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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 13, 1907)
. . , .. . . .. f Pf Mem-r schreibeka von Ist-ci- ifimtstmgkr. W No. 288. Jch hen mich schon so oft iwtver den Ædegweiler un seine Alte geärgert, daß mich tein Mensch -bl me tdnnt, wann ich nie nit mehr e ort zu se spreche deht. Es is Eva arig oft gehäppend, daß ich den hilipp, was mein hossbansdis, errin ner gobntzt hen for sehr, bitahs er bot immer so u den Wedesnoeiler estocke un ich gen sage könne« was ich gewollt hen, er hot nit einsehn wolle, daß er en verdollte Fahl aus sich mache duht. Dann is es auch widder vorkomme, daß der Phil fohr an den Wedesiveiler gewese is, bitahs er hot irgend en Drick an ihn gespielt gehabt. Dann hen ich als e Ruhl Zu ihm gesagt: Phil, hen ich gesagt, du duhst schuhr genug iickte, als wann du e Behdie wörscht. Kannst du denn nit en Dschoht epprieschj iehte2 n so en Kehs is es doch das allerdefe, daß mer eingibt un lacht selbst dazu. En Mensch un in die erfchte Lein wann der Mensch en Mann is, derf nit so dinnhäutig sein« Well, Mister Edithor, ich sin Itzt reddig« jedes Wort wo ich in die ein gesproche hen, feierlich zurück zu nemme, bitahs ich hen den Philipp bitteres Unrecht gedahn un ich fühle arig zertnirscht; awwer taht ebaut Sohrneß an den Wedesweilert Wei, ich sin so sohr an ihn, daß ich ihn mit Roffanriittss in e Sectend aus diesen irdene Jaminertisal fort schaffe könnt befohr er e Tschehns hot,seine neue Edreß anzugewwr. Ich will Jhne emoi in e paar Worte verzähle wie das gehiippend is. Jch hen en sohschel Kahl an die Wedesweilern gemacht gehabt un do is der Wedes vweiier in das Sittenruhm tomrne un hot mich gefragt, ob der Philipp im mer noch sohr an ihn wär. Do hen ich dann crscht ausgesunne, daß es widder emol ebbes zwifche die zwei ewwe gehabt hat. Der Wedesweiler got esagt: »Der Philipp is e »vie rer erl; er kann tein Tschoht ver stehn der an ihn is; wann awwer an Jemand annerschter ensTschohl ge macht werd, do is er immer froh un Ireut sich un lacht, daß es eSchehm LilDo In ich of Koiissrs deJiZWedeb we er re t gewwe mii e. n zu ihn gesagt, daß ich tfchost eckslirkcktlie wege die nämliche Mätter schon man chen Krach mit den Philipp gehabt - "tt. Jch wär in so Sache gan dif -erent. Jch könnt en Tschoh ehn un ht ihn auch epprieschjiehte un ich deht ganz gewiß nit sohr an Jemand wer’n; in die erschte Lein awwer nit: wann es en guter Freund von mich swiir. Der Wedesweiler hot gesagt, ich wär ganz recht un ich wär enni dau e Wummen wo samtnen Horse Senz hätt un das hätt der Philipp nit. So hen mer noch sor e ganze Weil getahtt un wie ich mich rettig emacht hen, for heim zu gehn, do got der Wedesweiler gesagt: Seh bei den Weg, Lizzie, am nächste Dun nersdag is en großer Blohaut bei die Ntissus Schlummermann un sie hat « mich gefragt, dich un den Phil zwin weite, mir gehn auch hin un ich bette dich, mer hen e große Zeit. Das ein ige Ding, was ich nit gleiche duhn, . — Z, daß mer sich so elabbereht uffickse muß. Du bist off Kohrö in die Lein ut gesiclst, hitahs du hoft die viele chöne Dresses, awwer meine Alte is schlimmer dran. Well, hen ich gesagt, eWummen tann einiges Zertig bringe un dann sin ich fort. Jch hen »den Phil von die anitehfchen verzahlt un er hot gesagt, wann das» bei Schlummerman’s