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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 13, 1907)
«- Mai-am Clizze vonsiarlhellesylt Sie ergriff die prächtige Mast-li lasise, die wohl einen Werth von law Lire repräsentirte und schmet terte sie zu Boden. Ein schriller Klang. hundert Scherben und gleich darauf das erschreckt Gesicht eines Kellners in der Thür, das aber schnell wieder verschwand. Damit war diese eheliche Szene, deren Schauplasz das Grand Hotel in Ewer gewesen. beendet. Madame obanoff legte sich auf den Diwan, Bett Sohanoff bezahlte zunächst un ten im Bureau des Hotels den zer trümmerten Gegenstand und schritt dann hinaus in’s Freie. Zwei, drei Stunden wanderte er rast- und ruhe los am Arno, der müde und wasser arm in dieser Hochsommerzeit dahin schlich, und ließ das Bild vergange ner Jahre vor seinem Geist vorüber ziehen. Er sah sich als mittellosen jungen Arzt, der vergebens in seinem beschei denen Stübchen zu Petersbnra hoch oben fast unter dem Dach. diePatien ten erwartete. Er sah sich nach dem kleinen Schanllokal an der Ecke schleichen, wo die Kutscher ihren Schnaps nehmen, und dort für einige Kopeten sein elendes Mittagsmahl verzehren. Er sah sich seinen eigenen Rock flicken, in die zerrissenen Stiefel Puppsohlen legen, auf dem Strohfack schlafen. Aber dann kam der Umschlag. Ei nes Tages hatte ihn Frau Lydia ho len lassen, die reiche Kaufmannswitt we, weil zufällig lein anderer Arzt tu der Nähe war. Mit einem Pül oerchen war ihrer Migräne zu helfen gewesen, und dann hatte sich ein Ber ääliniß entwickelt, dem seinerseits die dungersnoth und der Ausblick auf die sanlnpten der Wittwe, ihrerseits das Wohlgefallen an der schlanten Gestalt Jes jungen Mannes, an seinen fri ·chen Wangen und den blanken Augen m Grunde lag. Mit der feierlichen deirath in der Jsaatslathedrale hatte I den rechtmäßigen Abschluß gefun sen. war fünf Jahre her, und seit dem zog Dr. Sobanosf mit Frau LU )ia Sobanoff durch Europa. Wo es rgend etwas zu sehen, zu hören, zu zenießen gab, bei Regatten in Cowes tnd Kiel, bei Stiergefechten in Se silla oder Madrid, in der Großen Jper zu Paris-, beim Selamlit in konstantinopel — überall war das Ehepaar Sobanoff zugegen. Zuerft syatte ihm, der vorher nie über das Deichbild Petersburgs gekommen nar, dieses Reisen viel Vergnügen -ereitet. Aber bald wurde ihm das lebet-maß der Genüsse langweilia, znd dazu kam noch Eines, der fürch erliehe Charakter ’·seiner Frau: sie usilte ihn bis auf-? Blut. Saale er: Heute ist schönes Wetter," so tnüvfte s eine Szene daran, in der ihm liiekfichtslosigleit, Mangel an Takt as Fehlen jeglichen Ieingefühls für m Konstitution vorgeworfen wurde. Saate er: »Heute regnet es,'« so folgte ;n Ausbruch, als ob der Vesuv Flam ten speie. »Aha —- Du haft keine .ust auszufahrem Du fürchtest wohl, ais ich hinter Deine Untreue komme. aß wir Deiner Geliebten beaeanen." Zagte er gar nichts, so erklärte sie, eine Stuviditüt und Verdrossenheit i unerträglich. Oft hatte er schon erwogen, ob er icht gut daran thate, zu flüchten, das Bette zu suchen. Wohl ein Dutzend ital hatte er Scheidungsgedanten sich surch den Kon gehen lassen, immer --«ieder war die