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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 12, 1902)
we -. ,Gute Na t, Du mein her i est « chKind-L z g Novellette von Hugo Klein. Der Herr Hofrath von Mönchsbeig konnte endlich feine Badereife antre teI. Alljährlich itn Frühling, ge wöhnlich im Mai. begab er sich aus drei Wochen nach Karlsbad, um dort das Uebeunsaß von Galle loszuwerden, welchesfich während feiner Amtsthä tigteit im Laufe des Jahres angesam melt hatte, und auf acht Tage ins hochgebiege, um durch lräftige Luft die Nachtur zu fördern. Dann ging ei wieder in’s Bureau, wo er elf Mo nate Aktenstan zu schlucken hatte. heiter gab es aber mehr Arbeit als fvnft und »der Herr hofrath tonnte erft im Juni der Stadt entfliehen. Er empfand das febr bitter, denn er war tholungsbediirftiger als je, und ein Seufzer der Genugthuun entrang sich feiner Bruft,;als er sich im Eifenbahm eaupe inftallirt hatte. Still und in fich verfunlens saß er in der Ecke des Coupe. Um aufrichtig «zu fein —— er dachte an gar nichts und freute sieh, an nichts denlen zu mäs fen. Es war fo angenehm, sich auf der Eisenbahn schütteln nnd riitteln zu lassen, entfilhkte ihn doch der Zug dem langtveiligen Amte oder wie er manchmal lächelnd zu sagen pflegte detn Kreuze, das er auf sich genommen. Und damit meinte er es fehr ernft. fein Pflichtbewufztfein war be kannt. Vier Wochen im Jahre fühlte er sich aber ledig jeder Laft — und darum war ihm fo freudig zu Muthe. als dass Glockensignal endlich ertönte und der Zug ans der Bahn hofshalle fuhr. Er war wieder frei und gab sich ganz und gar diesem Wonnegefühl hin· Erft nach gekannter i Zeit empfand er; eine gewiffe Lang tveile, und da griff er nach sein-ein Zeitungsbiatte Als er sich tim wandte, um es von dem Sitzpolfter zu nehmen, auf den er es gelegt hatte. be merkte er, daß er im Coupe nicht al lein war. Auf der andern Seite saß in der Ecke eine alte Dame. Sie blickte durchs Fenster in das Freie, und er sah ihr Gesicht nur im Profit Ei —- — das Profil kam ihm bekannt vor. lind fo faßte er feine Reisenefiibrtin ne nauer in’s Auge Es ioar eine wohlbe leibte alte Frau, sehr elegant aetleidet — das Kleid, das sie trug, ivar für einen Reife : Anzug beinahe zu ele gant. Die fleischige hand. von der sie den handfchub gestreift hatte, ruhte im Schoofze und hielt den schwarzen Spitzenfiicher, mit dem sie sieh wohl in der Coupefchwiile Kühlung zu fächeln wollte. Wo, hatte erJ dieer Profit fehon gesehen? Während er sie betrach tete, wandte sie sich auf einen Augen blick nach der anderen Seite nnd nun fah er ein ganz fremdes Gesicht. Die pstleinen Augen verschwanden beinahe z ) mischen den fleischigen Baden, aer Mund war formlos, die Nase zu träf tig. Atch die Dame tannte ihn nicht, denn-He wandte sich. nachdem ihn ihr Blick flüchtig gestreift hatte, tvieder gleichgiltig der Aussicht m. Aber wo hatte er dieses- Profil fchon gesehen? Oder ein ähnliches? Die Frage quälte ibn, er wußte sich leine Rechenschaft darüber zu geben, warum. Niln fuhr der Zuq langsa-S mer und hielt schließlich auf einer Station. Das schmucke, einftöctiae Stationshiiuschen war beinahe ganz von Epheu umsponnen Die Fenster der ersten Etage waren geöffnet, um die Luft frei in das Zimmer dringen zu lassen. Dort spielte Jeman auf einem verstimmten Clavier pielte eine alte Weise, sdie der Herr Hofrath sehr gut kannte. Vor vierzig Jahren machte sie als Einlage der Tenoristen m Ver YJPck UcS Lllgcs OFUIOYL US war ein Abt’sche’5 Lied, das man noch heute manchmal singt, mit einein all betannten Resrtin Wie lautet doch die erste Stropbet »Am Abend bevor ich zur Ruhe geb’, Blick ich hinaus in die Nacht. Und wenn ich ein helles Sternlein ichs Das leuchtend am Himmel wacht, Denk ich an die blauen Aeugelein, Die llar wie die Sterne dort sind, Und ich rufe hinaus in die Ferne dann: »Gute Nacht, Du mein herzigeg Kind!