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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 3, 1908)
MWOEEPGÆOMPEÆWWÆÆÆWOÆMÆ DaS Hundertfrankenstiick. Yssaic Isi- A. Orts. LIMI-OCQQQQQPOOLQDQOQOOOQOQO I ’. OHOOOOOO ·" If I"-I’-V’-I--If I I I s v (5. FortsetzungJ Die müde Stimme der Matrone rief leise »Derein!«, als Margarethe II die Thitr des Zimmers pochte. Frau Baumert saß in einem Stuhl am Fenster· Die mit peinlichster Mattigkeit an den eingesuntenen Schläsen liegenden haatftriihnen und M tadellos stsende schwarze Händ chen auf ihrem Scheitel gaben Zeug nis dafür, daß fee sich schon vor ge rswner Zeit wieder lvon ihrem Ruhe tsst erhoben haben mußte «Wie fühlst Du Dich fett, Tante Tit-krick fragte Margarethe herzlich. Mutlich hast Du recht erquickend seschlummert.« Aber die Gesragte schüttelte mit einem Seufzer den Kopf. »Wie hätte ich schlafen können, Kind, da doch das Knirschen derBäume vor meinen Fen M nicht eine Setnnde lang auf !—Und dann die Hunde ——die Precklichen Hunde! Ihr Getliiff hätte » einen Todten aus seinem Schlafe Decken können Un das Rausch-en der Bäume hatte Margarethe bei der Wahl des Zim mk allerdingj nicht gedacht, und ’ nean mußte auch wohl die übe-reizten Fett-en dieser kranken Frau ha n. tun davon in so hohem Maße gestört zu werden. Aber es war ia glück -’tichertoeife nicht schwer, Abhilfe zu schaffen «- .Sp wollen wir bis zum Abend etnenTausch vornehmen, liebe Tante,« erklärte sie. »Ich til-erlasse Dir mein eigenes Schlafzimmer oben im ersten Stock und richte mich statt Deiner hier unten ein. Deine Fenster gehen dann nach der anderen Seite hinaus, m es keine großen Bäume giebt, nnd auch das Gebell der Hunde tann Dich dort kaum noch stören. Uebri S verhalten sich die Thiere in der get-sehr ruhig. Wenn ein Wagen durch die Platanenallee fährt oder ein Mensch vorüberaeht, schlagen sie nicht an, und es muß sich schon etwas Be sonderes ereianen, um sie in Aufre gung zu versetzen« »Ist es denn überhaupt nothwen dig, so viele Hunde zu halten? Nach dem Getliiff Zu urtheilen, muß es ja eine ganze Horde gewesen sein« Margarethe konnte sich eines Lä chess über den tlägtichen Ton der Tante nicht erwehren. »Nein," sagte He. »es sind nicht mehr als drei, Und ich hoffe, Du wirst Dich um ihrer Schönheit willen noch mit ihnen be freunden.« Abwebrend erbob Frau Baumeri die Hände. »Daß sie mir nur um des Himmels willen nicht zu nahe kom men! Wenn ich das fürchten müßte, ginge ich lieber gleich wieder fort. Du weißt doch. daß mir nichts aus der Welt entsetzlicher ist, als die Nähe eines Hundes.« »Du brauchst Dich nicht vor einer Begegnung mit Ebnen Fu- fürchten, liebste Tante, denn sie bleiben mäh rend der Nacht nur in dem hinteren Theil des Gartens, der geaen das Vaus bin durch ein Drabtaitter abge schlossen ist. Nothwendia aber sind sie allerdings, denn die unbebaute Pla tanenzllee, die unser Grundstück an der Hinterseite bearenzh ist desNachts fast unbeleuchtet und so Menschenver lassen, daß es Leuten mit Diebsge lüsten nicht schwer fallen würde von dort ans die Mauer zu iibersteiaen und unbemerkt in den Garten zu ar langen Weil oor vzwei Fasten in der That ein lfinbrtich von iener Seite ber versucht morden ist, hat sich der Konsul auf den Rath der Poilsei sur Anschasinna der Hunde veranlaßt ge sehen« »Nun, in Gottes Nament« seufzte Frau Baumeri. Vielleicht werde ich mich auch noch an die Hunde gewob nen. Du mußt mich ja überhaupt für schrecklich undankbar halten, daß ich. der man durch die Einladung hierher so große Güte bewiesen bat, gleich am ersten Tage so viele Umstände und ’Unbeauemlickyteiten verursache. Es ist Fi, daß der Herr Konsul abwesend , —. Jst würde sonst einen schönen Begriff von Deiner Verwandtschaft Erbarmen .