ehemalige Armuth vor FdinemBlick aufgetaucht und hatte ihm M Ohr geflüftert: »Halte fest, was r desttzestf Dann aber, als die Kon silte gar nicht endeten, als seine Ge Utdheit litt, als er aus dem schlan sn, kräftigen Jüngling ein müder M mit umflorten Augen und alten um die Nase geworden war, c erwachte in seiner Seele ein anderer iedanlu Ohne Geld kannst du nicht st leben, mit Lydia auch nicht mehr. bhlam nimm ihr Geld und verlasse Eli Entfliehe ihr Bestiehl fiel kenn nothwendig, tödte sie! Manate lang wehrte er sich gegen FAM, der ihm immer drin M in die Ohren flüsterte, der " die leuchtende, goldige Freiheit M Junggesellen vor die Au flie, immer wieder rang seine Maine das Böse nieder Als Kämpfe gar nicht endeten, da den s tzen Gedanken Raum M nd ei fest: »Du wirst, ihrer entledigen.« Mei« Dieser rage galt fä- Sinnen und senken, als seyn Wchritt. »Mei« dachte er an Gift; aber die « W ließ er bald fallen: Verzie, " « nehmen stets Gift. . Ums mungliickm« Dies " endlich das Beste »Ver »;«in der See! s- Ertrintenk te den Badecker und fand ans der Rinan seht ge fskk U ists-« Mkschlsß Faun-Heim Mk M Wd giiik Wåk l die kühlende Nähe der See, einen Do mizilwechseb Frau Lydia lächelte höhnisch: »Do mizilwechsel —- ja! Aber nicht die Riviera, sondern Ausland Wir fah ren nach Hause. Und damit Du auch weißt, warum: Weil ich Sonja se hen will, meine einzige Verwandte, weil ich nach einein treuen Herzen ver lange, denn Du bist mir oerhaßtt« Sie murmelte dann noch Einiges, was in dem Doktor seltsame Ver muthungen erweckte. Als Frau Ly dia schlief, schlich er an ihren Reise ioffer, durchwühlte ihn und fand ei nen Brief, der ihm Aufschluß gab: Seine Gattin hatte beschlossen, ihr Testament zu ändern, Sonja sollte alles erben und er leer ausgehen. Jetzt hieß es: schnell handeln, die erste Gelegenheit ergreifen. Er dachte an einen fingirten Mordanfall im Gotthardtunnel, im Eisenbahnzuge, und war bereit, sich selbst eine Wunde beizubringen, nachdem er sie erstochen hätte. Aber Frau Lydia sagte: »Ei senbahn — keinesfalls! Du willst mich natürlich langweilen! Nein, wir nehmen Extrapost, wir haben ja Zeit genug.« So ging es in langsamer Fahrt iiber die alte Poststraße, durch eisige« Einsamkeit und weltferne Passe. An einer Stelle bot der Postillon seine" Gäste auszusteigent »Ich fahre eine Schleife, die herr- - schaften gehen am besten den Fußweg direkt. Er ist zu eng für Fuhrwerte Jn einer Stunde am Madonnenbild warten wir auseinaner Damit bog er seitwärts ab. und das Ehepaar war allein. Als sie eine Viertelstunde gegangen, verengte sich der Pfad. Links erhob sich eine schroffe Wand, rechts fiel in eifige Tiefe der Abgrund. Ganz unten rauschte nicht sichtbar, ein Sturzbachl oder ein Gletschersluß. »Der Teufel bietet mir die Hand " ’ dachte Sabonoff. Niemand war zu( erblicken, driihen nur Eisfelder. oben nur tiefblauer Himmel. Nirgends ein Zeuge. — Ein rascher letzter Ent-; schluß —- eine kurze Wendung — Frau Lhdia schrie ganz leise auf — ein Sturz — nachpolternde Steine —— vorübet!!! i Z O f L Eine halbe Stunde später sand der Postillon den verstörten Fahrgast mit zerrissenem Rock, blutenden Händen und rollenden Augen am Madonnen bild. Jn schnellster Fahrt, so gut es die Straße gestattete, aing es hinun ter zum nächsten Dörfchen, wo noch in vorgerückterTageszeit eine Wiss-expe dition eintraf. Bis sie an Ort und Stelle des Absturzes eintraf, waren neun Stunden vergangen. »Es wird nicht viel zu helfen sein,« sagte der greise Führer, »ste ist ver mutblich gerade in das Eisloch ge stürzt, 600 Meter direkt in die Tiese und unten Eis und meterhoher Schnee.