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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 12, 1902)
Scook » Ein YIflokenschuß KriminabRoman von Teinrich »Lee, --------.—----—--A----------A—A WILL-III (10. FortsetzungJ »Ich bitte um eine Anstunft,« sagte Rudolf. · Bei dein Ton seiner Stimme fuhr Hollfeld mit dem Kopf hoch. .Er prallte zurück. Rudolf ftutzte Einen fo merkwürdian Eindruck brachte fein Anblick auf Hollfeld hervor. Hollfeld fah ihn an wie ein Gespenfi. Er war ganz fahl geworden. Sofort aber be mühte er sich, seine gewohnte Miene wieder anzunehmen. »Ah. Sie find es,« sprach er, indem er sich jetzt sogar zu einem Lächeln zwang. Aber die Stimme ver-sagte r . »Wi) ift Herr Rosenau?'« fragte Rudolf kalt —- ,,ich möchte ihn spre chen.« · Es war nur der Name feines Pfle geboters, den er aussprach, und doch schien dieser Name in Hollfeld eine neue Bewegung zu werten. »Herr'Rofeuau?« wiederholte er— als tlebe ihm die Zunge am Gaumen. Rudolf wußte nicht mehr, was er von diesem Empfange, von dem Wesen d· fes Menschen zu halten hatte. Holl feld richtete sich seht auf und in einein Tone, als müßte diefer fein bisher so eltfames Benehmen erklären, erwi rte er: »Ich bedaure, Jhnen mitthei len zu rnü en, daß Herr Rosenau den stritten Befehl ertheilt hat, Sie nie mals wieder vor sich zu lassen. Die Gründe dazu brauche ich Ihnen viel leicht nicht zu erklären. Wenn Sie an ihn etwas auszurichten habs, fo will ich das von Jhnen übernehmen.« Das war es? Verftofzen war er von dem alten Manns Ein bitterer Schmerz durchzuckte ihn. Und des oaio dies-es Weer houfeldsr Weil er Derjenige war, der das ihm anzukiin dtgen hatte? Nun stand dieser Mann wieder oor ihm wie sonst mit feiner ruhigen, eisigen, abweisenden Miene. Aber nein, er konnte an eine solche - Hatte des gütigen herrn nicht glauben. Whielt es sich aber wirklich so, so wollte er seine Verzeihung erstehen. Brachte er ihm nicht oeck Beweis sei ner Reue· feiner Besserung? »Ich wünsche nur noch von Jhnen tu wissen," erwiderte Rudolf stolz, — ,.wo sich Herr Rosenau befindet. Das Uebrige wird meine einen-e Sache sein-« Abermals fah er Hollielo erbleichen. Nein, es war nicht das! Nicht, daß ihn der alte Mann verstoßen Etwas ; Anderes fchwebte«hier in der Luft, es gab hier ein Gebeimniß. Die Thüre wurde geöffnet. »Renate!« schrie Rudolf auf. Jm nächsten Augenblick kniete er zu ihren Füßen. Sie hatte oben am Fenster hinter dem Vorhang gestanden Dort hatte sie ihn kommen sehen. War es ein Spuk ihrer Sinne? War ihr ohnehin nicht Alles um sie her wie ein Traum? Und eine Traumgestalt mochte es auch fein, die jetzt untsi durch den Garten und in das Haus hereinfchritt. Denn anders war es nicht möglich. Oder würde es ein Mörder wagen, am hellen Tage mit einer Mine, auf der kein Zei chen seiner Schuld ftano, zu dem Orte seiner That zurückkehren? Dann aber hätte sie den Jungen Herrn« gesehen, hörte sie die schrille Thürglocke und Anna kam zu ihr hereingestürzh Eben von der Treppe aus« und er sei gera denwegs, ohne sie zu bemerken, in das Zimmer oon Herrn Hollield hineinge gangen.... Ein Fieber nng sie, und im Fieber war sie herunter eglit ten, bis an die Thür. Dort blie sie Z-L-- O---I fl--t- Z- Ih- fass-Jes Its-syn- UUOJ Hohn- I tttttt sy---,-», dort hörte sie feine letzten Worte. »Sieh aqu« sagte sie. Er erhob sich ,,«Zeig’ Deine Händel« rief sie ihm au. —— »Zeig’, ob noch Blut an ihnen tlebt.« Erstaunt betrachtete er sie. »Wie —- Du mußtest, Nenate —?« itammelte er. »Was willst Du in diesem Haufe?« »- eh will zu Deinem Vater!« » u meinem Vater!