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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 8, 1908)
Nebraska Wö« Jahrgang 26. Gkand Island, Nebr» EI. Mai IMM. (Zweiter TheZlJ Nummer 37. — Unser Chan. Willst du erst bei jeder That, Was sie nützt, bedenken, Wirst du nimmer edle Saat In dein Leben senten. Nicht um Lohn — aus wasrmer Brust Sollst du sein und schaffen Und der Menschen Tabelluft Mit Verachtung strafen. Doch die Einsamkeit ist fchö n, Wenn sie uns ds» Sollen Zu versöhnen le ri verstehn Mit dem eig'nen Wollen. Leitei hö rn Geistes Licht Unser T un u d Lassen, Fehlen Freuden liithen nicht, Auch auf öden Straßen Fräulein Stizze von Bettn,-Rittweger. »Er-ten Morgen. Fräuleins« »Guten Morgen, Herr Kreis nmnn.« « , »Schsnes Wetter beutel« »Ihr schönes-»Beste« » meine, sie hätten da schon Beilchen.« - »Ja, die ersten. Für die gnädige Frau.« »Es gebt ihr doch gut?" »Dan!e, ja. Sie hat sich schon wie der ganz erholi.« »Und das Kleine?« » »O, das gedeiht prächtig. Es iit ein reizendes Geschöpfchen-— dunlleHaare bat’s, das ganze Köpfchen voll, und große blaue Augen! Die Freude kön nen Sie sich denken: nach den zwei Buben nun endlich das langv ersehnte Mädchen-« " »Ja, fal« —- Herr Kreismanry der Bureauborsteber des Rechtsanwalts ckennt-r Moldenbauer, seufzt ein bis n. Das Fräulein sieht ibn sraaend an und meinte »Ist-it Ihnen was, Herr Kreismann?« »Ach nein, nicht gerade, Fräulein Und doch. vielleicht. Es ist nämlich« -—- das blasse Gesicht des nicht mehr jungen Mannes rötbete sieb—,,es ist nämlich —der Herr Doktor bat mir gestern gesagt, daß ich vom nächsten Ersten ab Zulage betoxnme, eine ganz bedeutende Zulage.« »Aber deshalb brauchen Sie doch nicht zu seufzen, Here Kreisnrann Freuen Sie sich doch-« »Ja, ja, das thu’ ich mich. Wenn gleich—— sehen Sie, Fräulein, siir mich allein batt' ich bisher schon genug, mehr als genug. Ich tonnt' mich so gar in eine Lebensversicherung auf nehmen lassen. Mit sünstausend Mart. Wenn ich 60 bin, bekomme ich die Summe ausgezahlt Und wenn ich jung sterbe, ich meine, wenn ich nicht so« alt werde. dann lonii meine Frau doch schon etwas damit anfan gen, nicht »wah«r?'« · « Das Frautein lacnen ein wei.iq: »Aber Sie haben ja, io viel ich weiß. gar keine Frau, Herr Kreismonn.« »Freilich nicht, Fräulein, nnd des halb eben hab’ ich —- möcht’ ich ———" der blasse Mann mit der etwas ge beugten haltung aiebt sich einen ener«: aiichen Ruck und fährt entschlossen fort: »Nun und gut« Fräulein. ich bin nur ein einfacher Mann, und Sie sind viel zu iein iiit mich, ’ne Postp rendTochter-——ich half damals all die Meldunnen, die einlieien. durchsehen müssen —- aber wenn Sie iich ent ichließen könnten, meine Frau zu werden, Fräulein —« Die Anaerebete tritt unwillkürlich einen Schritt zuriiet und- itainnielt: »Ach, »Herr Kreismann—-— das kommt so plößlickY ich hab' nie an io was gedacht-ich weiß wirklich nicht ——« »Bitte, Fräulein. antworten Sie mir nicht gleich. Ueberlegen Sie sich die Sache. Sagen Sie nicht sofort nein. Ich-ich hab’ Sie schon lange lieb, ich half Sie gleich von Anfang an -—das sind fett zwei Jahre — und nun die Anlage-—- Sie iollten’s gut bei mir baden, Fräulein; bitte. sagen Sie nicht gleich nein. oraen früh, wenn ich aufs Burea gehe, dann boiiis ich Sie wieder hier im Garten zu finden, und dann geben Sie snir Antwort. Und wenns nicht fein « kann, io muß ist« verwinden.