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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 8, 1901)
Essig lasset .-.-4.... Aus dem Iranziisifchen von J ea n R a m e a u. -—-—..O-... Ynes von Olaberrid war auffallenv schon. hoch, schlant, brünett. mit fei nen Gesichtsziigen und wundervollen buntelblauen Augen. hatte sie Franz von Blisrieun als er sie zum erst-n Male auf dem Balle der spanischen Ge fandtfchaft erblickte. völlig bezaubert. Er ließ sich vorstellen und war so ent zückt, daß er ihre Eltern tennen du let nen wünschte, die zu den aeachtetsicn Familien gehörten. Nach einigen Mo naten hielt er bei ihnen um die Hxnr ibier Tochter an. Sein Antrag wurde freundlich aufgenommen: Jneiz liebt-« ihn, und die Trauung fand an cinrm schönen Aprilfonntag fiatt. Franz von Bleirieur besaß in der Anbergne. arn Abhange eine-s Berge-T mitten in einem Tannenroalde gelegen ein altes Schloß-, dort wollte er rnil feiner geliebten Jnes die Flitterivrchen verbringen ; die junge Frau gab freu dig ihre Zustimmung dazu. Jn der Anoergne hatte es an ihrem Hochzeitstage geichneit Als sie dor1 anianren. fanden sie die Berae in ihren weißen Winterfchmuct gehüllt Die letzten Tannen gani oben auf vers-vis fahen wie Zuckerhiite aus. Welche Ein famleit! Welche Stille! Alles Leben fchien verbannt zu fein von diefen Fel fen, lein menschliches Wesen war rotil und breit auf den fchimrnernden Sita fzen zu sehen· Die Sonne bestrahlt vier oder fiinf Tage all dieie ichnetbei deckten Berge, und das Thal ringsum glänzte und funkelte wie herrliche Dia rnantfelder. Eines Abends erhielt Franz von fei nem Vater einen Brief, doch als er ihn lesen wollte, konnte er die Schrift nur rnit fchwerer Mühe entziffern. Als fee drei Tage fpiiter einen Aueflug in ri: Berge machten, ftoioerte er an einem Steine. den er nicht bemerlt hatte, unt wäre beinahe gefallen. Die folgende Wache tani ibin seine junge Frau ern mal in der Abenddiiinmeruna im Parl entgegen, doch er erkannte sie erst. als sie dicht vor ihm stand. Nun wurde :I’-- t Iqlls WIIBSs Was ist denn mit mir ? Werde ich blind? Trug er sich besorgt. Seine Augen waren nie besondtrs gut gewesen, und seiner Mutter, der e·r ähnlich sah, war, als sie mit vierzig Fuhren gestorben war, das Gesicht chon seit lange außerordentlich ge schwäche. Bald iiihlte er ein unerträgliches Prickeln in den Augen. Jnes erlchral. Lehren wir sofort nach Vari- zurück, sagte ste, um dort einen Augenarzt zu lonsultiren. Sie reisten ab. Ein Spezialist un tersuchte leine Augen, sprach mit wich tigthuender Miene imponirende wissen schastliche Worte unternahm eine OPE ration, und nach sechs Monaten war Franz v. Blörieux vollkommen blind. Blind mit achtundzwanzig Jahren. « ...... Er sollte niemals Jneg wieder sehen seine geliebte Jnes mit den wun dervollen Augen !.... Ach! warum war er nicht lieber gestorben ? Sie tiifzte still weinend seine Augen, die armen erloschenen Augen, welche ne so sehr bewundert battenx er seufzt-. schwer bei der Berührung ihrer liißen Lippen, deren strahlende-z Lächeln er nie mehr sehen sollte. und schluchzte hoffnungslos. Ach, wie unglücklich bin ich dom! Wie namenloe unglücklich! Du bist in schön. Jnee so schön! nnd ich soll do rauf verzichten miiisen Dich zu sehen, mich an Deinem Anblick zu berauschen. Nie wieder mein Gott nie wieder wer de ich Dein siiszee Angesicht sehen, Dein wundervolles haar, Deine himmlischen Aug en!. »O wie freudig hätte ich ans Alles, Alles oeriichtetl Das Tageslicht das Grün der Bäume, die Pracht der Blumen — wie gleichgültig wäre es mir, sie nicht mehr zu sehen .. .Doch Dich. .Dich!. leotts was habe ich verbrochen?! tmthes tiißte ihm die geschlossenen a- k- ...-— ...