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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 28, 1903)
, . » »»».»-....» .,----»--.-.--»... Msenet Schreibebrief oon xizkie Janfsiengeh No. 66. Wann 's dem Esel zu zu wohl werd, dann geht er uss’jEig danze. Das stimmt auch in mein stehs. Jch sin off Rohr-s nit uss’sEis gange, W awwer alles annere stimmt. Jch will Jhne emol die Sach oerzählr. Jch hen Jhne eas plehic, was mer for Tschehnsches in unser Haus gemacht hatte un weil ooch so viele oon meine Freinde blohe, was fe for e schönes Haus hen, un wie se alle mpruhsmentg hätte, do hen ich even t, was wär die Mätter mit e Pahrtie halte so e Keinde baut-war ming. e mehr ich da drin-wer nach gedentt n, desto mehr sin ich ton winzt gewese, das es e gutes Ding wär. Warum soll ich mit meine Sache nit auch emol ussschohei Solang .oie mer noch die Jmpruhsmentö gehabt hen, do hen ich ja in meine Schehntie nit viel mache könne, awwer jeht ig oag different gewese. Am liebste hatt ich gegliche e Badruhm-Partie usszumache, awwer das hättdoch nit gut geauctt un biseids das ho: das ja auch e Eurpteig ein solle. Jch hen zuerscht Inst die edesweilern gesproche, bilahs ich weiß, daß die soc ihr Lekve gern Par ties ussmache duht un rann is se auch arig händig in io Sache. Lizzie, hot se gesagt das ig e große Eidie; mer wo e emol e Pahrtie sickse, wo sich ge wasche hot und einiges was ich sor dich duhn tann, do tannst du dran die keimt ,IJ-ter«hen Dann in die erschre Bein e un ungemache oon au oie neue wo ich inweite hen wolle un ei tell jub, do hen ich etscht ausgesunne, wie viele gute eeunde ich ben. Osf Kohes hätt ich ni so viele ein uiade brauche, aw eoet do is e ganze satt geweso, wo ich’g aus Speii geda7n hen. Jch gleiche ni:, wann Jemand o schrecklich bcäcke duht mit die Dingses wo’s hat; du lie.oee Oinienel ich tann auch braun awwee ich duhn s doch nis, awwee e wenig usf schohe dichn ich doch gern wonzi in etoeii. Well, enee hen also alles ei tehnschi un ich hen Eislriecn geoedeet, nug soe e kleine Ahemie un Sieht von en allerseinite, wo met sich denke kann iniluhdin Ehnschelsuhd un Lehdies singets. Fig Hohes hen ich anchF Zwenn wit ches ge abt un Kassie un Lemnie nen un soe die Schentelmiinnee ebbes strengeres. Awwee sor den leßte Pakt do hen ich den Philipp, was mein Zog band is Un den Wedesweilet ehe nein-ne lasse. Ei tell fuh, die ben e Lo d von den Stoff ins haus schasse lo e, daß met einige Zeit en Salubn in hätte statie lönnr. Jch hen awwet uni alles nicks gewwe, wag tehe ich sot Ue paar Dahlec wo das losie dahi; met heiss ja. Also die List is ussgetnacht worde, ich den mich aniiehschens einie lasse un hen se all zu meine eeinde bei Mehl eschictt. Das macht enniweg e besseke «mpkeschen un wie ich gehdrt ben, ware se auch all bass, biiahs ich hen so en seine Steil Kaedg ausgepiclt un den so e seine Lengwitsch gejuhst. Well, der Obend is komme un ei tell juh unser Haus hot gegucli wie e Petredeis. Alliwwer den ich Flau eksch un Paitplebnta gehabt un dann wate vss Kobrg alle Ruhms in den Bil din bis in die Gertei ussgeleicht in en gkoåe Schein-. Die Gäschi sin iomme en Weg wie se geiickt ben, hen ich nohtisse könne, daß se all suepteist ware. Den Kaepenteebahs seie Alte, wo auch immer so stockopp is, die ho: mich Zesuchsk se bot in so en spißsin nige on gesagt, daß se nie nit geoentt Echte, daß met aus so e alte kicketie hntie noch so ebbeö mache tvnnt Ei tell ·uh, das hoi mich gesuchst wie alles. åch ben ois Kobks nie viel sage könne, oe ich ben doch den Fonn nit deule wolle, awwek ich ben se so en cklie Schmeil gewwe, wo halb aus Gift un halb aus Peusen gemicist war. Ist-. t- CI cis- si fes-I- Ost-In- das-Ist se gewollt hot. Well, mei Partie is arig gut gewese, awiver