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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 30, 1904)
Revrenloses Gut. Roman von fcäkie Bernhard. (1Z. FHtsetzungI sssch —- kch Dankt Jhnew HMT com-' sagte Frau Erdmanns leise Stimme-n seiner Seite, »und noch Mal disk ichs-recht von Herzen, seien Sie mit KARL-ji« daß —« »Hät, ha- « Er fuhr aus seinem stiften Und drückte sie, die sich bereits he Krhpben hatte, wieder in M Scp zurück. ,.Vergessen Sie unsere , nbredung nicht! Zuerst s hnen Jhre Fragen beant W, «hue"n erzählen, was ich Mist-; W aber sollte die Reihe an M I« ;«-«« Lieber Gott —- ich sagte U- Hetr Cotta: länger als Jahr hin-ich damkxls fort und als ich dann — Iu jene Zeit handelt sich s terlirach er sie ungeduldig doch, gleich mir, erfahren daß ein Kind zurückgeblieben durch Zufall vor dem ihm be - Tode gerettet — t« sagte die Frau in feierli Jen, »dush Gottes Fügung!« « « ! Auch das, wenn Sie wollen! f sahen Sie sich gar nicht weiter Reisäin gekümmert, ihm nie sth aufmerksam in sein Gesicht · Sie das nicht etwa auch?« - was ich that oder nicht Dies-Weihe ift jetzt an Jhnenl SI; etwas in Erfahrung ge —·Feit wenigen Tagen erstl« . tief aus und knüpfte in . nng die Bänder ihres sie gleich daran wieder ziehen. »Das Mädchen , » hier in München. Sie Don ihren Eltern und Ge "««chts von deren Schicksal Wisses Ehepaar hat sie an Wd sie heißt Hanna Pio «»Kt LJchdachtees mir « ich· ees!« · HTT M sie gesehen? Kennen ge - « »Ja —- kennen gelernt noch · i SiiD Sie bereit, Frau Erd « Wir wir jetzt gehen?« Wirnmer des Baumeisters Msah es behaglich und · ich; sus. Hiibsche moderne « ita- s in gefälliger Anord M J der rothgriine Majolita - « angenehme Wärme waurpugsaorbeneå Trep Fßu o en u en scheiden bersetzten Fenstern · in gebrochenen Tinten ein « Mkäches Tageslicht herein, U im Erlöschen begrif III. » M Der mächtig weiten ro ·Wel saß Herr Baumei , aushielt sein hiibsches w Mssgmenieen Sie W ren ob an seine Mit, und er beugte sich » « sus sie herab, um die Gattin . "-— uns das üppig gebauschte - Orts diente ichen Wangen, den « . — weund wenn sie gerade Reden war, und er ihr die III Den Lippen wegkiißte, dann IUI werden und konnte es mich wirklich wundern, » ·t!" betnertte sie jettz den Buben zu ar - donit wird es nun · »- Aeine Viertelstunde "" Eis stocksinster!« nichts!« Dann macht er «— l an’3 Wert!« sagte « phlegrnatisch Er war ch aussehenden großge is r Mann, in keinem Gesichtes dein älteren Willsried war das » Des verstorbenen Va « W hatte den Typus der ? er sich kaum noch erin t’s doch vers prochen!« Ie, Wills Versprechun viel. Der thut. was den Sinn fährt, der — ftsifserling um Ber - olche Chosent« ! Man kann sich n verlassen« n schont Was ,da hat man in sit-steil Menschen « . krelich, bis ihm das dauert! Seine —- siir die ist er innerer auf dem bei uns jetzt doch auch - - mmen!« Suche Geschichten, die Mietei. hie er neben .-«- Mk Uns zuliebe!« Witwe von unseren J « Mtty war ein wenig si--Wichikfkithlyidigsx»t. . , te: te » die beiden Buben n«lebenötvahr — k- vik Hand nimm, »so-ig- — va- ist allemal ersten Ranges!« Der Stimme des Sprecherö merkte man den unbän digen Stolz aus den genialen Bruder an. »Wenn ich denke, wie entsetzlich schwer sich der Vater seine Einwilli gung zu.Wills Berus abringen ließ .. . und eigentlich war’s gar keine Einwilligung, er schrie ihm zu: »Thu’, was du willst — meinetwegen geh« hin und tnete deinen Lehm!'