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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 12, 1907)
Ver Mann mit den vielen Namen» KrimiuaLRoman von Auguste Grotten (2. Fortsetzung.) s. K a p i t e l. Wieder.lag freundlicher Sonnen Lchein über der Erde. Er entfaltete mit irrer Wärme die tausend und aber tausend Blätter der Bäume, welche dem schönen Gute des alten Joseph Moorland zur besonderen Zierde ge reichten und ihm den Namen gegeben harten. Der ,,Lindenhof« hieß das Besitz thurn, weil wahre Prachierernplare von Linden das dicke Gemäuer des uralten Baues umgaben. Wächtern gleich standen sie vor seinem Thor und breiteten ihre weitausladenden Aesie über fein freiles Dach. Die eine Grenze des Moorland schen Gartens bildete die dunkelgrüne, der Donau zustrebende Traun, auf den drei anderen Seiten war der große dern Nutzen und der Zier dienende Garten von einer weii über manns bohen Mauer umgeben, an der Edel obst in Spec-irren gezogen wurde. Die Pfirsiche und Apritosenbäurne blühten Icyllll, Ulkp Its WIIIUI Ulk uucu Zusqu Mauern mit rosigensund weißen Blit then reich geschmückt. Die östliche die ser Mauern schloß sich an das Haus. Das große Thor, das sich in ihr be fand, war offen. Es fuhr soeben ein Wirthschastswagen hindurch. Johann Freisinger, Moorlands Gärtner, ein schon recht alter, schwer höriger Mann, wollte das Thor wie der schließen, als er einen Herrn den Feldweg herkommen sah. Er hielt inne und zog die Mütze Auch der Antomrnende lüstete den Dnt nnd nickte dem Alten freundlich zn. Als er Unter den schön verzier ten steinernen Thorbogen trat, sagte er lauter, als man gewöhnlich zu re . den pflegt: »Grüß Gott, lieber Frei singer. Darf man eintreten? Geht es Herrn Moorland gut?« . Der Gärtner nickte, und während er die beiden Thorslügel schloß, be « richtete er kurz und ein bischen ver drossen, daß Herr Moorland schon wieder aus und im Padillon sei. ann ging er, ohne weitere Notiz von dem Gast zu nehmen, dem inzwischen weitergefahrenen Wagen nach. Der Herr aber schlug einen ge-« wundenen Weg ein, welcher zwischen hohen Büschen gegen den Fluß hin siihrtr. Er konnte sein Ziel, den Pa dillon. nicht sehen, war aber augen scheinlich hier bekannt. Während er so zwischen den Bü schen hinschritt, that er etwas, das einein schon bejabrten Mann, wie er einer war, eigentlich gar nicht gut stand und eher einem jungen Geclen entsprochen hätte. Er zog ein Spie- » gelchen aus seiner Tasche und betrachJ tete aufmerksam sein Gesicht. Er blieb schließlich sogar stehen, nahm den Hut ab, suhr sich ein paarmal’ über das graue Haupthaar und den» Bart und lächelte sich dann spöttisch zu, wobei seine noch wohlerhaltenen, aber schon gelb gewordenen Zähne sichtbar wurden. Wie ein alter Freier benahm er sich, der auf dem Weg zu einer jungen « Schönen war, und es gab doch im " ganzen Lindenhos tein weibliches We sen, um dessen Gunst man sich hätte ; bewerben können. Ueberdies war der «".;i«ernlich beleibte Mann nur auf dem ch ZU klllcm UlllDOlillDcN WITH-. Diese heimliche Prüfung seines Aru ßeren war mithin recht sonderbar Er beendete sie denn auch rasch, als Schritte hörbar wurden, die schnell näher kamen. »Guten Morgen, Herr Röhlina!« sagte gleich danach eine iräftige Frauenitirnmr. »Da wird sich der Herr freuen! Gehen Sie nur schnell hinein. Er ist gerade beim Früh —. stück, und Sie wissen ja, dabei hat er spgern Gesellschaft.