« Mit Eisingen Schritten geht herr streismonn dein Laus zu. Er ilt durch einen Seitengang aetotnniem der direkt in die Geichiiitiräiune führt. » Das ««Fräulein«. eine nicht mehr ganz junge, ltiibs zierliche Blon dine, steht eine le re un Dios, dann schüttelt sie leicht den op? und Beicht m Ich hin: Mtk ich nur so . rt nein nein-at Ich tann ihn doch nicht heirathen, lo ohne Liebe, den guten. braven Menschenk« « M aelit sie mit leichten Schrit ten usn das Gebäude. herum und tlopst am Eßzimmer an, wo die Herr schast noch beim Frühstück sitzt. Die Hausfrau nictt dem Fräulein gütig zu, und Dottor Moldenhauer bewe t hinter seiner Zeitung grüßend dn Kopf. »Ich wollte mich nur erlundigen, wie gnädige Frau geschlafen hat. Und ich dachte, die ersten Veilchen aus dem Garten würden gnädige Frau Freude machen.« »O, wie reizend! Ich danke auch sehr, Fräulein! Die Nacht war gut. Babn ist erst um 6 Uhr gekommen, denten Sie! Und setzt schläft? schon wieder, sagte eben Frau Witting Waren die Buben artia?« »Ja, gnädi e Frau, sehr artig. Sie waren zeitig eiih beim Anziehen nnd Fräbstüaem da konnt’ ich ihnen die Aufgaben noch einmal überhören. Es ging wie am Schnürchen.« » »Schön, Fräulein. Ach, wissen Sie, was? Wie könnten setzt die Abrech nung von den letzten vierzehn Tagen vornehmen, wenn Sie eben Zeit ha ben. Du bist ia doch sertia, Her mann, und Baby —« Doktor Moldenbauer fällt, die Zei tung beiseite legend, seiner Frau in’s Wort: «Babn —— Babts —- Babyi ’s wird Zeit. daß das Kind einen Namen trieat. Es war mir lieb, Ellen, wenn Du Dich entschließen könntest Ich muß ihn doch bald anmelden.« »Gott, Herniann, dräng’ doch nicht so schrecklich! Wir haben noch volle acht Tage Zeit. Es ist wirklich nicht so leicht. Ein Name ist doch eine wich tige-Sache Und gar bei einem Mäd chen! Da giebt’s viel zu bedenken. Hübfcki soll er sein, sinnig soll er sein, und doch nicht zu hübsch und nicht zu sinnia ———« »Na. da tverd’ einer draus klug! Das iit ja Unsinn. Ellen.« »llnfknn? Das nicht. Denk nur. wir nennten unser Baby Its-schen, und es würde mal so ein recht blasses, un icheinbareå Mädchen —- dann wär’ der Name die reine Jroniel Oder Brnnhilde, und Babn bliebe llein und zart? Oder Beatr, und unser Mädel würde ein rechter-, toller Wildsang?« »Hm, allerdings-, so ganz unrecht hast Du nicht« »Gehst Du! Die Sache will reiflichl überleat sein. Bei unseren Buben, da hatten wir keine Wahl, da war’s Fa milienbeschluß, daß der Aelteste nach Deinem. der Zweite nach meinem Vater heissen müsse. Aber bei Baby liegt dieZache anders. Deine Mut ter beißt Adelgunde, meine Mutter Melanie, na, so nennt man heutzu tage natürlich tein Kind. Das ver langen die Großmütter auch gar nicht« Ja, und nun 4ierbreche ich mir den Kons, um einen recht hübschen, wohl tlinaenden und dabei nicht zu ansi spruchsvollen Namen sür unsereToch ter zu finden. Jch bin unablässig damit beschäftigt, seit Babn das Licht der Welt erblickt bat. Weißt Du, Hermamn der Name, das ist doch wirklich nichts Unbedentendes im Leben eines Menschen. Hättest Du zum Beispiel Friedmann oder Michel geheißen, ich alaub’ nicht« baß ich mich in Dich verliebt hättet« ; ,.Kindstops!