- »Wie magst Du nur so sprechen, «Tante! Er istder aiitiqste und zart sssshlendste aller Menschen, und da er seis. wie viel ich Dir verdanke, darfst VI sskkz sicher sein, da er Dir mit Her lecher Freunds-that begegnen .wd·« «DU hast ihm also von unserem j— sen in England erzählt? —- Aber sp; M —- daz ist iC selbstverständ » da er Dich zu seiner Frau ina Wis. Wie hat er es denn ausge I Er muß in der That ein a M Zersetde read ohne "« sein« daher Ich dar· konnt-X v I s V f I I I- s nv I Is garethe——aber nein das iit ja un t möglich! Mit einer solchen Lüge kannst Du doch nicht in die Ehe treten wollen« ,,Nein--—nein, gewiß nicht, Tantes Aber sieh: daß ich es beim Antritt meines Engagements verschwiegen hatte, war doch aewiß ein so großes Unrecht nicht. Und dann tamsonn erwartet all das andere, das ich doch nicht hatte voraussehen können. Ich wurde durch die Knndaabe seiner Zuneignna so feer überrascht, daßich in jenem Augenblick kaum eine Mög lichteit gehabt hätte, es ihm zu sa gen.« Frau Thereer Kopfschiitieln ver rietb unzweideutig genug ibre Miß billigung. »Und wenn Du es ihm nicht in jenem Angenbtick sagen tonn test, Matgarethe so hättest Du es später tbnn miiertn noch an demsel ben Tage —- nein noch in der nämli chen Stunde. Was soll er denn von Dir denken, wenn er es ietzt eriiibrti« »Das ist ja das Schreckliche,Tante I Thetefe, das Taa nnd Nacht wie ein ’ Gespenst vor rnir siebt, und an das ich » nicht dean darf, wenn icb mich nichts grenzentos unglücklich fühlen soll! Ich hoffe fa, daß er mir verzeiht» aber wenn er es nicht tbäe. wenn er« sich ovn.1nir abwenden. mich alseinei Unwiirdige von sich stoßen könnte ——s ietzt, da ich inne geworden bin, wie« lieb ich ihn babe jetzt könnte ich es» nicht mehr überleben « 1 »Und doch darfst Du nicht länger schweigen Kind! Du darfst nicht« wenn Du nicht eine schwere Sünde auf Dein Gewissen laden willst Ge ! rade weit er Dir vertraut nnd weil er, F wie Du sagst, ein edler und gütiger Mann ist, bist Du ihm die ganze Wahrheit ichnldig.« seines Betrages machen? --— Nein, Kind, sordere von mir, was Du ;sollte ich zur Lüanerin werden, ohne » daß doch irgend einem Menschen da Hmit genützt wäret Denn nicht mir Jgeaen diesen KonsuL sondern auch J eine furchtbare Last aus dem Gewissen l I L »Ja-ja, ich will ihm ja auch alles bekennen, nur nicht schon so bald-— nur noch nicht sent! Er hat seine Ali sicht, drei Monate lang sortztrbleibem wieder geändert, und wird schon in etwa vierzehn Taan zurückkehren Dann wird et Dich natürlich noch hier vorfinden, Tante Therefe, und es ist unausbleiblich. daß er mit Dir über die Zeit unseres Aufenthalts in England spricht. Und dann wirst Du ihm nichts verrathen. Du wirst mir das Schreckliche nickt anthun, das mich so i"-er alle Maßen unglücklich machen müßte?