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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 31, 1902)
— Ver Junggesellenklub. Heimreise von Bernard Lehrl Anton Vogerl war eine stadtbe kannte Persönlichkeit Man nannte ihn iiberall den »schönen Toni«. Und . nich-i mit Unrecht. Wenn er in sei nem eleganten schwarzen Leibroet ein- : herstolzirte, machte er mit seinem gliyernden Zylinder und seinen ieinen Glacehandschuhen einen sehr stattlichen Eindruck. Er wiirde allerdings noch viel mehr imponirt haben, wenn seine Gestalt etwas größer gewesen wäre. Alles an ihm war zierlich und tlein —- tlein der Kopf, tlein die Hände und klein die Füße. Dies verhinderte ihn aber teinestvegö, große Sprünge zu machen. Denn er lebte stott, wie ein Kavalier von echtem Schrot und Korn, obwohl Niemand wußte, wovon er eigentlich lebte. Zwar niuntelte man, daß er einst an der Börse große Gewinne eingesteckt hätte, doch wollten die besser Eingeweihten wissen, daß er alle diese Gewinne, und noch mehr, an einem einzigen Tage wieder einge biiszt hatte. Es war um so wunder licher, daß er so großen Aufwand trei ben konnte. Die Einen hielten ihn fiir ein großes Finanzgenie, die Andern fiir einen noch größeren Schwindler. Sicher ist, daß er etwas von diesen beiden Talent-en in sich hatte. Es iatn auch häufig vor, daß ihn der eine oder der andere seiner Be kannten —- er hatte deren eine Un menge —- in scherzendeni Tone fragte: »Meinolieber Voaerl, was treiben Sie denn eigentlich?« Dann konnte man sehen, wie Vo gerl, ohne jede Spur von Verlegenheit, sich auf den Fußspinen in die Höhe reckte, seine Brust vorstreckte und stol zen Tootes die bedeutungsvollenWorte hinausschleuderie: »Ich lebe nur von Ideen, von Rom-· binationen!« Dabei verfehlte er niemals die Theorie zu entwickeln, die ihm beson ders am Herzen lag, und die stets in folgenden Schlußiötzen gipfelte: »Se ben Sie, mein Lieber, die Jdee iii Alles! Das iit mehr als Talent, Reichtbum, Macht und Proteltion. Geben Sie mir nur eine Jdee —- es braucht nicht einmal eine gute Idee zu k-;- nun- Cs nen- hsv ers-ASka Mcnlle ,...., ..,..... ,.- ..-- ». » » einleuchtet —- und ich mache Sie im handumdrehen zum Millionär!« Vogerl war von dieser Wahrheit so sehr überzeugt, daß er auch nichts An deres that, als allen möglichen und unmöglichen Jdeen nachzujagen, von denen er annahm, daß sie «in Form von Aktiengesellschaften von den Leu ten, »die nicht alle werden«, beisällin ausgenommen werden könnten. So arbeitete er, zur Zeit als die Minen attien sich großer Beliebtheit ersten ten, und die Kupferbergtverte sehr be gehrt waren, an dem grandiosen Pro feite die Kapsernasen der Alloholiter industriell auszudeuten, unsd als spä ter Zucker start im Preise stieg, be lästigte er die Aerzte mit dem Pro blem, ob sich aus der Zuckertrantheit tein Kapital schlagen ließe. Selbstverständlich konnte Vogerl mit diesen darocken Ideen tein Gliiet haben. Ueberhaupt wollte ihm in der leßten Zeit nichts Gescheidtes mehr einsallen, und obwohl er sich die grösste Mühe gab, immer noch elegant und nobel auszutretem sah man doch deut lich, daß sein schwarzer Rock nicht mehr den neuesten Schnitt aufwies, daß sein Ztslinderhut nicht mehr in gewohnten: Glanze strahlte und daß seine Glacehandschuhe durch mehr als