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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 17, 1908)
Uebraska" Staats-Anzeiger und 71'cerold. Jahrgang M. « Grand III-End Nebr» l7. Imng 1903. Musiker quiseilyJv Nummer 21 . Es giebt noch viel—noch viel mehr Sonnenschein O senle nicht so traurig stumm das Haupt — Schau wieder fröhlich in die Welt hinein! Weil einmal Du umsonst an s Glück geglaubt — Sollst du fiir imxnet d’tutn gebrochen sein? Ring« siegreich dich empor zu Glanz - und Licht — Wemi du nur willst — vie ganze Welt ist dein! Um dein zerstörtes hofer tlage nicht — Es giebt noch viel —- noch viel mehr Sonnenschein! s-----— l. —»- , Seine Perle. Novellette von Margarethe Elster. Jrn Hause des Obersten vonSprot tau ging es heute ganz besonders ge schäftig zu. Galt es doch die Toilet ten der Damen sür den großen Ball herzurichten. Da tvar an hundert Kleinigkeiten zu denken, ob der Schmuck. die Handschuhe, die Blu men und, wer weiß wag noch alles sich euch in gehöriger Ordnung be fand. - Fräulein Fritzi. die jüngste und reizendste Tochter des Hauses, slog in ganz besonders innerer Erregung von einem Zimmer in das andere. ohne jedoch so recht zu einer Arbeit zu kommen. Jhr Herz schlug heute ganz besonders laut und schnell. galt es doch ihrem ersten, wirklichen Var-! Das dustige Mulllleidchen lag wie eine leichte Wolke zum Anziehen be reit. Wie ost war sie heute schon in dem Zimmer gewesen und hatte mit großen glänzenden Augen aus dieses Wunder ihrer lleinen Schneiderin ge schaut. Reizend war das Kleid, ganz weiß, dustig und einfach, wie es sich siir ein so junge Mädchenbliithe ge ziemte. Der Papa predigte ja immer, Bescheidenheit sei die größte Zierde der Jugend! Nun ja doch, er hatte ja Recht, aber die lleinen Perlohrringe der seligen Großmama würden gewiß nicht zu viel werden« Perlen dürsten der Ju gend erlaubt sein. « Fritzi stand in tieses Sinnen ver sunken da. Das Herz Yochte ihr heute wirklich zu ungestüm, Kind immer, wenn sie aus das dustige Gewebe des Balllleides sah, schauten ein paar ver schmiht lachende, duntle Augen auf sie nieder. O, diese Augen! Jmmer wurde sie von ihnen verfolgt. Diese «spanischen Stiersechteraugen«, wie neulich der General, ihr mit dem Fin ger drohend, lachend meinte, »sind ge fährlich Fräulein Frist« . . . . Und in der That, der neue Ade tant hatte Augen, um die ihn ein echter Spanier noch hätte beneiden können, Augen, mit denen er schon viel Unheil in der lleinen Garnison angerichtet hatte. Jn den letzten Tagen hatte sich das blonde Köpschen FriHPs bedenklich ge senltz schon vieizehn Tage hatte sich Oberleutnant v. Reichenbach nicht bei ihnen blicken lassen. Allerdings das letzte Mal hatte sie ihn recht schlecht behandelt, aber er hatte es auch ver dient. Ihre beste Freundin hatte ihr heimlich verrathen, daß er im Hause des reichen husnagelsabrikanten einen Besuch abgestattet und der dicken, un graziösen Tochter in aussallender Weise den Hos mache. w Natürlich, dort war ja Geld in Hülle und Fülle, und sie, beinahe wären ihr wirklich die Thriinen iiber die blühenden Wangen. geverlt, sie war ja nur die arme Sol datentochter, der nur mit Mühe und« Noth die luavpe Kaution mitgegeben werden konnte! O, liber diese husnagelsabrikanten tochterl —- Sie stamdste zornig mit dem kleinen Fuß. Gestrast hatte sie ihn das lebte Malganz