« »Man m u ß die Leiche bergen!« be sahl Sabanoss. »Leicht gesagt, lieber Herr, aber nicht auszuführen Dahinunter wagt sich keiner, und wenn Sie Millionen bieten. Vielleicht spült der Bach im Lause der Zeit die Leiche heraus — obwohl ich es auch nicht glaube.«' »O Gott, o Gatti« «Seien Sie ruhig, lieber Herr, das war ein schneller Tod. Schneller kann es garnicht gehen. Das Ein zige, was Sie thun können: Lassen Sie eine Messe siir die arme Seele le sen, die nun im Himmel ist.« »Eine Messe ——— zwanzig —- hun dert! Alle Jahre, jedesmal am Jah restag soll hier oben Gottesdienst sein, solange ich lebe —- Gottesdienst, zu dem ich Euch alle einlade —. o ich Unalijcklisher ich Elender!« Er ließ sich gebrochen weasiihren und reiste noch am nächsten Mittag von dannen, nachdem er 1000 Franks dem Dorslirchlein und ebensoviel den Jännern der Hilssexpedition gestastet atte —- — — Zu derselben Zeit aber, wo ihn der Expreß nach Paris trug, saß itn hotel Belvedere zu Pallanza am Lago Mag giore Frau Lhdia in tiesen Gedanken. Frau Lhdia, die Todte! Sie war ge stürzt, aber nicht mehr als S oder 7 Meter tief; da hatten sich ihre Röcke an einer vorspringenden Kante und Wurzelweri versangen, und bis auf einige Kratzwunden unbeschädigt, hatte sie sich so lange aus dem schma len Grat gehalten, bis ein einsam des Weges sama-endet Flurschiitz sre aus ihrer gefährlichen Lage mit hilse ei nes Taues hinauszug. Der hatte sie bij nach Uirolo hinunter-begleitet und egen eine stirstliche Geldspende ver sprechen missen keinem Menschen ein Wort zu sagen. »Zu· Niemand, hören Sie?« »An Niemand —- beim Allmächti geni« Run saß sie und sann aus Rache. Den Gerichten auseing Was kommt heran-I Ein paar Jahre Ge fängniß! Und er wird sich heraus reden ich sei selbst an dem Absturz .schnld gewesen O nein! Er muß Tempsindlicher bestraft werden! — Noch ans selben Tage ging ibr Te stament an Nichte Sonja ab, datirt m« Florenz und acht Tagen srjiher. Darin hiehei Mein ganz-es Ber nehm soll nach meinem Tode unan , . stastbar sein, soweit es das Kapital Hbetrifft Die Zinsen genießt zur sphiilfte meine Nichte Sonja, zur Osts te mein Mann. Nach ihrem Ablehen fällt alles an das Petersburger Ar Hmenhaus!" ; Dann warb Frau Lydia einen er Hfahreren Detettiv, der viele geheime jAuftriige erhielt, und nachdem dieses alles besorgt war, fuhr sie nach Eorfu, sum still der weiteren Entwicklung der jDinge entgegenzuharren. —- — — — i Der Winter, der Lenz und der zSommer kamen. da bewegte sich an seinem schönen Morgen ein feierlicher qug vom Alpendorf hinauf nach der shöhe des Eispasses. Boran die Chor jtnahen mit Räucherfaß und Weil-zwe idel, dann der Glöckner mit der Schelle. Hendlich Kruzifix und Pfarrer; dahin xter aber um den tiefschwarz geklei sdeten