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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 25, 1907)
, Mem-r Hchtkibebxiek von ; Tinte kunsstengei. O M No. 281. — Mister Ediihor, ichl hen en Eidie! Lache Se nit, biiahsi Sie denke mehbie, weil ich e Warn-« men sin, ich könnt teinesEidie hen. Höre Se mich erschi bis zu End an un dann sage Se mich, ob ich« nit den Na rl an den Kopp gehitt ben. Sie wi« e, den! ich, gut genug, daß jetzt der Fuhdstoff un alles, was mer sich nur denke tann, so orsel hoch is, so daß en Mensch, un ganz varticte ler, wann der Mensch e Wumineniö, gar nit mehr weiß, wie er beideEnde miete mache soll. Wann ich früher mit en Dahler odder so in den Gro ßerstobr gange sin, dann hen ich all die Kleinigkeite, wo ich so gejuhst ben, mit tause könne un ich hen ih wen noch e wenig Tschehnsch mit heimgenomrnr. Wann ich jetzt hin gehn un will e wenig geiannte Stoff un e wenig Wetschetebbels kaufe, dann derf ich gar nit dran denke,-das)· ich mit en Dahler fertig wer’n. Alles is gerehst un der Großerietieper sagt, wann es noch ewenig so weiter gehn deht, dann müßt er fein Schavp zu mache. bitahs er wär nit ehbel — sei trauriges Lewe zu mache. Jetzt möcht ich nur wisse, wer denn ennihnu den Praffit von die hohe Preise hot. Der Former hot ihn schuhr genug nit. Ich den den Greßermann gefragt un der bot mich dann ecksviehnt, daß es die Leut sin, mo alles was in die Kontrie wachse dicht hohlsehl taufe un wo die schmale Dielersch ihren Eupplei von kaufe mii te. Mit die Eckspienehichen iin ich im gange un ich hen den ganze Dag an nids an nerschter gedenkt. Usf eemolis mich en Eidje tomme, awwee die Eidie is Io grosarrrg gewese, oag ich gar un aedehrt heu, sie zu Jemand auszu spreche. So gegen A nd sin ich bei die Wedesweilern gange un den mich in die erschte Lein emol e Kimmelche gewwe lasse un das hot mich ewenia eiefrescht. Wisse Se, wann mer nit dazu aejuhst is, viel zu denke, dann geht eim der Schapp an die Nöhrfs. Zwische ane un mich hat auch noch emol die Wedesweilern ausgesetzt un do den ich aus mein Herz keine Mör dcrarub mehr mache tönne. Weins weilern, hen ich gesagt, du weißt, wie seht die Menschheit ukmet die hoche Preises zu soffete hat un daß ihwen mir, wo mir doch keindee gut geficksi sin, unseren Truhel heu. Jehg, ichs, bot die Wedesweilern gesagt, un ich sm efsrebt, daß auch das Bier in den Preis ettwehnze duht; dann wär ofi Kohrs unsere Guhs gekocht. Soweit is oss Kohrö noch lein Sein sor so e ichreckliches Ereigniß un sor den Riesen wolle mer uns auch eßt noch uit drin-wer batiere. Mer n dann noch sor e ganze Weil iwtver das Sopptscheckt getahlt un dann hen mer nach e Kimmeiche genomme. Jetzt ken ich awwer mei Sielret nit mehr bei mich behalte könne. Wedeswei Lern, hen ich gesagt, jetzt bitt ichemol ums Wori. Jch den en Eidie, wie mer sor uns un unsere Freunde den ganze Trubel wegschasse tonne un mir mache dabei noch en Prasfit. s Jetzt hot se awwer die Auge ussgei risse. Jch hen sie dann gesagt, daß es meine Eidie wär, wenn mer her ginge un ginge in die Kontrie, for Jnstenz in en Umkreis von dreißig Meils oder so, alle Wetschetebbels un alle Butter un Etsks un so Stoff zusammekaufe; mir könne dann ofs Kohrs den Fohlsehlpreis eckspeckte un was mir aufe, das veriause mir zu unsere Freunde