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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 17, 1902)
— - - I Der Gerichtstburm g Hrimiuakssrzätjkung von WIL. Howe. (2· Fortsetzung) Johanna senkte wieder den Blick zu en. »Die Arme!« sprach sie leise. »Sie siihlt sich so vereinsamt unter den Leu ten, von denen sie als bezahlte Mieth ling betrachtet wird, und ihre nächsten Blutsverwandten sind ihr fremd« daß ihr jedes Zeichen wirklicher Theilnahme die grbßte und auch wohl einzige Freude bereitet! . . . . Die häuslichen slichten aber verboten mir ein frühe res Ausgehen am heutigen Tagek .Berzeihen Sie mir Cousine!« bat ich. »Sie müssen ja begreifen, wie wehe es rnir gethan, die Jugendfreundin auch heute wieder bei meinem Kommen u vermissen, und zwar, wie es mir cheinen mußte, diesmal um einer sehr trivialen Veranlassung willen. Darun setzeihungk Das Herbeiiommen der alten Ebri Iiue enthob Johanna, indem sie leise meine Hand drückte, der mündlichen Antwort. Jene tiindete den Besuch ei siger alten und auch mir wohlbekann ten Freunde der Familie an, die schon heute den neuen Herrn Justitiar be iißen wollten und welche ihr auf dem uße folgten. Wir brachten den Abend In ungetrübtem Frohsinn zu. Es verstand sich von selbst, daß vor läufig, bis zu meiner ordentlichen und festen Einrichtung, die gegenwärtige. obwohl in ihrem Umfan nåe bescheidene, aber angenehm wohnli e Behausung meiner elterlichen Wohlthäter mir ein trauliches Dabei-n gewährte. Man hatte sür mich ein freundliches Zimmer hergerichtet, und ich schlief nach der war nicht anstrengenden, aber ab spannenden Reise bis in den hellen, lichten Tag hinein. Die alte Christine brachte mir das I-« III aus«-« Jch hatte mit der warteten haus rnagd stets auf vertrautem Fuße ge standen und so plauderte ich auch jetzt mit ihr. Unser Gespräch kam bald auf Johanna, und die Alte war des Lobes der Pslegetochter ihrer Herrschaft voll. is drängte mich hierbei zu der Frage, woher es komme, daß Johanna noch frei sei ——· ein Umstand, der seit dem estrigen Abend allerdings mich höch ·ch desrernden mußte. -.,O glauben Sie nur nicht, daß ei unserem lieben riiulein an passender-. semrbern gefe lt hat, herr Justi äar,« erhielt ich zur Antwort. »Um nur Einige zu nennen, da war ein rBergner ausM., der einzige Sohn irneö wohlhabenden Kaufmanns, der zrr seiner eigenen Ausbildung siir das Geschäft seines Vaters reiste. Er de iuchte auch den errn Rathsherrn, als sir noch am arltvlasz wohnten, lernte unser Fräulein kennen, kam bald wieder und immer wieder, wurde als nrkser Gast angesehen und hielt end lich um Fräuleins Hand an, wobei er auch einen Brief seines Vaters abgab, worin dieser schrieb, daß er sich sehr freuen würde, wenn Fräulein Selbig seine Schwiegertochter werden wollte, denn er habe von glaubwiirdigen Per sonen nur Gutes und Schönes von ihr gehört. Der junge Herr Berger war ewiß ein liebenswürdig-get und acht rer herr; die herrschast sprach ihm das Wort. und das Fräulein hatte ihn auch stets gut leiden gemocht. Aber er erhielt doch von ihr ein Körbchen, indess aus eine solche Art, daß er nicht darüber böse sein konnte; und obgleich er weiß, daß er sich keine Hoffnung aus Inser Fräulein machen dars, besucht er uns noch immer in aller Freund schast, so ost er in diese Geccrc kommt. Dann war auch der Rent larnmer - Setretär Werner. der Bru der von der Gouvernantc, bei der ge stern unserFräulein zum Geburtstags besuch war. Nun, daß sie den abgetrie skn, verdenke ich ihr nicht. »Der Selretiir ist zwar auch ein anz ansehnlicher Mann, weiß sich zu nehmen, hat sein gutes Brot, und außerdem von seinem Vater