wär, dann war es W e ari schwelle Essehr. Well, ich hen mei stes Dteß in Schehp gebracht un hen« mich no e wenig neue Leh ses kriegt, biia s ebbes neues muß mer doch immer hen. Wie der Diag l s von das Entettehnrnent komme is,do » is in unser Haus awwer ebbes ge hosselt worde! Jch hen ja nit so viel Zeit gejuhfh awwer Se wisse ja wie der Philipp is. Jeden Kallerbotten hen ich ihn suche müsse. Biseids das ; ter auch «seine Dreß Suht nit inne könne, er hot das haus von J app tu battem dorchgesucht un hot se nit gesonne. Un geschwore hot er dabei, das war e Schehm. Er hat e .sagt, es wär keine Ordnu in unser gar-L Wann e Frau mio viel in asseiethee wär, dann könnt se nitzu ihre Arweit tende un dann hot er tnoch e ganze Latt prohsehne Zeug lwitich gen-hie chi, ich hen nicks ge der sättisseit gewese. So sin mer idann endlich soweit gewese, for satt tzu gehn. Der Phil hot gesagt, er hätt e Kerritsch geordert un ich msusz age, das is arig senfrbbel von ihn «ewese. Mer hen dann noch e haliwe tund odder so for die Kerritsch warte müsse un dann sm mer los gange. Es hot arig sein gefühlt un agt,v cito-wer in e Minniti hen ich’ eine Saht gesunne un do is er wid- ; l es hot nit lang genomme. do sin mer « an des Haus gewese. Jch hen ge wsnerh daß noch alles dunkel ge wese is un mer sin doch auch nit so ·arig sriih gewese. Mer sin in das Haus un es is kein seliger Mensch da gewese. Ich hen zuerscht gedenkt, mer wäre mehbie in den verkehrte Haus. Awwer alles hot gestimmt. Mer hen an alle Diehre genackt un geräppt, awwer mer hen keine Ennser .snit kriegt un do is mich auf einmal e Leii obb gangr. So schnell wieder Blitz sin mer zu Wedesweilersch ge schowe un do hätte Se emol sehn un höre solle, wie der Feller gelacht hot. "Diesmol is der Tschohk an dich, Liz «zie, hot der Schwwickk esagt. Well, ich hen e Muth-gehabt, as hot eini ges gebote, awtwer dieselwe Zeit hen Jich doch nicks sage derse, sonst hätt er It noch mehr gelacht. Ich hen dann auch en Etempt gemacht, en Schmeil von mich zu gewink, awwer wie ich in mei Jnseit gefühlt hen, da mache Se sich kein Begris davon. Well, das is mich e Le en gewese, daß ich in Zu kunft nit mer so viel den Philipp blehme wollt, wann er an den We desweiler sohr is. Mit beste Riegards Yours Lizzie HansstengeL l« Wie mer« nimmt. · ; s »Sie sagten mir, als ich den Kater tbei Ihnen tausten: »Der Kater ist Jgut siir die Mäuse« —- der Kater znascht aber alles andere, aber die »Muse verschont er!« s »Na, also, das ist doch gut für di - Mäuse!« . Sicherster Beweis. Richter: »Es wir-d seitens der sZeugen behauptet, daß Sie sogar mit idem Hausjchlüssel auf den Kläger Teingeschlagen haben.« s Angeklagter: »Das ist nicht wahr, Heer Gerichtshof, ich bin verheira thet!« Uniemiste Grobheit haussram »Wollen Sie uns nicht joielleichi mit einem Lied erfreuen, Eherr Spiro?« i Gast wescheizch »Aber, wie kamt ich -—nach all die en Künstlern!« Hausfrau (will ihm eine Schmei chelei sagend: »O, man liebt auch imanchmal die Abwechselung, Herr Spiro!" site That bringt isten Lohn. A.: »War Deine Frau ärgerlich, als Du gestern Nacht so spät heim « kamst?« B.: »Hm —- sie hat mich mit Blu k men beworsen!" A.: »Nicht möglich! — Wo hast ; denn nachher das blaue Aug’ her-S« B.: »Jaaa — sie hat halt dii Töps’ drangelassen.