zu en billige Preis un mir kenne noch Geld bi seids mache. Die Wedessweilern hot mich lang angegucki; wisse Se, bei die nimmt es immer e lange Zeit bis se emol tombele dubt. Well, Liedes Deilem soll ich dich e Miitsch leite? hen ich se gefragt, kannst du nit den große Ettwentetsch sehn, wo mir .eeispeckte könne? Do bot se gesagt: Lizzie, ich sin sonst auch keine von die Dummste, awwer mit Respect zu ver ;nrelde, ich kann nit sehn, wie mir sr ebbes männetsctse könnte. Jn die erschte Lein m·iisse mer Käpvitel ben un dann müsse mer doch auch Je mand heu, der in die Kontrie gehn dicht un den Stoff tause, un -« Ach, Nonsens, hen ich gesagt, wann du nit gleichst, mit mich das Bißnes zu mache, ableecht, dann mach ich es alleins. Jch hen nur gedenkt, du als e gute Freund zu mich, wärst intei zielt, die erschte anitehschen zu kriege mit in das Bißnes zu gehn. Jetzt geb mich noch zum Abgethne e Klin melche un dann is die Mäiter zwi sche uns gesettelt. »Ich hen mein Kimmel gehabt un sin dann fort un den mit den Philipp, was mein Hos band is, en Taht gehabt. Der is en verständiger Mann. Er bot ges-agi: Lizzir. das is e große Eidie un ich denke, du besser duhst kein Mensche ’ singe; mir mache das Bißnes ganz allein for uns un was das Eintaufe ionzerne dubt, dazu laß mich tende. Jch verstehn ebbes davon un du konnst aussinne, wie ich en Suckzeß draus mache. Do sin ich awwer doch so froh gewese, wie alles. Jch hen gesagt: Phil, wann du das fertig bringe duhst, dann sollst du nie widder e irasses Wort von mich höre. Mer ben dann noch alles iwwer getahtt, das meint. met ben· en Pilän fertig gemacht un der Pyu yot geiagr, er wollt gleich am nächste Morgen in die Kontrie gehn; er müßt sich ofs Kohrs e Buggy heiern, bitahs er könnt doch den Stoff nit in sei Kohtpacket in die Stadt bringe. Auch das is ganz so gewese, wie ich es gewollt txn un ich muß saae, ich hen »wun nett, daß der Phal so große Bißneg Ehbillithee gezeigt bot. Do kann mer widdet emol sehn, daß mer nie nit iwtver en Mensche tschodsche soll,be fohr daß mer ihn getreit bot. Jn mein nächste Brief kann ich Jhnen schon von unsere Bißnes en Riepohrt schicke. Losse Se mich doch wisse, was Se for Ettwerteisements tschart sche. Mit lese Jhne Ihre Zeitung schon sor zwanzi g Jahre un ich denke das sollte Se ionsidere un uns e lohe Reht mache Mit beste Rinaer YOULI Lizzie Hanf stengel. Rechenuretbode bei Protzen. " Besuch: ,,Wieviel ist zwei mal zwei, Karlchen?« iKarlchen schweigt.) Vater: »Nu, wieviel Automobite ham mer?« Viktor-lich Bei Müllers ist Kasfeegesellschast Herr Müller kommt nach Hause, und i findet seine Frau allein im Vorzimi mer sitzen. Erstaunt fragt er, wa rum sie nicht bei ihrer Gesellschaft ter. »Ich muß doch einmal hinausge hen, damit sie auch über mich spre chen können!« Summarisch. Nichter, zum Angellagtem »Wie ost sind Sie gestraft?'« Angellagter: ,,Einmal wegen ei ner Uebertretung, einmal wegen Ha sardfpiels, einmal wegen einer Rau ferei, und verheirathet bin ich auch!