noch eine te Erbschaft zu erwarten —- das Pist: wenn der Alte seinen beiden-kin dern, mit denen er gar nicht zu gut seht, nicht noch durch eine zweite hei rath, von der gemunlelt wird, einen Strich durch die Rechnung macht. ster, ich weiß selbst nicht« woher ei kommt —- ich kann dem herrn Seku Sr nun einmal nicht viel Gutes zu trauen und es geht auch noch andern Leuten so. Da war es mir und der chast nun ganz nach dem Sinne, III Der von unserem Fräulein ohne sitt com litnente ab wiesen wurde. Und so ! nnte ich no zwei oder drei senten, die geworden haben nnd die Use übte Partie gewesen wirren; aber hat nun einmal ishr Mpfchen site , vie die rau Rathsheran sagt, « sen i Nichts zu niachen.« « can-schen etwa insgeheim, M der semhun deZ Deren , Wie Wahl astrp en haben?' M I sitt-« va« ist sk II Eber Ess. tdantr wüßte ei WILL- MTWNMX . Iie rian heira WM — »Aber aus welchem Grunde denn?« »Die Eltern, sagt sie, werden bald dass-Alter erreichen, wo sie der Pflege von liebender Kindeshand bedürfen. Sie wollte Z» wo sie so viele glückliche Jahre verledt. nicht verlassen. Her mann, der junge Herr, wird gewiß, wenn die Zeit da ist, eine Gattin wäh len welche die Pflege der tbeuren El tern getr. übernehmen würde; aber die Verhältnisse erforderten es, wie bei gerrn Bergner, daß er, wenn er einen »ausftand gründet, seinen Wohnsitz in einer größeren Handelsfiadt nimmt. Also, sagt das Fräulein, sind die lie ben Eltern in ihrem höheren Alter auf mich angewi en, und ich würde mich des schreiend en Undantes schuldig fmachery wenn ich mich ihnen n cht mit Freuden widmen wollte." ; »Das ist sehr edel gedacht oonhanm schen. Aber unsere theuren Wohlthä xter werden hoffentlich noch recht lange leben, und sie erreicht inzwischen ein Alter, wo sich dann schwerlich noch eine passende Partie fiir sie findet. Es trifft sich nur höchst selten so gut, wie mit dem Ontel und der Tantr. »Sie ist nicht reich. Von Denjeni gen, welchen sie von früher Kindheit an » als eine leibliche Tochter galt, durfte sie alle Wohlthaten' annehmen; aber sich ; solche von einem Anderen gefallen las- I sen zu müssen, und wäre dieser Andere I auch der gute hermann, das würde sie bei ihrem Charakter schwer dedriicken. Ich bin gewiß, daß sie es dann vorne hen würde, fremden Leuten um Lohn zu dienen — ein Gedanke, der mir un erträglich erscheint Der gute Hermann wird es zwar mit , reuden sehen, wenn k-:-- Ele--- L---:--«L hä- «I--I»-kö I-s ISIIII VIILIlI Uksbdslss Ubs -)USUIDID II ner Pslegesckktrester vor Mangel und fremder Abhängigkeit sicher stellen — was gewiß auch oeschieht,· aber wird sich Hannchen irr diesem Falle nicht sa nen, daß ihretwegen Hermann’s und keiner etwaigen Familie rechtmäßiges Erbe verkürzt worden?« »Solche unnütze Gewissensstrubel sind unserem Fräulein schon zuzu trauen. Und sehen Sie, here Justi itiar, ich seibst habe ih: schon diese Ein kmände gemacht. Aber was antwortete ’ sie daraus ? Das tleine Kapital, welches sie von ihren seligen Eltern geerbt — wozu freilich der Rathsherr die vielen Jahre her alle Zinsen geschlagen hat — werde dereinst inreichen, meint sie, um sich in das ospitol zu G. einzu tausen, wo ihr alles Nöthiqe ewiihrt wird und sie sich auch noch nu ich ina chcn kann. Denken Sie sich, err Ju stitiau unser Fräulein eine hospita itini« «Unsinn! Uebrigens wird Hannchen wohl noch einen anderen Vormund für die Bewahrung ihrer Freiheit ersinden müssen; denn nimmer werden die Pslegeeltern ein solches Opfer von ihr annehmen. Das müßte ihr in der be stimmtesten Weise gesagt werden« und es nimmt mich Wunder, dasz es noch nicht geschehen ist, denn sicherlich wird der Onkel und die Tante von Hann chen’s höchst edelmüthigerAbsicht ebenso gut unterrichtet sein, wieSie liebeChri stine.