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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 23, 1906)
. Die Fluch-träte. fsiu Schwank aus dem Fasching von Tea. v nTorrr. . «Freilich, deinen Brief habe ich be totnmem Du bist verrückt.« Er sagtiee das nicht gleich beim Ein tritt, son rn erst, nachdem er sich ver setpissert, daß niemand sonst zugegen war. Vor dem blonden Backfisch, wel chem er diese kurze und etwas drasti ehe Ansprache gewidmet, genirie ich er sahnenjunter Theodor von Egge vech nicht im mindesten. Die beiden waren von Kindesbeinen an gewohnt, garä deutsch miteinander zu reden. r warf die Mii e auf denTisrh, und während er fi seiner weißen Waschledemen mit den ruckweise zer renden Bewegungen eines gerecztn Menschen entledigte, suchte sein finste ter Blick in Hanna Michelsens Zügen flog einer Bestäti ung der Diagnose. r and zunächst nichts. Und das war n immer so gewesen. Die Eachztröte konnte sich fürchterlich ver llen. Der lan en Bekanntschaft mit r verdankte T odor von Eggebrecht schon in verhältnißmäßig jungen Jah ren die Erfahrung, daß man sich bei rauensleuien nie recht augtennt tte sie i früher gern und freudig eine ihrer uppen überlassen und ihm mit Vegeisterung assistirt, wenn er dem Kinde größere Augen bohrte oder aus der üblichen Knopfnase eine römische s nißte, so war ihr Beifall ganz plötzlich in ein langgezogenes Geheul umgeschlagen, das dem Verschöne tungstünstler dann verschiedeneKaßem löpfe eingebracht Jeden Unfug, den sie ausgeheclt, hatte sie hinterher so zu drehen gewußt, daß des Himmels Strafgericht als Hauptschuldigen im mer ihn getroffen. Und als er ihr trotzdem vor zwei Jahren in einem wunderschönen Briefe seine Liebe cr lärte, hatte sie zunächst dicke Thriinen geweint vor Rührung und Entzücken. um dann zur Frau Konful zu laufen und ihr Theodor Eggebrechts zucken des Herz hinzuhalten mit den Worten: »Na lies blos mal, Martia, wag mir der Thedje hier für einen Quatfch schreibt!« So war es immer gewesen —- und in allem. nna Micheisen kniete auf einem Se el. Den Obertörper ganz auf den Tisch gelegt, untersuchte sie den Inhalt einer Katesdose mit Sorgfalt und Sa tenntniß· Das Haar, dessen Farbe die eltene Nuance zwischen hemmte-« nen Semmeln und Asche hielt, war nur auf dem Scheitel mit einer großen blauen Schleife gebunden; sonst fiel es offen in dichten, feidig glän enden Strähnen über ihre Schlafen, Schul tern und Arme. Dieses Haar und ihre Charaktereigenschaften hatten ihr den Namen Flachsströte eingetragen Beim Eintritt des Jugendfreundes te sie ihre Stellung nicht im gering en verändert. Erst nachdem sie einen innsperigen Chotoladetate probirt und Eiter gut befunden, nickte sie ihm zu — nndiich, aber wieder mit ·enein lagernd versteckten Lächeln, das - heoi der Eggebrecht als Banditenschmuns sein bezeichnete »Tag. Thedjr. Wie meinteft du?« »Ich meine genau das, was ich ge sagt habe,« erwiderte der Fahnenjun ker knr , indem er sich heftig in einen Styx fette und mit den Fingern auf den isch trommelte. »Ich habe deinen Brief bekommen —und zwar wieder dar meinen Burschen ——— —« » htarneradem willst du sagen.« « urch meinen Bei rsche n. Und ich will das nicht. Das ist mir unan Bnebnt Das tompromittirt mich. Du auchst doch nur eine Treppe höher zu steigen, dann kannst du mir vortohlen, was du willst.« »Sei-reiben ist viel schöner »Aber ich mag dein Geschreibe nicht! Soll mich wohl wieder von meiner Tanie oder deinen Eltern anhauchen lassen, nicht wahr? Damit du dich dann wieder freuen kannst wie ein Li tobersnchs.« »Thedje —- ist da s deine Liebe?