« Ja M , »Das ist ja großartig, sda ernennen wir Sie erst zum Ehrenmitglied des Antialloholvereins und jetzt treff ich Sie hier bei Schnaps und Pieri« »Na, erlauben Sie 'mal, als Ehrenmitglied habe ich alle Rechte und gar teine Pflichteu2« — Ein Kapitel suber Schlaf. Jcn American Magazine findet sich :in bemerkenswerther Aufsatz von Woods Hutchinson über soviel erör terte und noch so wenig geklärte Pro blem des Schlases. Er hebt an mit dem resignirten Geständniß, das auch nach Jahrtausenden d"es Studiums n. der Erfahrung die tiefere Wesenheit, das iegentlicheRäthsel desSchlummers noch ein unbekanntes, undurch orsch tes Land für unser Wissen sei. häke speare hat im Macbeth mit dem ahnungsvollen Geiste des Genies die Wahrheit über den Schlaf in den wenigen Worten ausgesprochen: ,,Schlaf, der des Grams verworren Gespinnst entwirrt, das Bad der wun den Müh, der Balsam kranker Seelen, das nährendste Gericht beim Fest des Lebens,« denn das wenigstens wissen wir heute ganz genau, daß der Schlaf kein negativer, sondern ein positiver Prozeß ist, ,,nicht etwa ein reines Auf hören derThätigkeit, sondern eineWie derherstellung der thätigen und schaf fenden Kräfte im Körper gegenüber den zerstörenden, ein Wiedtraufbau unseres Organismus.« Am Tage ver nichten wir mehr an Kräften, als wir hinzufügen; des Nachts im Schlaf wird dieser Verbrauch des Tages wie der ersetzt. Kleine Kinder schlafen nur so viel um der Kraft und Wachsthum erzeu genden Wirkung des Schlafes willen. Jn tiefem Schlaf vollzieht sich der ge heimste Prozeß ihrer Entwicklung Tier leichte Schlafe dagegen und das zeitige Erwachen, die dem Alter eigen sind, zeugen von einem Verlust der ei gentlich produktiven Kräfte im Körper. Es ist ganz falsch, zu glauben, ein al ter Mann hätte nicht so viel Schlaf nöthig wie ein Kind oder einJüngling. Aber er kann einfach nicht mehr so viel schlafen, denn er hat bis zu einem gewissen Grade die Fähigkeit der Kräfteerzeugung und des beständigen Wiederaufbaus des Organismus, die in dem Schlaf beschlossen liegen, ver loren. Das Hinträumen und der matte Halhschlaf, in dem alte Leute während des Tages befangen sind, ist s tin milder Erschlafsungszustand des erschöpften Leibes, kein wirklicher s Schlummer. ! Man darf niemals diese leichten Be iäubungen, wie sie im Alter, bei Fieber . und anderen Erkrankungen leicht auf ! treten, mit dem gesunden Schlaf ver ! wechseln. Solche Zustände sind viel , mehr ein Ausdruck der Krankheit selbst s und stehen in ihrem ganzen Wesen und in ihrer Wirkung häung im schroffsten Gegensatze zum gesunden Schlaf. Auf die so oft gestellte und dabei doch gar nicht exatt zu beantwortende Frage: wie lange soll ich täglich schlafen? antwortet unser Gewichts mann, daß da das eigene Empfinden der-beste Führer sei. »Geh’ schlafen, wenn du müde bist, steh’ auf, wenn du ; ganz ausgeruht aufwachst,« das ist die ) beste Regel, die man aufstellen kann. ; Jn der Schnelligkeit mit der die HFegänzung der Kräfte im Schlaf er olgt geht die Anlage der Individuen eben so weit auseinander wie in der Schnelligkeit des Auffassens und Den kens. Aus dieser genialen Veranla gung heraus ist es zu erklären, wenn große MänneV wie Friedrich der Große, Napoleon oder Wellington nur vier Stunden Schlafes bedürfen, um ganz erfrifcht wieder auszumachen s Es zeugt das auch von einer außeror s deutlichen Gesundheit des Organis » mus denn blutarme und nervöfe Men schen haben nicht selten zehn bis zwölf Stunden nöthig, um ihren Kräftever brauch wieder zu ersetzen Frauen müssen taglich eine halbe bis eine Stunde mehr schlafen als Männer. Die meisten