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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 15, 1907)
Am Verlobungstage KtiminakRoman von Auguste Grauen (7. Fortf eung) Am Fuße dieses Hügels also fah Dutand die junge Dame plötzlich vor sich. Sie jedoch bemerkte sein Heran tommen nicht Die Hände im Schoß gefaltet, den Blick zur Erde gerichtet, im --hiibfche-n, lieblichen Gesicht jenen Ausdruck peinvoller Spannung, den aussichtsloses, schmerzliches Grübeln erzeugt, so saß fie ganz versunken in quälenden Gedanken da. Mit dem romantischen Hintergrunde, den die gäbnendeTropfsieingrottg diefich din ter ihr befand abgab, hätte diese Frauengestalt ein prächtiges Modell fiir eine Personifitation ohnmiichtigen Mitleideö gegeben. Einige Setunden lang betrachtete der neue Ankömmling das hübsche, gar so traurige Mädchen, dann sagte er leise mit weicher Stimme: »Meine liede, liebe Edtoine!« Da erhob sie langsam, wie im Traum, das tief geneigt gewesene Ge sicht, darin ein jähes Noth aufstieg. All ihr ihre Augen sagten, daß sie nicht geträumt habe, taumelte sie mit einem leisen Schrei empor und legte aufschluchzend ihre Arme um den halt des jungen Mannes, der, selber tief bewegt, sie an sein Herz zog. ..Euaen. ich verstehe dein Hiersein nicht!« Das waren ihre ersten Worte, nachdem sie sich ein wenig gefaßt hatte. Er lächelte. »Es hat sich ganz ein fach gemacht,« erklärte er. »Dein al ter Verehrer und mein alter Freund, Derr v. Eichen, hat mich —- natürlich ohne meinen Namen zu nennen —- dei nem Vater zur Untersuchung des trau rigen Falles vorgeschlagen und so bin ich denn da, bin mit Einwilligung dei nes Vaters sogar für eine Zeit dein hausgenosse.« «Du also bist jener Durand, von dem List behauptet —?« »Ich weiß nicht, was sie behauptet hat« ich weiß nur, daß ich derzeit der sehr, sehr glückliche Eugen Durand aus Rauch bin, dessen Vater Seiden hlindler und ein Jugendsreund des Kommerzienraths v. Mühlheim war.« herr Durand aus Nancy erinnerte in diesem Augenblick keineswegs an den ernsten, scharfausschauendem jede Winzigteit abwägenden Mann, der er im Dienste immer war —- er sah jetzt in seiner Liebesseligteit um reichlich ein halbes Dutzend Jahre jünger und so überschwenglich sroh aus, daß es gar nicht zur Situation paßte, denn diese blieb jedenfalls sehr ernst, netz dem sie augenblicklich so reizend war. »Du also suchst nach den Spuren dessen, der das Verbrechen an König begangen hat?« fragte Edwine sehr verwundert. Jhr Liebster war roth geworden, l aber er sah ihr ruhig in die Augen« und ruhig war die Art, in der er sagte: »Ja, Edwine. ich, Doktor juriz Gräbeni thue hier die Dienste eines Deteltids, und werde sie nicht nur mit oßer Gewissenhaftigkeit, ich werde FI: auch mit großem Irrt-Eise thin, denn ich hoffe nicht nur dich zu errin gen, ich hoffe auch der Gerechtigkeit ei nen ansehenlichen Dienst dadurch zi! leisten. — Und auch deiner Schwester möchte ich dienen,« setzte er herzlich hinzu, »der Armen, die gewiß nichts als die qualvolle Ungewißheit so schnell Pieder heimgetrieben hat. Jst es nicht alt« Edwine drückte ihm die Hand. »Es ist so und-du wirst uns helfen. Du wirst Licht in diese schreckliche Sache bringen. ,O, wie ich dir vertraue! Und-weißt du, daß Papa entzückt von dir ist?« sagte sie, fast schelmisch lächelnd- «Und er tennt dich docherst seit Stunden! -Aber,« setzte sie seuf nd hinzu, »wir kann ich nur jetzt geh sein, wo Lena so leidet, König so elend endete!