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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 4, 1907)
Gebot-gen Eine See-Novelle von E. Fischer-Markgraff. z w- Wiss (3- Besserung-) « « Der Steuermann sprang von sei ner-e Sitz anf, faliete den Bogen zu sammen nnd steckte ihn in seine Brust tafche. Dann fuhr er in den öl e triistten Ueberrock und»zog den S« d swe r iiber den Kopf. pch war er auf der Treppe, da geilte ein Ruf iiber das Verdeck, der ihm die Füße am Boden wurzeln machte und ihn dann ins Freie stür zen ließ in jähem Entsetzen: »Leck im Schiffl« Mit einein Sprunge war er auf dem Achterdeck und stand vor Kapi tiin Ullrich, welcher mit blassen,« ver errten Zügen an der Ueberdachung er Kajiiientreppe lehnte, unfähig, sich zu regen. ,th’s wahr, Kapitän?« fragte er III-»g« . Der Kapitan antwortete nicht, er bewegte die Lippen, aber nur ein lal lender Laut kam darüber. Der Steuermann wandte sich "um. »Alle« Mann an die Pumpen!« schrie er, fo laut er konnte, um das Brau sen des Sturmes zu über-tönen «Dai wird nichts nützen,« sagte August Winter neben ibm mit seiner gewohnten fpiittifchen Ruhe, »bei die semSturrn können wir nichts machen. Das Schiff sinkt beängftigend schnell. » Sehen Sie nur, die Wellen schlagen schon ins Mittelschiff.« Harimann blickte sich um und konnte mit all seiner männlichen Kraft nicht dem Laut des Entsetzens gebieten, welcher ihm iiber die Lippen drang. Dem fo plöylich her-eingebro chenen Sturm konnte das wracke Schiff nicht standhalten, es sank mit rasender Eile, und schon stürzten die Wesen mit donnerndem Schwall über die Mitte des Schiffes hinweg und spritzten den weißen Gischt bis an die Spitzen der Rassen Da endlich richtete der Kapitiin sich ans, die Röthe kehrte in seine Wan gen zurück, die alte Besonnenheit er wachte in ihr-. »Das kleine Boot los!« kommandirte-er. Jn wilder Haft stürzte dieMann fchaft auf das kleine Boot los, das ein ige, von dem man hoffen konnte, das es dein furchtbaren Seegang «. Widerstand leisten würde. Jeder »wllte zugreifen, der erste sein« da « stand Hartmann zwischen ihnen. »Zu rück« ponnerte er. «Jochen, Karl, holt wiß, holt wiß —- Pieter paß anf, daß Du nicht unters Boot kiirncnft!« Ein jeder arbeitete mit Anspan nung feiner ganzenKräfte, dabei pfiff der Orkan über ihre Köpfe hin, riß ihnen die Mützen vom Kon undtrieb ihnen scharfen, getörnten Schnee. der wie Feuer brannte, ins Gesicht; ein Segel das der Sturm gelöst, schlug llatfchend an das Holz des Maftes, fchaumgekrönte Wogen rollten wie ronnernde Berge heran. Der Kapitän hatte schließlich felbft rnit Hand angelegt, um das Boot flott zu bekommen. »Hartmann, Sie neigen ein!« befahl er während der Arbeit. »Sie nnd Joche-if «Wir halten fest-— Meter, weg da —A-ugnft, saß an —- Jochen halt Dich fest-nun los-los ——!« Ein riesenhafter Wellenberg war herangerollt und schleuderte im An prall feine Wasser im weiten Bogen iiber das Schiff hinweg, aber die zu riickgehenden Gewässer tru n das un versehrte Boot weit in di See hinaus, es drehte sich um sich selbst, wurde hoch emporgefchlesrdert und wiedertief hin-abgerissen wie in einen gähnenden Abgrund, aber dann tauchte es ein por, nnd die kraftvollen Hände der Männer in de ifelben zwangen es zum Schiffe zurück, jede Sekunde war fett kostbar Jminer schneller sank das cchiyi dem Meere zu; die Mannfchaft stand außerhalb der Rel· ing mit von-endg tem Kopf in schwerer Angst um ihr Leben, und immer wilder umtanzt-en