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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 22, 1906)
W Wenn die Stunden schlagen. Von Fritz o. Ostini. Ein alter Kreuzgang rnit herrlich sthaltenen Grabsteinen und Todten ildern und dieeben von häßlicher rinche befreiten Ritbenholztaflungen aus dem sünsze nten Jahrhundert, die man in einem Amtsgebiiude ent deckthattn führten mich in das welt verlotene Provinzstädtchen. Begeislert satte mir ein Maler von den gerin chen Herrlichkeiten erzählt und beige ügt, daß man da wohl auch noch ein; gutes Stück alte Zinn- oder Jeden-s waare, oder gar ein ebrivürdiges ges-» schni tes Möbel um wenige Geld lau-» sen anne. Erst im nächsten Jahre sollte die Eisenbahn in die Gegendj fahren-Jetzt lag das Städtchen noch» weit ab vom Verkehr in einem ioahs ! ren- Dornröschenschlaf. verschollen und iultursrem«d, still, daß Jeder sei nen Nachbar schnarchen hörte, eng-H daß Jeder in seines Nächsten Suppeng ; schüssel sah. Hohe Giebelhäuser, ins allen Farben des Regenbogens bemalt, standen um den Markt, eine altväteri che gelbe Postiutsche vermittelte die Verbindung mit der Welt draußen, altväterische, langsame und behäbige Menschen sahen ans den Fenstern oder « Itanden plaudernd unter den Haus biiren. Sie hatten viel Zeit dazu. Die Umgegend war reizoolles, fruchtbares und waldreiekes Zügel and, manches alteregraueechlo und manche sehenswertbe Kirche stand in einem der Dörser in der Runde — und so wurden aus einem « kurzen Ausflug zur Antiquitätenjagd einige behaglich genossene Urlaubswochen Man wohnte naturlich im Gan nhos Bär Post wo eine dralle Matrone von irthin ihr nahrhaftes und freund liches Regrment führte wo auch die herren Ingenieure vom Vahndau ein tehrt waren und allabendlich die Fonoratioren zusprachen. Unter den ejteren hiitte der alte griechische Weise mit einer Laterne vergeblich einen Mens n gesucht. Es waren nur Thpem Der here Stadtpfarrer, der herr Oberamtsrichter, der Herr Doktor, der Herr Apotheter —- lauter Gestalten, wie sie vor sechzig Jahren auch schon an diesem und jedem ar. deren Prodinzstammtische gesessen ha ben mo ten! Mit einer ungeheuern chen An pruchslosigleit tauten sie all abendlich ihre gleichen Scherze und Neckereien, ihre gleichen politischen und sozialen Weisheiten wieder und hätten gelegentlich neucierig ader mit ißtrauen zu, wenn wir die wir ein weni mehr von der Welt gesehen hat ten, ericht erstatteten über Dinger die ihnen noch nicht vorgekommenl waren. Wir —denn wir waren un gr zwei: der erste Jngenieur vom ahnbau kam noch dazu, ein schlan: ter, blonder Mensch von etwa sechs-l unddreißig Jahren Er hatte gelock-( les, reiches Haar und geiällige Züge, die fast ein wenig zu weich erschienen wären, hätte nicht der ewig gleiche ernste Ausdruck der Augen sie männ licher gemacht. Er hatte die halbe Erde bereist, hatte in Südamerita eine Bahn angelegt, an der Firth of Korth Brücke mitgearbeitet und in imberleh Minen eingerichtet. Erst «seit Jahr und Tag war er wieder iinj Lande. Da er die Karten haßte, wie ich, und seine Kollegen in jeder freieni Minute ihrenSlat trommelten, mußte er wohl an den Stammtisch kommen. wenn er Abends nicht allein sein wollte. Und er wollte nicht allein sein« Es war eine Unruhe in ihm, die auffiel. Jch hatte die Empfin dung, als spreche er manchmal nur-, um seine Stimme zu hören, als fürchte er jeden unbesckäftigten Augenblick