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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 1, 1907)
H HJHPZFEÄÄÄÄPEOØEOEEÆOOEG Weiser Nim- m der Gegenwart-Von E. Gaum l.-sk. s. .·-. .k. .(-. .i. s-. .t. .memQ-LICQQOGQQOQIOD HOPVOOOO svvsvvvvvvvs (1. FortsehungJ i 2. : In leichtem Geplauder saßen die Mir deieinander. Schenpo ein be . - rer Weinkenner, hatte die Aus 3 Isahl der Getränke, Philippowitsch, tin bekannter Gourmet, die Zusam Z eneenstellung des Soupers übernom T« ven. s« .- ,Die Kellner in ihrer schneeweißen Tracht. die rothen Schärpen kunstvoll Je die Hüften geschlungen, waren nach tussischer Art in Ueberzahl do Iandem Unaufdringlich überwachten b die Tafeln Lautlos glitten sie hinzu und wechselien die Teller und. sesiecke erriethen förmlich die Wünsche - der Gäste und kamen ihnen oft zuvor. z- z- das prachtvolle Lokal glänzte in Be - l leuchtungtfiillr. Ratt-beschirmte Ker i gen standen in silbernen Leuchtern ne ien gefüllten Blumenvasen auf schön en Tische-L Ein Ventilaior gte fiir gnte Luft. Und die schnell ; elten Rollen in dem elektrisch " ieiriedenen Orcheftrion brachten eine m den Rassen schwärmerisch geliebte Osafelmusik die fiir jeden Fremden J:««I durch das fiete fchnarrende Nehenges - kräusch der sich drehenden Walzen auf j Edle Dauer usw«-«- Js wird Doktor von Randell hatte seine E gsslirke durch das Restaurant schweifen Lassen und schaute jest sinnend auf die ihnen servierten Satuslaiabletts, zselche die erlesenfien Deliiatessen der :"Saison und die theuersten Lilörsprien enthielten. Dai, was ihnen hier als --Uagenwiirze und Appetitanreiz dar i en wurde, machte in andern Län den Höhepunkt aller Gastmähler M. Und doch derspeisten es seine Kollegen mit einer fast gleichgültigen Minute wie etwas Alltägliches. se konnte sich nicht enthalten, seinen Gedanken Ausdruck zu gehen. «Ruß M ift das Land der Gegensätze,· Zthgte er. »Wer würde mir wohl im sing-teure ziemt-m mit welch raffi niertem Luxus man hier lebt, wie man fein Geld verfchleudert?« H »Jet, wir verstehen es, breit und DR crazie zu leben!« —- ;-- »Nein. Scharjowf widersprach YOU-Null breit —- dielleiehtz aber crnzie fehlt entschieden Große gien Schwelgereien und Spiel ver W Unfunnnen Das Geld ist « , ohne daß das Amiifetnent beson warf »Als-leben Sie, lieber Kollege, das nwtt auf die Auffassung an. Wir soffen sind eben nicht fo berechnet und s gstlieh wie die Deutschen. Wir phi lofobhieren und dozieren weder vorher T- nachher-. Gibt der Deutsche von dert Rubelsn zwanzig aus-so quält . sieh wochenlang mit Selbstvorwiir . weil er ein Fünftel feines Vermö mjubetj het. Medium-s sind « - s! Haben wir hundert Rubel, fo niiiftren wir uns für hundertfiinfzig s s freuen uns über das gehabte Ver "gen. Jch zum Beispiel bin so ver Was , »Ich auch ich fchee mich den Teufel « — die Rechnung, wenn mir bestätigte Schelpusn la · I »Wenn man im Leben immer rech -, dann ift der Reiz foet!« «Uber, lieber Philippowitsch und - , meine herren, gestatten Sie mir Frage: kennen Sie nicht das, was n einen moralischen Kater nennt? Ihnen das Gefühl Schulden zu s- ,anen zahlen zu müssen : Izu Men, wovon nicht peini »Im mol, met »Mcn findet immer noch, womit n zahlen kann Gott verläßt sei guten Wanka nie!« « spkic schütteln den Kopf unv! « gehen Sie durch die Straßen, nnd ; Sie sich das unbeschreibliche: »die Bettler an.« » JEAN-, verderben Sie mit den Ge s iiiii an dem vorzüglichen Kaviar !