« »Wir wissen noch nicht ob er ,en dete,« sagte aussallend kühl der, wel sssss -;--n4f3«cs WORK-n III-II Ins Zahn-II nach wie vor zunächst Tuchnd bleiben mußte. Seine ihm heimlich Verlobte fah ihn erstaunt an. «W5e du redeft, wie eigentltümlich du redekt!« sprach sie votwurfsvoll. »Kann man denn jetzt noch daran zweifekn, daß der Arme todt ist?« Duta d zuckte die Achseln. - Da in r Edwine in der Art einer, . die genau überlegt, ehe sie redet, fort: ",,EI spricht ja doch alles dafür, daß man ihn getödtet und die Leiche dann beiseite geschafft»hqt.«« - -«Beifeite! Wo" ist dieses so tutzweg genannte Beiseitek ; »Ja, weiß denn ich ess« - Eos gut fein, Liebste. Strenge dein Mut nicht igaaz unnsthig an. Es M fisk- te net vorstellen, wo dies M Rese- Beisette sein könnte. Man P sit Fett-at daß König gegen elf » se von biet fortging- Stimmt «Mei« G set stimmt-. IN dicker sein ftiihes Fortgehen M M txt-, et müsse noch vor " Axt- m Dknckle nng des Blat dtr Mitten Zins« »Ja, so sagte er.« · »Er ist jedoch nicht in der Redattion gepeiem hat —- wie man die Sache jetzt zugeben muß —- gar nicht die Absicht gehabt, in den ersten Bezirk zu fahren, sondern ist nach feiner Woh nung gefahren, wo er —« Durand re dete nicht weiter. »Es ist ganz zweckios, dir den Kopf warm zu machen rnit dem, was und wie ich über den Fall denke. Sage mir nur nach zweierlei.« »Was denn?« »Hm König auch gesagt, daß er am Dritten, Nachmittags, eine größere Summe Geldes del-oben dat?« »Nein. Jch wenigstens weiß nichts davon. Wie hast du es erfahrn?« »Sein Bankier- brachte es gestern Abend der Behörde zur Kenntniß. Es waren sechstausend und etliche hun dert Gulden. . »Mertwiirdig. Wozu brauchte er denn jest solch eine Summe?« »Und jetzt meine zweite Frage-« »Nun?« »Bist du überzeugt, daß er deine Schwester wirklich liebte, «o recht in nig, so ganz ausschließlich —sa — nun——halt so, wie ich dich liebe, so, daß er an eine andere gar nicht denken mochte, daß keine andere auch nur die ringste Gewalt über sein Herz oder feeine Sinne erlangen konntes« Bei dieser Frage, welche zugleich eine Liebesertläruna war. iab Edwine sehr glücklich aus, aber das Nachden lcn verscheuchte bald ihr Glücks-em pfinden oder trübte es wenigstens .Wie du mich liebst-»sich glaube, ganz so hatKönig Lena nicht geliebt, wie ja auch ihre Liebe nicht der mei nigen gleicht. Er war ja herztich lieh gegen sie; sie selber nannte sein-: Liebe »ontelhaft«, und fie —-— nnn sie schwärmte ihn an und bewunderte ihn und«-——tvieder hufchte ein schelmi sches Lächeln über Edwinens liebliches Gesicht —- ,,das this doch ich nicht« wiewohl ich dich für den tliigften und besten Mann der Welt halte,« setzte sie hinzu und sah ihn rnit einem Blick an, aus dem die herzlichfte Bewunde rung sprach. —- »Wie hätte denn ihre Liebe auch der unferigen gleichen tön nen?« fuhr fie fort. »Bedente doch, e: war um mehr als zwanzig Jahre älter als fie —- daher riihrte wohl auch feine Ruhe nnd ftete Gleich mäßigteit Jch wenigstens habe ihn nie leidenschaftlich gesehen. Gefiern aber fehlte es ihm allerdings an der gewohnten Ruhe, derenthalben ihn Erich stets den »Olympier« nannte.« »Wie war er gestern?« WAufgeregt entschieden aufgeregt.« »Nun —- arn Verlobungstagel« O, nicht freudig aufgeregt. Ganz im Gegentheil —- er mußte das bei solcher Gelegenheit übliche Frohfein förmlich heuchelnk »Ah ihr habt das gemerkt?« «Lena sagte es ihm direkt, daß er peinvoll aufgeregt fei, nnd drang in ihn. es ihr zu sagen, was ihn denn quäle.