« und die Szenen, die vorangingen! Jch seh’ mich noch leichenblaß nnd zitternd an der Thür stehen und horchen! Sollte jetzt der alte Herr sehen können, was der »verlorene Sohn« schafft, und wie man von ihm spricht! Er hat ja noch die Anfänge von Wills Ruhm erlebt —- aber es waren eben doch nur die Anfänge! Wie würde er stolz auf seinen Aeltesten sein!« »Auf dich doch quan »Die kleine Frau zog mit beiden Hunden ihres Mannes Kopf zu sich herab und küßte ihn herzhaft. »Was ich bin und kann, das ist mit Wills Sein und Können nicht zu ver gleichen!« erwiderte er ernsthaft. »Ich bau’ meine Luxushiiuser schlicht und recht und versteh’ das Kunstgewerbe aus dem Grund — das darf ich von mir sagen, und das ist immer schon was werth — aber die Kunst! Da ist Will mir hundertfach über, der hat in seinem kleinen Finger mehr Gemalt tiit, als ich in meinen beiden Händen zusammen genommen!" »Mein goldener, einziger, bescheide ner Dick! Mein Herzensmann!« Wieder die zärtlichsten Küsse. »Gar keine Befcheidenheiti Einfach Selbsterkenntniß!« lachte der Geprie sene. »Aber ich will sie mir schon gern gefallen lassen, wenn sie einen so sti ßen Lohn einträgt. Geht doch nichts in der Welt über solch’ ein goldiges, herziges Weiberl, wie du eins bist!« »Und daß der arme Will kein sol-» ches hatt« »Eins wie dich findet er so wie so auf der ganzen Erde nicht!" behauptete der Baumeifter mit wuchtiger Beto nung. »Und wenn schon ob er jetzt noch im Stande wär’, so ein Glück gebührend zu genießen und zu schätzen? Versprich mir nur eins, Schatzerl: wenn der Will heut’ wirk lich noch kommt, gib Rulf mit deinen ewigen Heirathsgeschichten Es macht ihn blos noch bockbeiniger —- an dem verdienen wir uns nun mal keinen Kuppelpelz!« »Nein, nein, ich thu’s nimmer! Jch hab’s a fgegeben, seitdem er mir das legte al —- wir waren Unter vier Augen, du saßest im Architektenklub l’—a—so deutlich seine Meinung gesagt t.« »Wie lautete denn die?« »Ach —nun —ich redete ihm ein bissel zu, sein wüstes Junggesellen dasein aufzugeben —- da hat er mich j zuerst ausgelacht und hat mich gefragt, : wie ich mir das eigentlich vorstelle und ob ich denke, er seiere da Orgien a la Nero. Na, weißt du, von dem Thema brach ich lieber ab -——der Will ist so ein Prachtmensch, aber zunisch kann er sein, und ich mag das nicht und tann in den Ton nicht einstimmen. Jch meinte dann, er miisfe eine kluge Frau haben-eine, die ihn in allen Dingen versteht und mit ihm mitgeht und dem denkenden Mann doch auch eine denkende Gefährtin ist —s-« »Und das« »Ja, er ließ mich kaum ausredem »Glaubst denn du,« hat er gesagt, »wenn ich meine fünf, sechs Stunden im Atelier zugebracht und mich dumm und blind geschaut und mich müd’ wie j ein Hund gearbeitet hab’, daß mirs dann noch der Sinn na Kunstge-’ sprachen und ästhetischen bhandlun gen und nach der denkenden Gefährtin steht? Jch bin dann eben lein denken der Mann mehr —- was also soll mir die» denkende Frau? Mein ganzes Sein ist aufgeldst in Faulheit und in Ruhebedürfniß, und wenn ich das Stadium einigermaßen überwunden hab’, dann will ich mich allenfalls amiisiren und ute Musik hören oder schöne Weiber eben, oder mit Leuten, die wirklich was von der Kunst los haben, beim Wein sitzen! Aber mit dem süßen Kunstpöbel und gar rnit den Frauen, die »mitgehen« und »mit reden« können und sich als »Gefahr tinnen« ausspielen, womöglich einein mit der »idealen Forderung« kommen —- mit denen laßt’s mi aus! Wer