die Gianznums ener, mei Badruhni hen ich immer noch niet ussfchohe könne. Wisse Se, ich hen immer eajpeetteh daß eins aus die Kraut mich for ircge deht, awrver nicks iominerauc Do hen ich denn die Wedesweilern emol beisei: genomnie un hen sie mein Kummer oerzählt un die hot gleich en Ausweg gewußt. Se got gesa t, sie wollt ganz heimlich obta ehrs s nieie un dann das Wasser in den Badxopp lauft losse; selleg Neus deht die Kraut ganz sicher nohtisse un dann wä« iesig, die Nuhs zit«breche. Macht« hen ich gesagt un die Medea tveilern is ohdftehre aange un e Minni: später hot alles die Ohre gespiyh Schie wid hat die Missus Stiminelmeier ge agt, nier meint ja, es deht regne, un ch hen inei dünnes Dimrnitietieidche an. O, hier« o dieser hoi do die But icher hudbert’en gerufe, un ich hen mein neue Schiffahn hat mit mich, der isschuhr die Ko . Un den We is es fort gange, s jede von die Zehdies von sich gen-we hat« was se den Omend neues gewohre hat. Jch sin fait zu Dott getickett ewefe un hen te ruhig spreche losse. ie jedes seine Riemarts iwtoer den Ziege gemacht hat, do hen ich gesagt: Ren-wer meind Lehdie0, es ouht sit regene, das is nur das Wasser in unter neues Bat-ruhm« wo mer uns hen Mc loIez es is e Dehntie, alles ohpeu Ihn-ins un die Ptominerbitt allein H nrttaut dte annere Ftcks chers hot zu duttnier drei hunnerd ahler ernann tet. Do hen se answer die Auge und die Ohre ussgertsse. Eine von d e Leh dies sagt, das deht se annoer leiche emol zu sehn. Do sin ich oss ohrg gleich retttg gewese un hen-·gesagt: »Soitenlie, tomme Se emol mit, Leh dies.« To sin se all mit mich nach obb stehs gange un mich hot das Herzche ordentlich sor Freud gebobbelt, iwtver den Spaß wo ich hawtve wollt. Wie mer owwe an sin tonnne, war die We deöroeilern noch in den Badruhm un dente Se emol, se hot die Dohr zu gelackt gehabt un hot se nit mehr uss kriege könne! Se hot einiges getreit, awwer die Dohr war zu un is zu ge bliwe. Da sin mer dann all wieder daunstehrn un ich hen e Muth gehabt, daß ich's Jhne gar nit sage tann. Die Kraut is bald heim ganze un mein ganzer Fonn war gespeut,. Ol ich hen so sohr gefühlt, daß ich am aller liebste gesuhseitet hätt. n mein nächste Schreiwebries will ich hne mit theile, was es mit die Wedstveilern gewwe hot. Mit beste Riegards Juhrs Lizzie hansstengel —————-·s- .—-——--—— Der Kaiser fetu eigener platt-pfe. Eine heitere Episode aus der Kie ler Woche, bei der der Kaiser und der amerikanische Botschaster Tower die Hauptpersonen waren, macht jetzt die Runde. Sie zeigt den Monarchen von einer echt menschlichen Seite. Es ist bekannt, daß desr Kaiser bei Rennen seinen »Meteor« selbst segelt, das Ru der führt und sein schnelles Boot zum Sieqe steuert. Er ist dann ganz Sportsmann, daß er bei solchen Ge legenheiten aber selbst Hand anlegt, um die Segel einzuholen, diirste we ---- l---A «—.—L ------- —=s IIIHLS MIUIIIII scluo VI lUlIU llull UUII Augenzeugen erzählt: Der Kaiser hatte während des Ren nens den amerikanischen Botschafter Tower, Kommandeur Potts, den amerikanischen Marineattache, Mr. Cornelius Vanderbilt, Mr. Sum mers, Admiral Hollmanm Grafen Tiele-Winckler, Grafen Redern und Marauis Camden als seine Gäste an Bord des »Meteor«. Es wehte eine stramme Beise. «Meteor« flog nur so iiber das Wasser, und der Kaiser war vor Freude über den sicheren Sieg in ausgezeichneter Laune. Als die Pacht das Zielboot erreichte und es hieß. beim Wenden die Segel um zulegen und straff zu ziehen. ergriff der Kaiser mit den Worten: »Nun aber alle band angelegt!« ein Tau; sofort sprangen alle feine Gäste zu und zogen, bis das Segel straff wie ein Brett stand. Als sie dann wieder im Schatten der Segel aus der Neeling saßen, meinte Botschaster Tower: ,,Schade, daß kein Photograph hier war.