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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 1, 1903)
Nebraska ’tIIIIt5-spj IIIIIII II II IIII JH’III III J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island, Nehk., l. Mai 19053 Mincitcr Theil-) Jahxgang 23 No. Zö. « W wri- ist ein Kinde ’ Ein lichter Strahl, vom Himmel her gesandt » Ein Liebe ruiz ans Gottes Vaterland. Jst eine kraqe, die Dein Herz durch dringt Tie schönste Dabe, Deine liöchfte Lust, Des Glückes Morgenrotii in Deiner Brun, Jst Deiner reinstleln Freude tiefster ne « Tess Lebens Sonnenschein so liclki nnd c . Jst Deiner Some erste Liebeevflictm ---- Es iit Dein Kind vom Himmel ein Gedicht. C. F. sanken ———--.--.-—-—— Großvaters Jugendsündem · Eine Frühlings-Geschichte von Rein hold Ortinann. - Sie waren beinahe die Letzten aus « der schlechten, in voller Auslösung be griffenen Eigflächr. Nur zwei oder drei mit verschlungenen Händen todesmuthig durch die doch auf spritzenden Wasserlachen dabinglei tendc Liebespärchen wurden hier und da in den spärlich beleuchteten Theilen der Bahn sichtbar. So waren die Beiden in dem stillen, nbenddnnllen Pakt so gut wie ganz allein mit ein: ander, und es hatte in verdächtigem Maße den Anschein, als- sei ihnen an diesem Alleinsein mehr geleaeih denn am EislaussporL Und als jetzt aus«- der Finserne ein allbekanntes Trompetknsipnal hcr übertönte, sagte die junge Dame niit einem tiefen Seufzen »Nun dars ich aber wirklich nicht länger bleiben, es- ist schon so spät, · und der Großvater ist sicherlich inei netwegen bereite in Sorge.« »Mir noch süns Minuten, Ilse! Gilt es doch heute wieder einen Ab schied aus ungewisse Zeit, da uns der abscheuliche Frühling nun auch diese letzte schone Gelegenheit vuchnavuch zu Wasser macht.« Fräulein Jlse seufzte wieder. »Ja, Heinz, wer weis-» ob wir uns in diesem Leben überhaupt noch ein mal unter vier Augen sprechen! Der Großvater hat gestern schon wieder daraus angespieli, das; ich im Mai zu meiner Tante Beim nach Baden soll.« »Das verhüte der Himmels Diese Verbonnung muß natürlich um ieden Preis verhindert werden. Wie ich es aber anfangen soll, das einmal ver ickurzte Wohlwollen des Herrn Pro fessor-? zuriick zu gewinnen, ist mir leider unerfindlich. Die Begründung, mit der er meinen lentraa adlchnte, war ia leider so entznnthigend als inöglich.« »Ach warum cnufitess Tn ihn auch damals in den ,,Litieraturbs:richten« so schonunaslos angreifen!« »Mein Gott, ich Hab doch nur meiner innerster Ueberzeuaung Aus druck, und dann konnte ich vor zwei Jahren eben so wenig ahnen, daß ich gerade an die hiesige Universität be rufen und zum Falnltiitsrollegen des Herrn Professor Harrius werden wiirde. wie ich Vor-aussehen tonnte, ihn als den Hiiter und Vormund einer so liebreizendenEnlelin zu finden. Uebri gens ist es ja nicht jener Aufsatz allein, der ihn aegen mich einnimmt, sondern noch viel mehr meine schriftftellerische Thätiaieit iin allgemeinen. Er kann leine elternlose Enkelin -—- so tagte er buchstäblich — unmöglich einem Mann anvertrauen, der durch seine rücksichtslosen Angrisse auf ehrwür dige Institutionen und anerkannte Autorität so unzweideutige Beweise seiner Pietätlosigteit und llnverträg lichteit geliefert hat.