der elegantes Dorne in die hand zu nehmen wagt. Dann bikket see schüchtern, einzutreien, der here Doktor sei noch beim Mik kagsessem er habe um 1 Uhr Konse renz gehabt, und sei ersk gegen deeie nach hause gekommen. Bei den Worten der gesprächigen Frau fällt charkoiien bot Derz in die Esel-abe, die Konserenz ist also schon fgetoesery dem Jungen zu liebe bot see also vergeblich den schweren Gang ge ibsn. Doch es isi so spsi. Von drin nen tönt seine Stint-ne, bie Stimme, die einst des jungen Mädchens Ent zücken wur. und wunderbar, beim In hören dieser Stimme strömt es wie neuer Frühling durch ihre Ideen. Nun sigt ße wartend in seinem gu ten Zimmer . . . und nun, nun er scheint er wirklich und leibhaftig ganz der Alte, aus der Schwelle und strertt ihr seine hanb entgegen . . . ganz der Alte, der Sieger, der er trog allem sein Leben lang geblieben zu sein scheint. Aber sieis und förmlich tommt es von seinen Lippen: »Was verschafft mir bie Ehre, gnä dige Frau. Ich bitte Sie, Plai zu behalten.« Und schüchtern, stockend wie ein Kind, bringt sie ihr Anliegen vor. »Die Konserenz ist heute Morgen gewesen gnädige Frau . . .« »Wir- doch zu spät. also umsonst.« sährt es da durch ihren Kopf. »Ihr Gustav,« siihrt er ruhig sort, uich werde ihn als Legien mit in die nächste Klasse nehmen, denn ich hosse, daß er unter meiner Leitung es doch zum Ziele bringt. Er ist ein guter Junge, ein begabter Junge und stei szig ist er. aber zu hause scheint ihm die leitende band zu sehlen. Jch hoffe. daß es ihm gelingen wird, das versäumte bei mir nachzuholen.« »Wie gut Sie sind, here Doktor,' bringt sie nun miihsam hervor . . . . Jieinen Dant, gnädige Frau. Der Lehrer soll ein Interesse an seinen Schülern haben . . .« Und nun ruht sein Auge. sast will’s scheinen in seuchtem Glanze, aus ihren Zügen, aber sein Blick bleibt sest, wie er sagt: »Und dann ist et Jhr Junge, gnädige Frau!« Jn diesem Moment geschieht etwas Seltsam-. Weinend finlt Charlotte nieder aus den Sessel, von dem sie sich zum Gehen schon erhoben, und ihr Blick haftet aus einem Bilde an ber Wand. Sie noch hier. Jn all den Jahren, sie noch hier, wie sie sich damals für ihn hatte photographiren lassen, drau ßen in der Vorstadt, da er ihr Jawori hatte. ehe der Vater mit seinen Pro jelten lam. Sie hier bei diesem Man ne. in diesem herzen undergessen. Und nun durchzuat es sie, war sie denn jetzt nicht endlich stei, die Eltern todt, der Gatte todt, so sieht sie nun hier nach so vielen verlorenen Jahren. Und als ob er. der Sieger, alle ihre Gedanken lesen könnte, als ob er hin einschaute in diese Seele wie in ein Buch, beginnt er: »Ja, Charlotte, Jhr Bild hängt hier, denn dieses Bild war ausgegan gen über meinem jungen Leben wie ein' schöner Stern, und an seine Sterne glaubt ein Phantasi, wie ich einer bin, wenn seine Sterne auch die Dünste der Erde zeitweise verhüllen. Daß Sie wiederkommen würden in mein Leben, das wußte ich, Charlotte, denn daran habe ich geglaubt . . . .' Und sie liegt in den Armen des Siegers und weint und weint . . . . Thränem wie sie sie nimmer weinte, seit jenem Tage, da sie ihm den Ub schiedsbries geschrieben, wie sie keine weinen tonnte am Traualtar, leine am Grabe ihrer Eltern und keine am Sorge ihres Mannes; denn das sind heilige Ihrönem diese Thriinen eines neuen Frühlings . . . . Und am Ostermorgen wandeln drei glückliche Menschen durch den im er sien Schmucke eines neuen Frühlings prangenden Garten der Villa Car lotta· Ein sröhlicher Junge und Wins« und sie. «heinz,« ruft sie da aus einmal und tlatscht in die hande: »Sieh doch aus der Birke, meinFim ienpaar baut sich schon sein Rest« das ist heuer ein gesegneies Jahr.