« Unschuld vom Lande. I Die Gnädige schickt ihr Dienst sxniidchen zu einer Freundin mit einer innladung u einer Tasse Kasser. zBei der Zu iickknnst des Mädchens ksragte man ste, ob sie auch alles qut zauegekichtet habe. Sie bejaht dies, Isagt dann aber weiter: »Ich genirte smikspsa die Damen nur zu einer sTa e Kassee einzuladen und da lud ich sie halt zu zwei Tassen ein.« Umfchtleieth —- ——.-—: L - Zunge Frau wach dem ersten Kochen): »Nun? Was xagst bus atte: »Von all’ dem bist eigentlich nur du zum An eißenl« q « « Ein Friedhof Leben-müder. Jnr Spandauer Forst, dessen ernste Kiefern sich in den Fluthen det· weiten Habel piegeln, liegt ein sam, abseit von der breiten Straße der Berliner Grunewaldwanderer, der stille Friedhof derer, die ihrem Leben hier im schwermijthigen Walde, fern vom Lärm der Metropole, ein freiwil liges Ziel setzen oder deren Leichen, zvon der Spree in die Havel getragen, j hier ans sandige Ufer gespült wurden. jEin weltabgeschiedener, halb verrufe iner Ort, dieses drahtumgitterte Vier ;eck, von keinem Menschen bewacht und zdoch vor dem leichtfertigen Witz der Berliner, wie vor derZerstörungswutb iser Rowdies geschützt durch die Hand des Schicksals, die wuchtig, schwer und drohend auf dieser Stätte des Ber hängnisses ruht. Berlin ist eine grausame, unbarm herzige Stadt; fie kennt leine Rücksich ten und Sentimentalitäten, sie spielt mit Existenzen, hethre über Nacht zur Sonnenhöhe empor oder schleudert sie in den Abgrund, viele bleiben liegen, die das Wiederaufftehen vergessen. Und wer von ihnen ein anderes Herz an das seine getettet, der reißt es im Sturz mit hinab, das zarte Flehen der Liebe verklingt im Wuthfchrei der mordenden Mächte. Jn den blauen Fluthen derHavel, im Dickicht des Spandauer Forftes, im stillen Teufelssee des Grunewaldes werden die armen Opfer aufgefunden, oft erst nach Monden, die im Lebens isder Liebeslampf unterlagen, und hier oben auf dem »Selbstmörderfriedhof« » zur letzten Ruhe bestattet. l Ueber die einsamen Stätte brütet Idie Sommersonne, Gras und Farne rerfengend lagert der Winterfchnee, »die stillen Gräber in feinen weichen, mitleidigen Mantel hüllend. Noch ist viel Raum vorhanden für spätere Op ;-.r; ist erst die ganze weite Fläche, die Für den Tod abgesteckt wurde, mit den vecfehmten schwarzen Särgen belegt, stam- hat wohl auch die Stadt ihre Arme bis hierher ausgebreitet und umfängt wieder die Schatten derer, die Ihr einst in Verzweiflung entflohen. Ueber die vergessencn Gräber wird deri Qualm der Essen dahinziehen. Müer Knochen zerbröcleln unter den Spaten; ichwatzender Straßenarbeiter. Denk braunen Schädel, in dem eine Bleibt-I ael klappert, drückt das Nattern der’ Lolomotive vollends in den Grund. An eitlem Kiefernitamm neben dem. Eingang haften zwei Bitten um Scho nung der Gräber: Wandrer, der du dich nahst dieser Stätte des Frieden-. » Ehre die Steine, die Liebe gesctzet den Toten. rnd mit. einem Stanzapparat auf Blechstreisen ausgeschlagent H Die Blumen sind der Toten Eigentum. J Drum Wandrer, schon sie gleich einem ’ Heiligtum Mit einem Gemisch von Grauen. Neugier und Ergrissenheit öffnen wir die Lattenthür des Friedhofs und tre-« ten ein. Ein schmuckloses Todtenhaus, aus Ziegeln gemauert, das flache Dach mit wildtvuchernden Stabiosen be -tva sen. Der Todtengtiiber hat den Sch iissel; wenn ein neues Opfer hier-« ber gebracht und eingegraben wurde,! gebt er