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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (April 20, 1900)
- ---- h-— -- s- — v«k«iiaik"-s."·« —- — Berliixer Lebenebila von A. Mants . « s s s Es .er ein Spätnachmittag im März. « Jn ver tanganbaltenden Dämmerung. innielten vie grndgestreckten Reihen der , viasssGliiinampen An ten Auslagen der Binmenhiinvlec drängte sich ein Ge ruch von Hyscintssen und Veilchen den . Passanten ans. - Und-, ein "un,:-:r M.it.«n. der, langsam von der Bräute her kommend. vie Prits damer Straße l;erunterschlenvette, hielt in org- Oana ein Veilchenstriiußchen. Er war, wie scin offenes Wolltzemde unter dem Rock verrietb, ein Arbeiter. Sein Gesicht lzeigte offenbare Intelligenz. ! Langsam, wie wenn er aus jemand war s iele, schritt er weiter, bis ihm an der Bü losvslraßeIpEcke ein junges Mädchen ent- « gesinnt-L Sie war vie Gesuchtn er be- « gr «ßte sie. ..-«.-.- «.-·-.... - i »Guten Abend, Minneten. Na.« was Z machst Du denn ? Ein schöner Abend, l dieser Abend, was ? Da hast Du auch I Deine Blumen wiedee." s ,.D.1nte, Paule', sagte die Ungeredete i und schob das Sträußchen in den Gürtel l ihrer rothtarirten Blonsr. Jung, schlank j und blonb mit einethaar wunderbiib- , scher Blauaugen sah sie blaß aus vom - vielen Einsisen .Es ist sehr gut von . Dir, daß Du immer noch nach der Arbeit ! hier runtergelausen kommst mit die Blu men. Das Einz’ge, woraus man sich den ) ganzen Tag lang in derTretrniible freuen ann.« . --« « »,e,! ,».i- k.t. ..-I.4 k-- l Utlllllll gut-tut Uhu-n usw qu ernst us srossen aus. Sie war an Pauis Seite getreten nnd machte mit ihm Kehrt die Straße wieder herunter «Siehst Du, Minneten,« meinte er be schwichtigend, »Du bist mal wieder müde. Ach, wenn Du doch man blos; thun s; möchtest, wasich schon so lang’ sage. Geh ! doch lieber in Konditiom anstatt daß Du da in der Fabrik rnmsihest. Bei ne« an- · ständige Herrschaft hat es ein Mächen s wie Du immer noch am besten. Und Du ! bist doch im guten Haufe nnd nicht mit All und Jeden zusammen, wie bei Mir und Genest.... Die viele freie Zeit Abend«z is auch nicht gut für ein hiibi ( tches Mächen in Berlin, da » -—-« »Erlanbe, lieber Paul,« iiel ihm das Mädchen ins Wort· »Seit wann hab’ ich . Dich gebeten, mir Moral zu predigen ? Glaubst Du etwa, weil ich die paar Beil-— - chens von Dir annehm’, hast Du das - Recht dazu ? . . · . Ne, noch lange nicht. ? odek weils axs wik noch hatt-e Jöhkeu ! waren, mal von heirathen die Rede war-« ! Den Zahn lass’ Dir man augzieh’n . . .. ; Ich mich mit ’ner Herrschaft rumiirgern " na, so bIau !« - Jn das intelligente Gesicht des Arbei ters war während ihrer Reden ein Auc- k druck von Entschlossenheit getommm « «Minnelen«, sagte er entschieden, « Jens. was Du red’st, ist Blech. Nicht alk Jiihren haben wir uns oerlobt, ne, Du warst achtzehn und ich vierundzwanzig « auf der Landpartir damals in'n Grune « wald. Und ich hab« es Teiner verstorbe nen Mutter versprochen, ans Dich Odacht zu geben, nnd das hait ich. Noch eit: · Jahr, und ich bin fest angestellt von knei ner Firma nnd es tann wag mit uns werden. Und Du sollst es jnt habe-n nur bleib’ derntinftig.