« »Nun?« »Er sagte, sie würde es später ein imalerfahren Sie war sehr betrübt, nls er im Winnrgarten von ihr Ab Ifchied nahm. —- Aber was haft du . denn?« . Edtpine hatte diele Frage mit Recht I sehrverroundert gestellt» denn bei ilfrer iletzten Bemerkung machte er: »Ah — ;rich;ig! Jhr habt einen Wintergar ten-« J Er hatte sich zugleich erhoben und horchte gegen das hans hin. »Ich jglaube, es kommt jemand," sagte er. «Natiirltch habe ich dich nur zufällig aui meinem Morgenlpaziergang ge troffen und habe dir von Nancy er I zählt.« » Es kam wirllich jemand. Wilhelm war es, den List heruntergeschiclt hatte, damit er Fräulein Edwine hinaufbittr. weil Fräulein Lena wach geworden sei. - Wilhelm wunderte sich nicht da ,riiber, daß Herr Durand mii seiner xiungen Herrin in der Kaktanienallee Hpazieren ging. Er hatte freilich ge i meint, Herr Turand, der erst im Mor Igengrauen heimgelommen war, fchlafe noch, fand es aber recht vernünftig von ihm, daß er lieber in dem sonni gen Garten als im Beil Erholung von der durchschmärmten Nacht suchte Durand geleitete die junge Dame ins Haus und verabschiedete sich irn Flur recht zerernoniös von ihr, bat, als sie gegangen war, Wilhelm, er möge ihm das Frühstück aufs sein Zimmer bringen, und erkundigte sich, ol) Herr v.Mühlheim zu sprechen sei Dee here Kommerzienrath war je doch ausgefahren und wurde erst zum Mittagstiich wieder erwartet. So sing denn Herr Dnrand auf fein Zimmer, friihstiickte, befah sich dann den Wintergartem den Wilhelm ihm wies, und verließ-später auch das Haut. 7. Kapitel. Inn Matie Winter befand- stth vor ihrem Bergwa- , Miit-taki Eis-« III-TIERE ihre-i . , I . M« »Ich M- js scheu alles MIN was ich weiß,« meinte sie verdrossen eines neuen Bier-hört gewärtig, uns Pol-ei blickte sie schen auf ihren Be r. Dutand lächelte sie guirniithig an. »Na, kommen Sie nur, Fraueli Ja e er freundlich. »Ich kenne alle J- re Angst-gen Aber eine, die Sie« loie ich glaube, noch machen können. die steht nicht im Protokoll. sieht des halb nicht drinnen weil keiner Sir nach dem bat fragen tönnen, wonach ich Sie fragen will « Diese Worte harken die alte Frau neugierig gemacht. Sie trocknete ihr-. Hände ab und hieß ihren Besuch in dac— Zimmer treten. Es war ein sehr nett gehaltenes Stäbchen, doppelt freundlich deshalb, weil die beiden Fenster voll Blumen waren. Durand warf einen Blick auf die Straße. Es war ganz richtig, was die Winter anqegeben hatte· Man lonnte schon von ihrem Bette aus einen Theil-des Hauses erblicken, da rin vor zwei Nächten so Absonder liches vorgeqangen war. Dirett in Königs Schlafzimmerfenster« welches an einer stampfen Ecke der Villa lag lonnte man hineinschm. »Allo, was soll ich denn noch in gen?« eröffnete Frau Winter das Gespräch. »Kennen Sie diese Dameism fragte Damm-, ihr, während er sich setzte, das Bildchen im Malochitrahmen zelgend. Die alte Frau schüttelte den Kopf. .Die Dame tenn’ ich nicht. aber das Bild hab’ ich schon gesehen. Der Herr Doktor hat mir’s an dem Tage ge zeigt, an dem ich ihn zum letzten Male gesehn hab’·« ,.Erst an diesem Tag?« » n, vorher hol-»ich es nicht bei ilkm gesehn Er hat’s vor sich liegen geyavt, wie ich ihm einen Brief hin eingetragen hab’.« »Er hatte es also vor sich liegen?« »Ja. und er hat gar nicht g’ikört, daß ich hereingetonimen bin.« »So! Das hat er also gar nicht ge hört?" — »Nein. Jch hab’ ihn zweimal an red’n miissen.« »Und dann?« »Dann bat ei- das Bild in die of sene Schreibtischlad’ legen woll’n.