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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 18, 1904)
«444J"«24LHLJJ«LJL4LJLO ....---..—.,-..,«-— M-. — Rerrenloses Gut. Roman von Oäkie Bernhard. ;-...-4T«LJLJTHJ «-LJLJVULL IRS FMRENEMFRÆN Es (7. Fortfetzung.) · Die Minuten, die-noch bis zum Ein tritt der .beften Freundin« vergehen, benutzt Elly, um sich noch einmal stiin lich im Spiegel zu mustern — eine Beschäftignna, die sie vorzugs tkeise liebt. Ehrlich ist die kleine, gbsche Person, man muß es ihr las ! Wie Hanna es ihr neulich ein mal ernsthaft vorgehalten hatte: »Elly, » eigentlich bist du doch sehr eitel und ioiett!« da hatte sie nach einigem Be- ( innen erwidert: »Ja-ich bin est bet«-— mit einem schelmischen Au genzwintern und einem kleinen, ver-» ügten Lachen — Jst es mit denn so « hr n verdenten?« ; W hanna jetzt iiber die Schwelle tritt, ruft Clly hastig: «Sieh mich an und sag’, wie ich dir » Alle-Und dann will ich dich an n und sagen, wie du mir gefällst!« ! Die ganze Elly Rede liegt in diesem s Ausspruch. hanna mustert das reizende rosa kai iitchen sehr aufmerksam Sie weiß, Elly viel auf ihre Kritik hält etnd das mit Recht, denn sie hat einen feinen arben- und Formensinn, ,,tiinftleri chen Blick«, wie Maxi Rode immer betont, und Maxi ist Maler, et muß das wissen! ASCII-I D.c- clsckxls c-—--I1 sys- Yu »Ist-, Wust Vanna nachdriiclich. »Nur hier die Blumenguirlande an der Taille muß weiter nach rechts, und die unten aus dem Kleide auch-— das wirkt besser. Wart’, ich mache dir das gleichk« »hab’ ich das der Schmegans, der Emilie, nicht gleich· gesagt« rust Ellh rnig. »Aber nein-— und nein — f: muß es bleiben! Du gutes Mem Zerdrüc’ dein Kleid hanna hat sich auf den Boden nie dergekauert wobei est um sie her von neuer Seide rauscht und knistert — mit ein paar raschen, geschickten Grif fen drin t sie die Sache in Ordnung. Cllh mu tert sich von neuem sehr lange im Spiegel: Hex wirklich, es ist viel besser! Tau nd Danl!« Nun erst hat Elly Augen für ihre Freundin »Komm daher, laß dich anschauen! Wir haben noch viel Zeit vor uns, du bist himmlisch früh gelommeni Jetzi haft du wieder dein süßes, verscham tes G’sichtel, o du gutes Seelchen!« «Ja, du weißt, mir ist ei immer peinlich. so zur Schau zu stehen — selbst vor Papa und Mama——selbst vor dir!« »Pu- gar nicht!« erklärt Elly la Etlvas blaß erscheint das Mädchen in dem zartgriinen Seidenlleide, das von einer leichten Silberwolte über rieselt ist. Das dunlle Köpfchenl trägt leine Blume keinen Schmuck aber die gelocte Frisur stimmt gut zu der needrigen Stirn dem seinen Pro fil, den gradgezogenen Brauen. Seit wärts im Gürtel siect eine Wasserrofe mit grünen Blattern — weiteren Auf Pus hat das Kleid nicht. »Stilvol1 —- sehr stilvoll!« meint Ellh. »Ganz im Jugendsiil gehalten! Ich würde in dem Anzug nach gar nichts aussehen» .fiir dich ist er wie gewisse-it- . Danna nahm diese Beurtheilung lächelnd entgegen. Sie dachte, daß sie sich wiederum in Ellys rosiger Seiden und Apfeldliithenpracht nicht würde sehen tonnen . . . »ein-Z schict sich nicht fiir allei« st du kein Bukett, Hanna?« « ein! Wer sollte mir eins schicen2« »Wer? Na, Maxi hats mit Gewalt thun wollen, aber weil ich deine Tei iette nicht gemußt hab’, hab' ichs ihm ausgeredet «Denl’,«we«nn du zu dem amp un France-nimm verommen hättest oder Gloire de Dijvn!'« »Aber du hast schöne La France Liosem Elly!