von dannen. Diese Leichen-i slur bedarf keines Wächter-T Durch das Fenster ist der stets bereite Sarg zu sehen. Jn dem schmalen Nebenge-· laß steht ein zweiter-. Für Liebespaare, die gemeinsam in den Tod gingen. Auch das Schicksal wandelt ausgetre lene Pfade! Ein schmaler Weg führt durch die’ sonnverhrannten Farne zu den Grä bern. Sechzehn in jeder Reihe. Die ersten Reihen völlig verfallen, von ver sengtem Gras til-erwachsen Dann fangen die Nummern an. Da ruhen die Namenlosen, die tein Mensch lennt —- tennen will! Dazwifchen einfache schwarze Kreuze mit nüchter nen Daten, einige Porzellangedenl steine in Buchform mit Ahschiedsowj sen, aber man merkt die Absicht; mit diesem Andenken hat sich der Spender seiner Verwandtenpflicht entledigt, von weiterer Pflege des Hügels will er nichts wissen, er lebt in geordneten ttzerhiiltnissem für den Todesschrei ei ner verzweifelten Seele fehlt ihm das Verständniß. Mit der Jnschrift auf dem talten Porzellan hat er ein Uebri lges gethan, seinen guten Ruf wünscht - er mit fernerer Fürsorge um den ver fehmten Hügel nicht zu besleclen. Nummern bis 187. Auch die Liebe fehlt nicht unter ihnen. Einige Gräs ber find freundlich gepflegt; eine Ei fentette umschließt Gießtanne und Vani, in der Weltabgeschiedenheit des Ortes betet treue Mutterliebe vor dem Hügel des Einzigen, dessen Verzweif llun st at kein Gefühl der Verachtung snm rie , nur unendliche-Z Mitleid und lheiszen Schmerz-, der sich hier aus weint, von Menschenneugier unerspäht. Unter dem Deckel des einen Stein huches hat sich ein intenpaar sein Nest erbaut. Das chickfal spricht aus den Daten der Grahschriften. Hier ruht kein Mensch in der Fülle der Jahre, nur Alte, denen das Dasein nichts mehr zu geben hatte, und Jun e, sdie nicht den Muth fanden, des chicksals Wende abzuwarten. Das schönste Grabmal, in rothem Sand stein, meldet das Drama eines Lie hesOaaresx Adolf W.« geb. 14. Mai 1879 Marie R» geb. 12. Nov. 1880 gest. s. Aug. 1902 Er Zik, sie 22 Jahre alt. Bei einigen Jnfchriften ist der grau iEumen Thatsache ein Mäntelchen der üge umgel)ängt: »Beirn Baden er trunten« oder ,,Verungliielt". Da zwifchen eine Tafel: »Ein Opfer des Eifenbahnunglücks vom I. Pfingst feiertag 1896« mit dem Spruch: ,,Durch anderer Schuld gingst du auf rauhen Wegen, für uns noch viel zu früh dem Tod entgegen.« Aber liebe volle Beschönigung findet hier keinen Glauben; durch fremde Schuld Ver ungliickte werden hier nicht beigesetzt! Mehrfach wiederholen sich die von frü heren Gräbern-auf spätere übernom menen Verse: Du haft den Frieden nun gefunden, Wonach dein Herz so lang geschrit, Und endlich hast du überwunden, Der Tod bat alles aitsgeföhnt, . Du ruhst so sanft in tühler Waldesstille, Was auch geschah, Besll Par ja Gottes ii e sowie die folgenden: Im tiefsten Unglück suchtest du In liihler Walde-Zierde Nuh, « zu tämvftest hart mit bittrem Leid, Nun fchlurnmre sanft zur Ewigkeit nnd der Spruch: Tu schiedit von uns-, olni uns zu sagen deinen Schmerz, Deiner werden wir nie vergessen, biss- wir wieder sind vereint. Die Jahreszahlen reden eine grau same Sprache. Ein 76jiihriger ruht neben einer Mädchentnospe von 18 Lenzen. Ein 20jähriger Jüngling und seine 17jäh rige Geliebte sind gleichzeitig ,,beini Baden ertrunten«. Der gleiche Hügel umfängt sie, denen die Spender des fchmucklofen Kreuzes noch