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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 18, 1903)
Jm Mai Thurm. TJrn Fr. W· Krtiger. Da stand er schon wieder vor der totan Umzbnnuna der junge Mann. Wohl viermal bereits hatte er sieh mich das dichte Gesiripp hindurch ge trbeitet, und immer wieder hemmte ihn das Gitter des Lattenzauns am Uorwärtstringen Paul hatte es sich aber einmal in den Kopf gesetzt, den eltersgrauen Thurm da drüben auf ter höhe aus nächster Nähe in Atmen ichein zu nehmen —- und was er sich eornahrn, das führte er auch sicher durch. So warf er denn entschlossen Vat, Rönzel und Stock hinüber-, und einen Augenblick später stand er wohi behalten jenseits der Einzäunung Die wohlgepflegten Wege verrie lhen Paul, dem neugebaetenen Asseis lot-, daß er in Privatbesitz eingedrun gen war, doch das machte ihm wenig Sorge, lag doch ietzt der Weg zum Thurm frei. Jn wenigen Minuten hatte er sein Ziel erreicht. Die Ver tiefungen, die sich rings um die höht gnzogen —— ehemals die Gräben der urg —- zeigten ihm, wie umfang rei-c der Bau gewesen war. Ciniae keritreutg mit Moos und Farren berwucherte Mauerstiicke waren jetzt der ganze Nest mittelalterlicher Herk lichieitx Menschenhand und Natur hatten hier gemeinschaftlich im Laufe der Jahrhunderte ihr Zerstörung-Z Ivert verrichtet, nur der finstereThurm sitt seinen dicken Mauern hatte ihnen Troß geboten , Der Assessor versuchte-, die Thiir zu jfinen und mit treisebendem Tone Iab sie dem starken Drucke nach. Sebaiierlich balke ee in dem leeren Gemäuer wieder, als Paul die ctuien der Wendeltredve, die bei jedem Tritt tchztem hinanitiea Auf der Platt Iorni angelanat, bot sich ibm ein ent iiictender Anblick. Nach links- hin tonnte er weit hinaus die Ebene mit chI iccjllclll llcgcllocll Lycyllslcll Ullo hör-ern übersehen gerade vor ihm er krerlte sich die Waldung« die er heute urchschritten und rechts bin über bliclte er die Besitzung, in die er wi lerrechtlich eingedrunan war und zu ter, wie er jetzt deutlich erkannte, auch die Ruine gehörte, aus der er sich be nd. Wie ein Netz til-erzogen die weiss m Sonnenlichte erglänzenden Kies vege das Terrain des Parlech und seit drüben schimmerte der glißernde Spiegel eines tleinen Sees zu ihm herüber auf dem nur als helle win zige Punkte dem Auge erkenntlich, ein faar Schwäne stolz ihre Bahnen zo en Von diesem See aus schlängelte ch ein Bach durch die prächtigen An kagen hin dessen silbernes Kleid hier tnd da durch das Blätterwerk der al ten Weiden und Erlen hervorblihte Vauls Blicke folgten den Windun Zen des Gewässers, als sie plöhlich rsie gebannt an einem Punkte haften blieben. Der Llssessor nahm hastig sein Fernglas zur hand, richtete es tach jenem Punkte und war nicht we Iig überrascht von der lieblichen Er scheinung, die ihrn das scharfe Glas io nahe vor die Augen rückte. Eine schlanke, holde Mädchengestalt in das tigern, hellen Sornmerlieide stand da in einem Kahn, fest aus dir lange Nu ierstange gestützt. Von dem hocher benen rechten Arm war der weite ermel herabgeglitten und ließ so die schönen Formen desselben erkennen. Das Gesicht war Paul abgewandt end schaute nach dem jenseitigen Ufer Jin -u einer zweiten Gestalt, welche, die gleichfalls somrnerliche Gewan tung leicht gerafft haltend, zu der im Kahn befindlichen hinabzusprechen schien. Underwsandt blickte Paul nach der iesselnden Gruppe hin, und se länger er sie betrachtete, umsomehr gesiel sie hin, bis er schließlich Lust verspürte ie etwas genauer zu besichtigen. Hur LI- -lIA- -.- U- «I-.-.