Menschen, die am Tage angespannt thätig send, bedürfen mehr als sieben Stunden, körperlich hart Arbeitende neun Stunden Schlaf. Zu viel schlafen kann man gar nicht. »Wie der Aberglaube entstanden sein kann, daß durch übermäßiges Schlafen eine Schwächung des Körpers hervor gerufen werde, das ist mir gars unbe greiflich. Jedenfalls hat diese An schauung keine Begründung in irgend welchen physiologischen Vorgängen. Niemals hat jemand dadurch seinem Körper geschadet, daß er so lange im Bett geblieben ist, bis er ausgeschlafen hatte. Schlaflosigteit ist aber beson ders bei Kindern ein bedenkliches Zei chen eines kranken, sich nicht normal entwickelnden Organismus Wer Kin der oder rasch aufschießende Holder wachsene zum Aufstehen zwingt, bevor sie ausgeschlafen haben-oder sich ganz ausgeruht fühlen, der handelt nicht nur unvernünftig, sondern grausam. Und wenn das Frühaufstehen gar von Schulen oder sonstigen Anstalten, de nen Wohl und Wehe der Kinder be-, ssonders am Herzen liegen muß, gefor .dert wird, so ist das eine Art Verbre ,chen«. ’ Mit großer Entschiedenheit wendet sich Hutchinson gegen das Vorurtheil, daß der Schlaf vor Mitternacht gesun der sei, als nach zwölf Uhr. Diese anz grundlose und sonderbare An schauung hänge mit dem ,,Frük)auf stehenstick« zusammen, der ebenfalls eifrig bekämpft wird. Keine physio logische Ursache liege dafiir vor, daß die ersten zwei Stunden des Schlafes kräftigender seien als die zwei letzten, daß irgend ein Zusammenhang zwi schen Schlaf und Dunkelheit bestehe. Der Grund, warum Arbeiten bei Nacht und Schlaer bei Tage oft tichiidtich ein«-irre ist vielmer in dem f Mangel an Sonnenlicht zu suchen, das für den Körper nothwendig ist. » » Mit großer Verve führt er die Par » iei der Langschläfer. Das Frühauf stehen sei nur ein lächerlicher Ueberrest ’aus den Urzeiten, als unsere oder bauende Vorfahren des Tageslichtes bedurften, um zu arbeiten; die Zeit »der elektrischen Lampen habe es nicht jmehr nöthig, vorTau und Tag sich vom l Lager zu erheben. ,,Ebenso wichtig und unbegriindet ist der Glaube, daß die frühen Morgenstunden irgend wie lräftigender und der Gesundheit zu träglicher sind als spätere Tage-Szenen Vom Sommer abgesehen sind die Frühstunden gewöhnlich neblig und kalt und gehören unter die wenigst an genehmen Stunden am Tag. Während des Sommers freilich herrscht eine ge wisse Fröhlichkeit und Frische beim Er wachen des jungen Tages in der Na tur, aber mit dem Tau verfliegt diese heitereKühle und die Thatkraft, die aus kurze Zeit den Menschen belebte, wird gewöhnlich abgelöst von einer Gedrückt heit und Arbeitsunlust in den späteren Tagesstunden. Inmittentmgödie in Ungarn. Jn Naghvecskeret in Ungarn hat sich eine Familientragödie abgespielt. Die 26jährige Gattin des Maschinenfabri britarbeiters Karl Haman hat, nach dem sich ihr Mann in die Fabrik bege ben hatte, ihre drei kleinen Kinder und dann sich selbst erhängt. Um ihre ent setzliche Tat ungestört verüben zu tön nen, hatte sie ihre Stieftochter auf den Marktplatz geschickt, um dort Eintäufe zu besorgen. Als das Mädchen sich ent fernt hatte, knebelte die Frau ihre Kin der und erhängte zuerst ihr zehn Mo nate altesMädchen an demKnopfe einer Schublade; dann kam das sechsjährige Mädchen der Frau und nach diesem ihr dreijähriger Sohn