« »Nun, under hat es nicht hinein gelegt?« »Nein. Er hat sich ein bissel be sonnen, und dann hat er mir’s ges zeigt. »Was. Frau Winters Die iit schön!« hat er g’faat und hat ganz merkwürdig dabei ausg’iehn." »Und-was sagten Stei« d »tJch hab’ das Bild auch bewun er .« - »Und nicht gefragt, wen es vor stellt?« . ,.Ah! Wie werd’ ich denn so etwas thun!« »Und was ist dann rnit deni Bilde geschehen?« « »Das weiß’ ich nicht. Jch hab’ an dem Tag so viel zu thun g’habt, daß ich inich aar nicht mehr an das Bild erinnert habC Jet dent’ ich zum ersten Mal wieder ran.« »Sie selbst hat-en es also nicht auf gehoben?« »Ganz sicher nicht« »Na, sehen Sie,-liebe Frau, das habe ich wissen wollen. Und jeßt sagen Sie mir noch eines. hat Dotter König niemals Damenbesuch erhalten?« Die alte Frau fuhr entrüstet aus« »Nic! Niemals-P sagte sie bestimmt. Jhr Besucher mußte lächeln. »Und .Briese von Damenhand—— hater auch solche niemals erhalten?« fragte er. Da zuate Frau Winter die Achseln. »Mir MS wenigstens nicht aufgesals len,« antwortete sie nach einer tleinen Weite, um geringschätzig hinzuzusrii gen: »Er war keiner von denen, die ininier Liebschaften haben.« Durand erhob sich. Auch Frau Winter itand aus. Durand hatte aber doch noch eine Frage. »Sie wissen die Zeit nicht ge W . nau a ergeben, in der Sie das Licht in der s illa saheni« »Ganz genau iann ich’s nicht sagen. Ich weiß nur, daß ich, wie ich einmal wach geworden bin. Li t im Schlaf zimmer gefean hab’. ch hab’ mich gleich gewundert, daß der Doktor so zeitlich schon zu Dank fein soll. Jst doch die Tramway noch g’iahr’n, und auch ein Rat-let ist noch durch unsere Gassen getommen. Dann bin ich wieder eing’lchlaf’n, und dann hat mich der Rettungswagen aufg'weclt. Mehr weiß ich nicht« »Und das Licht ist noch immer da geivesen?« »Nein. Das ist schon verloschem wie ich zum ersten Mal aufg’ivacht M,.rE--’io!'« Frau Winter fuhr sich über die Stirne. ,,Je —- da iallt mir gerad’ noch was ein,« sagte sie. »Was denn?" Durand, der schon im Gehen begriffen war, biieb stehen. Er sah die Frau aufmerksam an. Die aber redete nicht; sie sann of fenbar über irgend ein-as nach. »Nun!« drängte Durand. Da äußerte sie ihre noch immer nicht geordneten Gedanken. Seltsa merweise begann sie mit einer Frage. »Waren Sie auch bei der Kommis sion?« forschte fie. »Ich war auch in Königs Quar tier,« antwortete Durand auswei chend. ,- »Und haben sich alles genau ange scheints-« »Genau. Natürlich, ganz genau entgegnete Durand, von dein Um stand. daß nun er ausgefragt wurde, heimlich erheiiert. -:- m-Lt -Ik-c-s-0« »»UUIII WII IIII III-III U ISOJ U f 4forschte die alte Frau weiter »Ein Iahrrad meinen Sie?« »Fa, ein Fahrrad·« » ein-" »Es ist immer im Gang g’stand’n.« fuhr Frau Winter nachsinnend fort, »aber ich half nicht ausg’rnerlt, ob’s Jetzt noch dort steht.« »Daß es seit der oergangenen Nacht nicht mehr dort steht, dessen lann ich Sie versichern,« erklärte Durand be stimmt. »Seit dieser Nachti! So waren Sie heute Nacht in der Villa?« fragte Frau Winter. »Sie wissen, daß jemand drinnen Wart« »Sie können sichs denten, daß ich heut nicht viel geschlas’n bab’. Warum haben denn auch Sie die Spalettladen zugemacht?« »Seit sie also der andere auch zuge macht?« » a, der, den ich siir den Herrn Dotter gehalten hab’. Der hat auch zuerst Licht gemacht, und dann ist’s beim Vorzirnmersenster gleich wieder dunlel g’word’n.« »Dasirr ist’s aber im Arbeitszim mer hell geworden.