« ; »..-.. sen-.- tzzm IV est-km Apis-»I ,,..«-, »W. ...». ..,.. »Nein, wirklich, Eltern tönnen nicht sorgsam genug bei der-Wahl der Na men siir ihre Spräßlinge zu Werte gehen. Der Name ist ia der sicherste Besitz eines Menschen. Alles lann er verlieren: Geld und Ehre, Gesundheit und Glück —- der Name mus-, ihm bleiben! Und beim Mädchen, da ist der Rusname besonders wichtig. Den andern vertauscht sie ja doch später mit dem des Gatten, aber der Rus nante bleibt ihr siir alle Zeit, er ver bindet sich ganz mit ihrer Persönlich teit. Wie einst die Mutter sie geru sen, so rast sie später der Gatte. Du weißt, Hermanm daß ich’s nicht ank stehen sank-» wenn Du mich mit »Frau« anredest. Ich hab’ dann stets das Gefühl, als meintest Du gar nicht mich, als meintest Du iraend eine Frau, aber nicht Deine eigenste El len.« Kleine Schwärmerim Ereiiere Dich doch nicht so. Du bist ia ganz ausgeregtl Wir wollen die Debatte sch (eßen. und Du sollst recht behalten. lieberdies wolltest Du ja eben mit Fräulein abnchnen.« »Ach ia so. Fräulein ist noch ba. Na, schadet nichts. Sie geben mir doch sicher auch recht, Fräuleins Ein Name« das ist ganz was Wichtiges, Großes! Sie Mja —saaen »Sie mal —-—Sie müssen doch auch einen haben. Wie heißen Sie eigentlich mit Jhrem Rus narnenli Ich hab’ wirklich keine Ak nung mehr. Also wie haben Jhre El tern Sie aenanntt« »Johanna, gnädige Frau.« »Ach. welch hübscher Name! Or dentlich schade darum, daß man ihn nicht braucht. Nur —..Iräulein« ist so viel bequemer! Aber weißt Du was. Hermanns Wir nennen unsere Tochter Johanna-C O ja. Johanna und abaeliith Mana. das klingt wunderhitbscht Etnverstanben?« »Gewiß Ellen. Jch find’ ihn auch nett, den Namen, und so langeBaby ganz tleinift, tönnen wird- Häuschen nennen.« Frau Ellen tlctschte in die-Hände: »Ach richtig, Häuschen! Das ist rei zend. Welches Glück, Fräulein, daß Sie einen so hübschen Namen haben! Auf Johanna wär’ ich sonst ganz sicher nicht gekommen! So, nun wol len wir die Rechnerei vornehmen. Nein, wie froh ich bin, daß ich nicht mehr die Qual der Wahl habe!'« Fräulein ist gar nicht recht bei der Sache. Sie addirt zweimal falsch.und sie vergißt einen ganzen Tag bei der Zusammenstellung Wäre die gnädige Frau nicht fo beglückt über den brachtigen Namen für ihr Töchter-tm dann würde sie wohl ungeduldig werden. aber so hat sie fiir diese Ver sehen nur ein nachsichtiges Lächeln. Fräulein erfüllt ihre Obiiegenhei ten heute wie im Traum. Der Antrag des Vureauvorftehers und das Ge spräch iiber die Namen mischen sich in ihr zu einem wunderlichen Durchein ander. Jhr ist, als fei fie nur deshalb 10 oFahre — so lange ist sie schon ,,’sriiulein" — oft so herzenseinsam, so unglücklich gewesen, weil Niemand sie mehr bei ihrem Namen nannte, wie es die Mutter, die Brüder gethan hat ten. Die Mutter todt —- die Brüder in Amerika, wo ein Vetter sich ihrer angenommen hat, und sie —- Fräu lein! Nicht mehr Johanna, nur Fräu