« Theodor von Eggebrecht erhob sich und guckte wüthend die Achseln. »Wenn du mich endlich auglassen wolltest mit deiner verdammten Liebe. Du scheinst dich nicht daran gewöhnen zu können, daß ich kein Primaner mehr bin, sondern Soldat ——« »Aber Soldaten lieben doch auch, Thedje.« »Ich nicht!« rief der acpeinigte « nge Krie er so selbstvekgessen laut, aß er er chrocken nach den Thüren spähte. Dann dämpste er seine Stim me. « ch habe keine Lust, mich von dir verho nacken u lassen. Mir ist nicht dana zu uth. Das menschliche Leben ist überhaupt eins der schwie rigsten. Du wirst auch noch mal da hinteetominen. Aber lassen wir das fett. Was du mir da geschrieben hast, ist doch nur ein schlechter Witz« nicht wahr »Z« »Nein — Thatsache.« »Zas ist nicht möglich!« «Woher willst du’s wissen?« »Ich hab’ zufälli hinter der Por iiere enden, als apa, Mama und der ral davon gesprochen hat-ein« »Und du hasi richtig gehört, daß-J »Ja-wohl, mein Thedie, daß der Ml tibermsorgen nach Berlin geht« mher aber noch sich deiner Tante er klären sied. Oe will sie heirathen.« - M Minute starrte der Fah M die Meine an. Wen Zug "--»Ws uchteer nach ab, » :.- , « n oft, oder die « so elten. Dieser aber · e vorzu aus-— titsche-angeln W I »He-unal« murmelie er mit Grabes stimme. »Bei allem, was dir heilig ist —und dasift leider sehr wenig-—es! ist also wirklich sow ’ »Nun kannst du mir bald denBuclel ’1:auffteigen. Wenn du nicht glauben; willst ———« ; Theodor von Eggebrechi wandte sich ( ab. Ein geknickter Mensch. Er schob; beide Hände in dise Taschen, und einf aualvoller Seufzer entrang sich seinerj Brust. l »Dann dass geschnappt,« sagte er» resignirt. »Ich gehe jetzt meine Uni fokm ausziehen, Hanna, und dann lasse ich mich von dem Torfkarren überfahren Denn das überlebe ich nicht. Mit dem General als Schmiei geronkel werde ich nie Offizier und wenn ich das propbetikche Alter erreiche —« »Aber wieso denn, Theojek Ich denke, gerade.« . »Du hast ’ne Ahnung!« Er trat Zum Fenster und schaute tfostlog durch ie States. »Wie ist es blos möglich, daß ein Mensch soviel ech auf einen kaufen haben kann. on daß die aserne hier gegenüber liegt-—damit haks angefangen. Keinen Moment un deobachtet. Wenn man in seiner Wob nung niest, sagen die drüben profit. Dann hat man einen Oberst —— einen, den der liebe Gott im Zorn geschaffen hat. Einen Oberst, der alles sieht und alles weiß und entsprechend aus einem herumreitet. Vielleicht wollte er die Stimme seines Herzens übertönen, wenn er mich vor allen Anderen durch Anschnauzen auszeichnete, oder den Objektiven rausbeißen oder sonst wag. Jch weiß nicht. Dieser Oberst wird endlich General — Und versetzt. Man athmet aus. Man macht in der reude seines Herzens sämmtliche Fa nriche und Einjährige des Regimen betrun ken. Was passirt daraqu Der thenre Mann wird Schwiegervatel nnd Bise Papat Und Tante Ursel nimmt ihn, Hanna. verlaß dich daraus! Jeft wird mir überhaupt manches tlar, was ich vorher nicht verstanden habe. Sie hat so was Lnrisches, Schmelzendes und mädchenhaft Verschiichtertes ieit eini ger Zeit. Sie küßt ihren Mode nicht mehr, schmintt sich wie farbenblind und trägt fabelhaft enge Stiefel. Ich habe sie gestern tanm angetriegt ——-" »Thed«e, was machst du in Tantes Stiefeln « fragte die Kleine. indem sie ihre Stellung aufgab und sich neugie rig heranpiirschte. Alles Ungewöhns liebe-und wenn es noch so bedeu thngslos schien-—hatte für sie einen zwingenden Reiz. »Ach so ——« korrigirte sich der Fah nenjunter abweisend. »Nein. Nichtin »Sag’, bitte —'« »Nein. Du bist falsch. Du plan derst alles aus. Und dann wiirde ich hübsch in den Neffeln sitzen.