« »Ich soll mich zur Mitichuldigen willst — nur das nicht! Das ist mein Trost und meine Stütze gewesen in allem Ungemach meines Lebens, daß ich niemals einen Menschen wissentlich delogen und hintergangen habe, daß es niemand gab, dem ich nicht zu jeder Stunde frei und offen hätte ins Ge sicht sehen lönnen. Und jetzt, wo ich dem Grade schon so nahe hin, ietzt aeaen Dich würde ich damit ein schwe res Unrecht begehen, ein Unrecht, das mir noch in meiner lebten Stunde als liegen müßtek Sie hatte sich mehr und mehr in eine heftige Erkeun hineingespro chen. so daß sie am ganzen Körper zitterte, und daß dunkelrothr Flecke auf ihren mageren Wangen brannten. Margarethe hunold sah nicht die getötheten Wangen der alten Frau, siesah nur die schreckliche Gefahr dies ihrem Glück non der starren Wahr-· heitsliehe der Tante drohte und ohnej daß fie selber lich dessen bewußt wußte, hatte ihre Stimme wohleinen heftigeren Klang als gewöhnlich, als sie erwiderte: »Aber ist es nicht mein Lebensglück und meine Zukunft um die es sich hier handelt, Tantei hast Dn wirllich ein Recht, gegen meinen Willen Vorsehung fiir mich zu spie len? Gott weiß FO, daß ich aus nichts in der Welt so wenig vorbereitet ge wesen wäre als daraus, durch Dich ins Unglück zu tomment« In ihrer Errettung hatten sie es beide überhört, daß schon wiederholt an die Thitr des Zimmere gellopst worden war, und erst als das Pochen nun lauter nnd anhaltender wurde, rief Margarethr. Mä- Q-4.s- -...--..1.-1 dg--s —-«t Olk »sich clJUuCLcl, OUIUY DICH bäckigeg Gesicht in der Thürspalte auftauchen zu sehen, und sie fühlte sich sehr unangenehtn berührt, als sie statt dessen Frau Lorenz erblickte. »Ich bitte tausendmal am Verzeih ung. wenn ich die Damen gestört habe. Aber das Essen ist angerichtet, nnd wenn es nicht kalt werden soll-« »Ich danke Ihnen, Frau LIMan ern-iden- Mataarethe, die sich ener giich zusammentreffen mußte, nenihre gewohnte ruhige Haltung zurückzu aetvinnen. »Datf ich Sie übrigens bekannt machen --? Unsere haus kmne, Frau Staren-, — meine Tante, Frau Baumeett« .,Selir angemme versicherte Frau ’ Lorenz in beten Augen Margaretäe me ganz eigenes, tücki ches Gltfeen wahrzunelmcen glaubte, und deren Freunds-hätt ihr iedenfallt sieht ye niser n nehm war als-der sptsme Ton. den sonst ihr gegenitbee nett Vorliebe anschlua. »Ich hoffe, daß es der Dame hier an nichts fehlt, usnd daß das Zimmer ihren Wänschen ent spricht.« Frau Therese hatte eine dankende Erwiderung auf den Lippen, aber Margarethe kam ihr zuvor. indemsie erklärte, daß das Zimmer we ndet Rauschens der Bäume doch ni truhig genug siir die schonungsbediirstigen Nerven ihrer Tante sei, und daß sie deshalb oben in ihrem Zimmer schla fen werde, während sie seLbst hier unten zu wohnen gedenke. Frau Lorenz schien diesen Wechsel sehr begreiflich und verniinftia Du finden· Sie erbot sich sogleich. selbst die erforderlichen Aenderungen zu be wirken, und als sie dann an der Seite der Tante dem Speise-immer eu schritt. unterließ sie nicht, sie-ihrer Dienitwilliateit eu bersichern. damit der Aufenthalt im Hause des Herrn Konsuls zu einem recht angenehmen fiir sie werde. si Später als sonst hatte Margarethe in dieser Nacht ihr Lager ausgesucht. Die Tante, die sich sehr angegriffen fiihtte, war schon um sieben Uhr zur. Ruhe gegangen, aber sast zwei-Stun den lang hatte Margarethe noch an ihrem Bette gesessen, wie wenn