«« »Gute Nacht, Du mein herziges Kind!« Warum ergriff dieser Re srain sd den Herrn Hostach Ach » nun erkannte er plötzlich das Proiill Oder täuschte er sich? Ware nur eine Aehnlichkeit« die ihn öffnete, die sich zu der halbvergeisenen Melodie gesellte, utn ihn zu beunrubigen? Er konnte es nichfentscheidem Die Zeitung zip terte in seiner Hand und scheu blickte er iiber das Blatt zu seiner Reiseges jährtin hinüber, die noch immer gleich fgtltia durch das Coupesenster blickte. Uenn sie nur ein Wort gesprochen hätte —- et wiirde es an der Stimme ertannt haben, db sie es war. Doch wozu wollte er das wissen? Wäre es nicht traurig gewesen, wenn sie ez wirtlich gewesen wäre? Sinnend blickte et auf den Wiesen plan, an dem nun der Zug vorüber sulyr. Vor dem geistigen Auge des hosratbs erschien ein liebliches Bild i —- eln blendet Lockentops, ein volles weiches Gesichtchen mit süßen Augen, ein lachender Mund mit rothen, litt-·- ; lieben Lippen und kleinen weißen Zäh 1 nen Gute Nacht, Du mein her H ziges Kind! Sie hieß Rosa Liebling und war eine Ssngerim war sein Herzenssehan Ein jungen Jahren. Denn der Herr Tropko mak, so unwahkschkingxh Ih ; nen dies auch klingen mag, auch emme sung gewesen. Sie Alle kennen ihn, nur als einen alten, weißbärtigen gal ligen Bureaukraten. Sie haben ihn F niemals anders gesehen. Doch auch er itdar einmal jung, leichilebig und froh ’gemuth, war sogar --- wie ich Ihnen nun im Vertrauen mittheilen muß -— was man ein »schlechtes Tuch« nennt. J Ach, es war eine schöne Zeit! er denkt . jetzt an sie zurück. Vierzig Jahre ver iliischen vor seinem Auge. Er ist ein Isåniucker Lssizier in der kleinkn Gar i nisonstadt. Er liebäugelt mit den schönen Mädchen, er ist fbei jedem ; Tanze. er macht Schutden. Ja, sogar ’ Schulden macht er, und viel überdies. Und unter allen Theaterhabitueg der kleinen Stadt war er eg, der das Herz der schönen Sängerin eroberte. in wel che die ganze Garnison verliebt war. Das war ein lustiges Leben, ein süßes Schäferspiel mit heißen Küssen, Lei chen und Scherzem übermiitbigen Champagner - Soupexs, tausend Toll heiten. Wie liebten sich die jungen Herzen! Er kaufte itr die schönsten Stoffe, den prächtigsten Schmuck, er ruinirte sich für sie und war glücklich wenn ihn-. das schöne Auge mit einen zärtlichen Blicke »für alle Geschenke dankte. Und besonders ein herrlich-r Abend haftete in seiner Exinneru i; fest ----- es war der schönskder sonni gen Liebessriililinagzeit :- vielleicht schien es ihm uur so, weil es der letzte war. Es war eine warme Main.i-l)i. »Sie hatten wieder porulirt und ac lacht und tausend Possen getrieben I Uttd mit Lassen Abschied genommen, dann ging die ganze Gesellschaft heim Als er mit den Freunden auf die Straße gelanase, da erschien Rossi Liebcing noch einmal in dem weißen Titllileide aus dem Balton, rief ihnen mit lachendem Munde snoch einen Gruß zu, wars ihm noch ein Kußljiink chen zu. Und da sang er dann mit seiner tvikisllautenden Tenorstim s-e, inmitten der Straße, unbekümmert um die Nachbarn und Nachtwächter, das Modelied, das der Situation so gut entsprach das Abt’sche Lied Mit dem allbelannten Eltesraim »Gute Nacht, Du mein herziaes Kind! ..... « Er hatte es nicht geahnt, als· es damals glitt-berauscht