« »Wahrhaftig nicht! Lieber, guter, .süßer, einziger Thedjei Jch werde ganz gewiß nichts sagen!« Damit tätschelte sie ihm beide Wan gen nnd sah so treuherzig und liebe voll zu ihm auf, daß ihm wieder ein mal alle Erfahrungen und Vorsätze abhanden kamen — wie immer, wenn die Flachötröte es richtig darauf an legte. Einen Augenblick schwankte er .noch. Dann: ’ »Als-) gut Jch weiß nicht, ob es dir betanntift daß wir im Faichina leben Wenn eS nicht im Kalender stände, würde man ei— nämlich in vie fern stumpfsinnigen lknlennest aar nicht merken. Da bier nichts los iii, hatte ich mit Pliigloiv und Reimen einen lleinen Karnevalgicherz auf eigene Faust verabredet Wir wollten uns derileiden und dann einiae andere Kameraden aufsuchen. Ich inanne der Tante aus, wag ich brauche und richte mich wunderschön ber. Selbst einen der graumelirten Zöpfe, die sie neuerdings nicht mehr trägt, hatte ich mir —— ——- au zum Donnerioetter, weshalb lneisst du mich denn!?« »Du bist ein zu lieber Kerl!« quielie Hanna Michelsen in unbändiaer Be geisterung. ,,Weiter! Weiter!« »Ich tomme glücklich aus demHauie und auch an der Kaserne vorbei. Kaum aber bin ich zwei Straßen wei ter, höre ich Sporentlirren hinter mir Jch gehe etwas schneller — die Sporen auch Jch drehe mich um ————— der Oberst! Jch denke, ich kriege den Tod in beide Waden. Harme, es ist mir immer tnbegreiflich gewesen, ioie ihr Frauensleute euch in dem vielen Plun der mit einiger Beschleunigung fortbe wegen könnt. Jetkt weiß ichOS Es geht, wenn man muß·. Jch habe lange. Beine gemacht —- wie ein Marktweib, das Schlangengurken gemaust hat. Da aber mein Verfolger trotzdem Schritt hielt, blieb mir nichts Anderes übrig: Jch naan die Röcke auf und riß aus wie Schafleder. Bei der Akademie bin ich dann über den Zaun gegangen-« «Thedje —!« stöhnte Hanna Mi chelsen unter Lachthränen. »Noch ein Wort und ich kann nicht mehrt« Sie hatte die Arme auf den Tisch geworfen und den Kon daran gel t Die blaue Schleise bebte ionvulsivi ch Theodor von Eggebrecht zuckte die Achseln. »Du la it Mir war aber gestern gar nicht lächerlich zu Muth — und wie mir heute sein wird, weiß ich noch Tilgt Mein präsumptiver Schwieger l tit mir noch nicht in die Arme elausen, daher liegt es vbllig im mitten, ob errn erkannt oder wirt lich für Tante Ue el gehalten hat —« «Tante Urselt Mit hochaufgeschiirz ten« Böcken nnd-übern Zaum-' »Nun irr-das ist allerdings etwas nmhrsseinlichz» und wenn er das ! FZQ Fahnen unter versank einen tinteit Ostern-w Das-Mr »s- Zis- Mä« Mc MO- . YOU hist reichcich kurs I "sichtig. Dieser Umstand und ein bis chen Frechheit müssen mich retten. Müssen, hannal Denn wenn der Oberst die Geschichte spitz kriegt, sperrt er mich ohne Gnade ein. An gedroht hat er’s mir schon lange. Und dann ist's Essig mit Kriegsschule und mit dem Offizier!" Die Hauptsache ist, daß du schweigst!« »Ich schwöre es dir, Thedje —- — unter einer Bedingung :Du puht dich noch einmal an. Jch muß dich sehen!« »Ich werd’ den Teufel thun!« »Bitte, bitte, bitte -—— thu’ mir die einzige Liebes« flehte die Kleine mit aufgehobenen Händen. »Du läufst teine Gefahr! Tante Urfel und der General sind heute Abend zu Tisch ge laden, wo ihnen die Gelegenheit zur Aussprache gegeben werden soll! Sie werden sich doch nur im Speisezimmer und dann vorn im Salon aufhalten. Wir sind hier also völlig sicher — und im Nothfalle tneifst du durch Vaters Akbeitszimmer aus, das nach dem Flur führt. Mach, Thedje —— du be tornmst einen Kuß!« »Ich mag gar seinen. Damit du hinterher zu Mama läufst und den Vorfall zu Protokoll giebst, nicht » wahr?