es die Wogen, und wie wahntinniges Hohngelächter tönte ihr Brausen in die Ohren der Leute. Da hob eine mächtige Welle das Boot bis an den Rand des Schiffes-, und schnell wie der Gedanke glitt einer der Mater-sen mit mächtigem Schweige hinein. Und wieder zwan gen sie es in die Nähe, und wieder einer wurde gerettet und noch einer ' hast-Im ierigee umlesten vieWas OHIS immer kürzer wurde Eis-Frist zur Rettung, immer mehr seh-te sich jede Minute zur Ewigteit - sp-iest war nur noch der Kapitän an Herd mit Gusic v, dem Schiffzjum stu. Außerhalb des Gebäudes hing et. den Inn en im Arm, mit über menschlicher « eaft sich gegen die rei nden, setrenden Wogen itemmend, » ne Fsße Landen im Wasser, der Stufen Durste in feinen bauten aber et We ei Zieht; mit Blitzesschnelle » die auf dein Schiff erkebten . e an feinem Geist vorüber Tage WUWML Mut-zufrieden Mk M bitterer Enttäuschnng aber —:Wdtn weissen Frieden-, trau Apisan «GIH Nil-M Mit Ittkds wire-; Bord gekommen. und seine Brust hob ftch in wehmutdövollem Bedenken. So vieles war anders geworden. als er geglaubt, aber damals-Oi damals war er glücklich. Er fah fein Fieten im sur en Röck chen aus dem Berdeck herum pringen; dort in dem Boot war ihre Stube, in de- sie mit den Puppen hauste, dort hing die Schautel, auf der sie sich schwang bei gutem Wetter; und er hörte ihr helles Lachen und fah die langen Locken um dasszarte Gesicht fliegen; und dort am Geländer, stand sie dort lricht wieder im wehenden Haar? Der Junge in seinem Arm machte eine Bewegung, er blickte aus und hörte des Steuermanns Stimme: »Jetzt Kapitäm aufpassen!« Mit geschärstem Blick beobachtete erdaö Boot, das, zurückgeworfen und wieder vorwärts gezwungen, näher und näher lam. Jetzt» war der rechte Augenblick gekommen, er wars Gustav in Franzens geöffnete Arme, und mit raschem Sprunge glitt er hinterdrein. Ein Ausathmen ging durch die Leute im Boot; sie fühlten nicht die Rasse, nicht den Eifeshauch des Win des; ein Gefühl der Erlöfung, jubeln den Dankes hab ihre Brqu Gerettet, vorläufig gerettet! Da erreichte über das Fauchen und heulen des Windes, das Brüllen der Wogen hinweg ein Laut ihnOhr wie das Bellen eines hunde5. Die Män ner im Boot sahen sich an und ver harrten bewegungslos wie zu Eis er starrt. Der Hund! —- Und dort —ein einziger Schrei gellte von aller Lippen —dort durch die treibenden, gepeitsch ten Schneefchtoaden hindurch konnten sie es sehen, dort auf dem Vorder schiff ftander, ein Mensch und streckte hilfeslehend die Arme aus. »Ferdinand!« rief Hartmanm und die Zunge versagte ihm fast den Dienst vor Entfeherr. Wie kam der dorthin? Hatte niemand feiner ge J schicke Der Kapitän war ausgesprungenx feine ausgestreckte Hand zeigte ·an das Borderschiff, das allein noch aus dem Wasser ragte, er war schrecklich anzusehen mit den blauen, trampfhaft verzagenen Lippen, den rollenden lstutrrntertaufenen Augen . «hin Steuermann, hin!« kam es von seinen Lippen wie ein heiseren verzweifelter Schrei. »Er muß gerettet werden! Vorwärts, Leute, ich rchbezahkes euch! Faß das Ruder, Jochen!« Die Mannfchaft legte fich mit aller Kraft in die Ruder um dem Befehl« des Kapitäns Zu gehorchen, der hoch ausgerichtet, en Blick unverwandt auf die Stelle geheftet, wo der Ma trose sich befand, im Boote stand. als tönnte er dadurch dem rasenden Lauf des Verderbnis Einhalt gebieten. »Borwiirtz!« tommandirte er nach malS, ganz heiser vor Anfregung Ader-Harima» fiel ihm in den Arm. »Zukiick,« donnerte er, das Schiff fintt. Bursch Leute!