« »Wie schrecklich das ist, Heinzl Wenn Du gar leine Hoffnung hast, den Großvater zu gewinnen was, um des Himmels willen, soll denn aus uns werden?« »Ein glückliches Ehepaar -- das ist ganz gewiß!« Sie waren während dieses bedeut samen Gespräches zu dem Bretter häuöchen zurückgelehrt, darinnen man die Schlittschuhe an- Und ablegte, nnd mit betrübter Miene lies; sich Fräulein Jlse aus die Holzbant nie der. Die Anwesenheit einiger dienst bater Geister hinderte sie, ihre Unter haltung sortzusetzem zumal einer der selben eilsertig herbeigeeilt war, um gegen den üblichen Obolus dem jun gen Mädchen diejenigen Ritterdienste zu erweisen, die der außerordentliche Professor Heinz Sendlitz ihr wahr scheinlich sehr gern ohne jede Entschä digung geleistet haben würde. Ein bittender Blick aus den hübschen, braunen Augen hatte ihn veranlaßt, davon abzusehen, und er mußte sroh sein· daß er Gelegenheit fand, ihr seine Galanierie damit an den Tag zu le en, daß er behend ein aus ihrem Fluss geqlittenes Büchlein vom Boden aufhob. Es war ein lleines, unschein bar-ei Hest von altsräntischer Aus-— stattung und stark verblichenetn Um ichlage. auf dem in großen, verschnitt lelten Buchstaben zu lelen stand: »Freie Lieder-. Allen Freunden der Wahrheit gesungen von Diethelm Treurnuud«. shaitig streckte Fräulein Jlie ibkt Hand danach aus »T, gehen Sie her, here Prosessori isik nnd Großvaters Jugendgedichte. und e- wäre schrecklich gewesen, wenn im py-; Buch hier verloren hätte.« »Wie Z« ir.1ate der Andere mit dem szspkchk ikxjchstcn Erstaunen-. »Ge dzch», mkm Verialier kein Geringerer wäre als titotilsili bannt-ji« » »Es-chinng Sie nur die erste Seite ans, und Sie werden den Beweis da fiir erhalten-" heinz Seydlitz las auf dem Titel blatt in rierlicher Handschrift: »Sei-irr agebeteten Braut widmet diese feine poetiscben Erstlinge in treuer Liebe Gotthilf Harrius.« »Wal)rhaftigt Der nrtundliche Be leg macht jeden ferneren Zweifel un möalich. ilnd wie sind Sie zu diesem unschatzbaren Werte gelomman »Ich fand es gestern beim Abstän ben in einem ganz versteckten-Winkel von des Großvaters Handbibliothei. Schon vor einiqer Zeit hatte er mir einmal, als er besonders gut aufgelegt war, mild-theilt, auch er habe einige poetifche Jugendsünden anf dem Ge wissen. Aber die Oeffentlichteit habe von denselben aliiellicherweise nie er fahren, da er bald nach dem Erschei nen nachdem er sich als Privatdo zent tiabilitirt —— die ganze Auflaae der Gedibte zuriietgetanft und bis auf das letzte Blättchen vernichtet l)abe.« »Dieses eine Exemplar aber. an das sich fiir den Dichter vermuthlich besonders liebe Erinnerungen knüpfen, ist damals dem awan Autodafe ent gangen. Möchten ie mir nicht ne statten, mein gnädiaes Fräulein, es für kurze Zeit zu behalten?« Fräulein Jlse fträubte sich zwar erit ein wenig gegen solche Zumu thung, aber was vermöchte wohl ein junges Mädchen dem geliebten Manne ab·zuschlaaen, wenn er recht herzlich; darum bittet! Mit Brausen war der Frühling nun vollends in’53 Land gekommen, nicht als ein zarter Knabe oder ein holdes-, minniges Jungfräulein, son dern als ein recht unwirscher und ge waitthiitiger Geselle, der Lawinen und Mitten von den Bergen warf und das Eis der Flüsse In gewaltigen Massen starrte, fo daß die Flntlien il;re brennenden Dämme einrifsen nnd weite Streiten Landes berwiisteten. lind ein Schrei der