Wenn ihn leine Anspracte zerstreute« horchte er oft wie geistesabwesend, rerträumt in die weite Ferne hinaus-» und man mußte ihn dann wohl zwei l mal anreden, ehe man Antwort bekam. ’ Zuweilen fuhr er aus feinem Hin- s träumen mit einem kurzen Ausdrucks des Schreckens, ja des cehrnerzes in die Höhe, manchmal aber auch mit, grogern leuchtenden Augen und tren dig bewegt Und ich erkannte, das-, dies Auszucken jede-g Mal mit dein» ScUag der nahen Thurmuhr zusam: ; rnenfieL Jch fah auch manch-mal; deutlich, daß er aus diesen Schlags wartete. Er hatte eine werthvolle Glashütter Uhr, die er nrit einer ge wissen Zärtlichkeit hütete-, die er, rcenn die Stunde voll werden sollte, herausnahm und ansah, als zahle e: die Minuten. Wenn aber dann die Thurmuhr schlug, gab er kein Zeichen von innerer Bewegung, nur sah er noch eistesabwesendet aus, als vor-— her. achher warf er wohl wieder jäh den Kopf zurück, schürtelte das Haar aus der Stirne und mischte sich ins Gespräch. Die Berufs-genossen und Untergebe nen. Hartwichs —- so hieß ex —- sag ten, er sei ein Ehrenmann und von großer Güte, verstehe sein Geschäft von Grund aus, aber er sei ein We niges verrückt. Und sie brauchten da siir mit der Liebkosipkeit der Gesunden und Beschräntien einen Ausdruck aus der Spräche des Volkes, das heute fremdartig-en Geistern gegenüber noch genau so seindselig und höhnisch ist, wie vor tausend Jahren. — An einem heiteeen Juliabend, an dem die Honorarioeem wie immer, an ihem Stammes ch sesiklebten und um noq Massen- ichtt teilen alösonsi Wabe rieth l ich mit hart sick met der-M Dsiube in den Gar .· ten ders«M«. Die Atmosphäre un s set dem trieer Krevzgewölbe des - CM Raume- wcr eesiickend gewesen nnd-sit kenne a . — wie die : speise I usi, die vom - re UIM Die Wirth-in itrug uns eigenhändig Gläser und Feuerzeug heraus unter die hohe grüne Kuppel des Kastanienbaumes, er die wenigen Tische des Postgap tens beschattetr. Sie sagte die übli chen Worte über den schönen Abend und dann ließ sie uns allein. : Schweigsam, wie Hartwich unter toter Augen fast immer war, war er Hauch jetzt. Er zog feine Uhr heraus » und starrte aus ihr Zifferblatt und als dann neun schallende Schläge vorn Thurm durch den stillen Abend dröhn HUL schaute er wieder weltvergessen til-er das weite Flußthal hin in dass verglimmende Rott) am Himmels rande. Dann nahm er sein Gine, trank und hob den Römer ein wenig doch, wie gegen einen unbestimmten Ort in der Ferne. Er hatte vernei sen, daß ein zweiter Zeuge dieses stil len Bechergrußes da war. Jetzt fiel es ihm ein. Verlegen setzte er sein Glas nieder. »Sie soll leben!« sagte ich, utn das Schweigen zu brechen und noch ver iegener stieß er mit mir an. Dann sagte er. »Es ist schon io wag und est- w::’ auch nicht schwer zu errathen. Sie haben mich ost genug gesehen, wenn meine Seele auf Reisen war, weit. weit, weit weg von hier, und ich weiß auch, wie wenig ich meiner Gedanken und meiner Mienen Herr bin,in jenen Augenblicken, wenn ——« »Wenn die Stunden schlagen!