sie will, soll sie haben, und finden wird er sie heutzutag’ an allen Ecken und Enden —- siir den Will Cotia aber ist das nix, der braucht das nicht sür sein Leben! Junge und hübsche Weiber seh’ ich gern an, und kann ich sie ha ben... nun, so hab’ ich sie eben und bin vergnügt, so lang’ es eben dauert, aber die Ehe und ich —- wir zwei korn men nicht zusamment« Richard Eotta lachte. Die kleine Frau hatte es so gut verstanden, Ton und Manier seines Bruders nachzu ahmen - H «Psui, Die-lie, du lachstt Eigentlich ist doch dabei gar nichts zu hegen-— es i traurig! Aber ich hab' i n als E andidaten au. Segel-ern den Will, Kateid es mir tbu —ich laß ihn in IF denn dieser ist bossnun stos! Und das ich ihn riiber mal agie, vorn-n etssetne Man mit dem nn . I aussprechlichen Namen nicht heirathet . . . ieh, das war eine Dummheit von mir. Freilich atte ich sie dazumal noch nicht mit ugen gesehen!« »Ist denn das inzwischen ge schsgksis«« . . . . « ber 1a dach! Wie ich neulich nnt Lisa Meyring langsam die Maxim liansstraße entlang ge angen bin -— wunderschöner Sonnenschein war unk. eine Masse Menschen aus der Gasse — da gibt sie mir mit enem Mal einen Rippenstosz und sagt leise: »Sei-an aus! Hier gleich rechts!« Und wie ich das thu’, da seh’ ich eine elegante Dame in einem sehr kostbaren Pelz mantel daherlommen, neben ihr einen Herrn, den ich nicht kenne, und sie tenn’ ich auch nicht! Da flüstert aber auch die Lisa schon: »Das ist deinem berühmten Schwager seine Gräsin« und ich ruf’ beinahe ganz laut: Ach, die? und dreh’ mich um nnd seh’ sie mir ganz genau an. Nein, Schaherli Und wenn der Will auch nicht mehr der jüngste ist-—und schön sind’ ich ihn gar nicht, du siehst ja viel besser aus —— so müßt’ er doch, wenn er hei rathen wollt’, was Hübsches, Junges haben für seine verwöhnten Künstler augen, das seh’ ich ein! Aber diese Polin, die muß gut und gern ’n paar ; Jahre mehr haben wie er... sie ists sicher mal schön gewesen, aber das ist lange her, und zu den Frauen, die sich gut tanserviren, gehört sie auch nicht, trotzdem sie nach allen Regeln der Kunst gefärbt und geschminlt und gemalt war! Aber ein Paar Augen hat sie im Kopf-so, als ob sie nach lange nicht mit ihren Passivnen und mit ihrem Temperament sertig wäre, na, wird ihr wenig helfen! Dem Will fgegenübek schon gar nichu Nein, de: muß allein bleiben! Die Frau, die einen so grundsatzlosen Mann zum Gatten bekame, die tönnt' mir bloß leid thun!« Hier schrillte die Hausglocle — lle Kinderstimmchen wurden laut, azwischen ein sonores männliches Organ. Die Thür öffnete sich, und vor dem Eintretenden her purzelten und kugelten zwei blonde Knäbchen von drei und siins Jahren, die über die eigenen Füße stolperten und sich alsbald gleich einem Knäuel auf dem Teppich wälzten. « »Was? Noch im Dunkeln, ihr Lie bcsleut’?« lam Willfried Cottas Stimme von der Thür. »Da muß ich ? schleunigst Abhiise schuf u, sonst I bricht eure junge Brut sich rme und Beine entzwei!" Er drehte mit einer raschen Bewe gung das elettrische Licht auf und raffte mit festem Griff die zappelnden - Kinder empor-. um sie energisch auf die Füße zu stellen. H »So, ihr Gesichter-, da benehmt euch E mal wie zwei vernünftige Lebewesen!" l Das war von den beiden Bübchen Izu viel verlangt. Sie jubelten, lach ten, schrieen, strebten an dem Onkel empor, riefen nach der Mutter, tanzten auf einem Bein, balgten sich miteinan der-es war ein Lärm im Zimmer, wie wenn zehn Kinder darin wären. »Bei denen tommt die unbewußte Lebensfreud’ zum Durchbruchl Da schaut her und lernt von ihnen!