Noth. ein ver · ttoeifelter Hilferuf durchhallte die deutschen Lande. Da reaten sich denn aller Orten die beiftandbereiten Hände, und in der altebrtviirdiaen Univerfinitestadt war man nicht trai ger alr- irgendtvo im Reiche. Was sich nur immer zur »Gefellschaft« rech nete, das ftrömte herbei zu der gro fzcu Woltltltätigteitg-Soiree. Auch Professor Gotthilf Harrius und seine anmuthige Enkelin fehlten nicht unter den festlich gefchmiictten Zuschauern. Das feine, silberbaarige Haupt des allverehrten Gelehrten wurde mitten in einer der ersten Stuhlreihen sichtbar, und die schlanke, jugendfrische Maid an feiner Seite bildete« ohne es zu ahnen, das Ziel gar vieler beioundernder Blicke. Sah sie doch heute mit ihren rosigen Wangen und ihren glänzenden Augen reizender aug- denn je. lind das aus einem sehr einfachen Grunde. Was ihr Gesichtchen so heis; und ihre Augen so hell machte, lvar die ungeduldige, freudige (f-rtvartung, den geliebten Mann bald als einen Gegenstand allgemeiner Bewunderung vor sich zu sehen. Auf dem «-Brograunn des- Son certh, das den Wohlthätigkeitsball einleiten sollte, stand nämlich als Nummer fünf zu lesen: »Tai Lieder eigener Composition, gesungen von O· S.« Und sie wußte, daf; diese beiden geheimnifzvollen Buchstaben nichts anderes bedeutenen, als den außerordentlichen Professor Heinz Seydlitz, der in «einen Musestunden auch ein talentvo er Musiker war. Alles. wag vorhergehen und nach-— folgen follte. bedeutete ihr natürlich nichts neben dieser Programm umnmer, und selbst den unter Rum mer 4 angetiindigten Recitationen des von allen Backsischen der« Stadt glühend angebetenen Heldendarstellers Wolinsti sah sie ohne jegliches Inter esse entgegen. Die volltönende Stimme des Reci tators toeclte sie aus ihren Träumen, zunrnl in den Gedichten, die er vor trug, so viel von treuer Liebe die Rede war, als spräche er nur für sie allein. Rauschender Beifall lohnte ihn, und so groß war der Ave-laute, daß er sich wohl zu einer Zugabe be quemen mußte. Mit seinem längst als untoiderftehlich bekannten Lächeln an die Rampe vortretend, sagte er: »Meine Damen und Herren! Er muthigt durch Jhre Freundlichkeit, werde ich mir die Ehre geben, Jhnen noch einige Poesien eines leider viel zu wenig bekannten Dichters vorzu tragen. Der Name, unter dem er vor Jahren seine tief empfundenen Verse veröffentlicht hat, lautet Piet helm Treus-quad. Und ich muß mich für fest auf die Andeutung be schränken, dafe sich hinter diesem Pseudonym eine Ihnen Allen be kannte und von Ihnen Allen innig verehrte Persönlichkeit verbirgt.« Der Professor war bei dem wohl beiannten Klange des von Wolinsli genannten Namens mit verstsrter Miene halb von seinem Sitze empor-T gefahren, als ob er energischen Ein-· spruch erheben wolle gegen das, was man da beabsichtigte. Er setzte sich jedoch rasch wieder nieder und machte sich nun sogar so klein als möglich; damit um des Himmels willen nie-. tnand aus den Gedanten verfiel, ihn zu beobachten. Das lam aber glück licherweise keinem in den Sinn; denn alles war gefesselt und hingerissen von dem Feuer, dem Schwung und der tiefen, inniaen Empfindung der Treumund’schen Verse. Ein Rauschen des Beifalls ging durch den Saal. als Wolinsli geendet. Und aus allen Gesichtern las man die Neugier, den Namen des Autors zu erfahren, den