·-·I-—--h Wllllpclss ulls statt-( suriuth tun-»un ihre Lippen lieber-alle Worte flüsterteii· hoffe« Geliebten Du wirst vielleicht recht bald genesen, und wirft mich dann wieder sehen, schöner denn je. Hoffe, mein Franz! Und Franz fühlte, wie Jene-T Thrä rien feine todten Augen benetzten I Jahre vergingen. Franz v. Bleirieiik Zustand hatte sich nicht gebessert, er war noch immer blind. Die Gedanten feiner Frau waren immer damit he fchiistigi, etwas Neues zu ersinnen, das ihn feiner Schwermuth entreißen und ihn zerstreuen könnte. Sie musizirte viel, lae ihm dor, und fo oft sie ans ging, brachte sie ihm Blumen mit, de ren töftlichen Duft er mit Wonne ein athrnete, wenn er ssie auch nicht bewun dern ianntr. Hie und da tanien einige intimere Freunde, welche ein bischen Fthlichteit ir« Haus brachten. Und Franz fiihlte es an dem Klange der Stimmen, welche Jnes umgaben, wie fchiin sie noch im mer war. Eines Abends las sie dem Blinden, bei dein Scheine einer tleinen Lampe, am Kopfende des Bettes var; plödlich hemertte sie Flammen an der Spitze des Lampenschitnies emporzilngelm Entseit warf sie das Buch hei Seite. Was ist gefcheheni fragte Franz er scheuten Ver Lampenschirint Der Lam seeisckiieni brennti . . . Und er hörte seine Frau auisvrin en, in die Flammen blasen nnd weglau en; . im Nebenzimmer schrie sie plötzlich aus. Was sehltDin Jnegi ries Franz erhieichend. Er sprang aus dem thie, ging tap pend aus das Nebenzirnmer zu « und als er die Thür öffnete, schlug ihm eine unbestimmte Rsthe entgegen. Seine z Augen« die blinden Augen, nahmen eine weniger schwarze Dunkelheit wahr. Feuer! Feuer! schrie er Jnes, wo bist Du? Tiener eilten herbei, groß-: Einst-: voll Wasser wurden in’s Zimmer ar aossen und allmählig v:rfrh!va:id die Röthr. Frani wurde von seinem Kammer diener in's-· Bett zuriickgefiihrk man sagte ihm. daß das Feuer gelöscht sei und daß die gnädige Frau einiae leichte Verletzunan erlitten habe. Er wollte Jnes gleich aussuchen, man lief-, ihn je doch nicht zu ihr. Jn den folgenden Tagen tam Jnes sehr selten zu ihm; sie wollte sich nicht umarmen lassen, gestattete ihm auch nicht, ihr Gesicht zu berühren; nnd ei nige Zeit hernach äußerte sie den Wunsch. Paris gänzlich zu verlassen nnd ihren ständigen Wohnsitz in der Auvergne zu nehmen« Franz war darüber sehr erstaunt; warum suchte sie die Einsamkeit, sie, die so schön war, und von Paris und seinen Festlichieiten so rsntziicktiS Er ahnte irgend einGelJeimniM aber Jnes Rest sich nun wieder umarmen und bald vergaß er ihre unerkläriiche Kälte-, die einige Wochen angedauert hatte. Sie reiste-n in die Anrergne und die Jahre versirichen langsam und traurig. Franz zählt-e nun schon sünsundvier Fig Jahre Und nes alterte auch; er aber stellte sich te noch immer so wie ehemals vor: jung, lächelnd, strahlend. Das Bild ihrer Schönheit blieb unver anderlieh in seinem Gedächtnis einge prägt. Jneg hätte hundert Jahre le ben können, siir ihn wäre sie immer dieselbe-, die sie während des Honig lllcllccs lllclk, Ullo cc llcsle su- tuu ou selben unveränderten Liebe wie da malz I I Als Jnes eines Tages die Zeitung · las —- sie war damals vierzig Jahre alt -—- entloette ihr ein Artikel einen Z Hossnungsschrei. Es war in diesem vom herzoa von Cambridge die Rede. den man siir unheilbar blind gehalten. nnd dem eine Operation des Doktor Sunders aus Paris das Augenlicht wieder gab. O Franz, wenn Du auch geheilt wer T den könntest! ries sie, die hand ihres " Mannes liebevoll drückend. Sie suchte auch in anderen Zeitun - aen und snnd überall dieselbe Nachricht bestätigt. Die eine veröffentlichte so gar aus diesem Anlasse eine Studie, in welcher mehrere ähnliche Operatio nen besprechen waren. Wir miissen zu diesem Doktor! sagte sie