einen Specksleci geziert waren. Mit einem Worte, es mußte in die Augen springen, daß es mit dem schönen Toni abwärts ging. Wer malt aber das Erstaunen sei ner zahlreichen Freunde, als sie eines schönen Tages ein Zirtukar erhielten, worin Vogerl sie drinaend einlud, am nächsten Donnerstag sich im aroszen Saale der »Tai Raben« einzusindem um einen » unggesellentlub zu sonsti tuiren. Er ügte mahnend hinzu, daß es sich um die Lösun eines der wich tiasten sozialen Prol- eme der Gegen wart handle. Dieses Hiriular übte eine verblüf sende Wir ung, die sich bei Vielen in dem Ausruf äußerte: »Der kleine Vogerl hat entschieden einen großen Vogel!« Namentlich war es der As sefsor Werner, der dies nicht recht fas sen konnte. »Wie, Vogerl?« sagte er beim näch sten Zusammentreffen mit seinem Freunde, »Sie ein Eheseind? Sie ha ben mir doch so oft von Jhrer Ju gendliebe, von Ihrer angebetenen No satinde, geschtoärmt. Sie erklärten mir doch, sie vom Fleck weg heirathen zu wollen, owie Sie nur einen Hau sen Geld beisammen haben! Und jetzt mit einem Male entpuppen Sie sich gar als ein Apostel des Junggesellen tdumc?« »Das wundert Sie, Afsefsorchen?« erwiderte Bogerl mit etnetn til-erwe nen Schtnunzeln »Ich bin eben auf andere Ideen gekommen. inden Sie sich nur am Donnersta re t pünktlich ein, und Sie werden csehen, daß ich Recht habet Es handelt sich um eine Lebensfrage fiir die ganke Mensch heit.« Am nächsten Donnerstag zet te sich der große Saal in den »Drei aben« fast zu klein, um die Schaar oer Geiste u fassen. Die meisten waren herbeige Ztritmt weniger aus Begierde, einen Junggesellentlub zu künden, als Vo serl in feiner neuen olle als Sozial polititer und Weltverbesserer auftreten ZEnntagS Blatt Beilage des ..Ukbragtka Staats-Än;eiger und Bewth J P. Wiudolph, Herausgehen Grund Island, Nebr» den Zi. Oktober 1902. Jahrgang 23 No. 9. I zu sehen. Es war aber auch kein all täglicher Anblick. Der kleine Vogerl stand auf dem Podium in der Hal tung eines Reformator-T bereit, nöthi gensalls den Kampf mit der ganzen Welt aufzunehmen. Jn den Händen hielt er Aktenbiindel, die er wie Keulen über den Häuptern der Bersammelten schwang. Und so sprach er eine Vier telstunde, eine halbe Stunde, eine ganze Stunde, so daß es schier kein Ende nahm. Alles dies, um zu be weisen, daß »das Weib der Urquell al, les Uebelö sei! »Das Weib hat uns einst das Para dies gekostet, sagt die Bibel. Die trifft auch heutzutage zu. Denn ohneWeiber würden wir auch jeßt wie im Para diese leben!« Nach dieser mit großem Jubel aus genommenen Behauptung eröffnete Vogerl einen Feldng gegen die Ehe, welche er in allen Fällen als einen »Unsmn« bezeichnete. ,,Heirathen wir ein reiches Mädchen, so verschachern wir unser Herz; heira then wir ein armes Mädchen, so la den wir nur Sorgen auf unser Haupt!« Er schloß seine lange, von allerhand Weisheiten und Paradoxen triefende Rede mit folgenden Worten: »Nur ein Thor lonnte behaupten: Wer nicht liebt Wein, Weio und Ge sang. der bleibt ein Narr sein Leben lang. Wein und Gesang lasse ich gel ten, aber —- ohne Weib! Darum las sen auch die Ehemänner, wenn sie dem Wein und Gesang stöhnen wollen, ihre Weiber zu Hause. Gibt es einen schlagenderen Beweis für meine Be bauutuna? Und nun, meine Herren, wollt Jhr einen Junggesellenklub griindenZ Wollt Jhr schwören, Euch » niemals in das Joch der Ehe zu span- ; nen?