Dr. Sobanoff — der erheblich dicker war und nur wenig leidend aussah-das ganze Dorf, Jung und Alt, alles was laufen konnte, an die hundert Menschen oder mehr. Oben, an der Platte, unterhalb deren ein verwitterter Baumstumpf und ein brauner Gtat hervorragt und dann die eisige Tiefe gähnt, wurde halt ge macht. Der Zug gruppirte sich, tso gut es der schmale Raum gestattete. Nun klangen feierlich die Hymnen zu Ehren der Heimgegangenen, ge tragene Klänge, die drüben das Eis feld leise wiedergab. wie Stimmen aus der Ewigkeit. Dr. Sohanoff weinte. daß ihm die Thränen in den Schnurrhart liefen. Dann trat der Pfarrer vor, seltsa men Ernst in den greisen Jägern Ihn mariiger Rede schildert er ie Gefa - ten der Berge, die entsetzlichen Vor gänge jenes Tages vor Jahresfrist, den Eintritt der armen Seele in das Jenseits, die ohne letzte Wegzehrung, ohne Buße und Beichte von jähem Tode errafft worden war. »Eine Frau in der Blüthe der Jahre«, sagte er, »groß und blond, ganz wie sie teil-te und lebte. so tritt ihr Bild vor das geistige Auge des Cheugten Ehemannes zu dieser Stunde. Jn seinem Herzen tönt es: Treue Gefährtin meines Lebens, für ewig Geschiedene, ich denke Dein, Du bist unvergeßlich —- Daß Du noch einmal wiedertrhren tönntestt« Thränrnden Auges schaute Dr. « Sobanoff zu dem Redner auf, der in den Abgrund binahsprang und an dessen Seite seht eine tiefverschleierte "Frau erscheint —- woher sie tam, hat Niemand gesehen. Die legt nun die Hand auf den Arm des Priesters. Schweigen gebietend. und zieht lang ; sam und wortlos die Hülle vom An « gesicht . » I Eine Setunde herrschte tiefe Stille, nur unten das Rauschen des Eis baches und oben am blauen himmei der Schrei eines Raubvogels. Dann greift sich Dr. Sobanoff mit beiden Händen an den Kopf, die Au gen treten ihm aus den Höhlen, ein Zittern durchläuft feine ganze Ge stalt. Er will aufschreien, aber die Stimme versagt; er will entweichen. aber die Kniee wanten. Einmal, zwei mal ringt er nach Luft, dann bricht er zusammen, vom Herzschlag ge treffen. Und die Frau im Schleier legtihre beiden Hände ineinander und sagt, den starren Blick auf den Sterbendin gerichtet: »Miirder!« ————— Schtö«er’5 gute Gedanken. Skizze von M. v. L i’g n i y. »Se müssen die Gierlande en biß chen straffer ziel)’n, Schreder, so’ne lange Birne-lage sieht nich jut ausl« »Um Gottes Wüllen nücht, Schüs der, die Gsiirlande muß lescheer hän gen! Fräulein Schmidt von die Schneideratademie in Berlin sagte uns iinnner: ,,lescheer muß allenö fal len, daß man gleich sieht eine schen jale Hand hat es gemacht!« · »Die eene meent straften die gn dere läschär — da ist es schon am besten ich mach? wie ich’s jut finde, dann kann ieene nischt sagen!« er widerte der philosophische Schrot-en indem et kräftig darauf los häm mette. Als sein Werk vollendet, stieg er befriedigt die Leiter hinunter, um den »Totaleindruck« wahrzunehmen Die Guirlande machte sich wirklich hübschl Jn der Mitte leuchtete das grellrothe Schild mit dem üblichen Willkommensgruß —- nur das eine Ende wer zu lang und setzte den Boden, das gab der Sache ein schieer Aussehenl Mißmuthig blieb Schriider eine Weile davor sieben, doch plötzlich bellte sich seine nnzusriedene Miene auf. »Lisette,« rief er, »sm se so jut und lassen le den Männe ans die Eiche nnd bringen se mich en Stöck Bindsaden mitt« Lisette, die iust den- Kortidor aufevischte —- schlurite eil· von dannen ——, Schriider’s BE che erfitllte stets bereitwil ligstl Gleich daran ertönte ein fröh lichei Gebell. tithinne, ein krumm deinigen hellbranner Teckeh stürzte Heielcgt auf den Flur. »Komm mal her, Männecken.