lein. Die Dienstmädchen, die behal ten ihre Namen, den »Friiulein« wird er genommen. Es ist be auemer fo. Und nun ist da einer, der sie lieb hat, siir den sie nicht ,,Fräulein« ist. Wie eine warme Welle üiiberfluthet sie das Gefühl, daß » in Zukunft wieder ein Mensch, der sies lieb hat« sie Johanna nennen würde. Der gute Mensch! Der nicht danach fragt, daß sie ein armes Mädchen ist, der sich zu gering für sie dünkt, weil sie eine Pastorentochter ist. Ach, lie ber Gott! Wenn er wüßte, wie sie alle, die Mutter und die drei Brüder-, gedarbt hatten, nach des Vaters fris; hem Todes-wie sie nicht einmal eine höhere Schule hatte besuchen können. Nein, nein, zu gut ist sie nicht für den einfachen Mann. Und das mit der großen Liebe? Ach, wie sollte sie. das ..«’friiulein«, zu einer großen Liebe kommen? Die ist ja auch wohl nicht nothwendig zu einem stiåen Glück Sie wird Ja sagen morgen früh, Und dann muß er sie »liebe Johanna« nennen. Und sie wird ihm ein treues Weib sein; sie wird sein Heim schmuck halten und sie werden zusammen spazieren gehen am Sonntag undsie wird wieder ein Mensch sein« nicht nur ,,«fräulein«. ,,Du«, »Er«, »Ihr« und ,,5ie«. Unter diesem Titel wird gewöhnlich der Roman eines Liebespaars verstan den; ich meine aber weiter nichts als die deutschen Anredefiirwörter Er und Sie, die an Stelle des einfachen Du getreten find, das Erzen und das Siezen. Das Er hat sich in Deutschland schon wieder überlebt. Friedrich der Große nannte bekanntlich noch jeden Menschen Er; aber schon der alte Dot ter heim verbat sich das von der Prinzefsin Ferdinand von Preußen, als sie ihn zum Leibarzt haben woll te. Es sei nicht mehr zeitgemäß; er nenne nicht einmal seine Stiefelvutzer Er. Ebenso braucht man das Sie im Singular nur noch ausnahmsweise, etwa einer Bauersfrau oder einer Be diensteten gegenüber. Das Sie im Plnral, verbunden mit dem Verbum in der dritten Person des Plnrals5s, ist heute noch Regel. Wie tommt man dazu, einen Men schen in der dritten Person und noch dazu im Plural anzureden? Warum rennen wir uns nicht Du? Jin Anfange duzten sich alle Men schen, wie dies das Natürlichste ist, und wie das auch die Kinder thun.; Das Du ist eben dazu da, den Wien-l J schen anzureden Wenn ihrer mehrere ; ;s·:nd, so sagt man Jhr, wie der Her-T szogregent von Mecllenburg, der im? September 1900 die zu einer militä rischen Uebung einberufnen Lehrer ihrzte; oder wie der Gras Mirbach, der Oberhofmeister der Kaiserin. der am Z. November 1900 an die beim Bau des Augustastiftes beschäftigten Arbeiter eine Ansprache hielt und sie dabei mit Jhr anredete. Patriarchali sche Bölter brauchen diese ehrwürdigen Pronomina noch heute, zum Beispiel die Tiroler, die Walachen und die Po len. Die schwedischen Daletarlier sind dafiir bekannt, daß sie selbst den Kö nia mit Du anreden —- wir nennen alle Menschen Du, nur Dich nicht, versicherte so ein alter Talterl Seine E Maiestiit den König Ostar den Ersten. IZum Kiinia sagen sie nämlich. tote weiland Horaz zum Kaiser Augustus: Deine Majestät. Die Tiroler totettireni ein wenig mit ihrem Du, besonders außerhalb Tirolg; aber in den dortigen Dorf sckulen wird selbst der Lehrer