« Das klang zwa herb und abwei fend, aber hanna ichelfen war ihrer Sache bereits fo sicher. daß sie mit einem hellen Jauchzer davonschwirrte, »als ihre Manier soeben das Zimmer betrat. Also um sechs, Thedje!" rief H sie noch lachend durch die Thür. l Die Frau Konsul nidte dein ziem lich verhagelt daftehenden Jugendges Epielen ihrer Tochter freundlich zusund kaute »Was hat denn der Wildsang wie der ausgeht-ein Theodor?« »Ach nichts — nichts Besonderes. Ich soll —- ——- sie bat mich —- ihr eine Brandmalerei vorzuzeichnen Ja wohll« »Bei der mäßigen Behandlung, die Jhnen das Mädel angedeihen läßt« würde ich ihr solche Gesälligleiten nicht erweisen,« bemerkte die Frau Konsul mit einer Liebenswiirdigleit welche aus das Haupt des Nothliig ners einen halben Centner glühender Preßiohlen sammelte. »Na gleichviel. Seien Sie so aut, lieber Theodvk,und bestellen Sie der Tante, sie möchte schon um sechs herunterlommen —- weghalb weiß sie. Sie werden das besorgen?" « »Seht wohl. Sosort.« Damit empfahl sich der rauhe Arie ger—und es war beichlossene Sache bei ihm, das-, er der Flachgtröte dies mal den Gefallen nicht thun würde. sf Il- I Die weibliche Psvche ist bekanntlich eine höchst tomplizirte Einrichtungf Sogar Leute mit größerer Lebenser fahrung und besserer philosophischer Anlage. als der Fahnenjunler von Eggebrecht sie auszuweisen hatte, ha ben sich in diesem Labyrinth verirrt. Ja, es soll Frauen geben, die sich selbst nicht verstehen — das sind dann die Unverstandenen. Zu diesen gehörte Hanna Michelsen nun zwar nicht —- theilö ihrer Ju gend, theils ihrer robusteren - Seele wegen; aber verschiedene ihrer Hand lungen deuteten doch aus einen ziem lich räthselhasten Impuls. Seit dreiviertel sechs hatte sie aus der Lauer gelegen, und als dann wirk lich eine ohantastisch ausgevußte Ge stalt die Treppe herabgeschlichen lam, um mit Diebesgeriiuschlosigteit im Wohnzimmer zu verschwinden, war sie quetschveranügt in ihrem herzen und voller Dankbarkeit siir den guten Thedje, der ihre Bitte ersiillt hatte. Das mußte einen prächtigen Spaß geben —- und den Kuß sollte er dann schließlich auch betommen, selbst wenn er sich sträubte. Diese guten Borsätze waren aber ausgelöscht und wie ein Hauch verschwunden, als sie, im Be griff. sich von ihrem Lauerposten zu rückzuziehen, den General in den- lur treten sah. Ein wahrhaft satan cher Gedanke durchzuckte sie und nahm so völlig von ihr Besitz, daß sie ihn beim besten Willen nicht niederzuringen vermochte. Eine Minute später wußte der Ge neral, daß der Fahneniunter Theodor von Eggebrecht, derselbe Fahnenjum ker, welcher sich bereits gestern auf of fener Straße in Weibertleidern her umgetrieben und mit ihm Greischen gespielt hatte, hinter jener Thiir den Mummenschanz fortsetzte. Das schlug dem Faß den Boden aus. Der General vergaß sasi. wes halb er eigentlich hierher gekommen war. Der Wunsch, den Frechdachs in fla ranti abzusassen und ihn damit au der gestrigen unerhörien Straf that zu überführen, beherrschte ihn so vollständig, daß er ohne Weitereg die Thiir ausriß und eintrat· Frau verwiitroete Ursula von Egge brecht hatte sieh siir die seierliche Stunde, der sie seit langem entgegen- . geharrt, so schön gemacht, als re nur i irgend gekannt. Auch jth ha te sie! noch vor dein Spiegel an sich herum- ! geputzt — und da wollte ihr scheinen, ’ als wenn ihre Wangen die Farbe der Freude und fraulnher Besangenheit hinreichend veranschaulichten. Mit be henden hönden griff sie nach der Range-Dunste in der Tasche und hatte bereits die eine Wange ganz erheblich ausgesrischt, als sie mit einem Schrei zusammenfuhr und das theilweise er rötheie Antliß in ihr Taschenturh ver barg. Nicht um die Welt hätte sie sieh ihm so gezeigt. Lieber sterben! Wie konnte er überhaupt —- — »Als-) wirklich —,« leuchte der Ge neral vor sieh hin, indem er die kurz Hichtigen Augen susanimentniss and W die mit allen Merkmalen der Angst und des Schreckens erschauernde Ge stalt ins Auge faßte. Dann sammelte er mit ein paar tiefen Athemziigen genügend frische Luft und komman dirte ein dröhnendes »F r o nt !!