« Jnstinktiv dem Befehl gehorchenty hatten die Leute das Boot gewendet und ruderten mit Anspannung aller Kräfte. Der Kapitän gebärdete sich wie ein« Unsinniger, er schrie, schlug um sich und wollte über Bord springen, so daß zwei der Leute ihn halten muß ten Da erzitterte das Schiff in feinen Fugen, es legte sich schwer auf die Seite, das Vordertheil bäumte sich noch einmal hoch auf, und langsam und-majestätisch san-! die ,Elise« hin ab in die todende See. Nur eine schwarze, gäbnende Tiefe« dann eine sprudelnde, tochende Masse zeigte an, wo es sein Grab gefunden Die Leute hatten die Ruder ange zogen, und meer als eine band faltete sich; der Kapitiin taumelte und wäre gefallen, wenn Hartinann ihn nicht , gestüht hätte Dann fuhr er empor. »Wir müssen suchen!« kam es von feinen Lippen hartmann, der noch immer feinen Arm gepackt hielt, gab den Befehl zum Wem-ern . Ullrich hatte sich wieder halbaufi gerichtet; fein Gesicht war aschsahh die Zähne schlugen ihm wie im Frost zufammen, und jeder Muskel seines Gesichtes spannte sich. Aber hin und wieder ruderte das Boot, die Leute erlahmten, ihre Glie der bebten vor Angst und Etsch-spi Ucl « Ha legte der Steuermann die nd auf Ullrichi Schulter. »Wir mti en’i aufgeben, Kapitän, was Les-endet kommst da nicht wieder heraqu« Das Gittervsörtchen am Vor arten des Ullrichfchen hause- sie ins Schloß, und der Kapitsin trat znit feiner Tochter auf die Straße Mtt Ullrich war fett dern Unter gang seines Schifer eine wisse Ver änderung vorgegangen, ·e das in wischen verstrrchene Jahr nicht recht fertigen konnte. Die aufrechte hal tung hatte elitten. Den Kopf, wel chen er sen so stolz getraæh htett er ein wenig Itsentt und Schut tern erwa- nach vorn geneigt, axi Mike er eine Last auf denselben. Sein , A , m » -l ..l lich R, haar war an den Schläfe-r ergraut, sein Blick hatte etwas Unsicheres, Scheuforschenbej bekommen, unb die dicht zusammengezogenen Ausgen brauen gaben dem Gesicht einen Aus druck sinsteren Prätens. Sophie hing sich an den Arm des Vaters und zog den Spihenshawl tiefer in die Stirn. »Brr, ist das ein schreckliches Wetter! Wenn ich doch lieber zu hause bleiben lönntel Aber solch ein Seebär wie Du« — sie driickte zärtlich neckend seinen Arm-— «!nerlt natürlich so etwas nicht.« Er blickte seitwärts auf sie nieder. und ein Schein des alten humors zuckte iiber sein Gesicht. »Du hättest doch zu Hause bleiben lönnen, wenn Du nicht in den Gefangnean gehen machtest. Aber ich denke, Du gehst gekni« Eine leichte Röthe färbte ihre Wan gen. »Ach Dul« sagte sie schmollenb. Dann sprangen ihre Gedanken auf etwas anderes über. »Du fährst morgen nach Stettin?« fragte sie. »Ja, et ist verschiedeiies·roegen der Austiistung der «Normanma« noch» u besprechen, auch noch einiges Schri t liche betreffs der Uebernahme zu er ledigen.« Sophie blickte strahlend zu dem Vater anf. »Ach, Vadding, Du glaubst nicht, wie stolz ich sein werde, wenn ich Dich zum ersten Male aus der Kommandobriicke des « großen Dampferö stehen sehe; stattlicher tann sich sicher niemand darauf ausneh men.« Er blickte mit Zärtlichkeit in die auf ihn gerichteten blauen Augen, welche in der Farbe genau so, im Ausdruck so ganz verschieden von de nen der Mutter waren. aFreuks Dich so sehr?" fragte er mit einem tiefen Atbemzuge der fast wie ein Seufzer der Erleichterung llana. Sie nickte eifrig mit leuchtet-dem Gesicht wie ein frohes, reich beschenk tes Kind. »Unmenschlich freut'5 mich, Dir kannst mir's glauben.