« Hanna sah nach den: geaziös gewundenen Bulett auf dem mißumhangenen Toiletteniisch. »Natürlich von- ihml Der arme Kerl, wie er’s wohl ansängi, aus seiner lumpigen Obetleutnantsgag’ all die Blamensiräuß’ zu bestreiten! Selbst tsedend bestreitet er sie nicht, et nimmt sie auf Pump, der süße Kerl der! Gib nat acht, wie goldig er heut’ wieder ausfchanen wird! Die Augen von dem Radi, die haben mir’i rein-weg ange than — nnd lkieg’ ich ihn nicht« ich gely direkt in die Jsar!« ann- mußte lachen. Dieser blonde. to ge Kind-stopf, in Seide und Spi n, lachend, schäternd —- und als Jmt aiivn dann der Sprung in die Jiatl Hoffentlich kontmt’s nichi dazu, und die Eltern nehmen Vernunft an, wenn sie erst einsehen, daß das mit dem Cotia nichts ist, weil vor allen Dingen er mich gar nicht wird haben stellen! Du, hannetL entsinnst dich noch auf den Cotta und sein »Gewiß fes-S geli? Natiitlich — so ein Kunst wer. wie du biß! Also komm badet, fes dich zu mit —- aber vorsichtig. M zu rasch, damit wir die Reben Wierdriickent Nun will ich die das m des-Cato ers-TM . spa- ver sz . » t— . M START-«- 2« W swi ei Wink Ins-i — »Das ist einerlei! Also dieser Cotta —du. schön ist er aber gar nicht, ich habe ihn neulich im Maximilianeum !gesehen! Längsi nicht mehr jung und nichts Künstlerisches in der Erschei nung und iein Schneid und gar nichts! Wenn ich meinen Rudi dagegenhalt’ — diesen bildsauderen Menschen —« « »Er wird doch gescheit aussehen?« » »Mein Rudi2 Natürlich thut er das -- oder hast den Cotta gemeint? Nu fix-dumm schaut er nicht drein . . . aber sonst . . . wie der den Weibern so gefährlich sein soll, das ist vorläu sig meinen Augen verborgen!« »Ist das denn wirllich der Fall?« « r Maxi sagt’s doch! Jn Rom sind die Frauen schrecklich liederlich!’ Ich sag’ dir, ich hab’ im Maxi seine Schubladen Briese gesunden —- duii Jtalienische und stanzösischt und deutsche — englische waren bloß we nige.« »Aber wie kannst du das lesen?« »Wenn er doch die Schlüssel stecken läßtl Und Spaß macht’s tolossalent No, unser Maxi ist ja nun auch keine Schönheit — bloß eben jung — tönnt’ dem Cotta sein Sohn sein-der ist ia schon über die vierzig weg! Also in Rom, da stellen die Damen was aus mit ihm — die Einladungen regnen Spuk-ihnt herzlz und die voxnebmsten .--- »L-— Jesus( sey-use seu- uvt lqus aus« Vusuuk Sachen macht er, das ist wahrt Maxi hat ein paar Photographien —- ich toerd’ sie dir mal später zeigen —du tritft Augen machen, sag’ ich dir! Sein Atelier, das soll was Wundervolles sein —- in der Via Margutta natürlich, da siden sie alle. die römischen Künst ler — eine Sehenswiirdigteit des neuen Roms, und das will schon was bedeu tenl Max-i hat den Cotto fiirchterlich gern, er sagt, et ist eine richtige be deutende Persönlichkeit, ein nobler Charakter, dabei ein samoser Kame rad, ganz schlicht und lustig, ohne Ar roganz. Er soll viel Geld für arme Maler und Bildhauer hingeben. das heißt dann bloß, wenn er was von ihrem Talent hält —- den anderen, die sich nur etwas eindilden« und nichts können, denen gibt er das Reisegeld, wenn sie zu ihm kommen »Geh hin, mein Sohn, und sündige hinfort nicht mehrt« soll er zu ihnen sagen... er meint, mit Meißel und Farbe sündi genl Jst das nicht possirlich?« Hanna nicktr. Sie hörte mit ganzer Seele zu. «Sein schönes Atelier in Rom, das hat er einfach einstweilen zugeschlos ten und will sich hier unterdessen eins miethen Er verdient ein großes Stiicl Geld, die amerikanischen Nabolsstaus sen viel bei ihm-da sind denn auch die Preise danach! Die Frauen hat er siesig gern, sagt Maxi, aber nicht zum heirathen, bloß zum Amiisement. Er hat geäußert, ein Mensch wie er taugt nicht fiir die Ehe-sum da mag er recht haben, und die vielen Weiber, die er kennt, werden ihm just teine hohe Meinung oon unserem Geschlecht beigebracht haben! Unter denen. die s in Rom am haufigsten mit ihm qesehen