von den Schülern Du genannt. Eines Tages lrurde Jnspektion durch den Bischof angesagt; damit die Kinder nicht etwa auch diesen duzten, prägte ihnen der Lehrer ein, daß sie: Eure bischöfliche Gnaden zu sagen hätten. Als nun be sagter Oberhirte einen Buben fragte: Wie lautet das siebente Gebot? — antwortete der Kleine: Eure bischöf litt-e Gnaden sollen nicht stehlen! Das erinnert daran, wie einmal der Kam inerdiener des Königs Friedrich Wil helm des Ersten, als er ihm den Abendsegen vorlas, das Du durch Sie ersetzen wollte. Er las: Der Herr segne Sie und behüte Sie! — Hundsfott,- lies richtig, schalt der Kö nig, vor dem lieben Gott bin ich ein Hundsfott wie Du! Auch einzelne religiöse Se ten haben das Du zur Uebung christlicher Einfachheit und Brüderlichteit beibehalten oder viel mehr wieder eingeführt So nament lich die Quäler, die auch vor keinem Menschen den Hut abnehmen. Sie thun das, obgleich in England das Wörtchen Thon zu den seltensten Aus nahmen gehört. « « Aber Europens übertiinchte Höflich keit brachte nachgerade dieses- unter schiedslosc, anbiedernde Duzen in Verruf Mit der Zeit wird es so, daß sich nur noch gesellschaftlich Gleich stehende, sozusagen die Pairs unter einander mit Du anreden. Alle Monarchen duzen sich gegenseitig; Kaiser Wilhelm redete nicht nur den König Milan vor seiner Abdantung. sondern auch den Fürsten Hohenlohe in Briefen und Telegrammen mit Du an. Er duzt neuerdings auch den Reichskanzler Fürsten Bülow, und wenn er sich im Kreise seiner Korb-Z brüder, der Bonner Borussen befindet, duzt er diese. Jm österreichisch ungarischen Heere besteht die Sitte, daß Offiziere, die ungefähr den selben Rang bekleiden, einander gleich bei der ersten Begegnung, auch wenn sie sich nicht kennen, mit dem vertraulichen Du anreden; diese Gepflogenheit hat sich·auch das unga rische Abgeordnetenhaus zu eigen ge macht. Alle dessen Mitglieder reden einander mit Du an, auch wenn der eine Ministervräsident, der andre ein bescheidner Advolat ist. Alle Schau spieler duzen sich; die Mitglieder des Deutschen und Oesterreichifchen Al venvereins stehen auf Du und Du. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhun derts redeten sich aus kleinen Universi täten alle Studenten mit Du an, ob Bekannte oder nicht. Was Wunder? Sie waren Pairs. Wenn dagegen ein tlnterschied be stand, so hatte der geringe Mann den gnädigen Herrn im Plural anzureden und zu ihrzem dieser höfliche Plural erscheint zuerst icn neunten Jahrhun dert. Er sollte den großen Abstand des Redenden von der geheiligten Per son des Angeredeten martiren, die gleichsam in der Mehrzahl vorhanden war. Aus demselben Grunde sprachen die römischen Kaiser seit Konstantin dem Großen und danach die deutschen Könige von sich im Plural, was man den Majesiiitgplural nennt: Wir Lud wig von Gottes Gnaden röinischer Kaiser M. D. 15st:tf;). Der Unter-than sagte clso zu seinem König Jhr und gab ihm, wie eg der Jtaliener nennt, dag l"»j, desgleichen sagte der Eng länder Tun und der Franzose Var-k, während der Herr dem Knechte gegen über das Du beibehielt. Die Pairs ihrzten sich gegenseitig, wenigstens so lange der Höflichkeitstodex vorhielt. Kaiser