« « nun, Herr Justitiar, die Herr scha t mag wohl iiber die Sache ebenso denken, wie ich und mein Sman »Und wie denken Sie und Friedrich darühek?« . »Ich meine, wenn nur erst Ter kommt, welcher wirklich der Rechte ist, « so werden schon die verständigen Vor- « stellungen der Herrschaft den Sinn des Fräuleins ändern. Und der Rechte tommt gewiß einmal! —- Aber da stehe ich hier und verplaudere die Zeit, und lasse da Fräulein die Arbeit allein tauchen! Schönen guten Morgen, Herr Justitiar!« Die letzte Rede der Alten erregte mir Gedanken und Empfindungen die mir aanz neu waren. Aber nur kurze Zeit überließ ich mich denselben. »Damit ist gar nicht zu denten,« sagte ich kopfschüttelnd zu rnir selbst und pfiff die Melodie eines fröhlichen ·Kommersliedes, während ich einfache Toilette machte. Nachdem ich das Zimmer verlassen, fand ich Johanna bei geräuschloser und doch emsiaer höuglichek Thiitigteit,»in der sie sich durch mein Kommen nicht stören ließ, die Tante zum Ausgehen bereit, urn einige Besorgungen in der Stadt zu machen, und den Onkel mit der Zeitung auf der dem Garten zuge tehrten Veranda des hauses. Zu die sem gesellte ich mich, und wir sprachen siiber politische Angelegenheiten — Da Christine und ihr Sohn Fried rich eine nicht aanz unwichti e Rolle bei den hier erzählten Ereigni en spie len, so sei auch ihrer« hier ein wenig eingehender gedacht. Ehristine war die erste Magd im ausstande meines Onkels gewesen. ie bekleidete diese Stelle treu und red lich mehrere Jahre lang, bis sie sich verheirathete Auch dann noch ging sie tin Düring’schen hause ein un aus, und als ihr Mann nach kurzer Ehe stets-, einen dreijäheisen Sohn hinterlassend trat sie aus suns inei nes Dersel- irnd en damals reit ItZIWt erstes in in ihre M iete See-m erteilt see bald der ic— ass ersolgende Tod der iejteren und. die spätere zweite Heirath ihres Brod herrn änderte nichts. Meine Tante wußte die treue und brauchbare Dienerin zu schätzen. Herrs Düring nahm sich des kleinen Friedrich - väterlich an: er ließ ihn bei der Mut-; ter. und es war seine Absicht, ihn für; das Comptoir aus-bilden zu lassen, uml er dann leicht siik dessen spätereszort-: kommen hätte sorgen können. Allein der heranwachsende Knabe zeigte einen so starken, i der That» unbesreabaren Widerwillen gegen jedes Beschäftigung, welche rüstige Beide-! gung in freier Luft ausschlag, daß der« Onkel seine Absicht aufgeben mußte und ihn mit der Zustimmung seiner Mutter zu einem Gärtner in derStadt in die Lehre gab. Wie seine Mutter während ihresEhestandes, blieb Fried rich auch jetzt dem Düring’schen hause nicht fremd. Sein damalige-z Ver hältnisz zu mir, dem Altersgenvssem zu Oermann und Johanna ist dem Leser bereits bekannt, und das zu der Lehteren änderte sich auch nicht« als er die Lehrzeit bestanden und nun, ein traftvoller junger Mann, als tüchtiger Gärtnergehilse aus eiaenen Füßen zu stehen vermochte. So stark, wie sein Widerwille gegen das Stubensixrn tvar seine Anhänglichkeit an die ti rinn'sche Familie und die Zärtlichkeit für seine alte Mutter. Aus dieser Ur sache schlug er trotz der drin ndsten Vorstellungen mehrfach dort ilhafte Berufunaen nach außerhalb aus und freute sich, dafr ihn das Los-s vom Militärdienste befreite, dem er sonst nicht abgeneigt aewesen wäre Solche Anhänglichkeit an sein Haus und die aus derselben hervorgegange nen dielfachen uneigenniihigen Dienste zu belohnen,ffand mein wackerer OnkelL erwunschte Gelegenheit, ais er die Gartenbesitiuna außerhalb der Stadt dar dem Seethote