« tief Schelpugin. »Wir tanmeln am Rande eines Ab ndes-,— tvir wandeln auf them Vul ,9’ entgegnete Boeis von Randell k vDie Tischgenossen tauschten ge «.-,·-- ilte, etwas spöttische Biicke - so mehr müssen wi! die Zeit . . bis die Eruption erfolgt. M der große Kladdeeadatsch. . werden wir schon unsere Pflicht - Idee bis dahin —- bah,« Phi tfeh machte eine verächtliche Be s » «dntmn profit, Kollege trin Gen ein Glas, und lassen Sie Jhre « losodhieeereien Sie neh M Laune. Profit es lebe Müh AugenblickF mit innerem Wider nn und lenkte das Gespräch endete Bahnen. Er fühlte, Ort siude waren niciztD geegrguet zu Wen ie er an Wie-W rasch die verlorene Und bald eise nnd Use, die kleinen denke sit sum be III den IMIMUHMU "’I- I v I v - - s Balken hin. Er trank viel und mit Jedem Glase vergaß er feine Soraen mebr und wurde lusti- und ausge lasfen wie die übrigen. Seine Pari fer Erlebnisse gaben auch ibm Stoff qenug fiir Beiträge und Unterhal tung. Inzwischen war die eit aetommen, wo die meisten Vor llunqen der Theater beendigt waren. Das Pu blikum strömte in die Sitte und füllte sie bald. Zwei junge Offiziere schrit ten an dem Tisch der vier Herren vor bei und blickten sinnend Rapdell an. — Der eine blieb stehen« legte die Hand salutierend an den Heim und fragte: .Habe ich das Vergnügen, Baron Randell vor mir zu sehen? —- Graf , Markt.« Boris sprang empor. Sein er Istauntes Gesicht verrietb. daß der junge Graf ibrn gänzlich unbekannt war. »Mein Name ift allerdings JRaydelL Doktor Borii von Randell.« »Sie stammen aus Rat-demzuf Vontaunen bei Riga?« fagte der Of fizier weiter und fuhr fort: «Und Jbr Herr Bruder Friedrich steht bei der Leibequipage in Petersburg und ist seit einem Jahr Adjutant des Groß fiirsien Nikotai —« »Auch«das ftimmt,« antwortete Bo ris lächelnd und ergriff die ihm ent gegengeftrerkte hand. welche die seine freundschaftlich preßtr. « »Das freut mich aber wirklich herz- « lich," sagte Graf Macke liebenswür dig; »ich habe Sie sogleich an der Aehnlichkeit erkannt und fielle mich O anen als Freund und ehemaliger Regimentskamerad Friedrichs vor. Als ich im vorigen Sommer auf Ray oellhaf war, streifte-l Sie gerade im Auslande umbek und besuchten, fo oiel ich mich erinnere, Berliner Mini ten. Ich sah Jhre Bilder —" »Ab. nun bin ich vollkommen orien tirt, Sie sind Jlja Andrejewitsch der die Karten an mich grüßend unter fchrieb, der liebe, gerngefehene Gaft tn meinem Elternbaufe?« fragte er, nun selbst erfreut. »Der bin ich. und hier stelle ich Jn nen einen weiteren Bekannten Jhrer Familie vor. Rola, bitte, tritt heran, mein Sohn! hier haben Sie Kola Alexandrowitsch von Wittel, derSohn des Geheimen Staatsrath von Mittel aus Riga.' Nachdem Rahdell auch diesen he griißt hatte. stellte er seine Bekann ten den Offizieren vor. Auf eine Aufforderung nahmen diese auch so fort bereitwilligst an dem Tische Platz und vervollständigten die Ta felrunde, welche in immer angereg tere Stimmung gerieth. Die sit-ill sten hatten durch ihren Verkehr viele Beziehungen mit Maske und WitteL hatten sich auch wohl mit ihnen auf Bällen und Routz getroffen So war keine Sorge um Stoff zur Unterhal tung. Doktor von Rahdell plauderte bei ionderj mit dem Grafen Macke iiber seine heimuth und seine Familie Aus vielen Fragen und Andeutungen qlauhte er bald entnehmen zu können, daß der hübsche junge Offizier ein tieferes Interesse siir seine zweite Schwester Olga gefaßt hatte, was ihm durchaus sympathisch war. ·«Run, hoffentlich legt Jhr here Vater doch noch einige Stunden zu ; ·und verschieht seine Abreise. so daß ! ich noch morgen Vormittag Gelegen- . heit habe ihm meine Aufwartung zu ! machen lieber herr Doktor?