« Genüglam. Ostererzilhlnng. Was isi das doch site eine Freude, die Nesterchm im tleinen Gar ten adznsuchen, zu entdecken, was wth der Osterhase· für schöne Tierchen oder sonstige schone Sachen dort versteckt haben mochte! Schon Tage vorher gab es große Aufregung. Denn Martia hatte ge sagt, dass das häschen nur dann die Resterchen draußen baue, wenn e·s schön Wetter sei. Sonst würde es die Sachen wohl irgendwo im immer verliessen Das war ja gen-i auch z nett. aber doch lange nicht so Wir wie im Garten. — · » « Am Ostersonntag feierte die Erde gleichzeitig mit der Auferstehung des herrn ein neues Auferstehem der liebe Gott hatte Sträucher und Bäume rnit kleinen, ganz kleinen Blätter-then und Knospen überläet, so daß sites to auc sah, als blickte man durch eine grüne Ieniiericheibe in den Garten. Der warme, Inilde Abend prophezeite einen warmen, milden Ostersonntag. Und wie blühte da erst des taurn vier Jahre alten Kindes Herzt Morgentt Eiersuchen ten Garten! Das traumeriiche, mit Goldlocken unt ralnnte Gesichkchtn sah starr, aber doch glücklich vor sich hin, als lebte es schon in der Freude. Rudi war ein stilles, eher irsntlichei Kind, ieeliich weich und undiindfasn. Es kannte nnr einen Menschen: feine vergötterte Maine-. Und doch, seit einein Jahr — seitdem Manto dein kleinen findt einen neuen Pape gegeben hatte —-«.— fternd etwas zwischen Mutter nnd Kind. findt war ej als gesirte isnt feine Roma nie-IN mehr La wie fr r. und dsaer hatte iede :- rtlteszkeit , udii zu Kaina et was . eel I. das je desmal war wie e n Jst ird. Rudi war ja zu Uesin und zu blaß und zu danken. unt das iagen zs kön nen, was er empfand. Taro ein Gep ßer hätte es nicht sagen tdnnen; piet leicht hätte er ee «?lngft« genannt — Anait. Mantos Herz ganz an den neuen 1Papa zu verlieren und dann ganz allein zu sein. Gewiß war der neue Papa gut — frhr gut sogar. Ader Rudi sagte ch, daß er gar leinen Papa brauche. r ei doch drei Jahre ohne einen solchen gegangen und das Kind vollkommen der Frauenerziehung den händen der Mama und der guten Großmama, überlassen gewesen. Sie hatten es wie eine trante Blume gepflegt und in lumntervollen Nächten drtn Tode ent rissen. So oft sie das Kind ansahen, war es ihnen, als würde das Bild des Vaters des Kindes wieder lebendiger —— des Mannes, der zwei Monate vor Rudis Geburt gestorben war. Dir Lebensgeister des Kindes waren so zart. daß sie ein Windstoß ver töschen konnte. es geschah nun alles Erdentliche. das Kindlein zu retten und am Leben zu erhalten. Und da tam als Hausk- und Kinderarzt zum ersten Male der spiitere neue Papa ins Haus« der Rudi stets nur Schmerzen bereitet hatte. Daß es zu feinen-. Vortheil war. verstand das Kind noch nicht. Es hatte nur das eine Bewußtsein, daß es stets, wenn der Professor tam, etwas Schmerz liches zu erwarten hatte —- eine Me dizin, eine Untersuchung oder eine Operation, wie damas bei der Diplp therttis· Und wenn das liebe. weiche Zureden von Manto und Großenatna nichts half, fuhr der Professor das Kindlein barsch du« und Rudi Ce horchte in stumrnweinender Anast. Daß es der Professor, ein hergenng ter, edler Mann, nur gut meinte und alles nur zu Rudis Beitem that, konn te das Kind noch nicht erfassen. So aedieb in Rudis tleinem Herzen nur Angst und Entsremdnng, statt Liebe und Zutrauen zum neuen Papa. Kurz vor der hochzeit schlang Rudi allabendtich die Tierreichen urn Mantos hats und fragte zitternd, wie von Angst gepeinigt: «Scll Rudi den Prosetscr schon Papa nennen?" Dann wars sich die schöne Martia, oft schon verzweiiet und weinend, iiber das zarte, angstvolle Kindchen und sagte: »Es geschieht ja nur deinetweaen, Liebling. damit du nicht ohne Vater bist. Wir beide würden dich nur ver wöbnen. verzärteln —- und das Leben da drau n tärne dir dann zu schwer, zu grau am vor.