—--t IIH III-( II- Ulk Iuylpuuchlw LITPUT Uc churrnes hinab. Jn dem Augenblick, als der Asseis lot in dem Dunlel des ulrneniitseri spotteten Weges verschwand, forderte Susanne ihre Freundin zum letzten Male auf, zu ihr in den Hahn zu kom nen. Margarethe aber hatte gerade keine Neigung zu einer Wasserpartie. »Nun, so wird mir wohl nichts ans teres übrig bleiben, als allein zu fah :en,« tief Sulanne der am Ufer Ste jenden zu und setzte den Kahn lang am in Bewegung. sGriiß Fritz, falls du ihm begegnen iolltefW setzte sie Jchelmifch hinzu. « Margarethe nickte, leicht erröthend, der Freundin zu und wandte sich dann zum Gehen. Susanne lächelte var sich hin. als ie an die Ausrede dachte. die Marga uthe gebraucht. um sich für diesmal von der Ka partie los umachen. Der Härtner bit te ihr mitgetheilt, eine i-alnie ten Oewöchshaus ei aufge iliiht und die wollte sie si ansehen. Ligenthitmltcht Ihr Bruder Iris satte auch davon ge wachem heute Vormittag nach dem wöchshaus zu sehen. Sulanne hatte ed nicht so eilig nit der bltlhenden Palme, die würde not-gen wohl auch noch zu sehen lein deute wallte sie zu ihren geliebtenSeei Hosen. Und prüfend blickte sie iiber tie slthetnde Wasseriliiche hin, ob sich dicht zwischen den breiten grünen Rittern eine Blüthe zeige. Richtig! da wen schimmerte eine weiße See Je the entgegen. Die mußte sie ha —--I Susanne steuerte ihr Fahrzeug der varten Blume su. Ei war aber ein hattet Stück Arbeit, den schweren Kahn durch den Wirrwarr der üppig wuchernden Wasserpslanzen hindurch zu zwangen, und mehr alt einmal mußte die muthige sSchisserin die Ru terstange erschöpst sinken lassen. End lich war das Ziel erreicht. Triumphi rcnd brach Susanne die weiße Blüthe und barg sie stolz an ihrem Busen. Nach kurzer Rast schickte sich das junge Mädchen zur Heimsahrt an. Kräftig stieß sie die Stange wider den Boden, aber der Kahn rührte sich nicht von der Stelle, er saß sest zwischen den Wasseraewiichsen. Zwei-, dreimal noch wiederholte sie ihre Versuche mit er höhter Anstrengung, vergebens-mit ten in ihrem geliebten Bache wurde sie esangen gehalten. Hilsesuchend blickte re nach dem Ufer. Da stand, wie aus der Erde gewachsen, ein fremder, jun ger Mann »Festgesahren, gnädiges Fräulein?« llang dessen Stimme an ihr Ohr. »Vielleicbt lann ich helfen2« Der böslich-e Ton, in dem Paul zu ihr sprach gab Susanne die Fassung wieder. So leistete sie denn der Aus sorderung des Assessord Folge und reichte diesem das eine Ende der Ru derstanae hinüber-. ,.Halten Sie sich sest, gnädiges Fräulein. Jch will versuchen, den Kahn langsam herüberzuziehen,« rief ihr Paul zu. Der Versuch mißlang aber, denn das Fahrzeug gerieth in bedenkliches Schwanken. · »Nein, so geht’s nicht. Da muß ich schon zu Jhnen hinüber tommen,« lachte Paul. ,,Setzen Sie sich aus die Bank nieder und halten Sie sich sest, ich springe in den Kahn-« »Um Gotteswillemmur das nicht! ; Sie tönnten sehlspringen und hier ge rade ist der Bach am iiessten,« wehrte Susanne mit ängstlicher Stimme. ,,.Hal«-en Sie keine Angst! Halten Sie sich nur tüchtig sest, dann wird’g schon gelingen,« tröstete Paul das jun Ak qstishrfpsn ist ist«-it sin hone- ers-witt u ",-"’ -- ·’"" "" f-T ’-"·"’f zurück vom Ufer, um einen besseren - Anlan zu haben, führte glücklich den weites Sprung aus und befreite dann die schöne Schifferin aus der Gefan genschaft. Paul war bezaubert von dem Lieb reiz seiner Begleiterin. Und als diese gar, seiner Bitte willfahrend, die weiße » Seerose oon ihrem Busen löste und ihm zum Lohne für seine tiihne Befreiung überreichte, da wollte es ein neckischer Zufall, daß seine zitternde Hand die ihre leise streifte. Die flüssige Berüh rung traf ihn wie ein eleltrischerFuntr. Er loderte bald in einer hellen, loben: den Flamme, deren Glanz in den leuch tenden Augen und hochgerötheten Wan gen Baubo widerstrahlte. »Paul! Bist Dud- oder ist? Dein Geisti« ertönte da plö lieh eine laute Männerstimme vom U er herüber zu den Beiden im Kahn. Erstaunt blickte sich der Angerusene um und ein freudiges »Friy, Du hieri« kam über feine Lippen. Dann, wie entschuldigend zu Sufanne ge wandt, setzte er hinzu: »Es ist ein alter Freund von mir, ein ehemaligerSchul lamerad.