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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 18, 1907)
»Der Mann mit den vielen Namen« KriminabRoman von Auguste Grpner. ·(16. FortsetzungJ « «Cjn·c«dige Frau sehen allerdings bliibenb aus«, entgegnete Müller ga lant. »Mein-wohl scheint Jbre Lun ge nicht völlig in Ordnung zu sein, nnd da Sieeine Kreofotlur gebran-. eben. müssen Sie doch auch vorsichtigs sein — und das Burometer —- ichi seh es bei meinem Eintritt -— ist ke-s deutlich gesallen.« l Dies Dame blickte von Müller auf« das halb von einer Stickerei verdeckte Kreosotfliiichchen, sdas auf ihre Räbtifch stand, und von diesem a i das Barorneter, das neben der Thiir hing, durch welche ihr Besuch gekom men war. « ch glaube, Sie verstehen Jbr Ge scha« t«, sagte sie lächelnd. »Ich glaube es auch!« antwortete Müller, ebenfalls lächelnd. »Fragen Sie also!" forderte sie ihn ; nun selber auf-. H Und er fragte und erfuhr, daß An tcnie Pleßner zur fraglichen Zeit» Köchin bei der Dame gewesen sei unb. vor zwei Jahren, um Weihnachten herum, gebeiratbet habe. s »He-i sie vielleicht einen Schlosser; gebeiratlset?« erkundigte sich ,Miiller.s Ja, Antoniens Bräutigarn war ein; Maschinenschlosser gewesen. Daß er« nicht Meister war, das wußte dieI Frau Doktor, nicht aber wußte sie wo er in Stellung gewesen war. Sei nen Familienmnsen hatte sie sich auch nicht gemerkt, wußte nur noch, , es ein ierbischer oder slowenifcher ge wesen sei. Mit seinem Taufnamen »daß Antoniens Mann Franz. Sie hatte ihn aber immer Franjo ge nannt. —- - ,euss-42EEOSIMVEÄQM-r«"sshs »Hast die Toni also richtig nicht gut thun wollen?« fragte die Dame cr regt weiter. ,.,Nnn ich war recht froh, daß ich sie los wurde, denn Ehrlich keit war nicht ihre Stätte.« «haben gnädige Frau in dieser Richtung und in Bezug auf Antonie Meßner ungünstige Erfahrungen ask macht?« - Daraufhin erzählte ihm die Frau Doktor, daß während Tonis Anwe senheit ini Haufe allerlei adhanden gekommen fes. daß man es dein Mäd chen aber nie habe nachweisen tönnen, daßfie dieDiebftiihle ansgeftkhrt habe Idatfache sei es aber daß niemand anderes da war, auf den auch nur der Schatten eines Berdachtes fallen kannte und daß vor Tonis Eintritt d nach ihrer Entlassung niemals T e was im Haufe verschwunden fei. »Sie haben fie in Frieden entlas fenf erkundigte sich der Detettiv Die Dante lachte gereizt auf. »Wenn ein Mädchen fvich einen Lieb hat-er hat. dann entläßt man sie stets in Frieden. « »So!« nieinte Müller lächelnd War der ein fo netter Mensch. So stelle ich mir einen richtigen Zucht hiinsler vork« »Und der hat die Pleßner geheim thet?« a. Ngn welcher Kirche fand denn die Trauung ftattK »Bei St. Othrnar.« Müller erhob sich. »Gniidige Frau. ich danke Ihnen fehr,« jagte er ver kindlich· »Meine letzte Frage, die ich an Sie richten möchte, werden Sie rnii freilich wohl kaum beantworten tdnnenk . s «Fragen Sie immerhin," entgeg s nete die Dame sich ebenfalls erhebend Müller hatte die Schachtel hervor gezogen. »Diese Schachtel haben Sie wohl niemals gesehen?« »Ah-die ist wohl mit der Post geionnnenf ,,Ja, aus Möbling, an Antonie : Meßner bei Frau Doktor Ballet , siein.