« Der Bildhauer sagte ei; halb la chend, halb melancholisch, während er Bruder und Schwägerin die Hände zum Willkommen reichte. Er bückte sich und hob den ältesten Jungen, der eben seine Kniee umklammerte, hoch empor. Das Kind jauchzte und mühte sich, aus des Onkels Schulter reitend, mit der freien Rechten in die Brust tasche des braunen Sammtroetes zu fassen, den Cotta fiir gewöhnlich trug. »O weht sage dieser sent, den Kopf zwischen die chulter ziehend, »hab« ich heut’ doch euer Naschwerk verges sen, Trabantent Seid nicht zu schlimm mit mir, ich hokö nach, das nächste Mal seht es doppelte Nation, mein Wort draqu« »Du sollst mir die Buben überhaupt nicht so verwöhnen, Will!« Frau Kitth war vor den breiten Wandspie Zel getreten und richtete, im hellen icht der elektrischen Lampen, errö thend ihre von den liebkosenden "n den des Gatten völlig zerfahrene ri sur mit einem Lämmchen wieder her. »Sie bekommen so wenig Süßes und es t ut ihnen auch nicht gut —« s » o bekommen sie’3 eben von mir, sso lange ich da bin-und da thut’ö s ihnen auch keinen Schaden!« deleetirte s Cotta ruhig, hob auch den stleintzen empor und setzte ihn aus seine andere « Schulter. »Aus unserer Sißung wird heute« nichts mehr, want Das Still shalten würd« euch Fest wohlbesonderö schienst-s —- - « . «--. »denn ne nur 1auien2" net Richard Cotia ein. »Sie sollen heute noch ge kadet werden, damit geht allemaleine Menge Zeit darauf, weil sie im Was ser kaum zu bändigen sind. Was meinst du, Kitty —- wir spediren sie gleich ins Kinderzimmerl Friedel, Dickie, antreten! Abschwenlen!« »O« Vaterl —- o, Vaterl! Noch bis sel bleiben! Noch bissel toben mit On kel Will!« »Nichts da! Keine Widerrede! Ab si en! Sol Patschhanderl geben! Em p hlun machen!« Betrübt und langsam, aber ohne neuen Einspruch zu erheben, befolgten die Bübchen das väterliche Machtgebot. Richard Cotta war ein überaus zärt licher Vater nnd hatte seine Kinder fürs Leben gern mn s . Allein so wie es im Zimmer ll geworden war, hatte er gesehen, daß tm Gesicht seines Bruders etwas Fremd-s war —eine alte zwischen den Brauen, ein nngetoö nlicher Glanz in den Augen —auch seine Stimme tlang anderi alt sonst, und zum erstenmal wiihrend seines Aufenthaltez in München hatte er die übliche süße Spende sitt die kleinen Neffen «vetgessen... lauter Anzeichen starker innerer Erregun ! Man onnte nicht wissen —-—· vielleicht hatte Willfried Beditr niß, sich mitzu theilen, sich auszuspre n . . . dabei waren Kinder übersliis ig! Kitty ließ es sich nicht nehmen, als Trösterin und Eslorte ihre verbannten Söhne zu begleiten —- die beiden Brüder blie ben allein! Wenn Willfried jetzt spre chen wollte «—— Nein! Die hände auf dem Rücken verschränkt, das haupt leicht vorge leugt, die Blicke beharrlich am Erd boden wurzelnd, so ging der Bild-! hauer an der Langfeite des geräumigen Zimmers langsam hin und her, allem Anschein nach tief in seine eigenen Gedanlen eingesponnen . . . dem Bau meifter nur eine Bestätigung für ir ; gend ein außergewöhnliches Ereigniß! I Damti das Schweigen nicht zu drückend werde, versuchte Richard, dann und wann eine Bemerkung all gemeinen Inhalts zu machen, aber Willfried ging auf keine einzige näher ein. Kaum, daß er ein »Hm« oder »So« hinwarf, gleichviel ob es paßte. Offenbar war er mit seinen Gedanken weit fort — wozu sollte er sich die Mühe geben« vor seinem einzigen Bruder Komödie zu spielen? · ,,Wo bleibt denn Kitty?