« »O, ich lenne ihn sehr gut·« lachte seine Begleiterin ihm zu, »es ist ja mein Bruder.« Tag Wiedersehen der Freunde war ein herzliches. Plaudernd und scher zend gings nach dem Herrenhause, und als sie dort anlangten, war es eine aus«-gemachte Sache, daß Paul den Rest feiner Urlaubszeit in dem heiteren lKreise verbringen sollte. Paul weilte bereits eine Woche unter dem gastlichen Dache seines Freundes Fritz. Jnfden Gewohnheiten der beiden jungen Mäd chen war seit seinem Erscheinen eine lleine Veränderung eingetreten. Wäh rend diese bisher ihre Morgenprome-. naden durch den Pakt stets miteinan der ausgeführt hatten, ging jetzt, ohne» daßeigentlich ein äußerer Grund vor-; laa. iede ihren eiaenen Wen. Suiannel schlug gewöhnlich die Richtung nacht dem Thurm ein; Margaretbe dagegen suchte :ie entgegengesetzte Seite des Parier- aus. An jedem Morgen begegnete diese dem Freund Fris, wie von beiden Sei ten eisrigst versichert wurde, rein zu fällig. Kein Wunder, daß sich da bald seine, unsichtbare Fäden hinüber-span nen von Herz zu Herzen, die Schelm Amor, der Meister der Webetunst, von Tag zu Tag zu immer dichterem Netz gestaltete. Aber nicht nur als Weber zeigte sich der schalthaste Knabe, auch als tunstsertiaer Schmied biiinnierte er jenseits degSeeg an den glühenden-der zen zweier verliebter Menschenkinder so lange bevum, bis er eine Kette, so sein und doch so fest, hervorgezaubert hatte, daß Frih und Mar aretbe nicht mehr von einander zu la en vermochten. — An einem schönen Morgen, als der himmel sich sinster bezog, war Su sanne hinausgeeilt in den Part. Ob Paul auch heute tomnien würde? Und wenn ei sie nicht sand, ob ee sie ver missen« sie suchen würde? Mit diesen Gedanken beschiisti te sich Susanne, als sie am Fuße der Euine anlangte. Und einem inneren Drange seltan trat sie in den Thurm, z die hiir hinter sich zu und eilte d morsche Treppe binaus nach der Platte-ein Und richtig: Da tani er. Ueberall umherspähend schritt Paul den Weg, den sie so ost nebeneinander unter scherzendem, nectenoem Geplaudek ge wandelt waren, entlang. Bald blieb er stehen, bald ging er ein Stück zurück, immer nach allen Seiten sich um bäickend. Susanne drückte sich sest ge en das Gernsuer des Thurme- damit nicht ers "ht werden liinnr. reudig pochte ihr rz, als fte Pauls nruhe über ihr Ausbleiben bemerkte. Etwa eine halbe Stunde mochte ver strichen ein, eitSusanne ihr Versteck ausgesu t, als Paul endlich langsamen Schrittes davon ging, dein herrenhaus zu Als er ihren Blicken entschwunden war, schickte s Susanne an, den Thurm zu verla en. Da plötzlich er scholl zu ihren Füßen ein donsnerithw liches Getöse, und eine mächtigeStaub wolle schlug ihr aus dein Innern des Thurmes entgegen. Susanne taumelte zurück und sant mit einem Schmer zensschrei zusammen. Als das Gepolter aufgehört und der Staub sich verzogen hatte, raffte sie sich auf und blickte hinab in den Thurm. Ein Schauer durchrieselte ihre zarte Gestalt bei dern Anblick, der sich ihr darbot. Die morsche Treppe war zu sammengebrochen, der leere Abgrund gähnte ihr finster entgegen. Die Mög lichkeit eines Entrliinens war ihr be nommen — sie war abermals