Friedrich Barbarossa ihrzte den Papst Alexander; wenn er aber ge lehrt der Papst das Jshr gebrauchte, wenn er dem Kaiser schmeicheln wollte. Das geschah im zwölften Jahrhundert. Jn England und in Frankreich ließ man es nun bei Vons Und You be wenden; in Deutschland und in Ita lien ging die Höflichkeit und die Un terthäniqteit noch weiter. Hier tam Ende des sechzehnten Jahrhunderts eine neue Anrede aus, die die Kluft szischen den beiden Personen noch er weiterte: statt des Du erschien das Er, oder, wenn man einer vornehmen Frau gegenüberstand, das Sie« Also die dritte Person Singularis, verbun « den mit dem Verbum in der dritten Person Sinaularis. Es ist tlar, daß « diesePronomina dieTitel, zu den-en die Pronomina die Titel, zu denen die dritte Person einentlich gehört, und die man nicht immer wiederholen will, vert sten: das- Er vertritt ein respekt volles: der Herr, das man ja heute noch gern fiir die angeredete Person zu sehen pflegt, indem man von ihr wie von einer dritten Person spricht: Wünscht der Herr noch etwai? Jst der Herr Doktor schon in Wien gewesen? Das Sie steht für die Gnädige Frau oder die Madame. Man kann von sich selbst in der dritten Person sprechen, dann thut man es aber, ucn sich klein zu machen, als armer Mann oder als ergebenster Diener-; ein armer Mann bittet um eine kleine Gabe, sagt der Bettler. Es wird also mit Er und Sie nur fortgefahren, nachdem ein Haupt s wort vorausgegangen ist; diesesHaupt wort wird wenigstens stillschweigend ; vorausgesetzt Jm Jtalienischen ist der stehende Begriff, der sür jede Person von Stande, Herr oder Dame, gesetzt zu Werden pflegt, Lasignoria sua oder vostrn, Jhre oder Eure Herrlichkeit, woraus dann korrekterweise mit Blla oder Lei, das heißt mit Sie fortgefah ren wird: ias bei gilt in Italien siir ; vornehmer als das Vot, man gibt es E sogar den Heiligen. Jn Spanien setzt i man für die angeredete Person Usted, » wörtlich: Eure Gnade (Vestra ; Niemde eine Vertretung durch Ell-r » findet hier nicht statt. ; Er uno IDie gehorte arso ursprung » lich durch us zum guten Ton, bis es jin den le ten Jahrzehnten des sieb - zehnten Jahrhunderts auskam, den Menschen mit Sie im Plural anzure den, was man am besten als Vertre tung des sehr gewöhnlichen Plurals Eueanaden auffaßt; natürlich mußte auch das Verbum in Plural dazum ten. Seitdem sank das Er oder das Sie im Singular zu einer gering schätzigen Bezeichnung und zu einer Anrede herab, die der Pfarrer einst dem Schulmeister gegenüber brauchte, s und deren man sich noch heute bedient, T wenn man mit Kindern und Hunden spricht. Will er wohl! Will er gleich pariren! Wenn Friedrich der Große zu dem Dichter Gleim in einer Au dienz, die er ihm ertheilte, sagte: Er ist wohl nicht stolz? Grüß Er mir den . Domdechanten! so brauchte der arme Gleim wahrlich nicht stolz zu sein, ob gleich er versicherte, daß er es in diesem Augenblicke wäre, denn Friedrich der Große stellte ihn unter seine Wind hunde, die der Bediente Sie nennen mußte. Mit Er wurden zu Friedrichs des Großen Zeiten. wie schon gesagt, Personen von Stande nicht nrehr au geredet. Für diese gehörte sich die An rede mit Sie in der dritten