« Das Mädchen riiette sich inzwischen th een steifen englischen Hut auf dem Haar tnoten zurecht und hob rann ihr schivar zes Kleiderröctchen etwas auf, wie sie es bei den vorübergehenden Damen sah. »Na ja doch,« brummte fie. »Jnttner ? bist Du ein Trauertiops und lommst mit - Muttern und solche Geschichten, anstatt i ein armes Mächen mal ’nen vergnügten s Tag zu machen nnd mai mit einen aus ; zugehen wie es Mode ist, wenn sich eines stu’ mal Bräut’gam schimpft.« »Wenn es weiter nichts ist, das machen I wir. Deus ist Montag. wollen sagen, nächsten Sonntag gehn wir beide und wohin Du Lust hast.... hier mit den Veilchen darf ich doch inzwischen noch aui . Dich warten, -——— was ? Un nu« muß ich J weg. Adje Minnelen !« " «Adje Paule.« Sie blieb noch am nächsten Schausenster stehen und roch an den geschenkten Veilchen. Der Arbeiter schritt schon wieder fiinl daoon, neuer Beschäftigung entgegen. . O F B Arn Freitag daraus wurde es sitt Pen. überspät Die Uhr hatte schen eins ges schla en« als er« scharf zugeäend, wire-er die Hotsdamee Straße paisrrte aus dein Wege zu seiner Wohnung im Halleschen Ihneniertei. Das Wetter war schlatlig, leichterlSchnee stel. Beim Ueberschreiten eines durchleeuzenden Fahrdaninres rannte ihn beinahe ein Mädchen unr, das stq durch einen ungeschickt gehaitenen Ne senschirnr selbst alle Aussicht versperrte Unrvilltiirlich unter denselben blickend. stieß er einen Schrei der Ueberraschung aus-. »So was lebt nicht, Minneten Te hier« mutteävindallein bei nnchtschlnscn der Zeit ? Wie tommt denn kns ?" - Die Gesagte war augenscheinlich ixn -·Zonntngåstaat. Sie trug über i-.Irem stellen Kieidchen einen gutsttzenden Pair tot, den ein iivergroßer Rosenstrausz schmückte, anstatt des einfachen Heiter eine sehr ausfallende rnodetne stopft-erei .dttng. " «Was geht denn Dich das an ? Jst man denn vor den Menschen nie mehr » sicher ?« rief sie ärgerlich und wollte ar-. ihm vorbei. Er vertrat ihr den Wes »Ich will wissen, zu was Du so spät rumrennst. Und wo hast Du den Busch Blumen her — weg mit das Zeug. Wo hast Du die Veilchen von mirs Minuten thu« mir dss steht an. Denkstz ich lönnt’ Dir« W nicht auch einen Buschen laufen, wenn ich nicht lieber das Geld aufheben ihiit, das Du fspiiterhin mal allens in Deine Wirth scha t recht proppet kriegst. « »Schluß!« schrie sie ihm grob entge gen »Jetzt kommt es mir zum Halse raus. Jch will los von Dir. damit Tn’5 ganz genau weißt. Deine ruppigen Blu-— men kannst Du Dir in Zukunft einpö kein . . . . und, und ich nehme von jetzt ab «Buschen", von wen ich will.« Sie xnöpfte ihren Paletot aus. im Giir tel steckten noch ein paar arme Beiwerk die ihr Paul denselben Nachmittag gege ben hatte Ein Ruck ein schneller Wurs das kleine Stränßchen lag mitten im Schmutz de: Straße. Jn demselben An genbiick kam die elektrische Bahn herange saust und zerfuhr es in Atome. »Siehste Naute, da hasie Deine Pau- · ie,« lachte sie ihm noch dreist zu; dann eilte sie davon, indem sie ihr Kleid noch höher raffte und einen Gassenhauer sang. »Na, denn nicht.« murmelte Der Arbei ter und biß sich auf die Lipsze Jeder Blutstropsen war aus seinem Gesicht ge wichen. einige zanke Iparer roaie e:n vorzei ti er Frühling die Berliner schon Ende "rz ins Freie. An einem Sonntag Rachrnittag war es unter den Zelten ge drängt doll. Dicht unten an der Spree auf einein sonnigen Plah saß der Mon teur Paul mit Frau nnd Kind. Seit drei Fahnen oerheiratbet ging es ihm gut, er onnte sichs n maletrvag leisten. Eben hate er Kaf ee bestellt und winlte einen der mit Kuchensebiifseln herumstehenden Konditorjungen herbei. »Da haft- Du ne’ schöne Schnecke, Berthchern für Mutter giebt es was mit Schlagfahne.