« i Ts »Aha, da war Toni also noch bei k- miti Aus Möd!ing? Dort hat sie . eine verheirathete Schwester Wann "--. ist denn dik Schachtel gekommen? Jch « -- M, daß sie im Herbst, bevor sie ge -«:-—« Mal-et hat als Geburtstags- und Yachzeitsgeichent zugleich von ihrer Wer ein silbernes Armband zu geschickt bekommen hat« hNnn das kann schon in dieser » Wirt gekommen sein Sie ist arn C. Oktober hier angelangt.« «Stiinnni schon. Arn 6. Oltober « meines Jüngsten Namenitag er M Brunn. An diesem Tair kyat fis-ten Geburtstag mitgefeiert!« zssisp in der INis)tl;oiriarkir.-ii«,ie fand die rann-Hatt s danke sehr-, gnädige Frau, fiir .Jsie itwilligieit, mit welcher Sie sie entgegenkomm. Jch arbeite gern » -,cl and sanft hätte sich die Sache immerhin verzögert »Nein-ten Sie also nur an, daß ich e Mmlichieit wegen lieber . Miete nnd we en der Krea isiinr und wegen des allenden Ba Mtl agte die Dame mit seinem - , In Mlich ernst wer Wiss-Z fert: »Warum Sie schen, darf ich nicht rau. Uebri Qeigentlixnicht ider Toni. sondern nach ihrem Schlos et.«« Noch eine tiefe Verbeugung und Müller war oerfchwunden. Er wollte zuerst noch nach dem Pfarramt gehen. aber um halb neun Uhr Abends thut man das nur in den außergewiihniichsten Fällen. Gar fo außerordentlich war dieser Fall indessen nicht, und so ging Mül ler nach Haufe und wartete zu feinem Besuche den nächsten Morgen ab. Da erfuhr er denn, daß am 18. Dezember ein gewisser- Fronz Krui ledig. 38Jahre alt, gebürtig aus Ra doifwörth in Kraitn eine gewisse Antonie Meßner, ledig, 31 Jahre alt gebürtig ans Gumpoldstirchen in Niede. röstetreich, geehelichi habe. Und schon gen halb zehn Uhr hatte er esinr Yokizitoxnmissariat Landstraße erfahren daß das Ehepaar Kruic als Afteriniether in der Adamsgasses im dritten Stock bei der Wittwe Knoll wohne. Franz Kruie war als Arbei ter der Firma Shutleroorth åCornfx gemeldet. Es war ein naßtaiter, stürmischer Tag geworden, und Müller hatte keine Eite. Fabritarsbeiter gehen erst um zwölf Uhr von ihrem Attriisort weg, und von Shutlewotth bis zur Adamsgasse geht man immerhin gut zehn Minuten. Es war noch nicht zehn Uhr, ais Müller das altrenornmirte Gasthaus »zum rothen Hahn« betrat. Er nah-m da in großer Gemüthöriche ein Ga beifriihstüch untersuchte jedoch. ehe er wie-der ging, sorgfältig den Zustand feines Revolvers. Er konnte dies thun, ohne Auf sehen damit zu erregen, denn er saß allein in einer Rifche und hatte über dies noch zwischen sich und den ande ren Gästen die steife Speisekarte auf gepflanzi. Zehn Minuten nach zwölf Uhr de i:at.er den Flur des Hauses, darin s Franz oder Franjo Kruir wohnte. Dicht vor Müller war ein tleiner. Hoierschrötiger Mann in das Hans ;aeteeten· Dieser Mann trug weite blaue Beintleider über seinen eigent iichen Hosen und einen ebenfalls diauen leinenen ArbeitskitteL Er raucht-e aus einer kurzen Pfeife. Das alles sah sehr ehrbar und sehr gemiithlich aus. Der Mann selber aber machte teinen guten Eindruck Sein nicht unschönes Gesicht trug den Stempel der Rodheit, und seine Au gen hatten einen unangenehmen Blick. Müller fand das scharfe Urtheil, das in den Worten der Frau Doktor lag, bezüglich