« fragte der Bildhauer auf einmal ungeduldig und machte in feiner Wanderung plötzlich Hau. »Kitty?« machte der andere ver wundert; er hatte gerade gedacht, dem Bruder würde daran liegen, mit ihm unter vier Augen zu sein. »Ja — brauchst du die denn so nothwendig?« »Brauchen?« Cotta zog ungeduldig mit den Schultern. » ch hätt’ ihr was zu sagen! Kommt re nicht bald?« »Na, weißt du, wenn die erst bei den Buben ist, lann sie so bald nichts loseisent So zuverlässig unsere Rest sonst ist-meine Frau denkt doch halt, sie ist nun mal die Mutter und ohne ihre Anwesenheit tommt nix u Stande. Wenn du es aber willst, ich geh’ hinüber und hol’ sie dir!" »Nein, nein! Laß nur! Wir können ja warten!« Sie warteten denn noch eine ge raume Weile, beide jetzt stumm; der Baumeister in seinem weiten rothen Sassiansessel sitzend, der Bildhauer von neuem rastlos aus und nieder gehend, die Hände aus dem Rücken ge treuzt, den Blick an die Erde gehthet Endlich tlappte die Thur, und Frau Kitth erschien, rosig und eilig· »So, da habt ihr mich! Das ist ein schweres Loslommen von den Schel men! Zumal der Dickie ist so zärtlich — halbtodt hat mich der Bub’ gedrückt und geküßt. Jch soll Vater und Onkel noch tausendmal grüßen, und Friedel hat versprochen, er wird musterhaft stillsitzem wenn Onkel Will ihn das nächste Mal zum Modell braucht — das soll ich extra bestellen! Jch hab’ noch gleich der Kuni Bescheid wegen des Abendessens gesagt.... du bleibst doch bei uns, Will?" »Jch —- ja —- ich weiß eigentlich nicht! Wenn ibr mit mir vorlieb nehmt, so wie ich· da bin ——'« »Bist du denn anders heut' wie sonsti« Frau Kitty holte sich einen lleinen braunen Kinderstrumps vom Nähtisch herüber, setzte sich und begann zu stricken Es tam keine Antwort. Als die tleine Frau verwundert ausschaute, begegnete ihr Blick dem ihres Mannes . . . er zog die Stirnsalten hoch und deutete mit einer Kopsbewegung nach dem unaufhörlich aus und ab schreiten den Bildhauer. »Mchtest du dich nicht setzen, Wills« Wieder leine Antwort. Kitty sah bticer Cottas Rücken nach ihrem Gat ten und telegraphirte ihm vermittelst eines sehr ausdructsvollen Mienen sgieles die Frage hinüber: »Was ist i m « Mit einem ebens: ausdructsvollen Schulterzucken erwi rte der Gesragte, er wisse es nicht. »Du, -Kitty!« Willsried stand neben seiner Schwägerin still, Lah sie aber nicht an. »Nicht wahr, d- kennst doch den Maxi Rodei Und Richard tennt ihn auch?« «Maxi Rode? Mark mal! Das ist doch der kleine sidele Maler, der letzt bin ein paar Iso hübsche Bilder von Rom herüberge chickt hatt Jst’s der? Zog-den tenn’ M Er hat sogar bei uns Besuchcsem , und wir müßten ihn eigenti mal eintaden!« »Das mußt du! Das thu’!« rief Cotta lebhaft. »Und seine Schwester —die mußt du auch etnladen —und — und daan «—« - »Seine Schwester-« fragte Frau Kitty gedehnt. »Ja, ertaube mal, Will, die kenne ich aber eigentlich gar ni t! Die hab’ ich blaß hin und her au det« Straße oder in einer Ansstel lung gefehent« »Das thut ja nichts-! Das genügt -jai Deswegen kannst du sie doch im ? mer ruhig eintadeni« ! »Westvegen?« fragte Kitty zurück. , »Acht« Catta wurde schon wieder sungedutdicz »Was ist da viel zu ireden und zu fra en! Wenn ihr mir damit einen Gefa en thun könnt-« »Dir? Mit Maxi Rades Schwester einen Gefallen? Gefälli sie dir denn so guif Sie i ja ein recht hübsches Mit n —E y, glaub’ ich, heißt sie —- n wenn du nun möchtest. . .