« Weilchen taufen Sie, bitte, Veilchen, ganz frisch. das Bund 25 Pfennig«, mur melte da eine malte Stimme hinter ihm. Das Porternonnaie lag noch offen vor ihm, Mutter liebte ein Paar Blumen — rvarurn nicht?« »Na, geben Sie her." Der Monteur wandte sich der Berläuferin zu und fah sie an —— scharf, schärfer. Sie erkannten sich in demselben Augenblick, nur lehrte ihm die armselig:.Gestalt fofort den Rücken zu und verdeckte ihr Gesicht mit einem linlisch dorgehaltenen Arm. Frau Mie e blickte überrascht von ih rer-Kasfeetass-e auf. »Wer. hast Du denn daaø »Ach Gott, es ist ja Fräulein Minnir dort früher. Weißt Du nicht, ich hab Dir doch von ihr erzählt. Minneten, das is mein-.- Frau und mein kleines Mächen . . . Bertlick en gieb mal die Tanre eine Pritsch hand. Und nu nehmen Sie doch den Arm runtzr und stellen Sie Ihr tiörbken hier ab uir setzen Sie sich.« Die Blu; senhiindlerin hatte sich lang sarn der Grunde am Tische zugewandt Sie umtlamn.:r:e ietzt mit beiden Hän: den ihren lleine;« Veilchendorrath und er laudie der FriilJ-«:.:-.ifonr;e, ihr Gesicht partz zu bestreite-« siine grausaine Hand hatte alle Jllaendl:... Zeit daraus hinweg getvisrttsx urd an itlrey Eielle tintbehruna und Krankheit itsineinktsltriebern »Darf ieb risnn auch :.-:n:nen«, fragte fis zögernd, Jst es Jl, Frau auch Reif-U« Dabei zog sie eit. Iiinnee Tii etjeldxen tiefer iiber itire zerr:7ferren ltlei rerärmci Was-— daraus dor« Arm und Hand bewarf-Mk trat luin Erbarmen wag-er. « »Na 2:e:u;fz, Frauleii;,« rtiate die Gut miitbige, aber ihr llcTitee Markt-en zaJ sie dort-. unrvilltririåit fester ers-. sich. Paul tonntr nett schnell genug mehr staffee und viel Gebärt berbeiordern. « »Sie werden reib vou "r.en alten Be tarirteii ’r-e Tasse diaiiee annehmen, Minneten." Sie aß nnd traut gierig-, Dai- Ehepaar unterbrach jie aurt niin dabei. Nachher saßen sie alle drei stumm. »Warte-eh sagte endlich Mieze, »weißt Du, da hinten ift so ein hübsches Rehchen Ob ich ’rnai geh und das Berthcken zeig’, sie hat dort-. alles Viehzrug aern!" »Ja. Mutter, Du hast Recht, geh’ mit dem Kind«, entgegnete er. Als sie sieh entfernen wollte, griff die Blumenhiindlerin in ihren Korb. »Auf ich?« fragte sie ivieder und hielt dem kleinen Altiidchen einen blauen Strauß hin. lZMØN UUUZRVUT lslkkl sogcclc Mc Frau, sie »so-a dem Feinde seit-. Mäntelchen an und schien das Bonquet nicht zu he inerten. Endlich überwand sie sieh. »Sieh, Berthcksm die schöne Blumen, die Dir die gute Tante schertt, nimm« sie man.