siihlbai, ganz diinn hatte sie iiber thn sortgesehen und ihn keines Blickes gewürdigt, und, als er sie dann mit traurigem Blick gefragt: »Aber Fräulein Frihd was habe ich hnen ni« da hatte sie ärgerlich chuip sch geantwortet: »Das kann Ihnen ia ganz egal sein, « herr Oberleutnant«, und ar am Arme des jilngsten Leutnan davon gehiipst,· aber im Innern hatte ihr doch etwas recht weh gethan. Nun wurde es Ideal-, und sie wtirde ihn wiedersehen! »Man bist Du noch immer nicht sertig«, tönte mitten in ihre Gedanken hinein die Stimme der noch immer schönen, stolzen Mama, die jetzt selbst im vollsten Schmuck im Rahmen der Thiir erschien. »Ja, Mamachen, gleich. IAch, wie bist Du schön heute Abend.« Der nun folgenden stürmischen Um armung entzog sich aber halb und halb Mama Oberst, indem sie schützend Eveive Hände aber das dicke Veilchen Ibouquet bereitete, welches ihre Büste schmückte. Hastig streifte Fritzi das leichte Mulltleid iiber —- aber, oh weh! -—— kda war es an dem Perlenohrring hän gen geblieben, und die Perle rollte losgelöst über den Teppich. Aergerlich stampste sie mit dem jweiszbeschuhten Fäßchen aus: »Die dumme Perle.« ·· Doch Mama Oberst wußte Rath. Ein wenig Gummiarabitum heilte den Schaden, und· die Perle hing bald wieder fest im rosigen Ohr Nun in Eile die Pelze um und in den Wagen, der schon geraume Zeit gewartet hatte. »Guten,Abend, Fräulein Fritzi!’« O Gott, da war er! . .. Heiß stieg Tes ihr vom Herzen hoch, aber schon im Eniichsten Augenblick bezwang sie sich, streng der Worte der Mama einge ;dent, daß sie nun lein Schulmädel mehr. sondern eine erwachsene, junge »Da-ne sei. Mit niedergeschlagenen Augen reich te sie ihm die Hand, und nur ganz ltlein wenig zitterte ihre Stimme, als ssie sagte: »Guten Abend, Herr Ober leutnant.« « Jn ihrer großen Verwirrung hatte sie nicht beniertt, wie es freudig in Iseinen Augen ausgeleuchtet hatte, als ker sie erblickt »Noch immer böse, Fräulein iFritzi?!« is x Olc susucccllc llUk Den olllllpcll Kopf und hängte sich wie hilsesuchend lein der Mutter Attri. Ein sliichtiger Blick streifte sein hübsches Gesicht ·—— aber da war wieder dieses Lächeln — o, dieses Lächeln konnte sie zornig machen; ganz gewiß derspottete er sie wieder, wie schon einmal, als er sie ,,tleines Schulmädel« genannt hatte. s-— Ja freilich, die Husnagelsabrikaw tentochter war schon 23 Jahre alt, groß und stark, und sie?.... Zierlich wie eine Else und noch so unerfahren, so jung! Nein, nein, keines Blickes wollte sie ihn würdigen, eine stolze junge Dame sollte er hinfort in ihr sehen-— Die begehrteste Tänzerin an diesem Abend war Fritzi. Sie war aber auch wirklich reizend in ihrem weißen Mulltleidchenx selbst die gestrenge Frau Oberst mußte es sich gestehen »und sich darüber freuen, als ihr Töch terchen jetzt mit heiszen Wangen und leuchtenden Augen aus sie zueilte. -,,Ach, Mamachen, ich muß mich ein mal ausruhem halb todt getanzt bin ich schon . . »Ja. Kind. setz’ Dich zu mir, Du bist ja ganz erhitzt«, und lächelnd strich sie ihr die blonden Locken aus dem heißen Gesichtchen. — Aber allein brauchte Fritzi nicht zu sitzen. Bald hatte zum Aerger der anderen jungen Damen ein Kreis lachender, plaudern der Ossiziere sich um sie versammelt, und ihr Zünglein war gar sehr ge wandt, die liebenswürdigen Angrisse zu parieen. Es galt, die Würde der Männer zu vertheidigen. Fritzi em psand so gar keinen Respekt vor den Achseistiicken eines jungen Leutnants. »Ach, die dummen Mitnner«, hatte sie lachend gemeint, »die sind zu nichts nutze in der Welt ...