des Aeußeren dieses Mannes durchaus gerechtfertiat. Er wußte nämliik jetzt schon daß er Franio Kruic vor Ich, im streng sten Sinne des Wortes vor sich habe denner war hinter ihm in den dritt-: n Stock hinaus gegangen, und der breit scksultrige Mann hielt vor ein-er Thiir an, daraus ein weißes Blechschildchen aenagelt war welches mit schwarzen Lettern veriündigte, daß da die Fri seurin Ludoviia Knoll wohne. Kruir läutete Dabei schaute er Verwundert aus den dageren Herrn der ihm immer aus den Fersen ge blieben war und der sich jetzt neben ihn stellte. »Wollen Sie zur Frau Knoll?« frag-te Kruir. Seine Aussprache ver rieth sofort den Slawen. Müller schaute ihm scharf in die Augen. »Nein, zu Franjo Kruic will ich,« antwortete er Der Mann nahm jetzt die Pfeife aus dem Mund, und seine Frage «Zn mirs« klang merkwürdig ge dehnt - Von drinnen her kamen Schritte« nnd-« eine helle Frauenitimme wurde vernehmhar. »Sind Sie Iet Herr, welcher —« fragte Kruic hastig. »Nein, ich hin der herr, welcher-— ganz bestimmt nicht, denn mich ek warien Sie wohl taum.« Schon wurde drinnen der Schlüssel umgedrehi. Da wars Kruic einen scheuen Blick auf den« der ihn auf suchte, und stellte noch einmal eine Frage. »Wer sind Sie denn?« erinndigie er sich anffallend hastig. Die Mr ging soeben auf. Die Frau, welche sie geöffnet, war eine üppige, noch ziemlich hübsche Frau, die da in sehr vernachlässigiem An zug auf der Schwelle erschien. »Je, wen bringst Du denn da mii?« sfragiesie ungeniri und schaute Miit äg keck an. »Ist das der Herr, wel k -« »Wer ieh bin, das werde ich Ihnen drinnen sagen, Frau Antonie,« erwi derte statt des ziemlich verhliifsten Ehe-meines der Besuches und ging, ohne dazu eingeladen worden zu sein« durch dieKüche in das Zimmer:· dei ien eser gelassene Thiir es ihm so sosri verriet·h, heiß er da drinnen die Schien-steten die ihm an Frau An isnie sofort wiss-fallen war, in noch VII-km Maßstabe finden werde. In dem Zimmer befanden sich, das ich AMICI mii dem ersten Mich neben hill ein sit-am einzelne Penns msbei un allerlei ne nicht hierher passe-de Dekoraiisns iidr. Man he e - « , merkte sofort, daß hier neben gänzli cher Gleichgültigteit sür das wirkliche häusliche Wohlbehagen eine hö · « un gesuntie Prantsucht die Einei Inn . besorgt leite. ; Müller setzte sich lächelnd·in einen sSchautelstuhl und schaute eines nach z dem anderen von den beiden, du«-»ver I duht vor ihm standen, schars an. Der· Ibreitschultrige Kerl mußte ein Feig s ting sein« sonst hätten ein solches Be snelunen zwischen seinen vier Wänden inicht geduldet, oder irgend eite an sderee Umstand mußte ihn veranlassen, ;ith den Sansten zu spielen. I »Also. bitte, wer sind SM« irr-gie- er. Müller schaute-Ue sich leise. »Detel Htio bin ich,« saqte er und nieste dem sEhepaar freundlich zu Frau Antonic mochte eine gewisse Abneigung gegen Detetiivs haben. Sie trat rasch einen Schritt zurück. Ihr hübsches Gesicht sah jetzt gar nicht jmehr so lustig aus wie bisher. I Franio straft war ebenso wie seine sFrau zusammengeht-ten und blaß ge worden — blas-; und teonig Er trat piziHlich fester Zus, und sein bruiol gesormter Mun war seht sest