« tiej Schtöder nnd hielt den herbeischwcinzelnden bund am halsbond fest, «nu sollste auch zikr Bertißung jepußt wäret-, passe mal nist« Er schlang das Guirlandenende tun Männe’j Hals, knüpfte ei mit dein Bindfaden aneinander· m teennte mit tühnem Schnitt ds Ende —- nun war die Symmetrie wieder hergestellt, beide Seiten egal und nebenbei Manne herrlich ge schmücktl »Gucten Se doch nur den scheenen Menne« Minna,'· ries Lisette begei stert, »det war en zu juter Jedante oon Schredern, iewerhaupt, was der immer sor jute edanten hat! aben Se schon den hi schen, rothen asten mit die Joldbcschliige jesehni — er steht in’ hauptmann sein Zimmer det war ne eenasche Buttertiste!« Das Rollen eines berannahenden Wagens unterbrach das Gespräch. — Schröder stiirmte die-Treppe hinun ter, gefolgt von dem laut lliissenssden Teclel; gleich daraus ertönte eine fri sche, giitige Männer-stimme »Tag’ alter Schröder, -—— na Männe bist du auch da und so schön geschmückt? »Komm, tleiner Kamerad, gib deiner neuen Herrin die Pfote, — so, —und nun zeig uns den Weg!« Männe jagte in wilder Hast, sich überstiirzend, davon, während der Hauptmann seine blonde, «unge Frau sorgsam die Treppe hinan-führte Vor dem geschmückten Portalblie ben sie einen Augenblick stehen. Tie ses Glück durchbebte die Stimme des Mannes, als er ihr leise ins Ohr sliisterte: »Jetzt geleite ich meine lleine Königin in ihr neues Reich!« Erwartungsvoll standen die Mäd chen im Korridor. Lisette strecktetrem herzig ihre biedere Rechte der Herr ·schast entgegen, während die »gebiil dete« Minna. einen tiefen, windschie. sen Knix aus dieErde setzte, den sie. wie sie später behauptete, Fräulein Schmidt von die Schneideralademie abgeguckt! Die junge Frau schien aus einer Ctliickswolte dahin zu schweben Ihre großen, blauen Augen strahlten und das zarte Antlitz leuchtete in rosigenr Schimmer, als sie Besitz von dem neuen Heim ergriff! i L I Die dicke Küchensee hatte bald her aus, daß «ihre Jniidrge« ooch janz und jarnischt von die Kiche verstand! Minna schien der jungen Herrin unentbehrlich zu sein« »Welches Glück, daß diese ver-wähnte Dame in meine gebülsdete Hände gekommen ist, was sollte sonst aus ihr werde-W meinte sie. Schröder enthielt sich jeder Kritik. Nur einmal, in einer zärtlichen An wandlung, als Lisette sein Wurstbrod extra dicl belegt, ließ er sich zu der Bemerkung herbri: »Wenn ich so ’ne Zarte wie unser Hauptmann hätte, thäte ich Angst haben ihr en Kuß zu jeden, daß se entzwee finge. Mein Jeschmach is anners!« Dabei tät ichelte er liebevoll die pralle Wange der erröthenden Lisette. Die junge Gnödige selbst schien so weit mit ihrer Umgebung recht zu frieden zu sein. Sie ließ sich von dem Gatten verwöhnen, von den Leuten bedienen und lag die meiste Zeit in dem sonnigen Verandazimmer aus ihrer Chaiselongue und las. Nur einen gab es, mit dem sie sich absolut nicht ansteunden konnte, und das war-« Männe.