« · ( ,.3a) Turme. Vater wiev, me er ; es beabsichtiat, mit dem Uchtudrzuae « die Heimreise antreten. Er ifi ein Starrkopf. der stets ausführh was er sich einmal vorgenommen hat. Und er ist durch und durch Landmann: der ftädtifche Boden iit nicht fiir ihn ge eignet. Auf Raydellhof ist er der König, und- wenn er dann und wann in die Stadt kommt, so heißt es: da ist ja Baron Nahdell, und die Riaens fer begrüßen ihn· —— Das fehlt dem alten herrn hier in Moskau. wo er in der Menae nndeachtet untertaucht,« entaeanete Boris lächelnd. »Ja, er ift ein ganzer Mann nach der alten Schule: Patriarch und Th rann in einer Person. Ein Typus den ich ungemein verehre —« »Sobald Sie nur als Gast im hauje weilen!« scherzte der Sohn. »Fr1edrich als Jhr Freund wird Ih nen doch wohl so manches erzählt ha ben von der eisernen Disziplin auf Randellhof?« »Gewiß, herr Doktor, und die lei denschaftliche Verehrung Jhres jün geren Bruders für Sie basierd nicht zum mindesten auf der-Energie, mit der Sie Jhr medizinisches Studium durchlehten ——« »Und mit der ich mich für alle Zei ten zmn »ichn-arzen Schaf« aller Ray dells stempelte, die ej bisher ar, unser Landwirthen nnd Theo gen Mk Oisidiemn noch nie zur profa Ien —- —« W sprach du«-flieh zerer nnd verwirrte sich so atmen fällig« daß Maete ihn erstaut betrach tete und dann. seinem Blicke folgend. sich nach der Eingangsthiie zum Saale umwandte. Dort erschien jetzt eine ganze Gruppe laufenden eleganter beeren und Damen. Boran schritt ein Of fizier und eine hochgewachsene junge Dame in Balltoilettr. deren Schultern und Ausschnitt durch eine Sortie de Bal aus Spisem Chiffon und Der melin bedeckt waren. Sie trug den ttassifch schönen f stolz in den Nacken geworfen. - n ihren hochge pussten blauschwarzen haaren wieg ten sich zwei rathe Rosen, die von ei ner blitzende-i Brillantschleife festge halten wurden. Die linke band raffte graziös die Schleppe, die rechte trug diese Bewegung zeigte einen wunder voll madellirten Arm und eine be riictende Grazir. Graf Maske lachte seht leise. «Aha,« sagte er, »die Königin ziehet ein, die Beherrscherin der Mockauer Satans. Jn Peteriburg, der Residenz des Ho fes und der höchsten Beamtenschast würde Maria Seegejewna neben den Schönheiten des Adels verschwindet-. Hier herrscht der Kaufmann, der Bür ger var, und darum sieht fie,. alsTochs ter eines der einflußreichsten Großin dustriellen. an der SpiheP »Die beste Partie der Stadt.« fiel ihm Philippowitsch ins Wort. .und .ttng wie schön! Kollege. sollten Sig Ludsichtea bekommen so rpaidimu jSie nicht nur mit mir, sondern ein lfach mit allen heirathssiihigen Kapa Ilierenf »Wer ist denn diese junqe Dame?« fragte Paris leise und vorsichtig, denn sie kam mit ihrer Begleitung jetzt an seinem Tisch vorüber. Sämmtliche herren sprangen em por und verneigten sich tief. Die Vor beigehenden erwiderten die Begriiß ung, und auch das schöne Haupt Maria Sergejewnaö ientte sich mit tühlern Ausdruck um einen Zoll breit· Jhre Augen glitten gleichgültig über die Fremden. Auf eine Sekunde be gegnete ihr Blick sich mit dem des ihr noch unbekannten Balten, und unver kennbar malte sich auf eine sliichtige Setunde ein schnell verhuschender Ausdruck des Crstaunens auf ihrem Antlit. einen Strauß langftieliger Rasen, den l sie gerade wie einen Fächer schützend; var das lachende Anfjitz führte. Und? standells Marsericheinung. seine· weit