« »Ja, wenn die Stunden schlagen. Sie iollenauch wissen, wag es damit für eine Bewandtnis hat. Es ist eine sehr, sehr einfache Geschichte und doch Hist Etwas dabei, was mich um den » Verstand bringen tönnte nnd vielleicht T noch bringen wird. Etwas vor jenen JDingem welche unsere Schulweigheit ; nich; unter Dach und Fach zu bringen : ! nsei . - Ich hin immer ein Sehn-ärmer ge -me»en. wie sie sagten, vordem freilich ein fröhlichen Als ich noch auf der polytechnischen Schule war, wohnte set-, ein Studentlein mit bescheidenen Mitteln, bei einer Ossizierswittweinl M. Es waren bitterarrne Leute; die» kleine Pension und das simrnerverd miethen reichtrn nicht aus iir·’"5 Leben: und bis tief in die Nacht saßen die; beiden Damen wach und sertigtenj Stickereien für ein Geschäft. Dies Tochter meiner Hauswirthin war eint holdes und zärtlicheg Geschöpf, heiter» und geduldig gegen die Mutter, eine oergrcirnte Frau, die voll von Unge rechtigkeiten, Schrullen und Vorur theilen war und voll Undant fiir die selbstlose Aufopferung ihres Kindes. Das feine, schöne Mädchen hatte eg mir bald angetlcan und je mehr ich ihr stilles Heldenthum, ihre unversieg liche Güte aus der Nähe sah, usn so lieber gewann ich sie. Trotzdem ich erst zweiundzwanzig ahre zählte, w:r das keine tnaben ste Liebelei. son dern eine Neigung siir’75 Leben. Wir verlobten uns, wollten es aber der Mutter erst sagen, wenn ich mein Exa rnen hinter mir "tte und wir waren Beide die Leute zu, ahre lang er geben und getreu zu to rten aufunser Glück. Do brachte Luisens Mutter eines Tages einen Freier in’s Haus, einen Regimentstameraben ihres ver storbenen Mannes. Er mochte unge fähr so alt sein, als ich heute hin und Luise zählte damals noch nicht acht zehn Jahre. Jener galt als tüchtigen ernsthafter Of izier und wie er nicht alt und nicht jung in seinern Wesen wor, war er auch nicht hübsch und nicht häßlich, nicht llug und nicht dumm, nicht gut und nicht böse, ein Streher vielleicht, irn besseren Sinne, eher spießbiirgerlich als ilott. Er be saß ein kleines Vermögen, das er nie angetastet hatte —cerade die »Kan iion«. Hatt und seltsame-tin wievi Noth sie gemacht hatte, wollte die Mutter diese Gelegenheit zur Verspr gnng Luisens sich ni entgehen plus sen. Das Mädchen ha te keinen Wil len neben ihr und als nun auch unser Verhältniß an’s Licht kam, wußte die Frau die heftige Szene, welche folgte, o klug zu nützen, baß Luise wehrlos und betaubn dem Freier Ihr Faroort gab. Ihr zu grollen, hatte ich kein Recht; eLs wäre für Luisens weiche und schüchterne Art ein Ding der Unmög lichkeit gewesen, jahrelang im Hader neben dieser Mutxer hinzueben So hieß es Abschied nehmen. Wir hatten nicht Zeri,« irgend einen Gedanken über einen Verkehr der Zulunst zu fassen; die Mutter stand in der offenen Thiir und hatte meine Reiseiascke in der Hand. Da schlug draußen eineThurm nhr an und pötzrch sagte dag- Mädchen nrii einem ganz visionären Ausdruck im Gesicht, die nassen, rothgeweinten Augen voll auf mich gerichtet: »So ost Eins die Stunde schlagen hört. soll es an das Andere denken. So müssen sich unsere Gedanken immer wieder begegnen und wir werden ein ander grüßen!« sch mach-te ein Zeichen, daß ich sie verianden. Dann sah ich noch, wie durch einen Schleier, daß sie wankte nnd aus einen Stuhl siel — und dann war ich ans dem hause. Noch arn glei chen Tage reiste « .sort und stu irie in einer nordbenk chen Stadt weiter« Jch hörte von ihrer Vermählung und« dann nichts mehr von ihr. Wenn die Stunden schlu n, dachte ich wohl an sie, aber ei br e mir keinen Trost, es war, als-risse mir der-Ton sie Wunde bon Neuem aus« Ali ich mein Exa rnen macht hatte, nahm ich Dienste im utlande nnd dahabe ich jahre lang überhaupt keine Thairmuhr schla gen hsten. Ei hätte ja damals wohl auch nicht mit der Zeit zxstimmt