erwarb. welche ihm und seiner Gattin nach einem langen und tbätigen Leben zum Ruhefitz die nen sollte. · Friedrich erhielt den ziemlich großen Gatten, welcher an Obst, Gemiisen und Blumm einen reichen Ertrag ge währte, gegen die Verpflichtung, fiir den Bedarf der Brodherrschast an den Eezeuanissen des Gartens und neben dem Nüdlichen auch für das Schöne hinsichtlich des 'etiteren sorgen, ohne eine weitere Einschcantung zur belie bigen Nugnießung Ein außer dem Wohnhause der herrschait auf dem Grundstücke belegenes Häuschen nebst Zubehör ward ihm wohnlich hergerich tet. Nunmehr in einer austömmlis chen und unabhängigen Stellung, nahm et auch ein schmuckes junges Weibchen. Durch underdrdssenen Fleiß bei großer Geschicklichkeit und gründ lichen Kenntnissen erwarb er dem ihm anvertraut-en Garten bald in der gan an Umgegen einen ausgezeichneten u. Ei braucht nicht erwähnt zu wer den, daß seine jetzige Glückslage, wel che er der Güte des Herrn Düring derdantte, seine Anhänglichkeit an die sen und dessen Familie nicht vermin derte.— Jch säumte nicht« die unumgiingli chen Anstandsdesuche zu machen; der erste derselsen nalt meinem würdigen Vorgänger. Der alte Herr sfiihrte mich in den Thurm am Seethor, welcher, wie erwähnt, jent wieder der Sitz des iustizamtes war, zeigte mir alle La talitiiten desselben, stellte mir das Per sonal vor, welches aus dein Attuar, dem Gerichts-dienen der zugleich Ge fängnißwärter war, dem Boten und einem jungen Copisten bestand, erbot sich zu allen, mir hinsichtlich meiner neuen amtlichen Stellung wünschens »-»«t-— M214L-:l..---- k4-II3- —-- -- .chlqclt JJUHVLUUHFIJH Hqu est-« un heim. oen Verhandlungen an oen bis tu meinem Amtsantritte noch übrigen Gerichtstagem deren zwei in jeder Woche angesetzt waren, beizuwohnen uno erwies mir auch in der Folgezeit manche onntenHwerthe Gefälligleit. Von oen übrigen Personen, Dencn ich in den ersten Tagen nach meiner Ankunft Besuche abzustatten hatte, tann ich hier füglich schweigen. — Onkel uno Tante brachten mir meh rere Wohnungen in Vorschlag. Wir haben bei Der Wahl Daraus Beoachi genommen, oasz Du bald hei rathen wirst,« sagte oer Erstere, als diese Frage in Abwesenheit Johanna g zur Sprache kam »Jn Deinem Alter und in Deiner Stellung taugt oas Junggesellenleben nicht mehr Tu hast doch gewiß schon Eine in Deinem Her gen bie für Dich paßt uno die nichts dagegen hätte, Frau Justitiarin ge nannt zu toeroen?« ch konnte die aufrichtige Antwort ert ilen, daß dem nicht so sei. war hatte ich manche reizende uno lie nö würdigd junge Dame kennen gelernt, werth es Strebens nach ihrem Besthe, und nicht alle diese hatten den jungen Juristen mit gleichgiltigen Blicken be trachtet. Aber es hatte wohl an mei ner Er iehung geleg en, daß Lieben und eirat n mir zwei durchaus untrenns are Begriffe waren, so baß der leh tete dem ersteren erst seinen Jnhalt Lob Da nun bis oor ganz Kurzem sitt mich die Möglichkeit der Ehe in; weiter, ungewisser Ferne gele en, so; hatte auch die Liebe über en keines herrschast aewinnen können. » «Jch besise weder Neigung, noch Anlagen zum sag est o l«zen, erte ichebenso aufrichtig im weiteren lause dieser Verhandlung; »abertch b heauch keine Beranla ung, mit der hl der Gefährtin te das Lebe Rest-W inetlen Unde unt-e net te oder tn jener seist de, so Mir-be ich hoch die Consolidirung meiner Verhältnisse abwarten, bevor ich ur Hochzeit schritte;» und darüber m" te leicht ein Jahr hingehen." Lehtere Behauptung stellte ich im Grunde nur aus, um nunmehr mit der Mittheilunq herausriicken zu können, daß ich mir bereits das oberste, jetzt unbenuhte Geschoß des Gerichtsthurs mes zur Wohnung