« Nichts. Der Fähnrich reagirte nicht« Der Fähnrich schien überhaupt irr sinnig geworden zu sein. »Sie wollen inir also Jhr holdes Antlitz nicht zeigen!? Sie vertveigern den Gehorsam!? Nun gut. So werde ich endlich das Exempel statuiren, wel ches schon seit gestern über Ihrem Haupte schwebt, meine schöne Tante -——- « Hinter dem lianrpshast festgehalte nen Taschentuche wimmerte es anf. " »Jaroohl,« höhnte der General grimmig, »heulen und zähnellappern sollen Sie! Wenn ein Mensch in Ih rem Alter, tut-z vor einer wichtigen Phase seines Lebens fortwährend Schindluder treibt, sich zum Standal der Menschen als alte Tante aufpuyt aus osfener Straße mit hochgerafften s Kleidern Aergerniß erregt s-— so solls ihn der Teufel holen! Jn Rücksichtl aber aus unsere demnächstigen ver wandtschastlichen Beziehungen ver suche ich noch einmal Ihre Renitenz zu brechen. Machen Sie sich nicht unglücklich, Mensch! Stillgestanden!· Hände an die Hosennaht!!" » Die einzige Antwort war erneu Hei Aufwimmern und ein Fluchtversuchj der aber mißlang. DerGeneralsprang zum Fenster und rief dem Posten von » der Kaserne einen Befehl herüber. 1 Zwei Minuten später heiraten ein Un teroffizier und zwei Mann das Zim mer und wurzelten in der Thür fett. »Unteroffizier, Sie verhaften dieief aufgeputzte ,,Dnme« und schaffen fies unter Bedeckung von zwei Mann nach I der Hauptwache." Der Arreftant stieß nun derart gel- L lende und unverkennbar weibliche Hilferufe aus, daß der Oitizier fo wohl Als auch die Soldaten schau dernd zurückwichen Das ganze Haus lief zusammen. Herr und Frau Kon sul Michelien, welche sich dislret au ßer Hörweite gehalten hatten, stürz ten herein und bemühten sich um die iu Ohnmacht. Zusammengehrochene, in deren blossem Leidensantlitz eine unaeheuerlich rothe Wange blühte Als die peinliche Angeleaenheitnach einer bangen Stunde sich geklärt, Tante Urfel aber trotzdem sich ent schieden geweintrt hatte, ihr bisheri ges ruhtaeg Leben einem so »rohen Menichen«« zu ovfern, bekam die Flachströte im Nebenziinmer zwei Küsse. Zwei richtige Küsse mitten ins Gesicht· Und sie nahm sich fest vor, der Mama — nur von einem zu erzählen. Das Theater-kind. Novellette Thon-Zitt- Heim. »Noch immer nicht fertig, Betti?« »Gleich! Nur nicht so ungeduldig« »Der Regisseur kann aber jeden Augenblick kommen und uns aus die Bühne rufen.« Karla Bret zog schmollend die Lippen zusammen. »So, jetzt nur noch hier diese haar svange und dann tannst du den Spiegel beut-den« »Friede, Friede!« saate da mit to mischem Ernst eine volltönende Män nerstimme. Kurt Marm, der erste Liebhaber des Vorstadttheaters, nä herte sich den beiden jungen Schau spielerinnen. Es war in der Antleideloge Betti Rothers. Maxen hatte beim Eintritt die Thür halb ofsen gelassen. Jn dem Halbduntel des Artiitenioyers sah man die Silhouette einer eleganten Frauengeitalt, die, ihren langen Man tel leicht über den rechten Arm ge schlungen, soeben mit flüchtigem Schritt die Nebenloge erreicht hatte. »Ach, unsere sonst io pflichttreue Hilbrandt hat sich heute verspätet?