« Ein Schwall von Gegenbehauptun gen erhob sich nun, und während der junge Kreis lachte und schwelgte, sah Friht plöhlich ein kleines, weißes Et was aus den Boden rollen. Erschrocken saßte sie nach dem Ohrring. s-- Rich tig, die Perle sehlte. »O Gott, meine Perle!« »Was ist? — —- — was haben Sie?...« «Eine Perle verloren?« Alle stag ten durcheinander, undein Eiser ent spann sich, als wäre das wichtigste Aktensth des Generalstabs verloren gegangen. »Ja, schau’n Sie hier« — und lachend zeigte sie ihr Oehrchen. wo der verunstaltete Ohrring saß. »Ich muß die Perle wiederhaben —- — — es sind die echten von der Großmutter . .« . »O, wir suchen alle, wir finden sie schon«, und wie vom Erdboden ver schluckt, verschwanden die Ossiziere unter den Fischen. Friyi mußte lachen-, jedt erst siel ihr das Komische der Situation aus. Von anderen Fischen kamen auch . ' Bekannte herbeigeeilt. »Was gieth denn hier?« »Meine Perle habe ich verloren-« »O, wir suchen auch! . . .« Auch diese verschwanden am Bo den. Alles war in Aufregung . . . « Tische» .Stiihle ja, Sophag wurden sortgerüclt ..... Der halbe Saal lag am Boden und suchte die Per!e. Fritzi sah zu und lachte. »Die Perle lebt gewiß schon lange nicht mehr, so viele Füße und eine kleine Per!e.« Da sah sie Oberleutnani von Rei chenbach quer durch den Saal auf sich zukommen. Natürlich, der lachte wie der iiber das kleine Schulmiidel. ,,Verursachen Sie diesen Aufruhr, gnädiges Fräulein?« fragte er. »Er cellenz, die Korpsiommandeuse ist schon aufmerksam geworden . . .« Trotzig warf Fritzi das Köpfchen zurück. »Was kann ich denn dafür —— es ist doch meine Perle.... su chen Sie doch lieber mit, als daß Sie hier lehrreiche Reden führen . . .« »Und wenn ich sie finden, was ist dann der Lohn?!« Lachend sah er ihr in das zornige Gesichichen »Weshalb sind Sie so ssös, Fräulein Fritzi.. .?« »Sie. Sie ärgern mich im mer »Aber-, Fräulein Fritzi!!« Das Weitere sagte ein leiser Händedruck; dann verschwand Oberleutnant Nei chenbach, um gleich wieder mit der kleinen glänzenden Perle zwischen den Fingern zu erscheinen. »O, wie herrlich!« rief Fritzi in heller Freude. »Aber erst den Lohn!« »Nun ja doch ——- recht schönen Dank »Nichts weiter?« Ist- » , -. L f «auc1 unu... tuuv uctlu well-er so geben Sie doch her . . »Eigentlich!« —- doch er vollendete den Satz nicht und iiberreichte ihr mit tiefer, ironischer Verbeugung -die Perle. Er konnte doch unausstehlch sein! Nun ertönten die ersten Takte des schönen Donauwalzes, und Fritzi flog wieder von einem Arm in den anderen selig dahin. Den Reichen bach wollte sie es schon fühlen lassen. Gott sei Dank, daß die Quadrille schon vergeben, als er drum bat; das war doch ein großer Triumph. Ganz von eben herab meinte sie: »Danle, Herr Oberleutnank ich habe nichts mehr frei...