über das Mitelmaß hinauska gende Größe, sein auffallender Kon mit dem goldblonden haupt- und Barthaar, den ftahlblauen Augen und den grellrothen Norden konnten eben nie und nirgends übersehen wer den. Daran war ee von Kindheit auf gewöhnt Auch sein Vater seine Ge schwister erfreuten sich der in der Fa milie vorherrschenden körperlichen Vorzüge. Man nahm wieder Platz Die Kell ner trugen neue Gerichte auf, und während des Speisens wiederholte Boriz don Randell seine Frage. .Bon Tarafow haben Sie doch schon gehöri? Sein Name ist doch be kannt?« »Von dein Tarasow der die vielen Fabriten und Beegwerte hatt« meinte der Arzt. »Ja, von dem nämlichen sprechen wir. Außer den Großfiirsten and dem Zaeen sele ist er wohl mit der reichite. wenn nicht der eeichite Mann Rußlands. Er hat eine Arbeiterin nree, eigene Bahnen, eine eigene tleine Mariae ——·« .Und neben einem halb oerlotteri ten und ganz derive-often Sohne zwei entzückende Tochter, eben diese Maria und dann noch Katia, die ietzt noch in Pension ist, um zur Sache zu toninren,'· ergänzte Graf Matte. »Wenn Sie wollen, iiihren wir Sie bei Taraiowk ein. here Doktor?« »Das ist eine liebenswürdige Ein ladung, die ich nicht abschlage, « ent gegnete Vorit »und ein ungebor, va- Iooyi ein Graf Maae fo schlechthin machen und durchführen tat-ri.m warf Scharfin dazwischen, «nieht aber wir, die wir Hals Tanzherren und Füllfel im Pa Hlais Tarafow eine recht untergeord nete Rolle spielen." »Scharjow trifft den Nagel auf den shon meinte Schelm-gin. »Auch uns hätten Sie diesen Vorzug erft all mählich genossen!« »Die hauptiache ift ja, daß er mir wird,« fagte Rahdell lächelnd. »Ehe ich aber in einein fremden hause Be suche abstatte, pfleae ich mich näher zu informieren. Machen Sie Jhre Freundlichkeit voll, Graf Macke, und erzählen Sie mir mehr von der Fa milie!" Die andern begaben sich wieder zu dem vorher abgebrochenen Ge sprächsftofsi dem Uebergewicht des Moskauer Toros de Ballet über das Petersburger. zurück. Der junge Of fizier, der als Nachbar Randellj auch der aeeianetfte war, übernahm es, die geforderten Jnftrultionen zu geben. »Viel ifi da nicht zu berichten,« be gann’er. .Serai Waffiljewitfch Ta rafow ifi ein Gefchäftsgenie, ein Kö nig in feinem Reiche, dem er jeden Gedanlen und jede Minute widmet. Daheim ifi er das giitinfie Kind, zu frieden; wenn er gut speisen kann und bei den Seinen vergnügte Gesich ter sieht.« Es ifi bekannt, daß er Frau — k und Kindern nichts abschlagen tann —« » - »Ah, darum ist wohl auch- der Sohn so verdummelti« »Iraglos, besonders da er der Ab gott der Mutter ist, die jeden dum men Streich des Burschen von jeher dem Alten verbarg und selbst gut iesz. Andrei Taoasow bewohnt mit eigenem Personal eine eigene Villa,«in der es wiist hergeht, wenn er nicht ge rade in Monte Carlo, London, Pa ris oder Baden-Baden steckt. Er läkt Pserde rennen, hat« seine Jachten aus der Kieler Woche oder bei Coweg, und ist seit turzem Automobilist.« »Und wie verhält sich der Alte zu solchent Bummellebent Das wäre ein Bürschchen siir meinen Vater.'« »Ich bitte-Ste, Baron Rahdell hätte ihm Vernunft beigebracht. Ta rasow dagegen läßt ihn gewähren. ist sogar noch eher stolz aus das tostspie lige Spielzeug seines Herrn Sohnes» Er zahlt, ohne mit den Wimpern zu zucken, seine horrenden Verbindlichkei ten und entbehrt ihn iii seinen·Ge schäften gar nicht, weil er nie mit darin war. Er selbst lann sich mit Arbeiten ohnehin nicht genug thun!« »Und wie ist die älteste Tochter?