« Da faßte dae Ilinderhiindchen zu. «Minnelen. aber nun, too wir allein sind, da müssen Sie mir doch allenf- er zählen. Wie ist es nur zugegangen daß Sie so « so . »Daß ich so unter die Füße gekommen bin." schnitt sie ihm rauh das Wort ab. »Ja. das mußte wohl so tommen." — Sie hustete leise rnit scharseothea Flecken aus den Backen und hielt sich wieder die Augen zu. »Wie ee geht-? ·Ein Schritt nach unten und dann noch einer, dann liegt man in ’nen Schmutz. und alles tranipelt iiber einen wen« —«— sie toiegte ihren abgezehrten Obertöcpee hin und her in der Erregung. ——— ,,Sehen Sie und tei nee ist Schuld als wie ich allein. kein ein iigitee Mensch« dae tvurnit am meisten . . . Sie, Paule, haben es gut genug ge meint. Aber ich war ja zu ruppig . . . Wissen Sie, was ich seitdem hundert Mal in meinem dummen Verstand gedacht ha be? Wie ich damals in die Potsdamer Straße so niederträchtig hab' die Veilchen vor die Bahn geworfen. das war ich sel ber, nnd die arosze Stadt und Leichtsinn und Versuchung, die haben mich reineweg zu Schaan gefahren . . Esther es dauert nicht mehr lang. hören Sie, wenn ich seh-m hol’, dann macht mir-das in der senk, als wen-n einer ne schwere Karte x : über holpriges Pfcastet zieht, und es thut derbe weh. Und nun thun Sie mir noch eine Liebe an, lassen Sie mich jeyt ,gehn. Adje.« Er mochte nicht widersprechen Einen Moment lang hielt er noch ihren Korb und machte sich daran zu schaffen; dann stand sie auf und ging langsam zwischen den Tischeu hindukchfort. Er hörte wies der dcn heiseren Ruf: »Veilchen! Veil chen!« " —-·0.-— Die protefivititr. ..--—» ... .. »sp. Humoreste von Maximilian Krauß. Vier Tage hatte Hannibal siebet, i Doktor der Philosophie und Seiretar am E Staatsarchiv, in feiner neuen Jungge ; fellentvohnung zugebracht, als er eine k furchtbare Entdeckung machte. : Es war am Abenddej fünften Tages. T Er hatte sich bon seinen tilbendfiiyoppews ! freunden losgemacht, um zum ersten » Male die varadiefifche Stille feiner Woh nung auszunuhern einer Wohnung, die, er mit gutem Vorbedacht in einem der viltenartigen häuser im feinsten Viertel der Residenz ausgewählt hatte. , Bisher hatte er nämlich in dem ewig unruhigen Centrum der Stadt tarnpirt, und dazu noch bei einer Wittwe, geseg net mit fünf Buben. die bis in den späten Abend hinein einen solchen Lärm mach ten, daß hannibal auf jegliches Studium verzichten mußte. Und da nun die fünf Jungens feiner haustoirthin mit zuneh mende-n Alter sich immer größerer Lun gentraft erfreuten, gannibal Zirbel aber unbedingt die letzte and an sein großes - historische-«- Werk, das er iiber Götz von g Berlichingen und feine Zeit schrieb, le gen wollte, fo fah er sich gezwungen, der tinderreichen Wittwe Valet zu sagen. Sein Auszug vollzog sich unter dem Jammern der armen Wittwe, die den mir Geldern wohlversehenen Doktor nur« schweren Herzens ziehen ließ, und unter dem Geheul der fünf Buben, die, in ra sendem Tempo auf dem Geländer des Treppenbauses abwärts fahrend, den Orientexpreßzug imitirten. Ein Lieb-· lingsfpiel der pbantasiereichen Rangen, das den Vortheil hatte, daß das Stiegen geländer stets blank gescheuert aussah was man sonst von keinem Theil des il ten Hauses saaen konnte . . . . Nun saf; Hannibal Zirbel vor seinem 2 Schreibtifch im neuen Heim. Der Dauerbrandofen, der mit feinen roth gliihenden Augen in der dunklen Zimers ecke wie ein Fasbelungethijm sich aus ;nabrn. strahlte wohliae Wärme aug. . Hannibal Zirbel fühlte sich sehr befrie v digi. Er zündete eine Cigarre an « und machte Licht. Da lag vor ihm auf dem Sci;rei«btifch dar- nmfanareiche zManuslript seines- geliebten Wertes. . Seines Werkes! Das erfüllte ihn mit Stolz. War es doch die Frucht jahre ; langen intensiven