« « »Unsinnt Gefallen! ’s handelt sich über aukt gar nicht um sie . . .« « ich um sie? Ja... aber-J »Parasit« ihr Weiber könnt einem l eraushaspeln mit eurem Gered' und fragt Kannst du dir’s im Ernst denken, Kit . dasz fsio ettchoas wi: Eies edrechselte uppen iir en mi em Horzellanlops mein Geschmack ist-P »Ei entlich nicht —- und ich »bin anz roh, daß sie dir nicht esallt. ie ist ja hübsch, aber mir ers ien sie schrecklich kolett und oberslächlich. Wer tennt euch Männer aus. Am Ende findet sie doch viel Beifall, das hörte ich von verschiedenen Seiten! Wenn du dir also nichts aus ihr machst . . . warum soll ich sie denn zu uns ein laden?« » Es dauerte eine Weile, bevor die jAntwort kam. Willftied Cotta hatte sein Hin- und herwandern wieder ausgenommen —- jetzt stand er neben einem geschnitten Bordbrett still, hob mit vorsichtiger Hand ein reizendes, seines Tissanhglas herunter und be trachtete es so angelegentlich, als habe er etwas derartiges noch nie in seinem Leben gesehen. Richard hatte sich halb in seinem tiefen Sessel empor gerichtet, er war gespannt aus die Erklärung, die sein Bruder jetzt ab geben würde. (Fortsetzung solgt.) geradewegs die Seel’ aus dem Leid· Wo man in Fittichen itzt und trinkt. Nicht vom Hosbräuhaus soll hier die Rede sein. Obwohl die Art, wie in diesem bürgerlichen Bierpalast alle Stände sich mischen, urbildlich ist sür die Zwanglosigteit des Münchner Ber tehrs, und obwohl der Umstand, daß man es zu jeder Tageszeit voll beha - lich zechender Gäste findet, bezei - nend ist für den Mangel an Hast und Geschäftseiser, der München von Ber lin so wesentlich unterscheidet. Aber das Hosbräuhaus ist berühmt genug. Auch nicht von den großen Bierhallen will ich erzählen-, Pschorr-, Augusti-. net-, Thomas- und Bürgerbräu, die in der Neuhauser- und Kausinger-. straße so dicht neben einander liegen. als ob sie in ihrem geschlossenen Aus marschiren die Bedeutung der Münch ner Bierindustrie darthun wollten. Diese Gasthäuser liegen so sehr am Wege, daß sich jeder Fremde dahin findet. Sie sind auch ganz aus den Fremdenverlehr zugeschnitten, und der Münchner meidet sie deshalb. Sie sind ihm mit ihren weißgedeckten Ti schen und ihrer Atmosphäre groß städtischer Restaurants viel zu charak-. terlos und verfeinert. Der Münchner bevorzugt neben sei ner geliebten Bierburg am Platzl be sonders das Matthäserbräu, das ei gentlich noch unversälschter ist als das Hosbräuhaus, wo zur Reisezeit allzuviele mit Bädeter und Rucksack bewehrte Fremdlinge einbrechen. Jm Matthäser geht es noch urwüchslg zu da ißt man noch von blanten Holz tischen und der Bürger, der Künstler und der Arbeiter sitzen in dem großen Saale aus derselben Baut. Indessen hat der »Garten« des Matthäser nicht ; gerade zur Freude des Wirthes im» Laufe des vergangenen Sommers eins eigenthümliches Publikum betommen.: Jn stiller Verabredung haben sich dort ; nämlich die Elemente wieder zusam-! mengesunden, die durch den Abbruch des alten, in einem besonderen Sinne berühmten »Sterngarten« heimathlos geworden. Dieser »Sterngarten«, an dessen Stelle jetzt das neue Waaren haus von Tiesz ersteht, war ein hoges, graues haus gegenüber dem Bahn os. s war umgeben von einem Garten, hinter dessen dichten aun man wie versteckt vor der Groß adt unter al ten, schattigen Bäumen saß. Während aber in der lints vom hause gelegenen Hälfte der Kleinbürger und