« Bei dieser Aufforderung erhob sich auch richtig eine größere Anzahl jun » ger Männer und streckte die Hände wie zum Schwure empor-, wohl weniger aus Ueberzeugung, als um dem teu chenden nnd fchwiyenden Vogerl eine kleine Freude zu machen. Nach einer kurzen Pause ertliirte Vogerl den Junggefellenllub für ge Igriindet und schlug sich selber zum Präsidenten vor, was auch mit Ein stimmigkeit genehmigt wurde. Darauf schritt er ohne Verzug zur Verlefung der Statuten: Paragraph 1. Jede-I Mitglied ver pflichtet sich, sein Lebenlang Jungge « selle zu bleiben. Paragraph 2. Jedes Mitglied, welches direkt oder indirekt Schritte . macht, um das Joch ka Ehe CUf sich sich zu laden, verpflichtet sich ehren- J wörtlich, eine Strafsumme von zwei- ; tausend Mart zu bezahlen. Paragraph Z. Diese Straffummen ( von zweitausend Mart kommen deni anderen Mitgliedern zu gute, die4 treu ihren Junggesellenpfiichten nach- « kommen und sich keine Uebertretungl dieser Statuten zu Schulden kommen ( lassen. i Pswkaph 4. Die Auflösung des i Junggesellenklubs kann nur erfolgen, ] wenn einstimmig der Wunsch danach geäußert wird. ( »Wer damit einverstanden ist,« er- ( klärte Bogerl mit ernster Miene, ,,wird ; aebeten, seine Unterschrift auf das ; Protokoll zu setzen. Jch mache denl »Anfang!« sz Dabei Hieß er mit feierlicher Gedär- z -l--s. Dc DIE sfcscl Uscc UUI pas-Its Neun-» nnd Assessor Werner und noch fünf undzwanzig andere junge Leute stürz iten sich auf den Präsidententisch und betriiftigten mit ihren Unterschriften daf; sie dem neugegriindeten Jungge sellenllub angehören wollten. Dann ließ nxan die Gläser füllen, und man trank auf das Gedeihen des neuen Vereins. Man bewunderte allseitig. Vogerl, der von Geist und Humor.1 ( förmlich sprühte. Er erklärte den heutigen Abend als einen Wendepuntt . in der Geschichte der Menschheit. »Unser Verein ist nicht nur ein gro ßer Fortschritt, er ist auch eine abso- i lute Nothwendigteit, falls die Gesell: ( schaft nicht zu Grunde gehen sollt« . rief Vogerl mit dem Brustton der; Ueberzeugung »Das Ehesieber hat ; uns sast schon an den Rand des Ah- ’ grundes gebracht! Jch übertreibe ( nicht. Sehen Sie sich zum Beispiel( das heutige Tagehlatt ant« —- Da-i bei brachte er eine Zeitung aus seiner ; Rocktasche zu mVorschein — »Ziihlen Sie selber nacht Nicht mehr und nicht weniger als drei volle Spalten Hei rath-annonren. Und so geht es je den Tag! Jst das nicht entwiirdigend ! sitt die ganze Menschheit? Wenn man diese Annoncen liest, könnte man denken, das nur Engel auf unseremi Erdball herumwandeln. Aber selbst- ; verständlich ist Alles nur Schwindel. ! plumper Schwindel hahahat Jst es nicht kam Todtlachentt hörgen Slei etnnta diese Annonee an: Eine Waise, i hung, hübsch, gebildet, ohne jeden An- j hang, mit zwei Millionen Mark Ber mögen, wünscht auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege einen Lebensge fährten zu finden. Es wird weniger auf Vermögen, als auf Vorzüge des Geistes und des Herzens gesehen. Of serten sind zu richten unt-er »Wirtli ches Glück« an die Expedition dieses Blattes. Jst das nicht die reinste Bauernsiingerei, meine herren? Jung, hübsch, keine Schwiegermutter. zwei Millionen Mart —- so was gibt es ja gar nicht! Solch’ eine Vor-spie elung falscher Thatsachen müßte geetzlich bestraft werden. Nicht wahr, meine Herren? Und alle sechsundzwanzig Mitglie der des neugegriindeten Klubs ergossen die Lange ihres Spottes iiber die »Zweimillionenjungfer«. Und dabei trank man Eins und noch Eins, bis man sich endlich entschloß, die Sitzung aufzuheben, um sich noch schleunigst in Morpheus’ Armen siir die Arbeiten des kommendenl THE-ges- zu stärken. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Vogerl aus dem Bette schlüpste. Er machte schleunigst Ini lette und richtete eiligst seine Schritte nach der Expedition des Tageblattes. »Sind Osterten fiir die Annonce »Wirkliches Glück« eingelausen?« stag te er einen Schalterbeamten, indem er ihm einsen Jnseratenschein reichte. »Eine ganze Menge. Jch habe sie schon sortirt. 2863 Stück!« »Zweitausend achthundert dreiund sechzig,« stammelte Vogerl in freudi ger Erregung. »Soviel kann ich doch unmöglich mit mir tragen. Da muß ich mir schon einen Dienstmann ho rent Bald darauf verließ Vogerl die Ex pedition, hinter sich einen Dienstmann, der, keuchend unter der Last der einge- » lausenen Briefe, nur mühsam Schritt halten konnte. Wieder zu Hause angelangt, warf sich Vogerl mit sieberhastem Eiser aus die Durchsicht der Briefe. »Es ist unglaublich, wie die Leute mach »wirtlichem Glücke« schmachten!« murmelte er vor sich hin. Hausenweise wars er die geöffneten Briese bei Seite, doch mit einem Male stutzte er: »Was seh’ ich, Assessor Werner? Du möchtest auch die »3weimillionen jungser« tat-ernst Dieses Haschen nach verbotenen Früchten soll Dir 2000 Märschen stosten, mein Junge! Jch werde Dich schon lehren, den Para graph 2 unserer Statuten mit Füßen ! zu treten!« j Und er steckte sorgfältig diesenBrief in seine Tasche. Kaum eine Viertelstunde daran entschlüpste wieder ein Freudenschrei seinen Lippen: Frische zweitausend Mart! Dasi macht uns viertausend Marl!« ! Bevor noch der Tag zu Ende ging, . jubelte Vogerl aus vollem Halse: ] »Eure brillante Jdeet Zweiundsiins- i tigtausend Mart verdient! Sämmt- ! l i liche ,,g-eschtvorene« Junggesellen ---- I die sechsundzwanzig Mitglieder des Klubs « sind dem »wirtlichen Glück« in die Falle geanaen!« Doch bald daraus legte sich ein ern ster Zug um seine MundwinteL War i es nicht beschämend fük die Mensch- s heit, daß es Leute gibt, die so leicht- i sinniq ihr Wort brgechen. Oh, diese : Elendent Vogerl lam sich vor wie ein Stras ..:.t.««. ....h -.. --r..i.t- KI. »J« h:«s--. i IIU,II-l, IUOIU IS Ists-Its- IIW, lsssl Usdsbst Z Wortbrüchigen und Meineidigen sehr ! strenge in’s Gericht zu gehen. Schon am nächsten Tage suchte er; den Assessor Werner in seiner Woh- ; nung auf· Dessen freundliche Begrü- I ßung nicht achtend, begann er mä! eisiger Kälte aus den Zweck seines Be: E suches loszusteuem s »Sie haben geschworen, niemals einen Schritt zu machen, uin das Joch der Ehe aus sich zu laden. Sie haben s den Paragraph unserer Statuten gröhlich verletzt· Sie haben unseren ganzen Verein verrathen. Haben Sie diesen Brief geschrieben, ja oder nein?