sie durch oerdoppelte Freundlichteit und » zärtliche Fürsorge ihre hestigieit vom iMittag wieder gut machen wollte. J Aus das Thema· das diesen Aus bruch veranlaßt hatte, waren sie nicht » wieder zu sprechen getommem aber es, war trotzdem unverkennbar-. daß der Gedanke daran die Leidende unaus gesetzt beschäftigte und daß sie es schon bereute. der Einladung Marga rethes Folge geleistet zu haben. Zwar hatte sie nicht mit klaren Worten ihre Absicht augesprochen. schon sehr bald wieder abzureisem aber als Frau Lo renz noch einige für ihre bessere Be quemlichkeit bestimmte Gegenstände hatte ins Zimmer schaffen lassen wol len. war sie einem entschiedenen Wi derstand Frau Thereses begegnet.« »Es ist die Mühe nicht werth,« hatte sie gesagt. »Bei einem so kurzen Aus enthalt behilft man sich recht gut auch ohne das-X - .- .· - s Margalelqe arme dazu gesenkt-krank um nicht in Gegenwart der Haushal terin irgendwelche neuen peinlichen Auseinandersetzungen herauszubr schwören, zumal es ihr nicht entging. mit wie aespannter Aufmerksamkeit und mit wie lauernden Blicken Frau Lorenz ihren Verkehr mit der Tante beobachtete Die hart an Unterwür figkeit streifende Zuvortommenheit,s die sie in ihrem Benehmen gegen den! fremden Gast an den Tag legte, feste Margarethe immer mehr in Erstau nen. Sie hatte den Charakter und die Gesinnung der Wirthichasterin nachgerade zu gut kennen gelernt,als. daß sie nicht biitte argwöhnen können, daß sich dahinier eine feindselige Ab sicht gegen sie selbst verberge, aber sie vermochte nicht zu errathen, welcher Art dieselbe sei, und sie war schließ lich auch nicht in der Gemüthsstink MUUg- sich lange den Kon darüber zu zerbrechen. Sorgen und Zweifel von ganz an derer Art waren es, die ihre Seele be wegten, und die, als sie die schla fende Tante verlassen hatte, den Schlummer noch fiir eine gute Weile von ihren Lidern lcheuchten. Sie hatte« sich ihr Schreibgeriith mit herunter-s gebracht und sich an den Tisch gefetzi, s um Briinings Brief noch an diesem; Abend zu beantworten, aber noch nie war es ihr so schwer geworden, die rechten Worte zu finden, als in die-« ser Stunde. Fiir einen Moment hatte sie ja daran gedacht. ihm brieflich das Geständnis abzulegen, fiir das es ihr noch immer an Muth gefehlt hatte. wenn sie ihm Auge in Auge gegen iiber gestanden. allein sie-war nicht einmal dazu gelangt, auch nur die ersten Federriige im thun. Ei schien ihr nndentbar. daß er ihr verzeihen könnte, wenn sie ihm nicht zuglei alles zu sagen vermochte, was ihre seinsiige Verirrung wenigstens halb « wegs erklärte, und was ihm »die Lüge ibegreislich machte mit der sie sich in sein Baue eingeffrhrt hatte· Dreimal fing sie den Brief an. und dreimal riß sie den zur hälfte beschrieben-en Bogen wieder in Stücke. Denn da war nicht ein Sat, mit dem sie zufrieden gewesen wäret DieAngst davor, wie erihren Brief später an sehen würde-späten wenn er alles wußte, gab ihk steife und gezwungene Wendungen ein. in denen nichts von den warmen und zärtlichen Empfin dungen ihres her-end zum Ausdruck kam. Wenn sie wieder überlas, war es ihr, als ab eine Fremde das ge schrieben hätte, und sie war zornig auf sich selbst und auf ihre dilflosig leit. Endlich gab sie das hoffnungs lose Vemiihen auf und warf die Feder beiseite. « , Ein Ble auf me uyr jagte thr, daß