diese. Worte sang, daß es sein leyter Gruß an sie war. Er hat sie nie wieder gesehen. Als er nach Hause tam, sand er einen Bries der Mutter vor die Linn sen plötzlichen Tod des Vaters meldete. Er erbat sich noch in der Nacht cis-en Urlaub und reiste sriih am Mor«1·««, in der Tasnnieruna nach Haufe-. In wenigen Zeilen nat-in er von Rusa Liebling Abschied. llsid er lehrte nicht mehr zurück. Zu Hause sand er etne trostlose Familie Der Vater war gestorben, sein geringes Vermögen er wies sich durch das leichte Leben dess Sohn-es aufgezehrt Was sollte ans seiner Mutter werden, aus s-.«-er Schwester, der mittellosen Wittwe mit lleinen Kindern? Er hatte Freunde im Ministerium, sie oersprachen ihm ihre Protection, und so quittirte er den Dienst und wurde Beamter. Er mußte sich manche Entbehrung auserlegen, um die Seinem die er zärtlich liebte, nicht darben zu sehen, iuuszte doppel ten Fleisz zeigen, um rasch Catriere zu machet-» Un» er machte auch Carrierc —- wenn auch nicht so rasch, wie er es damals gehosst hatte. Sein Leben war ein Muster strenger Pflichterfüllung. Der teichtlebiae, immer'heitere, sorg lose, glückliche Uifizter war in der Ver senkung verschwunden; es war nur ein strenger, eifriger, ernster Beamter vor handen, der lkrste am Morgen, der Letzte am Abend im Bitreau, der halbe Miit-te opferte, um sein Einkommen durch kleine Privatdienite zu erhöhen, ein piinttlicher Mann, der seine Arbei ten mit pedantiseher Genauigkeit er ledigte, in seinem Prioatleben als et was philisrös galt. Vierzia Jahre währte nun schon dieses Leben -- vier-« zig Jahre trug er das Kreuz, das er auf sich genommen hatte. Als es nicht mehr nothwendig war, trug er es weiter s-- aus Gewohnheit. Er erhielt seine Mutter in angenehmen Verhält nissen, so lange sie lebte, et war feiner Schwester eine Stütze und verheira thete ihre Kinder. Für sich selbst-ver langte er kein Glück ---— er fand es nur im Glücke der Andern· Mit übers menschlicher Willengkrast hatte er sein Leben in eine andere Bahn gelenkt und vierzig Jahre in derselben erhalten — und was schön und sonnig war, lag hinter den vier Decennien Jn stil len Dämmerstunden träumte der Alte dann hie und da am Kamin von ei nem blonden Lockeniopf, einem wei chen Gefiehtchen mit süßen Augen, von oeriiihrerischen rothen Lippen. .. Was war aus der Jugendgeliebten gewor-« den, die er nie wiedergesehen und die in seinen Träumen sortlebte, schön und blühend wie eine Rose —— wie eine Rose, die niemals verwelkti . .. Der Herr hosrath siehet-us seinem Sian aus und blickte wieder hin über, in die andere Ecke des Coupes. s Sie war leer. Die alte Dame hatte den Zug bereits verlassen. War sie es wirltich getresen oder nicht? Nein, es way nicht möglich! Seine Geliebte blieb ewi sung, ewig schön, mit strah lende-n lanze umleuchtete sie die Er innerung. . . . Eine Thräne stahl sich univilltiirlich in das Auge des Herrn Hofraths. Er lehnte den alten Kopf aus den Coupe polster zuriick und schloß die müden Liber. Aber in seinem Ohre summte und summte die Weise fort, die alte Weise rnit dem Refraim « »Gute Nacht, Du gnein herziges Kind!....