« sugte Bari-, sein Brot zerlriimelnd, sroh, endlich zu dem zu gelangen, was ihn am meisten interessirte. »Ja, wer weiß das, sein lieber Herr Doktori!« erwiderte Macke ach selzuclend »Sie ist schön, tlug und eine vollendete Weltdgmr. Frau Ta raow leitet das hauz und gibt der tschsucht unablässig neuen Stoff, selbst heute noch· Erst seit kurzem duldet sie in der entzückenden Tochter eine Ridalin im hause. Das Ber hältnisz zwischen ihr und Maria scheint eislalt. Man weiß nur. daß sie die Töchter jahrelang im Sacke Coeur in Paris hatte und dann in Begleitung einer deutschen adligen Wittwe, einer Gouvernante und einer Zose durch die Welt hegte. Maria Sergeiewna lebte in allen Kunstgen tren Europas und ist erst seit einigen Monaten hier, nach langem Ausent httan Rom.« , »So ist sie jedenfalls hochgebildett« »Zweifelsohne: aber sie gibt sich wenig aus« Eine anscheinend große Verachtung vsr unserer Kultur und uns Russen erfüllt sie. Wir sind für sie nicht dolktoertbig.«· »Und woraus enMInt man das?« forschte Boris gespannt »Aus ihrer ganzen kalten Haltung. Leute« die sie im Auslande gesprochen haben, behaupten, daß sie dort ein an derer Mensch gewesen sei! Man mun telt sogar — aber das halte ich fiir Geschwöh — sie sei irn Kreise ausge wiesener und bekannter Revolutionäre gesehen worden!« JAlso eine Romanheldin et ver steckte NibiliftinE Das hätte i? nicht vermuthet!« Graf Macke zog lachend die Schul tern hoch «Glauben Sie das Ge tratsch bloß nicht. Ich bin viel bei Tarasows, ich bin ein eifriger Tän zer der schönen Maria und plaudere oft stundenlang rnit ihr. — Sie ist wie jedes andere oielurnworbene Mädchen eitel, tokett und wird iiber turz oder lang den Mann unter der Heerschaar ihrer Freier beglüaem der ihr arn meisten zusagt. Man erwar tet von Woche zu WW ihre Verlo bung, die beide Eltern glühend wiin schen sollen.« «llnd Sie erzählen das alles so ob jektiv kühlt« »Wie ich mich, Gott sei Dank. auch fühle. Die reiche Maria brauche ich nicht zu erjagen, und was das schöne Mädchen anbetrifft, so liegen meine Wünsche auf andern Gebieten! Jch lasse sie den Mitgiftiiigern.« Doktor Raydell fühlte einen gehei men Stich· «Nun.« sagte er, »die Dorne sieht derart aus, daß man sie wohl aus Liebe wählen litnnte!' »Das stimmt wohl. Aber es ist nun einmal der Fluch der reichen Mädels-m das- sie meist der Gegenstand einer Spekulation werden! Ei ist eben ein zu bequeme- Mittel, sich durch eine heirath zu rangieren oder in geordnete Verhältnisse dies Lunis lind Wohlleben gestatten, zu! versehrt-» s «Ein Mittel. das Sie verabscheuen, Graf Made?« Paris fragte es ge spannt. »Verabicheuen? Nein! Dazu ist es zu begreiflich und zu alltäglich. Man greift dazu, wenn einein das Messer an der Kehle sitzt. Gemein fände ich es nur, wenn man das Weib, welches einem den Reichihum geschenli bat, mit seinem eigenen Gelde in den Ar rnen sanderer beiriigen würde! Ge mein, wenn man um des Mammon willen eine geliebte Andere aufgibi. nur, weil man den Kampf mit dem Dasein schmi. Sie haben recht, wenn Sie sagten, unsere schöne Tarasew könnte auch obne Geld aus Liebe ge wählt werden! Und dennoch glaube ich, ihr iiefliegendes Mißirauen. ihre zahllolen Körbe daran zurückführen sur können. daß sie die Speiulaiionen durchschauir. deren Objekt sie war. Mir that Maria Serqejewna zuwei len leid. wenn ihre Bitterteit plshlkch durchbraelk Borit hatte bei den Worten des lie benswürdigen Offiziers erleichtert nasgeaidrnet Seine Blicke fchweisten iiber die fremden Menschengrnppen «sort nach der Ecke des Saales in der die Tarasowsche Gesellschaft Mai ge nommen hatte. Er beobachtete das Mädchen, dessen llassisch edles u d lluges Antlis aus sein ästhetische fithl eine tiefe-Wirkung ausübtr. »Den Kollege! Kollege Nahdell!