Person des Pturals, das Siezen im Plural. Jm September des Jahres 1787 trat Frie drich Perthes bei Adam Friedrich Böhme auf der Nikolaistraße in Leip zig als Lehrling ein. Die Lehrlinge wurden nicht nur vom Prinzipal selbst, sondern auch von den Kindern des Prinzipals-, dem Dienstmädchen und den Martthclfern mit Er angeredet. Wenn sie ausgelernt hatten, sagte der Chef: Hiermit ernenne ich Sie vom Lehrburschen zum Buchhandlungsdie nei. « Ganz untergeordnete Personen wur den dagegen Von ihren Vorgesetzten nach wie vor Du genannt. Bis 1850 pflegten die Osfiziere die Mannschast zu duzenx bis 1866 genossen in Bayern nur die Fahnenjunker die Auszeng nung, mit Sie angesprochen zu wer den, während sonst Du bei den Vorge setzten gegen Untergebene und bei die sen unter sich Vorschrift war. Der Kaiser nennt alle Gemeinen Du, zum Beispiel den Gefreiten Luectz in An erkennung Deines korrekten Beneh mens auf Posten . . . . Der Zur duzt sogar seine Generale, sogar die Aerzte. Kaiser Nikolaus der Erste wollte es nicht Wort haben, daß jemand im Reiche Hunger leiden könne. Einmal besuchte er ein Hospital und trat an das Bett eines Typhus-tranken Der Arzt sollte ihm sagen, was das fiir eine Krankheit sei; der Unglückliche meinte: Hungertyphus Der Kaiser blickte ihn finster an und ging weiter: beim Abschied trat er nochmats auf den Doktor zu und sagte: Du, nimm Dein Maul besser in acht! Am näch sten Tage hatte der Arzt seinen Posten verloren. -- - Das Ist die patriarchalifche Gepflo genheit der alten Grand Seigneurs; der verftorbne Fürst Johann Adolf Schwarzenberg nannte ebenfalls alle feine Beamten Du, vom-Hofrath ange fangen. Der alte Pastor nannte alle feine Pfarrlinder Du; im Hause wur den die Kinder und die Dienstboten ge duzt. Die Eltern dagegen von den Kindern noch im vorigen Jahrhundert Sie genannt. Gargantua in einem Briefe an seinen Sohn Pantagruel das Tu Pantragruel nennt seinen Vater Mari; dieses Verhältnis-, besteht in Frankreich noch heute. Die Dienstbo ten werden von der Herrschaft länast nicht mehrDsu genannt. Sogar Ebe leute duzten sich in früherer Zeit nicht immer: aus einemGefvräche vorn Juli des Jahres 1527 geht hervor, daß Luther zu Käthe Du, Käthe aber »Mein lieber Herr Doktor« zu ihm sagte und ihn ihrzte. Jn den deutschen Gefängnissen be steht die Vorschrift, daß Personen un ter achtzehn Jahren mit Du angeredet werden. Zuchthäusler werden ohne Unterschied Du genannt. Bekanntlich nannten die Berschworenen in Belgrad den König Alexander Du, als sie thn im Juni 1903 ermordeten. Alexander , Obrenowitsch danke ab und unter schreibe die Abdankungsurkunde, die wir in Händen haben! Ein Laufbursche, der die Fort bildungsschule besucht hat, nennt nach seiner Entlassung einen Oberleh rer DU, wie ihn dieser zur Ruhe ver mahnen will. Vor ein paar Jahren ist folgendes vorgekommen: Ein Lehrer züchtigte einen kleinen Jungen Als ob er gebissen worden wäre, ries der Schlingel: J, Du Luder! Und dabei werden die Schüler in Frankreich von ihren Lehrern immer mit Tons ange redet, in Deutschland werden sie ge wöhnlich nach der Konsirmation, vom vierzehnten Jahre ab, aus den huma nistischen Gymnasien