« -—-· - k-— Die Fahnenkotnpagnie. Miltiircunioregte von Freiherr von E cit ( i ch l. Es war Vataillons - Besichtignng, nnd zur würdigen Feier Dieses großen Ereignisse-J war in der kleinen Stadt, in der das Bataillon selbständig gar nisonirte, der ganze tnilitiirische Vor gesetzte einaetroffen: der Herr Oberst, der Herr Brigaoe-Kotninandeur, der Herr Divisiong tiemmandeur und Seine Excellenz, der tommandircnte General. Es war somit alles da, was gebraucht wurde, und nachdem noch acn späten Abend, kurz nach der An lunft der höchsten Excellenz, die letzten Befehle ausgegeben worden waren, legten sich Alle schlafen, oenn am näch sten Morgen galt es zeitig aufzustehen Am frühesten mußte oer Hauptmann von Vebitz sich erheben, denn ihm war der ehrenvolle tlustrag zutheil gen-or ben, mit seiner Kompagnie die Fahne abznholen und sie nach dem großen Ererzierplatz zu bringen. Das Abholen Der Fahne bat seine Licht- nnd Schattenseiten Die erste ren bestehen darin, unmittelbar hinter der Musik zu marschiren, ·e Schat tenseiten aber»o·arin, daß ie Rom ! k-- Gut Psgllkk Rgclllluhtg Situa- qu »u- Vu detommt, denn das Abholen derFahne tlappt nie ganz: entweder wird nicht stramm genug eingeschwenlt, oder der Herr Hauptmann weiß nicht ganz ge nau, was er zu thun hat« oder die bei den jüngsten Leutnants bummeln, kurz und gut, irgend.etivas ist immer in Unordnung. So hatte der Haupt mann von Bebitz sich seine Kompagnie sehr früh bestellt, er wollte aus dem Kasernenhos erst noch den Bande marsch und noch verschiedene andere schöne Dinge üben. Was ein Haupt mann sich vornimmt, thut er auch, wenn nicht ein Höherer seine Ent schliisse ändert, und sswar denn der Herr Hauptmann morgens um sünf Uhr schon mit seiner Kompagnie thii rig. Eine Stunde später rückte die Kom— pagnie vom Kasernenhose ad, nnd nach den Klängen der Spielleute und der tleinen Bataillonskapelle ging es durch die Straßen der Stadt nach der Wohnung des Herrn Minore-. Dort stand die Fahne. Hoch und stolz auf gerichtet marschirten die Leute dahin, kenn ez ist eine Ehre, die Fahnentom pagnie zu bilden, und Alle wollten sich durch ihre Haltung dieser Ehre würdig zeigen. Albst Dak- Kom pagniepserd schien zu missen, um was es sich handelte, denn es ging so leicht, so slott und munter, als hiitte es noch vier gesunde Beine und nicht din Ueberdeinr. Undeweglich, starr ivie aus Erz gegossen, saß der Häuptling aus seiner Rosinante, sent aber betaxn er Leben, denn man näherte sich der Wohnung des Herrn JJtajorsz in der der Fahnenträger sich bereit-z aufhielt, während gleichzeitig der ziveitjiingste Leutnant aus seinen Platz an den rechten Flügel eilte. Mit »Gewehr über« stand die Kom pagnie unbeweglich und wartete auf den großen Augenblick, in dem sich die Hausthiir öffnen und der Leutnant mit dem Fahnenträger und der Fahne erscheinen würde. Besonders der Häuptling starrte telin Loch in die P- s- - -..:«es-t:- L-—— k- -..- hä« L»I-«.«. IIJUUIIVUC, LWIIII sUUUOU IIUI Un- Ustnxt ste Spitze der Fahnenstange sichtbar wurde. mußte er präsentiren lassen. Aber die Fahne erschien nicht. Fiir gewöhnlich hat der Fahnenträ ger, wenn der Leutnant das Haus be tritt, die Fahne bereits aus dem Zim mer deg Vorgesetzten geholt und war tet in dem Haugflur, so daß also höch stens zwei Minuten vergehen, bir- beide wieder aus die Straße treten. Dieses Mal aber verging mehr als die doppelte Zeit. »Mit den jungen Leutnsants wird eg· heutzutane immer trauriger,« schalt der Hauptmann vor sich hin, »sie tön nen weiß Gott nicht einmal die Fahne auf die Straße bringen. Na, mein Leutnant tann sich freuen, wenn ich endlich wieder habe, einige Lie swiirdigteiten werde ich ihm schon sagen.,, Aber der Leutnant kam nicht, und die Fahne tam Auch nicht« Der Kompagnie sing die Sache an langweilig zu werden, vor allen Din gen konnte sie auch nicht mehr still ste hen: die Leute schivantten hin und her, und die Gewehre lagen nicht nicht still und unbewegt ch· Der einzige, der still stand, war der Kompagniegauh der war eingeschla sen. Da öffnete sich endlich die Haus thür, endlich, endlich —— — —- der Gaul betam einen Sporenstich und schlug unwillig ein Auge aus, um zu sehen, was es denn gäbe. Dann aber öffnete er auch das andere und richtete sich stolz auf,« der große Augenblick war da, der jüngste Leutnant4rat aus die Straße. « «Achtung —.