ersehen. Aus vier zusammenhängenden wenn auch nicht eben roßen Zimmern bestehend, deren Fen er na ebenso viel Richtungen hinausgingen, ge währte mir diese Wohnung Alles, was ich in dieser Hinsicht bedurfte und liebte: genügenden Raum, die beste Sicherheit gegen unwilltvmsmene Stö rung bei meinen Arbeiten und Stu dien, namentlich Seitens zudringlicher Parteien: Licht und Lust: eine weite Ausschau über Feld und Flur, Wiese und Wald, See und Fluß. Jch konnte von hier aus im eigentlichen Worts sinne den ganzen Kreis meiner amtli chen Wirksamkeit übersehen, sobald ich nur ein Fernglas von mäßiger Trag weite zu Hülfe nahm. Jch konnte tecn besseres Schutzmcttel finden gegen lästige Petenten. deren Zudringlichkeit; ich in meinem Amte ausgesetzt war,z als den alten Melzer, den Gerichtsdieij ner. welcher als Bewohner des unterenj Geschosses die Pforte des Thurme-. bewachte und dessen riistige und ver-; ständige Ehefrau sich auf meine Lin-H frage gern bereit erklärt hatte, die: Milbe meiner Bedienung zu überneh men Die Thurmtvohnung also entsprach so sehr meinen Bedürfnissen, wie mei-; nem ein wenia zur Romantit hinnei genden Geschmack daß ich keine ihr ähnliche in der Stadt zu finden erwar-" ten durfte und mich förmlich in sie verliebt harte. Der Onkel, nachdem er die Raume besichtigt, stimmte mir bei: Johanna meinte, ich müsse am besten wissen« was sich für mich schicke, und wußte; die ängstlichen Besoranifse der guten Tante und der alten Christine zu ver-; scheuchen; mein würdiger Vor ängerj fand die Jdee, innerhalb der Bauern; des Schauvlatzes meiner amtlichenj Thätiateit zu wohnen, bei meinem ehelosen Stande ganz praktisch; Fried rich versicherte, dass er an meinerStelle leine andere Wahl treffen würde. und um das Urtheil «der anderen Leute tümmerte ich mich nicht. So wurden denn die nöthigen Handwerler bestellt, welche ihre Arbeit unter der Aussicht und nach den An gaben meines in solchen Dingen sehr ersahrenen Onkel-?- schnell sbrdertem und nach dem Letzteres setzten meine Tante und Johanna das Wert bisf zu dessen Vollendung fort. J Am ersten Tage des Juli wurde ich durch einen reichsgrii lichen Bevoll mächtigten und einen ommissiir des preußischen Ober erichtes, welches in Iustizsachen die berhoheit des preu ßischen Staates über die untere Gras schaft Z. zu vertreten hatte. in feier licher Weise in mein neues Amt einge führt, und eine Woche später schon« konnte ich meinen Einzug in meine hochgelegene Wohnung halten, deren Raume die Sorgsamkei: meiner Ver wandten, zu denen ich auch Johanna rechnete. zu einem freundlichen Da heim gestaltet hatte. Die Bewohner der unteren Graf schaft Z. waren in der überwieaenden Mehrzahl sriedfertige Leute. Die Po lizei ward musterhaft verwaltet. Schon vor der Mediatisirung war hier das preusziiche allgemeine Landrecht eingeführt worden« neben welchem nur noch einige Gewohnheitsrechte Geltung» anm hatt-. in welche ich mich mit Hülfe meines würdigen Vorgängers in kurzer Zeit hineinarbeitetr. Keine Sache von größern Wichtigkeit harrte bei meinem Blmtsantritte der Erledi gang. Unter diesen günstigen Umständen blieb mir viel Zeit übrig, von der ich einen Theil zu meinem damaligen Lieblingsstudium verwandte, zu wel chem mir die tt ·ne, aber auserwählte, bereitwillia zu meiner Verfügung ge stellte Bibliothet meines würdigen Voraängerg. die ausgezeichnetstenGer manisten umfassend, die willtommenen Mittel bot. Es fehlte mir gleich in der ersten Zeit nicht an passenden Belanntschaf t.n, besonders unter den jüngeren Be amten, und ich entzog mich denselben keineswegs-. Am liebsten jedoch brachte ich meine Erholungsstunden bei und