« Tain hielt er ihm den Bries an die junge Waise unter die Nase· »Das war nur ein Scherzt« stotterte der Assessor verlegen. »Ein vier Seiten langer Scherz, der mir blutig ernst vorkommt. Ich werde Jhre Ausstofzung aus dein Klub be antragen; mit der Zahlung der zwei tausend Marl, wozu Sie ehren-wörtlich verpflichtet sind, werden Sie den Ver rath kaum gutmachen können, den Sie an unserem Verein, noch mehr an der ganzen Menschheit begangen haben!« Das tvagisehe Mienenspiel Vorgers swirlte aus den Assessor geradezu nie derschmetternd; er sah sich lächerlich gemacht, entehrt, moralisch vernichtet. Er bat Bogerl, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen, er opfere ja gerne die zweitausend Muth er sei überhaupt nicht würdig, dem Jungge sellenllub anzugehören er solle ihn I I I I i I I i I i I ncheur streichen ohne Aussehen zu ma n. Vogerl steckte, mit einem- schweren Seusfen die Strassumme von 2000 Mar ein und versprach, diesmal Gnade siir Recht ergehen zu lassen. Nach Verkauf von zwei Tagen hatte Vogerl bei sämmtlichen Mitgliedern die Strafsumme von je 2000 Mart er hoben; die meisten drängten ihm die selbe aus, nur um dem Fluche der Lächeklichkeit zu entgehen. -:- If It Einige Zeit daraus konnte man in allen Zeitungen lesen: Rosalinde Spannagel Anton Bogerl empfehlen sich als Vermählte. Am meisten aufgebracht durch diese Nachricht war Assessor Werner: »Wie? Der Präsident des Jung gesellentlubg hat sich vermählt-! Warte, Vogerl, Du sollst das Darmk lesschwert des Pargraph 2 der Sta tuten zu fühlen betommenl" Eines Tages erwischte er wirklich den kleinen Voaerl, wie er an derSeiie sein-er langen, spindeldiirrenRosalinde sich des Lebens freute. Er war wieder nobel und elegant mit seinem schwar zen Gehrock, seinem glitzernden Zylin derhut und seinen seinen Glacehand schuhen. »Was seh’ ich, Vogerl?« rief der Llssessor ihm unerwartet entgegen, in der geheimen Hoffnung, ihn aus der Fassung zu bringen. Doch Vogerl wies, ohne jede Spur von Verlegenhet, auf seine schön-e Ehe hälste hin: »Gestatten Sie mir, Ihn-en meine Gattin vorzustellen!« Da vergaß der Assessor die Rück sicht, die er einer Dame schuldig war, ..-L —:4 e-- -i--sA-..-- M- Jlk kf-LÄ- « UIIU ssIlI Ubbcjblslslslsls WUIV FIIVOI st hervor: »Sie haben aeheirathet, Sie, der Präsident des Junggesellenklubsl Pagen Sie den Paragraph 2 verges en « . »Ach so! Der Paragraph 2,« ent nganete Vogerl naserümpfend. »Der nglt schon längst nicht mehr. Am Tage - meiner Vermiihlung habe ich den Pa ragraph 4 angewendet und den Klub einstimmig ausgelöst. Sagen Sie selbst, Assessorchen, war das nicht eine gute Jdee?« . —-«-—-·...-———— Schuld und Sühne Slizze von Julius Keller. »Doltor! Das Kind wird sterben?l . . . Jch lese es in Ihren Mienen.« Der Arzt neigte das Haupt und er ariss die Hand des Vaters-. Dann aber lam die gute alte Phrase: »Hofsen wir das Beste.« « Damit empfahl sich der Arzt. Der lummeroolle Vater aber eilte den lan «en Corridor entlang zum Zimmer seiner Gattin. »Erna! Erna!« ries er in erregtem Tone und trat in’s Gemach. Die schlanke Gestalt der Frau ruhte aus dem Divan. Sie richtete sich hastig auf und strich das wirre Haar zurecht. Ein sliichtiger Blick streifte den Spiegel. Dann trat sie ihm entgegen. Nuliig, gemessen, mit stiller Freundlichkeit »Du hast den Besuch des Doktors wieder einmal verschlossen Erna,« sagte er mit starkem Vorwurf. Sie sah ihn fragend an. »Und was meint der Doltor? Gab er Dir Hoffnung?