« Er nahm die lleine Hand, welche auf seinem Arme lag. zog sie empor und küßte sie mehrmals mit einer hei ßen Inbrunst fast andächtig. Saphir schien nichts Außergewöhw liches in dieser Zärtlichleii zu finden; sie nickte dem Vater herzlich zu und entzog ihm dann die Hand, um den Regenschirm, den sie in der Rechten getragen, aufzuspannen. Der Vater nahm ihr denselben ab, und halte sich wieder in seinen Arm. . o, nun beschätz mich, mein Vaddinge nun bin ich Dein «Feinöliebchen unter dem Regendach«.·! Er blickte ihr mit vorgebeugtern Kopf in das feine Gesicht, dessen Wangen der Februarwind mit einer zarten Nöthe sit-erzogen hatte, und ein Zudem wie der Schein eines Lächelns bebte um den sestgeschlofsenen Mund ,,Wie heiter Du jett immer bist,Fie ten,« sagte er nach einer Pause. »Dast Du Robert wirklich so lieb?« Das junge Mädchen antwortete nicht; die-Klagen vor sich auf das re gennafse Pflaster gerichtet« träumte sie vor sich bin. Etwas in ihr, arn sie herum war anders geworden. Tief schmerzlich batte sie zwar der Unter gang des Schiffes, das sie als eine Art heimatb betrachtete, berührt, aber dennoch wurde alles andere übertöubt von der seligen, iubelnden Dankbar keit, den leidenschaftlich geliebten Bo ter gerettet zu wissen, und außer sich ibtn in die Arme geworfen, als der selbe mit einem engiifchen Dampser im heimathbafen eingetroffen war. Eingehend hatte ibr der Vater über die Katastropbe berichtet. Amfchrnerzs lichsten schien er von dem Tod des Matrosen berüer und man durfte davon nicht sprechen. In fieberhafter Unruhe hatte er den Urtheil-sprach dei Seegerichts erwartet, und es toar wie ein befreiendei Aufatbmen itber ibn gekommen, ais derselbe lautete,es sei ihm nichts bergan-eisen Mannschaft, der zweite Steuermann Winter an der SPFVY hatte einstim mig erklärt, das Schiff müsse auf ein treibendes Wrack gestoßen sein« bei dem dichten Nebel nicht wahrge nommen werden konnte. Robert Hart nranm der erste Steuermann, wußte nichts Näher-ei cuszusagem da eraii dienststet nicht aus Des gewesen war. Von diesem Tage an war wieder etwas mehr Ruhe über Ulleich gekom men, besonders als ibin die Kapi tänsftelle aus einem neuekbauten großen Dampfet , angeboten wurde, von dessen Aktien et infolge der hohen Versicherung-giftian der »Elise«, die ihm ausbezahlt werden-mußte, eine ganze Anzahl übernehmen konnte. - Auch Hattmann wollte zum Früh jahr das Kommando eines Fracht dampsees übernehmen, s der sich zur ·t We Ausbesseneng imTeocleni oet befind. haetmann hatte ein Zim mee nahe am Hasen gemiethet, um diese täglich überwachen zu können. Ofnzwischen war er dem Gesange-nein igeteetem welchem auch Sophie mit isrer schönen, geschulten Altstimme ein sehe geschästee Mitglied way und so wae es gekommen. daß sie sich, außer bei den gelegentlichen Besuchen in-. Hanfe det Eltern, auch häufig allein sahen, wenn ee sie von den Proben nach hause begleitete. Ja seiner Lenden, ehelichen Weise batteee nie enhehl daraus gemacht, daß seine-Liebe der Tochter seines bisherigen Kapitänss gehörte, and auch fee fühlte sich wunderbar an - gen von seinem enen, eneegis , iibee we . teoßdem ein barsch m Merdlichteit, oon unver lbraun-Undene doesievoller Jugendfrische AS Und so war es denn vor nunmehr acht Tagen gekommen. daßer ihr von seiner Neigung gesprochen. als er sie wieder einmal heimgebracht und ehe sie es wußte, hatte sein Arm sie um schlossen und sein Mund den