« Karla hatte beim Ordnen ihres Haa res Zeit gefunden, einen neugierigen Blick ins For-er zu werfen. »Is. sie und ihr unvermeidlicher Mantel,« scherzte Maxen. »Was mag sie eigentlich darunter haben? Es sieht beinahe aus wie ein Packet schmutzige Wäsche.« »Aber was habt ihr denn nur im mer mit Emmi Hilbrandtt Laßt sie doch zufriedenf mischte sich ieht Betti Rot r ins Gespräch ch! Sie übernehmen die Verthei digung der Abwesendenf i «Gewiß, weil Emmi eine gute, treue Seele ist« Betti war ernst ge worden »Weshalb zieht sie sich denn aber so ausfallig von uns zurück und mei- ( det unsi« Mit unwilliger Gebärde hours Karla ihr Köpfchen in den Na en. » »Du lieber Gott, das arme Rind» hat großen Kummer gehabt: Es ist kaum ein Jahr her, daß ihr Mann gestorben ist. Das kann einen schon niederdrücken. Es soll übrigens eine Fahre, aufrichtige Liebesehe gewesen em.« ,,Wenn’s nur der Kummer wäre! Aber mir kann diese Geheimniszthue rei nicht behagen. Wieso hält sie ihre Lage stets so ängstlich verschlossen? Das mußt du mal ergründen, Beiti.« »Aus die Bühne, meine Damen und Herren, der erste Ali beginnt.« Der alte, graulöpsige Regisseur war im Thürrabmen erschienen und ihaite das Gespräch plötzlich unter jbrochen , Wahrenb Karla nnd Maxxen hur "tig die Treppe erstiegen, blieb Betts, in Gedanken versunken, noch einen Augenblick in ihrer Lage. IF Stich wort siel erst in etwa zehn inuten. Sie hatte also noch Zeit. Eigentlich entsachte das sonderbare Benehmen Emmi’s doch mehr ihre Neugier, als sie es vor den anderen eingestehen wollte· Seit vierzehn Ta gen wirkte Emmi Hilbrandt nun schon in dem Ensemble mit. ohne daß die Freundschaft, die ehemals Betti und Emmi verband, aufs neue in etne glatte, vertrauensvolle Bahn gelenkt wäre. Geheimnißthuerei hatte die leb hafte, kleine Karla das Verhalten Em mis genannt. War das aber nicht doch das rechte Wort? Warum vers losz sie denn stets so sorgsam ihre oge vor den andern? Das ganze Theater personal sprach schon davon· Einigemale versuchteBetti mit Lise das Geheimniß der Loge zu ergrün den. Durch die Thiir des Ankleide raumes bat sie Einmi, ihr mit einer Agrasse, einer Nadel oder einerSchleisc auszuhelsen. « »Geh in deine Loge, ich komme gleich herüber,« hatte Emmi nur ge antwortet. Damit war es also auch nichts. Und dann dieser geheimnis volle Mantel aus dem Arm Einmis. Sollte der Schleier dieses Mysterium denn at nicht zu lüften sein? . .. Na der Pause des zweiten Altes hatte mmi die Gewohnheit, iåre Loge aus kurze Zeit auszusuchen. o war eF auch heute. Betti folgte ihr. Aber . .« . war es teine Täuschung? tte Emmi nicht vergessen, »den chliissel im Schloß herumzudrekemi Die Logenthiir mußte alte ossen ein. Sie drückte aus die Klinke. Die Thür gab nach... »Betti!« Es klang wie der unter drückte Schrei eines Raubthieres, dem man sein Liebsteg entreißen will. Die Augen Emmi’s blitzten in zorniger Erregung. Wie schützend hielt sie mit beiden Armen ein niedlicheg Kindchen 1:mschlunaen, das an ihrer Brust ruhte und jetzt mit erschreckten Blicken den fremden Eindringiina maß. ,,Betti! Psut, das ist häßlich von dir. Du bist mit nachgeschlichen und hast dir einen Augenblick der Vergeß lichhteit zunutze gemacht. Geh sori, ge 's! »Aber to veruyige dich doch, gmmn Jch bitte dich. Jch bin doch deine Freundin.« Betti hatte die Logenthür hinter sich geschlossen und war einge treten. »Gehd«rt dieses kleine Püpp chen wirklich dir? So laß doch sehen. Wie reizend der lleine Kerl daliegt. Und je t lacht er mich auch schon an. Sag’, lrkmmi. es ist doch ein Junge?« »Ja, Fred heißt er!