« Aber sofort rief der Kaiser Prinz Adalbert zu: »Adalbert, bol’ Deine Camera. Mr. Totver wünscht ein Bild von der Geschichte.« Und dann legten sie alle, der Kaiser an der Spitze, wieder Hand an’s Tau, Prinz Adalbert tnipste, und dieser heitere Zwischenfall der Kieler Woche, der Kaiser als sein eigener Matrose und neben ihm der amerikanische Botschafter an einem Seile ziehend, war für die Nachwelt aus die Platte gebannt. ——s-s——-—-—— Lebende Steine. Auf den FaltlandH : Inseln, die-— sen äußersten Vorposten des amerita nischen Festlande-z gegen das südliche Eismeer hin, findet sich eine höchst sonderbare Art pflanzlichen Lebens in den sogenannten lebenden Steinen. Diese Jnseln gehören zu den wüste sten Theilen der Erde, da sie ständig einem rauhen Polarwind ausgesetzt sind. Jn solchem Klima ist es sür die Bäume unmöglich, aufrecht zuk wach stil, lUIc III Ullsclcll Dullvcllh IUUUIUI die Natur hat hier für das Wachsen von Holz einen ganz merkwürdigen Ausweg gefunden. Der Befucher der FalklandS-Jnseln sieht hier und da eigenthiimlich gestaltete Blöde ver streut, die er zunächst sicher siir Steine halten wird, die vom Wasser bespitlt und mit Moos bedeckt sind. Wenn er aber aber versucht, einen dieser »Steine« umzudrehen oder aufzuhe ben, wird er zu seiner Ueberraschung wahrnehmen, daß der vermeintliche Stein mit starken Wurzeln im Boden verankert ist. Jn Wirklichkeit hat er das Naturerzeugniß vor sich, was man dort einen Baum nennen mühte, wenn es unseren Begriffen von einem solchen nicht so ganz widerspräche. Jn keinem anderen Theil der Erde giebt es so eigenartige »Wä1der«, auch soll es ganz unmöglich sein, jene lebenden Steine als Brennstoss zu benutzen, weil ihr holz leinen »Kan« besitzt, sondern nur aus dichtgepactten Fasern besteht. « HO--—---— Hostheater-Jntendant von Possart beharrt darauf, daß auch der deutsche Botschaster in Washington bei den Einmal-Ausführungen in New York eine Rolle spieletn send-. Jn Porto Rico ist Gold gesunden worden. Da werden wir wohl auch bald einen westindischen Grenzstreit mit England haben. · ·- o Die von einein New Jersey’er Richter an die Mädchen und Wittwen des Lan des gerichtete Warnung, teine Millio näre zu betrat , wird ganz gewi in den weitesten reisen beherzi t wer n. sesmderj von denen, die le nen krie gen kInnen .-—.. Ein Freundschaft-dienst. Humoreste von E. F a h r o w. « Bruno Wilst befand sich in einer un angenehmen und ungewohnten Ge mitthsversassungz er wußte nämlich nicht, was er wollte. Sonst wußte er das immer. Jn jeder Lebenslage, ja, gegenüber der verwir rendsten Auswahl von neuen Krawat ten wußte er stets so ort, wag er wollte. (Alle männlichen We en wissen bekannt lich, was von dieser scheinbaren Klei nigkeit abhängen kann·) Es iebt ja überhaupt, nahe besehen, keine leinigteitent Zum Beispiel kam neulich Arnald umbert mit der Ab sicht nach der ohenzollernstrasze 98, um die reizende Minii v. Gulden anzu halten. Aber Mimi hatte an diesem Tage ein wenig Zahnschmerzen gehabt, und deshalb hatte sie in ihr rosiges Ohr etwas Watte gesteckt. Die Watte guckte mit einem sonderbaren kleinen Quöstchen aus dem Ohr heraus, und das siel dem ästhetischen Arnold Hum bert aus die Nerven. Nein, er konnte seinen Antrag heute nicht stellen. Also ging ek unverrichteter Dinge wieder sort und ——— die ganze Verlobung unterblieb nun. Bruno Wilst hatte diese Geschichte selbst von seinem Freunde Arnold er zählt bekommen, und sie hatte ihn in seiner Ansicht bestärkt, daß es definitiv gar keine Kleinigkeiten gäbe. Um so ärgerlicher war er heute,daß eine schein bare Bagatelle ihn seiner gewohnten schnellen Entschlossenheix beraubt hatte. Nur eine Einladung zu einer Wald partie —Picknick -—- aber er war sich nicht tlar, ob er sie annehmen sollte oder