eine Un wahrheit ins Grab mitgab-en, die um so auffälliger wirkt, als in der Nähe ja überhaupt keine Gelegenheit zu ge meinsamem Baden sich findet. Aber die Lebenslüge steigt mit hinab in die Verwesung, sie scheut vor nichts zu rück als dem »was die Leute sagen werden«. Dann aber folgen die vie-. len, vielen Gräber. die kein Abschieds-«. ioort, nur eine bedeutungslofe Num mer trugen. Das find die letzten Stätten jener namenlosen Fremdlinge, deren Leichen niemand kennen wollte, um deren irdi sche Reste niemand sich bewarb, die das Geheimniß ihres selbstgewählten To des trotzig mit ins Grab nahmen, da mit keiner ihren Beweggrund erforsche. Ob sie der waltenden Gerechtigkeit sich entziehen wollten, ob Lebens-hun ger oder Lebensiiberdruß ihrem Da sein ein Ende bereiteten, wird nie ein Mensch ergründen; der dunkle Sarg bettet das Räthsel ihrerErdentage tief unter den grünen Rasen, wo es vor Neugier sicher ist. Unbemertt fast, ge mieden vonc Schwaan der Ausfliigler liegt der Friedhof der Lebensmiiden im Walde versteckt, der Wind weht drüber hin, die hoben Wipfelkronen der rothftämmigensiiefern umrauschen ihn, Eichhörnchen haschen zwischen den Gräbern durch, der Grünspecht klopft nebenbei sein munteres Gehämmer, Fint und Hänfling zwitfchern im Grünen —- so finden die armen Men schen wenigstens im Tode den Frieden der in ihr lebendiges Herz nicht einzie hen wollte Albert Vorde. Das Erdbeben in Kalabrien. Ueber die Erdbebenschäden in Kala brien werden über Rom weitere schrei tenerregende Einzelheiten berichtet. Das Berl. Tagebi. läßt sich melden: Die nach Ferruzzano entsandten Aerzte und Soldaten kommen nur nach über windung der größten Schwierigkeiten an ihr Ziel, denn die Landstraßen sind vom Erdboden verschwunden, und die Leute müssen sich mit Lebensgefahr aus Saumpsadenspsortbewegen, wo sie bei jedem Schritt in Erdspalten und Schlamm versinten. Nicht einmal die Maulthiere kommen mehr vorwärts, so daß Meditamente und Lebensmit tel von den Soldaten selbst nach dem Unglücksorte getragen werden müssen. Von dem Städtchen Ferruzzano sieht man nur noch einen einzigen kolossalen Trümmerhaufen, aus dem die Ruine der Kirche herausragt. Sämmtliche Häuser des phramidal an einem Berge erbauten Ortes sind iibereinander ge stürzt, nicht eine einzige Mauer hat der Elementargewalt widerstanden. Das ganze einst so reiche und blühende Städtchen ist ein wüstes Chaos von Schutt; nur die Kirche ist wie durch ein Wunder theilweise verschont geblieben. Das Dach stürzte ein, die Fassade stürzte ein, aber der Hochaltar blieb ste hen. Andere Altäre wurden von der Erde verschlungen, aber die Seiten tvände blieben stehen; über dem Trüm merselde liegt das Schweigen des To des mit seiner ganzen erschütternden Tragit. Die wenigen Einwohner, die sich zu retten vermochten, sind von Ent setzen gepackt, entslohen, nur ein Dut zend Personen etwa will sich vom Gra be seiner Lieben durchaus nicht trennen und starren die Retter mit den Augen des Wahnsinns an. Ein entsetzlicher Leichengeruch verpestet die ganze Ge gend; um überhaupt arbeiten zu kön nen, müssen sich- die Soldaten Mund und Nase verbinden. Dabei regnet es fortgesetzt in Strömen und ein eisiger Wind läßt Blut und Adern erstarren. s Um zu den einzelnen Unglücksstätten len Vieren über halbeingestürzte oder vom Einsturze bedrohte Gebäude krie chen