ihren getiißt. Und sie, sie hatte es sich mit geschlossenen Augen gefallen lassen; es ruhte sich ja so friedon so ge borgen an seiner Brust. Am nächsten Tage war er zum Vater getommen, und dieser hatte, wenn auch anscheinend zögernd, sein Jawort gegeben, nachdem die Tochter bestimmt erklärte, Robert und keinem anderen sichzu eigen geben zu wollen. Nur mit der Veröffentlichung der Verlobung sollte sie warten, bis Hartmann das Kommando seines »Greif« übernommen hatte. Das Brautpaar war damit zufrieden und betrachtete die kurze Frist als eine Art Prüfftein feiner Liede. Der Vater behandelte den Bräuti gam ernst, aber nicht unfreundlich, und dennoch wollte es Sopbie erschei nen, als bätteer emen anderen lieber ais Schwiegersdbn begrüßt. Jn ihr aber bestand die Liebe zu beiden ruhig nebeneinander fort. Wenn nur der Vater ihr Glück mehr mitempfunden hätte, wenn er nur noch der Alte ge wesen wäret Aber dort, in den grauen Augen, da saß er noch, der Schatten, den sie vergebens zu der treiben suchte. Oft blickte sie mit leidenschaftlichem Forschen in das Gesicht des Mannes, der ihr neben dem Bräutigam das Liebste war auf der Welt. Der Ver lust seines Schiffes, der Tod des Ma trosen konnte ihn doch nicht so sehr verändert babeni Solche Katastro phen sind auf dem Meere unvermeid lich, und das Gefühl des Seemannei wird dagegen abgehärtet. »Dann glaubtRobert den «Greif« übernehmen zu tönnen7" fragte da rer Vater in ihre Gedantesn hinein. »Ich dente Anfangs April,« erwi derte sie mit einem leichten Beben der Stimme. .Er will vorher noch einige Tage zu seiner Mutter.« Der Kapitän nickte zustimmend Dann faßte er mit der Rechten ihre Fingerspitem welche auf seinem Arm la en und drückte sie fest zusammen. ag Fieten. hätteftDu nicht lieber etwas Besseres geheiratbet als einen Kavitän?« See vuate ihn mir ungiauvigekn Staunen an. Etwas Besseres, wie Du bist?« Es war ein Ton, voll so ungeheuchelten Erstaunens über seine Frage, so freudigen Stolzes auf sei nen Betruf, daß er keine Antwort da rauf zu geben wußte, und dennoch stieg ein tiefer, geauiilter Seufzer aus seiner Brust empor, der fast wie ein Stöhnen klang. Dann hob er sich plöplich mit festem Ruck und ging hochau gerichtet, straf fen Schrit es dahin. »Sieh,« sagte er. »so-ringt dort nicht Deine Freun din. die junge Frau des Postdirettors auf Dich su? Da hast Du ja Beglei tung. und ich kann in den »Goldenen Unter« gehen-" ( Sophie hatte sich von dem Arm des Vaters gelöst und ging der jungen Frau entgegen, welche eilig auf sie zukam und ihr an den Hals flog. «Ach, wie herrlich, daß ich Dich treffe, Sophiechent Nein, die Freu de!« Dabei lachte sie silberhell, und bei dem Lichte der Gailaterne sah man ein paar tiesschwarze, schön gee schnittene Augen in einem schma n Gesichtchern einen unglaublich kleinen, etwas ausgeworfenen Mund, und schimmernde. röthtich blonde Haare, weiche unter der hellbiaufeidenen Ka puguheroorauollen · ch Sopbie umarmte die Freun din herzlich und sireichette freundlich ihre Wange. »So, jetzt können wir doch ein Weilchen plaudernz Vadding hätte mich so wie so an der nächsten Ganzes-ekle abgeschi, denn der »Sol dene nter« winkt.