nicht« « Diese Clara Holbein war ja ein süßer Käser, und er hatte im Stillen längst eingesehen, daß seine Liebe zu ihr die wirkliche Liebe und nicht eine »plt)chlsch· UND Phytttme Lautchullg sei, wie einige feiner früheren Herzens angelgenheiten. Aber merkwürdig — er wurde nicht klug aus ihr! Sie war genau fo liebenswürdig und freundlich mit ihm, wie mit jedem ihrer anderen Verehrer. Das war doch irritirend! Man wollte sich doch keinen Korb holen! Schon der bloße Gedanke daran trieb dem stolzen Bruno das Blut in die Wangen. Ha! Wenn man ein preußi fcher Affefsor aus Berlin W. war, so trug man doch die Ueberzeugung in sich, daß man an allen zehn« Fingern die heirathsluftigen Mädchen hängen hattet Diese lleine Deutsch-Ameritanerin aber hatte seine bisher so unerschiitter liche Sicherheit eben ins Wanken ge bracht. Sie war Waise, sehr irech, mündig. lebte im Hause einer adeligen, alten Tante im Kursiirftendamm und kut schirte ihren reichbespannten Triumph wagen in aller Gemüthsruhe, und mit nicht mehr Koketterie als durchaus nöthig, durch die Saifons hindurch. Von ihr selbst ging auch die kleine gedruckte Einladungökarte aus, welche Bruno heute früh erhalten hatte. Weil aber noch zehn andere ihm bekannte herren dieselbe Einladung erhalten hat ten. schwankte der Assessor, ob er zu oder abfagen sollte. Endlich schrieb er ab. Carla lachte, als sie die Absage er hielt. ,,Stolz will ich den Spanier,« fagte sie zu ihrer Freundin, jener Mimi o. Gulden, die ein elegantes Damenhu: geschäft im feinsten Westen eröffnet hatte, nachdem ihr Vater mit Hinter laffung von gar leinem Vermögen und einigen Schulden gestorben war. Mimi schiimlte den Kopf: »Der ist nicht stolz, sondern schüch tern,« sagte fie. Carla schlug die Hände zufammen: »Schiichtern! Beim Jupiter, Mimi, du tennft deine eigenen Standesgenos k-1..1.« ew.-. t-e.« http-us-. ill fcll stwcujk Ju, quer ruf-usu»sp » werter unter meinen amerikanischen Landsleuten gefunden, aber unter den Berliner jungen herren noch nie! Aber ich tann mich doch dein Afseffor nicht an den Hals werfen! So amerilaniich bin ich nicht, daß ich ihm meinerseits einen Antrag mache.« Mirni sann einige Minuten nach. Dann erhob sie sich. lächelte ibr frisches Lächeln nnd sehte ihren Hut auf. »Adieu,« sagte sie, »ich wette, dein stolzer Schüchterner wird demniiaift zahm sein. Viel Vergnügen zu Eurem Pianick . . .« Und fort war sie, fröhlich, zwis schernd, guten Muths wie immer. Tie arme Millionärin blieb in ihrem lurgii riösen Zimmer mit einem Gefiibl der Verlassenlteit zurück, das eigentlich un verantwortlich war. Man sieht, der »Jnftintt« des Affe-s sors hate ihn wieder einmal richtig ac lei:e. Seine Zurückhaltung goß Lel in das Feuerchem welches schon seit Jahresfrist in Carlag Versen fiir ilin entglornemnswar; und doch war dies keine Berechnung von Seiten des Herrn Afseffors gewesen, sondern einfach Jri spiration. — — —- — Zu Carlos tleinen Vergnii ungen ge hörte es, hie und da einen achmittag in Mirnis Laden zuzubringen und dort etwa eintretende Damen —wenn es nicht zufällig persönliche Bekannte was ren — zu bedienen. Einige Tage nach dem Pia-net das anz vergnügt, aber nach Carlos An cht »farblos« verlaufen war, faß sie wieder mit Mimi in deren allerliebstem Stäbchen hinter dem Laden, trank Thee aus den uralten Taffen der Familie v. Studen, betrachtete die e rwiirdigen Silber iicke in der Ecke und achte. daß jeder n Esel sei, der Miini nicht hei ratbetr. W »,Dn « sagte Mimi plöhlich »ich habe einen Antrag gehabt. " » »So? Von wem denn?" »Von meinem Bandlieferanten — reicher Mensch — auch ganz nett — habe aber abgelehnt, weil ich mich in kneiner Selbständigkeit viel zu glücklich uhle « »Da hattest du recht. Gott, wenn doch die Liebe nicht wäre, Mimit Dann würde ich auch imLeben nicht heirathen! Aber ich kann mir nicht helfen, wenn ich den kriege, den ich liebe, dann gebe ich meine ganze Selbständigkeit mit Wonne hin.