Handwer er sein Maß trant, war die andere Hälfte ein berüchtigter Schlupswintel des schlimmsten Gesindels, und nicht selten erschien hier die Polizei, um die anze Gesellschaft in corpooe abzu u ren. ber vom Sterngarien wollte ich eigentlich ebenso wnig reden, wie vom Hosbräuhaus. Jch wollte dem Leser vielmehr erzählen, daß es in der Bier- » stadt München auch eine Wirthschasti ohne Bier gibt. Nicht das neue, allo- s holfreie Restaurant »Jungbrunnen«; meine ich, das, ebenso wie die vielbe-! suchten vegetarischen Speisehäuser,: einem immer sühlbarer werdenen Be-? dü niß der geistigen Arbeiter ent gen ommt, sondern ein uraltes, vol s thüinliches Lokal, das, trotzdem lein Bier dort verabreicht wird, dennoch typisch münchnerisch ist. Der remde aber tommt nicht dahin, es se denn, daß er als armer Student oder Kunst klixgkr die billige Gelegenheit aus p« r . - Nicht wahr, lieber Leser, in der Kronfleischlüche bist du nie gewexems war, wenn du München besucht ast, ist du oftmals daran vorübergegan gen. doch die Pforte ist schmal und unscheinbar, sie will gesucht fein. Jn dem albdunlel unter den Arladen des al en Rathhauses steckt sie halb in der Erde, und ein paar Stufen führen u ihr hinunter. Ueber der Thür teht in allfränliäsen Lettern, halb verwaschen, das ort «Kranflets - litche«. Oeffnet man die Pforte, o ste t man in einem langen, schmalen wetßgetiinchten lur, der nur an fei nem oberen En e rechts wieder eine schmale Thür hat. Sie führt in einen weißgetiinchten, lellerarligen Raum, den ein feuchter warmer Küchenschwa den wie Nebel erfüllt. Auf lan en Bänken an weißgescheuerten Tis sen Männer und Frauen, emsig aus ihren Suppennäpfen löffelnd oder ihr Fleisch verzehrend, das auf hölzernen Tellern gereicht wird. Die S zialis tät des ufes ist »Kron, ge otten'·, ein get-ob nlich als minderwerthig be » trachtetes Stticl vom Ochsen, das aber, ian besondere Art zubereitet End noch j blutig, ehr schmackhaft ist. Der s Leckerbi en ist so viel belfehrt, daß er smeist schon gegen elf r Morgens ver kiffen ist. Vielleicht eht es mit idie er großen Nachfra e im fusams )menhang, daß in der ronflei chtiiche ’das Mittagmahl früher fällt als ir igendwo anders. mischen 10 und 11143 Uhr Morgens ist die stärlgesres quen . Da ist die Stube vollge taugt mit ienstmännern, Kutscher-n Hand werlern und Arbeiterfrauen· Man merkt es, die meisten sind Stamm gäste; sie stehen mit der Kellnerin auf vertraulich freundschaftlichem Fuß, so daß sie es nicht mehr für nöthig hält, mit der Bedienung sonderlich Umstän de zu machen. Auch über die Straße wird viel geholt. Kinder und Laus frauen stehen mit Kötben in der iisr. n einem schmalen, flurartigen e ben immer finden sich die besseren Gäste usammen, aber selbst hier fällt eine ruppe von Ladenmiidchen schon fast als elegant unter den übrigen, ; derberen Gestalten auf. s Obwohl in dieser Wirthschaft die s Preise fast die gleichen sind wie in der ;Vollstiiche, deutet man einen Besuch ; in der Kronfleifchtiiche keineswegs als s ein Geständniß von Armuth. Jch kenne sman nicht schlecht gestellte Maler » und chriftfteller, die ab und zu dort jeinkehren, theils um des guten Flei ! sches willen, theils, weil das Treiben i fIir Leute, die Volksleben und Volls ; thpen sehen wollen, höchst reizvoll ist. Es ist nun seltsam, wie sehr sich das eben geschilderte Publikum von dem jenigen der Miinchner Volkskiichen un terscheidet. Dieses hat bei weitem weniger