begeistert . . . O Franz, wenn er Tich heilen könnte! Wenn er Dich hei len könnte-! ilnd Mnm sollte er es auch nicht iiinnent . . . Die Augenheil iunde hat ja in neuester Zeit so beden tende Fortschritte gemacht! . . . Mor gen Früh reisen tvir nach Paris· Und sie riisten ab. Isil stieqen in iinem hotel ab und nach einer Stand waren sie schon bei dem berühmten Arzte; dieser untersuchte genau beide Augen und sagte ihnen dann, sie mö ezen in drei Tagen wiederkommen er werde eine bedeutende Operation un tirnehnnn Jnes strahlte vcr Freude Wir dürsin a so l)vsfe,n Herr Pro ? srssork · Gewis-» gnädige Frau. Jch ver spreche zwar teine vollständiges Hei s lung; Jhr Wann besindet sich schon zu , lanae In diesem zustanin arg oatz ir die Fähigleit, vollkommen llar zu se len, je zuriiclbeiomtnen bannte-. Aber wenn auch das rechte Auge verloren ist. scheint mir das linle weniger beschä digt zu sein, und ich habe Ursache zu L elauben, das-, Ihr Mann mit diesem Auge mehr oder weniger deutlich sehin wird. Jch werde sehen! schrie H ran; ans, irii werde Wieder meine Frau sehen lenm«n?! Ganz gemiszl Der Blinde zitterte vor Freude O, Dant, Herr Professor-, Dant! staminelte er, die Hände des Arztes sue-» .d. Sie geben mir mit dem Au - aenlicht das Leben zurück. Es scheint «- mir, als ob ich seit zwanzig Jahren todt gewesen wäre. Dant! Er ging strahlend am Llrme seiner E glücklichen Frau: und schon im Wa gen, der sie ins Hotel zurücksiihrte, alaubte ir zu siihlen, daß sich seine Au Z gen iviedi r entflammten, sich unter den I heißen Küssen Jnes die an seiner Seite vor Glückseligkeit zitterte wun rerbar den Lichtstrahlen eröffnetm An dein bestimmten Tage um halb ein Uhr Mittags verlangten here und Frau von Bli rieur einen nWagen und oben dem Kutsckek die Adkissi des r. Sandeer an. . Rue de Lissabon Sobald der Kutschenschlag geschlos t sen war, nahm Jnnee die Hand ihres ! Mannes nnd hielt sie lange fest, ohne eine Wort su sprechen; als der Wagen an der MadeleinesKirche vorübersuhr , schmieate sie sich noch ärtlicher an ihn tm und sliisterte mit ver chleierter Stirn iT HFWG Ich wischte Dir etwas sa »Wie-i lraate er überrascht Und sitze Frau sagte, indem lie sich · ganz fest an ihn preßte: Du glaubst vielleicht. daß ich noch immer schön bin, nicht wahr? Natürlich, Geliebte! Ach nein, ich bin es nicht mehr.... Jch bin häßlich geworden und bald, wenn Du die Augtn öffnen wirst, wirst Du mich kaum mehr erkennen, mich vielleicht nicht mehr lieben!.... Jch möchte nicht« daß Du Dir zu viel Jl lusicnen machst. mein Franz. Jch bin schon iiber vierzig Jahre alt; hast Du daran gedacht? Ich habe Runzelm graue Haare . . . . Ach ja, ehemalsiwar ich hübsch, ich liatte schöne Augen, ein bliiltendesGesicht undSchultern, die Du auch neben dem weißen Schnee des Ge birges weiß fandest . . .. Weißt Du nach? Aber ich habe mich ieit fünf unt-zwanzig Jahren verändert . . . sehr verändert! . .. Und nicht nur das- Al ter trägt Schuld daran. Erinnerit Du Dich noch an jenen Brand? An den Lampenschirm der eines Abends Feuer gefangen hatte?... Jch habe es Dir nie gesagt.... Jch verbrannte mich, Franz, verbrannte mir das Gesicht Fast hätte ich das rechte Auge verloren, ich bin ganz entstellt . .. Beim Berüh ren hast Du diese Narbe, welche sich von der Schläfe zur Stirne zieht, nicht ent decken können. Wenn Du mich aber wieder sehen wirst, werde ich Dir viel leicht Entsetzen, Abscheu einflößenl . O Franz, Du wirst mich dennoch lie ben, nicht wahr? . . . . Ach, warum bist« Du nicht geheilt worden, als ich noch jung war! Du hättest meine Schön : heit nur allmälig verschwinden sehen und wärest weniger enttöuscht . . . · Der Blinde erlleichte, sein Gesicht ; wandte sich inttinltrnäßig Jnes zit, als