« Die, welche das sagte, war eine ein«-a « sechzigjährige, hagere Frau. Sie war seit beiläufig einem Jadre die Wirth « schaiterin des Herrn Moorland Sie mußte eine tüchtige Person sein, denn der alte Herr hatte unbegrenztes Ber trauen zu ihr, und sie schien dies auch zu verdienen. Jedenfalls war sie gut miiihig Und warmherzig, das bewies " schon die Art ihres Redens, und sicht ifich war sie auch fleißig daiür sprach die Eile, mit der sie weiterging. Mling hatte laum noch Zeit, ih -m Gruß Zu erwidern, da war sie auch seinen Augen schon entschwun der-. " Er blickte ihr nach. Ein unange - Wes Lächeln ließ abermals seine III-en W schm« Dng ging er weiter. Ein im Ge TM des Hei-zehnten Jahrhunderts M Papillen mit aeroölbtem und einer kleinen Freiirepve W m ihnn ans. Der Lindenipos « M ds- Jggdschioe eige- hat-s » . .Etz herzug- gewesenx man , WOW dene Zubaus « W sei-eM eiW Mvchmbeii W aber der-Ism jetzt noch dieselbe niedliche Grvßartigi seit, in welcher ihn der Hochadel ver gangener Zeiten gesehen. Nur daß sich jetzt nicht mehr die gepuderten Köpfe reisender Cdeldamen an seinen Fenstern zeigten, und daß keine Kavallerie mit Allongeperiicken und gestickckten Westen die gewundene Freitreppe betraten. Nein, nur ein alter Mann mit spärlichern weißem Haar stand dort oben unter der Thür, hielt seinen langen Schlafrock mit der einen Hand zusammen und beschattete mit der anderen seine schwach gewordenen Augen vor den Strahlen der Sonne. Röhling streckte ihm schon von wei tem die Var-d entgegen und sagte in liebenswikrdigem Ton: »Das ist schön, daß Sie wieder wohlans sind! Zur Belohnung dafür sollen Sie ein Iwunderhiidsches Exemplar von »Meine dariegatug« haben. Gerade vorhin habe ich es neben einem wil-» den ÅBienenstock gesunden.« « »Sie oenren hatt immer an meine Sammlung!« erwiderte Moorland freundlich, das wirklich stattliche Exemplar eines Oelkäfers betrachtend und es sorgfältig derwahrend. Dar aus schob er seinen Arm in denjenigen seines Gastes und führte ihn zu dem reichlich besetzten Frühstückstisch »Ich habe schon aus Frau Mani tas lautern Reden geschlossen, daß jemand tommt,« sagte er, während sie sich setzten. »Aber just an Sie habe ich nicht gedacht. Ich meinte, Sie würden erst in den nächsten Tagen wieder zurücktmnmen.« Röhling erwiderte darauf, daß seine Schwester, welche er in Linz be sucht hätte, schon wieder gesund sei, und er deshalb früher habe zurück tommen können. »Aber Sie selbst sehen noch nicht ganz gut aus,« setzte er seine Rede fort. »War denn diesmal der Anfall ärger als sonst? Jch habe es näm lich schon in Lambach drüben erfah ren, daß sich, während ich fort war, Jhr Herzleiden wieder gemeldet hat.« »Es ist leider so,« erwiderte Moor land seufzend, »und diesmal habe ich eine äußere, eine nachweisbare Ur sache gehabt, trank zu werden. Aber — jetzt langen Sie zu. Einen Kas fee, den Frau Monila aufgegossen hat, den darf man nicht muthwillig tglt werden lassen.« Lächelnd kam Herr Röhling der Aufforderung des alten Herrn nach, schenkte sich ein und bediente sich auch sonst recht ausgiebig, wie denn auch Moorland genügende Eßlust zeigte. Dazwischen aber streute Röhling theilnehmende Bemerkungen und Fra gen bezüglich des Befindens seines Wirthes ein. Da erfuhr er bald, was diesmal die nachweisbare Ursache von dessen Aufregung und der sol enden Er trantung gewesen war. n Groß nesse Moorlands, ein seit jeher leicht sinniger Butsche. der freilich jetzt längst schon in den Jahren war, in denen bei normalen Menschen Beson nenheit einzutehren pflegt, hatte. tros dem ihn der sehr strenge alte herr we gen leichtsinniger Streiche längst schon verstoßen, sich brieflich wieder um hilse an diesen gewendet. » « siss »;I(un, Hauen Die Iqm viere Yme angedeihen lassen?