« ie sie ihn ansah —- geradezu wie einen Wahnsinniaen,s der hier tolle-E Zeug durcheinander sprach. Er bemerkte jetzi, daß sie schwarze Kleidung trug, aber diese Kleidzing verrieth ihm noch nichis. Auch fruher ging die geliebte Gestalt manchmal in Schwarz. spSie hatte die Thür hinter sich ge schlossen. Beide standen sich nun ge genüber. An den Dritten im Zimmer dachten sie nicht mehr. Er kehrt ihnen den Rücken. »Hu friigft nach meinem Vater! · Er verstand diesen Blick von ihr nur immer weniger-. . «Renate, ich begreife Dich nicht. »T. . Was gehi hier vor? Ja, nach Deinem « Vater frag-»ich. Ich habe ihm etwas zu U « « izM set-r ist roth « zsie-am —- Er ist Mitt« — s · r schrie-I auf. In feinem Gesicht M .D Wiesen. » « ists-stä« —- sr umklammern wie .· ein Wider ihre nd. —- Sage Ieiöe ich Ist-se qui «t. « It I Gott se ra Mse tun that eis- w — festst- Ieii ein Idee-edl- dit. AK von Es W Dir habe ich Verzeihung erhofft, denn ich bin Deiner nicht mehr wert-h. Aber von ihm! Sage — er lebt!« So viel gewahrte sie nun, daß er, obwohl er das Blut, das an seinen Händen klebte, nicht leugnete unv dennoch von dem Tode des Vaters nichts zu wissen vorjah bei gesunden Sinnen toar »Wenn ich Dich verstehen soll,« ant wortete sie, »so erzähle, was ist an ie nekn Tage zwischen Dir und meinem Vater geschehen?·' Es war, als schwebte der Schatten des Todten iiber ihnen. Als träte er mahnenv, sordernd vor ihn hin —- um Alles vor ihr zu bekennen. Wie eine Stellvertreterin des Todten stand sie« vor ihm da. »Dein Vater hat Dir nichts davon aesagt?« ,,Nein, denn an jenem Tage starb er, noch in derselben Stunde, in der man» Dich bat zu ihm gehen lehen.« Was sprichst Da?« Ein schmerzliches Erstaunen übersiel » ibn. Noch einmal mahnte sie ihn, S reden, und er benann. Alles sollte wissen —- ohne Rückhalt. Das sollte seine Buße vor ihr sein. Er erzählte, was sie zum Theil schon wu te. Er erzählte von der Zeit seines tief en Elends, in das er durch die eigene Schuld gerathen war —- bis zu« jenem Tage, da er der Versuchung er laa und das ihm anvertraute Geld ver spielte. »Ich hatte nur die Wahl, ein Dieb zu heißen —- ja—, etrschricl «—·—,«oder sür das Verlorene Urian zu schaffen, und an wen in der ganzen Welt hätte ich mich anders wensen iönnen, als an Deinen Vater-? Wohl blieb mir auch noch ein anderer Adsweg, nämlich der, meinem unseligen Dasein ein Ende zu machen. Und mein Entschluß stand sesii Wenn mir Dein Vater seine Hilfe versagte, so wollte ich leine Se- ; lunde länger leben, meine Vorberei t ng war dazu getrossen. Jch lam an. - Niemand von den Menschen hier, auch Du nicht, sollte mich sehen. Jch wollte die Stunde abwarten, wo ich, wie ichs wußte, Deinen Vater- allein antraf.( Wie ich mich versteckte, wie ich bei Dei- ; nem Anblick meinen Vorsatz vergaß,; Dir in den Weg stürzte — daran brauche ich Dich nicht u erinnern. Dann schlug es» wöls. »ch sah aus der Ferne die Ae eiter zu ihrem Mit tagessen gehen, ich sah den Wagen vor fahren, tn dem Du mit der Tante in » :er Richtung nach der Stadt davon fuhrst, ich wartete noch eine Weile, dann trat ich meinen Gang an. Die Chaussee war ganz leer, Niemand be merkte mich. Jch kam an die Garten- ! this-, ich wußte noch, wie sie gez sue: ! wurde, tlopste an Deines Vaters « im mer. erstes »Herein", ich stand ihm ge- « genäher. Seine Ueberraschung, meine I Zertnirschung, meine Scham —- laß mich das nicht erst erzahlen. Jch sagte ihm, was mich zu ihm Führte. Noch jetzt war er gütig zu mir, er wollte mir das Geld gehen —- ader nur un:er de: Bedingung, daß ich ihm versprach, wieder zu Euch zurückzukehren und im Geschäst meine alte Stellung einzuneh men. Renate, ich dachte an Dich! Un ter Deinen Augen leben, mit meiner Schande, Deinem Abscheu bedeckt. Nein «- ich konnte es nicht. »Ich kann Dich zwinaen, vergiß das nich1," rief er aufgebracht, Entweder Du gehorchst und dann helomrnst Du von mir das Geld, oder Du gehorchst nicht« und dann siehe zu. wer Dir hilft!'