worden sind, ist nun eine, die sie dort alle einfach die polnische Gräsin nen nen, weil sie nämlich einen Namen hat, bei dem man sich dreimal die Zunge zerbricht, eh’ man ihn heraus betommt — cz —und sz—— und h-— na, kurz, scheuszlicht Sie ist übrigens keine Polin von Geburt, sondern eine Deutsche, aber schon als ganz junges Ding nach Warschau gekommen und leinigen Jahren Wittwe, wohlhabend, unabhängig, tinderlos, viel aus Rei sen, vorzugsweise in Rom, das heißt, wenn Cotta aerade da ist. Geht er mal anderswo hin, dann geht sie auch anderswo hin, bloß niertwiitdigerweise immer aerode dahin-. wo er ist. Sie syll eine schöne Frau gewesen sein, Maxi sagt, man sieht es noch, aber sie wandelt doch schon start aus den Nai nen von Karthagv. Die internatio nale Aristotratie dort in Nein soll sich herrlich über das Verhältniss der bei ten amüsiren —- nämlich eigentlich ist’s gar tein Berbältniß, was man so nennt! Ec, der Gotte-, soll jedem Men schen, der’s hören will, erzählen, er habe die Gräsin Cilly —Abtiitzung von Cäcilia —- sriiher sehr geliebt, aber damals sei sie siir ihn nicht zu haben gewesen —- und bei seinem Ab scheu vor der Ehe wisse er auch nicht zu sagen. ob er sie selbst damals ge ieirathet haben würde. Und jetzt, da sie ganz- sicher zu baden- sei, habe er sehr viel Freundschast siir sie, so viel, Daß sie ihm sast unentbebtlich sei und er sich sehr steue, daß sie so viel bei sammen sein könnten . .. aber diese Freundschaft nöthige ihn ganz und gar nicht zur Ehe mit der Grä in, er bebe ihr dies ost und ost sei t ge sagt, sie sei ei zufrieden, und tie lie serten der sensatipnsliisternen Welt nichts weiter, als den Anblick eines Geistes- und Seelenbiindnissei zwi schen wei sreien Menschen, wie man es ni t alle Tage in sehen bekommt« Ich finde dabei nichts zum amiisis ten und lachen!« bemerkte hanna ernsthaft «Rctiirlich nicht — mil du wieder ehe« Dort ans Seen und Judex-gew. dsn lieber Rat-et IaIlser der Mart sagt, wenn nitin dein Eotta auch seine Gesit nWort siir Wort glaubt —- denn lge but er nicht —- init ihr, der polnt Ora sin, ste ’s ganc anders geäkøbbrennt noch lt terlob iir ihnen Künstler und siimint bloß in eine Geistes- und Gee lenbundtbeorie ein, weil sie nicht an ders kann, weil sie ihm aus diese Weise wenigstens nabe bieiben bars, »als Freundin« — wen-n sie andere An fpkiiche an ihn neu-u mate, würde sie ibin sosort lästig fallen, und er würde sie zum Teufel schicken. Maxi meint, es ist tein Zweifel, daß er schon zu Lebzeiten des Grasen mit der schönen tEIN ein ganz gehöriges Techtelinech c — ,,Du sokltest so etwas gar nicht nach sprechen, und ich sollte es nicht an hören!'· unterbrach Hanna die Redne iin; sie war plößlich bis zur Stirn errötbet. »Na, hör’ mal, bannen was stillt dir jetzt ein? Spiel’ dich doch nur ja nicht aus das Baby von vierzehn Jah ren aus-—- nein? Darfst auch nicht gar zu prüde und unschuldsvoll sein« .. weißt, das wird den Leuten auch lang ireilig, so ’ne» sittsame weibliche Tu aend!« Hanna lachte, aber es kam etwas gezwungen heraus, und sie war in ihrem Jniiern seltsam betroffen. Sie hielt sich nicht siir unbedeutend und langweilig — durchaus nicht! Wenn sie aber den Menschen so erschien» konnte sie es ihnen am Ende derben ten? Sie verschloß ihr Empfinden so sorgsam in sich, gab sich so wenig, war und blieb zurückhaltend, selbst . wenn man sie suchte —- durste sie sich wundern wenn die Leute bald dessen Jiberdriissig wurden und sie schließlich stehen ließen Sie hielt sich siir wertty voller, als Elly zum Beispiel» .aber wie war die immer von Herren um . iingt, wie drängte man sich um sie-— lwie mochten selbst die älteren Damen sie gern, wenn sie auch dies und das an der kleinen, vorlauten Person zu H tadeln fanden! Ellh that und sprach ’ und las sehr vieles, was hanna ganz unpassend sand, sicher .