es nuk noch eine Viertelstunde vor Mitternacht sei, und da sie ge wöhnt war. .stch schon um zehn Uhr zur Ruhe zu begeben, meldete sich nun auch die so lange durch die Aufregung niedergehaltene Mdiateit. Sie stand auf und begann sich zu entkleiden. Da schlugen draußen im hintergatten die Hunde an« lauter und anhalten den als es sonst ihre Art war, wenn vielleicht irgend ein angeheiterter Anchises-wärmen der diePlatanenallee vassikie. sich das wohlfeile Vergnügen machte, sit zu stecken. Matgarethe sauschie, und da das Gebell Tuch nach Berlan einiger Mi nuten noch nicht aufgehdrt hatte, Ess tete sie die Mk ihres Zimmer-i und N horchte aus den Gang hinaus. Aber im Innern des Hauses war alles tod tenstill. Seine wenigen Bewohner lagen außer ishr sicherlich alle bereits im sestesten Schlummer, und in dem Treppenhaus, das oom Licht des nahezu vollen Mondes genugsam er hellt war, um jede Cinzelheitdeutlich erkennen zu lassen, reatesich nichts. So ties und so friedlich war die Ruhe, hie hier herrschte, das Marga rethe den Schlag ihres eigenen ausge tegten herzens zu hören glaubte, und da es sie trat der sommerlichen Jah reszeit in ihrer leichten Nachtlleidung ein wenig srösielte, lehrte sie, ohne weitere Nachforschungen anzustellen, in ihr Zimmer zurück, zurVermeidung jeder Störung her in der Nähe Schlummernden die Thür mitäußeri ster Behutsamieit hinter sich schlie ßend. Wenige Minuten später war das Licht in ihrem Schlafgernach eben-· falls erloschen. Gegen Morgen wiederholt durch» beiinastigende Träume susaeschreckt, hatte sich Mataarethe sriiher als ae-J wöhnlich erhaben. Sie fühlte sich matt und zerschlagen. Ein dumvfer Schmerz bohrte in ihren Schläsen, und sie war bestürzt übek die Blässe des müden, schmalen Gesichts. das ibt aus dem Spiegel entgegen schaute. Linn war die ersie, die ihr drau sien beaegnete. Sie hatte Margarethe seit gestern offenbar noch mehr in ihr here geschlossen als es schon vorher der Fall aeweien war. denn sie machte den ehrerbietiasten Knicls und lächelte ihr mit schüchterner Vertraulichieit zu. »Ich werde den Kaiser aleichins Frühstückszimmer bringen« Fräulein! Die Lorenzen hat ihn im Bette ge trunken, weil sie ihre Mizqriine hat. Sie sagt, es käme von wegen ver hunde, weil sie so viel gebellt hätten diese Macht« »So sagenS sie der Frau Lorenzen, Lina, daß sie sich Ruhe gönnen foll hat meine Tanie schon nach dem Frühstück getlinaelt?« »Nein, Fräulein! Bei der Frau Baumer hat sich bis jetzt nichts ge tiihri.« ) »Dann wollen wir sie noch eine Weiie ungestört lassen Wenn Sie ioben im ersten cioet etwas zu thun haben. Lina, io neben Sie bitte recht behutfani In Werte.« »Ganz gewiß, Fräulein hunoldt Aber ich brauche porliiusia aar nicht hinaus. Jn die Zimmer vom Herrn Konsul darf ich ja überhaupt nicht hinein. Da besorgt die Lorenzen das Staubwischen selbst. weil sie immer Angst bat, ich könnte etwas von den Mppsachen zerschlagen.' »Wenn Sie dann also die Freund lichte-it haben wallen mir den Kassee ins Iriibsiiielszimmer zu bringen!" Mit einer Geschwindigkeit, zu der sie sich schwerlich im Interesse eines andnnhausbewabners aufgeschwun gen hätte, kam Linn dieier Weisung nach. Aber als sie die silberne Ta bletie vor Margaretbe sniedersetzte, konnte iie sich nicht enthalten, zu fa gem Haben Fräulein vielleicht auch Migränei Fräulein sehen jedenfalls viel elender aus als vie Lorenzen— ganz grün, mit Erlaubniß zu sagen.