eine Ge fangene. ' Mit Entse en überdachte sie ihre Lage. Der » hurm befand sich am äußersten Ende der Besitzung Und nur selten tam ein Parlmächter oder ein einsamer Spaziergänger hierher. Su sanne trat zuriick an die Brüstung der Platsorm, legte die weißen Hände an den Mund und rief laut hinaus in die frische Morgenluft. Ein paar Krähen slogen trächzend von der nahen Eiche — sonst kein Laut rings umher, so angestrengt dieGesangene auch lauschte. Abermalg erhob sich ihre Stimme zu einem verzioeiselten Hilferuf, wieder ohne den geringsten Erfolg. Thränen traten dem zu Tode geängstigten Mädchen in die Augen. Sie rief und rief, bis die Stimme ihr versagte, leinr Rettung wollte nahen. Jetzt zogen finstere Wolken am Fir; macnente herauf und halben sich zu schweren, schwarzen Massen zusammen Schauria rauschte Der Wind in den nahen Wipfeln der tnorrigen Eichen und Linden. Schwere einzelne Tro pflen schlugen tlatschend aus die per wirrerren Meine oer Piaiform.—— Jesr ein Blitz, ein greller, zuckender Feuer strahl am finster drohenden Himmel; zu rasender Gewalt wuchs der Sturm an und peitschte dem zitternden Mäd chen die strömenden Regenmassen ins Gesicht. Verzweifett schrie Susanne noch einmal auf, dann brach sie ohn mächtig zusammen. Jm Pakt ivar es tebendig geworden. Alles, wag an Leuten auszutreiben war, mußte suchen helfen. Dis-Schwe ster des jungen Herrn hatte am frühen Morgen das Haus verlassen und war nicht zurückgelehrt. Fritz und Paul waren überall die ersten. Selbst Mar garethe scheute nicht den strömend-en Regen. Aengsttich suchend durchstreiften sie den Pakt nach allen Richtungen Paul eilte verzweiflungsvoll nach dem Thurm. Von der Platform aus hatte er einen weiten Ueberblick über die Umgebung, vielleicht vermochte er von da aus die Geliebte zu entdecken. Heftig stieß er gegen die Thür, nur mit Mühe gelang es ihm, die Trümmer-, die sich drinnen davor aufgethürmt hatten, wegzuschieben Er trat ein, und » nun sah er das Gräszliche: Die Treppe ; lag vor ihm, in Stücke zerschlagen, und s hoch oben flatterte ein Stück von Su . sanneg hellem Kleide im Zugwindr. «Gefunden! Gott sei Dant! preßte es sich heraus aus der gequälten Brust. Und mit Windeseile stürmte er zurück in den Part, um Hilfe zu holen. Er lief quer über die Rasenfliichen hinweg. Dort stand, an einen Apfelbaum ge lehnt, die hohe Leiter des Gärtners-. Die Verzweiflung lieh dem Geängstig ten Riesenträfic. Er packte mit nervii gen Händen die Leiter und so schneller unter der drückenden Last es vermochte, teuchte er zurück um Thurm. Wie er eigentlich hinaufgetangt war zur Platform, das wußte Paul selbst nicht Er fand sich plötzlich neben der Gelieb en tnieend·und» die todtblassen Al. ----- H. stehst-»Hu UUZI sllll VIII-III Isusscll Uc deckend. Dann hob er die süße Biirbe empor und trat den Rückweg an. Unten im Thurm angekommen, legte er die Obn mächtige sanft nieder, um neue Kräfte zu sammeln Da schlug Suianne die Augen auf Sie strich sich mit der Hand iiber die Stirn, als ob sie aus tiefem Schlaf er ; wache, und blickte erstaunt um sich. « Al s sie die Trümmer ber zusammen arftiirzten Treppe ringsumher liegen sah tarn ihr die Erinnerung an die überstandene Angst und Qual zurück »Wie bin ich da herunter gelorninen?« fragte sie mit schwacher Stimme. Paul antwortete ihr nicht. Er kniete neben ihr nieder, zog ihrehanb an sich und preßte einen langen, langen Kuß darauf. Dann war er der Geliebten behil lich, als sie sich erbeben wollte. » um zweiten Male gerettet,« flü sterte Susanne lächelnd »Diesmal nur für mich, « erwiderte Paul ftrablenben Auges und breitete die schützenben Arme um die Geliebte. ---——--.