Meine Liebe zu Luise war wie begra ben —- aber lebendig begraben! each Fette Alles von mir gethan, ’ s leiseste Andenken das an sie erin ,nerte, denn ein heißer, wilder Schmerz war mit jeder Erinnerung nsie ver bunden. Es war thöricht. schwach-— feige vielleicht, daß ich von der Sache nicht loskommen lonnte! Aber es war nun einmal fo! Zehn volle Jahre bin ich im Aus land gewesen, da führte mich der An trag eines Großindustriellen in die Heimath zurück. Nicht ohne Bewe gun fuhr ich die Elbe heraus und als in amburg ich meinen Fu auf den Landungsfteg feste, fiel dröhnend ein Viertelstundenichlag vom Thurm der Michaetertirchr. Und nun war mit diesem einen Ton Alles wieder da, die wilde alte Sehnsnäst, der na«ende Schmerz und vor Allem das Geciiihh Jch lann nicht weiterleben, ohne sie wieder gesehen zu haben —ns.ag wer den daraus, was werden wills Durch ein Militärhandbuch war der Aufenthaltsort ihres Gatten bald ge funden. Zwei Tage nach meiner An tiüift auf deutfck.ein Boden ftand ich in der kleinen, linlsrheinifchen Gar nifonsftadt vor ihrer Schwelle Die olanle Messingtafel an der Thiir sagte mir, daß er inzwischen Oberftlentnant geworden war. Ich llinzreltr. Sie öffnete selbst, starrte mich einen Aus genblick entsetzt an und zog mich dann zitternd, einen Gruß ftnmrnelnd. in eine Stute. Da saßen wir und ver fchtangen einander mit den Blicken. Sie hatte sich wenig verändertz ihre Weltall war seltsam mal-Centrum usw ziertich geblieben, ihr Gesicht ganz das alte, nur doch wohl bleicher und schmalen Wir hielten einander work los- hei den Händen und wußten Beide, daß wir-uns auch im Innern nicht verändert hatten. Und ich wußte auch. daß sie nicht glücklich, daß sie freud los und einsam lebte, ohne daß sie mir es sagte. Unter lautem Schluchzen, das in wilden Stößen ihren ganzen Körper erschütterte, fiel sie mir um den hals. Jch hlieb einen Tag im Orte und wurde dem Qberstleutnant vorgestellt, der sich meiner nicht mehr erinnerte. Er war höflich und von einer trocke nen Gutmüthigteit, Pflicht- und Be russrnensch durch und durch, manni sirte das Haus« ohnees zu wollen und zu wissen. und erzog ununterbrochen an einer Frau, die er offenbar in tei nem Zug ihrer oornehmschiichternen Natur verstand. Man bat mich zu Tische und als ihn nachher der Dienst wieder ries. blieben wir, Luise und ich, allein und erzählten einander von » den letzten Jahren. Sie hatte freilich wenig zu erzählen, weil sie thatsöchlich « nichts erlebt hatte, ais llmziige oon einer Garnison zur anderen und die öde Einförmigkeit eines Lebens nach; der Uhr und nach der Schnur. Kinder s hatte sie nicht gehabt Sie erzähitr Alles gelassen und müde, ohne jede! bewußte Traurigkeit unt dabei wars es doch todttrauria. Zu hören von« diesem Leben im Zwielicht Mir wurde i das Herz voll und schwer und ichs wollte gehen, ehe der Oberstleutnants zurückkam. Noch einmal schlang frei die Arme um meinen Hals, weinte sich i aus und wir lüßten uns zum Ah schied, länger und heißer als je in den Takgen unserer heimlichen Jugend lie e. · Da riß zins ein rauhes Lachen aus einander. Jhr Gatte war unvermerlt eingetreten und sah uns in solcher Umschlinguna Einen Augenblick zerrte er, dunkelroth im Gesteh-L an feinem Säbel, dann fragte er heiser: »Darf man fragen, was die Szene da bedeutet?