« »Armes Wurm!« sagte Mimi mit- » leidig. »Aber steif mal, wer da ebeni in den Laden kommt! anus in fabula! 4 Was mag der Assessor hier wollen? Geh’ du ’rein und bediene ihn, ich mußl erst noch meinen Thee austrinien.« i Nicht mal roth wurde Mimi bei die sen Worten, obgleich sie sich eigentlich als schamlofe Jntrigantin hätte fühlen! iimssen! Denn an diesem Morgen hatte der Assessor einen Brief von ihr erhal ten, dessen frei erfundener Jnhalt den Empfänger fiir einige Stunden ganz aus dem Gleichgewicht geworfen hatte. »Geehrter Herr Assessor,« lautete der Brief, »ich möchte Sie bitten, mich heute Nachmittag in meinem Geschäftsraum zu besuchen, da ich fiir eine mir sehr liebe Person Ihren juristischen Rath einholen möchte. Bei den letzten Kata strophen in M. ha: meine Freundin — ich bitte um Jhie strengste Dislretion «fast ihr ganzes Vermögen eingebüßt, dar- znm großen Theil in Ländereien bestand. Jetzt ivill sie mit oein Rest ihres Kapitals-s irgend ein Geschäft, vielleicht in der Art des meinigen —etrva ein Kostiim Ateliek oder dergleichen ——( ein richt en Ueber die Frage einiger hier bei zu iiberlegender Ver: riige möchte ich Hin-- kIndien-»s- bisiskin lcss msöä uns-h »,. --.-..-..» »---... « .--.» ..--, tein Mensch von dem Umschwung in Es Verhältnissen, bitte lassen Sie sich also nichts merten. Freundlichst grüßt Jhre ergebene M. v. Gülden.« Und da stand nun der Assessor vor dem Ladentisch und hinter demselben, diensteisrig vorgeneigt, stand Carla. ,,Womii kann ich Jhnen dienen, wein Herr?« Verbliisst stotterte der Assessor einige Worte, deren Zusammenhang nicht un bedingt tlar war. »So? Sie wallten mich heute besu chen?« sagte Carlo. ,,Wohl um ficht wegen der Picknictabsage zu entschuldi- i gen? Aber heute bin ich, wie Sie sehen, ; nicht zu Hause. Jch bin heute Lehr mädchen bei meiner Jreundin.« E So schelmisch blitzten ihn die brau nen Augen an, daß der Assessor die Fassung verlor. Er beugte sich iiber den Ladentisch und tiißte den lächelnden Mund. ,,Lassen Sie doch alle diese Geschich ten sein!« rief er. »Nehmen Sie mich zum Manne —tomm, Carla, werde meine kleine Frau, dann brauchst du weder Hüte noch Kleider zu deriausen.« Er war mit zwei Schritten hinter dem Ladentisch und hielt die erröthende und glückselige Kleine in’.8.·;nen Armen, als die Thitr zum Hinterzimmer sich ösnete und Mimi erschien. »Ach —ich störe wohl!« sagte sie ernsthaft und wollte sich wieder zurück-z ziehen. Aber Carla fiel ihr um den; Hals-: »Dente dir doch, er will mich haben!« rief sie mit etwas unsicherer Stimme. »Wie ist denn das nur so schnell getommen s« ,,O,« sagte Bruno »ich dachte — jetzt würdest du vielleicht nicht mehr so schrecklich wählerisch sein -——« »Aber Herr Assessor,« sagte Mimi mit prononcirter Unschuldgmiene, ,,Inik scheint, hier liegt eine kleine Verwechse lung vor! Die Freundin von der ich Ihnen schrien yeitzt eacme Maurug." Der Assessor wurde ganz blaß; aber da Carla jetzt aus ihn zutrat und beide Hände aus seine Schultern legte zog er sie hastig oon neuem an sich »Und du willst mich doch?« rief er jubelnd. »Wie denn?« sagte Carla verwun dert »Ich verstehe nicht« »Ist auch gar nicht nöthig,« lachte Mimi. »Ich erkläre dir das Mißver ständnisz ein andermal « Aber aus Brunos Bitte hat Catla dieses sogenannte Mißverständniß nie erfahren; er wollte nicht in der Rolle des Edelmitthigen vor seiner Braut pa radiren; das wäre ihm peinlich, meinte er. Komisch was manchmal den Leuten peinlich ist! HO— O, dieser Diacettt Aus Pöchlakn wird der Zeit ge schrieben: Folgende nette Episode hat sich vor dem Schulter einer Setundär bahrstation jiingst ereigni:t: Da »Na rapointer Loiål« is sei’ Lebta’ no nia nit mit da Bahn a’fiahrn. Heunt aba muß er ausfi as Meli, da durta astn mit da Post weiter, denn an seiniga Veda drunt in Weixlbachgrabn hat dö diamanterne Hoza’t. Alsdann steht a ban Schalta und llopst mit sein Stecta aufs Fenster. Der Cassirer macht brummi’ aus, nnd fragt’n Loisl nach sein’ Begehr. ,,A dritte Kart’n as Melt!