« Da hatte dieser schreckliche Mensch wieder gelacht, aber geärgert hatte es ihn.doch. Sie hatte wohl gesehen, wie er an seinem Schnurrbart geris sen. Dann hatte er die Hacken iu sammengeschlagen und war fortge gangen. Der kleine Zwischenfall mit der Perle wurde aber nicht so leicht ver-— gessen. Fritzi mußte sich schon den ganzen Abend die kleinen Neckereien gefallen lassen, nur von Oberleutnant von Reichenbach konnte sie es nicht vertragen. Bei einein Walzer trat ihr ein nn: geschickter kleiner Leutnant den Bo lant ab. Froh, sich ausruhen zu tön nen, schlüpfte sie in den kühlen Gang hinaus, um in der Garderobe den Schaden zu repariren. Mit Absicht sagte sie der Mama nichts, sie wollte einmal allein sein. Erleichtert athmete sie aus und biickte sich, uin das zerrissene Kleid zusammenzustecken. Sie hatte nicht bemerkt, wie es in Reick)enbach’s Augen aufgeleuchtet hatte, als er sie hinauseilen sah, nnd wie er ihr lächelnd gefolgt war. »Was suchen Sie denn hier? Eine lVer-M« neckte er, als er neben ihr stand. Sie erschratl Was hatte der ihr nun wieder nachzulaufen? »Was suchen Sie denn hier?« sagte sie ärgerlich. Sie wollte ihn ansehen, um sich über die Wirkung ihrer Worte genau zu unterrchten. Doch schlug sie die Augen gleich wieder nieder und preßte die Hand auf das klopfende Herz. .,,Meine Perl,e....« sagte er weich und leise, während er ihre kleinen Hände ergriff und ihr in die Augen zu schauen versuchte. »Meine kleine, echte Perle, die ich für das ganze Le ben als mein Eigenthum halten möchte.... Frihi liebe, süße Frihi. fett schau’ mir in’s Auge und antworte, willst du diese Perle sein?« —- Wie im Traum nickte sie nut, fühlte sich in zwei starke Arme ge nommen und an die Brust gedrückt. Dann sträubte sie sich nicht mehr, als der weiche dunkle Bart ihre rothen EMadchenlippen berührte, und eine starke Hand sie zur Mama Oberst führte. Nicht mehr fürchtete sie den Reichthum dieser abscheulichen Fabri kant-mochten Denn sie wußte nun mit einem Mal, daß die dunklen Au gen schon lange ihr Herz gestohlen. Das Abschiedfpicknict Humoristische Nobellrttsaus dem Leben vor B .Hertvi. Septembersonne wollte gut ma ck:,en was der bdse Sommer verschul det. Sie schien auf das dunkelblaue Meer, aus die weißen Gestade, sie ver eldete die Wipfel der nahen Waldes bäume und trieb noch immer neue Knospen der Strand-Distel heraus-. »Um das Scheiben so recht schwer zu machen,« sagte Oberleutnant Brau ne und streckte diesstattlichen Glieder in den Sand, zum letztenmal grub ihn Frau Alice ganz lunstgerecht ein. Die warme Sonne erlaubte es. »Zum Abschiednehmen nicht das rechte Wetter,« stöhnten Doktor Müh lings, denen die Plackerei der Packerei ohnehin den Tag verdorben hatte. Assessor Ledaus zanlten sich noch zu guter Letzt um die Mitbringege schenke sür die Leute Frau Atth plädirte für einen Klei derstosf, der nach mehr aussah, als er kostet. Kohlenbarons gingen noch mal aus die Suche nach extra dicken Flundern, und das siinste Ehepaar des Freun deskreises, der sich zum intimen Um gang zusammengesunden, die ostvreu ßischen Gutsbesitzers, notirten sich die Adressen der Freunde, um allen zum Herbst von den frisch geernteten grauen , Erbsen -—— Arwlen genannt — zu sen t den. ! »Aber nun erst Programm sur oen Abend, fiir den letzten am Strande. « Der Leutnant rief’s so laut, als ob er vor der Front stände Die Vorschläge jagten sich. »Eine Wasserkartie mit Feuer werl!« »Ein Souber im Kursaal!« Nichts wurde angenommen. Afsessors schosfen den Vogel ab. »Ein Picknick!« - »Bravo, bravifsimo!