wollte er die Runzelm die grauen Haare « und die Narbe, von der sie gesprochen · hatte. schon jetzt sehen. Warum hast Du mir dies verschwie " gen? frug er traurig. Um Dir keinen Kummer zu bereiten, H um Deine Liebe nicht zu verlieren; icb « limi- ln viel Mertb Innre-lief4 dah Du J mich noch immer ichän glaubtest! s Der Wagen fuhr soeben an der Au ? gustinerlirche vorbei. Die llhr des ’ lleinen Glockenthurms fchlug erst halb . Eins, Sie kamen also um eine halbe E Stunde zu früh an. Jneg trocknete Z rasch ihre Augen und klopfte mit dem Finger an das Glassenster, um den i Kutscher halten zu lassen. Sie wollte. i da sie genägend Zeit hatte, noch ein Ge ’ bet für das Gelingen der Operation « verrichten i Er hörte sie absteigen, den Kutschen ? schlag schließen nnd zur Kirche gehen. « Franz blieb allein, eine schreckliche s Angst bemächtigte sich seiner. Es wäre also wahr, Jnee bäßlichs - . . . Q, das unveränderlich schöne Bild. dao er von ihr im Gedächtnis- aufbe wahrt hatte! Der glänzende Altar, den er in seiner Erinnerung errichtet hattet All dies sollte nun zusammenstürzen? Aug der herrlichen, strahlenden Ine-« I sollte eine alte, häßliche und unkennt liche Jneo geworden sein? Und auch er war gewiß schon alt nnd häßlich geworden! Zicherlich wird sich ihm im Spiegel ein wider Ivärtiaet llnbelannter ieiaen, an Stelle deo blühenden. kraftvollen Mannes von einst! . « Er fseufzte tief auf und fühlte zwei s Stiche in seinen Augen. · Flatschen sagte er, sich hinangbeu ’ acnd, sobald Madame aus der Kirche » lommt, fahren Sie une- in«:—- Ftotel zu rück. Zehn Minuten vor ein llhr bestieg : Jnes den Wagen und einiae Minuten später befanden sie sich vor ihrem Hotel Nun, fragte sie höchst erstaunt, ha: mich denn der Kutscher nicht verstan « den? Und der Arzt erwartet uno un: ein llhr in der Rue de Lissabonl Wir gehen nicht mehr hin, sagte Franz, sie an sich drückend. Warum denn nicht? Ich entsaae der Operation Jcb J bleibe blind Du bist noch inntrer schön, Jne5, und Tit wirst ec- auch j ewig bleiben. —- Oto Itlaknin Uli its lich hell rie. J—.—-— l i Stizze von Liesbet Till. l s — —.o-— »Aber, Mietze, wie fiehft Du ioieder « au5!« rief Frau von Herweg entsetzt : - nnd hielt fich ihre ftrampelnde, zehn « jährige Tochter vom Leibe. Miene fah fliichtig an fich herab. f , Jhre weiße Schürze hing nur noch an » · einem Knopf. und der rechte Strumpf » : war gerutfcht. —— Ader Mietze machte das nichts· Sie glühte vor Vergnügen " und ihre Augen blisten fröhlich zu Ma ma auf, die in fchneeioeiber Toilette ! I mitten im Solon ftand und ihre Hand- ; k fchuhe anzog. ; »Mein Gott -- was haft Du wieder ! fiir Hände! So schwarz! Wo treibt » Ihr Euch nur immer herum, daß Du Dich fo zurichteft?!« ! »Ich fpiele mit Carl und bang und« » Fritz» .das find nämlich die Troja ner und dent mal —- ich —« Miene i fprang hoch vor Vergnügen —- ich bin » die Ajax —— ich trage die Fahnc!« ! Mietze war unglücklich, daß dies auf f Maan fo wenig Eindruck machte» »Ich wollte, Du hielteft einmal etwas ’ auf Dich —- und wäreft nicht »die s Ajax!«, fagte Mama klagend und nahm » ihren blüthentveifzen Sprtzenfchirm aus der Ecke. »Ich hätte Dich gern mit enommen, aber Du bift mit, offen ge tandem zu schmutzig-« Und damit ging Mama . .. Miene blieb allein zurück. Sie stellte vor dem Spiegel Betrachtungen an iiber Mamaö Worte. Was siir ein Ausdruck: zu schmutzig! Aber jeder mann sagte: »Mietze,· wie nebst Du «ioieder ausl« Die Mama sagte es, « Papa, die Köchin und Friedrich, der immer an seinen Livröetnöpsen putzte -- — --— und all die Damen, die zu Ma ’ ma kamen, und die Lentnants lachten, wenn sie ihr begegneten. Dem einen. dem frechen Schmettwin, hatte sie ac stern die Hand geben wollen· »Nicht mit der Feuerzange!