· Merrwuroeg, naß ihr Mann gar nichts von ihrer Abneigung bemerk te, oder wollte er es einfach nicht? Als Männe. nachdem er sich alle möglichen Unarien hatte zu Schul den kommen lassen. in unglaublicher Herzensroheit ihren neuen blauen Seidenpcntosfel erwischt, damit wie toll umhergerannt nnd ihn endlich zerpflückt hatte, war das Maß sei ner Sünden voll. Die kleine Frau versicherte mit zornbebender Stimme, das unausitehliche Thier nicht eine Stunde mehr um sich dulden zu wol len. Als der Gatte die Ausgereate zu beruhigen versuchte und dabei seinen kleinen Freund in Schuh nah-m, gab es eine schlimme Szene, unter leiden schafttichen Thriinen erklärte die jun ge Gattin, —- —-- »er oder ich!« —- — Da gab es natürlich nur «eine Wahl, zumal der Doktor augenblick lich große Schonung verordnet und jede Aufregung ängstlich vermieden werden mußte —- ——— Manne wurde in den Pferdestall verbannt. Zuerst glaubte er, es sei ein schlech ter Wis, den man sich mit ihm er laube, als ihn Schröder mitsarnmt »dem rothen Kasten hinabtrug. Als aber sein herr, — sein guter herr, nach unausgesetztem geduldigen Be mühen, Manne an das neue Quar tier zu gewöhnen, ihn rnit der Reit reitsche züchtigte —- hatte er enldtich begriffen. —- Zwar zürnte seine harmlose Hundeseele nicht, nur die . überschäumende « Lebensfreude hatte einen Dämpfer erhalten, er fand das Dasein nicht mehr so unaussprechlich schön. Immerhin gab es doch noch eini e lichte Augenblicke, zum Bei fpie wenn der hauptmann im Stall erschien und bevor er sein Pizrsd be stieg, Männe liebte-ste, sieh von ihm seine Kunststück vor-machen ließ und aus vollem derzen heraus lachte wie einst, zu Männes unssglicher Freude Jedoch auch diese Linsen Momente des Glückes wurden seltener. Auf dem freundlichen Gesicht des Haupt manns tagerte .seit einiger Zeit ein sorgenvollen ernster Zug. Ja, eine ; Zeit tam, da et überhaupt nicht mehr ’ den Stall betrat. Aus Manne schien das Benehmen seines Gebieters eine iible Wirkung auszuüben Wenn er nicht triibseli in seinem Kasten lag, milderte er aus den Gassen herum oder zantte sieh mit anderen Hunden der Nachbar schaft. Sein seidenrveichet Fell war itr-uwia, die Augen betamen einen Mseweifeh »Du, Etna, das neue französische Ehedkama hat mit großartig ge l fallen —abet gelt, man darf-Z glcuh’ ich, eigentlich nicht sagen?« . . n nichts nnsteten trüben Glanz. i mehr erinnerte ’er an den gepflegten oerhätschelten Männe von einst. So laa er eines Tages mißmuthig vor dem Thor, als zu feinem Erstau nen sich das Haus mit Menschen an siillte. Blitzen-de Unisormen., schwarz verschleierte Damen, dazwischen ernste Männer mit hoben schwarzen hüten. Vor dem haus stand die Kapelle des Regiments, und unter weichen, schwermiithigen Klängen trug man einen blumengeschmüctten Sarg her aus. Wie gebrochen wankte die hohe Gestalt des hauptmanns hinterher. Manne beobachtete alles mit weit auf gerissenem entsetzten Augen. Sein Hundeherz schlug schwer und bang, er hatte die Empsindung, man beaebe an seinem Herrn ein furchtbares Un recht. Gleichsam schüßend eilte er an dessen Seite, doch plötzlich packte ibns eine rauhe Faust, jemand riß ian empor und schmiß ihn in den StallJ die Thür fest «uschließend.