Studiums lind nun " endlich war eE so weit, daß er die letzte « Feile anlegen tonntel Dann dann - mochte er hinausgehen in alle Welt und - seinem Amor einen ehrenvoll-In Platz er obern unter den Znnstaenossen Han « nibal Zirbel der Verfasser (.Stötzen’g! Z Er fah sein Wert sctxon in allen insta s risctjen Zskitsitriften zitirt, sak) sich schon botaesctlasen ali- idrresponrirendeis idlliitalied tiefer und jener berühmten Yltareinie lind er begann zu «1rl!ci1(ii. Da « inactzte er die furcktbare Eixtdzctunq ! Jbin zu Hauptm, im lzweiten Stock, erklang ein Klavier Erst leise und zaghaft. Ein paar Attorde. Ein paar brillante Läufe Perlend wie Regen tropsen ani Friilflinggtaa Dann eini ge Sätze . . . . Hannibal legte die Feter weg und lehnte sich in seinen Schreibstuhl zurück. Er lauschte-. Famoser Anschlag! Man fab förmlich die Hand des Virtuosen. Oder war ei- eine Virtuosink Bibl Lo l,sengrin! HannibJPS Lieblinggoperl Da -- —-t Das Motiv »Eins.11n in stillen Stunden . . .!« ist summte eg ganz leise mit. Ein prächtiaer Kerl, dieser Wagner! Hetzi erionie eine jjrauensnnnne Der Klavierspieler schlug die Tasten siärier an. Die Stimme ging mehr und mehr aus sich heraus. ,.Einiam in stillen Stunden . . Hannibal Ziehel stand auf und ging unruhig im Zimmer auf und ab. Es war doch eigentlich unangenehm, dieses Singen! « Und nun gar dieses so dst sich wieder holende Ansehen, dieses Hinausziehen des Tonesl Dann dieses Detonirenl Das ging auf die Nerven. Jetzt war’5 ft:ll, lange still. hannikal athmeie aus. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und griff nach der Feder. »Wenn Gön von Berlichingen . . .« »Einfain in stillen Stunden . . .« Hannibal fuhr mit allen zehn Fin gern durch seine Haare. Nun fing sie wieder an! Und kein Ton kam voll und trnd heraus. Das ivar rin Gequetsche ein Gequiekfe —- zum Verzweifeln! Ja, zum Verzweifeln! Und immer dieser Wagner! Hannibal war ein Wagnerfa: mriiter durch und durch. Aber solch ein Gesang! Das war Wagner in Apo-v thelerdosen verabreicht! Das war Gift! Gift! Und nach dem Wagner kam Mozart« dann Meyerbeen dann Gounod ——- al les in Apothelerdofen. Eine Ddsiis Beila donna, eine Dosis Arsenik, eine Dass-J Cyankali —-—! ’ Hannibal raste durch das Zimmer. Ein Kompendium der kräftigsten Fluch tvdrte GönenU von Berlichingen rasselte illser seine Lippen M- -.——.. ...«.- »I .—-.... .- - ! Er war in ein Haus rathen, das . eine Sängerin — und wel eine Sänge ! rin! —- beherbergiei O arme Wittwe! O J · hr fünf Buben! Wie herrkich war Eure rientexpreßzug - Jmitation gegen diese . Jammermusiki Dann ging’s wieder von vorne an: i »Einfan1 in stillen Stunden —- « Heiliger Onuphrius! Wenn demWast ner doch gleich —--! Hannibal Zirbel warf « einen schmerzlich entfagenden Blick auf J seinen dickleibigen Götz, fant stöhnend « in einenFauteuil und hielt sich dieOhren s zu. Umsonst! Die Stille im Hause und auf der Straße war so groß, daß er den s Gesang hören mußte, hörte er auch die 1 Ohren mit Wachs verstopft. Und er ! hatte diese Stille io paradiefisch schön i gefunden! ! Hannibal war außer sich. Er machte « die iollsten Sachen. um den Gesang aus der Höhe nicht hören zu müssen. Erfi scng er, dann pfiff er die fchnurrigsten Studenteniieder aus vollen Lungen: »Ei du lieber Augustini« und »Was icmmt dort von der Höh’?