« · · . ch war schnell gefaßt und erzählte « ein ach die Wahrheit Und die Wahr heitsoeinsach, daßer auch nicht einen Augenblick zu zweifeln sctxiens »Also darum! Also darum!" sagte er, schwer athmend. »Also darum hohe ich mich umsonst bemüht, aus meiner Gattin auch mein Weib zu machen! — Und was soll nun wer den?« « Jch sagt-, daß ich in jedekun zur Versagung stünde-— wie man in solchen Fallen eben sagt. Grol- unter brach er mich: »Ich bin tein Esel und will teine Schiene-teil Aber auch teine Komödie von Scheidung, oder io wagt Ich will auch keinen Schaden haben an meiner Ghin meiner Zielluna und an meiner Seelenruhel Jch will ganzv kurzin Jhr Ehrenwort. daß Sie mit meiner Frau nie wieder schriftlich oder per fönlich in Verkehr treten und ibr mit Absicht nie den Weg ireuzen werden! Das will ich — Herr!« Einen Blick warf ich noch auf die Frau« die zitternd in die Sophaecke gesunken war und fah, daß sie zu tei nem Kampf bereit und fähia war. ch lsemerlte auch jeßt erst, wie schwach und gebrechlich sie aussah und daß sie wohl trank fein miisir. «Soll ich gehen, Luife?« Flehend fah sie mich an und- nickte Und alsich mich wenden wollte, hielt ihr Blick den meiniaen noch einen Au genblick feft, führte ihn nach dem Zif ferblatt der Wanduhr und wieder zu rück. Jch verstand sie! . Der Oberftleutnant empfing mein Ehrenwort, Jvie er es gewünscht hatte und ich schied von der Geliebten, ohne ein weiteres Abschiedswort Sie war nicht im Stande u reden, und weinte in' ihrer Ecke fti und hilflos in sich hinein. Da ging ich denn. Das war vor zwei Jakrem Und feit damals ift nun ’ene5 eltfame in undwieder zwif n nnc, bei je m Stundenfchlag. Es nia einem An deren als Uebers nnihet erfcheinen, trank ft, wenn ie wollen J— altzer bei fe Schlage der Uhr fuhle »ich das sann das unfere Seelen an ein ander fe elt, geheimnisvoll bewegt. eh glatt ei ganz deniiich zu unter cheiden, ob im betreffenden Moment s z s i ; ich allein an das Gemeinsame denke, oder ob die ferne Frau zu gleicher Zeit den Schlag hör und unsere Gc danken sich beize nen. Jch fühle freundliche, milde riiße voll Sieh-n lnchi nnd Zärtlichkeit, aber selten iel ten! Jch fühle Zorn und Verzweif lung, aber am Allermeisten ein resig iiirteg, müdes Dulden. Manchmal durchschauert mich das Pochen des Hammers auf die Glocke mit einem wimmernden Weh; mir ist dann, ais höre ich was wie das Klagen deren rcnten Wildes und ich weiß auch längst daß diese arme Frau, dienichL mehr den Willen bat, sich zu wehran und zu leben, in ihrem Winkel lana » sam l)iniiirt«t. Jch fühle es- mit einem Schmerz in diesen letzten Wo chen, daß ich ielter meine, daran zu Grunde en gehen! Es ist, als reichten aus meinemNervensnfiem feine Fäden über die Grenzen meines Körpers weit ltiinansz nnd wären mit iyrem Wesen verknüpft und litten Init, wenn sie eidet.« Er schwieg und ich sak- einen Aus "druck tieferVetitöriheit in feinem hülschen männlichen Gesicht, der mir ie noch so sehr aufgefallen. I Es war ein paar Tage später. Eine sfurchtbare Schwüle hatte seit dein ;friihen Morgen auf uns gedrückt und Zwar gegen Mittag unerträglich ge "tvorden. Hartwich lam früher als sonst, und tota( erschöpft auf seinem Rad von der Arbeitsftelle zurück und Band mich im Garten.- Der ftarle ensch fieberte ersichtlich unter inne rer Aufregun« und als ich ihn, ehe er gesprochen, Fragend ansah, sagte cr mit heiserem, verwirrtem Ton: »Es it Unheil in der Luft!