« fragte Röhling, während er auf seine Butterfemniel noch einen Löffel Honig ftrich. Moorland lachte zornig. «Diefern Lumpen noch einmal helfen? Fällt mir nicht ein! Meinetwegen mag er zu Grunde gehen, wie fein Vater zu Grunde gegangen ift —- an der eige nen unausrottbaren NichtsnutzigkeiL Karl Moorland der Jüngere, wie Karl kMoorland der Aeltere sind Schand flecke in unferer Familie. Kein Mensch weiß, wie diese Schandfleck hineingekommen sind aber weiß, dafz ich nichts dazu beigeiragen habe, fiel der Familie zu erhalten Ich habej den Alten fallen lassen, ich werde mich » auch um den Jungen nicht mehr tum- « mern. So etwas kann gar nicht schnell genug zu Grunde gehen.« Ganz heiß hatte sich der alte Mann geredet. Röhlina, der augenfcheinlich fürch tete, es könne ein neuer Anfall korn rnen, besänftigte ihn so gut et ging, und nöthigte ihn liebevoll, weiter zu essen. Zugleich aber blisten seine Au gen hinter den großen, altvsiiterischen Brillenglafern, die er trug, fcharf auf. Er hatte soeben einen fchon geöff neten Brief entdeckt welcher unter Moorlandc Serviette gelegen hatte und durch deren Wegnahme sichtbar geworden war. Die schöne klare Schrift auf dem Umschlag hatte eine merkwürdige Anziehungslraft auf Nöhlings Augen; immer wieder kehrte sein Blick zu ihr zurück. « Aber auch Moorlands Gedanken lehrten ist-net wieder zu dein friiher Wer Thema zuriieh Er er lie feinem Gaste, wie feele te se W Verwandten die Gretel ——. . .—-. — tinder seines Brudert, hatte erziehen lassen, und wie verschieden das Resul tat dieser Erziehung gewesen war. Karl sei unverbesserlich leichtsinnig ge blieben, nie mit seinem Gelde ausge tommen, ein Spieler geworden und habe sich dadurch in schwierige Situa tionen gebracht. Zweimal habe er ihn gerettet, habe ihm eine Stellung in Linz verfasst, aber vor seine Augen habe der Liederliche nie mehr kommen dürfen. Jest müsse er es ärger denn je getrieben haben. Jn seinem jüng sten Bettelbrief habe er geschrieben. daß er sich einsach eine Kugel durch den Kopf jagen miiszewenn ihm nicht geholfen würde. D i handle es sich ium achttausend Kronen. x »Die Sie ihm also nicht geschickt haben?« unterbrach interessirt sein Zuhörer den alten herein Moorlands Gesicht wurde hart. »Nichts habe ich ihm geschickt,« sagte er. »Das zs t, etwas habe ich ihm doch ges » ,,«einen Brief« dessen Jn halt aller« f nur aus einem einzi gen Wort besinnt-, aus dem Worte: SchießeL Jch konnte den Brief ge rade noch abschicken, dann kam der Anfall.« »Sie hatten aber doch Jhr Medila ment bei der Lands-« erkundigte sich Rödling voll Theilnahme. Moorland nicktr. »Ei freilich,« meinte er. »Dosten Nöger hat mir gerathen, es immer bei mir zu ha ben. Jch bitte Sie! Jch gehe doch zuweilen auf Stunden in den Wald hinüber. Da tönnie ich sterben und verderben, bevor rnich jemand findet. So helfe ich mit selber. Neun Tro pfen, genau neun Tropfen aus einem Stück Zucker —- und ich überstehe den Unfall. Bis letzten Herbst habe ich nur sieben Tropfen gebraucht aber der Organismus gewöhnt sich schließ lich an solche Mittel, und da rn man die Dosis steigern. Jeht bin i bei neun Tropfne angekommen. Ei ner weniger nüht nicht recht mehr und einer zu viel das taugt erst recht nichts. Letzthin ist rnir s passirt daß ich zehn Tropfen, oder vielleicht gar elf erwischt habe. —- Das war ge fehlt. Das hat die herzthätigteit viel zu viel gesteigert — da war mir’s schon zum Schlagtreffen.« »Nicht von so etwas reden!« sagte Röhling, dein alten Herrn die band tiitschelnd· »Nicht von solchen Din gen reden! Sie werden noch den Hunderter erreichen!" Moorland nickie seinem Gaste freundlich zu. »Sie meinen’ö halt gut mit mir!'