« Ullrich reichte der jungen Frau die hand, hatte seiner Tochter sorgsam den Kragen dichter zusammenJ dann og er den Vut und war im nächsten vugenblick ihren Blicken entschwun en. Jrn Knpikänszimmer des »Golde nen Anker-« war es schon lebhaft, als Napitän Ullrich eintrat. Zwei junge Aapiiiine sprangen sogleich auf, um dem angefehenen Mann bei Entledi fnng seines Ueberrockes behilflich zu ern. - Ei wurde gespielt und geplnuderiz ein leichter Tal-alsdann lagerte unter der holBtäfelien Decke, von welcher in der itte der goldene Anker, das Wahrseichm des has-sei, und vier ichöngeschnihte Schiffe herabhängen. Zwischen den ernsthafteren Gesprä chen flogen Witze, Neseteien nnd ler någe Ren-n Hin uns-d wieder. Mpitiin Ullrich klopfte auf den Tisch. MikrinF rief er. Spiort trat das dauImädchem ein rundes, dul leö Ding mit ienerrothen Baden, mit dem gefüllten Seidel in der Dandins Zimmer· Die Kapiiiine liebien keine Keil-cer bedienung, und darum mußte des Abends das hanimädchen ngegen sein« um die Wünsche der äste zu erfüllen. Sie hockte dann mit ihrem Strickzeug auf der Bank am Ofen, doch wurde gewöhnlich ans dem Ar beiten nicht viel, denn gar bald sank ihr der Kon auf die Brust, und zu jedem frischen Male mußte sie von neuem geweckt werden, was meist un ter allerhand Scherz nnd Mchereien vor sich ging. . s Auch heute wurde tapfer gespielt, in aller Freundschaft ein wenig ge strittten und vor allen Dingen mäch tig ausgeschnitten Kapitiin Naddatz sammelte die ver streuten Karten nnd tlopste damit aus die Platte des Tisches; dann nahm er die ungeheure Bernsteinspihe, welche er sich aus einem selbstgefunidenen Stiick Bernstein hatte drechseln lassen, zwischen die Zähne und mischte. »Du bist nicht- an der Reihe, Karls sagte sein Nachbar Der Angekedete gab gleichmiithig die Karten weiter. »Na, denn nicht« dann gieb Du." Er nahm die Zigarre aus dem Munde und tlappte mit dem schwiten Silberdeckel seines Stammseidels. »Kathrin, ein neues.« Keine Antwort, dagegen vertiinde ten dumpfe Schnarchtöne aus der Ofenecke, daß Kathrine sicher und süß in Morpheus· Armen ruhte. Der alte Kapitän sah seine Nach barn augenzwinternd an. »Sie schläft schon wieder,« sagte er. Einer der Zunächstsißendem ein junger Mann mit lockigem Haar und gewöhlter KMdung, erhob sich, um dieWeckversuche fortzusetzen, da hörte e: seinen Namen rufen. »P · Kapi tän von Horden, bleiben ie mall Mkle f ; Der alte Rat-dah, welcher ihn ge-« rufen, legte den Finger aus die Lippe» »Pfl, Kinnings, seid mal alle still,; icki Feiß einen samosen Spaß.« Undj die schwarzen Augen unter den wei-! ßen Augcknbrauen in dem verwitter-! ten, wie gebräuntes Leder schimmern- ( den Gesicht leuchteten vor Ueberrnuth wie die eines Jungen. Nun steckten alle die Köpfe zusammen und um ringten den Alten, und dann gab es ein allgemeines, unterdrücktes Lachen. Einer der Gäste erhob sich und drückte an dem Knopf, welcher die Mith lämspchen unter der Decke erlöschen machte. Gleich daraus herrschte tiefste Dunkelheit, selbst durch die festge schlossenen Fensterläden fiel tein Streifchen Helle in das Gemach. Und nun erhob sich ein Höllen lärm. Die Gläser wurden nIt Bebt nrenz aus den Tisch gestoßen, ein je der schraubte seine Stimme so laut f erkannte. . Mit Dame!« —- «So, nun her da mit!'