« »O a s hier wird mir helsenz Vaterkj antwer i tete ich in Verzweiflung. Jer- dem-, oon früher her eine alte Pistole-. Ich natte sie einmal in detl Tagen meiner Noth in dem Schnufenster eine. Tröd lers aeselxen, sie kostete nur ein paar Groschen und dafiir kaufte ich sie -—— schen damals dachte ich dahei, daß sie mit vielleicht doch einstmals-— einen u ten Dienst würde leisten können. » ch hatte sie fiir diese Reise zu mir gesteckt, sie sollte mir, wenn ists das Geld nicht bekam, gleich die Riiclfahrt ersparen· Auch geladen hatte ich sie schon. Vor feinen Augen wollte ich mich tödten. Welche Rücksichtenanlten angesichts des Todes noch fitr mich? Ich setzte das Zündhiitchen auf. Das, Vater, rief ich, wird mich von dem Brandmal ei nes Diebes, von meinem Leben be freien! —- Es klopfte an die Thür. hollfeld trat ein.« Erst dadurch, daß er feinen Namen aussprech, wurde ihnen Beiden holl feld’s Gegenwart wieder zum Bewußt sein gebracht Aber tvo wa: er? Niemand oon ihnen Beiden atte bemerkt, daß er lautlos die Th· r geöffnet und sich da vongeschlichen hatte. «Ee ist fortl« fagd Rudolf. « »Er ift ein Schurke!« Wie Renote anf, nnd fieberhaft an feinen Lippen bangem-, setzte sie hinzu: »Ist-rieb wel terl « »Voretft erkläre mir, Neuem-« »Nicht fett! Nachher! Erzähle Al les ganz genan.«· »Du weiss sit-txt ex mit ak den EPeIheiten die enste von idtn zu w m wünscht-, kost, »m- Deia Ye ter vor Hollfetd teineGeheiwiM hu - das er c ni anhebt-at in Allem ver traute. i W Anblick, der Ihn tratst-lich in seid-Inn sente. wollte et s sich wieder entfernen, aber Dein Vater rief ihm zu, er sollte bleiben, Dollfeldi war gekommen. unt ihm, bevor er sich zu Tischxeaab —- wie ich später ent nahm —- noch eine kurze geschäftliche Mtbeiluna zu machen. Jn seiner Gegenwart also tru» sich das Weitere zu. Jch bemerkte noch außerdem, daß Dein Vater den Grund meines «ier seins ihm sogleich ertliirte. Die ro dung, die ich, die Pistole noch immer in der Hand, ausgeftoszen hatte, der sedlte aus seinen in seiner Giite nur allzu nachaiebigen Charakter nicht ihre Wirkung. Er sah wohl, daß ich nicht zögern würde, damit Ernst zu machen — statt meinem verdienten Verhäng niit mich zu überlassen, seufzte er nur bekümmert. Er öffnete den Geld schranl, nahm das Geld beraus, schloß den Schrank wieder und sprach: »Lege das, was Du in der Hand basi, dorti auf dön Tisch.« Ich aeborchte ihm· Linn fragte er Hollfeld wann der nächste Zug nach, Berlin zurückging Auch ihm lag jetzt daran, daß ich mich so bald wie misalich wieder entfernte. Er dachte dabei wohl in erster Reihe an Dich —- Du solltest mich nicht sehen. Er wußte ja nicht, wie diel mir selbst daran geiegen hatte, und daß eß we nige Stunden vorher dennoch schon ge schehen war. Hollfeld erwiderte aus feine Frage-daß der nächste Zug be reits in etwa einer halben Stunde qing. Man brauchte nur iiber die Wie sen zu geben und tam dann noch zu recht. Auch Hollfeld’s Weg führte ibn zum Bahnbof, er nahm dort sein Agit taaessen ein. «Rimrn,« sagte Dein a ter und reichte mir das Geld, »es ist etwas mehr, als Du verlangt hast, aber Du wirst es brauchen. Nun lebe wohl. Hollseld wird bis zum Babnhaf mit Dir aeben.