-.——— Mit-keiner Umstand Richter: »Sie haben schon wieder einFabrrab gestohlen!« ngetlagter: »Ja, ich bin noch ein bischen ungeschickt, Herr Richter, das erste war schon nach vier Wochen inni« t Ein Unvewüstlicher. »Na hast Du meine Komidie gele sen? Wie findest Du sie?« »Zum Erbarmen —- einfach jam mervoll!« ! »So? —- bann will ich sie lieber als Tragitomödie bezeichnen.« ,,Korax.« Eine ansrpuchslofe Geschichte von Ute Muellenbach. —,..... Kinder bringen Glück ins Haus. Das haben wir reichlich erfahren, in frohen und erst recht in trüben Zeiten. Sie bringen aber oft auch noch andere Dinge mit, von weniger abstrakter Natur als das Glück, und nicht so flüchtig, dafür aber meistens desto leichter zu entdecken. Die Erfahrung hat mich gelehrt, im Allgemeinen Dinge vorzuziehen, die meine Buben nur beinahe mitgebracht hätten. Die giebt’s auch; aber sie sind selten. Un seren Viehbeftand, der sich seit Men schengedeuien aus einem Dackel zu sammenfegte, hatten die Buben in kurzer Zeit um drei junge Katzen, verschiedene Frösche, eine große Kröte und zwei weiße Mäuse vermehrt, so daß er in Bezug auf weiteren An wachs zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Es war zwar nicht be wiesen, daß die beiden Mäuse ein Pärchen waren, aber sie galten dafür. Die Buben hatten ihnen die Namen Fritzchen und Lieschen beigelegt, und da man die beiden nicht unterscheiden konnte, so gab unsere junge Freundin Lisbeth den Rath, jedesmal das Mäuschen, das eben aus dem gemein samen ileinen Milchniipfchen trank, Fritzchen zu nennen, »denn Männern lieat das Trinken doch näher,« meinte sie. Zu Zweien konnten sie nicht gleichzeitig trinken; und die andere Maus war dann eben das Lieschen· Mir war’g schon recht, daß die bren nende Sehnsucht meiner Buben nach kleinen Miiusekindern einstweilen uns gestillt blieb. Jch sand, wir brauch ten wirtlich nicht noch mehr Gethier im Hause. Als mein Aeltester eines Tages wieder mit leuchtenden Augen und einer iueterlangen, ganz schmalen und sehr flachen Pappscimchiel aus der Schule zurückkehrte fah ich ihm daher nicht ohne gemischte Empfin dungen entgegen. qlhiitpsi« fix-F « Tränn hnn kindi tem. »Liebe Mutter, Kurt hat mir eine junge Krähe geschenkt! Nicht wahr, Du erlaubst, daß sie mir allein gehört? Jch werde von dem Gelde aus meiner Sparbiichse einen Käfig kaufen, nnd ich ernähre sie felbst!« »Alle Achtung!« sagte mein Gatte lachend. »Ich glaube, diesem ritter lichen Fiirsorgedrang unseres Sohnes dürfen wir uns kaum widersetzen. Hoffentlich hast Du das arme Thier nicht zu sehr gedrückt in dieser Ber petckung, lieber Gottfried! Komm nur schnell herein, damit wir die Schachtel öffnen! Sie sieht eher wie ein Her barium als wie ein Vogelbauer aus.« Jtn Jnteresfe der Krähe kam dieses Bedenken etwas spät. Als wir den Deckel abnahmen, in den kundigeKna benhände eine Menge Luftlöcher ge bohrt hatten, lag vor uns ein etwas verschroben ausfehendes, blauschwarz befiedertes Geschöpf mit großem Kopf und mächtigem Schnabel und blin zelte uns aus halbgeschlossenen Au » aen höchst mißtrauisch entgegen. Dazu hat es nach feinen letzten Er fahrungen alle Ursache, meinte mein Gatte und streichelte den armen Vo gel der durch allerhand anmnastische Uebungen bestrebt war, seine ur: spriingliche Daseinssorin wieder an zunehmen. » »Nicht, sie wird wieder richtig rund?« fragte Gottfried besorgt. »Ich will ihr etwas zu fressen geben« das hilft vielleicht von innen heraus mit. Es traf sich gut, dasz ich unter- - weas einige Maikäfer fand. Die hab’ ich ihr gleich mitgebracht.« lfr würgte etwas in Papier Ge:-z wideltes aus der Hosentasche. »Aber Junge,« rief ich. »Die armen Thieres l Sind sie wirklich drin?