ge schlossen. , Müller fuhr sort: »Sie sehen also, ich bin der here nicht, welcher —. Handeltes sich vielleicht auch bezüglich dieses Herrn uni eine chksliisselbesteLv lung?" Franio Kruia hatte begrissen, um was es sich handle, und auch Miiller war sent seiner Sache ganz sicher. Es hätte der kurzen Szene gar nicht be-. durst, weiche sich zwischen den Ehe heuten cis-spielte, um ihm diese Sicher skxeit zu geben. « Frau Antonte hatte nämlich auch begriffen Und sie war eine sehr leb haste Frau. Nach ehe sie überlegen kannte, daß dies sehr untlug.sei, hatte sie gerufen: »Da hat Jenes ·:u --« Weiter tarn iie freilich nicht. Ein wüthendet Blick ihres Mann-IS hatte ihre Zunge gebannt «Alsa Tone-sen heißt er auch nack. der Herr Baron v. Strah1!« sagte Miiller. Franio Kruic mußte sich an d:n Tisch lehnen, neben dem er standg so zitterten seine Miße. »Geh hinaus!« murmette er, fein Weib mit einem nach immer bösen Blick streitend. — Aber dem Deteltiv paßte dieses Fort schicken nicht. Frau Antonies Oel-haf tiakeit kannte ihm allenfalls noch gute Dienste thun, vzshaib hieß er die Frau bieibetd . Sie wagte nicht, ihm ungehorsam zu sein« Aber stehen konnte auch sie nicht mehr. Sie ließ sich aus dem nächsten Sihmöbel nieder. Es war ein mit bunter Seide überzogenet Sessel. der nirgends in diesem Zimmer sei nesgteichen hatte. - Müller fuhr ruhig satt: «Sie beide wissen«also schan, warum ich hierher get rnmen bin?« In tratziges Schweigen antwor tete ihm. . »Die Lambacher Geschichte ist näm tick ausgetommen.« Irania Kkuic schluckte ein paatmal, als oh ihn etwas im halse märge. Zweit geht das mich ant« knurrte er dann. »He-wen Sie diese SchachtelW sragte Müller. »Ich habe sie in Lam bach bekommen. Röhling hat sie und Poch etwas anderes dort zurückgelas J ein« »Der Schnit!« brüllte Kruic völlig fassungslos heraus. Müller schüttekte den Kopf. »Dek wegen war er nur ein Primitivpr »dr: chtiare er Aber freilich fiit Sie hat das seht übte Folgen, und somit begeeife ich ;,hre Aufregung. Und i then würde ich Ihnen, von nun an ganz tartett zu handeln Sie wissen ja, daß Jhnen dies nur nützen tann" »Hättest Du’s nur nicht gethan!« Iammerte Frau Antonie. Kruic lachte wild auf. »Warst Du nicht Feuer nnd Flamme dafüt!« tnurrte er. «Streiten Sie sich später!« mahnte Müller. »Blekben. wir fest bei der Schlüsselgeschichte. Baron strahl, oder Röhling oder Tonescu L- wie Der Mann auch heißen mag, ist wohl ihr Freundi« »Er heißt Tonecu.« «Wissen Sie das sicher?" »Jn der Strafaaftalt hat er wenig iten so geheißen.« »Nein, in Miitau hieß er Iris Tietzef »Ich rede von Gradistaf « »So —- doet war er auch? Und Sie hat-en ihn dort kennen geiernt?« Ueber das Gesicht des Gefiagten jagte eine dunkle Röthe »Ja,« sagte er trat ig Verheini tichen tann ich es ja ch nicht« »He-te sind also rücksiillig gewor den ' Kruie biß die Zähne zusammen. »Und ToneicuZ Was glaubenSie denn non dein?« höhnte er. «Der ist nach viel öfter ritt-fällig geworden Aber der hat immer Glit- aehabt, den hat man nicht wieder erwiicht Beruf-EIN Sie sich Sk- schmis daß er jetzt erwischt werden wird.