« Die ahl eit, welche ihm die Wir thin in den arten brachte, ließet fast unberührt. Er schien heute ununter brochen hinauszuhorchen in die Ferne und schauerte bei jedem Viertelstun denfchlcge zusammen, daß ich es schließlich selber quälend miternpsand. Von zwei Seiten des Horizont-i stiegen schwarze Wollenwiinde heraus und breiteten sich mit unheimlicher Schnelli leit aus. Rein Lüftchen regte fi. , siedende Stille überall! Die Leute, die man auf den Feldern ferne hastig arbeiten sah, ihre Ernte noch bot dem Sturme zu retten, erschienen fast gespenstisch in der grellen, harten Beieuchtuna, die noch durch einen Spalt in der Wolkendede auf sie fiel. Endlich schloß fiel-,- auch der —— aber immer noch lein Blitz, lein Donner rollen, lein Troper NeeenZ Es war jem, eine Stunde nach Mittag, finster geworden, wie in der Dämmerzeit und eine grausig: Bangigkeit lag in der Luft, rer sich Keiner entzog. »Wie vor dem Weltgericht!« saate ich und merkte bald, daß Hartwich ni ,t hörte. Sein Blicl war starr, «-chweißtropfen glänzten ihm auf der Stirne und man fah an feinem alte, daß er mühsam schlurlte, wie Liner. dem die Kehle aus-getrocknet ist. Da schlug es ein Uhr! Scharf.hs1rt, fiel der Schlag in dieser bangen Stille vorn Thurm nieder. Er tra auch meine geioltcrten Nerven wie ern Peit schenhieb und noch arger die Hart michs, der mit hörbarem Stöhnen zusammenzuette, dann aufsprang, mich erregt am Arm faßte und schüt telte und tonlos sagte: »Jetzt ist es gefche n -—- ich weiß ee ganz gewiß! Jetzt it sie todt!« »Kaum wissend, was er that, qing er mechanisch auf das Haus zu. Indie sern Augenblick brach das Unwetter los. Mit einem qewaltigen Stoße lam der Sturm, Thüren und Waden flogerf tlatschend zu, unreife-J Obst und Aeste regneten nieder. Ein unge heurer Donner eröffnete die Sym phonie der Elemente, erst geltend und l:achend, dann mit einem langen dumper Rollen, das anfchwoll und nachließ, aber wohl eine halbe Stunde lang überhaupt nicht mehr endete· Bald schien der ganze Himmel in lammen zu stehen und aus diesem lammenmeer lnatierten, wie ab wärts gekehrte Rateten, lange blen L denke, veranelte Bxitze nieder meiner Menge, dasz man ein Gesiihl hatte, als stünde man imttugelresgen eineg Bom Lardemente. Unter betäukJendeniDow nergetöse schlug denn auch der Strahl in eine-:- ker uralten Häuser amMartt, rothe Gluth stieg aus und bald siillte ein Höllenzärm den sonst so stillen Platz. Wer nur irgend tonnte, rannte hilfsbereit hertei und schnell machte sich das Bedürfniß nach einem ordnen den Willen in diesem Schwaer von Ausgere ten geltend. Haetwich wurde um Hil e gebeten und war sosort vorndran und, ewolznt. Arbeitermas sen zu führen, satte er bald die klein stiidtisete Feuerwehr und die irgend trie brauchbaren Hilfe-tröste in eine zielbewußte Thätigteit geleitet. Arbeit und Gesabr waren in diesem Augen blick ganz, was er brauchte. Als nach vier orer süns Stunden der Brand siir gelöscht gelten konnte, der sich- Dant Hartroichs energische-n Eingreifen, ans zwei Häuser der Reihe beschräntte, kehrte dieser in sein Quartier zurück, Kopf und hände von Schramrnen und tleinen Brandmalen bedeckt, aber so müde daß et aus zseinen alten Di van anant und einschlies, ohne noch ein prt weiter gesprochen erhaben Ich sah an dieser tie en Erschö sung nnd Entspannung wo l, daß er chlasi lose Nächte hinter si haben mochte, schob ihm« ein Kissen unter den Kon und schlkh hinaus. Es dämmerte schon start, ali er er wacht war und mich bitten ließ, iPni seine ahlreichen, aber ganz harmlo en Vorlesungen verbinden und verpfla stern zu helfen. Ich sand rttoich ern , traurig vielle12, aber ie boh ren Unruhe .von ev dem und alles F — .csilfsbkdütftis. l— HEFT-II Bettler »Ach« seien Sie doch so gut und schenken Sie mit ’ne Klei nigkeit, meine Frau und meine Kinder hungern und ick — dutschte!