—Dumps; hallten die Klänge der abziehenden Musik an sein Ohr, daß er laut aus-; heulend m seinen Kasten kroch. . Die Gebiildetc und Lisette verlie-« szen das Haus. »Wir müssen jetzt fparen". meint-e Schröder. als er die letzteWurststulle, von Lisettens Hand bereitet, weh nciithig in Empfang nahm. »Die Krankheit von die Jniidige hat zu viel jetostet, is— oberst Lisettchen im Herbst machen mer Hochzeit, bis da hin muiz ich vorn Hauptmann sor chen!« » »Was sollte der wohl ooch ohne dich anfangen, wo ich nu auch jehe!« meinte das schluchzende Mädchen. Dann erfolgte ein zärtlicher Ab schied drunten im Stall, ohne Zeu gen, nur Männe blinzelte ein wenig aus seinem Kasten, jedoch er war distret und verrieth nichts. Traurig schiichen die Tage dahin. Sorgsacn Hereitete Schriider die feinsten Abendimhisse,« Spiegeleier aus Speck oder Rollmops mit Sens sauce, was ihm in früheren Zeiten höchstes Lob eingetragen —- vergeb lich, der Hauptmann bemerkte es aar nicht, fast unangeriihrt mußte er die Speisen wieder hinaus-tragen Und dabei der Blick dieser einst so fröhli chen Augen. Schröder vermochte es nicht länger mehr zu ertragen! Gab es denn nichts. gar nichts. was seinem Herrn ein wenig Trost gewähren tonntei Er stützte die Hän de auf den Küchentisch und sann, der Kops that ihm ordentlich weh vorn vielen Denken, und plötzlich tauchte blihartig ein Gedanke vor ihm aust Er stürzte die Treppe hinunter und eilte in den Stall. »Mönne. Män neclen«, ries er schon von weitem. Melancholisch schlich der bund her an. Schriider ergriss die große Bürste und begann energisch Mönnes Fell zu benedeiten. Der Hund lectte lieb tosensd Schriiders breite hand. End lich erhielt das vernachlässigte Fell wieder Glanz, glatt gestriegelt stand Männe schwanzwedelnsd vor ihm! »Nun tannst du dich wieder sehen las sen, oller Nacker!« sagte Schriidet zu frieden und begann den tleinen rothen Kasten heftig zu poliren. Als auch dessen trübe gewordenen Beschläge wieer hell erglänztem packte er Männe und seine Behausuna unter den Arm und trug bei-es die Treppe hinaus. Bdrsichtia näherte er sich der Thür sines deren, —oinen Augen blick ieh er zögernd davor stehen, dann Zinete er sie leise und ließ Mönne hineinnleiten Ausdrulend vor Freude stürzte das Thier seinem herrn entaegeni hergilopiend ichob Schröder den rothen Kasten litnein, einen Augen blick lauschte er atirtnlos. Würde der here empörend aussahreni Er war so unherechenbar in der lebten Zeit! Da tönte die Stimme des Haupt manns an sein Ohr-, weich und gütig wie einst, ohne den harten, rauhen Mast-f ,, Sinne, lieber. kleiner Kamerad, nun wollen wir zwei wieder beisam men hieibeni« . Beine Ton der alten Stimme sschloi r- we Schröder leise die Thür, ein paar viele Thränen rollten über das treu herzige Gesicht und plöhlich sah er im Geiste seine Lisette vor sich und hörte sie bewundernd sagen: »Schröder, det war en suter Jedanlesp Lob der Odnseseverm Jn den ersten vier Jahrhunderten n. Chr. scheint man sich immer noch