und über Mauerweri klettern. Sie setzen fortwährend ihr Leben aufs Spiel, aber die tapferenSoidatenlen nen keine Ermüdung, wennschon sie be- l reits seit zwei Tagen mit geringer Un terbrechung in Sturm und Regen am Rettunnswerke arbeiten. Leider hatten bisher die Rettungsarbeiten nur we nig Erfolg. Es wurden zwar Hunder te von Leichen, aber nur wenig noch lebende Menschen aus dem Schutte her vorgezogen. Unter den heute geborge nen Todten befinden sich viele junge Mütter mit ihren Säuglingen an der Brust. Die Leichen werden in Erman gelung eines Lokals in langen Reihen im Freien niedergelegt, wo Wind und Regen sie peitschen und die Verwesung beschleunigen. Aber wie die Massen von Leichen in die freie Campagna hinausschaffen, wo doch die Retter selbst nur durch kühnes Voltigiren ins Jnnere der zerstörten Ortschaften vor dringen konnten? —- Troydem erlah men die Soldaten in ihrem aufopferu den Werke nicht, immer in der Hoff nung, vielleicht doch noch den einen oder den anderen den Qualen des Erfül lungstodes zu entreißen. So wurde heute ein kleines Mädchen ausgegra ben, das von einem Schranke wunder bar beschützt worden war. zu gelangen, müssen die Retter auf al-? Der Erzbischof von Meggio, Karm nal Portanova, der mittels Automobil nach Ferruzzano gelangen wollte, konn te bei dem schrecklichenSturm nicht wei ter, mußte aussteigen und versu te dann mit seinemSekretär zu Fuße ich durchzuschlagen· Der Minister Lam va, der gleichfalls nach Ferruzzano wollte, blieb, da die Bahnlinie über schwemmt ist, acht Stunden lang sammt seinem Zuge stecken. Das Bild, das Augenzeugen von der Schreckensnacht entwerfen, erinnert an das Schauspiel des untergehenden Pompejis. Ein Gutsbesitzer Namens Scordio hatte soeben das Licht ausge löscht, als sein ganzes Haus zu zittern und zu beben begann und ein unterir disches Geheul erdröhnte Zugleich theilten sich dieWände des Schlafge machs und neigten sich nach außen. Schnell entschlossen eilte Scordio in das Nebenzimmer, wo fein Kind bei der Bonne schlief. Er ergriff das Kind » und eilte von Todesangst beflügelt ins I Freie, wo von allen Seiten ein Hagel. von Steinen sich auf die Flüchtlinge ergoß. Jn den engen Gassen schob und drängte sich bereits heulend, betend und wimmernd die Menge der Fliehen den, die sich gegenseitig überrannten, niedertraten und zu Boden stießen. Der Hagel der Steine schlug von rechts »und links in die Menge. Es fielen ganze Gruppen unter den schrecklichen Projektilen, andere versanken in Erd Ispalten, die sich plötzlich geöffnet hat 2ten. Hunderte wurden vom einstiirzen den Gemäuer erschlagen und bedeckt. Auch der Gutsbesitzer Scordio, der im mer noch das Kind in seinen Armen hielt, wurde mehrmals von Steinen ge trofsen und von der Menge niederge s worfen. Aber es gelang ihm jedesmal, isich wieder aufzuraffen und endlich in die Eampagna zu fliehen, wo er zu To de erschöpft niedersank. Hinter ihm gellte das Geheul der Aermsten, die die luntergehende Stadt mit sich riß. Als Srordio die Augen aufschlug, lagerte über der Stelle, wo Ferruzzano gestan den, eine dichte riesige Staubrvolte. Mittlerweile hat man drei noch le bende Personen, einen alten Mann und zwei Kinder ausgegraben: ein dürfti ger Lohn siir die unerhörten Anstren gungen der Retter, die sich mit Todes verachtung in das Ruinenlabhrinth wagen und statt