— — —- priisentirt das Gewehr!« erscholl das Kommando. Die Gen-ehre slogen herunter, diei Musik spielte den Präsentirrnarsch, und im stramrnen Paradernarsch mar- I schirte der Leutnant auf die Straße; . da er selbst die vier Stufen de r stei nenan Treppe im Parademarsch hin untergehen wollte, wäre er um ein Haar hingeschlaaen. Der jüngste Ledtnant erschien und » marschirte direkt aus seinen Haupt mann zu, aber die Fahne erschien nicht. »Herr — — — 'suhr ihn der Vor gesetzte nn, »Herr sind Sie iiber Nacht wahnsinnig geworden? Wo haben Sie s die Fahne?!« »Ich melde ganz gehorsamst, Herr Hauptmann, die Fahne ist nicht da.« »Die —- — — Fahne —- —— —- ist — —-— —- nicht » » —- da?" Unsähigf einen Gedanken zu fassen, starrte der Hauptmann seinen Leut nant an: »Die Fahne ist nicht da? Aber in des drei Teusels Namen, wo ist sie denn, wenn sie nicht da ist?« Trotzdem es völlig unmilitärisclj :tvar, zuckte der Leutnant statt jeder Antwort nur mit der Achsel· « Und die Musik spielte immer noch den Präsentirmarsch, und die Kom i paanie stand immer noch unter präsen ! tirtem Gewehr. « Hauptmann von Bebitz saß einen IAuaendlicl lang unbeweglich starr und ’leblos:—, ivie der selige Ritter Toggetit barg, ans seinem Gaul, dann aber durchsuhr ihn der Gedanke: die Fahne i mufj ja da sein. Und einem plötzlich-en ; Impulse folgend, sprang er vom Pfer ’de, wars die Zügel einem Musketin zu und eilte in das Hans. Aber die Fahne war nicht da. Hier, in diesem Zimmer, in dieser Ecke, in diese-n Fah nenbrett hatte sie sonst gestanden, er selbst hatte sie voraestern noch dort ge sehen, als er in der Junggesellenwoh nuna seines Vorgesetzten zu einein tnännermordenden Slat eingeladen tworden war. Er erkannte die Ecke sgenan wieder, denn er hatte oorthm iderschiedene Zigarrenstummel gewor ’ sen, und siehe, die lagen auch noch da. Die Zigarrenreste waren da, die Ecke - war noch da, aber die Fahne war nicht mehr da. Der Hauptmann machte ein Gesicht, das ihm unfehlbar den Abschied eingetragen haben würde, falls ein höherer Vorgesetzter es gese hen hätte, dann wandte er sich an den Fahnenträger, der neben ihm stand — -—— allzu geistreich sah auch der nicht aus. Und draußen stand die Kompagnie immer noch unter präsentirtem G-. wehr, und die Musik spielte immer noch den Parademarsch »Wir müssen dem Herrn Major id sort Meldung machen,« sagte der Hauptmann endlich, ,,rusen Sie den Burschen, er soll mich sofort bei dem Herrn Major melden.« Den Gedanken hatte der Fahnen träger schon lange gehabt, aber der HerrMajor war schon vor einer Sinn de mit seinem Burschen sortgeritten, der Fahnenträger selbst hatte ihn bei der Kaserne oorbeireiten sehen. Die Fahne war wea und sie blieb weg. Mehr· todt als lebendig stürzte :.:« . aiiptnsann endlich aus die Sira s3e, nnd-dort stand die Kompagnie immer noch unter präsentirtem Ge wehr, und die Musik spielte immer nrch den Parademarsch Herr von Beditz sch.vang sich in den Sattel, lies; -,,Geioehr über« nehmen und rückte mit seiner Ftompaanie ab. Der Schlag »der Kirchennhr hatte ihn daran ge mahnt, daß es die höchste Zeit sei, ab zumarschirem wenn er überhaupt noch oiinttlich sum Beginn der Besichti guna erscheinen wollte; Der Hauptmann saß aus seinem» Pferd nnd