« Keine Ermahnungen, tei nen Wunsch, mich zu bessern, gab er mir mit aus den Weg, er glaubte wohl, das Alles sei an mir nutzlos geworden. So schied ich oon ihm. Hollfeld be gleitete mich. Eine Viertelstunde spä ter reiste ich nach Berlin zurück Durst- ssk ihm CIAUZLIY Noch wußte sie es ja nicht« »Du hast mir noch nicht Alles gesagt. Du hast Blut vergossen." , »Ja; aber nicht so, Renate, daß Du mich auch deshalb oerabscheurn müß test. Erst hielt ich mich freilich selbst siir einen Mörder und damit, nachdem ich erst soeben beinahe zum Diebe ge worden, aus der schrecklichen hohe mei nes Treibens angelangt- Schon glaubte ich die Gerechtigteit hinter mir her und war vor ibr aus der Flucht, wenn ich auch meinem Gewissen nicht entflithen konnte. Aber höre zu. Jch kam also mit dem Geld nach Berlin zu rück, und mein erster Gang war nach dem Bureau. EinesErtliirung siir meine Abwesenheit hatte ich mir schon zurechtgelegt, ich wollte sagen, Daß ich am Bormittage trank gewesen sei. Jn zwischen aber hatte man, weniger be sorgt um mich, ais um das oon mir abzuliefernde Geld, nach meiner Woh nung geschickt und dort erfahren, daß ich in ver Nacht nicht nach Hause ge- » kommen sei. Als ich eintraf und aas Gelb brachte, sollte eben zur Polizei ge schickt werden· Natürlich wurde meine Krankheit als Unwahrheit erharrt : Ich hatte jedes Vertrirnen eingebüßt.’ Ich bekam meine Entlassung Von! Neuem sah ich mich uf dem Pslaster. s Aber hiesmal hatte i Geld. Es wa- s ren zwei blaue Hundertmartscheine, vie ? mir Dein Vater Iiiber die verlangt-H Same mitgegeben und oie ich noch in cer Tasche hatte. Ein wiithender Trotz tam über mich. her Trotz gegen das Unglück, das mich verfolgte und var ich doch Sstiemandem zu danten hatte, ais mir selbst. Zuerst wollte ich nach meiner Dachstube zurück. Vor ver hausthiire trat mir eine Gestalt ent gegen, es war jener selbe Mensch. mein stumpan von gestern, der mich ver siihrt hatte. Meine Wohnung war ihm bekannt, er tam, um von mir zu er st ren, wie vie Sache abgelausen war· » hätte ihn pon ·mir stogen»müssen. Adel fIliD mclll etctlllkko Izu-In uun nicht wenigstens idie:er einen Genoi ’sen? Von allen Menschen wandte sitts «oenigsiens Einer nicht oon mit ad Don welcher Zorte er war, darnach in fragen, hatte ich ja lein Recht nich-. Tisch ließ ihn Alles wissen, auch daß ich dort Neuem wieder mit Geld versehen war. Geld? Habai Was ich noch wollte! Dann war ja Alles aut. Dann konnte tnan sich auf den aehad ten Aerger zum mindesten einen oer aniiaten Abend machen. Rausch Vergessenheit! Das war es ja, wag ich suchte. Er zog mich fort -—- in ei nen Weinieller. . Wik tranken — Flasche auf Fla sche. Als wir wieder aus die Straße lamen, war es arauer Morgen. Was weitern eschah, steht vor mir nur wie ein verworrener Traum. Wir waren in eine einsame Gegend gerathen, der Kon taumelte mir. Er wollte, daß wir noch weiter zogen, die wiiite Nacht am hellen Taae fortzusenen Jch wei gezte mich, die talte Morgenluft hatte mich eiwajserniichteri. Er wollte Ge walt gegen mich anwenden, ich wehrte michu nd stieß ihn mit aller Kraft von mir. Schon vorher hatte er wohi nicht mehr fest ins den Füßen gestan den, er fiel —"ein dumpfer Laut — wir standen vor der Ecke eines Reu bauei, und im Fallen mußte fein Kopf gegen die scharfe Kante gefallen sein —- hlutiiherstriims, ohne Lebenszeichen, wie ich ihn aqch schüt te, lag er'vor mir. «Mörder!« aellt D mir zu. Entseten packte mich. Mein Ber siand hätte sagen müssen, daß ich nicht ganz so schuldig war. Ich hatte mich nur gegen ihn gewehrt. Nicht ich al lein, sondern weit mehr noch der ge nosfeae sein hatte ihn niedergetvaei sen, und ein ungläetlicher Zufall hatte das Uebrige gethan.