« Da bemerkte Müller, wieec in den Augen der Ida n anfblitzte, wie ein hörniichez cheln ihren hübschen Mund verzog- " Auch ek lächelte Nein, liebezrauf sagte er miithlich- "«Sie werden den schönen For-esti- nicht warnen. Man wird dasS r sorgen, daß Sie das nicht können. Sie nnd Ihr rMnnn werden rnit mir SW gleichd Jhtk Bohnn net laiien dochdaneit les-uner Musen Franz- Krniek . —. - — ..-.·- .««-.-..—.. .- --—-.-». Natürlich muß ich damit einver standen sein.« gab Kruic zur Ant wort, und dann schaute er grimmig auf fein Weil-. Ihr die geballten Hände entgegenstreckend, schrie er: »Nein, Du wirft ihn diesmal nichts warnen!« swhk —- Ruhee Leutely May-te Müller. .So——jth richten Sie sich znm Fortgehen. Zehn Minuten lasse ich hnen Zeit. Sie müssen ja auch das, euer im Herd draußen löschen. Die Thüren bleiben essen. Frau Antonie warf ihm einen wü thenden und ihrem Manne einen ängstlichen Blick zu, dann ging sie in Die Küche hinaus, von woher außer dem Bratenbuit der sich de ganze Zeit her angenehm bemerkbar ne macht, jetzt auchRohlendampf herein taxn. · Tsnn hörte man, daß sie in der Kammer einen Schrank anfriß nnd wieder zuschlug. Ihr Mann lachte gri .mmig. »Mit dem Tonescu habe ich kein Glück. Ietzt sitze ich wieder drinnenf »Nun, beruhigen Sie sich nur." Ihnen wird? den Hals nicht tosten,i aber der Tonech kommt nicht mehr her-aus« X »Wenn er nicht wieder dnrckigeht!« höhnte der ehemalige Sträfling. »in er schon öfter durchgegangen?« »Ja, — und immer als ein ganz Inder-er tviedck aufgemacht « »Ist er Rumiine?« »Nein, aber sein Vater war Ru inäne oder Zigeuner-. oder so etwas dergleichen Deshalb lann der To nescu auch so gut Geige spielen." »Woher wissen Sie denn MU« »Nun, in Grodista durfte er den Beamten sogar vorspielen, and an solch einem Abend ist er dann durch gebrannt. Wie er’s angestellt hat, ist allerdings ein MithseL aber der bat den Leuten schon ganz andere Mitb icl ausgegeben-An da bist Du ja schon«. wandte Kruic sich zu seiner Freu, die jetzt als eine ganz andere aufs den Kabinett lam. Sie hatte zur Verwandlung in eine recht fchkckkl Dame wirklich nicht vieignelyr als zehn Minuten gebraucht « Si-: sah jetzsanch nicht mehr so hieß aus, schien ganz gefaßt und hat .·«e vermuthlich auch schon allerhand Pläne geichmiedet nnd sich-ihr Ver halten zurechtgeiegi. Jedenfalls wer sie mit ihrer Tei lette sehr zufrieden, denn im Gshen warf sie noch einen langen Blick in den Spiegel und strich die weiße Strgußseden die ihren rothen Sammtliut putzt-Z zurecht. - Müller sah den zornig-trauriger! Blick, mit welchem Kruic seiner Frau nachsah. »Am Muth«, sagte er leise, »el wird nicht so schlimm wer-den« »Ich half auch weiter gar nichts Schwanes gethan. Dur die das drau ßen und Tonescn überredeth mich nnch Lan-doch zu sahren, urn dort her umznhorchen. Ehrlicherweiie mußte ich es auch lagen, daß kein Mer nor liegt. Nur betönben hat Toneseu den alten herrn wollen, und mir hat er fiir den Schlüssel sechs-hundert Kronen gegeben. So —- jeht wissen Sie alles-« . « »Nein, noch weiß ich nicht alles. Sie haben seit-er an die Möglichkeit gedacht, daß Jljre Frau den Tonescu warnen könnte. Sie weiß also. wo er isi?