an die Reihe. Das Mädchen knüpfte sie am Fenstergitter, den Knaben an der Türangel auf. Dann erhängte die Un lückliche sich selbst neben ihrem kleine Sohn. Als die Stieftochter zurückkehrte, fand sie Mutter und Kinder in der beschriebe nen Lage. Das Mädchen alarmierte die Nachbarn, und bald wurde auch die Polizei von dem Ereignis verständigt. Eine Polizeiliche Kommission eilte in Begleitung eines Arztes nach dem Schauplatze, doch könnten sie bei allen vier Personen nur mehr den bereits eingetretenen Tod konstatieren. Als Motiv der Tat wird folgendes ange führt: Die unglückliche Frau hatte ei nen auf die Namen ihres Mannes, ih res Vaters und eines Verwandten lautenden Wechsel ohne deren Wissen bei einem Finanzinstitute estomptieren lassen. Aus Furcht vor den Folgen ihres Leichtsinns dürfte sie nun· ihre jschreckliche Tat verübt haben. W Das Vaterland der Wahrheit. Bei dem Festmahl des Physiologen Kongresses in Heidelberg hat der Pa riser Physiologe, Professor Ch. Richet, auf die Stadt Heidelberg einen Trink spruch aus-gebracht Darin finden sich einige Sätze, die auch über den unmit telbaren Anlaß hinaus Bedeutung ha ben. Der Redner sagte u. a. etwa fol gendes: Wir haben gestern diese gewaltigen Ruinen gesehen, welche Zeugen der Wildheit der Kriege sind, und wir, die Männer der Gegenwart, haben sozusa gen an den grausamen Kämpfen theil genommen, welche die Menschen der Vergangenheit zerfleischt haben. Wir, die wir uns als Freunde und beinahe als Brüder betrachten, haben die schmerzhaften Spuren des alten Has ses gesehen. Das war die Zeit, wo die Völker sich haßten, wo die brutale Ge walt angebetet wurde und ihre Triumphe feierte. Das war die Ge schichte der alten Zeit. Diese traurigen Tage, meine lieben Freunde, werden wir nicht wieder erleben; denn wir wollen sie nicht wieder erleben. Wir haben ein anderes Jdeal vor uns. Wir sind von einer anderen Leidenschaft als dem Hasse ergriffen, wir sind von der Bruderliebe ergriffen. Wir lieben un ser Vaterland, wir lieben alle dasLand unserer Kindheit, aber wir kennen, oh ne daß dies unsere Vaterlandsliebe ab schwächt, ein anderes Vaterland, dem ebenfalls unsere ganze Liebe gehört Dieses Vaterland ist uns allen gemein sam: es ist die Wahrheit, die göttliche Wahrheit, der jeder Gelehrte, groß oder klein, sein ganzes Leben weiht. Wie sagte doch Lamartine: Ich bin Mit bürger jedes denkenden Menschen: mein Land ist die Wahrheit Ja, wahrhaf tig, sie bieten ein wunderbares Schau spiel, diese Männer, die aus allen Rich tungen der Windrose gekommen sind, beseelt von dem gleichen Eifer für das Gute — denn die Gerechtigkeit und die Wahrheit sind ja fast gleichbedeutend-— und von leiner anderen Sorge be herrscht als von der, ein wenig das tiefe Dunkel zu lichten, welches die Na tur den Augen der leidenden Mensch heit verschleiert. Nahezu vier Millionen Tonnen Salz sind im vorigen Jahre in den Ver. Staaten gewonnen worden. Nicht ein gerechnet ist das Salz, mit dem der Präsident den Eisenbahnmagnaien und Trustherten die Suppe versalzen hat, und das wiegt besonders schwer. si- yk si Wir sind verloren, wenn aewisse Leute uns in Schutz nehmen! If II Il Eö gibt Menschen, die vor lauter Vortrefflichteii unausftehlich sind. — , Kalte Menschen. ) Es gibt so Viele zinwägbare Ele ; mente im Leben, im