« sagt da Loigl und reicht stolz a Fuszigtronennote dem Eassirer hin, d er scho a guate Stund in da Hand g’halta hat. ,,Haben Sie vielleicht Kupfer?« fraat ihn der Be amte. »Na«, sagt ca Loisl, ,,dö Ku pfer (Kosser) han in z’haus lassn,aber sürcht’ di net, a Trinkgeld triagst do!« H Man spricht iider eine Sache selten mehr, als roenn man behaupiet hat, man finde keine Worte. Land und Leute in Serbien. Bis tief in das vorige Jahrhundert hinein war Serbien ein großes Wald gebiet. Die ungeheuren Wälder, die uns die Kreuzfahrer schildern, sind erst im Lauf der lebten sechzig Jahre gelichtet worden. Die Schumadia, das Herzland Serbins, in dessen Mitte Kragujewatz liegt, swar während der Befreiungs triege ein mächtiger Wald, eine Zuflucht für die Bedrängten. Als Serbien in den europäischen Verkehr hineingezogen wurde und sich Absatzgebiete für Zolz fanden, begann eine grauenvolle er wüstung. Die Ziegen und Schweine sorgen dafür, daß tein Wald wieder wächst. Nur Abgelegenheit und Unwes samteit schützt den Wald. Immerhin gibt es noch größere, zusammenhängen de Waldgebiete. Die Eiche herrscht ais Waldbaum vor, daneben finden sich Buchen, Eschen, Ulmen und Birken. An die Eichen- und Buchenmälder knüpft sich Serbiens Viehzucht. Hier nähren sich vor Allem die großen Schweineherden. Die Schweinezucht allein liefert in vielen Gegenden den Bauern Einnahmen. Die Ausfuhr von Vieh, besonders von Schweinen, gibt Serbien die Mittel zum Eintan der Erzeugnisse europiiifchen Gewerbe fleißes. Die gewerbliche Thätigteit ist an und für sich sehr gering und steht auf niedriger Stufe. Jn dem Lande wohnt das siidslalvi sche Voli der Serben, die eines Stam mes, einer Sprache mit den Slatoo niern, Kroaten und Dalmatinern Oe sterreichs, sowie mit den Bosniern und Herzegowinern sind. Jn der vollen Ei genthümlichteit seines Charakters und unberührt von fremden Einflüssen fin det man noch heute das Serbenvolt in dem von der Moratva der Dran und h--n Dei-«- »-c(-kk---.- fu-c.:-t- ..- :-.--. Usl I«,UIC AIlIIIQUnGIILsI USUI bis-, III lb Isbsl engen Vergregionen und diisteren For fen, die dem serbischen Freiheitskamps seine besten Führer und Streiter ga ben, dort, wo sich das sevbische Element ebenso rein erhielt, wie es an der Do nau im steten Verkehr mit Magyaren, Deutschen uno Numiinen in seiner Ur spriinglichkeit gelitten hat. Der Serbe zeichnet sich durch scharses Gesicht-Spro sil No trästige Formen aus. Er ist an Wuchs eher klein als groß, breitschul terig, selten korpulent. Der Kops zeigt gute Verhältnisse, die Backentnochcn sind her-vorragend und die Nase oft von schönem Adlerschnitt. Das Haar ist meist blond oder braun, seltener schwarz. DerVauer trägt nur Schnurri hart, wälhrend der Geistliche sich stets durch einen Voll-hart auszeichnet Schwarzes Haar gilt den Frauen in den Städten als eine unentbehrliche Zierde, weshalb die blonden Frauen es allemal färben. Schön ist die serbische Frau nicht, aiber die Gesichtsziige sind regelmäßig. Von Charakter ist der Serbe im allgemeinen duldsam und »gastsrei. Seine triegerischen Tugenden, die schon die thantiner rühmten, wer den von teiner Seite angezweifelt Voll stolzen Se·lbstgefiihls, ist er klug, ja chlau und läßt sich niemals einen Vortheil entgehen. Er betrügt dabei selten, doch wird es andern schwer, ihn zu überlisten. Dabei weicht er vor tei nem in seinem Recht