angeblich alle kennen sollten. Abs-Z der Schauspieler verbeugte sich stum und verließ die Estrade, ohne die Wißbegierde des Oluditoriums zu be friedigen. Ein tiefer Athemzug der Erleichterung hob des Professor-s Brust, denn er war auf Schlimmeres gefaßt gewesen —--—- auf viel Schlim meres. Das Bändchen Gedichtc, das irgend ein tückischer Zufall diesem Recitator in die Hände gespielt haben mußte, es enthielt ja auch Lieder von ganz anderer Art, Zkreiheitshymnen im Stile eines Herweah und Freilig rath: geharnischte Angrifse gegen ,,Tt)rannen« und ,.Despoten« und argen mancherlei altehrwiirdige Jn stitutionen, die den Verfasser in den Augen des Publikums nothwendig als einen Revolutioan vom reingen Wasser hätten erscheinen la en müssen. Seine Miene bellte sich wieder aus, und Fräulein Jlse sah zu ihrer großen Beruhigung, daß sich nicht einmal dann, als Heinz Seydlitz auf dem grossen Podium erschien, die so gesiirchtete tleine Mißmuthssalte auf der Stirn des Grosevaters einstellte Aber sie hatte sich allzu früh gefreut, denn nachdem er einiae leise Worte mit seinem schon am Fliigel sittenden Begleiter gewechselt hatte. wandte sich der iunge Professor zu ihrer grössien Bestiirzung ebenfalls mit einer eins leitenden Ansprache an das Publikum. »Meine Damen und Herren! Mit i einer Genugthuung, die Sie nach dem eben Gehörten begreiflich finden werden belenne ich mich hiermit als s L-« -l-«.«Is:-s-.-- lT-4L--l-- h --------- UIII HIUUIIWIII Ulllokuks LLY Uns-LI dienter Weise verfchollenen Diethelm Treumund Ein freundliches Unge fähr vermittelte mir die Bekannt schaft mit seinen Poesien, und so gron war der Eindrucr, den sie auf mich gemacht, daß ich mich gedrängt fiihlte, einige von ihnen in Musii zu setzen« Ilse, die vor Scham und Angst fast vergehen wollte, warf einen scheuen Seitenbliet auf ihren Großvater. Ter aber saß jetzt ganz still da, mit einem mehr nachdenklichen als zornigen Ge sicht, und als dann Heini Sehdlitz nach tunem Vorspiel seines Beglei ters zu singen begann, befchattete er die Augen mit der feinen, durchsich tiaen Hand und lauschte, ohne sich Du rühren. Es waren nur ein paar einfache, kleine Liebeslieder, die das Publikum hörte, und am Ende hätte niemand recht sagen können, oh es der Text war oder die Musik, die einen io tiefen Eindruck hervorbrachte Wahr scheinlich aber war es die innige Ver schmelzung von beiden und der schöne-, warmbeseeite Vortrag des Sänger-A der diese fünfte Programmnmnmer Zu der erfolgreichsten des aanzen sinn zertes machte. Die Wände des Saa les wiederhallten vom einmüthinen Applaus der Hörer. Gottiieb Har rius aber hatte, als HeinzSendlitz ge sendet, noch immer die Hand über den Augen, und über feine alten, gest-rein ten Wangen rannen, von keinem ge sehen, ein paar stille Thränen. »Ich will Sie heute nicht fraaen, lieber Kollege, wie Sie zu meinen idergessenen Liedern gekommen sind. Ich will Jhnen nur von Herzen dan ten für die weihevollen Eindrücke die fes Abends. Mag denn in Gottes-nn men alles vergessen sein, was uns bis heute getrennt.