Verkehr der Menschen, in der Kunst, in der Lite I ratur. Wir wissen uns wohl oft Re chenschaft darüber zu geben, warum ;dieser oder jener Mensch uns gefällt »ode(r mißfällt, uns anzieht oder ab istiißh warum dieses oder jenesKunst jwerk unseren Beifall findet oder un fsere Ablehnung erfährt, aber warum wir so vielen Erscheinungen der Gei steswelt und so vielen Menschen nicht näher kommen, auch wenn wir sie noch so lange kennen, das wird uns selten klar. Das macht die Kälte, behaupte ich, die von solchen Dingen und von sol chen Menschen ausgeht. — Wer kennt sie nicht, jene seltsamen Menschen, die immer eine steinerne Miene aufhaben, die Dir dann und wann wohl ihre feuchtkühle Hand rei chen, aber auch nach zwanzigjähriger Bekanntschaft in einem Briefe keine andere Anrede fiir Dich haben werden als ,,Geehrter Herrl« Man lernt sie überall kennen, man verkehrt mit ihnen, wo es sein muß, aber sie rücken uns nicht näher als der Laternenpfahl vor unserem Hausthor oder der Kon dukteur der Elektrischenxder uns jeden Morgen das Fahrgeld abnimmt. Aber auch an dem letzteren wird man, wenn nicht schon am ersten Tage. so doch sehr bald erkennen, ob er zu den war men oder zu den kalten Menschen zählt. Jch fahre mit so manchem seit zwanzig Jahren und seine Miene ist immer wie ein zugeklapptes Buch, während in den Augen der anderen gleich ein warmer Lichtstrahl aufblitzt, wenn sie einen Fahrgast öfter sehen. Und wer kennt nicht die kalten Kinder? Nichts Lieberes, als ein frisches, fröh liches Kind, in dessen Vorstellungs kreis noch die paradiesische Gleichheit aller Lebewesen vorherrscht. Aber auch auf dieser Lebensstufe schon gibt es kalte Kinder. Später hält man fie fijr hochmüthig, sie sind es aber nicht, sie haben nur kühle Herzen und eine träge Phantasie : Wie durch eine Mauer sind wir oft von Menschen, die in einem Konzert oder bei einer Theatervorstellung un mittelbar neben uns sitzen, getrennt. Mit geschlossenern Visir sitzen sie da und alles prallt an ihnen ab. Die Wo gen der Begeisterung mögen noch so hoch gehen, an dem Felsen ihrer Brust brechen sie sich. Wie die Oelgötzen schauen sie ins Leere, wenn andere heiß werden und sich erregen, wenn sie wie die Kinder in die Hände klatschen oder sich die Thränen aus den Augen winkeln wischen. Man glaube nicht, daß sie sich für Zu vor-nehm halten, da mitzuthun, daß diese Haltung ein Ergebniß ihrer Er ziehung oder ihrer Selbstsucht ist, o nein, es sind kalte Menschen, mit feuchten, welken Händen. Versuche, einem solchen einen Händedruck zu ge ben. Du wirst merken, daß er nicht erwidert wird, und wenn Du seine Hand losläßt, fällt sie hinab wie ein Stück Holz. Es gibt aber auch kalte Kunstwerke Wer ehrlich ist, der muß sich ge stehen, daß er vor gar vielen berühm ten Bildern, die von den Stubenge lehrten seit Jahrhunderten laut ge priesen werden, gar nichts empfindet. Sie lassen ihn kalt· Er muß sich auch gestehen, daß es Modebücher von Welt ruf gibt, die ihm nichts zu sagen ha ben, tlassische Meisterwerte des Dra mas, die an ihm vorübergleiten wie blutleere Schatten. Und so oft sie auch kommen, diese kalten Meisterwerke, sie werden in den Städten, wo warme Menschen wohnen, immer wieder ab gelehnt. Von jeder Generation aufs neue. Man braucht gar keine Namen, leine Titel zu nennen, alle Kunst sreunde kennen sie. Sie bilden die stete Sorge der Opern- und Schau spieldirektoren, denn es gehört zu ihren Pflichten, auch diese Werke von Zeit zu Zeit vorzusiihren Aber es tann und wird nie einem -Operndirek tor gelingen, Glucks Jphigenie bei den Wienern durchzusetzen, und es kann nie und nimmer gelingen, Kleists Prinzen von Hornbura im Spielplan unserer ersten Bühne festzuhalten. 