« »Ich danke Ihnen iiir Ihre Theil nahme, Linai Jn. ich habe ein wenia Kopfschrnerz, abek das hat nichts in bedeuten. Es wird nach dein Kassee schon wieder daneben-Wissen Sie übrigens, was et mit dein Gebell der Hunde auf sich hatte? Ich habe es ebenfalls gehört.« .Ieetn, ich weis man, kkrauiemz Jch habe lein bißchen davon gemertt. Wenn man sich jeden Abend in den Schlaf weint, wie ich, dann liegt man nachher wie eine todte Ratte.« Ihr blühendes Aussehen aab Mar sgaretbe die beruhiaende Gewißheit Idaß ber große Herzen-stummen der die arme Lan allabendlich unter hei ßen Thkiinen entschluinmern lief-, ihrer beneidenitverthen Konstitntion bis jeßt nichts hatte anhaben tönnen, nnd sc verzichtete sie aus einen erneu ten Versuch. die arme Berlassene zu trösten. Fühlte sie sich doch selber heute des Troste-» und der Ermuthi guna so dringend bediirstiq wie kaum je in ihrem Leben. Der wollenversi hangene, regenschtvere himmel, ber! statt der lichten Blaue der letzten Taqe durch die Fenster schaute. war ein ge treues Bild ihrer Seelenstimmun»a. Alle die töstlichen Zukunftsträume. in die sie sich so gern eingewiegt hatte, seitdem has leise Ahnen von Briinings treuer und statter Liebe zur beglückenden Gewißheit geworden war, wurden ihn in der Muthlosigleit dieses trilben Tages zu thörickzten Phantasiem denen die Wirllichleit nur zu bald mit unbarmherzig zer störender Faust ein Ende bereiten nur e. So uniibertrsindlich dünlte sie I Otnberniß, das ihre Vergan genheit und vor allem ihr feiges Ver schweigen dieser Vergangenheit zwi schen ihr und dem Konsul aufgerich tet hatten, dass sie nanz ernstlich da rüber nachzudenken begann, psb es nicht das beste sein würde. Briiningi Heim-lehr gar nicht erst abzuwarten, sondern sich it Tante Therese in ie genb einen illen Winkel sn flüchten nnd in der Pflege der armen Leiden den hinsart Zweck- und Inhalt ihres sersehlten Lebens zu erblicken. Da Frau Florenz wie immer, wenn sie ihre Mineiine hatte» unter vielem stöhnen nnd Rechten im Pette nee blieb, rief die Rathtoendinlett sich urn hie hänslickien Unaelegenbeiten zu tät-intern, Margaretbe indessen bald ans ihren schrerntiithigen Zulunste — träumen in die nüchterne Gegenwart zurück. Sie traf in der Küche die Vorbereitungen für das Mittagessen und siir die anderen Bedürfnisse des Tages, und sie war schließlich über rascht, zu sehen, daß darüber beinahe zwei Stunden vergangen waren. Jest beunrubigte es sie ein wenig, daß die Tante noch immer nichts batte von sich bören lassen. denn Frau Therese gehörte tron ihres leidenden Zustandes sonst nicht zu den Lanag schläserinnen Margaretbe entschloß sich also, nach ihr zu sehen. und stieg in den ersten Stock binaui, der heute wohl noch von niemand betreten wor den war. Zweimal tlooite sie an die Thür desZimmers. und da ibr von drinnen keine Antwort kam, drückte sie behut sam die Klinke nieder und trat über die Schwelle des unverschlossenen Ge maches. Die Rouleaus vor den beiden Fen stern waren noch herabgelassen. und da man gestern Abend auf den aus drücklichen Wunsch der etwas liebt scheuen Frau Therese überdies die Varbänge ganz dicht hatte zusammen zieben müssen, war das Zimmer in eine Dunkelheit gehüllt