« Mit dankbarem Druck hielt Heinz Sehdliß die Hand des alten Profes sors umschlossen, und bis lange nach Mitternacht saßen sie in einem trau lichen Winkel der Ressource eifrig vlaudernd beim feurigen Rauenthaler, der aleich erquicklich ist für das Alter wie für die Jugend. Fräulein Jlse aber hatte allenGroll gegen den boshaften Frühling begra ben, seitdem ihr der Mann ihres Her zens an einem sonnigen Maientag das goldene Ringlein an den Finger gesteckt. «---—s-— Im Kosteekriinzelsetr. »Das muß main sagen: die marinir ten Heringe der Frau Jnfpeetor sind ausgezeichnet — möchte übrigens wis sen. woher die tdias Recevt hat« »Dort) sehr wahel«iegentd, Frau Kanz Veivath — sie hat doch- ihrens ältesten olJn in Kiel auf Ider Marthe-Acade rnee.« - Der Berr Kafsirerx Stizze von Edtvard Nahan Die Knappheit seines Gehalte-F wurde znr Legende. Wenn aber einer der Beamten des Instituts den Vor gesetzten um Zulage bat, so antwortet man ihm: »Wir wissen allein, wag jemanden zukommt . .. arbeiten Sie nur tüchtkg dann Tommt die Zulage von selbst. Herrn Sorians Gehalt ist halb so gest cvie das Jhre, er ist Kafsirer, trägt eine viel größere Verantwortung. al-: irgend jemand nnd verlangt niemals Zulage.« Das stimmte. Herr Sorian, loohlhabender Eltern Sohn, hatte ein arme-J Mädchen. dar er liebte, geheirathetx feitdem wollte seine Familie nichts mehr von ihm missen. Er war fiir den Kampf mit dem Leben nicht vorbereitet. Als Ehsn eine befcheidene Stelle von einem Pr datinstitut angeboten wurde, griff er zu, wie nach einem Rettungsanter. Der Vorgesetzte bemerkte denEifer, mit dem er auf den Vorschlag einging, und bot ihm das niedrigste Gehalt. Sorian war ehrlich, fleißig und v m außerordentlicher LiebenswlirdigLit im Umgang. Die Kollegen gewannen ihn sehr lieb, die Vorgesetzten ersann-; ten sehr bald seine Eigenschaften und, um dieses gute Material genügend auszunutzen, ernannten sie ihn nat-) einem Jahre zum Kassirer. Das war eine große Ehre. Alle Interessenten verneigten sich tief vor ihn-» stunden und Lieferanten drückten ihm stets- die Hand . .. er giks im Institut als Persönlichkeit, »das mußte ihm jeder lasfen. Das Gehalt wurde aber nicht grii fzer, dagegen vergrößerte sich seine Fa Inilie: Sorian wurde Vater. Als die junge, liebende Frau fah, daß ihrMann um ihretioillen New litt, verkaufte sie heimlich die kleinen Familienandenlem die sie von ihren Eltern aeerbt hatte. Anf diese Weise machte sich die Noth im Haufe nicht bemerkbar, nnr war n- « UUV Illklyicllsc Puusclll UUll Uclll Lust-Js der jungen Frau geschwunden, nur tiefer lkrnst trat an seine Stelle »Die Mutterschaft hat mein Frau chen zur Matrone geinachi,« dachte der junge Gatte, als er das geliebte Weib betrachtete. Eine dritte Person in einem knap Pen Hausstand, — das ist eine Sor·1e, eine neue, sehr schwer: Last. Der Ausdruck des Ernste-: auf dem Gesicht der jungen Frau wich einem Schatten der Trauer-. Man nahm ein bälligeres Dienst mädchen an, inau as-, weniger, mcsn miethete eine kleinere Wohnung. Das Kind iiijrie in der Nacht, die Mutter gab ilrn ost zu triiilen, aber es schrie immer lauter und länger. »Man müßte eine Amme nehmen« meinten die Naclkbariunein Die Mutter zuckte die Amsclii. Die litarderobe des Mannes begann Frau Soriau zu beisnrubiaein Die Männcrtleiduna war so tljeuer . .. Sie flickte, so atit eg- aiii·a. Auch fiir sich arbeitete sie die lttleider sorgsälsia um, uud da alles um sie her sauber und adreti war, merkte teiii Mensch und auch ihr Mann nicht, das; es- ar. irgend etivars fehlte. Aber Andenken gab’s nicht mebr. Es blieb nur noch eine Standuksr zurück . . . ein aussallender Gegenstand Außerdem hatte sich Sorian daran ge wöhnt, nach ihren Zeigeru sein Leben einzutheilen Zum Unglück kam im zweiten Jahre der Ehe ein zweites Kind. Das war zu viel. In einem Ansall der Verzweiflung gab die junge Mutter, der für il):e Kinder das Llllernotbweudigste fehlte, auch die letzte Erinnerung für einen Spottureis bin. «Wo ist die Uhr .’