« — irre Wesen war von ihm gewichen, wie auch draußen die Wetterschwiile einer Erquickenden Frische Platz gemacht atte. Als meine Samariterarheit gethan war, ständen wir schweigend am Fen Zer seiner Stube und sahen aus den Zatz mit der regennassen Branvsiätte hinaus. sehn Schritte von uns ent sernt erho sich der Thurm der Pfarr kirche und nun hörten wir, Da eben wieder eine Stunde um mak, deutlich wie im Schlagwerk der Uhr der Ham mer mit dumpfem Stoß aushcb. Jet sah Hariwich theilnehmgvoll in’s Ge sicht. Ali-:- abee dann die Schläge selber niederdröhnien, guckte er nicht mitder Wimper! Meinem steigenden Blick mit ruhigen Augen begexinend, sigie er einfach: »Nein! Tag bedeutet jetzt nicht: mehr! Der Draht ist zerschnitten zwi schen mit und --— dort! Ich werde incrgen eine Beiseite hinschicken und Sie werden sehen, des-, ich Recht haitr!» Sie ist erlöst!" s Es war auch- so! ( ------ Gemüll-licht Menscher-. Karl Stanaen erzählt Von einem Abend in einem Trusendori aus der Höhe dek- Litanon u. a. Folgendes: Jn dem Hause, in dem ich die Brautaueitellung eines Drusenmäd tisens besichtigt hatte. wurde ich zum Essen eingeladen. Jn dem Zimmer -—— wenn man eine Wohnung niit kahlen Lehrnwänden, in die das Licht durch eine niedrige Thür und einige einfache in der Wand angebrachte Löcher dringt, aie Zimmer bezeichnen will —- wurde ein Strohteppich auf gelegt, und man sorderte mich aus, mich dort niederzulassen An meiner linten Seite saß die Braut. an meiner rechten eine andere Drusenfrau. und weiterhin im Kreis-. selbstredend iänimtlich mit unterge fchlagenen Beinen, verschiedene Män ner und Frauen, bunt durcheinander Nach einer tleinen Weile erschien eir junges Dtuienmädchen und brachte eine große hölzerne Schüssel, in der sich eine Art Eiertucben befand, und setzte diese Schüssel in die Mitte des Kreises. Jch muß hier bemerten, dafi die Drittenfrauen und Mädchen sich nicht, wie die Mohamrnedanetinnen verschleiern. Sie tragen zwar ein weißes Tuch über dem Kopi. das sie aus der Straße, wenn man ihnen be gegnet, etwas vor den Mund halten, aber im Hause legen sie diese Hülle, auch wenn die Männer zugegen sind, vollständig ab. So hatte ich auch hier Geleaenbeit, die nicht unschönen Züge ter sämmtlichen Frauen Fnd Mädchen bewundern zu tönnen. Die«Braut gri f zuerst nach der in der »hölzetnen chiissel befindlichen Speise, indem sie ein Stiia von dem Eier-suchen abbrach, vieles in einen Nan saurer Milch- tauchte und dann zum Munde suhrte. hrem Beispieie olete die ganze Geie schafl, und so mußte auch ich mich bequemen, in der selben Weite das mir da ebotene Ge richt anzunehmen Die trterhaltung wurde in aeabiicher Sprache ge iihrt und ich tonnte ihr nicht in allen bei len folgen. Aber dat. was ich von al:. den naiven Bemerkungen über die1 Braut und deren zukünftige Ehe ver stand, war doch seht erheiternd für mich und verfehle mich« in die beste Laune. Als Alles lachte und scherzte, ve merlte ich jedochs daß sich die neben mir befindliche raut mit ihren Hän den in meiner Ueberrocktalche zu schaf fen machte. Ich halte meinen Ueber