« Paris fuhr erschreckt aus seiner Verfunlenheit empor. «Pardo — Lollege Schelpugin. Sie besehseap «Wir machen Programm fiir den angebrochenen Abend. Was wollen wir nach dem Dessert unternehmen?· »Ich bin lein Moslauer und mäß Jhnen die Wahl schon blindlings überlassen.« »Nun. unter uns herrscht noch Un zeinigleitl Schariow und Rittmeister Hvon Wittel stimmen fiir eine Zwi ;tenfahrt nach Yar und Strelna. Im ersteren gaftirt eine neue Pariser Caneantruppe, und in Strelna tanzt ein Korps berauschender Wolaatöch ter,« erklärte der junge. sehr vermö gende Schulbugin, der ein unverwüst licher Lebernann war »Ich bin von der PartieX warf Philippowttsch ein, »und Sie here Gras?« Maske tranl seinen Champagner lelch leer. »Ich hätte die Herren zu einer lleinen Bank in unserm Klub aufgefordert; aber ich füge mich der Majorität· Die Anziehungsvuntte des Petrowglyparles sind nicht zu verachten. Sie lennen Yar und Stelna noch nicht, Baron —-— —- Dok tor Rahdell?« uDie wenigen Abende hier ver brachte ich bisher ziemlich solide mit meinem Vater, der den allzu fu«-dü schen Nachtfreuden abhold ist. Aber mich wiirde die Sache schon als Ver gleich zwischen ähnlichen Elablifse ments Auslandes und den hiesi qen in e.ressiren Mein alter Herr schlummert hoffentlich sanft im Con tinentalhotel und wird fich daher über meinen Anschluß an die Ertursion nicht aufregen. Jch bin von der Par- » tie!" »Allo da idiom!« sLaszt uns ges dens) Die betten erhoben sich. nachdem der Zahllellner aus silbernen Tal-lett die Rechnung beigehracht hatte. ! »Wir rechnen später ab. Die Her-« ren gestatten, dtiß ich den sKassirer iviele!« sagte Matte. Er wars einen flüchtigen Blick aus die Summen. zog aus seinem mit Juwelen geschmückten und mit Gold gespickten Wappen ver zierten Parteseuille zwei hundertm delnoten und legte sie aus das Tal-lett. Dann verließen die Herren, nach verschiedenen Seiten Bestannte be grüßend das Lolal. —— Erst jetzt eilte der Zahllellner herbei und nahm( ichsunzelnd die Gelanten sort. Aus seinen Wink begannen die übrigen Bediener lautlos den Tisch abzuröwä men. — Jn zwei Troilen. geschützt durchs Pelze und Pelsdeckem rasten die Her ren durch das schlafende Moslain Die. Schlittenglöetchen und das leile schnei- 1 dende Gleiten der Kusen auf dem1 ins-schinden Schnee waren vie ein-l zigen Geräuschr. Lautlos riefeltenl weiße Eiifloeten vorn hlauschmarien Himmel. an dessen zerrissenem Gewölt H seit Mond und Sterne schon hier und s da siegreich durchbrachen. Die eilige Kälte hinderte die Fahrenden am» Sprechen. Paris von Randell genosH lchweiaend. hingerissen, den Zauberl der alten Zarenstadt Er blickte wie» trunken aus die doriiberiliegenden bii j zart romantischen Schönheiten derj echt russischeu Bauer-erte. — z Z. -T Die beiden Damen traten aus der? kleinen Vorhalle des Muleurns ausj den Lawruschenctij Pereulol, wo ihre Eguipage wartete. Der Diener, der neben dein Wagenschlag in militiiri scher haltung ihret harrte,’half ihnen beim Einst-eigen und legte die große Zodeldecke iiher ihre Knie. »Wie ich Dich unne. Margar, möch test Du Deinem Liebling noch guten Tag wünscheni« »Du kennst meine Leidens-hast« Maria; einen Tag in Moskau zu ver leben, ohne den Krernl zu hefuchen. das. wiirde ich fiir eine Sünde hal ten.