« hatte der gesagt. Sie warf den Kopf zurück, nahm die Fahne « schüttelte ihre flachsblonde Miihne und tobte die Treppe hinun ter . . . Drunten vor der Thiir hielt ein viel löpfiger Zug oon Quintanern — mit Säbeln, Flintem Papierhelmen nnd einer Kanone . .. Kurz daran trollte der ganze Zug in Rcih nnd Glied auf der weißbestaub ten, sonnenbeschienenen Straße, die sich an den Gartenhecken dorbeizog . . . Sie sangen einen wilden Kriegsgesang — einc dichte Staubwolle hinter ihnen her H ... Voran ging die Ajax mit der roth jr weißen Fahne . .. ? Eine Stunde später stand Mietze : allein vor der Hausthür. Das war eine Schlacht gewesen heut! Auf ihren ! Schultern tlasfte es ang und verrathe risch. Ein Riß! Von dem Stachel « drahtsZaum den die Ajax im Sturm genommen hatte Der Komm war unterwegs verloren -- die Haare hin 1 gen ihr iiber die Stirn herab —- und Zbei jedem Schritt mußte Mietze den E rechten oder den linten Strumpf — sie hingen jetzt beide unten — herauszie hen . . . Die Knöpfe der gelberi Schuhe waren bei der Erstiirmung eines Stein ; hansens beinahe alle drausgegangen. f Daß Mietze jetzt im glühenden Son l nenbrand so reglos an der Hansthiir . requir, J naß geworden l I I I I s I I I I I lsull Iclllclc UlullLL VI( lUUl nämlich in einen Tümpel gerathen und Sie wollte sich erst trocknen, ehe sie hinausging —- und sich » Mama präsentirtr. Sie stand in der Sonne und zog « abwechselnd die Strümpfe in die Höhe » Da tam ein alter, weißhaariger Herr mit einem blauen Sonnenschirm jder seinen Hut in der Hand trug, lang :sam die Straße heraus Er tam nä her und näher Als er an der Haus thiir vorübertam, wo Mietze trocknete, stand er still und sah mit gütigem Lä cheln aus Mietze herab, was ihr äußerst peinlich war; denn sie war immer noch , nicht ganz trocken und konnte doch jetzt f den Strumpf nicht herausziehen. Der alte herr aber wurde aus einmal ganz ernst. Er griss in seine Westentasche und suchte ,,Da!« sagte er mitleidia nnd reichte Mietze ein Fünspsennigstiick Dann T ging er weiter. «brannte! .·. I l ..is)aus s Mietze stand eine Weile ganz starr . das Geldstiick in der band . Sie war seuerroth und wie das Geld Also so sah sie aug! Uno Sie schlich ins und suchte un sie sentte den Kopf .. . ganz still ... . bemerkt an Friedrich vorbeizulommem ; der in seiner tadellosen. grauen Librsse sich einen Scheitel vor dem Entr·'-espie: gel zog. Die Fahne vergaß sie. auf der Treppe blieb sie liegen Sie mußte an das Fünspsennigstück denten und wiirde immer daran denten müssen . . . - tis war zu schcnßlich gewesen so z was-! »Marie,« sagte sie verlegen zur Fedchim »geb wasch mich und tämm’ mich auch nnd näh’ mir die Knönic an — elf ich hineingelie zn Mama ---— ich schäme mich so . . .« -—-Oi.- - Llor dem Flitlieii. —-.-—— Liizze von C. W.Geis;ler. wh Jni Echöiiengrrictitgirnle des Amt-J gerichtg tvird die letzte der fiir den be treffenren Verhandlunggtag andernqu ten Sachen aufaerufen Der junne Zlnitsrichter nimmt ein dünneg Akten tcscitel zur Hand, blättert darin und txiilt es vor den Mund. um ein reale nientswidrigeg Gähnen zu verbergen. Jer eine der beiden Schlitten, ein Fa lsritant, iiberliest zum ioundsovielten Male die Handelsdevetchev sein-es Leib-— lsiatteg. sieht dabei mehrere Male nach Der Uhr und scheint durch die Berech nung des Zeitverlusteg, den die unum gängliche ilebernahme gerichtlicher tshrenämter fiir einen vielbeichäfiiaten Ziaatebiirger bedeutet. nicht eben er t-:.ut. Der zur rechten Seite des Amts richters sitzende Schöffe fällt durch das Juwonirende feiner Persönlichkeit, den nsartanten Ritnstlertovt aut. Der jetzt thetsiichlich so gut wie leere Zuschauer rnuin würde vermuthlich die Zahl ichirsärmerischer