« sraate der Manu, als er am nächsteiillliorgen ins- Biirecu gehen wollte. »Ich habe sie zur Liiparatur »ge bracht.« «Jch liatte nie-tu bemerkt, daß sie erst zwei war.« »Ich mußte sie jeden Tag richten, sie blieb oft stehen und ging meistens nach,« -«-;gte die Frau verlegen. Sorian blickte seine Frau misjf trauisch an. Ein Ausdruck des-Schmu zes trat jetzt an Stelle des traurigen Gesichtsausdruckes. Jn der Stadt herrschte das Schar lachfieber. ZDie Kinder des Sorian’schen Ehe paares waren in keiner Krankheile versicherung. Auch sie blieben von dcr tückischen Krankheit nicht verschont. — alier sie überwanden sie und erhalten sich allmählich wieder. Nun aber kam die Rechnung aus der Apotheke; der Arzt mußte ebenfalls bezahlt werden . .. lein Mensch vest rnutbet, daß es dein »Herrn Rassen-« schwer fallen könnte, diese kleinen Rech nungen zu begleichem Die »kleine Rech nung« betrug genau das tdreimonats liche Gehalt des Herrn Kassirers. Der Arzt hatte verordnet, diesbe der gut zu pflegen, ihnen leichte, aber kräftige Kost zu geben. Um diesen Anforderungen nachzukommen, mußte der Haushalt fünf Mart täglich kosten. sie konnten aber im besten Falle nicht mehr als zwei ausgehen, wenn sie keine Schuld-.- n hätten Ein verzweifeltes Aufzucien trat at Stelle des schmerzlichen Ausdrucks-. ,,Marysch, Du bist lrank,« sagte der Gatte, als er sie eines Tages aufmerk sam betrachtete. » »Es scheint Dir nu-: so,« entgegn.-te ne. »Sag« mir, wo die Uhr is ,« fiigte cr plötzlich hinzu, ihr tief in die Augen blickend Dag bleiche Gesichtchen der Frau wurde purpurroth »Ich verstehe . .. habe es seit langer Zeit geahnt . .. und errathen . « mor gen schreibe ich an meinen "Vater.«' »Ach!« seufzte die junge Frau. »Ich muß es . .. es hilft nichts... wir haben Pflichten . .. und Schulden . . meine Stellung verlangt es, daß ich anständig gekleidet gehe; hier aber ist kein Halt mehr . .. wir müssen uns dentiithigen, fo schwer es auch an-— . steht» —·—.———-—.————- — « »s- ist vergeblich, Dein Vater wird Dir niemals verzeihen, daß Du sei ne Hoffnungen getäuscht haft . . meinte die Frau. »Wer weis-, . . . Der Brief wurde aligeschicki Sorian bat seinen Vater, die Antwort nicht nach seiner Wohnung, fondern nach dem Bureau zu adrefsiren. Sie traf pünktlich ein. »Wie man sich einbettet, so schläft man,« lautete die Antwort des in sei nem Stolz beleidigten Edelinannes. »Ich lsab’ einen Brkssf vom Vater . .. er hat aierhundert Mart geschickt!« ricf Sorian, als er des Abends seine Woa nunalspeirat »Ich wußte, dafz Gott unf- nieht ver lassen t-)ird,« entgegnete die Frau und ; schmiegte sich Järtlich an den geliebtin ·....... - » Außerdem versprach er, hundert Mart inonatlich zu schicken.« » »Er rat Dir also verziehen?