« Treuherzig nickte er mir liu: »Du tannsi ruhig sein, liebe Mutter. Jch habe erst mit der Feder Luftlöcher in das-« Papier geniacht.« Immerhin schien den beiden Mai täfern die Reife nicht gut bekommen zu sein Sie lagen regungslos, und Gottfried betrachtete sie gedantenvoll »Sie scheinen zu schlafen, oder meinst Tu, es könne eine Ohnmacht fein, Vater? Soll ich sie mal anhauchen?« »Da sie nun doch gefressen werden sall«:n, brauchen sie gar nicht erst wach zu werden. Dann empfindest sie es vielleicht nur im Traum.« Ohnmächtige Maikäfer schienen nicht zu den Lieblinggspeiien unseres jungen Gastes zu gehören, der auf des Vaters Rath den tlangvollen Namen Kurat- erhielt Die Fütterung stieß überhaupt aus Schwierigkeiten Selbst ais ich mich bemühte, ihm in Milch geireichtes Brod in den Schnabel zu stecken, was siir sein zartes Kindes alter gewiß die geeignetste Nahrung war, scheiterte dieser Versuch meist an dem Umstande, daß Koer meinen glänzenden Trauring allen anderen Nahrungsmitteln vorzug. Nach Al leni was glänzte, schnappte er wäh rend er aus jede freundliche Annähe rung hin höchst gravitätisch rückwärts ging und sich äußerst ’zuriickhaltend benah-n. Diesen Gewohnheiten blieb er treu, auch als wir uns über seine Ernährung längst mit ihm verstän digt hatten. Am Tage spazierte Korax, nach dem der Vater ihm tunstgerecht die Fliigel gestuyt hatte, srei im Garten umher. Nachts schlief er in einem Käfig, den Gottsried mit mir getauft hatte. Einen Augenblick hatte ich ge iaudert, das Geldxdafiit Reiz-gelbem und hätte das Bauer lieber nur ge miethet, da ich fürchtete, Korax möchte vielleicht noch nachträglich den An strenaungen seiner Reise erliyen Aber der Händler beruhigte mich überlegen lächelnd. »Mit-den gehen nicht ein.« Und Korax strafte diese Worte nicht Lügen. Er lebte, und er brachte es uns täglich neu deutlich zum Bewußtsein, daß er lebte. An fangs —- eg muß ganz im Anfang gewesen sein —- hatte einmal Jemand von uns die Befürchtung gehabt, Ko rar wäre stumm. Sobald wir ein wenig vertrauter mit einander wur den, gab er auf meiner Hand sitzend schäternde kleine Koselaute von sich, die ihm sehr drollig zu Gesicht stan den. Als er aber erst zu der Ueber zeugung gekommen war, daß Monst beef das einzig richtige Futter fiir ihn sei, und daß es am bequemsten sei, sich die Bissen gleich in den Schnabel stecken zu lassen, schrie er gierig von einer Mahlzeit bis zur anderen. Nur wenn etwas Besonderes seine Auf merksamkeit erregte, verstummte das entsetzliche durchdringende ,,Rab, rab« vorübergehend. Sohatte er einmal, als wir angenehm überrascht durch sein wohlthuendes Schweigen in den Garten schauten, eine Cigarette ge funden und balanzirte sie iunstgerecht im Schnabel. Ordentlich iokett sah er dabei aus. Seine Reize fanden auch manche liebevolle Beobachtung. Ein schlantes blondes Bauernmäd chen, das täglich bei uns vorbei Obst zum Markt trug, warf ihm jedesmal eine leuchtend rothe Erdbeere oder sonst etwas süßes Bunies zu, und Korar fand sich um die betreffende Zeit immer am Thor ein, nahm die kleine Huldigung mit einer onkelhas ten Gönnermiene freundlich entgegen und schwieg dann nachdenklich einige Minuten. Aber was Waren diese tur zen Pausen zwischen dem anonuernden Geschrei! Mich dauerte unsere Nach barschaft. Mein Gotte plante schon im Scherz eine längere Reise, um Ruhe zu haben; aber ich konnte doch auch nicht den ganzen Tag das an spruchsvolle Thier füttern oder ihm immer neue, glänzende Ueberraschun aen bieten· Die Buben mußten zur Schule, auch ohne Korax hatte ich meine Zeit vollan besetzt. Da, an einem schönen Sommer Abend, als wir von einem weiten Spaziergang zurückkehrten, war Ko rax verschwunden. Wir suchten ver gebens den ganzen Garten und das Haus ab, aber vergebens. Die Kin der stimmten ein Jammergeheul an, aber das ertrugen wir in der tröst lichen Annahme, daß es nicht h lange dauern könne, wie das unaufhörliche ,,Rab, rab!