« »Jb» er uns Hoffnung gab? Nein·« »Mein-. Sie stieß das rasch, fast heftig her vor. »Wir müssen das Schlimmste fürch ten,« sagte er. »Ich wußte es. Mein armes Rind!« »Die Aetzte übertreiben gern, Karl.« ,,Laß doch das,« fuhr er nervös auf. »Wollen wir uns anlügen? Du weißt ebensogut wie ich, dasz es zu Ende geht« Sie zuckte zusammen. »Kat« Es ist meine feste lieber zeugung. . . . Der Doktor übertreibt, und Du siehst zu schwarz. Ich habe die starke Hoffnung, daß Du . . . dasz tsir unsere Alice nicht verlieren wer den.« Nun sah er auf und ihr in die Au gen. Ganz anders als vorher. Liebe voll, fast zärtlich. Er ergirff ihre Hand und küßte sie. Dann stand er hastig auf. »Kommst Du jetzt mit hinüber zu Alice?« Sie fuhr leicht zurück. Seine Zärt lichkeit war im Augenblick wieder ver flogen. »Entschuldige mich, bitte, noch ei nige Minuten, Karl. Jch fühle mich so leidend, so angegriffen . . .« »Schon gut, schon gut . . . Komm, wann’s Dir beliebt.« Damit schlug er die Thiir hinter sich zu Erstarrt sah sie ihm nach. Jhre Züge verzerrten sich zu sinsterem Groll. Ihre Finger zuckten nervös. Sie war eine andere geworden. . Ein zornefiilltes, dämonisches Weib. »Wie ich sie hasse, wie ich sie hasse!« murmelte sie vor sich hin. »Ach, wenn der Doktor recht behielte . . .« Und wie zu einem stillen Gebet faliete sie gie weißen Hände und sah ins eere. Osts Vor Sen i Jahren war sie das Weib dieses annes geworden, dem sie lei denschaftliches Empfinven entgegen brachte. Damals hatte sie geglaubt, gehofft, ihre Abneigung gegen das Kind des Wittwers besiegen, es aus dem ersten Plan in seinem rzen ver dränaen zu können... it diesem Wunsch, mit diesemBorsah war sie die Seine geworden Aber von Tajq zu Tag, von Monat zu Monat war jene Hoffnuna ihr weiter entschwunden» Wenn jemand in Gefahr schwebte, aus seinem Herzen verdrängt zu werden, so war sie es. Sie... die schöne, stolze, leidenschaftliche Fran, von dem blechen, siechen Kinde mit den einge fallenen Wangen. . . Ein-en über alles aeliebien Mann, der ihr und ihrer Schönheit huldigen sollte, hatte sie in ihni — eine auf opfernde Mutter für sein verwaistes Kind hatte er in ihr aefucht — so waren sie Mann und Frau geworden. Das häßliche Kind stand Lw ischen ihnen und hinter Alice der Schatten jener bleichen Frau, die ihre glückli chere Vorgänaerin gewesen . . . So wuchs der Haß in ihr empor . . . der Haß und die dämonifche Hoffnung. Alice war schwächlich . .. Wenn sie der Mutter folgte?.. Erna litt mehr als das siebernde Kind Sie verwünschte fde Heilkraft oer Tropfen, währends ie diese mit freundlichem Zufpruch der Kleinen --;··c«0- qsqsa you-» Ok-- kÄs.-I4 a--k .....,.., .».» .»..... .·,.. sp, ...... . ..,,... liehkosend üher die heiß-e Stirn des Kindes strich, dann maß sie mit inne rem Frohlocken die steigende Tempe ratur . . . Wenn der Himmel ihr Flehen er hörtet Wenn ihr Wunsch in Erfül lung ainat Dann mußte sie endlich das ersehnte Glück finden! Dann war sie dem Gatten das Einzige in der Welt, dann mußte er von ihr Trost und neues Glück erhoffen... Ach, wenn nur endlich die ersehnte Stunde käme, die ihr die Botschaft des Doktors brachte: »Es ist vorüber...