« Rudi verstand das nicht. Er wußte nur, daß Marna weinte und der neue Papa dran schuld war. Eines Abends wurde Rudi aus e wecktx Marna stand in einem dunt en Reisetleid vor dem Kinderbettchen, neben ihr der Prosetsor im Pelz. Marna beugte sich über das Kind und sliisterte: ·Jett muß du zu dein guten Dnte! Papa sagen.« Sie sagte es rnit unterdriietten Tbriinern Und der neue Papa be te ech zu Rudi hernieder, dessen Steng rnit einein kalten, harten, strudpigen Schnurrbart be rührend. Dabei sagte er in seiner derben Manie: ·Na, aib mir einen Kuß, dummer Bub. Wir wollen uns lieb haben. Gew« Und utn seine weiche Stimmung zu verbergen, ver lekte er dem Kleinen einen scherzbaiten stand aus den Rücken. Doch Rudi verstand das nicht und sing an. bitter lich zu weinen. «Gott, das Kind ist eben verschasen«, entschuldigte Monta, ibr Einziaes umschließend und geaen den Unwillen des neuen Papa ver theidigend »Die Faxen muß er sich abgeteilt-ten und die heulerei«, polterte der here «Prosessor. « . l Die arzmche Praxis dieu Den neuen Papa ost wochenlang fern; denn derj Ansteckuna halber wallte er sich demx Kinde nicht nähern. Und wenn er? kam, machte er einen seiner derben Wide. Er war eben nichts wenigen als ein Gesählömensch Inn, eines Bauern Kind, im zartesten Alter hin ausgestoßrn in die Weit, schon als Kind ganz selbst überlassen, war Zärt lichkeit stets ein unbekannter Begriff» gewesen. Und doch meinte er es sehr aut. Durch und durch Seisnsademan, hatte er sich selbst durchaerungen, bis er das wurde, was er fett war: einstI Kapazitiit und Berühmtheit Es be-? reitete ihm Verlegendeit und Schami weichere Gefühle zu zeigen, und jeder, der erst sein her-i kannte. vergötterte ihn trotz seiner rauhen Auskenschale und seiner ost brutai-täppiscken Art. Am Abend vor Ostern schlief Nudi ein. Morgen also durste er im Gar ten Nester suchen. Beim GutesstachtsSagen sragte e«r Mama, deren zarte, durchsichtiae band streichelnd: »Er t das hast-Hast heute Nacht die R ercheni i« Und Mama sagte, das das Ha um so Inher Nesterchen bauen wiir , se braver das fKindlein war «Und willst du mitsuchen, Mamelii Ja? Wird dir das dasisbasi auch Nesterchen mcheni Jas« Dann tam Frage ans Frage bis der steine Kerl einschlies und Traume einen schö nen, schönen blumengarten sad, durch den ein Dust-hast dopste und mit den Ohren waaeltez - Lachende sonne und sriihlicheiMn dersaucheent Um ze n Uhr, als die Sonne schon warm chien und den Morgentbau aussetii t hatte, durste Indi, nachdem ihm Oumstschechi Gen anae seien worden waren iowik die Sama chen, in den Gatten. Drei Reitean hatte er ichan entdeckt. und jedes wurde mit einein Jubelschrei »de geübt Ich. was waeen das file schöne Sachen, die in den bunten Eiern ver iirett waren! Schaloladenpiiischen and ein lleines Bilderbuch. und sogar in dein Riesrnei eine aanz kleine Eisen bannt «Manieli, sind noch viele? Ini« Rudi war schon abgeheht und miide nnd wiichte sich die Stirne. »Noch viee, un ganzen sieben. sehe dich aber nicht io ab, Liebling —- sonst verliihlit du dich noch.