« Ein Strahl inuteren Mutteraliicks brach aus den trauricen Augen Emmi’s. »Aber hörst duBetti,« setzte sie leise hinzu, »du darsst mich nicht verrathen. Jch glaube, der Direktor kündigt mir, wenn er das erfährt. Das wäre schrecklich, beson ders je t, wo ich es doch so nothwen dig ha e, zu arbeiten, viel zu arbei ten, um sür Tred zu sorgen.«« »Sei darii er beruhigt . . . Aber jin verstehe ich auch, was es mit dem Mantel sür eine Bewandtniß hat« Ein schwaches Lächeln erhellte die bleichen Züge Emmi's. »Meine Erfin dung! O, er nimmt ja so wenig Platz weg, der kleine Bengel. Erst zwei Mo nate ist er alt und so artig. Niemals schreit er oder weint er. Es istsast so, als wüßte er. daß er sich hier in der Lage ruhig verhalten muß.« »Warum hältst du dir aber teine Amme? « »Bei 150 Mart Monatsgehalt? Un möglich! Aber es geht auch so. Vor mittags, bei der Probe, gibt meine Auswarterin aus Fred acht. Und Abends nehme ich ihn dann in’·51heas ter. So komme ich aus. Meine alten Kostiime habe ich ein wenig aussrischen lassen. Bis zur nächsten Saison bin ich versorgt. Und dann ist das Gröbste überstanden . . . Wenn nicht der Kleine gegesen wäre, ich glaube, ich hätte den S lag nicht überlebt!« Emmi hatte den kleinen Fred Betti überlassen müssen, die ibn zärtlich in ihren Armen tviegte und mit Küssen bedeckte Ein Klingelzeichen schrillte durch das Theater. Die beiden Frauen er. hoben sich. »Arme, liebe Emmi!« Eine heiße Thriine stahl sich in’s Auge Betti’s. .. Einige Tge später feierte man die 25. Aussiihrung des Lustspiels, das sich bisher als ausgezeichnetes Kassen stück erwiesen hatte. Die Schauspieler wollten sich nach der Jubilöumsvor stellung, die wiederum ein volles haus brachte, zu einem aemüthlichen Abend essen vereinigen. Ernmi hatte aber die Aufforderung, daran theilzunehmen, mit Danl abgelehnt. · Sie war nach Schluß des le ten Aktes mit dem Umkleiden beschäs igt,« tüc- fketti plötzlich an ihre Logenthür pp e. »Ich möchte dir etwas sagen, Ennni. Wirst du mir aber auch nicht böte sein«-» — »So sprich doch, Närrchen!«« »Ja weißt du, Emmi... ich habe das Geheimnis nicht wahren können Ich konnte nicht . .. wirttich nicht. »O . . .Betti!« «,.Du brauchst dich aber nicht zu ängstigen. Nein, gar nicht! Wir wollen heute Abend doch das Lust spieljubitäum feiern, und da iiei es doch wieder sehr auf, daß du nicht daran theilnimmsi. Einige begannen Jfchon wieder dumme Witze über dich Izu machen. Und da konnte ich nicht sanderk ich mußte es ihnen erzählen, was dich zurückhalt». da. hat keiner mehr gelacht. Und als dann der alte Weimar-du weißt, er hat eritvor ein gen Monaten seinen einzigenEntet durch den Tod verloren—den Vot ichlagemachty dir uhelfen, waren sie lle reit. ch la es dir überbrin gen... Es i le der nicht viel. Jeder gab nach feinen Mitteln. Hier sind 40 Mark, Emmi Wie, du zogersts Und weißt doch, daß es aus gutem Hetzzn Dom-nis« · » etzeih, Betri, ich wollte dir ni i wehe thun... Dankes« Ernij die Worte stockend hervor. Dir-K le trat ihr wie zugefchnüki. « »Aber nun noch eins, Emm1. Jch shabe allen versprechen müssen, ihnen lffted zu zeigen. Sie freuen sichan »so darauf. Nicht wahr, du gtbst mit Fred einen Augenblick?«« « I-« » Sie wartete Emmi'5 Antwort nat «ab. Fred in den Armen, eilte fie dem Künstlerfoyer zu. Langsam« folgte ihr die junge Mutter. S·ie weinte » . Das war ein lustiges Lachen und Schergen, als der kleine Fted von einem Arm in den anderen wanderte. Zuerst blickte der kleine Mann go verwundert auf die vielen frem Menschen, dann ballte er die Jiiu chen und ftrampelte ganz vergnügt feinem Stechtisfen. Jemand tupfte Enmii leicht auf F »Schulter. Sie wandte sich um. war der Direktor. s« » »Ich habe auch etwas für den Klu· ; nen, unser Adoptiviind, thun wollen« zDer Direktor zeigte auf ein Blend ; das an der Wand befestigt war, dar ! auf las man: f »Die Sikafgkcdek fiik Zuspiiuom-. Einen werden von heute ab fiirntntlich »Frau Emmi Hilbrandt als Et ’ziehungsbeitrag für ihren Fted über - wiesen.