« P Il· It Die Stunde karn. Es war am frühen Morgen. Sie hatte nicht lange zu warten . . . Als die ersten Schritte auf dem lan gen Corridor ertönten, fuhr sie zusam men... Das klang hastig... erregt. Sollte wirklich ——? Es flimmerte ihr vor den Augen, ihre Hände began nen zu zittern. Da wurde die Thür ausgerissen und ihr Gatte stürzte herein. Sie sah ihm ink- Gesicht und hatte Gewißheit Sie sprang auf und griff hastig nach seinem Arm. Fieuchend tani es über ihre Lippen: »Alice — ist todt?« Und wider ihren Willen durchzuckte dabei ein Ausdruck dämonischer Freude ihr Gezichi . . . . Die Antwort verstummte auf seinen Linden, und verblüfft sah er sie an. Dann dämmerte es: in ihm aus, dann erkannte er die Wahrheit ,,Weib!« stieß er plötzlich hervor. . . »Weih! . . . . Du triumphirst über den Tod meines Kindes . . . Du -— YU haktest es . . .sp. Du wünschtest « —7:2 H- U-« OUL ····· III-H —— III ÄIUL D klar. . .Elende! . . « Knirschend dor Zorn hob er die ge ballte Faust wider sie Wortlos, ohnmächtiq zu jeder Ver theidiguna, wich sie vor ihm zurück und sank auf den Didan nieder. sie si- si DaH war die Stunde ihres Glijckg geweien!. . . . Gott hatte ihr Flenhen erhört, ihr Wunsch war in Erfüllung «eqangen, aber — aber alles, was sie davon erwartet und erhofft, war ver nichtet· Sie hatte in der Stunde, die »das Glück« brinaen sollte, ihren Mann fiir immer verloren. . . Ein Jahr nach dem Tode des Kin des wurden sie geschieden Nicht nur der wilde Schmerz um den Verlust des Gatten. auch bittere Reue peinigken das unaliickliche Weib. Das Bewußt sein, daß Karl ihrer mit Haß und Verachtung gedachte, verstärkte dies-e Empfindungen zu unfäalicher Qual. Wenn sie weniastens seine Achtung wiedererlanaen wenn sie iraend etwas thun könnte, um ihm ihre Reue zu zei gen . Monatelana arübelte sie darüber nach. Da kam ihr endlich ein rettender Gedanke An einem Kinde hatte sie actiindigt — den Kindern wollte sie Gutes thun. Das sollte ihre Sühne sein . . . Sie verwandte ihr beträcht liches Vermögen zu einem Fonds für «sp— W die Erbauung eines Kinder-Waisen hauses, und mit Unterstlisung ande rer, eifrig angeworbener Wohlthater gelang es ihr. den Plan rascher auszu fiihren, als sie geglaubt. Nach einigen Jahren kam der Tag, an welchem der stattliche Bau einge weiht wurde. und als die ersten blas sen, schwachen, frechen Kinder sich auf dem grünen Rasen tummelten und unter liebevoller Pflege frischer und kräftiger wurden, da begann auch ihr-e Seele langsam zu genesen. Nur der eine Gedanke peinigt-e und quälte sie noch — weiß er, was Du thust . . . . wie Du sühnst?! . . . . Ja, er wußt-e es. Wenige Monate nach der Eröffnung des Hauses ging ihr als Beitrag zur Unterhaltung der Stiftung eine größere Summe zu und dabei ein turzes Schreiben —- von seiner Hand. »Ich verstehe Sie und —- ich ver zeihe Jhnen,« schrieb er. «Mögen Sie in Ihren edlen Bestrebungen den Lohn finden, den Sie ersehnen und wün schen. Jch werde versuchen, Jhrer iiinftig ohne Bitterkeit zu gedenken, als einer ungliicklichen Frau, die schließlich doch noch den rechten Weg gefunden. Leben Sie wohl.« Sie preßte den Brief an ihre Lip Pen, und heiße Thränen fielen darauf nieder . . . —--——---k.