auf Lebende nur aus Leichen stoßen. Uebrigens herrscht nicht nur im f eigentlichen Erdbebengebiete — das ibeißt östlich von Reggio —, s sondern in ganz Kalabrien ei s ne beareifliche Panit. Nach dem J Erdbeben von 1905 glaubte man i die finstern Mächte der Erde besänftigt. lJeder fragt sich voll Angst: Was wird die Nacht, was wird der nächste Mor gen uns bringen? Die Bevölkerung tampirt in ihrer Furcht im Freien ; oder in Biehwagen, die die Eisenbahn direltion zur Verfügung stellt. Bei dem abscheulichen Wetter ist aber leider ein Ausbruch von Epidemien fast unver meidlich. Allerdings ist diesmal die Erdbebenzone weit beschränkter als 1905. Aber der Verlust an Menschen leben ist diesmal unendlich größer, denn während damals die Katastrophe Abends eintrat, als dieLeute noch auf dem Felde waren, überraschte das Verderben die Unglücklichen diesmal im Schlafe. Obschon die Erdstöße noch immer anhalten, beginnen die Flüchtlinge nach den zerstörten Ortschaften zurückzukeh ren um ihre Todten zu suchen. Es spielen sich herzzerreißende Szenen ab. Da sieht man Kinder mit Nägeln im Schutte wiihlen Man hört sie ver zweifelt nach Vater und Mutter rufen. Da und dort wachsen menschlicheGlied maßen aus dem Geröll hervor. Hände, die im Todestampf ins Leere greifen, Beine und Füße mit schrecklichen Wun den und von Wespen und Fliegen be deckt. Am Eingang des Städtchens Ferruzzano lauern wie träumend zwei Greise. Sie bewegen sich nicht, sie sprechen nicht. Sie scheinen Bildsäulen geworden. Die Aermsten haben ihre Familien verloren und sind wahnsinnig geworden. Dies Leid theilten viele der Ueberlebenden mit ihnen. Eine ganz in Schwarz gekleidete Frau tlettert auf das Geröll des Hauses und predigt sie sei von Gott im Zorne geschickt, um die at Sünden des Volkes zu strafen. Dann rauft sie unter wildem Schreien die Haare und tobt , bis sie ohnmächtig niedersinkt. Jn Brancaleone rief ein neuer Erd stoß bei der Bevölkerung eine Panik « ——-s..« hervor. Jn Ferruzzano wurden unter — den Trümmern eines-Hauses 4000 Lire gesunden, unter den Trümmern eines anderen liegen 40,000 Lires. Naturbrückem Jm siivöstkichen Theil von utah, « am Südweftabhang der BlueMoun tains, weit von den Hauptverkehrsss sttaßen, in einer fast unzugänglichen Gegend, befinden sich eine Anzahl von Natur-brüsten, deren Größe von weni gen bis zu dOOFuß schwankt. Die drei der größten gehören zu den Scheus- - würdigleiten der Welt. Sie liegen innerhalb eines Umkreises von 3 bis 4 Meilen, und man kann in verhält nißmäßig geringer Entfernung von ihnen viele kleinere finden. Da die Eisenbahn ziemlich entfernt und die Reise dorthin auch sonst mit Schwie rigkeiten verbunden ist, haben nur we nige Leute diese erst vor Kurze-F ent deckten Sehenswürdigkeiten besucht, und man weiß noch wenig über sie Erst im Laufe der zwei letzten Jahre " sind diese merkwürdigen Bildungeneb was gründlicher erforscht worden. Im Jahre 1905 besuchten Bewohner von Salt Lake City diese Gegend. Ei nige Gelehrte aus der Reisegesellschast nahmen ausgedehnte Untersuchungen T und Messungen vor und machten zahb : reiche photographische Ausnahmen. " Natürlich gebenBilder nur eine schwa ehe Vorstellun von der Großartigkeit dieser gigantischen Strutturen. Die drei Utahbrücken liegen in dem White Canon, der zum Colorado River , führt, wie überhaupt alle Natur brücken