« —,,Ja. mien Söhn, das hast fTu Dir nicht gedacht, man her mit dem ASS« Da rührte es sich in der Ofeneckr. HKathrin erhob sich rnit. eine-m Ruck Fund rieb die Augen. Gortsetzung solgt.) Marokkoz neuer Sultan. Wie sich Mulai Hafid von den ihm ergebenen Stämmen nach langem Zö igern und reiflichen Erwägungen zu zdem folgenschweren Entfchlufse be Istimrnen ließ, als neuer Sultan von LMarotto gegen seinen Bruder aufzu ;treten, erzählt S. L. Benfusan in ei znem englischen Blatte. l »Ich fah ihm zum erften Mal,« fo ferzahlt der Korrespondent, »als ich an einem Nachmittag von Marratesch ausrist, um das Heiligthum des Sidi bel Abbas, des Schutzpatrons der Stadt, zu besuchen. Ueber die «rothe Ebene«, Blad al Hamen, die sich in endloser Weite von Osten nach Westen dehnte, galopvirte mir eine tleine Schaar maurifcher Reiter entgegen; al len voran ritt ein hochgewachfener Mann auf feurigem Berberhengft. mit eifernem Zügelgriff den überschäumen Muth des stolzen Thieres bändigend. IOBlvohl das Roß mit kostbarer lang Iherabhängender Satteldecke geschmückt war und des Reiters weite waltende JGewiinder einen fast unmönnlichen TEindruck machten, war doch in Sih sund altung ’jene ruhige Sicherheit des rabers unverkennbar, dee auf » dem Pferde geboren wird und mit dem Thiere zu einem Wesen been-Siehst Er erwiderte meinen Gruß mit ge jmekfener Höflichkeit, als er an mir Tvorbeiflog, gefolgt von feinem Sekte ItZr und drei Soldaten seiner Este-etc J»Das ist des Sultans Bruder, Mulai ’hafid,« fagte mein Begleiter mit Ehr Ffurcht in der Stimme. Die Augen« »in die ich da auf einen Augenblick ge .schaut, hatten mir einen ltarten Ein -»druck hinterlassen. Ein kühnes, ent ltchlossenes Antlih, mit varfvringender T Adlernafe und kurzem, wohlgepflegtem Wart Die dunkelbraune hautfarbe lieh erkennen, daß der verstorbene Sultan Mulai el hafan die Mutter dieses Sohnes unter den dunklerenj FRnheiten feines harems ausertoren j a . s ( -««.«—-.-«-«·-»« Sctlpem have uy Mutes Darm of ters gesehen und noch mehr von ihm gehört, um die Bedeutung dieses Man nes und seine Stellung innerhalb der Wirken des Landes wiirdigen zu tön nene Er ift ein" eind alles eurer-ät fchen Luxus und at sich häufig scharf gegen die »?andelsagenten« ausge sprochen, die ich untereinander ver-« schweren hätten, feinem Halbbruder Mulai AbdseliAzts iostspielige Sa chen anzuhängen, für die er teine Ber wendung habe; er hat diese Leute als das Uebel bezeichnet, das den Ban terott des Staates nach sich ziehen würde. - « Dabei ist er durchaus tein fanatiL scher Gegner moderner Kultur. Auch ee bringt der Photographie ein ewiis fes Interesse entgegen nnd sehent den eueapöischen Verzien soviel utrauen, daß er, als eine seiner ieblingss fest-en sehn-er erkrankte, etnen ento Ipäischeu reizt zung ihm de- Erlaub niß gab, den harem zu betreten, und von ihm eine Qperation autsiihren ließ, die seiner Frau das Leben Le tete. Jn seiner Wirksamkeit alt Statthalter hat er mit großer Aus opserung sllr das Wohlergehen seiner « Truppen gesorgt und den Juden von Marratesch einen besonderen Schuh angedeihen lassen· Jahrelang hat Mulai hasid unter Umständen schwierigster Art treu zu seinem Halbbruder gestanden. Jms mer wieder sandten die großen südli chen Stämme Boten an ihn und drängten ihn, das Banner der Empös krung mit der Begründung zu entfal ;ten, daß der Sultan Maroho an Europa vertause. Lange hat sich der HStatthalter zurückgehalten und mit diplomatischen Ausslitchten geantwor -iet. " mJch habe mein schönes Haus und -Amt'«, so äußerte er sich wohl. »Zahl » reiche Frauen sind mein eigen. Fünss zig oder sechzig herrliche Rasse stehen in meinen Ställen. Was iann sich ein Mensch mehr wünschen? Warum soll ich mich den Ausregungen preisgebem die zueinen Bruder und herrn bedrän gen « Doch im lBeginn des Juni drängte diese schwankende und unsichere Sach lage zu einer Entscheidung hin. Ab gesandte von einigen der mächti sten und größten Stämme des Sii eng kamen zu ihm und erklärten grade heraus, Mulai Hasid müsse nun mäh len, ob er herr oder Diener sein wolle. Auch jeht noch antwortete des Sul tans Bruder ausweichend und diplo matisch. »Ihr seid viele,« sagte er, »aber Jhr seid nicht alle. Laßt mich wissen. wie alle Stämme denken, und dann, mit Allahs Willen, will ich mich entschei den.