zermartete sich sein Gehirn: wo war die Fahne-? Was würde ge schehen, wenn er ohne-das Feldzeichen ankäme? Daß es ein Unglück gad," war ja ganz klar, ihn gersönlich konn te tein Vorwurf treffen, das war we-: ; niastens ein Trost, aber er dachte an - seinen Major. der sich der größten; Beliebtheit erfreute: der Mann wart erleoiFt, dessen militärisches Leben s ----- Clc---:.. ---f«- W-4Ir Ost-. ; stut. Ists-Zu III-I IUUH usw«-S tW sh den letzten Feldzuae hatte die Armee nur eine einzige Fahne verloren, und unter eineiannsen oon Leichen war » sie später wieder gefunden worden« dein Major aber war die Fahne ein faih aus seiner Wohnung gestohlen worden. Ob hier ein Racheatt oder was sonst vorlag, mußte später die Untersuchung ergeben, vorläufig war allein mit der nackten Thatsache zu srechnen Es aab mehr als ein Unglück —— »was würden nur die hohen Vorgesetzten sagen? Es war gar nicht auszudenlen Derselben Ansicht mußte auch das Hauptmannspferd sein, denn plötzlich blieb es stehen nnd schiittelte seinen al ten Leib, daß die Sattelgurten knack ten und das-, sein Reiter beinahe in den Die geflogen wäre, dann setzte er sei nen arsch wieder fort. Endlich, nach einer guten Stunde, erreichte der Hauptmann mit seiner Kompagnie den Exerzierplatz, und mit Schrecken sah er, daß er zu spät kam. Alle hohen Vorgesetzten waren schon versammelt, und daß man ihn mit Ungeduld erwartet hatte. wurde ihm sofort klar, als die höchste Excellenz ihn mit den Worten begrüßte: »Es ist sehr freundlich von Jhnen, da«ß Sie überhaupt noch kommen!« Der Hauptmann legte die Hand an den lm unsd wars seinem Major ei nen lick zu, der da auf deutsch hieß: »Ich möchte Sie sehr gern einen Au genblick allein sprechen.« Aber der Major mertte nichts; so drängte Herr von Bebitz seht denn sein Pferd an das seines Britaillong- Rom mandeurs heran und sliisterte ihm zu: »Herr Major, ich habe die Fahne nicht, sie ist gestohlen. « Der Maior saß da, als habe ihn der Schlag gerührt, jeder Blutstropsen war aus seinem Gesicht gewichen, mit stieren Augen blickte er seinen Haupt mann ans »Was ist gestohlen? Die Fahne?« sragte er endlich, und in sei nem Entsetzen sprach er so laut, daß alle höheren Vorgesetzten es hörten. » Und jetzt blieb nichts anderse übrig: » nun mußte der Vorfall dienstlich ge meldet werden, und der Hauptmann meldete dem Herrn Major, daß er die Fahne habe abholen wollen, daß sie aber nicht dagewesen sei, und der Herr Masor meldete dem Herrn Oberst, dasz der Hauptmann die Fahne habe ab holen wollen, daß sie aber nicht dage wesen sei, unsd der Herr Oberst mei dete dem Herrn General, daß ihm der Herr Major soeben gemeldet habe, daß der Herr Hauptmann die Fahne habe abholen wollen, daß sie aber nicht dagewesen sei, und der Herr General meldete dasselbe an Seine Excellenz, den tommandirenden General. Und da dieser in diesem Augenblick Niemanden hatte, an den er die Meldung weiter geben konnte, so that er das Klügste, was es überhaupt gab: er behielt die Meldung siir sich. Es herrschte eine unheimliche Stille aus dem Exerzierplatz, selbst in der Natur war tein Laut zu vernehmen. Aber plötzlich erhoben sich zwei Kriihen in allernächster Nähe und sloaen mit lautem Geträchze davon: es klang fast wie ein Vlnastschreh und es schien, als slögen Die Vögel so schnell sie konnten, um aieser Unglückgstätte hier zu ent gehen. »Das sind die militiirischen Aasaeier, die sich nachher aus meiner Leiche niederlassen,« dachte der Major und sah den Thieren sehnsuchtsooll nach, er wäre lieber gern mit davon geflogen. »Hm, hm,« machte Excellenjz —- — —-— ihm mußten verschiedene K ösze, die er nicht«hinunterbringen konnte, in der til-Isle IlvclH uUU Tuqu IUHIU Illuljic er schließlich doch auch und so sagte er noch einmal: »Hm, hni.