mit meinen Verwandten zu. Aufrichtig sei es hier gesagt: der Magnet, welcher mich fast täglich, und wäre es auch nur aus eine Stunde e wesen, nach der hübschen Garten e sthung vor dem Seethore hingeg, hieß Johanna. Wie anders war sie jetzt aber auch, nlö in ber Zeit vor sieben fahren! Der, wenn immerhin milde, o doch nicht eben anziehenbe Ernst, welcher das junge Mädchen damals nicht der ließ, kam jetzt nur noch bei besonderen Anltåfsen zum Vorschein; ein san ter Fee inn belebte jebt ihr ganzes e en und stand ihrer lieblichen Erschei nung um Entzücken schön. Sie machte kein hl daraus, das sie mich gern sah; und indem sie ihre Meinungen nnd Ansichten iebt den metnigen wil li unterorbnete, schien sie in mir den »li irren, erfahreneren Bruder zu ehren, »der ein unbestreitbarei Recht auf das Vertrauen der jüngeren Schwester habe. In diesem Sinne nahm wohl such hie tleinen An merkseun ten hin, die ich the unabl- zrr widmen be rntibt war. Ich ltse mich nirgend wohler. ols in ihrer Nähe; misse kittmmt beaab ich mich Abends zur I»R«ube, wenn der verwichene Tag mir lnicht ihren Anblick, nicht den Klang jihrer Stimme gewährt hatte. z Nun werden die Leier glauben, daß ich in Johanna verliebt gewesen. Aber mit nichten war dies der Fall; oder doch. io war ich mir dessen weni siens nicht bewußt. Miialich, daß i da smalz die Frage, ob ich Johanna liebe, wenn sie mir von Jemand, oder auch von mir selbst vorgelegt worden wäre, unbedenklich mit Ja beantwortet hätte. Aber Niemand stellte mir diese Frage, oermuthlich, weil man sie für über flüssig erachtete: und ich selbst befan gen in der oben erwähnten, gewiß von den meisten Menschen als altsräntisch betrachteten Anschauuno legte mir nur einmal und gewissermaßen unwillkür lich die Frage vor, ob ich Johanna hei rathen möchte. Erschrocken rief ich mir ein Nein zu. Jch hatte ein Gefühl, als handle es sich um ein Verbrechen gegen Johanna, um einen Frevel ge gen ein Heiliathumt Jch hijtte mich des Glückes, welches ich in meinem gegen wärtigen Verhältnisse zu Johanna fand. für unwiirdig erachtet, wenn ich mir folebe Frage hätte wiederholt dor leqen können. Mancher Leser wird dar über lächeln: aber ich empfand and dachte damals eben nicht anders — in Be ug auf Johanna. ein hier aeschildertes Glück sollte nur von kurzer Dauer sein. Bevor ich jedoch die Veranlassung der Störung desselben mittheilen tann, muß ich von einem Giftmordproceß erzählen, der damals in jener Gegend ungemeines Aussehen erregte, und auf das weichen meines ganzen Lebens von großem Einfluß war. Entsetzung folgt.) --—-..—.-—-— Die tut-helfen. Ein sehr anschauliches Bild von den Fortschritten des Alkoholismus in der Normandie entwirft ein Bewohner von Coutances im »7igaro«. »Die reiche Ernte von Aepfeln läßt wieder die Frage des Eigenbrenner Privileaiums aktuell erscheinen«, schreibt er. .Ueber all ertönt der Ruf: »Das Land ist in Gefahr!« Man eröffnet einen wahren Rreuzzug geaen den Altoholismus und die Weins und Spritgroszhiindler protestiren täglich gegen das Gesetz dont 29. Dezember 1900, das sie mi nirt; fte verlangen stiirmisch die Besei tigung des EigenbrennersPrioilegiumH und haben sich dem in Paris im April d. J. gebildeten Nationalkomite ange schlossen, das bereits 117 Shndikate um sich gruppirt hat. Wie nothwendig ein schnelles Einschreiten ist, erhellt aus folgenden Angaben. Seit 1869 ist die Zahl der Eigenbrenner von 90,869 auf 925910 gestiegen; die Million wird also nicht mehr lange auf sich warten lassen. Jn den Dörfern erfekt die Flasche Aepfelbranntwein, » a blanche« genannt, den legendärengåinm trug mit gutem normännischen « ere«, der