· Dachte ich-aber daran in diesem Augenblicke wo er in seinem Blute vor meinen Füßen lag, wo der Wein in meinem Kopfe noch. treiste und mir das Geschehene von der fürchterlichsten Seite zeigte? Und auch später, als ich längst wieder ru higer darüber deuten tonnte! Welche Entschuldigungen ich auch iiir michi haben mochte, blieb es nicht am Endei doch meine Hand, die das Unglücks herbeigeführt — den Tod eines Men- ; schen? Denn, daß er todt war, daran i tonnte ich. wenn ich an das leblosekf blasse, blutige Gesicht uriickdachte, auch späterhin nicht zwei ln. Und mußte ich in dieser That nicht die letzte natürliche Folge der Reihe meiner an- « deren Verfehiungen erkennen —- war sie darin nicht bloß das lebte Glied? Zum Mörder war ich geworden! — Nietnand hatte es gesehen. Die abge legene, erst noch im Bau begriffene Straße war so leer nd einsam wie zuvor. Jrn nächsten äugenblick dachtei ich an meine Sicherheit. Jch hattet noch Geld. Da it tam ich weit, biss nach Amerita merita! Dort lag; alles·Bergangene hinter mir, eini Ocean trennte mich davon. War es nicht auch schon so vielen Andäen vor mir gelungen, ein versehltes Leben dort von Neuem- zub eginneni Und was liesz ich zurück? Nichte-! So stieg ich — immer dabei von der sei: ; gen Angst gefoltert, das; mich der; Arm der Polizei doch noch erfassen? tönnte, in den nach Bremen abgehen- ; den Zug« i Rudolf machte eine Pause —- nochs jetzt oon der bloßen Erinnerung ans jenen grauen Morgen überwiiltigt. s »Sprich weiter!" drängte Renate in fieberhafter Angst. Und er fuhr fort und erzählte alles . Das, was dem Leser schon betannt ist. Nur von Ellen erwähnte er nichts. Sie war ja nur ein freundlicher Stern, der auf seinen Weg geschienen, -—— iiber sie war er Renaten teine Rechenschaft schuldia. »Was ich.« so schlosr er. s»damals, als ith in meinem Bett im f Kranienhause zum Bewußtsein meiner ! Lage kam, fiir mein Verderben halten imußtg das Renate, war meine end » liche Rettung geworden meine Reini jgung, meine Wirt rgeburL Sah ich auch tein Glück mehr siir mich auf der » Welt, denn mein Glück warst Du so » war ich doch nun wieder ein nühliches i Mitglied der menschlichen Gesellschaft geworden, und der Tag stand vor mir, ; wo ich Deinem Vater meine Wand j lung zeigen tonnte Noch aber hatte »ich außer der Schuld gegen Deinen lVater jene andere. Mein Gewissen ! ließ mich nicht länger ruhen: da der ; Richter mich nicht gefunden hatte, so ; wollte ich mich ihm selber stellen. Jch ließ mir Urlaub geben und reiste nach Berlin. Nenate wie soll ich Dir be schreiben, welche Last von meiner Seele fiel. Doch ich will nur kurz sein. Jch war lein Mörder! Der, den ich siir todt gehalten er lebt und ist so gesund wie zuvor. Seine Ver lehuna war damals nur eine ganz ge ringfügige gewesen: daß er wie leblos daaeleaen das hatte der Weinrausch »macht Frei von jener furchtbaren Last, so durfte ich nun vor Dich tre ten s— nein, nicht vor Dich. aber doch vor Deinen Vater. Meine letzte, wenn auch freilich kleinste Schuld gegen ihn« war jenes Geld, was-set mir gegeben hatt-» Ich iani hi-:rher. es ihm zurück ;ubrin-gen -—- und rnich dazu, Renate. Und nun —- nun sagst Du: Er ist todt· Und das ist noch nicht Alles-. Es gibt noch etwas, Etwas, Nenate, was ich noch nicht weißt« Jahrelang hatte sie ein Abgrund von einander getrennt. Jn dieser Stunde schloß er sich zusammen f «Du sollst es fett ersahren,« sprach re. Und auch sie erzählte ihm Alles — Alles. Auf welche Art der Vater ge ctsofun das-I- Snsissld »I- Its-sahst vor der Thiir stand-, und auf welche Weise Hallfeld sie endlich zu der Ueber .;euguna gebracht hatte, daß tein An rerer als Rudolf selbst der Urheber der That gewesen fein konnte. Keulenichlaa auf Eleulenichlaa traf ihn in ihrer Erzählung. Es war zu viel auf einmal. Endlich gewann er feine Fassuna. »Wi) ift er? Der Bube? Wo ift er?