« Es war ioe- : nig, aber es genügie vollkommen. Das Herz drohte Allen stillzusteksem und der arme Major sal) schon ganz gelb im Gesicht aug. »Meine Herren, wenn Majestät das ersährt,« nalnn jetzt der Komniandi rende das Wort. »Meine Herren, dann ist nicht nur das Bataillon bla mirt für alle Zeiten, sondern auch das Reglment, die Brigade, die Division; «und das Armeelorpg. Die strengste Untersuchung idsird sofort eingeleitet werden, die Schuldiaen werden iljrcr Strafe nicht entgehen, aber trotzdem « durfte die Fahne nicht abhanden tomi men. Wo ist sie?« ,,Da!« rief mit einein Mal ein Ad jutant. Und wirklich erschien in einer Entfernung Von vielleicht hundert Me tern ein Musketier, der das Heilig thum des Soldaten ganz gemiithlich unter dem Arm trua und sich der Gruppe der hohenVoraesetzten näherte. War das Wirtlicliteit oder optische Täuschung? Hauptmann oon Bedin rieb sich mit seinem Taschentnch die .Augen nnd sal) noch einmal hin, aber inein, er täuschte sich nicht, die Fahne tan näher und immer näher, und ie mäher sie kam, desto lebendiger tonrde der Gesichtsauddruit deg Herrn Ma jor5, desto lebloser wurden die Ziine des Herrn Hauptmann Er mußte eg: nun traf die Schuld doch ihn. Vor läusig stand er, oder richtiger gesagt, vorläufig saß er nocli vor einem Riith·: I sel, denn noch hielt er sich im Sattel. » »Wer schickt Sie?« fragte die höchste Ereellenz. als der Mustetier sich mit s der Fahne zur Stelle gemeldet hatte. l i »Der Wachtliabende der Kasernen tvache,« lautete die Ant.oort. Und gleich darauf kam die Aufklii ; runa: Die Fahne hatte aar nicht in der s Wohnung des Herrn Major gestanden, ; sondern ivar bereits gestern leeno s durch eine Settion aus di-« tiaser » nenwache gebracht worden. Wie eS in i dem Beseht, der leider in den weite- l sten Kreisen durch die Schuld des Ad- E jutanten gänzlich unbekannt geblieben ? war, aus drücklich geheißen hatte: «,:; ir ’ Erleichterung und lzur Bequemlichkeit siir die Fahnenlompagnie « —- «O.-—-—— s Einer, der's nöthig hat. s l Aus Tarasp wird folgender Vorfall berichtet: Die hier weilende Gattin eines Bantdirsettorg traf ans ihrem ; Spaziergange einen anständig gelteidisi I ten Mann, der ein Schmetterlinggnen und eine Schachtel mit gisangenen schönen Schmetterlingen trug. Sie hielt den Unbekannten sur einen Mann, der Schmetterlinge fange, um sie an Kurgäste zu vertausen, sprach ihn an und ersuchte ihn, er miige ihr siir einen zu Hause weilenden Sohn etlicheExeni-« plare gegen Entgeld überlassen Der Fremde bedauern-, ihrem Wunsche nicht entsprechen zu können, da er nur iiir sich summte Vor ihrem Hotel trss die »Dann einen Betannten, dein sie von dieser Begegnung erzählte-, wobei sie zugleich aus den mit ds: in Fangnetze vorübergehend-en Mann aufmerksam machte. »Ja, verehrte Frau,« erwiderte lder Bekannte lachend, »Das glaub’ ich wohl, daß der Mann dort keine sSchmettetlinge verkauft. Der hath »Gottlob nicht nöthig —--- das ist Lord lRothschild aus London!« . ...«.-·-...-. - Mititär und Feuetwelir. Ein Ijiili«s-Hanptniann hat sich darüber beschwert, dass seine Kom pagnie der zu einem Brande sahrenden Feuer-mehr ausweichen mußte. »Aber wenn gerade Feuer ausgebrochen ist —« wandte man dem Hauptmann ern. » »Ach ivas,« rief dieser, Jener lgiebt’s nur dann, wenn ich es inm I mandire.