« der letzten Wochen. Je denfalls hatten wir versäumt, dem Vogel bei Zeiten die Federn wieder zu schneiden, und er hatte die Kraft ge funden. das Weite zu suchen. Was mich betraf, ich gönnte ihm die Frei heit! Den Buben schenkte ich zur -Entschädigung ein paar Goldfische, idie lautlos und leuchtend durch die Wellen unseres Springbrunnens glei ten und Niemand stören. Heute ging ich am Rhein entlang. Kristalltlarz doch ties stahlblau vom Widerschein des Abendhimmels bra chen sich die Wellen des Stromes in« sanftem Spiel an den weißen Werft- ’ steinen· Der Westen glühte. Ber streute Rosenwolten warfen ihren Schimmer auf den weißen Nebel, der fern über dem Wasser lag und den Fuß der Berge umhüllte, während die Gipfel noch purpurn glänzten. Jn friedlicher Abendruhe dehnten sich die ; weiten Gärten der schmucken Villen; am Ufer. Da zog ein Schwarm Krä- i den iiber den Strom hinweg. Mir! ging ein Erinnern durch den Sinn.j Schnell wars ich einen Blick um mich ; ber. Niemand war in der Nähe. Die s getrümmten Hände als Sprachrohr vor den Mund haltend, rief ich mitJ all» Ninckn lnnt hinter den Niinoln I her: »Korax!« Seltsam klang derl lanaaezogene Ruf durch die weite( Stille. Nicht ungehört. Einer der duntlen Gesellen trennte sich von sei nen Kameraden, zog einige majestäti sche Kreise und senkte sich dann in meiner Nähe zur Erde nieder. War etc-: wirklich? Bis aus geringe Ent fernung ließ er mich herankommen. Dann ging er einige Schritte rück wärts. Ganz wie früher! dachte ich überrascht. Nur legte er den Kopf gravitätisch aus die Seite, und ich hatte Gelegenheit, in seinen Augen auch das alte Mißirauen wiederzuer lennen. Im selben Augenblick aber breitete er die Schwingen aus und er hob sich in die Lüste, dem Zuge seiner Gefährten nachstrebend. Das war wohl auch ganz wie früher! ,,Korax!« ries ich noch einmal! Aber nur »Rab, rab!« kam es von oben zurück. Es war gewiß besser so. Meine Verehrung für Korar hat sich ver doppelt, seit er, der Alltiigkichkeit ent rückt. nur durch unsere Erinnerungen seine dunklen Kreise zieht. ———--·..-——— Sehr anztiglich. Rentier (zu einem Dichter): »Ich abe Jhre Gedichte durchgelesen, junger ann, Sie dichten ja wie ein Pegas sus!« Aus Anlau. Erster Handwerksbursche »Du, meine Füße brennen mir wie Feuer.« Zweiter Handwerksbursche »Nanu, und dabei hajte gar keine Brandsohle mehr unter de Stiebel?« « not-k M IIW IW hat kürzlich die englische Artillerie ins eigenen Lande, unweit von salisbury, erlitten. Während einer größeres Felddienst - Uebung bei der Nähe des neuen Jmfiir däs 3. Armee- Corps it äSir Eve lyn Wood, gerieth eine Battcrie in ein Getreidefeld hinein und blieb, wie ed scheint, mitten in der hohen Halm frucht stehen. Das Unglück wollte es, daß der Besiser der Frucht gerade des Weges tam und diesen unerfreniichen Anblick genoß. Er gerieth in großen Zorn Und befahl dem Kriegsdoit in durchaus unparlamentarischen Aus drüäen, sofort das Feld zu räumen. Dem Batteriechef versagte fast die Sprache vor Entriistung, und er gab einigen seiner Mannschaften Befehl, den groben Pächter festzunehmen Die ser jedoch ergriff in wahrer Berserter wuth eine Düngergabel und kam den Soldaten so entschlossen entgegen, daß diese Anstand nahmen, zur That zu schreiten. Sie stockten nur einen