· ; Seine Kurzsichtigleit hinderte ihnk daran es zu gewahren daß in Rod- 2 lings Wangen plötzlich eine dunllei Röthe stieg, daß es in dessen Augenj jäh aufblitztr. »Gewiß ich meine es gut mit Ihnen, lieber Freund« be-? gann er dann in treuherziger Weise,j »und deshalb mochte ich Jhnen einenj Vorschlag machen« »Nun —- reden Sie!« »Er bezieht sich auf Jhre Seelen ruhe und —- Jhr Testament. « - »Auf mein Testament?« i »Ich betone noch einmal zunächst auf Jhre Seelenruhe« i »Ich bin neugierig« womit Siel diese unterstiitzen wollen« »Mit einer Klausel zu Jhrein Te-: stammt. « ; »Das ist abgeschlossen-« j »Keine solche Schrift braucht de-? finitiv abgeschlossen zu sein, solange der Testator noch lebt und iiber seine « klare Vernunft und iiber —- Giite und « Gerechtigkeit verfügen lann.« » »An-hinaus wollen Sie denn?« »Ihr Großnefse thut mir leid.« »Was Sie sagen!'« .,Jch tenne ihn Ia nicht. US m also gar nichts Persönliche-Z bei die sem Mitleid. Das müssen Sie ein sehen. Es ist einfach das Mitleid mit einem erblich Belafieten, also mit ei nem Bemitleidenswerthenz es iit die Theilnahme für einen vielleicht zu früh Verstoßenen! —- Nicht heftig werden, theurer Freund! Männer müssen doch alles in Ruhe miteinan der besprochen können. »Sagen Sie nur endlich, was Sie wollen.« ,.Milde fiir Jhren Großneffen und für Sie selbft eine friedvolle Sterbe ftunde, Herr Mooriand! Oft meint einer, daß er ganz richtig gehandelt hat, und hat es erft im Sterben ein gesehen, daß er besser gethan hätte, feinem Herzen Und nicht seinem Kopfe recht gegeben zu haben. Und diese "letzte Einsicht, das nimmermehr Gat Jzumachendy hat ihm dann das Ster fben erfchwert.« Moorland war nachdenllich gewor den. Röhling beobachtete ihn. Er sah so ungemein ehrlich und ergriffen aus, diefer merkwürdige herr Röh ling. »Da möchte ieh Ihnen alfo einen Vorschlag machen,« begann er nach einer langen Pause, während Moor landi zitterige Finger Figuren aus das Tischtuch gezeichnet hatt. »Ihr Teftament bleibt gänzlich unverän dert. Nur ein Sah kommt noch da zu. Eine Bedingung. Wenn Jhr Großneffe Karl Moorland sieh wäh rend einer gewissen Probezeii, sagen wir währe d dreier Monate nach Ihrem Ab n, insofern würdig be nimmt, alt steh ganz ftill in Ihre ,an m Ihre Univer i salerhin, .welche ja seine Schwester sein soll, nicht belästigt, so solle diese verpflichtet sein, ihm nach dieser Zeit zehntausend Kronen von ihrem Erbe auszusolgen.« Noch immer fuhr Moorlands Fin ger dem Tischtuchmusier nach. Als Nöhling nicht weiter sprach, ließ der alte Mann die Hand in den Schoß sinken und schaute aus. »Das war ein gescheiter Vorschlag,« gab er zu, und dann, Röhling die Hand rei chend, setzte er hinzu: »ein Vorschlag, der aus einem guten herzen lam. Es isi ja wahr. Zuweilen lann ich es nicht vergessen, daß der Bursche schließlich doch nur leichtsinnig. aber noch lange kein Schust ist.« »Nun —- sehen Sie!« »Ich will Jhneo auch gleich ein Geständnis machen. Jch habe da ein ; bischen renommirt. Der Bries mitj dem einen schrecklichen Wort hat mir viele angstvolle Stunden bereitet. Es hat sich in der Aufregung ganz gut gemacht, jenes Wort. Aber hinter her habe ich ein paar Tage lang die Zeitung immer zitternd in die Hand genommen; habe immer gefürchtet, zu lesen, daß et sich wirklich etwas an gethan hat. Nach und nach habe ich mich freilich beruhigt. Karl muß wieder irgend einen Ausweg gesun den haben. —- Sie haben mich nun jetzt allerdings wieder ein bischen un ruhig gemacht, aber