« rief er aus. Er wollte hinaus —— ihm nach. Sie Hielt ihn zurück. »Nicht fo! Nicht vor den Leuten! Jch befchtvöre Dicht Ich will ihn rufen lassen.« · Sie drückte auf die Kiinaei. Einer der jungen Leute aus dein Kontor tarn herüber. Renaie ertheilte ihm den ent sprechenden Auftreten »Renate q und Du haft das von mir- glauben können —- das!« fragte Rudolf, als sie wieder allein waren, erst est sich dessen inne«»tperden. « rzeilie mir,« sagte sie leise» Sie schwiegen eine geraume Zeit, Jedes von den eigenen Gedanken über wältiaL « »Und Du dift seine Braut!« »Ich war hilfloö. Er hat rnich dazu gemacht. Nun bin ich frei von ihm.« »Du wirft wieder hilflos werden. Darf ich bei Dir bleiben?« Ein Krampf erschütterte ihren lIsr per. Es war die Erlösung. Sie nickte nur und schlug die hände der's Gesi t. ' «Renate.« . Und von Neuem fant er Itr ihr nie der wie an einin Altar und barg- feinen Lege-in ihrem Schock s , junge Mann aus dem sont-i tam zurück. Wohl eine halbe Stunde war darüber vergangen, aber sie hat ten es Beide nicht gemerkt. War ej Schmerz oder Glitt-, was sie zusammen» siihlten und die Zeit vergessen ließ? « Der junge Mensch berichten. daß Herr Hallfeld, obwohl er in der ganzen s abrit nach ihm gesucht, nirgends zu sinden gewesen. Er mußte also fort gegangen sein. doli nahm seinen Hat. » o willst Du hin?« »Zum Untersuchunasrichter. Ich will Zeugnis ablegen. Der Tod Dei nes Vaters muß an's Lichtl« · »Ja s— geht« sagte sie. Einige Tage vergingen, und wieder war das Kranzchen versammelt, dies mal bei der «Kreisphhsitusfrn' —- nur Tau-e Pinchen se e. sie batte jeden Vertehr mit dieser ereinigung längst a brachen. ie Thatsachen, die der diesmaligen Distussion zu Grunde lagen, waren solgende: Die bevorstehende hochzeit von Nenate Rosenau mit deren holl seld war ausgeht-den« Herr hollseld batte sich, nachdem er auch seine Stel luna als Geschöstssiihrer in der Fabr-it plöslich nieder-seiest sammt seiner Mutter aus der Stadt entfernt —- wa hin, war vorläufig noch unbekannt. An seine Stelle war —- ja, wer? — aetreten"? Dieser Rudolf Hoffmann. Mit einem Maie war er wieder aus dem Schaut-las erschienen. Das mit der Millionärsto ter, die er geheim thet haben sollte, tellte sich jeht aller dings als leeres Gerücht heraus. Die Wahrheit war, daß er aus Australien lam, wo er aus räthselhaste Weise — man wollte etwas von »Stladenhönds ler« aeliiutet haben hören —- ein enor: mes Geld verdient hatte. Das Haupt interesse wandte sich indessen Quaseld zu. Was war wischen den Beiden — hollseld und enate —-— dorgesallen? Beiannt war nur, dar. er vor seinem Weg-Zuge aus dem Gericht gesehen wor den war. Das war, wenn man fort zieht, nichts Besonderes. Vielleicht kannte man aber die Wahrheit ganz ge nau wenn man nur darüber sprechen m-IIO- Jud-F-- ds- mssssdbhs mis- In ....... «,»».»..., .«. »....,...,.. .-... » skandalös ——! «Und«ich bleibe dabei,« sagte vie Frau Kreisphysitus, »es hat zwischen ihm und der Rosenau spie «kaiirdige Dame meinte mit diesem Namen das Fräulein Pinchen Rosenau) eine heim liche Geschichte aeoeben. Das hat doch damals ein Blinder mit dem Kritckstoa merten können — und der Geschichte ist die Renate aus die Spur gekommen. Deshalb sind sie auseinander, deshalb ist er fort. Alles andere Gerede ist dummes ersundeneo Zeug,« tSchluß foICU — «c, viele summiert Unter diesem Titel macht sich »Tie Tac«, Satiriter des Pariser Iigaro, iiber das Genre übersliissiget statisti fcher Berechnungen lustig, die hie und da von Gelehrten und Richtgelehrten angestellt werden. Den Anstoß zu dem satirischen Ausfall giebt eine statisti iche Notiz, die kürzlich in den französi schen Blättern die Runde machte, in der ausgerechnet wurde, wie viel Me ts ein« Tänzer bei einer Penta- oder Walzertour zurücktrat »Jn der Ab sicht, diese hochintertssanien Daten zu oerisiciren.'