zurück. Eber läßt er es aus einen Prozeß ankommen, und in diesem Falle ist er sich selbst der beste Adootat, swobei ihn eine große Redesertigkeit unterstützt Der Serbe erhitzt sich gern im Streit, geht aber nur selten zu Thätlichleiten über. Duelle und Vlntrache sind ihm unbe-: kannt. Trotz seines scharfen Verstan des bildet das religiöse Moment, die Neigung zum Mystischen, einen Grund zug seines Charatters. Sehr ost artet es in Vorurtheile und Aberglauben aus. Es gibt ungünstige und böse Vor bedeutungen, die Glück und Unglück verkünden. Der persönliche Verkehr zwischen al-: len Klassen, zwischen Reich und Arm in Serbien ist äußerst ungezwungen Es aibt keine durch Titel oder Rang hervortretenden tiinstlichen Standes unterschiede. Jndem die Türken den Adel gleich Hörigen zumm Rajah ernie ).-:-A-- -t-- .- fu«-— ULIBIIII, YUUDII slb UII Vsbslosll COLEO schen Beiden völlig vermischt. Der eng lische Reisende Eduard Brotvn fand noch im 17. Jahrhundert serbischeMäd chen, die von löniglichemVlut abstamm ten, vor den Pflug gespannt. Bei gro ßer Neigung für Poesie und Musik zeigt der Serbe gegenwärtig noch we nig Sinn für die bildenden Kiiinfte und noch weniger für das Handwerk. Er be sin rasche Auffassungslrcrft und auch sonst manche Talente, die er daheim beim Anfertigen seines bescheidenen Haus-geräthes bekundet. Das Hand wert als Lebensberuf erscheint aber in seinen Augen als eine verächtliche. des Mannes unwiirdige Beschäftigung Da viele der einwandernden Deutschen größtentheils ein Handwerk treiben und fiir den Serben arbeiten, blickt er verächtlich auf sie herab. Versuche, welche die Regierung anstellte, die Gewerbe im Lande einzubürgern. mißglückten. So bleibt der Serbe Hirt und Bauer. und tritt er aus den ge wohnten Verbältnissen des Elternhau fes heraus, so wird er atn liebsten Bei amter oder Soldat. Betrachten wir die Kultur-zustande des Landes, das den Anspruch darauf macht, der Kernpnnlt des zukünftigen Südslawenreiches zu werden. »Die ers fte und schwerste Steuer, welche das Land und die Arbeit zu zahlen baten, sind die Transporttosten Sie nehmen im geometrischen Verhältnisse zu, wäh rend die Entfernung vorn Marlt im aritbmetischen wächst.« Dieser Ang spruch Careys bewahrbeitet sich auch in Serbien. Bis Ende 1896 waren nur 570 Kin. Eisenbabnen vorhanden. Die Verlebisiveze im Innern sind zum Tlheil ganfi mangelhaft, und so ist auch im Gegen atz zu Bulgarien der Innen bandel nur unbedeutend und nicht sehn nuybringend entwickelt. Die Ledantes Donaulinie an der Nordgrensze owie das Morawathal mit seinen zwei us gangen nach Uestiib-Salonit und Bril garien-Konstantinope«k beherrschen den ganzen Verte r Sersbiens. Was außer alb dieser Stra en liegt, kann durch aus als vertehrs ern bezeichnet werden. Außer der kurzen Thimothalbahn längs der bulgarischen Grenze haben wir die Bahnstrecke der Orientlinie Belgrad chm.Dl RB.,GsLh ckwsBdrv1-st-zp.kstst Nisch-Zaribrod mit der Abzwei ung Nisch-Wranja und mit ihrer For sep ung süber die Grenze nach Saloni , sowie zwei kürzere Seitenlinien na Semedria uno Kragujewatz. Schon aus allen hier gemachten An deutungen geht hervor, daß ein ei ent licher Bürgerstand in Serbien ehlt. Nur schwache Ansälze zu einem solchen sind vorhanden; ebenso wie das Land nur eine einzige Stadt von nennens werther Bedeutung hat. Es mögen etwa 54,000 Personen sein, die zusam men die Bevölkerung der serbischen Hauptstadt Belgrad, und zwar eine recht bunt zusammengewürfelter Bei-Zi terung, ausmachen. Belgrad ist die Festung, die einst der edle Prinz Eugen dem Kaiser wiederbrachte Seine hohe Bedeutung in alter und neuer Zeit ver dantt Belgrad vor allem seiner glück lichen geographischen Lage. Aus und an der Terrassc eines Ausliiuserg der Audniker Bergtette und am