« und »Na-us da, nur dem Haus da!« »Einsam in stillen Stunden —— Jmmer wieder mußte Hannibal hö . ken, daß Elsa einsam war! Er verzweifelte Wie ein Tiger stürzte er sich auf seinen Schreibtisch und holte Briefpapier hetvot. ,,MeineGnädigfte! Zu meinem Be Y dauern . . .« « --. -. .- su- so f Es cllcll lllchl Milch Cl Wlllllc all III il schreiben, die ihm die Ruhe raubte, aber ed war unmöglich, bei dem Gesang ei nen vernünftigen Gedanken zu safxw Wieder raffte er sich auf. Er lachte. in Gelächter der Hölle. Dann begann er Paradeschritt zu üben. Das war wohl das beste, um von dieser schrecklichen wackelten aus dem Büffet· der Lüster, erzitterte —— umsonst! , ,,Einsarn in stillen Stunden—-'« tönt’s in langezogenen Klagetönen aus der Höhe hernieder· Hannibal nimmt den Dauerbrandi lrmmen ihm in den Sinn. Was sitt ein indem er sie wie die Register einer Orget hin und her zog. Eu spielte Orgel! Es gab einen Heidenliirni. Elsa ließ sich nicht stören. Er stiirmte wie ein Wahnsinnkger beuge! —— Rechtes Bein vor link-es Bein vor beide Beine vor! Donnerrvettert Das geht ja nicht! Er fass am Boten. Und Elsa sang! .. .-.--—.-.-«---.-.—..-...«— » So legte er sich zu Bett. Und als er dexr « gequälten Körper streckte, da verstummte , auch Elsa, und er schlief ein . .. « Sieben volle Tiae fiiate sich Hannklixl T mit einer Hexdentrast, die seinem antitm Mainengoeiur alle lfhre gemacht habet-. tritide, in sein Schicksal. lindixcly am . Hatten Tage, raffte er sich zu ein-Im Ver sireifelten Entschluß aus· lir muszte sie sehrn,.muf-,te sie von Angesicht zu Anges sicht schauen, sie, die ihn ,"«;!.1m unfreiwil titionen machte, die seine Nerven mar terte, seine Ohren folterte er mußte es kennen lernen, dieses Schreclnisz der Menschheit, diese Sängerin! Seine ge q.."cilte, überreizte Phantasie malte ihm eri: Frauenbildnifz vor, entsetzlich-eh gräßlicher als daz- Gesicht der Medusa. Wie sie singt —--— so ist sie! Hundertmal sagte er sich das an einem Tage, und schließlich stand vor sei nem geistigen Auge eine Spottgeburt, die sein Blut iu den Adern gerinnen «- machte. .-. s- -I . Elsa nichts mehr zu hören. Die Gläser L der von der Decke hing, schwankte und : osen her. Die fünf Buben der Wittwe . Vergnügen hätte re denen bereitet, hät- s ten sie sehen können, wie er an den der- H schiedenen Ventilen des Ofens rasselte, durch seine Zimmer und schlug die « Thüren zu, daß es donnernd im Hause . wiederhallte ——- Elsa fang! Er kehrte in ? sein Arbeitezimmer zurück und begann « Freiiibungen zu machen. Arme vor —- H Arme hoch -——— Arme seitwärts —-—— Knie-s · Sckioeißgcbadet aingHannibal in fein « Icklaszimmer. Ein Mensch, der allen " Wünschen entsagt. Die blassefte Resia- j nation lag auf seinem mild-In Gssicht. - lian Genossen aller Schrecken, aller ; Greuel, allen Jammers ihrer Solorepe- ; Lkvgocllrer niukzrc zu usr hinan-. Eine Anklage wollte er gegen sie ; schleudert, eine Anklage, wie sie fürchtet iicher, vernichtender noch nie dac« Gehirn eines Staatsanwalt-H ausbriitete, seit die Welt steht. Und wenn sie nur noch ein Rudiineni- von einem fühlendzn Menschenherzen im schrecklichen Leibe barg--——so rnnszte sie ihn erhören, mußte sie ihm die Abendruhe wiedergeben, de ren er so dringend bedurfte, uni sein Wert vollenden zu können. Und so warf er mit einein tiefen Seufzer noch einen letzten prüfend-en Blick in den Spiegel. Es war gut. Der mächtige Schnurrbart war ener gisch in die Höhe gedreht. Eine blen dend weiße Krabatte erhöhte den feier lichen Eindruck, den Hannibal machte. Er war ein Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle, der da sich anschickte, Visite in der Höhie der Löwin zu machen. »Hannibal ante portaå!