« ,Daß man nicht gleich daraus ge kommen wart« »Und natürlich bei Braunes, —- da gabs auf leine Kinder Rücksicht zu nehmen beim Jubeln und Jauchzen, auch schien dort die größte Veranda zu ! sein, und nicht zu unterschätzen blieb « die sesche Lotte, die beste aller Köchin nen. Das Programm wurde festgestellt. Die Herren liefern die Getränke, die xDamen jede ein Gericht, CZ- Pro zehn Mart im Werth. »Ich drei Enten, die Aepfelchen da zu!« »Ich ein Roaftbeef mit Remoula denfauce.« ,,Notiren Sie mich mit Hummern Hund der Käseschiissel . . .«« I ,,Na, und Sie, eFrau Tomaschte .. was können wir von Jhnen erwar ten?« Die kleine-, runde Ostpreußin, die gesellschaftlich wenig beachtet wurde, kann ein Weilchen nach. »Wie wär’s mit Glumsluchen?« fragte sie bescheiden, »das ist ’ne ost preiß’sche Delitatess’, das ist für mein Mannchen das Allerbeste!« Spöttisches Lächeln, amiisante Zu stimmung. »Das assen Sie nmll in Kenijsbarch jarne?« neckte der Assessor gutmüthig. Dann steckten die Damen die Kopfe zusammen. Sie hatten noch außerdem eine Jdeei Nicht nur in realen Genüssen wollten sie schwelgen, nein, erlesene iunstgenüsse sollten den Abend ver schönern. Frau Leutnant wollte Schuberts »Am Meer« singen, zum letzten Verwundern der Flundern, Frau Atty die berühmten Salom Tiinze spielen. die Afsessorin versprach zwei Monologe aus Jungfrau; die Kohlenbaronin dachte an eine Stat Ueberraschung, nur die kleine Frau Tomafchle schwieg still . . . »Ich habe gar tein Talent!« ver sicherte sie endlich, »ich lann nur gut zuhören.« Ein herrlicher Tag wars Die Herren blieben lange am Meer, gingen dann in den Pavillon, in’s Lesezimmer, in die Dünen, die Da men bereiteten sich für den Abend vor, tauften ein, halfen Frau Braune beim Tischdeelem stellten den Wein kalt und freuten sich an dem köstlichen bunten Stillleben, das sich nach und nach auf dem Küchentisch präsentirte. Die bereits ausgenommenen schnee weißen Enten, die abaelochten, dunkel rotben Hummerrn das rosige Ochsen sleisch, die silbern umhüllten Käse da zwischen dte zarten Früchte, blaue ijlaumen, gelbe Melonen, eine Far iben-Symphonie, die alle Nerven der genußsijchtigen Menschen in lebhafte Vibration versetzte. Endlich die Glumskuchen mit ihrem frischen appetitlichen Duft, von der zKünstlerin Frau Jda., selbst ange schldppL · , So war alles in schönster Vorberei Jtung, nur Lotte, die Schwingerin des .Kiichenmessers, die Herrscherin der Quirle und Pfanne — sie fehlte. Frau Alice Braune wurde ängstlich. Lotte hatte sie zwar, als von dem Picknick die Rede, ganz sonderbar angesehen und gewaltige Kobfschmerzen vorge schiitzt, aber doch das Aspirin genom men und sich ein bißchen aufs Bett ge legt, um den Schmerz zu verschlafen, wie sie sagte. Ob sie vielleicht noch in ihrem Zim mer? Frau Alice riitteltean der Thür. Fest vkrschlossem der Schlüssel ab gezogen. Frau Leutnant nahm die Spitzentoilette wieder zusammen und kletterte vom Giebel, wo die Kammer lag, wieder herunter. Plötzlich — am Eingang der Bo dentreppe —- ein weißer Zettel mit Lottens ungefiigen Buchstaben und manaelhafter Orthographie: ,,Thut mit serr leit, aber habe Kopf lrampf, muss im Beht liegen, Bitte nicht ftören.« Was nun thun? Der» Ruf der jungen Frauen stand auf dem Spiel. » Nie hatten Frau Alices feine Fin qurchen an rohes Fleisch getipbt. eine Ttodte Ente war für die Frau Assessor « yein Monstrum, Hummersauce zu be reiten — dieser Kalamität standen Falle rathlos gegenüber, das war nicht in Weimar, nicht in der Hochschule ge lehrt worden, vom Kuchenbacken kann ten sie alle nur das Kinderlied: n«-I.» .»