Zusam menfluß der Donau und Save gelegen, bildete eg von jelser den schon von der Natur bestimmten Stapelplatz für die unxeren Tonauländen Schon im Be ginn dieses Jahrtausendg war Belgrad alH ,,Alba Gram« eine der wichtigsten Tauschstätten zwischen dem Morgen und Avendland. Seine vevorzugte Lage gab ihm aber zugleich eine hohe ftrate gische Wichtigkeit- Währenv der Völ terwanderung bis zur Gründung des Serbenreiches war Belgrad ein steter Zantavfel zwischen Avaren, Bulgaren, Magyaren und thantin-ern, um nach der Eroberung durch die Türken für immer mit dem Schicksal Serhiens verknüpft zu werden. Der Fremde, - sagt ein Beobachter, der nach Belgrad kommt in der Erwartung, hier eine Vereinigung von abendländischen und orientalischen Einrichtungen zu finden, wird arg enttäuscht. An allen Ecken und Enden mertt man das Bemühen, - Belgrad modern zu entwickeln. Es verfügt über eine gut angelegte Wasser leitung, es besitzt eine Pferdebahn, es hat in einigen Straßen gubte Bürger steige, es lann fich sogar der Anlage von Boulevards rühmen. Dagegen Ist von Bauten und Straßen orientatischen Charatters nichts zu bemerken, und nur in den Vorstädten ziehen sich enge, dumpfe und schmutzige Gassen hin, die mit ihrer Unsaubetteit, ihren verfalle nen, tleinen Häufern sowie mit ihren primitiven Verlaufs-laden an die unan genehmen Eigenschaften des Orients erinnern. Es fehltSerbien an Baargelv und Unternehmungsgeist noch mehr aber an Neigung, Fremde und fremdes Geld sich im Lande an der Erschließung der reichen, aber völlig unentwickelteu Hilfsquellen bethätigen zu lassen. Es fehlt an Vertrauen auf Serbien im Ausland-e Tie Leitung des vielfach von Parteiungen zerrissenen, überall Spuren ftarter Korrubiion aufweisen den Staates ist weit hinter den An sprüchen zurückgeblieben die er macht, das Piemont der Sildosthalbinsel zu werden. Die Frrtfchritte, die der Staat seit Erringung der Freiheit gemacht bat und noch macht, sind ja unverkenn bar, aber doch fehr langsame. Sie er scheinen noch langsamer, wenn man sie imt denen Bulgarieng in der so kurzen-, keineswegs einer ruhigen Entwicklung günstigen Zeit seit leschiittelung des türlifchen Joches vergleicht. Schon heute scheint Vulgarien Serbien zu überflügeln, während die Besetzung Bosniens und der Herzegowina durch Festervrleich vorläufig allen hochfliegen ucu puurcrr ver celuell tm Mitwel windiicheg Hinderniß entgegensetzt. Es erscheint dies um so verhängnißvoller, als Serbien mit seinem ganzen wir-th schaftlichen Dasein auf Oesterreich-Un garn angewiesen und von diesem ab hängig ist, ferner ein wichtiger Theil der serbifchen Nation auf ungarifchem Boden wohnt und dort unter deutschem Einfluß eine etwas höhere Kultur an genommen hat. Lqu dieser Abhängig keit, wie auf Der auch von ihnen viel sach erfahrenen ilndanibarieit Oester reich-ki, das Text-im fr- ost zum Kampfe geaen die Tiirten ausgerissen dann aber stets beim Friedensfchluß deren furcht barer Rache preis-gegeben hat, beruht der Haß der Serlsen gegen Oesterreich, der sie immer wieder Rußland in vie Arme treibt. -- -«— -.-—..— Preise für Mudetreichthum. Aus Lonan trieb geschrieben: Eine iandcvirthschastlickfe Genossenschaft in der englischen Grafschaft Lineolnshire veranstaltete in riefen Tagen eine selt same Ausstellung Es handelte sich um die Schausielluna qroßer.75amiiien von Arbeitern, bei der diejenigen Bewerber preisgetrönt werden sollten, die die tin nerreichsten Familien aufzuweisen ha ben. Den ersten Preis erhiett ein Ar beiter in Teatbh Zugrsptochem dem 19 Kinder geboren :r-urt.en, von denen noch heim 17 am Leben sin·a. Den zweiten Preis erbieit ein Arbeiter zu gesprochen, der IF- Kinder hatt-» von denen heute noch 18 let-en. Anderen Arbeitern waren M, M, 13, 12 Fein der geboten worden