Damen nicht haben fas ten können, wenn man im Voraus da von unterrichtet worden wäre, daß heitre der beriihmte Heldendarstellcr B» eine lengjährige Zierde des Hoftheaters, das Amt eines Laienrichterg wahrzunehmen verpflichtet ist. Der Herr Hofschausdieler betrachtet mit unvertennbarer Theilnahme den jungen Menschen, der jetzt verlegen und uiit zu Boden geschlagenen Augen auf der Anklagebant Platz nimmt. Er macht T einen durchaus tnabenhaft - unbeholfe nen Eindruck, obwohl er das strasmiin dige Alter bereits erreicht hat. Die Ge schichte der Anklage selbst ist mehr ais alltäglich, eine Bagatelle von der Art, 1 wie sie Schöttengerichte zu Dutzenden zu beschäftigen .pflegt: ein Dummer jungenstreich, eine Unredlichteit, in ei uem Augenblicke des Verlassenfcirrs von allen guten Geistern durch einen ur schen verübt. der bis-irre mit Recht als das Muster von Wodlerzogenheit und « Ehrlichleit gegolten, Stoltz uno Stütze realicher Eltern zu werden versprochen latie. Das Verlor ergiebt nichts Be soncieres, das Gestäridniß. das der An « ers-klagte leise und mit verhattienen Tbriinen ablegt, macht weiteren Appa « rat überflüssig Der Vertreter der An klage, ein erst unlängst von der Univer sität getrmmener titeserendar· giebt der Sache mit vieler Umständlichteit das Gepräge einer Hauptattion, weist auf das Vedenlliche und Synivtomatische derartiger Fälle l;in. sür die das Rechts bewußtsein der gesunken Hälfte des Volkes ebenso Sühne zu verlangen br rechtigt sei Ivie sür irgend ein Kapitals verbrechen. Er beantragt eine em pfindliche Gesängnißstrase. Ein Ver tbeidiger ist nicht zur Stelle. Der «lmtsrichter erhebt sich geräuschvoll und zieht sich mit den beiden Schüssen in das anstoßende Zimmer zur Beratlning zu rück. Dort werden die von der vorigen Pause her noch gliminenden Cigarren in Brand gesetzt. Der Arntsrichter, in dem er das Streichbolz bedächtig aus bliist, ruft leichthim : « »Die Geschichte ist beleidigend ein-T sach, meine Herren, nicht wahr? Jch kais ohne weiteres daraus rechnen, daß Sie mit den Ausführungen des Herrn Staatsanwalts einverstanden sind, die sich übrigens ganz mit meiner Ansicht s von dem Falle decken ———«' ! Der Fabrikant nickt zustimmend I »Und Sie, mein verkehrter Herr B.«, s fährt der Amtsrichter zum Hosschau- l spieler gewendet fort, »sollten Sie wirt- ’ lich noch irgend welche Bedenken haben? s Jch stelle anen natürlich meine beschei- J dene Wissenschaft zum Zwecke etwa nö- I tlziger Beleuchtung und Information; mit besonderem Vergnügen zur Verfü- ; gung s—« ; Der Hosschausnieler. der bis dabin I in sich gekehrt und nachdenklich an dem ! zum Gefängnißbof binaugführenden i Fenster gestanden hatte, wendet sich um: I »Meine Aussche, Hek- Amiskichteke F T Vielleicht ist es Genie daß ich gerade in . unserem jetzigen Falle darauf einiges ; Gewicht legen möchte! Sie kennen mich J k gut genug, um zu wissen, daß ich außer ; meinem Künstlerebrgeiz nicht noch den i Ehrgeiz besitze, als Laie den gewiegten : Richter über etwa zu Berücksitigendes . bei Findung des Urtheils zu belehren. wünscht er es nicht? -—— dafz Schüssen und Geschworene nicht bloß Staffagefi— guren sind. und unter diesem Gesichts- » i l : Immerhin, der Staat wünscht —- oder I l i i ; punkte fühle ich so etwas wie eine in- l nerlicheVerpflichtung. anen eine kleine « : Geschichte zu erzählen. die vielleicht den . lirtheiissvruch über unseren armen Sünder draußen um einige Minuten ; rerzögern dafür aber auch, wie ich jetzt , Sie also gestatten » fd rn im Stillen zu lioffen wage, um ei nige Grade milder schaffen wird. Wenn « Der Amtsrichter verbirgt seine ner ; böse Ungeduld hinter einem verbind lichen Lächeln und sagt, indem er die Herren zum Niederfitzen ausfordert: »Aber natürlich! Solche Geschichtchen und persönlichen Erfahrungen find un ter allen Umständen interessant, sie tön nen unter gewissen Umständen thatsäch lich dadurch einen gewissen Werth be kommen, daß ein so beredter Mund s— Pardon, ich darf natürlich zum Voraus annehmen. dasr die betreffendeGeschichte äußerlich in einer gewissen Beziehung zu unserer Sache ——-« »Bitte darüber ganz unbesorgt zu sein, verehrter Herr Anitgrichter!