..L ,,-"OUU(L UllU Tät-Hö, FJUUTL UUU Schmalz, Eier und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl.« Der Kuchen —- der bereits fertige, ihre Hoffnung, ihre einzige Die Läden — am Sonntag - ge schlossen, die Resiaurants überfällt, fein Mädchen in der Nachbarschaft auszutreiben. . . Die weißen, unge iibten Hände rangen sich in stummer VerzweiflunF, in einer Stunde wollten die Herren a sein »Ist denn niemand unter euch?« in quirirte Frau Alice. »Ja, wenn Sie es mir anvertrauen wollen, meine Damen!« Frau Jdas liebes Gesichtchen, ihre resolute Haltung gab auch den andern die Fassung wieder. »Sie können kochen, braten, Saucen machen? Ja? Ja? O, Sie wunder volle Frau!« . .. Sie hätten ihr am liebsten die rund lichen, etwas rothen Hände geküßt. ,,Schnell eine Küchenschiirze, Frau Braune, — so, und nun helfen Sie .. das Gas aufgedreht... Salz zu den Enten. .. bitte die Aepfelchen putzen . .. klopfen Sie mal 10 Eier auf zur Mayonnaise. .. tüchtig Pfef fer und Salz mengen zum Roastbeef Frau Braune, Sie kennen ja die Vorräthe am besten, Butter, feinesOel, etwas Magai . . . waschen Sie die Pe tersilie, dann fein hacken . . .« Alle waren beschäftigt, schon ver breiteten sich köstliche Düfte in der Küche . . . da schob die kleine resolute Qstpreußin sie alle ins Zimmer. »Unsere Herren dürfen nicht unne duldig werden. .bitte, fangen Sie Jhr Konzert immer an, ich lasse Sie nicht im Stich» So kräftig klangen bald die Straußschen Klänge aus dem Salon, daß sie sogar das Klopfen des Holz hammers, der das Roastbeef bearbei tete, übertönten, — Johanne versicher t- so dramatisch, nicht mehr zu ihrer geliebten Heerde zurückzukehren, daß sie das Zerschlagen des Hummers unhör bar machte . . . »Wo ist denn meine Jda?« fragte der Gutsbesitzer Er ward aber von den jungen, hüb schen Frauen so lebhaft in die Unter haltung gezogen, daß er kaum noch eine Antwort erwartete . . . . Heimlich lief Frau Alice wiederholt in das Kochatelier, mit dem stillen, aber feierlichen Gelöbniß, ihre Mal studien und Sprachstungen auszuge ben. und lieber das Kochbuch zur Let tiire zu wählen, die Assessorin hatte schon energisch in ihrem Jnnern einen Kochtursus beschlossen —- da rief Frau Jda das erlösende Wort: »Nun ist’s so weit, Frau Braune, —- schnell die KiichenschiirzDa a,b dann jrommeln Sie die andern amen her .. Jede nimmt eine Schüssel!« Wie ein kleiner Feldherr ordnete die junge Frau die kulinarische Promenade. Die Her-ern amiisirten sich nicht we nig, als der seierliche Zug ankam. Der Leutnant befahl zur Attscke, . bald war der Enthusiasmus aufs höchste gestiegen, die Vorräthe ver schwanden rasch. »Excellent! Großartigl Der Saft läuft ja rosig roth, nein, diese Ma yonnaise... Hurra, Braunes Lotte soll leben, das ist ein Juwel! . . .« Plötzlich wurde die festliche Stim mung durch heftiges Klingeln unter brachen. Fast Miternacht war’s. Derbe Männerschritte, lautes Spre- - ; chen . . . »man wäre schon beim Herrn Doktor gewesen und hätte gehört, daß er hier bei den Freunden, aber er möchte doch man gleich auf den Tanz platz der Fischer kommen und Wandu gen mitbringen, ein Unglück wäre pas sirt, eine der wüthendsten Tänzerin nrn, gerade Braunes Lotte, hätte sich das Bein gebrochen.