'Dag1e1ve gilt auch von Torquato Tasso und anderen Meisterwerken. Die Jiidin von Toledo Grillparzers zählt auch zu ihnen. Die Kiible, die von diesen Schöpfungen ausgeht, ver hindert jede Annäherung, sie hält sie fern von unseren Herzen. Ab und zu kommt ja eine warme Sängerin für die Jphigenie oder ein Modeschauspie ler, der die Scheidewand zwischen uns und den genannten Kunstwerken schein bar niederredet, aber es ist eben nur ein Schein. Nach kurzer Zeit versinten sie wieder vor uns. Es gibt warme und kalte Menschen, warm und kalte Bilder und Statuen, warme und kalte Städte. Und die er steren müssen nicht gerade im Süden liegen. Wer Hannover und Hildes heim nacheinander sah, der weiß, was ich meine. Jn der einen Stadt die talte, gemessene englische Gotbik, Pa läste, die die Miene eines Lords auf gesetzt haben, in der anderen die lieb liche, überquellende Armuth aller deutschen Bausiile. Ob romanisch, ob gothisch, ob Renaissance, es ist alles, als ob es nicht mit Zittel und Winkel naß, sondern aus dem Her en und der hantaiie eines einzigen K nstlers ge staltet worden wäre. Jn Hildesheim wird jedem Deutschen warm. Und doch ist es auch eine vorwiegend hannove ranische Stadt. Woran das liegt? — Wahrscheinlich an den Menschen, die solch grundverschiedene Kunstgebilde Goethe war ein warmer, Schiller ein überreizter Mensch. Und doch ha- » ben beide einzelne kalte Kunstwerke ge- « « schaffen. Es aab Geheimrathsstim- — mnngen bei Goethe undes gab kaltes IT JFeuer bei Schiller. Und der Dichter xdes Prinzen von Homburg ist ja auch ider des Käthchens von Heilbrunn. s Wien war nach dieser Richtungim- JU-! s mer eine Art Ptüsstein für die deutsche sKunst und ihre Träger. Und es ist II sgewiß kein Zufall, daß Wien sich des I zKäthchens von Heilbronn zuerst an Inahm, daß dieses vom Jntendanten « Goethe ob seiner Süße und Hysterie in Weimar abgelehnte Ritterschauspiel in Wien seine erste Ausführung fand. Es ist auch kein Zufall, daß der groß sziigige Maler Anselm Feuerbach, der s , fan der Höhe seines Lebens an die Wiener Akademie berufen wurde, hier keinen Boden und keine Schüler fand. Er war uns zu kalt. Die Ehre, Frie- » drich Hebbel zu den Seinen zu zählen, « hat Wien aus dem gleichen Grunde LIE niemals voll gewürdigt, er war uns II; nicht warm genug. Kein einziges sei ner Stücke hat den Weg zum Herzen dieser Stadt gefunden. Noch deutlicher wird das Wesen zu zj den Schauspielern. Die gemijtbs-wat- L-; men Komiker von Raimund bis Gi- f rardi haben hier immer das leichteste I Spiel gehabt. Aber auch die kalten -: Satirisr vom Schlage Nestrohs wur-. den bejubelt, denn ein Raisoneur war - der Wiener immer. Nur den feierli- — chen Ernst, die getragene Würde, die kalte Gebärde der Kunst vertrugen sie « hier nie. Auf der zuweilen ganz nord- - deutschen Jnsel des Burgtheaters be- H haupteten sich ja oft auch solche Grö- » ßen, doch von Dauer blieb nur der sg Ruf