Au genblick, aber es war gerade der psy chologifche Moment. Jm nächsten ging der wildgewordene Pächter zum An griff über, und die Kanoniere traten eilig den Rückzug an. Durch diesen Erfolg zu tühnerer That entflammt, stürzte sich der Pächter nun mit vorge streckter Gabel im Sturmlauf auf den Batterie-Chef. Auch dieser schwankte einen Augenblick, wandte aber auch, als die Zinten der Gabel schon in ganz be drohlicher Nähe waren, schleunigst sein Pferd und floh. Dann nahm der Sie ger den Rest der Batterie aufs Korn nnd jagte Gefchijtz auf Geschütz von seinem Acker, so daf; er in wenigen Minuten zwar schweißtriefend, aber siegreich, das hartertämpfte Schlacht fcld behaupteth Wenn man aber glauben sollte der zornmiithige Ver theidiger seiner Saat sei dann wegen Beleidigung eines Hauptmannes und einer töniglicken Batterie im Dienste gerichtlich belangt worden, so würde man sich sehr irren. Die Sache wurde zwar vorschriftgniäßig gemeldet, aber der Kriege - Minister hatte Phantasie genug, die Folgen zu übersehen die .-«-.«.« uuuxuukcouuy lsuxclh sUuV Ulc Esaus nnd die Niederlage der Batterie inI Unterhaufe vor der Oeffentlichkcit zur Sprake gekommen wäre. So ist denns unverzüglich dem grimmigen Former Entschädigung geboten und sogar eine amtliche Entschuldigung aus-gerichtet worden. Bisher oerlautet auch noch nichts darüber, daß der geschlagene Batterie : Chef vor ein Kriegsgerichti gestellt worden wäre, weil er vor demi Feinde schimpflich das Feld geräumt hat. Grob. i Der englische Arzt Doktor Josefson ! war vor etwa fünfzig Jahren in Lon » don durch seine ungewöhnlich Grobheit ’eine Berühmtheit Eines Tages wurde er zur Herzogin von M. gerufen, die ihm des langen und breiten die Symptome ihres Lei dens vortrug. »Ein Ei und eine Tasse Thee zum Frühstück,« lautete das Urtheil, »ein zweistündiger Spaziergang, ein Stück kaltes Roastbeef zum Lunch, wieder zwei Stunden Spazierengehen, höch stens eine Kotelette zum Abendessen, um zehn Uhr ins Bett und keine Wa genfahrten.« »Aber Doltor,« unterbrach ihn die hohe Dame, ,,wissen Sie denn nicht, daß Sie mit der Herzogin M. sprechen. Wissen Sie, was ich bin?« »Jawohl, Madame,« lautete die Antwort, »ein altes Weib mit einem verdorbenen Magen!« — ———-. - ——- — Profit! Prositl Prosiit Eine vornehme Dame ließ eiligst den berühmten Dr. Kronibholz zu sich ho len. Der Arzt tommt, sieht, daß der Kranken nichts fehlt und oerschreibt ihr eine Kleinigkeit. Kaum ist der Doktor in seine Wohnung zurück, als ein Die ner hanig in fein Zimmer stürzt nnd ihn nochmals dringend zur Dame bit tet. Der Doktor fährt abermals zu ihr hin und mit ängstlicher Miene em pfängt ihn die Patientin, indem sie sagt: »Was sagen Sie dazu, Herr Dot tor, ich habe vorhin plötzlich dreimal niesen müssen.« ,,Hm!« erwidert der Doktor mit gernnzelter Stirn, »der kann man gar nichts sagen als: Profit, Profit, Prosktl« ergriff den Hut und war auf und davon. -,-—.-·-«-—,, . Sommer-. Es stechen die Sonnenstrahlen, die Lerche schmettert ihr Lied, die Nachtigall schlägt, die Knospen platzen, die Pfle sich bowle wird gebraut, man trinkt sis und bekommt häufig häufig einen Ka nonen —- rausch. Der Präsident Einheimischer (ftol?): «Jn unserer glorreichen Repnblit ann jedes neuge borene Kind Präsident werden.« Fremder: »Und ich dachte immer, der Präsident müsse mindestens 40 Jahre alt sein.« - Vergebliche Mitbe. Onkel (Mit stattlicher Burgunders nase): »Duchmrißt Dir öfters die Nase u en, ri en.« S P Fritzgenkz «,, a, aber so glänzend wie Deine, stieg ich sie doch nicht, lie ber Onlell« Frühstück — » galt Du schon Dein Frühstück a habt, Miser« - »Nicht einen Tropfen«