« Fräulein Tarafow wandte sich lä chelnd dem Diener zu: »Alle Ioir fahren iider die Kamenny- Brücke und jdann durch das Borowislija - Thor auf den Krentl und halten wieder am Denkmal d-- Kaifers, Iwan!« Er legte als Zeichen des Verständ nisses die Hand an die Pelzmtiye mit dem silbergesiiekten lichtblauen Sammetdeekel, fchlofz die Thür und kletterte auf den Bock. Das Gefährt zfetzte sich in Bewegung. I »Von vek Seite bin Du noch nie hinaufgefahren, da wir nieift vorn Rothen Platz durch das Erlöferthor lamen, liebes FAer fuhr Maria zu der zyreitndin gewendet fort, und ihre Auaen blickten zartlich liebevoll. Schtoärmerisch warf die junge Deutsche den Kopf in den Ratten. »Ach, mir ift es ganz gleich, von wo wir kommen, wenn ich nur den Krer fehen darf! Du weißt gar nicht, wie mich das Vlateau mit feinen Schwi fern, Kliiftern und Kirchen in ihrer grandiofen, barocken Vunthett be raufcht. Wie es mich rii’-,et und er hebt, über die eigenartigen sinnen und thurrngekrönten Mauern auf die riefige Stadt mit ihren Hunderten von Kirchen, auf die bizarren bunten, vergoldeten oder oertilberten Kudpeln und Kreuze heradfehen zu können und dann den Blick über die Mozkwa mit ihrem alinernden Eisband. auf die fernen Ebenen, die nahen Sperlinas berge schweifen zu lassen! —— Moskau berauscht mich als Ort, auch wenn ich von dem Leben in Eurem hause ad fehe. das mir neue Welten erfchlofz!« .Deutfche. glückliche Schwärme rin!« »Spotte nicht« Maria, Du liebst ja Deine Vaterstadt, Dein Voll genau so wie ich!" »Und ob ich es liebe!« Das Gesicht der Sprechenden röthete sich in gebei mer Auswallunq· »Nun also! Ach. Liebste. daß Du meinen Besuch bei meinen Eltern durchsetztesi. das vergesse ich Dir nie, nie!" sagte Maraot Haßling selig. .Wabrhastig, mir sind hier neue Wel- - ten ausgegangen. Laß mich nur beim lornmen, o, ich will sie lehren, was Rußland ist. Sie haben ja in Deutsch land leine Ahnung davon! Sie schweigen förmlich in falschen An schauunaen,11nd, glaube mir, es gibt viele, viele Deutsche, welche wirklich noch glauben, daß biet Bären und Wölfe aus der Straße umherlaustn!« »Du darsst Russland aber auch nicht aus der Perspettive des Palais Tara sow anschauen und beut-theilen. Du schenla!« warnte Maria« »Der Besid gibt in allen Ländern seiner Kasie et was Nivillirendes. Der Kapilalii-« mus macht tnternational in seiner Lebenssorm wie in seiner Lebensans sassung.« Margot Haßling achtetk wenig aus diese letzten Worte. Sie blickte eifrig ans die Straßen binauö. »Man-rig. einzig!« meinte sie. »Ich brauche gar nicht an Euer Haus zu denken, trotzdem auch bei Euch eine ausgespro chen russtsche Lebensführung ist. —" Plötzlich rief sie beim Anblick einer Menschengrudpe entzückt: »Ich kann Dir nicht sagen. wie mir Eure armen Leute sympathisch sind. Was ich so in Straßen und Kirchen von Mushts len sehe, sinde ich so autmiitbig. so be scheiden elend. dabei so herzig der schmint Viel angenehmer als unsern Mobi« tIortsehung solgt.) - Ein Bauer aus der Umgegend Bres laus trägt seinem Knechte aus, Su perpbosphat zum Düngen aus der Stadt hitzudringem Damit er den Austrag nicht vergesse, schreibt sich der brave Kncht die Bestellun aus. Er gibt daraus in der chemischen abrit seinen Zettel ab mit der Aus chrit hcin Zent ner Sudpe sos Pfar. Des-h LI- « sc- .-..k-.- s- — »W-) waren denn Sie ngt bergan gen-n Sommer, Herr Registtatpr7« »Im Oberhaq, ikektot.« »So? eh war m Unterhatz.« .Dcnn tte ich tausendmal um Vergebung, hat Direktor1«