- aber lang "weilig würde sie niemand nennen während sie mit all ihrer Tugend-haf tigteit.. ! Ach es war auch nicht das, was sie leben seht so erregt hatte —nicht das! ! Sie wollte keine vorgefaßte Meinung Jgegen Willsried Cotta haben — sie wollte ihm unbefangen gegenübertre ten! Und wenn er sich gar nicht um sie iiitnnrerte und kaum ihren Namen bei der Vorstellung hörte und sie nicht in die geringste Beziehung zu ihm trat gleichviel! Er war ein be E riihmter Künstler, den sie bewunderte und verehrte und es that ihr weh, geradezu weh teinen unbefangenen Eindruck von ihm entgegennehmen zu ltönnesu fein Bild verzerrt und ent stellt zu sehen. Die Künstler waren teine heiligen, das wußte sie, und sie hatte sich auch diesen großen Bildhauer nicht als Heiligen gedacht-aber sie niinschte inbrünstig. Ellh hätte ihr teine Details aus seinem Leben er zählt! Nun, das tonnte sie nicht ausspre chen. Löcherlich machen wollte sie sich vor Ellh nicht, und sie wußte, das soiirde geschehen, wenn sie ihr Empfin ten verriethe — ganz davon abgeseixgn daß sie fast nie in tlaren Worten S auszusprechen vermochte, was sie rn nerlich bewegte. So war es schon dem Kinde Hanna Piotrowsth ergangen -—— dern neu hnjiihrigen Mädchen er ging es eben o. Es pochte distret an die Thiir — Emiliens Kopf erschien unter dem blaugriinen Vorhang »Die jungen Damen möchten in den Salon niibertommen — bitt’ schon um Cntschutdigungt Gniidige Frau la ,en herübersagen, es wären die erten Gäst' soeben angetomrnens« »Was fiir Gäste, Ernilie?« fragte Cllh interessirt. «Miinnliche?« Emilie lachte. »Den und Frau Bantdireltor -— und Frau Präsident und die Iriiul'n Gertig —" vGottes willen!« seufzte Ellh. »Das ist sa ein bielversprechender Anfang! Wer noch?« rr von Miedinngu » tel Arthuri n also- hilst’5 Wichti: auf, auf, zum fröhlichen Ja —s gen! Wie seh' ich aus, Emilie?« »Bildschön, gnä' Fräul’n!« »Emilie, Sie sind Partei! Hör« du, hanna —- Ontel Arthur wird sich heute bis-trete Mühe geben, mich an diesen Cotta heran zu bugsiren — naß aus! Cz wird ein Schauspiel ab geben, Götter und Menschen zu er sreuenl Zu gut! Wenn ich mir's überlege, wie mir alle berühmten Bildhauer der Welt gestohlen werden könnten, und ich hab’ keinen anderen Gedanken, wie meinen Rubi, und dern sein tleines Fingerl ist mir lieber, wie alle Künstlerhände zusammen . . . und jetzt kommt so ein braver, alter Onkel daher und hat «Pliine« rnit unsereinem . hast du Wortes« Alles dies wurde hastig in Hanncks Ohr geslüstert, während die beiden Mädchen ans sltichtigen Füßen durch den breiten, hellerleuchteten Korridor huschten. Eben schrillte wieder die elettrtsche Glo4e. .neuer Besuch! Jsm Solon kamen den Eintretenden Ellyi Brüder en gen, der schlank, hoch teutnant —- der viel liebte Rndt war dessen intinier Fee us —- und der ewtas unterseIt siebenteve Maxi, der eine höchst unter ha,tte bet kann-U Richtig-de Wgen- Leise »Seit-einst HCsCLte nndtne n smmentniss Idnrste sich Mastg den Gegenstande -.-.—--.