das ist schon recht —- ganz recht ist es. Und Sie haben mich ja auch zugleich aus das wartet ausmerrsam gemacht, mir vem Iich mit Ruhe schafer num. Jch werde die bewußte Klausel meinem fTestament anfiigen. Jch werde über haupt bestimmen, daß mein letzter Wille erst drei Monate nach meinem Tod eröffnet werden dars. So weiß Hedwig nichts von der Klaufel und weder sie noch jemand anders kann auf Karls Thun nach dieser Richtung shin einen für ihn günstigen Einfluß inehmen. Wird er unverschämt und szudringlich, dann soll er wirtlich mit meinem Willen von meinem Gelde nichts haben, denn dann hat er nicht einmal vor dem Willen eines Verstor benen Achtung gezeigt. Im gegenthei ligen Fall soll es sein, wie Sie vor geschlagen haben-« »Das ist gut von Jhnent« rief Röhling warm aus. »Er wird dann gerührt sein und dieses Geld wird vielleicht die Grundlage siir seine ser nere solide Existenz bilden. — Aber jetzt, lieber Freund, ift’s wirilich ge nug von diesem Thema. Das macht Sie mir zu tiefsinnig. Erzählen Sie mir lieber von Jhrer Großnichte, die ja auch, wie ich schon weiß, Jhr gro ßer Liebling ift.« Augenblicklich war es, als ob in des Greises Seele eine Sonne ausginge. Ganz frisch wurde sein Gesicht, ganz hell wurden seine Augen. »Ja meine hedwig!" sagte er glücklich tä chelnd. »Das ift ein gutes Kind! Ter gönne ich alles Glück, das sie ge funden hat« und sie muß glücklich sein, trohdem ihr Mann immer träntelt und sie, weil er nämlich auch sehr be schäftigt ist, mich deshalb nicht besu chen können. Einmal nur waren sie miteinander da, die jungen Eheleute. Es war ein vaar Wochen nach der hoch eit. Du lieber Gott! Wie glück lich ie zwei waren! Jch habe es ties bereut, daß ichhedwig vorher so schwere Vorwürfe gemacht habe, weil diese heirath ar so schnell, gar so unüber legt es lassen worden ist. Ich hatte darnas beinahe gefürchtet, daß die hedwig gerade so leicht-sinnig gewor den ist, wie ihr Bruder. Aheres war nicht der Fall. Die strenge sucht — zehn Jahre lang bei den Sale tanerin nen in Wien —, die hat dem Kind Isiehr aut aethan. Als tleines Mädel k-— ist sie hingetommen. Mit achtzehn Jahren hat sie schon einen Posten in Budapest angetreten. — Das habe sich selbst so versügt,« fuhr der alte sherr stolz fort, »und es war ein gu Jter Gedantr. Hebwig ireiß ja. daß sie sineine einzige Erbin ist« Da wollte Fich. daß sie, bevor sie ins Wohlleben »lomnit, den Segen bezahlter Arbeit, sden Werth verdienten Geldes tennen Hund schätzen lernt· Zwei Jahre nur sollte ihre Prüfungszeit dauern. Aber dann ist sie doch nicht zu mir gekom men. Jn der Bubapefter Kaufmanns saniilie, in welcher sie die Erzieherin des einzigen Kindes war, hat sie ihren Mann tennen gelernt. Ein bildschö ner Mensch. sage ich Ihnen! Jch be greife, daß sie wie närrisch in ihn verliebt war. So närrisch, baß sie in eine ganz stille, saft heimliche Hochzeit gewilligt hat. Na—ich habe damals getobt, rein getobt, aber hinterher hat es mir, wie gesagt, leid gethan, denn ihr Mann ist ein ganz patenter Kerl: Er hat nicht gewußt, daß Hedwig; nach meinem Tode wohlhabend, sehe. wohlhabend sogar sein wird. Ganz große Augen hat er gemacht« wie ich ihm gesagt habe, was sie von mir triegen wird. Es hat mir einen rich tigen Spaß gema t, ihin meine Spartassenbiicher un meine Papiere zu eetgen Aber hat-tüchtig ist «er nich . Nicht ein einziges Mal hat er mich um etwas angegangen. Das ge siillt mir sehr gut. Scheide nur« baß er jeht so tränken. Ei ist seh-Inlan ger alt ein Jahr her-, »daß ich dei we en meine Dedwig nicht gesehen ha . Damals ist sie allein getoini