« ! »Da können wir ruhig die An sfangszeit fiir die Proben auf eine frühere Stunde legen.« meinte der Regisseur lachend·« »Ich glaube, setzt werden sie sich alle verspäten.« sertchtsfulidmuoreskem Einem eben erschienenen Bändchen J»Wiener und Münchener Gerichts Iiaal - Humorestem ausgewählt von dem verstorbenen Wiener Redakteur Eduard Seidel und dem Münchener «Schriftsteller Joseph Benno Sailer entnehmen wir folgende Proben: j . »Ein jugendlicher Vertheidiger : machte durch seine Wivpcheniaden viel bon sich reden. Hier einige seiner am meisten belachten Aussprüche: »Die Vertheidigung ist in diesem Prozesse nicht auf Honig geheitet.'« »Ich werde das Schwert nicht in die Hosen fallen lassen, sondern für meinen Klienten eine warme Lanze einlegen.« »Der Angeklagte hatte zwei Bräute, mit deren Mitgift er den Schaden hätte gutmachen können, er ging sozusagen auf vier Freiersfiißen.« Vertheidiger eines angetlagten Wu chererrn »Der Herr Staatsanwalt hat gesagt, er begreife nicht« wie es der Angeklagte mit feinem Gewissen ver einbaren konnte, fo hohe Zinsen zu nehmen. Meine Herren! Der Ange klagte tann nun einmal nichts dafür, daß der Gewissens-warm nicht zu sei nen Hausthieren gehört!« »Meine Klientin,« rief ein Ver theidiger einmal pathetifch aus. »M eine. alte Frau mit einer kleinen Handtafche, die aus dem flachen-Bande lebt. Sie iann nie und nimmermehr das Verbrechen des Diebstahls nach Paragraph bundertnndfechöundsrebs zig römisch zwei begangen haben.« Richter: »Sind Sie schon bestraft7" —-— Angeklagter: »Nein, aber verhei rathet.« Ein Vertheidiger sagte: »Der Un terschied zwischen einem Vagabunden und einem Touristen ift oft nichts an deres als das —- Portemonnaie.« Richter: «Sind Sie schon vorbe straft?« « Angeklagter: »Ja, leider, vor fünf Jahren bin ich verurtheilt worden« ——— Nichter: «Weghalb?« »s Angetlagter: »Ich bin in einem Bade mit Jemandem inStreit gerathen und habe ihm einen Stoß gegeben; da ist er ausgeglitten und hat den Fuß ge brochen. Jsch bin dann wegen schwerer Kürperverletzung verurtheilt worden« »—— Nichter: »Und seitheri« — Auge ;ilagter: ,,Seither habe ich nicht mehr ;gebadet." Wurst wieder Wurst. ! i Als Viktor Scheffel sich aus Ge isundheitoriickfichten in Italien auf I hielt, bekam er eines Tages von einem fFreunde aus Deutfchland einen un tfrantirten Brief, der nichts weiter »als die Worte enthielt: »Mir geht es gut; init herzlichen Grüßen N. N.«—-— Scheffel, der sich ärgerte, daß er Strafporto zahlen mußte, hefchloß, feinem Freunde eine kleine Lettion zu ertheilen. Er verfchaffte sich einen großen Stein von angedeutet Schwe re, packte ihn in eine große Kifte und schickte ihn durch einen Spediteur nach Deutschland, und zwar unfrantirt, Der Freund glaubte, die gewichtt Sendung enthalte etwas fehr Wertk volles, bezahlte die nicht unbeträch lichen Kosten, öffnete die Kiste, fand aber darin zu feinem Schreck ni s anderes als einen gewöhnlichen Ste n, neben dem ein Zettel mit den Worten lag: »Anbei der Stein, der mir heim Empfang Deines letzten Briefes vom Herzen gefallen ift. —---·s.-. Gedankenfplitter. Zerfchlagene Freundschaft, Zertretenes Ei! Nichts Ganzes mehr wird Aus dem Brei! Manche Sorge wird erft durch lie bevolle Pflege groß nnd statt. Die Ur ache des guten Gewissens ch it i es æxöehkniß aschm s en fM