-.., feiner Vewun nicht Minnen denn es galt fiir i n, die Thiir im Au e zu behalten, um Cotta abz pa en. den er seinen Eltern vor a Dingen vorzustellen hatte —- denn na tiirlich hatte der geniale Mann sein Wort gehalten und leinen Besuch im Rode’schen hause gemacht-nur zwei Karten hatte er hingeschickt, das sah wenigstens nach utem Willen aus. Rasch füllten ich die hübschen, e räumigen Zimmer-. Es fand ich liiemlich viel» Jugend zusammen, und Ellh slgtterteldald hierhin und dort hin, fast immer ihre hanna an der Hand hinter sich lxrziehend Jn Hanua war ein eigenthiimliches Gefühl wach geworden, seit sie diese hellen, ge schmückten Röume betreten hatte — ctwas bang Erwartungsvolles, wie sie es als Kind gehabt hatte, ehe sie den Weihnachtsbaum und alle Geschenke zu sehen bekam und sich mit klopfen dem herzen fragte, ob sie auch ihr Ge dicht ohne Anstoß würde herfagen tön nen. Umsonst, daß sie sich sagte, diese Freude sei völlig unbegriindet, es werde eine Gesellschaft sein wie jede andere... das erwartungsvolle Ge tühl war da und ließ sie nicht los, während sie sich alten Damen vorstel len ließ, Ellys Freundinnen begrüßte und mit höflichen jungen herren Wechselreden austauschte. Sie stand jeßt inmitten einer Gruppe junger Leute im Boudoir der Hausfrau, einem sehr hübschen, in mattgelb und Silber gehaltenen Raum . . . daher tonnte sie nicht sehen, wie eben jeßt im Solon Maxi Node wie ein Stoßvogel auf einen großen, brünetten Herrn zuschoß, ihn freudeftrahlend beim Arm packte und zu seinen Eltern führte, denen er den Ankömmling feierlich präsentirte: »Den Professor CottaH aus Rom!« Viel-n Dank Gnkihinfte Ahnen desgleichen, herr Rode, daß Sie mir erlauben, an Jhrem hübschen Fest theilzunehmen, ganz unbetannt, wie ich nen bin —'· . Dorne Cotta ist niemanden unbelannt, der nur das geringste Jn teresse an den heutigen Kunstbestw bangen nimmt!« beeilte sich Frau Rode, eine noch hübsche, blonde Frau, yerbindlich einzuwersen »Bei meinem Mann und mir ist dies Interesse selbstverständlich ein sehr großes, schon durch unseren Sohn angefacht, der uns gar nicht genug von -hren herr tichen Werten, herr Prose or —« »O, nicht doch, Gnüdigste, ich bitte!« Wie ost in seinem Leben hatte der WeiMe schon Phrasen dieser Art anhören und abwehren müssen! »An Jhrem Sohn übrigens werden Sie noch, will’s Gott, Freude erleben. Er macht sehr gute Sachen, der Maxi, et hat« im letten Jahre namentlich, eroße Fortschritte gemacht und tolos al biet in der Technik wegbelom men!" »So?« suhr Maxi dazwischen. über das ganze Gesicht lachend. »Aber. Meister, das haben Sie mir selbst bisher noch gar nicht gesagt!« »Hab’ ich nichts Nun, dann sag’ ich’s jetztl Kommen Sie nur, Maxi« — neu angetommene Gäste wurden den Eltern von ihrem Sohn, dem Oberleutnant, zugeführt —- »lassen Sie’s einstweilen genug sein mit dem Vorstelleni Postiren wir uns hier in diesen stillen Wintet am Fenster, und lassen«s mi a bissel ausschnausen!«- ? Cotta hatte lange Zeit in Wien ge- T lebt und sich den gemiithlich klingenden! österreichischen Dialelt angewöhnt. » Nur zu gern gehorchte Maxi; er. lonnte es aber nicht verhindern, daßi ein paar seiner nächsten Freunde sich. mit dazu gesellten. Einer von ihnen, s ein tüchtiger Kunsthistoriter, warCotta « bereits bekannt, die zwei anderen, ein Mater und ein Kupferstecher, waren ebonene Münchener und hatten sich r deshalb bereit finden lassen, das heutige Fest mitzumachen, weil sie Aussicht hatten, den «großen Willsried Gotte-« anzutreffen. »Gut nicht schön —- üingst nicht mehr jung — nichts Künstlerisches in» der Erscheinungs« So hatte Ellh Rade vor einer guten halben Stunde den berühmten Mann charatterisirt, und siir den oberstächlichen Beobachter hatte sie recht. Sehr viele Menschen aingen ohne weiteres an Cotta bor iiber, ohne sich nach ihm umzuschauen vier etwas Besonderes an ihm u sin Jbem Erscheinung Haltung, ante ken, min net agent-tote aus oem Rahmen des gewöhnlichen Gesell schaftsmenschem und nu: tret ein Stu- ’ dium aus den Menschen machte, konnte an dem seinen, Ipöttiichen Munde, an dem geistreichen Z unt Stirn und Augen