vonUntersekunda an gesiezt. Auch das Du wird immer unterlaufen, trotz aller eingebleuten Anredeformen. R. K. W , Der kluge Theateruntemehmerr Jn der »Perserveranza« klagt Ugo Pesci darüber, daß in Italien Schau spieler und Sänger so schwer zu ih rem Gelde gelangen können; es giebt Theaterdireltoren, die ihrer Künstler schaar die höchsten Gagen versprechen, aber, sobald es an’s Zahlen geht, sich ihren Verpflichtungen durch- alle er denllichen Schliche zu entziehen suchen. Vor einigen Tagen, so erzählt Pesci, mußte ein Jmpresario sein Theater, das er erst kurz vor Beginn der Fa schingszeit eröffnet hatte, wegen dauernden Zuschauermangels wieder schließen; die Operngesellschaft saß plötzlich auf dem Pflaster und wußte sich nicht zu rathen und zu helfen. Zu den Opfern gehörte auch die Prima donna X.; der Gatte dieser Dame, ein sehr energischer Herr, suchte seine Frau zu beruhigen und sagte: »Mach dir nur keine Sorge; ich werde schon Mittel und Wege finden, dir zu dei nem Gelde zu verhelfen.« Sprach’s, nahm seinen Stock und eilte in das Haus des Direktors; man suchte ihm den Eintritt zu verwehren, aber ,,er wußte sich durchzusetzen«. Der Di rektor saß sorgenvoll am Schreibtisch auf dem ein Revolver lag. Herr X. war iiberaus lampslustig: bevor er aber noch zu Worte kommen konnte, sagte der Jmpresario mit ,,vibriren der« Stimme: »Ich weiß, daß Sie gekommen sind, um mir eine Szene zu machen, und ich muß gestehen, daß Sie in Jhrem Recht sind. Sie dürfen thun, wag Sie wollen, ich werde mich nicht wehren! Aber wenn Sie Mit leid mit mir haben, so prügeln Sie mich nicht durch; nehmen Sie lieber diesen Revolver und schießen Sie mich nieder. Jch kann all’ mein Leid nicht mehr tragen, habe aber nicht den Muth, mich selbst zu tödten. Sehen Sie her; ich erkläre hier schriftlich, das-, ich mir selbst das Leben genom men habe, und Sie werden nicht die geringste Unannehmlichkeit haben.« Und der Jmpresario begann wirklich zu schreiben; aber der Gatte der Pri madonna nahm rasch Hut und Stock und lief davon. Der Jmpresario aber erhob sich eine Minute später vom Schreibtisch und rieb sich vergnügt die Hände: er hatte auch allen Grund zur Freude, da er nicht nur einer Tracht Prügel entgangen war, son dern auch noch ein hübsches Stimm chen gespart hatte. ——-—-O—.--— Der Papierverbrauch der Zeitungen. Die 40,000 Tageszeitungen der Welt, die in Millionen von Nummern gedruckt werden, verbrauchen nach den Berechnungen eines französischen Statistikers alltäglich etwa 1000 Ton nen Holzteig, und da außerdem irn Durchschnitt 200 Bücher täglich er scheinen, so beträgt der Jahresver branch siir Druckpapier etwa 375,000 Tonnen Papierbrei. Dabei ist aber das Schreibpapier, das Packpapier u. s. w. nicht berechnet. Um nun diese wage heure Menge Holzteig zu produzirem müssen ganze Wälder niedergeschkagen werden. Jn jedem Jahre verschwinden so 1250 Millionen Rubiltneter olz, die der geistigen Nahrung des en schen dienen. Amerika hat dabei einen noch stärkeren Bedarf als Europa; es braucht fiir sich allein 900 Millionen i« — ZW««W—N».»sz·:;;:se-szsp-sx— . il Kabitcneter Holz, während Europai nur die übrigbleibenden M Millio nen verwendet.