« »Ja, aber auch nur siir lurze Zeit. gerad’ so wie ikn Schlaszimmer. Ich half mich recht-gewundert dass der Herr Doktor die Spalettladen schließt « »Das zu thun war wohl sonst nicht seine Gewohnheit?« »Nein es war auch gar nicht noth wendig. Die Gegend ist ja sicher, und die Zimmer liegen auch zu hoch, als dasz man oon der Gassen aus ties hineinse7n lönnt’.« »Ja, a, und gegenüler gibt es auch tein haus. Kurz, Doltor König hat sonst die Laden nicht geschlossen?« »Niernalz. « « »Jetzt aber wollen wir wieder von dem Fabrrad reden. Der Dotter war also Radleri« »Ja« »Und sein Rad stand gewöhnlich im GangrP »Ja, aber manches Mal hat er’s auch nur ans haust gelebnt.« «Doch nicht iiber Nachtl« »Dann lann ich mich nicht erin nern.« W Ein echter Derllyer. M Ein Den fragt einen kleinen Schulknabem »Wie kein denn dein Schrer Knabe: »Jck habe teen’ Lehrer nich.« hettx »Du gehst doch aber in die Schubs« Knabe: »Mir bunt eeu MZMV »Nun, dieses Mal hätte man es schon unter Dach geschafft, wenn man es vor der Thiir gefunden hätte.« »Da musez also auch gestohlen worden sein.« .,Man muß das annehmen, gute Frau. Schade übrigens, dasz es Ihnen jeht erst einsiiäh von dem Rade zu riden. Dies ist ja etwas lehr Wich tiges. —— Von welcher Art das Rad war, oder wo es Doltor König ge laust hat. wissen Sie nicht?" »Nein.« Durand hatte es plötzlich sehr eilig. Er empfahl sich rasch und ging. Sein nächster Weg war zum Rom inissariate Döbling, wo er sich davon überzeugte, daß der in der Wohnung Königs gewesene Beamte daselbst auch lcin Fahrrad gesehen hatte« und wo selbst er meldete, daß ein solches ab: handen gekommen fei, welcher Umstand mittels Jirlulardepeiche an alle ande ren Wiener Poizeitommissariate bes lannt gegeben wurde, die alsbald diese Kenntniß, gleich dem Döblinger Amt. sofort wieder an alle Geschäfte weiter gaben, bezüglich deren es anzunehmen war, daß der Dieb das gestohlen Fahrrad verlaufen werde oder ver pfiinden könne. Ueber den Verbleib Königs aber lag noch immer«sptiefites Dunlel. Der Fall wurde immer riitbielhaf ter. Wohl nahm man einen Mord an, aber-wo war der Ermordete? Einer jedoch nahm es durchaus nicht als gar sicher an, daß da ein Mord verübt worden sei, der nahm es nicht einmal als sicher an, daß da überhaupt irgend ein Verbrechen vor liege, kein anderes wenigstens, als dasz ein liebendes, ein Herzlich vertrauen s«-- M2x4«.. -- - .,«—L-.- k-2 »I- dass-Wes statt-UN- tUUtUIU skc Der eine war Herr Daraan der bei einem Fiater stand und zu ian sagte: »Zur Polizeidirettion,« wonach er ge rniichlich in den Wagen stieg. Es war ein offener Wagen. Das Wetter war ja heute ziemlich mild. Als die Pferde anzogen. gab es einen so heftigen Ruck, daß Durand an die Seite-rieth des Wagens ge schleudert wurde, wobei der Rahmen des Bildchenö. das er in seiner inneren Rocktasche trug, gegen feine Brust drückte. «Ab. Nadia meidet sicht« dachte er und lächelte eigenthiimlich, denn er stellte es sich vor, daß dieses schöne Weib, dessen Antlitz so viel Leiden schaft verrietb, an Königs Seite von irgend einein Eisenbahnzug in die Ferne entführt werde, in eine sichere Ferne, in welche —- — Ja, was denn? Mit dieser an sich selbst gerichteten Frage hemmte Dnrand die Vorstel lungen feiner Phantasie, und seine Züge verloren den spöttischen, lächeln dcn Ausdruck Er griff langsam nach dem Bild-s chen. Sachte lösteer es aus feiner dop Pelten Umhiillung und betrachtete es kang und rnii großer Aufmertsarn eit· . »Er war also teiner von denen, die immer Liebschafien baden,« murmelte er vor sich bin, aber er hatte einen Nachlaß: »aber gerade deshalb war er vielleicht siir eine Leidenschastreif, die.vielleicht diese Nadia inibm ent zündet hat.