—s-——-—-— Eine Schttdiungfrnu der Wittw zeit. Jm ,,Globug« berichtet A. Laun zen: Pferdereste kommen in den Grab sunden aus der norwegischen Wiling zeit fast regelmäßig vor, sowohl in sol chen aus Gräbern mit männlichen als mit weiblichen Leichen. Mit dem Wi tinaboot von Goistad wurden Reste von zwölf Individuen gefunden. Lei der reichen die bisherigen Funde zur Feststellung der Pferderasse nicht aus-. Ateuerdings sind Pferdeknochen, ver hältnißmäßia aut erhalten und annä hernd ein vollständiges Sielett bildend, auf dem Hofe Nordre Kjölen im Amte Hedemarien neben Reiten eines menschlichen Steletts gefunden, das wahrscheinlich einer weiblichen Person im Alter von 20 bis 30 Jahren ange hörte. Das Menschenskelett ruhte auf einer Schicht von Birkenrinde auf ei nem aus etwa 5 Centimeter dicken Planken hergestellten Brette, unter dem wieder eine Birkenrindenschicht lag. Neben dem Stelett und zwischen den Knochen fand man: ein Schwert, eine erh einige Pfeilspitzen, eine Speer niösg --.P L « » »«9-, un» kenn-e »Hu du«-sc WV Vic letts laa ein Schildbuckei. Alle Waf fen waren aus Eisen und von der Form der jüngeren Wikinazeit (etwa 950 n. Chr.). Das Pferdestelett lag dem menschlichen zu Füßen, und neben dem Pferdeschädel laaen die Eisen tbeile eines Kopfgeschirrs. Professor Gustav Guldbera erblickt in der weib lichen Leiche, die mit Pferd und Waf fen bestattet wurde, die Ueberreste ei ner Schildfunafrau (Sjkoldmö) der Saaas. Nach den Saaas haben Frauen an den Kämpfen theilgenom rnen und wie die Männer Waffen ge tragen, so daß auch die Annahme naheliegt, daß den Schildjungfrauen eine ihren Bräuchen entsprechende Be stattungsweise zutheil geworden ist. Ein Schlaf-näml das sich freilich nicht Jeder gestatten kann, hat Königin Jsabella die Zweite von Spanien mit ausgezeichnetem Erfolae zur Anwendung gebracht. Jhr Taa begann, der spanischen Sitte sentsprechend erft am Nachmitag, im ’iibri·aen aber war ihre Lebensweise strena geordnet. Um drei Uhr Mach mittagg), nachdem die Frühstücksscho tolade eingenommen, Toilette; dann Spazie.sahrt in einem von der Kö niain gelentten Wagen, anfangs mit und später ohne Gemahl; um fünf Uhr das »Diner: dann der Reihe nach Fechten, Pistolenfchießen, Spazier ritt; endlich bis ein U r— Nach-ts- Ge sellschaft — Spiel, « Musik, Theater. Um ein Uhr aber wurde das Schlafmittel aenommen —- es » begann der Minister-rath, dem die Kö niain so lange präsidirte, bis die Au -gen die erforderliche Schwere hatten Hund das Gähnen fast in Permaneng Jwar. Dann zog sie sich zurück un Hing zu Jocck -—-----s·-O..-——s - Der sisimfte Kiebitz. Drei Herren ans der Stadt mach ten meist an den Sonntagen einen Spaziergang in ein nahes Dorf nnd spielten dort fast jedesmal einen TI roct. Sofort stellte sich immer ein ’Baner hinter die Spieler und sprach in das Spiel der Herren h.nein. Seine nnaelketenen Bemerkungen wurden denselben lästiq und sie beschlossen, ihn en strafen. Er fragte eines Tages: »Meine Herren, um was spielen Sie denn da?" —- ,,Wir? Wir spielen eine Gans aus« sagte ein Spieler. — »Fi·-ann man da auch mitthun?« — Spieler: ,,Ei freilich, sehr angenehm soc-art« Als das Geld bezahlt war, srug der Bauer, wann denn die Gans gegessen werden solle. »Ja,« entgeg neten die Spieler, »wir haben die Gans blos ausgespielt —- gegessen ! haben wir sie schon.« » Oh Splitter. Das Gute bricht sich Bahn, wenn es geh nicht vorher das Genieck gebrochen at. Wiener Nachlleiem lålzicki lim Kassehaus gähnt): Abi ge . Mucki: J geh a! Vicki (beistimmend): Geh i a!