« — Starr sahen sich die lustigen Wei ber an, dann sprang Frau Alice reso lut auf, ergriff den — an der Wand hängenden Säbel, faßte den Gatten bei der Hand . . . ,,Folge niir!« rief sie emphatisch Dann lief sie hinaus, durch die Küche, die Bodentrepve hinan, Rütteln an der Thür, ein heftiger Angriff des leicht die Situation verstehenden Braune — auf flog die Pforte zum jungfräulichen Schlafgemach, es war leer, das Bett unberührt, der Vogel ausgeflogen. — Schnell war dasRäthsel erklärt, der Doktor ermächtigt, Lotten den energi schen Abschiedsgruß der Leutnants familie zu überbringen. — »Aber wer hat denn so wunderbar ,aekocht2« Das war nun die große Frage der Herren. — »Hier ist die Künstlerin, die uns alle beschämt hat —« rief das Damen quartett und zog das erglühende Frau Jdachen aus dem Winkel . « - ,,Deshalb auch!« rief Tomafchke . . . »die Enten waren delikat, ganz wie zu Hause, na komm her, Frauchen, dafür bekommst nun ’nen Extrakuß . . .« Selbst die Kohlenbaronin erklärte Ida für die Königin des Festes, der Assessor aber brachte ihr die höchste Ovation dar, ——— er saß einsam am Tische und verzehrte ein Stück Glums knchen nach dem andern, bis nichts mehr übrig war s-— ,,Nur aus Pietät an die Kinderzeit«, erklärte er: ,,Zucker und Salz, Butter und Schmalz, Eier und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl.« Der Morgen graute schon als das fröhliche Picknick zu Ende war. « . -J»;U»,—»ansHjuwXWZXMMLW«’ IF « « Wie König Edward seine Uhr ver setzte. »Die Aus-gaben sdes König-s von England belaufen sich auf s400,000 pro quartal; dieses runde Stimm chen bringt sein Zahlmeister, Sir Robert Nigsel Kingscoh unter die Leute. Außerdem bewilligt das-Par lament jedes Vierteljahr 825,000für die Instandhaltung der königlichen Paläste. DerKOönig hat verschiedene Einnahsmequell-en; vor allen die Zwil liste, sdie aber nur 8550,000 abwirft; dann die Einkünfte aus dem Herzog thum Lsancaster, die ettvsa 8350,0()0 betragen, und endlich seinen Fami lieu-besitz, ganz abgesehen oon den zinstragend angelegten Kapitalien Das dem- König gehören-de Geldgieht durch die Hände des Sir tDighton Probyn, den König Eidwavd schon in seiner Kronprinzenzeit als ,,-Geld mann« bei sich hatte. Der König hat, wie fast alle Könige, ·ni«e Geld in der Tasche. Jn sein-en Taschen findet man nur ein Taschentuch einen gol denen Bleistift, eine Ushr und ein kleines Notizbsuch höchst selten ein paar Goldstücke Sir Prosbyn ist aber immer mit dem nöthigenKlein geld da. Und so geht alles sehr gut; manchmal aber —- zur Prinizenzeit — geriethen Prinz und Schatzmeister in arge Verlegenheit. Einmal —- so wird im ,,Cri de Paris« erzählt — ging in Paris die ,,Munitsion« ganz plötzlich aus, und main hatte keine Möglichkeit, noch am selben Tage fri sches Geld herbeizuschaffen: da nahm Eidsward ohne msit der Wimper zu zucken, seine kostbare goldene Ushr aus der Tasche unid sagte zu seinem treuen aler ebenso ausgepowerten Begleiter: »Er-eigen Sie die Uhr zum On-lsel!« Jeder, der irgend einmal in ähnlicher Lage war, wir-d diesen ,,Osnlel«, den man anderswo auch ,,)Tante«·nennt, genau kennen und «-verstänldnißinnig und diskret lächeln, wenner sdiese Zeilen liest. Unerwartet. Frau A.: »Hu-but Sie schon mal seinen Mann unterm Bettgesunden?« »Frau «B.: »Ja, in sder Nacht, als wir glaubten, daß Eiinsbvecher ·sm Hause wären. —- Jch fand meinen Mann dort.« ..»—.-k-k-»« W -. wuser