« »Vielleicht weiß sie es«, lnurrtez sitz-ic. »Ich selber weiß es ringen-; blictiich nicht. Aber wir erwarten; einen Brief von ihm. Er will zu; den Rennen lommen. Er war auch? vorigen Herbst hier und auch im leh ten Frühjahr Diesrnal wollte er. uns auch mitnehmen. Wenn alfo ein Brief an eines von uns ausgefen gen wird, dann wir-d die Polizei wis- - ien, wann Tonesru in Wien an-! lornmt. Ich foll ihn nämlich von der Bahn nbholen.« j Frau Antonie war schon ungedul-« dig geworden. Vermulhiieh wollte sie. was ihrer jetzt noch wartete. bald inögiichii hinter sieh haben. Müller Mias-I die Thiir ab und ftertte den Schiiiffel ein. m Flur ftanden zwei Frauen und auderten. Kruic rief oie eine an. »Frau Hauömeifterin«, sagte er. «falls heute ein Brief an mich oder meine Frau kommen sollte. wird er nicht aufge nommen. Bitte, fagen Sie das dem Brieftriigen i— Jfl das recht M« fragte et dann Wällen als fie auf die Straer traten Der Deleltiv lejahte. Er bedauer te fehl den Mann weit mehr· als er ihn verachtete. Zufällig steckte der Deteitio die nd in feine lieberziehertafehe. Da ahtesie den hals des Revolveri. Es fieiMiiller naiiirlieh «- nicht irn ent fernlefien ein, die Waffe jetzt noeh fiir nöthig zu holten-»nur zufällig be riihrt er fie und mußte lächeln, als er daran daste, wie for fältig er fie im »roihen bahn« unt-e neht hatte. - Eine fo gefahrlofe Berhaftung hatte er» «a noch nie vorgenommen. Rom-umarmt wunderte man sieh einigermaßen, das er mit zwei Verhaftet-u ankam, da er ais Pri vatdeteitiv gar nicht das Recht befah, jemand zu verhaften. Natürlich aber behielt man die hei den irr-gutem Gewahefam. . »17Kapitel. Wenige Tage nach.iiiefer Verhaf tnng fing man einen Brief auf, ver »aus oas tanr und an Franz Krute adeef et nur« , " » - - Der Brief enthielt eine Mande O Essai-suche A WI"M« J X chsiefetanh »Der Geldfchtant ist absolut feuekfest; der brennt nicht sur .« Rufs-ten »Ich verbitte mit derartige Anspielung-en!« rnn des Programms. das Toneseu in einem vorletztenWrief an Kruic trziiglich ihres Zusammensiornrnenc ausgestellt hatte. Er wollte nun nicht mehr am Bad-those erwartet werden, sondern bestellte Kruie und dessen Frau. sür den 1·Osttober Nachmittags zwei Uhr zum Konstantinhiigel in den Prater. Von dort wollteer dann mit ihnen nach der Freudenau fahren. Er werde mit einem Jlater tocnmen, und sie sollten sich recht sein machen und recht lustig sein. Bis zum 1.0ltober war noch mehr als eine Woche Zeit. Gleich wohl wurden auf dem Nord- und Nordwestbahnhoi. sowie auch- aus dem Bahnhos der Staatseisenbahnözesew schast und dem Franz-R Obs Bahnhof Beamte aufgestellt, die, rnit Tonescu’s Photographie versehen, ihm aufl uerten. Aber a est-is zum letzten Septem b:r einlausendcn Züge iaus Praa brachten its-n nicht. Die Sicherlieitsbehörde hatte in-( zwischen mit den Strafanstalten Miiraa und Gradista lebhaft terre spcnditt und durch letztere erfahren, »Daß Toneseu in seinem achtzehnten Jahre weg-In Einbruchs zu drei Jah ren Zucht ausftraie verurtheilt wor dentei. da er aber im zweiten Jahre feiner Straszeit entkommen und wie vom Erdboden vtrichwunden war. Woher er die Papiere genommen, mit denen er später als Friedrich Dietze weitergelekt und auss« neue