örtliches Gepräge und ist un interessanter, trotzdem oder weil es mehr nach Arbeit aussieht. Bezeig: nend ist schon, daß in der Bollstii die Zeit des stärksten Besuches mit der Mittagpaufe in den Geschäften und Betrieben zusammenfällt. Die Leute, die in der Kronfleifchkiiche sitzen, ha ben zu jeder Stunde Zeit, die in der Vollstiiche sind in ihrer Zeit be schränkt und entfernen sich wieder nach hastig eingenommnm Mahl. Die Münchner Volkskiichen gehören zu den bestorganisirten in Deutsch land, und obwohl die Unternehmung erst seit sechs Jahren besteht, werden in den drei in verschiedenen Stadt Itheilen belegenen Hallen heute täglich etwa 4000 Personen gespeist. Die größte Anstalt ist in der Hotterstraße, einer schmalen Seitengasse der Alt stadt· Dort sieht man gegen Mittag ganze Trupps von Männern und Frauen auf der Straße vor dem schwarzen Brett stehen, aus dem die Speisen des Tages ver-zeichnet sind. Es giebt: Suppe für 5 Pf , Erbsen piiree für 5 ng., großes Fleisch mit Gemüse 25 Pfg» Hammelragout mit Knödel 25 Pfg» Reis mit Rosinen 12 Pfg-. Kompvtt 5 Pfg-. Koffer 5 Pfg— Man kann sich also für 35 Pfennig ein sehr ordentliches Mittagessen, be stehend aus Sappe, Fleisch- Gemüse und Kompott zusammenstellen. Jst die Auswahl etroffen, so schließt man als letzter si der langen Reihe an, die sich durch den Flur an der Kasse vorüberschiebt. Dort sagt man seine Wünsche und erhält fiir seine Bezah lung entsprechende Matten, mit denen man sich zum Büfett begiebt, um dort die Speisen in Empfang zu nehmen. Dieses lange Büfett bildet die einzige Scheidung zwischen Speisesaal und Küche, so da alle Hantirungen der Zubereitung ich offen vor den Gästen vollziehen. Es giebt aber immer noch viele den unteren Ständen Angehörige, die sich scheuen, in die Voltskiiche zu geIm weil sie fürchten, dadurch zu den r men gezählt zu werden. Diese, wenn ihnen auch die einfachen Wirthshäu ser, die fiir 45 und 50 Pfennig »Gu ten Mittagstisch« anzei en, zu theuer sind, speisn im »Austo geschaft«, das auch eine Münchner Spezialität ist. ;Die Hauptersparniß gegenüber dem HWirthshauö besteht darin, daß man stein Bier zu trinken braucht. «Das tAuskochgeschiist findet sich meist in lverkehrsarmen Straßen in einem fei i ner schlechten Lage wegen unvermieth Ibaren Laden. Dem Vorüber ehenden T macht es sich bemerkbar durch ie Ber Yge von Dampfnudeln, Auf-gezogenen Hund Gugelhupsen, die zwischen Eisen istöcken im Schausenster prangen. Da s neben lehnt eine Schiesertasel, aus der idie Speisesolge des Tages verzeichnet I steht. Wer die Leibgerichte des » Münchner Kleinbiirgers kennen lernen zwill, hat hier Gelegenheit. Da wech jselt Nudel- und geriebene Teigsuppe Hmtt Lebernockerle und Spe le; es lgiebt Pslanzeln und Lun l, otschen imit Kartoffeln und Mehl peisen aller Art; als Getränke Milch und Limb naden und in den Nachmitta sstunden Kassee« die Tasse zu zwölf sennigen. Das Publikum wechselt schnell. Es kommen Lausmiidcheu und Lausburs schen im Vorübergehen, Ladenmiid chen, stellenlose Kellnerinnen und Dien tmädchen, überhaupt viele Weib lein, ie lieber hier, als in einem Bier haus eintehren. Der Leser-sieht, in all den genann ten Lolalen mertt man nichts von der »Bierxtadt« München, und man tommti da sat zu der Annahme, daß es mit dem Bierverbrau am Ende gar nichts so sehr schlimm st, tote man immerj annimmt, oder da wenigstens ein« weiter Kreis der völlerung unbe theiligt daran ist. Detta Zilseru