in den Liedern so hoch aefeiert wird. Der Taglöhner erhält dieses Feuerwasser als Bezahlung und trinkt es gern; man gewöhnt selbst die Kin der an dasselbe. Neun Millionen Liter Branntwein aller Art werden in unse rem Departemnt allein tonsumirt, was auf den Kon der Bevölkerung jährlich die Kleinigkeit von lR Litern ergiebt. In einer Küstenortschaft mit 1600 Einwohnern zählt man beispielsweise 100 unheilbare und 700 Gewohnheits irinker, davon ein Drittel im zartesien Alter, und aus 50055amilien tonsumirt die Hälfte jede 800 Liter Alcohol jähr lich. Die Folqe davon ist, daß unsere Bevölkerung von ei()(l,tt()« Seelen vor 50 Jahren auf Music-) zurückgegangen ist« Und fie sinlt noch immer weiter. Unsere Parlamentgrier tiiminern sich aber nicht darum, dass dass Debatte ment und die ganze Normandie vom Altoholismus aufgezehrt miro.« Of— — Dte China-sen tu Amerika. s Der chinesische Gesandte in Wash ington, Wu Tu Fang, hat gegen das summarische Verfahren der einfachen Verlängerung des ChinesensEinwaw derungsverbotes Protest eingelegt und bittet darum, daß ein Congresz:«21u·gs schuf; sich wenigstens die Mühe nehme, durch Untersuchung festzustellen, ob denn in der Anwesenheit von Chinesen in diesem Lande der Bevölkerung wirt lich der Schaden erwachse, den man damit verbunden glaubt. Er ivird da sitr im Eongreß weni Gehör finden, denn die öffentliche Eteinung ist im mer noch gegen das Eindringen asia tischer Elemente in die verschiedenarti gen Massen des nationalen Schmelz tiegels. Einen ähnlichen Protest, dem aber nicht die Form eines solchen ge geben ist, bringt im Januarheft desj »Forum« ein moderner Chinese, Satt-J howe Bang, der ohne seine Absicht mit einem Wort zu verrathen, eine Cha rakteristik der chinesischen Einwande rung und des Chinesen in seiner Jn dididualität bringt-, die an das Billig teitsgestihl der Ameritaner appelliren soll. Die Schuld an der chinesischen Ein wanderung trägt, nach dieser Darstel lung, der Ameritaner selbst. Als die Central Parisir-Bahn gebaut wurde, und es an Arbeitskräften fehlte, nur 800 weiße Arbeiter zu haben waren, wo 10000 gebraucht tout-den« holte man fix chinesen aus der Provinz siwangs uns. Eine S ifssladun nach der anderen wurde n dort na iSan Fraueiseo gebracht. Die Erbauer der Dahn fanden ihren Profit dabei. Der chinese erhielt 35 Dollars die Woche und mußte sich selber belbftigen, der weiße Arbeiter hetam 45 Dosarl und Unterhalt. Als die Bahn fertig war, wurden die Chinefen, 10,000 an der Zahl, ihrem Schicksal überlassen. Sie mochten sehen. wie sie sieh durch sehlugen Die Rhedergesellschaften aber setzten die Einiuhr fort. Jede Ladung brachte ihnen Profit und so überflu iheten sie mit einer neuen Zuwandei rang die Pacisictiiste. Gleichzeitig sehte vom Osten her, oft mit llen Mitteln der Rettame, geforderte n wanderung nach Calisornien ein, und die Folge war, daß die neuen An tommlinge fiir die Arbeit, die sie zu unternehmen gedachten, schon Chi nesen arn Piave fanden. Aus dem Wettkampf um das tägliche Brod entstand die »Sand ot« Agitation, die in dem Schiagwort: »Fort mit den Chinesen!