« III-einend sprang Rndi weiter und hatte bald das vierte. Des-tan- Papa die Terraiynftufen herunter· ernst wie immer ne sein tlaree Denkerbliet lachte. Doch das toll das Kind nicht. -Sieh. der pa! Wie lieb, daß er kommt. Lan ihm entgegen, Babi. und gib ilnn einen ichsnen Mehl« Rndi wurde ernst; das Kinderlachen reritunnnte. Gr« ging Jana entgegen. stellte sich auf die Fuß pitzen nnd gas Papa einen Kuß. « »Na. was ist denn, dummer Bnbf Wie viel Nester halt du denn ichonf .Viet, Papafsi sagte das Kind ohne Lächeln. «Und wieviel sind im aanzenW .Sieden.« ,Und wieviel bleiben da noch, wenn dn fest vier gefunden hasti« exainis ntrte er, ihn an den Locken gutmiithig zereend «Vier.« .Du bist ia zu dumm. Vier von sieben macht drei. Das könntest du doch ichan wissen. — Guten Morgen. Jenny', begrüßte er feine Frau. Bindi war geiränlt. Ihm wae die Luft vergangen, weiter zu suchen· Er halte einige Bläschen und knabberte iie schweigend, dem Papa den Mitten zuwendend « , — «Jennn, lafz doch dae Kind nicht fo viel Cdatolade essen. Du weißt, das ift nichts fiir den schwachen Magen. — Bnbit Gib mir die Mädchen Du betvmrnst alle Tage zwei, wenn du brav bift und dir merkst, daß sieben weniger vier drei macht. Na rafch. Folg fchön!« Mit zuckenden Lippen und tdränens vollen Augen gedorchte das fchwei fam gewordene Kind. Das Miin chen guckte weiter. Nun war die ganze Freude nnd Sonne dahin. Wie ichiin wäre es gewefen, wenn Papa nicht ge lommen wörei »Na, deule nur nicht gleich wieder Von mir aus verdirb dir den Magen dummer Bud. Man sagt ed ja doch nur in deinem Besten-« —- Das Kind legte still weinend feinen Schuh in Papai Hände. Und es hatte sich lo darauf gefreut, damit zu kochen und Kaufmann zu fpielent Weicheren Tones fagte dann Papa .Komm der, heulpeter du! Da hasti« Und er gab ihm ein Goldstück, das das Kind hilflos in feinen händchen drehte, indeß Tdränen das Gesichtchen derabrollten. eine um die andere. Mama hockte fich neben Rudi nieder und drückte fein Gefichtchen an das ihre: .Sieh nur, der liebe, gute Papa! Ein blantes Opkdftiieti Wie gut der Papa ifti Geh doch din, Liebling« und dante dem guten Papa. Jas« sindi gab ihm dashiindchem fchrvei gend. die Augen zu Boden geheftet-— widerfirebend; dann wandte er sich um, umtlammerte feine Mama und brach in ein heißes, fchmerzliches Wei nen aus« das Gestchtchen in Mamas Schooß verbergend. «Wirtlich, der Bild wird alle Tage diimmer!« rief der Professor ärgerlich und verließ den Garten. Mama tröstete das Kind und küßte und berste es. »Warum bist du denn fo, Lieblingi Sieh. der Papa meint es doch fn gut rnit dir. Ein ganzes Goldstück bat er dir gefchentt. Das ist doch mehr wertb als das alles Ireut’s dich denn nichts« .R —- — n —- neint« fchluchzte der Kleine «Aber, warum denn nicht? Papa hat dich doch lo lieb.« »O — as Go — oldftiici war nicht "in ei —- nem Ei —- erchen drinnen u — u —- und ich mass gar nicht!" stotterte er in tiesstem Schmerz. Dem Kinde war der Tag verleidet; dem Papa auch Und er, der vernünftige Mann, die Kapazitiit der Wissenschaft, vermochte nicht in einer Kinderseele zu lesen. ..-----.O.-— Optische derteheseisvetihetr. Man soll nicht mit beschmutzten Fingern nach den Ileaen anderer wei sen« i i i Bist du ein Richter, so sei auch ein Schlichter. . Besuche deinen kreund in jedem Monat einen Tag, c wirst da iheuer sein. Nur einmal ist des jungen Mondes Kommen ein Fest siir gross und klein. I i I Ein Dummtopb der den Weiien vielen will, erinnert an den Wohn. r ernst« sein bannt im Winde wiegt. obgleich jedermann weiß, wie klein die Fidener sind. dtie darin Lehnen. Wer sich selbst nicht recht kennt, wird auch andere Menschen nicht rich tig beurtheiierä ksnketh . Uenqltlich zu sinnen und zu denken, was man diitte thun Wan ist das Ueieih was nean thun iann.