·. , Ach . welches Glück! Jch brauche niich»alio ; nicht mehr als Eindringlina zu fuhlei .. Du wirst zu Deinem Vater saht-Hi und ihm danken, nicht wahr? Wirth ihn bitten, daß er Dir erlaube, du Ftinder niitzubringen... Jch aber werde zu Hause bleiben, denn ich will die alten, so schmerzlichen Erinnerun gen in seinem Herzen nicht wieoxr wachrufen.« Seit diesem Tage slofz daleeben des Sorian’schen Ehepares wie exxi seliger Traum dahin. Die Frau wurde wieder frisch und schön und blühte aus wie eine schone Blume unter den belebenden Sonnen strahlen. Die tiinder entwickelten sich prächtia. s Der Vater fgnd Lin Paradies vor, ioeiiner von dei· Arbeit nach Hause tain. O, kgohlstanu was bist Du für eis fruchtbarer Boden! was für zauber volle Blumen von Tugenden, Gefühlen und Talenten blühen auf deinen go· denen Acker! Man bewunderte die schöne Frau und ihre Kinder, dieFreunde verfass nielten sich gern in diesem liebenswür digeii Hause, wo sie stets mit offeiiin Armen und warmem Herzen aufge ; iioiiinien wurden. » Wo ist aber ein votllominenes Glück zu suchen? j Mit Schrecken bemerkte die junge Frau bei ihrem Manne einen Gesichts- « ausdriick, den sie früher nicht wahrge nomine-n hatte· »Was ist ihm?« fragte sie sich selbst nnd wurde immer zärtlicher gegen ihn. Einmal fragte sie ihn nach der Ur sache seiner Verstimniiing. , »Ich habe morgen Revision iri der Kasse, csas ist für mich ein recht ai ftrengcnder Tag« »Es ist doch nicht zum erstenmal.« »Die inorgige wird in Gegenwart eines höheren Koniites stattfinden . « das ist schon lange nicht mehr dage wesen.« »Auch das geht vorüber,« sagte fis und küßte ihn zärtlich. »Nichts dauert ewig . .. das ist wahr « entgegnete er und erwiderte den Kuß. ; , Bis spät in die Nacht arbeitete der Herr Kassirer im Eßzinimer, während die Frau mit den Kindern im Schlaf zimmer ruhte, das jenseits des Flur-J gelegen war. Als Frau Sorian frühmorgens er wachte, bemerkte sie mit Schrecken. das-, das Bett ihres Mannes unberührt «ivar.«.f;)astig lief sie in’s Eßzimmer. Die Lampe brannte noch und be leuchtete das bleiche Gesicht des Man nes. der im Sessel schlies. Die junge Frau holte eine warme Decke nnd eilte. den Schlafenden dsv mit zu bedecken. Sie näherte sich aus den Schen. plötzlich aber ließ sie die Decke, die sie trug, zur Erde fallen-» erhob die-Anme schwantte und brach lautlos zusam men. Von Dort-Ins Schläfe- sickertednå Blut langsam herab Ani nächsten Tage brachte die Wal zeitung einen kurzen Bericht über eines Verumreuung, die in der Kasse des N.’schen Instituts vorgekommen war und über den Selbstmorsd defi- Kasse rni. Oberst Hasse. Der am 5« Februar in Berlin-Wil mersdors verstorbene Oberst Hasse ist durch sein tapfer-es Verhalten in der Schlacht von Gravelotte in weiteren Kreisen der Armee bekannt geworden. Er war im Jahre 1870 Chef der drit ten reitenden Batterie des Westsälischen FeldartitlerieMegimentes No. 7. Seine Batterie gehörte zur KorpI-Artillerie und fand mit zwei anderen Batterien lzunächst keinen Platz in der langen Ar tillerielinie, die auf dem äußersten rechten Flügel der deutschen Schlacht linie westlich der Manceschtucht ent wickelt war, Und mußte westlich von Graoelotte eine Bereitstelle einnehmen. Als-«- General von Steinmetz zu bemer ten glaubte, daß der Widerstand der Franzosen nachließ, ordnete er bekannt lich einen energischen Vorstoß an. Vier Batterien des 7. Arineekorps, darunter die Vatterie Hasse, erhielten den Be fehl, iiber