« Eine Woche oder zwei später trasen sich die Abgesandten der Stämme aus den Ebenen von Rhamna. Mulai ha sid war nicht anwesend, aber er sandte ihnen eine reiche Gabe von Schasen und Korn. Sie besprachen sich unter einander, und es stellte sich heraus, daß sich drei mächtige Stämme noch« nicht erklärt hatten· Besondere Eilboten wurden sogleich an sie abgesandt mit der seierlichen Ansrage, ob sie sich all den andern anschließen wollten, wenn Mulai hasid das Banner seiner Herr schast entrollte, seine Rechte als des Sultans älterer Bruder proklamirte, um die Ungliiubigen aui dem Lande zu vertreiben. " Wieder verging eine Weile. Dann kamen auch von den leßten Stämmen Abgesandte, um dem neuen Sultan zu huldigen. Der heilige Krieg ward in feierlicher Versammlung ertlärt und Mulai Hasid noch einmal verlündet, daß der ganze Süden bereit sei, unter ihm zu kämpfen, und daß er sich nun endlich erklären müsse, wenn sie nicht an seiner Statt einen anderen Bruder des Sultans wählen sollten. Jetzt hielt Mulai Hafid seine Stunde für gekommen und nahm die Protlama tion durch das Volk und die religiösen Körperfchaften von Südmarotto an. Nun reitet er durch die Straßen sei ner Stadt unter dem Md’hal, dem großen grünseidenen Schirm, der das äußere Zeichen maurischer herrscherges walt ist. Jn den Moscheen wird sein Name ausgerufen und tausend Gebete steigen zu Aliah emvor für den neuen Erretter der Gläubiaen, der sein Ba terland frei und glücklich machen foll. W serv als gute Gitte. Jm Gouvernement Tula herrscht eine alte merkwürdige Sitte. Während der Ernte wird das Loos Unter die jungen Mädchen geworfen, und die das Los trifft, wird von den Burschen gepackt und ins Wasser geworfen. Sie muß herausspringen und so schnell wie möglich fortlaufen. Jm Dorf Ariu iowia iel in diefem Jahre das Lo auf die 17jährige Tochter eines alten OfenseserT eines unglücklichen Man nes, der turz nacheinander seine älteste Tochter und seinen einzigen Sohn ver loren hatte. Das junge Mädchen wur de unter lautem Gelächter trotz allen Sitäubens ergriffen und mit vollem Schwunge in den oordeifließenden Fluß geworfen. Sie verstand aber nicht zu schwimmen und ertrant. Erst nach langem Suchen wurde die Leiche mit Bootshaten aus dem Wasser gezo gen. Es kostete einem Lehrer viel Mühe. seinen Rangen die Anfangsgriinde der Anatomie beizubringen An den fruchibringenden Wirkungen seiner Mühe verzweifelnd, rief er: »Ist denn «ilberl7oupt Einer unter Euch. der weiß, was eigentlich die Wirbelfäule ist?« Lange, verle ene Gesichten Endlich er hob sich ein åunge und ftoiterte her aus: »Die irbelsäule ift das Ding, das durch mich und Sie läuft. Auf dem einen Ende hängt'der Kopf dran, auf dem anderen sidt mon.« I I s » Zur Menschentenntnis gehört nichts ’ol5 ehrliche Selbstbeachtung. Kenni man sich selbst, io kennt man alle Men schen, die guten wie die schlechten. I II s Es ist so leicht, die Vorzüge feiner » inde zu leugnen; wär’ es nur ebenso ; eicht —- ihre Erfolge zu leugnent l « o o Die New Yorker Polizei sucht nach einem Manne, der 400 moderne Mu sittilicke g ohlen hat. Man sollte ihn Ucbck la laIcUs ' O