abgestrast worden war, das konnte einstweilen noch nicht festgestellt werden« lem M. September Nachmittags. stieg aus dem stager Persongnzuge, de: in Klostetneuburg. der dritten Statipa vor Wien. hielt. ein elegan tes Paar aus. Die Dante ließ is sich gern gefallen. dass verhert lür ihr Gebild Sorge trug und- ihr einen Wa gen stchertez Trotzdem stand dieser Herr noch in gar leinem Verhältnisse zu ihr, als in dem sehr lasen eines Mitreisendem · Die beiden waren schon von Prng her Reisegenvssen gewesen« und«die Dame, eine junge, hübsche Wittwe. die in Klosteeneuburg etliche Häuser und Grundstücke besaß, hatte nichts. gegen die Auskrietlsamleiten einzu-« wenden, welche ihr der hübsche Mann, der sich als Baron Strahl vorgestellt hatte. erwies. Sie nahm aZIo auch seinel ten Dienste mit geschnuicheltern Lä ln an nnd hoffte ganz im Stille-n vasz feel-en noch nip: seine leßten Dienste nen. Sie hatte äkn sogar schon eingela den, sie zu be uchen, und wiederholte. ehe sie wegsuhn noch einmal in lie benswürdiger Tringltchleit diese Ein ladung, welche er ja übrigens schon seither angenommen hatte. Ali ihr Wagen außer Sicht war, winkte er einen anderen der wenigen Einspsännet herbei, die noch vor dem Bahnhose standen. »Wien, betet-hol singr,« sagte et zum Kutschen «eser mußte sich erst nach erkundi gen, in welcher Straße das enannte :Hotel sich besserte und su r nn im sgetgiichliehen Temgp der » tayt zu Mk Pckk im Wagen MCOII clllk recht veranü te Miene. Er war mit ;d:e er Reise ehr zufrieden. Nichtnur, Hdaß er sich mit der reizenden, lebhaf sten Wittwe ausgezeichnet unterhalten s»atte, möglicherweise sah da sogar snoch etwas sä: die dunst, wenig isteniz siir die nächste " utunst, beraus. sAn heirathen dachte r here Baron ja nicht, tonnte nicht daran denken, denn bei dieser Gelegenbei twäre al lerlei zu Tage getommen, was eben nicht zu Tage lommen durfte, unter anderem auch, , daß ver here Baron ein Mann mit recht vielen Namen war. « Er hatte nur eine mäßig großes Reisetasche bei sich. Als er von Athen aus, getrieben von dem siebernden Verlangen, zu erfahren, wie« Fehlers Tod von hebevig aufgenommen wor den war. nach Berlin reiste, hatte er das inzwischen angeschassle grö ere Gebäu aus seiner Durchiabrt in n isn shotel gelassen. Er hatte schon mehrmals bei holsinger logirt. Ei iit das eines jener Hotelk bürgerli chen Zufchnittes, in welchem niemand ausfällt und in welchem niemandem besondere Aufmerksamteit lästig lrsird. . · Wie er so in dem Wagen lehnte, das hübsche Gesicht von einem schier harmlosen Lächeln belebt, schaute manches Frauenauge bewundernd auf ihn, und manch armer, unbedeutender Schlueten der bescheiden zu Fuß ging, Täuscht-, auch ein solcher Den zu ein« Am 1. Oktober herrschte das rich tige Wetter sit-e Rennen. Ei war ein warmer, stiller Tag, der noch genug vom Sommer hatte, daß das Herd-st liche nicht got zu melancholisch stimmte. DieWege zum allzeik schönen Pra- . ter waren denn auch mit einer Menge oon Menschen bedeckt, und in der be rühmten Hanptallee, die an Schön Ibeit und-Ausdehnung kaum übertrof fen wird von irgend einem Wefe ähn licher Art, jagten slotte Fia er und