eines jener ndividuen erken nen, die viel zu lagen, viel zu ver schweigen wissen. deren Umgang einen Gewinn bedeutet. Cotta hielt die ftahlgtauen Augen meist halb schlossen, auch hatte et sich, »un! be er zu sei-ein« ein leichtes linzeln angewdhnt, das seinem Ge sicht häufig einen ungewollt hoch-nöthi gen Ausdruck gab. »Seht erfreut, meine herren!' Er schüttelte kräftig die idin entgegenge ltreckten höndr. «Lassen wir einst weilen die schönen Frauen und die tleinen Mädchen». die laufen uns nicht davon, und niemand entgeht be kanntlich seinem Schicksal! Uebrigens. Jln München in allen Eheent Ich hed’ in den paar Tagen auf meine-: Schlendeegängen durch die Stadt und rie Ga iganlagen so viel bsches Weil-l s getroffen, daß i meine helle ceuV dran half haben müsset-IF » detee Typus, wie det römische, wasc« meinte der Kupfer . »Ich —- lvsien's tni aus 0 ’n tö e »i— mischen Typust Wenn Sie heut ta I durch Itom loaeieren laun egen Sie verhält smiißig ten zu sehen —- M i, half irch rechti Rom —- ich bitt' iei Mal ist da alles zagen-andert, was bat sich da alles niedergelassen durcheinanderges mischt! Wer nicht lang dort lebt und sindig ist, was siebt der von der wirt lichen römischen Beoiilterungi So gut wie nichts, weil der lolossale Fremdenvertehr alles vertvischt, über fluthet! Jnternationales Touristen treiben —- das ist die Signatur von Rom für den, der es nicht ganz genau ienntt« »Ist es also wahr, daß Sie ganz von Rom fortgehen, ganz bietbleiben wollen, Herr Professor?« fragte der junge Maler. »Ich sort von Rom? Jch mein Rom l-eklassen? Ganz in Deutschland leben? Fällt mir im Traum nicht ein . . . aber auch nicht im Traum! Was Rom mir ist —was die Stadt mir bietet . .. . das ist und bietet mir teine — teine aus dem ganzen Erdenrund! Mögen die Leut’ doch alle dahertom inen Und schwatzen, das sei überwun dener Standpuntt, und die traditio relle römische Schwärmerei sei lächer lich heutzutage nnd gehör’ gar nicht i mehr in ein richtiges Künstlerleben hinein —- es thät's viel besser ohne das .. . bei mir thut’s es nicht —zu mir gehört Rom und der Römertultus, und wer etwa darüber lachen will-— schönt Jch geb’s ihm srei —er bat’s umsonst! Der Maxi tann mir’s be zeugen, trotzdem er sich bloß ein ein ziges armseliges Jährchen die römische Lust bat um die Nase wehen lassen — und was will ein Jabr sagen fiir Roms Aber ne Jsdee hat er dennoch bekommen was für ein unvergleichli ches Leben das da ist in der ewigen Stadt — und wie’s den Künstler, den Bildhauer zumal, packt und zuerst nie derwirts in den tiefsten Abgrund und» VATM doch Wicvck Wie mit iüUchV" Fäusten in die Dis reißt, wenn er anfängt, die Anti e sehen und ver itehen zu lernen! himmelosatra, was steh’ ich hier und mach’ den Prediger in der Wüste! Kommt nach Rom, alle Zusammen. . . und wer Augen hat zu sehen, der sehe!« Entsetzung folgt.) Op »Jenseits-ein« Berlin, Mitte Oktober. Mit dem Anwachsen der heutigen Riesen heere machte sich die Rothwendigteit immer mehr geltend, die einzelnen Hauptglieder untereinander, besonders aber mit dem Oberbefehlshaber durch schnellere Nachrichten - Uebermittler zu verbinden, als Meldereiter, Rad fahrer u. s. w. sie darstellen. DieDraht telegraphie ist besonders in den letz ten Jahrzehnten derart verbessert wor den« daft sie sogar an den vordersten Kavalleriespihen mit Erfolg benutzt werden kann, und wo aus irgend wel chen Gründen ihre Verwendung aus geschlossen war, hat nicht ohne Erfolg die optiiche Teleraphie, nachdem sie durch die Draht-k legraphie fast voll ständig aus der Reihe der militärischen Hilfsmittel verdrängt worden war, neuerdings in den verschiedenen Ar