« tät-M persismeiiustchth Aus eine eigenthiimliche Art habet vor Ungefähr hundertJahren die Leip ziger Schneider und Schuster den alten Rath des Horaz, das Rühliche mit dem Angenehmen zu vereinen, be olgt. lif tich, wie die Leipziger im llgeme en sind, fiel es ihnen immer schwer, ihre Schuldner zu mahnen, und Mahnbriese schreiben war den auten Meistern von all-en Arten die verhaßteste. Der Leute, die an alles eher dachten, als an die Bezahluna ihr-er Schneider und Schu ster, wurden aber beständig ehr und so wurde der Widerstreitiszchen den sanften Trieben des Herzens und der grausamen Notwendigkeit endlich so quälend, daß die vereinigten Schnei der-s und Schul)niacher-Jnnungen eine Sitzung anberaumtsen, in welcher über die brennende Frage debattiri und eine Einigung iiber die Mittel zur Abhilfe erzielt werden sollte. Das Resultat dieser Sitzung nun war ein ganz mertsvürdige5, obwohl der Beschluß noch vor Eintritt des blauen Montags gefaßt wurde. Man einigte sich dahin, von den Blunienmacherinnen Vergiß meinnichts anfertigen zu lassen nnd säiiniige Schuldner durch Uebersendung des zarten Blümleing an ihre Pflicht zu erinnern. Nach einein Leipziger Zeitungsbericht aus jenen Tagen be-· zifferte sich die Bestellung, welche der Zunstaugschuß machte, auf 113,000 Vengisziiieiiinichtg· Eine Zahl, die das Wort von der »guten alten Zeit« in riecht betrübender Weise ioiderleat. Wenn so viele Menschen ihre Schnei der- und Schusterrechnungen ignori ren, so deutet das auf Verhältnisse, an die der Menschenfreund nur mit Schande-tu zuriickdenlen kann. ss—-·O s-——-—— Unheabsichtigte Selbstkritib A.: »Wie ist nur möglich, daß sich der Dieb so ruhig von Ihnen hat über wältiaen lassen?« Dichter: »Er hatte sich einen Band meiner.Gevichte zum Lesen vorgenom men und war darüber eingeschlafen-« So ist es! Lehrer: »He-must Du mir sagen, wag Geschtvinaiqteit ist?« Märchen: »Geschwindi«akeit ist das, womit man einen heißen Teller weg setzt.« , Einsacheg Mittel. »Meine Frau weint norz immer ;venn ich ihr etwa-Z nicht ka en will. »Da macht eg meine Frau schon andere-: sie lacht mich aus und kaust sich’5 selbst.« Merkwürdig. Mann: ,,Hör’ nur, unsere Nackx dargleiite zanken sich schon wieder; d zanken sich aber auch alle Tage jetzt.« Frau: »Ja, die reden schon vier Wochen lana mit einander nicht.« Mai-Mich Herr Wirst Bettlerk »Sie haben ja taum noch Jena auf dem Leibe. Wie sind Sie Denn einentlich so verarmt?« Bettler: »Ach lieber Herr, ich bin schon aanz blaß aus sie Wel: gekom men.« Animus Da meint Frat; Hut-Ia Kliisch, geb 5tlatich, niictt liögsvillia verlassen hat« warne iet- i)ietDurcl«, Jedermann, ihr auf meinen Namen etwas sit verab fnlaen - augaetithttnten IirijaeL Ne poinnl dilitickk Widerspruch A.: »Wer war Denn Der Seeinann, mit dem Sie vorjiin sprachenW B.: »Ein Landsmann von mir.« -» Die zwei Prinzipalc lioniniig A.: »Höre» S auf zu essen ———— der Alte toincnl·« siouunics B.: »Welcher denn, — Eer junge oder Ver altes« Unter Rolle-gern Freund: »Du, Der Schulze will sich ein Leids antlnin.« Junger Arzt: ,,Llch«lvas!'« Freund: »Ja, er will sich von Dir behandeln lassen.« Faliilie Anssussnng. Konfitmanv lliest laut aus einer Zeitung vor): »Ein braver Knaöe mit guter Schnldilauna aus achtbarer Familie findet in der Gold- und Sil ber - Scheide - Anstalt eine Lehrslello u. s. w.« — »Na, Vater, da braucht man doch nicht erit lanae zu lernen, um Gold von Silber zu unterschei den.« Vexir ild. l, I,7I«——.XT-m» - . « 1 »Jesses, J-1sseg; s— nee, der Kam — Wenn blos jetzt nicht kommt der Vatet!« Jammers Fritz « allein, allein — Er scheint mi-. längst schon da zu fein· Wo?