« so schreibt Tit-Tag »be gab ich mich zu einem Ztatistitkr inei ner Belanntschass und legte ihm den Fall vor. . . »Die Ziffern iibek den Tun-M sagte er, »sind bis auf einige Millimet:r vollkommen genau. Diese Tanzstatistit hat nur den einen Fehler, daß sie nicht mehr neu ist; ich habe sie selbst angestellt, und ztvar als achtjiihriger Knabe in oer Tanzschulr. Aks ich neun Jahre alt war, stellte ich den Durchschnitt der Wegstrecke seit, die ein fleißiger Zimmervutzer, der eine gute Kundschast besitzt, täglich beim Fugbotzenputzen sagst-An Jch brach-I r »o» streut-krick ..-·U«) Diclcl ulls tu; Centimeter für fiebzehn Arbeit-sinn den beraus, indem ich 13 Selundew Zeitverlust siir jedesmal annahm zvof vie Pußbiirfte zufällig vom Fuße abs gleitet. Mit fiinizeini Jahren erhielt ich oie große aolaene Medaille der Jn ternationaien Gesellschaft für unniine Statistit fiir meine berühmte Stuoie über die Kraft des universellenSchnar Gen-, eine Studie, in welcher ich fest ftellte, vaß wenn alle Bewohner des Erdballs zugleich einschlafen und jeder mit ver größtrnöglichften Fähigteit zu schnarchen ausgestattet wäre, der ber oorgebrachte Lärm dem gleichzustellen ist, den ein Urlamentarifcher Sturm in ver Kammer am Tage einer großen Sitzung hervor-bringt« Warten Sie! Ucn diefes Riefenfchnarchen durch ei nen Pfiff aufhören zu lassen. brauchte man eine Pfeife.’tvelche eine Oeffnung hätte fo groß wie der Beim-. Aber das Mes ift noch gar nichts Sie werven noch mehr erftaunemivenn ich Ihnen Inittlfeile, dafe, immer nach meinen Berechnungen die Kraft, wel che in dem Händel-rücken ausgegeben wird, vie täglich in Paris gewechfelt werden, binreichen würde. eine Loto rnotive von Paris·biö Lyon zu bein aen — daß das Blaferh welches in Frankreich allein verwendet roird, urn fiir Kinver unter zehn Jahren die Snbpe abzutiihlem einen Dreimafter von haore nach Breit treiben wiirde —- iveiter, bafk vie Wassertropfen, die in Paris allabendlich zwilchen 5 und 7 Uhr aus den Wasserflafchen in vie Absinthgliiler fallen, für eine Minute dem Rheinfall bei Schaffhaufen gleichtomrnen würden —- dafr wei ter T— —- —-« Aber fett ergriff ich vie Mast vor mejnem Freunde, dem Sta tiftilf, und vermehrte fo Usslich den IProeentsatz jener, die ei nicht lieben, ddß man ihnen Bären ausfindet —« Die deutschen kleine-. »Das Deutschtbum im Auslande«. Centraidlatr des AssgemeineniSchUb dereins, bringt folgende Mindest-ing Arn 11. Juli waren es 600 Jahre dasz unter den Mauern don Kortriit lCourtroi) in Flandern die berühmte Gulden Sporen - Schlacht geschlagen worden ist; dort wurde durch dasBiir geeheer der Blumen, Schulter an Schultermit deutschen- Adel Gerzog Wilhelm von Jiilich, ein Graf von Rahenellenbvgem die Ritter von Mon tabaur, von Lontzen u. a.), die zur Bernichtung der dliimischen Freiheit ausgezogene gewaltige französische Wasfcnmacht unter dem Grasen von Artvis, des Königs von Frantreich Bruder, besiegt und nahezu vernichMO An 1200 französische Ritter und mehrere Tausend Gemeine blieben auf der Wablstatt, und 700 goldene Spo ren der erschlagen-en Ritter hingen die Sieger in der lrrun zerstörte-) Klo sterlirche von Gröningen bei Kortriji aus. Eine lleine Ast-elle, L831 er baut, jetzt inmitten von Höusern eines neuen Stadttheileo, bezeichnet den Mittelpunkt des Schlachtfeldes. Der 600jiihrige Gedenltag dieses bedeut samen geschichtlichen Ereignisses wird Mitte Auqust durch eine großeFeier des vliimischen Volles begangen und aus dem Gröninger Felde soll ein Denk mal errichtet werden: ein germanisches Weib, das drohend sein Schwert ge gen Welschland richtet. darunter die »Jnschrist: »Wat wolsch is, valsch is, islatt alle doot!