ineen wieder mehr Aufnahme für die entstehenden Liiäen gesunden. Aber beide Nachrichten-Senkt haben neben ihren rohen Vorzügen auch wesent liche achtheile. Die Stationen der Drahttelegraphie vermögen infolge des Aufenthalte-L welchen die Le ung der Leitung hervorruft, bei schne en Ode rationen diesen nicht in dem gewünsch ten Maße zu folgen, ganz abgesehen davon, daß die Drähte empfindliche« Stellen fiir gegnerische Unternehmun gen darbieten· Die optische Telegraphie ist in ho hem Grade abhängig Von der Witte rung, denn Nebel, Regen u. f. w. schlie ßen ihre Anwendung vollständig aus. Hier tann die JuntewTelegradhie er gänzend ein reifen, weiter wird von ihr nicht-J gefordert Denn daß diese tieueste Nachrichtensender, sowohl Drahttelegraphie wie optische Delegras phie vollständig verdrängen tönne, wie zu Anfang vielfach angenommen wur de, daran denkt ietzt niemand mehr, da auch der Funken-Telegraphie noch manche nicht zu beseitigende Nachtheile anhaften. Diese bestehen zunächst in der geringeren Telegraphie-Geschwins digtett gegenüber der Dra ttelegra tihie, dann aber vor allem in in Um » stande. daß es ur Zeiknoch tein abso »L!.13.t?:«!--«L JFOLHLIEZ en se .ka i Unchlh WI Us( Ilgclscu Uns cui-Ich « durch andere mitgeiesen werden« denn ; selbst die sogenannte Abstimmung ver sagt, wenn an Stelle des etwa nicht mehr ausnehmenden Morseschreibers der Hörapparat benutzt wird. Dieser ist so empfindlich, daß er aus alle siir die Funken-Telegraphie in Betracht kommenden Wellen ohne weiteres an spricht, gegen ihn giebt ei teine Ab Itarnmung Etwas günstiger liegen die Verhält nisse gegenüber dein zweiten bedeuten den Nachtheil, welcher darin besteht, daß ein iinbesugter den Teiegranims vertebr zwischen zwei Stationen durch absichtliches Da wischengeben non sankenteiegrapbis Zeichen stören kann. Die Gesellschaft Telesunten, entstanden durch die Fusion des Sy stems Stabe-Auch bat durch einschnei dende Ver essernngen diesen Uebel stand wesentlich berabgernindert. denn sie ist mit ihren Apparaten im Stande, bei nur 5 pCt. Wellen-Unterschied eine seindiiche Störun ab schalten. Das Mittel besteht in e ner oichen konstrui tiven Aussiibrung der Sendes und Empfang-Apparate, daß d e eine ichs-se eränderung der aus andten und aufzunehmean elettri cheu Schwingungen etmäg glickcäh Derin liegt die Ueberlegenheit S stern Telefuntem welches bei den pers tionen in Deutsch-Südwesiafrila seine Fenertaufe erhalten wird. Die deutsche beeresleitung war die erste, welche die Bedeutung dies neuen Hilfsmittelö fiir die Kriegf h eung in richtiger Erlennunf so hoch einfchätzte, daß sie bereits rn Jahre 1902 eine sahrbare Funkentelegras phen- Anlage der »Gesellschaft für krahtlose Telegraphie, System Pro- - fessor Braun und Siernens und hals ie« in Gebrauch nahm. Diese bewahrte sich in den Manövern außerordentlich gut. Mit dem MorsesSchreih-Appa rat arbeitete die ctation noch sicher bis auf zwei Tagemiirsche, mit dem Ost Apparat auf 3——4 Tagemiirsche. Die Apparate der schon oben genannten Gesellschaft Telefunten erreichen mit dem gleichen Energie- Aufwand die doppelten Entfernungen, was die end eniltige Einführung dieses Systems in die deutsche Armee zur Folge gehabt hät. Während bei dem früheren Sy ern die gesammten Apparate einer ta tion auf einem vierriidrigen, von sechs Pferden gezogenen Fahrzeug, dessen Vordertvagen mit dem Hinterwagen nach dein Protzensystem verbunden ist, ·mtergebracht waren, vertheilt Tele fnnten alles auf drei Kein-n rnndnkch die Möglichkeit geschaffen wurde, daß die Station in beschleunigter Gangart, auch außerhalb der gebahnten Stra ßen, den Trup nbewegungen zu