die es Mar qaretbe siir den ersten Moment un möglich machte, irgendwelche Einzel beiten zu unterscheiden Aber ein eigentbiimlicher, sremdartiaer Geruch, den sie sonst niemals hier wahrge nommen hatte, legte sich lästig aus ihre Nerven und bereitete ihr eine un bestimmte, aber darum nicht minder iiiblbare Empfindung des Mißbeha Fens. Is,»-» —,»»1-!k L-— OUU Ixjch chlcll IIIUIIUIIH at sOertlichteit geleitet, näherte sie sich mit einigen raschen Schritten dem an der senfterlosen Länaswanb stehenden Bette· «Guten Morgen, liebe Tante!« saate sie. «hast Du ———« Aber sie brachte die beaonneneFraae nicht zu Ende, denn ihr sich an die Dunkelheit gewöhnendes Auge, das Frau Thereies Antlitz zu erspähen iuchte, hatte eine Wahrnehmuna ne macht, die in ihrer Unbegreislichteit wohl danach angethan war, sie mit Bestiirzung zu erfüllen. Von der Schlummernden war auf dem Bette überhaupt nichts zu sehen. Die seidene Stern-decke. die ben unte ren Theil des Laaers verhüllte, hatte sich verschoben und hina zuk hätste aus den Fußboden herab: da aber. wo Margaretbe den Kopf der Tante zu sehen erwartete. laa ein sonderbar rertniilltes und zusammennedriicttes Kissen. dasselbe wohi, das sich die Friiiteinde aestern Abend zur besseren Erwärmuna hatte iibek dies Füße breiten lassen. »Mein Gott, es muß ihr ja beinahe unmöglich sein, unter dieser Federn hüllt zu athmen!« war Margarethes eriter Gedanke. Und ungestüm, ais gelte es. eine dringende Gefahr zu beseitigen. riß sie das Kissen hinweg. Die darunter Liegende regte sich auch ietzt noch nicht, und der Anblick ihres Gesichts blieb Margarete noch immer entzogen. Sie sah nur die Umrisse des Kopfes unter einem weißen Tuchh Tab das schmale Gesicht fast ganz ber iillte. »Tante!« schrie sie in hellem Ent setzen. .Barmherziaek Gott!——1ante —liebe, liebe Tante——so»sprich doch nuk ein Wort!' Am ganzen Leibe zitternd, beugte sie sich nieder. Der iiißliche Geruch der ihr fchon bei ihrem Eintritt in das Zimmer ausgesallen wer, schtua ihr ieht in fait betöubender Stätte entgegen. Mit behenden Fingern suchte sie das sest an die Gesichtssin men angepreszte Tuch zu entsernen, nnd vie eisiae Kälte, die von dem berührten Körper in ihre Finger spitzen überströmte, steigerte ihr Er schrecken bis zu namenlosem Grauen Sie iah ein bleiches Gesicht mit hatbosienem Munde, ein Gesicht. das auch fett noch starr und regungstos biieb. i Da schrie sie abermals aetlend aus« und sast schon ohne zu wissen. was sie that, schwankte sie zu dein nächsten der beiden Fenster. Ihre tastenden Winde erfaßten die Zugschuur des Vorhangs. Mit einem-.vetztveisetten Ruck zerrte sie ihn auseinander, und wenn auch bat eindringende Tages licht durch die herabgelassenen Rou leaux noch immer itart abgediimvst war, fiel doch aenua davon aus die W Unordnung des Bettes nnd auf das wächserne Gesicht mit den wie in gräßlicher Angst verzerrten Piigem daß in der grausamen Deutlieoeit dek fahlen Helle auch der letzte ssende Zweifel in Margarethei Seele der fürchterlichen Gewißheit Plan machte, eine Todte vor sich z haben. Und so grauenbaft war der Anblick dieser Todten, daß nichts in der Welt sie hätte bewegen lönnen, noch einmal an das Bett zutreten. Sie hatte lei nen anderen Gedanken, keine andere Empfindung als die, daß sie dem schrecklichen Lrte entfliehen, daß