dieser Gegend in demColorado benachbarten Schluchten liegen. Die großen Brücken liegen in wahren Ein öden, faft 180 Meilen von Cortez, dem Ausgangspunkt für Reisen in Es diese Gegend. Man muß sie größten- «; theils zu Pferde zurücklegen. Die Di- « mensionen der Brücken, wie sie durch sorgfältige Messungen festgestellt wur den, geben ungefähr einen Begriff von -- , ihrer Großartigkeit. Die größte, die « Augustabrücle hat eine Spannweite von 845 Fuß, ist 475 Fuß hoch und 82 Fuß breit. Der Bogen der Caro linabrücke hat 260 Fuß Spannweite . nnd ist 200 Fuß hoch. Die kleinste der T« drei ist als Kleine oder Edwin-Brücke - bekannt. Sie ist aber durchaus nicht « klein mit ihren 220 Fuß Spannweite nnd einer Höhe von 180 Fuß· Alle diese Brücken überspannen trockene Schluchten, da die Gegend meistens« ohne Regen ist. Diese Verhältnisse .. bestanden jedoch nicht immer, wie die ausgedehnien Erosionen bezeugen. Der Bau der Brücken ist recht merkwürdig.z « Sie sind eigentlich Gesteinsadern in einer Sandsteinregion, welche quer durch die Mesas (Tafelberge) zu an-. " dern Parallelschluchten führen, wo sie«,.»»I wiederum Brücken bilden. Diese Adern III-? sind eine Mifchung von Kalt und Sandstein: die ganze Gegend liegt aus " einer Kalisteinschicht. welche wieder - auf Granit ruht. Wenn man diese riesigen Strick-« turen betrachtet, wundert man sich, wie Js« die Natur nur mit Hilfe des Wassersj eine so enorme Arbeit bewältigenjg konnte und man fragt sich, wie langeisz sie wohl dazu gebraucht hat. Die Ber- -, hältnisse dieser Gegend waren einst r· viel günstiger für die Erosion durch Js .Wafser als gegenwärtig. Für die Bil« zdung derartiger Strutturen ist es un bedingt erforderlich, daß der Kalt-F stein aus dicken, massiven Lagern be steht und nahezu frei von Zwischenh gen aus Sandstein oder Schiefer ist. Das Wasser findet feinen Weg entlang der abwärts sührenden Linie, welche durch die Schichtung des Gesteins ge bildet wird. Es enthält Säuren aus der Luft und der Begetation, welche einstmals in dieser Gegend viel reich licher war, und durch Auflösung ent stehen dann langsam sog. Senklöcher Von hier aus wirken die Säuren auj die ganze Umgebung, so daß eine Rei gion wabenartig mit einem ganzer Netz von horizontalen und vertikaler Gänen durchfetzt werden kann. So bald iese dann groß genug sind, un dem Wasser freien Durchsluß zu ge ftatten, werden sie durch mechanisch Erosion vergrößert und vertiest. S schreitet die Aushöhlung fort, die Dä? cher der Gänge werden schwächer untä»r fallen schließlich ein. Auf diese Weis sind viele Schluchten entstanden; w aber Theile desDaches bleiben. bildet sie eben natürliche Brücken. Bei der Utah-Brücken kommen wahrscheinlie die Struttur der Gesteinsader haupt sächlch für ihre kolossale Größe in Be tra" t. - Noch eme andre, eigenartige Yearur briicte befindet sich in New Mexicr Ihr Bogen hat zwar nur 60 Fu Spannweitez sie ist aber deswegen be H merkenswerth, da sie nicht durch Was ; sererosion, sondern durch Flugsank ausgehöhlt wurde, der ja so viel-As schöne und phantastische Verwiite F runasiormen im trockenen SudtvesteH NoNsamerikas geschaffen hat. Einer Frau in Marion, Ohio, h - das Korsett das Leben gerettet, weile « die Kugel abhielt, die für sie stimmt war Leider ist das nur eit« schwacher Trost sur die vielen Leber J die es gefährdet hat.