men. Er hat erade eine Gei sti reise gemacht. cht Tage habe ch»sie bei inie gehabt. Es waren schone Tage! —- Aber merkwürdige Jdeeii giebt et bei so jungen Frauenk« Dein alten Denn waren beim Ge denten seines Lieblings Setz und Mund ausgegangen. Na seinen lehten Worten schaute er sinnend vor sich hin. Röhling betrachtete ihn eine Weile gespannt, dann sragte er: »Nun, welche Jdee hatte denn damals Jhre Großnichtei« Joseph Moorland schüttelte, ver muthlich weil er sich noch immer iiber jene Jdee wunderte,—den Kaps, dann isagte er unvermittelt: »Wie es wohl stammt, daß man zuweilen genau das Gegentheii von dem ausspricht, was man dentti« »hat JhreGroßnichte das gethank sorschte Röhling, sich weit vorbeu gend. Herr Moorland schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe es damals gethan. Hedwig Fragte mich knapp vor ihrer Abreise o ganz nebenhin, was ich denn thun würde, wenn ihre ja wirt lich ganz unüberlegt geschlossene Hei rath schlecht auf-gefallen wäre, wenn sich ihr Mann als Schwindler, als ge mein und schlecht entpuppt hätte. Das war doch eine mertwiirdige, eine zum mindesten ganz überstiiisige Frage. Nichts« Rdhling zuate die Achseln. »Noch mettwiirdiget und noch über sliissiger war jedoch meine Antwort,« fuhr Moorland fort. »Ich bin immer schnell ausregbar gewesen, ich bineis mit dem Fortschreiten meines Herz-. leidens immer mehr geworden. Auch damals schoß mir das Biut zu Kopfe und ich antwortete ihr. daß sie dann ihr Schicksal verdient hätte und daß ich sie ebenso verstoßen würde, wie ihren nichtsnutzigen Bruder, der auch immer nach seinem Kopfe gehandelt hatte. Sie hörte mir still zu» Am nächsten Tage reiste sie ab. Wie ich wieder allein war, dachte ich an unsere Gespräche, an Hedwigs liebes, sanftes Wesen, und auch an diese meine Ani wort. die ja gar nicht der Wahrheit entsprach. Denn wenn dieser Fritz Dietze, ihr Mann, sich wirklich als Lump entouppt hätte, hätte ich Hed wia zu mir genommen und den Kerl EIN-n mis- Ienä sei-Its Ist-fu- nofw Inm men lassen. Na. Gott sei Dant ist aber alles in Ordnung. Alle vierzehn Tage trisst pünktlich ein Brief aus Berlin ein-—Dietze hat nämlich da hin übersiedeln miissen — und aus jedem Schreiben Hedwigs erkenne ich, daß es ihr gut geht« »Na, das ist ja die Hauptsache!« meinte Röhling, die geleerte Ansste tasse von sich schiebend· »Jeit aber denke ich, sollten Sie mich bei Ihren Bockläsern Nachschau halten lassen. Da miissen wir etliche Exemplare, die schadhast geworden sind, ersetzen. Und; unseren Oelläfer werden wir auch rriipariren. Sie haben doch noch Schweseliither im Hausei« Mocrland nidte seinem Gaste sreundxäch zu. »Was wäre ans mei-? ner Käsersamrnluna schon geworden,; wenn Sie sich nicht ihrer angenommenz hättet-N sagte er. »Meine Augen taugen gar nichts mehr. . Und so pla-? gen Sie sich nun schon seit Ottoberg mit meinen Käsern. Jch weiß wirt-; lich nicht, wie ich Ihnen siir all dieses Mühe danken soll und —« Moor-« tands Stimme brach vor Rührung-— »dafür erst, daß Sie grundgiiiiger Mensch auch für meine heiligsten Jn teressen so viele Gedanken hohem« Die Herren hatten sich erhoben. Moorland reichte seinem Gaste die. Hand. »Aber, verehrter Freund,'· meinte dieser, »din ich Ihnen denn nicht nochi viel mehr Dant schuldig dafür, daßl Sie mich einsamen Junggesellen so liebenswürdig in Ihrem Haufe aus genommen habeni Denken Sie nur« wie viele an enehrne Winterabende ich Ihnen ver unte, die ich ohne Jhre Gasisteundtichteit allein hätte verbringen müssen. Also reden Sie dochnicht von"einer Dantesschuldi So —und nun meine ich, lollten wir ins hau- hiniibergeben!