Sportwagen, Automobile und»9ngl« von allerlei Form und Größe der Freudenau zu. - Im dritten Kasseehause,« welches dem Konstantinhiigel gegenübersliegts saßen zwei herren. Sie waren in einem geschlossenen, viersiszigen Landauer gekommen und haten ihren Wagen aus der Seiten stmße, welche hinter dem Konstantin tziigel hinliiust, stehen lassen. Außer dem Kutscher fas; noch ein Mann auf dem Bocke, als sie dort ausgestiegen waren. Dieser Mann hatte auch jetzt seinen Sitz nicht verlassen. Die beiden herren bewiesen kein großes Interesse an dein Bier, das nor ihnen stand, und das sie sogleich bezahlt hatten. »Nun, Herr Doktor, nicht wenig stens einen Schluck?« fragte der eine und erhob sein Glas, um selber auch nicht gar zu viel zu trinken. Der andere aber schob das Glas zurück.· »Ich hebe nicht gedacht, daß mir oie Sache so nahe gehen wird. Es ist halt doch ausregen«d, wenn man d5m, der einen ermordet hat, entge gentreten soll·« Müller lachte turz auf. »Wie auf regend wird es erft fiir den Mörder fein, wenn er fein Opfer sofrifch und gesund vor sich fiel-UT meinte er und Tun-ich Leerte er Tein Glas auf einen Zug. — Nachdem er es wieder auf den Tit gestellt, schaute er auf feine Uhr und erhob sich. »Ich deute, wir sehen. Es ist war erst halb zweillbr, aber unser nn ist nett-SI, und nervöse Leute lind meist überpiinttlich. Auch wird er, wenn er Kruic und dessen Frau nicht findet, nicht lange am bestimmten zOrt bleiben. —- Ah — wie recht ich Hhottet Da ifi er fchonP . I Müllers für gewöhnlich ziemlich iblnfieö Gesicht riithete sich- während er mehr mit den Augen als mit der Hand auf einen offenen Iiater hin wies, der loeizen vor-übersieht Fehlers Vlies folgte dem seinigen, Der Dottor, fonit träftig gefärbt, war fest ein wenig blaß » Müller ging schon zwischen den zTiichen hin, und Fehler folgte ihm .mit iestgefchlossenem Munde zu dem tOrte dieser mertwiirdigiten aller Zu ) imnmentiinfte. ; Mit Miit-e wanden sie sich durch iden dichten Strom der Menschen, ktprangen auf die höheraelegene III-T iitaße hinauf und ichliipften zwischen den Wagen durch nach der anderen Seite der hauptallee. - Die Wagen, welche an diefer Stelle von dem Hauptfahrwege abbiegen und hatten wollen« miissen nach links fahren »und seitwärts des dritten Kaffeehoufei halten. · « I Schluß folgt) ’ I Jrn Genusie stirbt das Glück, Was die Sehnsucht still geboren; Was der Mund noch liiszt und tust, Hat das Herz oft längst verloren. c I O Der Geichäftssiihrer einer der be deutendsten Rechenmaschinen - Gesell schcsten wird we en Unterschlugung gesucht. Erbat o fenbar mehr sub trahiert als addiert. O I I Die neuen Goldmünzen werden nach dein Entwurf des verstorbenen Künst ier St. Goudens einen sliegenden Ad ler aufweisen, uin solcher Weise zu symbolisieren, wie sOnell das Geld schwindeh If I i Aus dem Umstande, baß Deutsch land Hochsee - Maniioee in der Nord see veranstaltet, muß man schließen, das ei sich bezüglich der Ballon - n vo onen noch im Uebergangöstad unt befindet. O s f " Der alte Rapoleon Dom-parte hätte mit dem Pulver - Truft wahr scheinlich weit tiikzeren eozesz e macht, als der nach Amer la oetsch a gene Sprosse seines Stamme-. ,