sie die Gesichter lebendiger Menschen sehen, die Stimmen lebendiger Men schen hören müsse. Aber die Glieder versagten ibt den Dienst. Es war, als ieien ihre Füße an den Boden aefchmiedet, ais hingen statt der Arme fremde, unerträglich schwere Körper an ihrem Leibe hernieder. Schreien wollte sie, doch sie brachte nicht einen einzigen Ton über die Lippen. Würgend nnd eritickendstieg es in ihrem halse auf, sie batte ein Gefühl, als müsse im nächsten Au genblick ibre Bruft von innen beraus gersprengt werden« Und dann war plötzlich ein dichterSchleier iiber alle-n um sie her-ein Schleier, der rasch zu nndnrchdringlichem Dunkeln-inde, zu einem Dunkel. in dem alles ver schwand die Leiche, das Zimmer nnd zuletzt auch die wilde. berzzerichnei den-de Angst. s. Die mit der Reinigung des Stie genhaufes beschäftigte Frau harter hielt bestürzt in ihrer Arbeit inne. als der fchrille Auffchrei aus dem oberen Stockwerk ihr Ohr erreichte. Sie lauschte. ob er sich vielleicht wieder holen wiirde, und ein paar Seiunden später war es ihr, als verniihme sie ein Gersiuirb wie von dem Niederfal len eines schweren Körpers. Nun hegte sie teinen Zweifel mehr, daß da oben irgend etwas nicht in Ordnung sei. Wie sie in allen schwierigen La aen ihres Lebens gewöhnt war, sich bei der größeren Erfahrung und Ein sicht ihres demüthig bewundertenGats ten Rath zu holen, so eilte sie auch seht obne Besinnen in die Pförtner stube hinunter, wo der schönbiirtiae here Hatter abnungslas und gemach lich bei der Lettiire der Morgenzei Hang saß.« ; »Du battesi erst zu Frau Lorenz Farben sollen.« sagte er, »denn um sdas, was oben im hause vorgeht, shabe ich mich eiaentlich nicht zu küm srnern. Was Dich nicht brennt, das lblase nicht. heißt es, und wer seine INafe in Dinge sieett.» die ihn nichts sangehem muß sich's gefallen lassen, seinen Stüber zu betonimen.« E Arg k: indessen visit-, daß Frau fLorenz noch im Bett liege, war er so sort bereit, und das Ehepaar stieg in fden ersten Stock hinauf, wo es augen blicklich tein anderes bewohntes Zim ,ener als das der Frau Baumert gab. lLIqu Geheiß ihres Mannes, der sich steinek Unzienclichleit schuldig machen onllth mußte Frab hattet an die iniir klopfen. Aber obwohl sie das IPochen öfters wiederholt, erhielt sie ldoch teine Antwort. Jetzt drückte sie turz entschlossen die Klinte nieder. Anton Hader war sonst tein Mann »der bleichen Furcht, aber was er da Hiber die Schulter seiner laut austrei )schenden Frau hinweg erblickte. ließ idoch auch ihm einen Schauer des Ent setzens über den Rücken rieieln. l Fortsetzung folgt-) Mancher wirft Dir nur darum den handschuh nicht zu, weil er schmutzige hönde hat. f I I Die Anarchisien in Cbicago sollen eine Königin haben, die ietzt von der Polizei gesucht wird. Königin der Anarchiften —- seltsamer Widerspruchs O I I Die einmal Schiffbruch gelitten, werden oft noch die tüchtigsten Kapi töne. I i II Unter hinzuziehung berühmter As fyrtologen wird fest in Berlin ein neues Ballett, Sardanapal benannt, einstudiert. hoffentlich brauchen die darin auftretenden Balleteusen nicht auch erft ausgegraben zu werden. I Magenhaut-. Z-.I . -«i M - Gefängnißditelton «Was, nun kommen Sie schon wiean L Eint-nehm »Ja, wissen S’. bei meW hatten Beruf sm' alle Viert-I « jaht gut a paar Wochen Erholung und Ruhe nöthig.«