rccl fest zu laspr Dies war aus Vorsicht ge chehem weil ich damit auch meinen Gelt-deutet und meine Uhr in Sichkkheit gebracht haben wollte. Bei der feindlichen Gesinnung, die die Drulen gegen vie Christen jeder Zeit haben, hielt ich es für weck mcIiY die Braut in meiner «asche n herzensluft wühlen zu lassen, umsomehr, als ich nur ein Taschen tuch unid meinen Kneifer hineingesteett hatte. Es wäre auch schade gewesen, J F « der angenehmenunterbaltung dadurch Abbruch zu thun. daß ich vor allen Gästen die Braut eines Diebstahls be schuldigt hätte. Jch wartete daher nur noch den geeigneten 9,eitpunlt ab, um mich aus dem gastfreundlichen Hause entfernen zu können. Selbst redrnd hatte ich vorher, wie es irn Orient bei solchen Gelexenheiten ims rner üblich ist« stir die ausfrau einer-. entsprechenden Baaschi ch, bestehend in einem Goldstück, zurWlaisem Erst am anderen Morgen liesz ich mir durch einen meiner Diener den Scheich der-Dorfes tomrnen undtheilte ji«-in mit, wag mir begegnet wohin-« dein ich ihn aufiorberte, rnir die von der liebenswürdigen Braut gestohle nen Gegenstände sofort wieder zu ver schaffen, widrigensalls ich dein Pascha in Damaslug von dem Verfalle Mel Hing machen würde. Obwohl ver Werth der Gegenstände sehr gering war-, mußte ich- dies doch nur« dem Grunde thun, ireil die Bewohner des Dorfes ionst in dem Micheli-un in ter That eine erlaubt-: Sache gesehen haben und leicht zu Wiederholun en kci anderen Uteiienden geneigt gewestn sein würden. Da die Drufen die lkininilchung der Pafchag wenig lieben, aus Furcht vor solzer Behandlung durch die Polizei foldaien« verstand sich der Scheich da zu, mir die Sachen sofort wieder zu verschaffen Für mein Quartier und die mir von dem Scheich ermiefene Gaftfreundfchofi wurde von mir Fbenfalls reichlicher Backfchifch verab ol l. « sch halte noch die Freude, daß ke rode, als ich mich auf meinen Gaul schwang, die Sonne durch die Wollen brach und die ganze Gegend freund lich beleuchtelr. Mit einem »Mir offn lame« begriiete ich die Bewohner des Dorfes, die its auch bei ineiner Wei terreile ahlreieli anaefainmell holten und felbt die freundlicte Braul, die in »dem Verfahren, wie es schien, nichts Ungewöhnliites erlnnni halle, fand sich zum Abfcksiede noch- ein irnd --— reichte mir ebenfalls ihre mit meiner Tasche wohlvertraule Hand! —-..’ Ein ie.k. onus · . · Ein jedes Haus, und ivär’ es nochsi llein, Schließl doch ren Riesen »Sd;icllai« in »sich ein. Wir müßten stumm vor jedem Hause fleifn Und ehrfurchtsvoll noch feinen Fen fiern fehn. Denn denll nur: jede schlichte häufecs « · wand, Wie viele Seufzer häll sie nur um munt, Wie viele stille Freuden Zirgt sie bloß, Wie viele Leiden sind in ihrem Schoß. Ein erfler Kinder Ortei. ein letztes er , Sie wechseln in dfen Mauean fort uiid und drum- iiim Lebe-»libe- Tor-, Schwebt ieis der Liede lenlies Flü « nelrolln ’ Lob und Tabel. Zu v l tadeln, as äntt sehr, «u weni Lob « ach wet mehr. Gerechte Entrückt-H Richter: »Das Mädchen fühlt sich beleidigt, weil Sie sie Dreckschwalbe genannt haben!« . Angeklagtek: »Na· wenn sie früh um Uhre neune noch unjewaschen und unjesämmt.rumloosi, soll ick ihr denn vielleicht «Patadizvogel« net-usw« Ist-entl »Sie, Frau Nachbarin, heut’ Nachs hat mit 'ttänmt, daß ich meiner Katze ihren Schweif ausgerissen hab’!« »Jesses na!« »Ich bin aber dann gleich auf g’tvachi!« »No, da hat f wenigstens net W leiden müss'n!« .