der warmen, der echten Künstler. I; Aber man darf nicht meinen, daß Iz» die anderen Lebensgebiete die Unter- ; scheidung zwischen warmen und kalten Menschen nicht genau so kennen, wie die Kunst, die Literatur, das Theater. » Ganz genau erkennt man die kalten « und die warmen Politiker und Red ! ner, man unterscheidet im Lehrstand, bei der Armee, in jedem Amt und in jeder Werkstatt den warmen von demj; kalten Menschen. Die Menge geht im-«« mer mit den warmen Rednern unt-Iv Führern, die sein Gemüth zu Packen,«i seine Phantasie zu beschäftigen wissen.f »Die professorenhaften und adbokath rischen Politiker werden nie das Volk ·" gewinnen und festhalten. Ein wahres Unglück sind die Kalten in der Schule.· Aus einem Gymnasium, an dem ein kalter Mann die Geschichte und die; deutsche Sprache vorträgt, gehen nur flü ellahme Maturanten hervor. Das Be te und Schönste ihrer Ghmnasia stenjahre ist ihnen unterschlagen wor den, wenn der Geschichtsprofessor undz der Germanist sie nicht zu begeisternj wußten. Jn der Armee mögen dies Kalten gute Strategen werden, zu; Führern der Mannschaft taugen nur die Warmen. Und es gibt auch warme und kalte Frauen. Aber sie demaskircn sich nicht, sie spielen namentlich in jenen Jahren, da man vor die Wahl gestellt ist, sich fitr eine bon ihnen zu entschei den, alle die Warmen, die Zärtlichen, die Süßen. Man muß schon einen sehr geübten Blick haben, wenn man das kalte Schnäuzchen gleich erkennen« soll. Die Begehrlichkeit der Kalten ist oft größer als die der Warmen, und-» das täuscht die meisten Männer. Aberk dann, wenn sie sie haben! Wie baldT erlischt das Feuer auf dem häuslichens Herd. Und die Männer gewöhnen sich so leicht daran, die kalte Stube zu meiden und eine wärmere zu suchen. Die kalten Frauen haben in der nor-« malen bürgerlichen Ehe keinen Raums sie machen selten glücklich, weil sich die wenigsten zeitlebens verstellen können. Besitzen sie aber einen Gatten, dessen Ehrgeiz sie aufstacheln, den sie in eine Karriere emportreiben können, dann blüht ihr Weisen. Ja, es gioc to viele, viere unwag bare Elemente im öffentlichen Leben, im Verkehr der Menschen, in der Po litik, in der Literatur, in der Kunst« im Freundschafts- und Liebeslebem . man steht oft voll Staunen vor den Erfolgen eines- Menschen oder den eines Menschenwerkes, vor der Kreta-Js ftrophe einer jungen Ehe oder dem. Glück eines Abenteurers. Und det Schlüssel fehlt. eFür mich spielt die" ganze Weltkomödie zwischen warmen und kalten Menschen. Den warmerv qebört das Himmelreich, den kalten die Erde. ? Die Welt ist reich an Tragödien, die-. einer falschen Diät entspringen. st- -I: si- »k« Wenn der Staat New York dir-Exil Verbot der Aktienverwiisserung tatfj sachlich durchführen sollte, so würdet-gis die meisten unserer Finanzgrößetzss brotlos werden. p- -t- st Die Gräsin von Montignofo ha» sich zwar erst zum drittenmal verheiis ratet, aber das macht nichts. Sie iij erft 87 Jahre alt und wenn fie das bis»Ä t hekige Tempo seid-hätt kann das-? sk L Dutzend noch voll werden. » II III s- ; A Er: ,,Donnerwetter, schon wiedekks ist meine Zigarre ausgegangen. Weikxz Du auch, daß eine Zigarre immetE fchlechter wird, je öfter man sie aerL gehen läßt?« Sie: »Ja, mit den Zik;v . garren ists’ in dieser Beziehung sei .. nau so wie mit den Männern.« .