ausschließlich des Rohrs bedient zu haben und jeder Versuch, ein elne Stellen der alten Dichter etc. au die Anwendung von Federspulen beim Schreiben zu deuten, ist nicht zutref fend. Dagegen gibt es aus dem fünften Jahrhundert schon ein be stimmtes Zeugnisz über diese Verwert dung der Federn, und zwar sogar in Bezug aus den Gebrauch, den ein König davon machte. Es wird näm lich erzählt, der ostgothische König Theodorich habe· sich während seiner zehnjährigen Regierungszeit die Fer tigkeit nicht aneignen tönnen, vier Buchstaben unter seine Verordnungen zu -chreiben. Man habe ihm daher ein goldenes Blech gegeben, worin die vier Buchstaben ausgeschnitten gewe sen; dieses habe er vor sich aus das Papier gelegt und danach die Buch staben mit der Feder gezogen. Es leistete ihm also sein Blech dieselben Dienste, siir welche sent die soge nannte Schablone bestimmt ist. Für uns Hat diese Erzählung hier los Jntere e in Beng aus den Mitge brauch der Schreibsedern; übrigens ist es nicht unwahrscheinlich, daß auch Theodorich’s Zeitgenosse, der Kaiser Justinian, der ebenfalls nicht schreiben tonnte und sich daher zu den Unterschriften einer hölzernen Tafel mit auggeschnittenen Buchstaben als Schablone bediente —- wabei er sich sogar noch die band führen ließ — Ischon Federn zur Verstellung seiner Unterschrift angewendet habe, obgleich sich dies aus dem von dem Ueberlie ferer dieser Nachricht, Procopius, gebrauchten allgemeinen Ausdruck «Schreib-Jnsirument« nicht mit Br stimmtheit schließen läßt. Seit dem Ende des sechsten Jahrhunderts und dem Anfange des siebenten Jahrhun derts mehren sich die sicheren Zeug nisse über den immer üblicher werden den Gebrauch der Schreibsedern. So rechnet z.B. der in diese Zeit gehs rende Jstdorus Hispaniensis schon iebensowahl Federn, als Schreibrohre Hiu den Schreibmaterialien, gibt den iUnterschied zwischen beiden genau an Eund bemertt auch ausdrücklich daß man die Spitze der Feder spalten müsse. Ebenso gehört hierher ein allerliebstes Gedicht des im Jahre 709 verstorbenen Dichters Adelhel mus, des ersten Sachsen, der in latet nischerSprache schrieb und seine deut schen Landsleute rnit der lateinischen Dichttunst betasnt machte, worin er geradezu die Schreibseder setbstredend einführte. Auch Alruim der Zeit aenosse und Lehrer Kaiser Karls des Großen« ver-fertigte etwas später, im achten Jahrhundert, ein Gedicht, wel chei der Schreibsedern ausdrücklich gedentt. . Spietveroeeoer. Eine kleine Gesellschaft sideler Her ten wird irn Hochgebirge vom Unwet ter überrascht und muß zwei Tage unsreiwilligen Aufenthalt in einer Hütte nehmen« Nachdem alle mögli chen Mittel zur Verireibung der Langeweile erschiipft sind, kommt einer auf den geistreichen Einfall: Wer das diimrnste Gesicht machen kann, solle eine Prämie erhalten. Der mit Beifall aufgenommene Vorschlag wird sofort in die Wirklichkeit umge setzt und Plöhiich erschallt es unisono: »Herr Assefsor Möller hat gewon nen. Dieser aber platzt empört heraus »Meine Herren das verbitte ich mir, ich habe ja gar nicht mitgespielt.« Wir lernen die Menschen nicht ten nen, wenn sie zu uns kommen; wir müssen zu ihnen geben« um zu ersah ren, wie ei mit ihnen steht.