« Aber-warum verlobte er sich dann mit der anderen? Er war ja frei, noch frei — bis zum Abend des 3.März völlig sreil—— Warum, wenn diese Nadia vielleicht zu seinem Glück gehörte, band er sich an Lenai Nun, er war doch fast urn zwanzig Jahre älter als Lena. Da stand er diesem reisen, herrlichen Weibe schon weit näher. sobald es sich nicht nrn «Herzlichteit« sondern urn »Leiden fchastlichteit« handelte, und gegen diese war auch ein so reifer Mann nicht i— geleit. König war freilich ein Ehren mann und hat sich als solcher viel leicht verbunden gefühlt, die tleine Lena, die an seine Liebe glaubte, nicht zu enttiiuschen. So wurde er ihr Verlobter —-— ein Verlobter, der es taum den Mühl heitns glaubhaft hatte machen tönnen, daß er sich glücklich sitt-le und dem es seine Braut ins Gesicht gesagt, daß er peinvoll bewegt Und dieser »p-involl bewegte« Bräu tigam verschwindet gleich nach dem Verlobungsseste unter seltsamen oder wenigstens seltsam scheinet-den Um ständen, nachdem er einige Stunden vor seiner Verlobung das Bild einer schönen Frau in seiner Wohnung ver steckt hat! All diese Gedanten ziehen durch Durandä Kopf« während seine Augen aus« dem reizvollen Bildniß eines reiz vollen Weibes hasten, »eines Weibes«, so sagte er sich, »das sehr stolz und sehr willensstarh sehr ernst und sehr ehrbar aussieht, das so aussieht, alit ob es sich zu gut, viel zu gut dünte siir eine Täudelei. sür eine Liebschast.« Durandz Augen lösen sich von dem« Bilde, sie blicken ietzt itber dasselbe hinweg, aber ihr Eigner sieht nicht die Leute, an denen sein Wagen vorüber roltt, noch die hausen die da anstan chen und wieder verschwinden, er sieht dieses schöne Weib var sich, tvie es einen tödtet, weil er, der ihr vielleicht alles genommen, woraus iie Werth gelegt, sich um geringerer Rechte wil ten von ihr abgewendet hat. «-Oder sie —-«——« dentt Durand. Da wird er in seinem Nachsinnen gestört. .Wir sind schon da, gnä’ Herrl« rust der Italer und mit eine-n Ruck stehen die Pferde. . Durand fahrt aus feinem Sinnen ans nnd steckt das Bildehen rasch ein Die Zeitung und das wittert schiebt er tu eine andere Tasche, bezahlt den W Kutscher und gehtOin das Poiizeidireti tionsgebiiude. » Einige Minuten später stehter var dem Chef des Sicherheitsamtes, vor » Herrn v. Eichen. »Amt«-» sagt der und reicht ihm die Hand. Turand berichiete kurz und klar-, was et seit gestern Nachmittag gethan und was er in Erfahrung gebracht bat, und auch Herr v. Eichen vertiefte sich mit aroßem Interesse inden An blick deg Bild-s, das Durand vor ihrn aus den Tisch gelegt hatte. »Ein irunderfchbnes Gesicht,« sagte der aman »und Sie erlauben. daß diese Frau dem verschwundenen Ksnig naife stand, und daß er ihrer berech thiten Eifersucht zum Opfer gefallen ilt.-« Tritt-nd entgegnete lächelnd: »Ich habe zwar von diefer meiner Vermu ttnrna noch trin: Silbe aeiiußert, aber es iit Thatsache, daß sie —- neben einer anderen --— belieht·" »Und » rechtfertigt ist,« seht der Obervonzeiidh hinzu. »freiiich nur Auf Basis der Logik gerechtfertigt — aber. lieber Dotier, vergessen Sie nicht« daß vie Logik mit dem Thau der Menschen nicht immer etwas z schassen hat, daß der Zufall eine Hauptrolle in der Weit spielt und das das Wabrscheinliche sehr oft dem Ut glaublichen weichen muß.