fol gen vermag. «ese Anordnung wird ter Funken-Telegraphie ermöglichen, auch bei einem Gebriegstriege oder bei liebersee-Expeditionen in Verbindun mit der Matine und Verwendung bet einein Landungscorpö von erheblichem Nutzen sein. Die Karten sind zweirädrig, mit Tonnetschen Rädern, eisernen Acher l« i l und starten Federn ausgerüstet. Sied-· werden vom Bock Ffahrem der ausser dem Führer noch für einen Mann der Bedienung Platz bietet. Die drei Kar ren einer Station führen die Bezeich nung: Kraftlarrem Lipparatiarrem Geräthetarrcm Der Krafttarren ent hält die Strom-welle, bestehend aus ei nem Benzinmotor von etwa 4iiP, di relt geluvpelt mit einem Wechselstroms generator von etwa 1 Kw. Nu - leistung nnd der Erregermaschine. e Kühlung des Motors geschieht durch Wasser-, welches in einem oberhalb dek Benzindynamos aelagerten Behälter ixsitgefiihrt wird. Die Ciriulation des Wassers wird automatisch durch eine tleine Zahnradpumre bewirkt, und das Wasser durch ein Rippenrahrshs stem und durch einen Ventilator ge tiihlt. Tsas zum Betriebe erforderliche Benzin wird in einem neben dem Wassergefäfi gelagerten Behälter von etwa 30 Liter Inhalt mitaefiihrt. Der Inhalt ist so bemessen, daß er für ei nen etwa 30-stiindigen ununterbroche nen Telegraphendienst ausreicht. Die Zündung des Motors ist elets triscki, Kerzenziindung mit Atlumulai torenbetrieb. Die Zunderallutnulatos ren werden von dem Erregerdynainos des Wechselstromgenerators automa tisch geladen. Der Apparattarren ist durch ein Gefiell in wei Theile ge theilt und enthält die — nde- und Em pfangs-stlpvarate. Die Grundlage des ganzen Systems bildet das System des Prof. Braun und Siemenö und Hals-sie Jm vorderen Theile des Kartens, vor Beriihrung geschützt, lie gen die HochspannunassA parate: der Jnduttor, die Flafchen- atterie mit Kraut-etlichen mehrfach untertheiiter Junlenftrecte und Hochipannugstransi farmator. Letztere drei sind durch ei ne herausnehtnbare Klappe an der Seitenwand leicht zuanäglich emacht, sodaß ein Auswechfeln von zlaschen und Verstellen der Funtenslrecke be auem bewrtstelligt werden kann. Jm hinteren Theile liegen auf dem Boden der Morsetaster und aus einein gut fe detnd gelanerten Brett zwei Ein piangsstöpseh sowie ein Gegenge wichtsumschalter mit zwei hebeln an gebracht. An der einen Seitenwand befindet fah der Hör-Apparat mit elels irolytifchem Deteltor und Telphom Der Geräthlarren ist zur Aufnahme des Gasbehälters und des erforderli chen Schanzzeuges, sowie der Ballons und eines Reserve-Beniin-Reservoirs lrftinnnt Die Ballonc dienen zum Hochnehmen des Luftdrahtes bei I windstillem Wetter, während fiir den « gleichen Zwecl bei bewegter Luft ein Leinwanddrachen am Oberbau des MUSIA Ins-I« Ist-s msOsI4III fass III-h « » ................ W-, ....... Zur Bedienung einer derartigen Station sind auf dem Mariche und Leim Betriebe insgeiatnnit erforder lich: 2 Offiziere,2 Unterossiziere, S Mann, wobei eine Ablösung für den Betrieb vorgesehen ist. Der Aufbau der Station nimmt höchstens 10 Mi nuten in Anspruch unb in ber gleichen Zeit können die gefamnrten Fahrzeuge marschbereit sein« Diese Schnelligkeit in Verbindung rnit dem Fortfall jeg licher Leitung macht dieses Susten- be sonders fiir die so nothwendig, aber bisher noch nicht ermöglichte Gefe ts relegrapiiie geeignet, wobei als be on kserä günstig zu berücksichtigen ist,-daß die Stationrn den Vertebr mit einan der aufnehmen tönnen, ohne ihre bei drrfeitige Stellung vorher zu kennen. SO— Jede neue Entwöhnung von einein Bedürfnis ist ein weiterer Schritt sum Glück. s I I Die beiiebiefie Modeirnnthett« fau ter Leute heißt «Ueberanitvengnng«.