« ent gegnet der Schauspieler und erzählt dann iolgendeg: »Sie wissen, meine Herren, daß wir ; Romödianten meist auf Umwegen zum J ’ leicht erinnern sie sich, meine Herren, Theater kommen. Was mich antangi, ro 4 war ich von meinem Vormunde zum Kaufmann bestimmt worden, und ich darf Jhnen veriichern, daß ich meine i Lehrzeit unter Raiseefäcken Herings trnnen u. f. w. gewissenhast absolvirt habe· Befürchten Sie nicht, daß ich Ihre Geduld mit Jugendeiinnerunaeii auf die Probe zustellen beabsichtige Nur eine aus eben dieser Zeit möchte ich herausheben die sich mir erneut wieder cufgedröngt hat« als ich vorhin unsern Herrn Staatsanwalt so feurig und de redt fiir das Schuldia unseres Delikt anenten plaidiren hörte. —« Jch hatte-, wie gesagt, meine kaufmännische Lehr ,ieit nahezu hinter mir, als ich zu einem hübschen und fittsamen Mädchen aus guter Familie eine zwar tnabenhafte, aber doch herzliche Neigung faßte. Viel aug Ihrer Jugendzeit, daß man in sol clker Situation häufig das lebhaste Be dürfniß empfindet, die liebenswürdige ,,«’flamme« durch kleine Aufmerksamkei ten und Geschenke zu noch intensiverer Leucht-« und Wärmelraft zu bringen. Nichts iit da so schmerzlich, als mit lee ren Händen zu lommen. besonders wenn man von Geburts- oder Namens tag des verehrt-en Geichöpichens unter richtet ist und lediglich gereimte oder ungereimte Glückwiinsche an io bedeu tungsvollen Tagen als Armseligteit empfindet. Der Wunsch, dem andern Geschlecht zu imponiren, liegt in unserer Natur« mögen wir nun halbwiichsige Jungen oder Männer in Amt und Würden fein. Nun denken Sie sich ei nen Kerl wie mi , in dem die Groß prahlerei des tün tigen Mimen bereits damals schon ahnungsvoll ihr Wesen titebt Jch versügte über keinerlei Mit tel, da mir mein hauöhälteriicher Vor mund das Wenige, was ich besaß, nur in homöopathifchen Dosen datreichte —- . einige Pumpversuche bei deren-redlich nicht besser situirten Kollegen scheiterten — der Geburtstag des Mädchens riickt heran — um es kurz zu machen: ich that in einem unbewachten Augenbliäi einen Griff —-—— bitte. erschrecken Sie nicht, Herr Amtsrichter —- einen Griff ir. die Ladentasse, ich beging ungefähr in demselben Alter, in dem sich unser Telinquent befindet, aus ähnlicher nichtiger Ursache, ohne das mindeste ver trecheriiche Motiv. ohne die mindeste Anlage zum Verbrechen einen gemeinen Diebstahl. Meine Beute fiel reichlich genug aus, so daß ich ein ansehnliche-Z Geschenk taufen konnte. Aber die Ent deckung meiner That ließ nicht lange cuf sich warten. Der Freundschaft, die meinen Vormund mit meinemLehrherm verband, meinen de- und wehmütigen Bitten um Verzeihung hatte ichs zu ver-: danken, daß sich nicht das Gericht mit diesem meinem Geniestreich zu befassen l)..tte, daß Sie, meine Herren, heute in meinen Personalatten nicht den Diebes inatel finden. Jch wurde natürlich als ein Unioiirdin aus der Nähe von kaufmännischen Geschäften und Kassen verbannt, und diese Verbannung war der Anfang meines Glückes, insofern sie mich zum Theater führte. Nichts liegt mir ferner, als meine damalige Hand-» lung zu beschönigen, aber daß ich sie· Jhnen heute gern und ohne Schamem pfindung eingestehe, daß ich überzeugt bin, dadurch nichts von Jhrer Achtung einzubiißen, das send Momente, die meines Erachtens bei Beurtheilung der That unseres armen Sünderieins drau fien mitsprechen sollten!