« Dur-and niettc nachdenklich Er hatte,« während here v. Eichen das Bild betrachtete, die Zeitung und das Anvert, von denen es urnhiilli ge wesen, aus der Tasche gezogen. Der alte herr teuate sich jetzt nack ersterer. »Das Blatt ist also vorn s. März, nnd es ist ein Abends-Mit Seine Verwendung und der Ort, an irr-Mien- Sis var fand-n cksirsrt erklet dinss nauchrdasiirAn daß vdiese Nadia iin Leben Königs teine unbedeutende Rolle spielte, denn —- — Was gibt es denn? "' unterbrach er seine Bemer tuna. Durand war von seinem Sitze ern porgesahten. Er starrte eine Weite aus das Kuvert, oalg er dann vor Herrn o. Eichen hinlegte. Es war ein größe res, sast auabratisches stuvert von getbichem Papier Es war nie zuge tlebt gewesen und trug auch keins Ausschrist, aber es war bosh etwas daraus geschrieben. Herr v. Eichen tonnte es nicht lesen, denn die Stenograpbie war ihm srexnd me saaten nur die drei Zif sern etwas, welche da am Rande mit Bteistist ganz tlein hingeschrieben wa ren. Es waren Ordnungszablen «27.2.« stand da. »Am Siebenundzwanzigiten im Zweiten,« Zas der alte herr, dann schaute er erwartungsvoll aus Du rand, und dieser las nun das Ganze, das da notirt war »Am 27 L. von N. K. erbalten,« las er und setzte hinzu: »Die Schrift ist so sehr dies angeht getiirzt.« »Sie haben biete Notiz jetzt erst be mertt?« fragte der Qberpotizeiratb. »Jetzt erst," sagte Durand. Er war erthhet. · »Am 27. 2. non N. K. erbauen,« wiederholte Herr v. Eichen, und senkte nachdenknd den Konf. »Der zweite Name dieser Nadja iiingt also mit K. - an —- und am 27. Februar hat sie König das Bild geschenkt, das ihn an seinem Verlobungötage -so sehr be schiistigte.« « Das sagte er langsam und laut vor sich bin, dann blickte er zu Duranb auf, erhob sich und, dem jnngenMann die Hand auf die Schultern legend, suer er fort: »Deine Annahme gewinnt an Wahrscheinlichtett »- aber, bester Doktor, verbeißen sie sich trohdem Musik«-Irr s-« ·- e- t ,,L-·l(sc TIUIIOI Wie( IUI glllls Uns-J gar nicht,« entgegnete Dnrand lä chelnd. »Wenn ich aber einstweilen mein besonderes Interesse dieserNadja It. widme, hat-en Sie, mein verehrter Minnen doch wohl nichts dagegen ein·1utvenden?« »Natürlich nicht.« »Ihr Bild muß htute noch in die Hände unserer Leute lommen. Sie erlauben, daß ich die Versielfältigung sogleich veranlasse.« Durand hatte sitt-, erhoben. Gleich zeitig· war getlopft worden. Ein Wachmann brachte eine Telephon nachricht. Herr v. Eichen langte gleichmiithig Nach Um Zettel. Während des Lesens wurde er tebhafter.« Rasch sich erhe bend, santeek zuDurnnd: »Für Sie gibt's in Dötlina »in thun, lieber Dot ter-die Vervieliiiltiguna des Bil deg dieser Nadia werde ich schon be sorgen.« Damit reichte er dem Doltor den Zettel. lFortsetzung folgt) ----·--.- - h— « Jn New York muß sich zur Zeit eine Frau vor Gericht verantwortessp die mit drei Männern verheiratet iß Jhr Name ist Frau Witdsang. No rnen et onren. f i I i Astronom Bote hat die Sterne ge "zählt und, ibt ihre Zahl auf 6«t.184. 757 an. r·s nicht glaubt, mag It nachzählem I I s Fürst Albert von Monaco ist in An erkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste zum Ehrendoltor dersUnii versiiät Edinburg ernannt worden. Das Einentiimlicw daran ilt, dnsi die Dottorhiite der alten schottischen Uni versität schwarz mit roten Verzierun gen sind. Den Fürst-nennt Monate dtirsten dieIaeben »Von-ge et Rott« Mondes gut kleidet-. r !