die Manceschlucht vorzu gehen. Sobald die ersten auf der Chaussee vortrabenden Geschütze bei St. Hubert sichtbar wurden, lebte das Feuer der Franzosen wieder auf und die beiden vordersten Batterien wurden durch ein furchtbares Schnellseuer ihrer Führer beraubt. Dem Hauptmann Hasse da gegen gelang es, seine Vatterie, wenn auch unter schweren Verlusten, in Stel lung zu bringen. Von der rechtenFlanke her erhielt sie ein lebhaftesGewehr- und Mitrailleusenfeuer, »so daß alle Offi ziere die Pferde unter dem Leibe ver loren; zwei Lieutenants wurden schwer und Hauptmann Hasse selbst leicht am rechten Unterarm verwundet. Dennoch gelang es ihm, mit seiner Batterie ein wirksames Feuer zu eröffnen, und mehrfache Versuche französischer Vatik rien, bei Moscau Ferme in Stellung zu gehen, zu vereiteln· Die Verluste der Batterie wuchsen von Minute zu Minute; nach Ablauf von anderthalb Stunden reichte die gefechtsfiihige Mannschaft nur noch zur Bedienung einer-« Geschützes aus. Da die Muni tionszivaaeu durch die auf der Ehaussee ' eingetretene Truppenansammluna auf gehalten waren, fing auch die Mani tion an knapp zu werden. « Die verzweifelte Lage der Batterie wurde auch in der ArtilleriesLinie bei Gravelotte bemerkt. General-Lunte nant Schwarz schickte ihr ndochmals Be fehl, die aefährliche Stellung zu räu men, aber der brave Hauptmann Hasse antwortete, eine preußische reitende Batterie ginge nicht zurück, solange sie noch Munition habe; lieber wolle er auf dein Platze sterben als zurückgehen. Es war inzwischen gelungen, die Protze einer französischen Batterie heranzu schaffen und das Feuer noch länger fortzusetzen Als die ganze Eljirznition verschossen war, brachte der Abwei lunasstioinmandeur Major Coester persönlich die zur Fortschaffung der msfnfxsitsy nndßsnsnhinson «Dn««-hc-kku- In vptkqøpk ussstvsnssos uvkpksvv .. » die Batterie und ertheilte noxhinals den Befehl zum Zurückziehen Mit unge heuerer Mühe gelang es, die Gefchütze unter dem feindlichen Feuer zu bespan nen. Jm Schritt verließ die heldetp mijtbiae Batterie den ruhmvoll behaup teten Platz. Die von seindlichen Ge schossen durchlöcherten Protzen waren . mit Schwerverwundeten beladen. Von dem lebhaftesten Feuer der Franzosen verfolgt, ging die Batterie auf der Chaussee nach Gravelotte zurück. Mit schrecklich gelichtcten Reihen, aber in ungebrochener moralischer Kraft er reichte die Batterie Gravelotte. Bewegt umarmte nnd küßte der General Schwarz den wackeren Hauptmann vor der Front. So ist der Rückzug der Batterie Hasse im wahren Sinne des Worte-J zu einem Triunrphzuge ge worden. —---——-.-.I-——s— Rette Aue-traurig. Braut: »Ich halte es fiir eine Bos heit« Hang-. saß Du mir ein« solch über aus Ostia-preis Deschenlt machst: . . . . Du weißt, das; ich das höchst ungern zuriirkacåezi werde wenn icii unser-. Verlobuiia ciufhkbe!« V(srtt·et1um. Fremder wean Abschied Die Trink gelder oertheilend): »Warum halten Sie denn gleich beide Hände auf?« Hausknecht: »Die Linse ist für das Zimmermädchem das hat gerade aus gehen miissen!« Stimmt »Der Kassirer ist nicht gelommen?« Buchhalter: »Stimmt.« Bankier: »Ist die Kasse in Ord nung?« Buchhalter: »Stimmt nicht.« sBanlien »Am Ende ist er durch gebrannt?« Buchhaltet: »Stimmt.« Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert. Nietzsche.