« Der Hofschauspieler schweigt und blickt mit einer Art von heiterer Erwar tung auf den Amtsrichter, der der Er zählung seines Schäfer mit gesteigerter Aufmerksamkeit gefolgt ist. Der Fabri kant legt seine Cigarre beiseite, geht auf den Schauspieler zu, schüttelt ihm die Hand und sagt: »Ofsenheit gegen Offenheit, verehrier Herr B.! Es srscheint mir jetzt ganz selbstverständlich, daß auch ich hier et was bekenne, was ich bis heute ängstlich gegen Jedermann verschwiegen habet Als Fünfzehnjähriger entnahm ich der Briesmartensammlung eines Freundes die seltensten und tostbarstenExemplare, um vor einem anderen Freunde damit zu prahlen, Um sie einem dritten Freun de, dem ich, wie Sie Ihrem Mädchen, was Liebes erweisen wollte, zu schenken. Auch in meinem Falle bedurfte es vor sichtigster Jntervention meines Vaters, um die über meinem Dummeniungen topfe drohende gesetzliche Strafe abzu wenden.« Der Amtsrichter zwingt sich zu ei nem jovialen Lachen und ruft: . »Meine Herren Schösfen, ich muß zhr StolzgesiittL als ob Sie die einzi aen honetten Leute wären die in den Flegeljahren Mein und Dein nicht un terscheiden tonnzen, zerstören, und wenn die Zeit nicht drängte, zum Spruch zu kommen, könnte auch ich Jhnen eine recht instrultioe Geschichte von einem Gnmnasiasten erzählen, von meinem resten Freunde-, von mir selbst -—« Die Herren kehren in den Verband lnnggsaal 311riict. Der Staatsanwalt iter wundert sich nicht wenig, wie nach sichtia plötzlich der Amt-seichter in sei nein Resumcs den Fall behandelt. wie er mit schlecht verhehlt-tm Bedauern, daß er ,,de lege lata« nicht milder urthei !en könne. auf das niedrinste Strafmaß erkennt. CI DieAufhebungeinerWie n e r S p i e l h b l l e ist unter ausrev genden Umständen erfolgt. stehn Per sonen wurden festgenommen, einer gro ßen Anzahl Betheiligter gelang es, zu entkommen Die Spieler psleaten sich im Casss Malzer im Hernalsergiirtet zu versammeln und huldigten dort die ganze Nacht hindurch dem Hazard, biss schließlich die Polizeibehörde von dein Treiben Wind betam. Eine Anzahl Polizeiagenten machte sich in später Nachtstunde auf den Weg und drang, ohne das-, die Hazardeure eine Ahnung davon hatten, in das Lokal ein. Als der leitende Beamte den Spielraum be trat und die Auggiinge besetzen ließ, entstand eine ungeheure Vertvirruug,. Alles sprang von den Plätzen aus und suchte dac- Freie Tische die im W« e standen, wurden umgeschleudert, this ser und Geschirre sielen ilirrend zu Bo den. Da der Weg zur Thiir versperrt war, slijchteten viele Spieler aus den Abort und von da ins Freie. Der erste Augenschein ergab, daß hier dem uner. laubten Hazardspiel gesröhnt worden war. Jm Bestreben, sich in Sicherheit zu bringen, rannte ein Spieler in hest tiaem Ansturm einen Polizeiagenteu nieder. Zwei andere Detettivg mußten ihrem bedrängten Fiameradens Hilfe bringen. Die Polizeiorgane suchten überall nach den Hazardeuren wei junge Leute hatten sich in eine ob nung geslüchet, sich dort rasch entileidet und zu Bett gelegt. Jhre List versing aber nicht. Sie wurden ausgesundeu, zum Antleideu genöthigt und arretirt. Ein Dritter hatte in einem -«- Kasten seine Zuflucht gesunden. Dort sand man ihn zusainmengekauert sitzen. Ein Vierter lag unter dem Bette und konnte nur mit Gewalt hervorgeholt werden. Unter den Festgenornmenen, deren Zahl zehn betrug, befanden sich u. a. zwei Aerzte, ein aus Ungarn ausgetviesener — Taschendieb und ein sechzehnjähriger . Prattitant. An dem Spiele müssen in dessen noch mehr Personen theilgenom men haben; denn man sand nach et solgter Sistirung noch eine ganze Reihe überzähliger hüte und Mäntel.