« « »Ja, sei-gehen wir! Heute ist esE W gerade recht hell. Da tann ich Ihnen ein bißchen behil lich sein.« Moorland grif nach seinem sammt nen haustiippchem und die beiden verließen den Papilion. Der Brief war auf seinem Piahe liegen geblieben. Möhlin s Augen hatten ihn noch einrna ge reift und er hatte, ungesehen von dem alten rrn, schon die band nach dem chreiben ausgestreckt, aber er ergriff es nicht, er ließ die Hand wieder sinten. Ais sie auf dem Gartenweg unten angetornmen waren, fiel ei Maor land ein, daß er feinem Gärtner et was sagen müsse. Er wandte sich ab und aing ti er in den Garten hinein. Riihling ah ihm nach, bis er an der erften Weg diegnng verschwunden war, dann sprang er mit ein paar Sähen die Freitrebpe empor und verschwand in dem Papilion, .zog den Brief rasch aus dem Umschlaa und las ihn. »Bitte, gehen Sie einstweilen por aus.« ersuchte er Rbhling, »in ein paar Minuten bin ich bei hnen.« Unbefriedigt barg er ihn ann wie der in seiner Hülle und stand ein paar Setunden später abermals im Garten unten. Dieser ältliche, dicke Mnan bewegte sich wie einer, der in der Volltraftsei ner Jahre ist« wie einer. der noch durch aus die Spannkraft der Jugend be sitzt. Er ging jeyt dem Hause zu. Einmal blieb er noch stehen, brach in ein stil tes Lachen aus und murmelte dann, immer noch lachend: »Sie grundgiiti aer Mensch!" Er ging alsdannin der turzen, prachtvollen Lindenallee, die den Papillon mit dem Haufe verband, weiter. Aug irgend einem Grunde war ihm plötzlich heiß geworden. Ver nruthlich zog er deshalb sein Taschen tuch so rasch aus seinem Rock. Aber es tam da nicht nur das Tuch zum Vorschein, es siel ir end etwas ande res zu Boden, das ich in dem Tuch versangen hatte. Dieser andere Ge genstand rollte ein Stück vor Röhlin her, und dieser eilte ihm nach, als o er etwas sehr Werihvolles wäre. Und doch war es nichts als ein Stückchen Wachs. Als Röhling es errei t hatte, biiette er sich hastig danach. A s er es wieder in die Tasche schob, war er ganz roth im Gesicht. Aber nicht vom Bilde-i waret so roth geworden, das Blut war ihm schon ins Gesicht gestiegen, als er das Wachstliimpchen zum Vorschein tommen sah. »Ich Dummhpr hatte er gesagt. Er kannte nicht nur den Garten, er tannte auch das Haus« Er brauchte also nicht zufragem wieer zu gehen habe. Er hätte übrigens gar nicht fragen tönnen. Es begegnete ihm nie nianlx Die Hauäbälterin und deren Ge liilsin, die Magd TorL befanden sich in der Küche, der Gärtner mit seinen beiden Helft-tm dem jungen Knecht Seop und dem schon seit Jahren irn Lindenhof beschäftigten Taglöhner Matthias, arbeiteten im Garten.Röh liua war also ganz allein auf sich an gewiesen. Fortsetzung folgt.) -.--· »Jetzt tut es ihm bitter leid, daß er sich mit seiner Frau gezankt hat.« — »Ich höre. sie hat ihn verlassen und ist zu ihrer Mutter zurückgekehrt.« — »Noch schlimmer! Sie ist bei ihin ge blieben und hat ihre Mutter zu sich kommen lassen." I I O Das danische Königspaar weilt in London. Die Nachricht, daß fiir die Dauer ihres Aufenthalts in England die Ausführung von Hamlet Etwas ist faul im Staate Dänemarh verbo ten worden ist, hat man wohl nur des halb nicht hier hergelabelt, weil es, nach dein Verbot des Mitado gele ent lich desBesuchs eines japanischen Brin zeu, selbstverständlich war. .. Ragout-w UM --- M, " Unteroffiziet (beim Exetzieten zum Einjährigen, der erst ein paar Tage Soldat ist und die fortwährenden Freiübungm höchst langweili findet): Einjähtiger, gucken Sie nicht immer nach der Uhr! Jhr Jale i noch lange nicht um!