« i Auch uns Deutschen im Reiche ziemt es, dieses Chrentaaes der niederdeut schen Vlamen zu gedentent Jst doch nicht nur um niederdeutsche Bürger freibeit siegbast gelämpft worden, nein um den Bestand des olämischen Volkes selbst, des am weitesten nach Westen bis and ?lermelmeer, voraeschobenen Zweiges des deutschen Volkes-. Auch sie starben siir das große deutsche V - terland. die dort in der Vertheidigu g iihrer engeren Heimath die Erde mit sibrem Blute gefärbt. Auch fest noch I haben die Vlamen fiir deutsche Art, deutsche Sprache und deutsches Recht ) gegen Vermälfchung harte Kämpfe zu bestehen. Es wird sie störten zum Ausharren bis zum Siege, wenn sie sehen, daß unsere Theilnahme sie in Freud und Leid begleitet! » —-.-» — Sessichte einer cis-tödte. Eine« ganze Reihe merltvürdiger waischenfälle enthält die Geschichte l oon Molieres letztem Stück »Der ein gebildete Krante", an die der »Gan lois« anliisilich einer Ausführung in der Comedie - Francaise erinnert. »Der eingebildete Quinte« wurde zum ersten Mal im Jahre 1673 aufgeführt Bei der dritten Ausführung fühlte sich der Dichter schon trank, spielte aber doch mit. »Was sollten fo viele brave Arbeiter thun?« foate er, »ich würde mir Vorwürfe machen, ihnen einen einzigen Tag lein Brod gegeben zu hab-en.« Jm dritten Alt ergriff ihn bei dem Worte »furo'· ein Krampf. Man brachte ibn m feine Wohnung, ivo er am 17. Februar 1678 un Blut brechen starb-. Vor der erst-In Vorstellung von »Der eingebildete »Quinte« hatten die Mustetiere, die Leibgardistem die Gent-armen und Die « leichte Reiter freien Eintritt in der Come ieisfram eaife, und das Parterre war immer von ibnen gefüllt. Mdliere erlangte von-. König einen Befehl, das; teine Person des königlichen hauer unent geltlichen Eintritt zu feinem Schau spiel meb haben sollte. Diese herren sparen je och durchaus nicht damit einverstanden, das; die Schauspiekk ein« so harte-i Gesetz gegen sie wuch quckten.«u·nd sie faßte-i er überhaupt a s Beleidigung auf, daß diese die Kühnheit gehabt halten« darum zu bitten. DiesVerweaensten rotteten sich zusammen Sie zogen im Trupp zu der Comedi e und heissen die Leute die die Thüren bewachten, drilet an. Der Portier ocrtheidigte sich einige Zeit innen aber als er schließlich der Uebermacht soeichen mußte, warf er ihr seinen Beqen hin, da er glaubte, daß die Leute den Wehrlosen nicht töd ten würden. Der arme Mann hatte sich getäuscht. Die Wüthenden, die oon dem Widerstand nur noch tnehr gereizt waren, durchbohrten ihn mit zahllosen Stichen; jeder von ihnen retsetz t: ihm beirn Eintritt ein:n Gieb. Daraus snchten sie die ganze Truppe, um ihr diesel Behandlung zu Theil werden zu lasen Aber der Schauspieler Be «,art der sür die bevorstehende AUI Führung ais GreiJ angetleidet war stellte sich ihnen entgegen und rief ihnen u: »Meine Herren, schonen Si toenistens einen armen Greis von 75 ahren, der nicht mehr viele Taae zu eben hat« Diese Werte des Schau spielerö besänftigt-n die Mitthenden etwas, und daraus sprach auch Molieie sehr eindringlich zu ihnen von dem Besehl des König-, so dase- ihnen schließtich zum Bewußtsein kam was sie soeben gethan hatten, und sie es siir klug hielten, sich zurückzuziehen Die Angelegenheit wurde dein Könige hin terbracht, der die Schuldigsten bestra sen wollte; aber Moliere oermittelte durch eine sehr geistreiche Bittschriit. istd die Sache wurde nicht weiter ver soigt , — Was auch ein Weiser lehrt, Und wie er's mag hegt-finden Stets wird ein Narr sich sinden. De« vorträgt umgekehrt. · e