« gipseltr. Eine Congreß-Untersuchung vom Jahr 1876 stellte die Zahl der im Lande an wesenden Chinelen auf 117,331 fest; seht beträgt dieselbe ungefähr 100,000. Der Bewegung Folge gehend, verbot der Eongreß die Einwanderung der Chinesen und versagte den Anwesen den das Recht der Naturalisation. Ohne Arbeit bei dem Bahnhau such ten die Chinesen andere Beschäftigung, sie beanügten sich mit der niedrigsten, die der Weiße nicht thun mochte. Da her der Chinese als Wäscher. Koch und haushedienstetr. Seine Fähigkeit ali Bodenarbeiter erwies er, als einem Unternehmer die Entwässerung der Marschen im Delia des Sackamento und San JoaquinsFlusses übertra gen wurde und dieser Chinesen an stellte. Es bitdeten sich tteinere Ge nossenschaften unter ihnenL die Unter Contracte annahmen Mit sinniger Arbeit in sumdsiaer MalariagGegend wurden siins Millionen Acres Marsch in Farmen und Gärten verwandelt, die den Reichthum des Staates um 8289,'700,000 vermehrten. Als pral tische Verwerther auch des Geringsten wendeten die Chinesen fich- den Berg wertdistricten zu, wo sie aus den Ab sällen der von den Weißen betriebenen Goldwäschereien noch genug heraus suchten, sie siir ihre bescheidenen An sprüche zu bezahlen. Sie zeigten sich auch schwererr Arbeit gewachsen und der Weiße iibertrug ihnen, was ihm selbst zu zeitrauhend oder unbequem war. Aber sie schienen doch den Er werb zu bedrohen. Ein Gesetz vom Jahre 1885 sorderte von jedem Aus länder, der das Bürgerrecht nicht er werben tonnie. wenn er dem Mitten betriebe obliegen wollte, eine Steuer von vier Dollars den Monat. Dar aus entstanden viel Streitigkeiten, die schließlich zu den Unruhen führten, in welchen der Chinese wie vogelsrei ge heht und niedergeschossen wurde. Und doch hatte er im Bergbau den Reich thum Calisornienö um mehr als zwei Millionen vermehrt. Was der Chinese als Farmarbeiter, als Obst«iichter, besonders im Wein- « ban, geleistet, wie anstellig er sich in der Fabritation in verschiedensten Zweigen aezeigt, führt Sunnhowe Pang des Weiteren aus, erzählt von ihrer Fruaalität und der Anhänglich keit, die sie als Dienstboten aufweisen. Sie würden, meint er, besser treu-är digt werden, wenn wir ihnen nicht so sremd geaeniiberstönden und sie uns, zwei heteroaene Elemente, die sich, ohne auch nur einen gemeinsamen Zug, nicht verstehen. Er nimmt seine Landsleute auch gegen den Vorwurf geiziger Le bensweise und schlimmer Laster in Schutz. Untenntnisr ihrer Eigenart habe das Vorurtheil erzeugt. Und die Geschichte von den »Sech5 Compo nies«, die angeblich vao gemeine Volk der Chinesen nach einem »Padrone System« regieren, erklärt er siir eine Fabel. Es seien aeaenseitiae Hülsss aesellschasten nach Art der Gilden. die siir vie Wohlfahrt ihrer Mitglieder soraen Der Verfasser hat sich viel Mühe ge geben, seine Landsleute dem Interesse des aineritanischen Volkes so nahe als möglich zu bringen. Aber viel Erfolg darf er sich davon nicht versprechen. Das Voriirtlseil ist einmal da. Das Publikum venlt eben, wie es in Ro land ver Roßlamm heißt: »Wir lesen die schönen Verse, wir kaufen das Pserv doch nicht.« - — --—--.--— — Dte amerikanische Textilszuvnstrie. Der Totaltverth der Produkte ver Baumwoll - Industrie für das Jahr 1900 tvird nach Zusammenstellun des Census - Bureaus auf 8336,97 ,882 veranschlagt, eine Zunahme von 25 Nroeent im Vergleich mit dem Jahre 1890. Die Zahl ver Fabrilen ist 1051, eine Zunahme von 16 Procent; das angelegteCavital bezisserte sich au M7,240,157, eine Zunahme von 3 Procent; vie Kosten der zur Verwen duna gelommenen Stosse stellten sich aus 8176,551,527, eine Zunahme von 14 Procent. Die Zahl ver Arbeiter stellte sich durchschnittlich aus 30«2,861, eine Zunahme von 38 Prozent; der Gesammtlohn bezisserte sich aus , 384,532, eine Zunahme von 86 ro eentz die szjahl der salarirten Auge ell »ten stellte i aus 4996, ihr arnmt ;aehalt beziserte sich aus N, ,129, eine Zunahme von 117 Procent. ——-————· -.-———-s Frankreichs Kredit ist« troh seiner gewalti en Schulvenlast, immer noch an eze chnet. Am 28. De mber tout die dreivrozentige Anlei von M,000,000 one-, nel sur U un der Ko des Ae ges Eh na tätigen-now word« mal Iderzeich .