« dachte Han nibal Zirbel, als er oben im zweiten Stock an der verhängnißvollen Thiir sind. Ob fein Erscheinen auf die Sän gerin wohl auch einen so tiefen Eindruck machen würde wie dieser Schreckensrns einst ans die alten Römer ? Ueber dem Brieftasten an dei- Thiir befand sich eine Visitentarte. Hannibal las-: »Frau Hauptmann Liesblich—-- « Ein schrnerzlicheg Lächeln glitt über seine Züge. Lieblich hies-, also diese schreckliche Sängerin! Hannibal nnd Lieblich —- welch eine Tragitomii lag in diesen beiden Namen in diesem Angen ’ blick! Er läutete. Eine ältere, etwas tor pulente Dame mit seinem Gefecht und freundlichen Augen öffnete. Hannibal war’s, als ob inan ihmdie Kehle-zuschnütte. - Er brachte nur stot ternd hervor : »Frau Hauptmann —« Mit einer liebenswürdigen Handlu wegung lud ihn die Dame ein, näher zu treten· »Ratl«-e ich rechts—--Sie sind Herr Dol tor Zirbel —-— unser jüngster Hausge nosse? Darf ich bitten. —-· Es freut mich unendlich, daß Sie uns die Ehre schenken —« Damit öffnete die Dame eine Thür. Hannibal schwindelte. Die Wände tanzten um ihn herum, und er sah nichts als das herzbezwingende Lä cheln auf den distinguirten Zügen der Dame. Und da saß er nun in dem Salon, ei nem mit sicherem, künstlerischem Ge schmack ausgestatteten Gemach. Der i Schweiß stand ihm auf der Stirn. Die ; Dame plauderte auf’s Anmuthigste in « ungezwungener Weise, als ab sie einen I guten Bekannten vor sich hätte. Han- s nibal antwortete wie ein Schüler, den s der Lehrer auf einem bösen Streich er- I tappte, auf die Fragen, die die Dame an l iijn richtete. Und was für Fragen wa- I ren das? Ob Hannibal das Theater . liebe? Ob er ein Wagnerfreunsd sei? s Ob er auch musizire? »Meine Tochter singt auch ein klein wenig. Sie soll Talent haben, sagt! man.« I- .« «s - .- U. s s sc l Dlllllllvllc Wllcglc es« scsl llluslc er sein Herz entladen. Jeyt oder nie! Da rauschte die Portiere hinter ihm. Er hörte das leise Knistern einer Sei denrobe. »Meine Tochter Bertha —- Herr Dok tor Zirbel, unser Hausgenosse!« Hannibal stand wie ein begossener Pudel da. Das war das Zerrbild seiner Träume? Das war die Sängerin, aus deren Haupt er alles Unheil der Welt herabbeschworens?! Ein niedliches, allerliebstes Frauen zimmerchen mit blondem Lockenhaar und einem entzückenden Stumpsnäschen sah neugierig ver-schämt zu ihm empor. Und Augen hatte die Kleine, Augen! Ein ganzer Frühling mit all seinem golde nen· Sonnenzauber sah daraus hervor! Hannibal wußte nicht, wie ihm ge schah. Aller Ingrimm, aller Groll gie gen die unbekannte Sängerin war mit einem Male· aus seinem Herzen ge schwunden Er schämte sich, jemals den Entschluß gefaßt zu haben, gegen den Gesang seiner Hausgenossin prote stiren zu wollen. Gewissermaszen den Damen Vorschriften machen zu wollen in ihren eigenen vier Wänden! Und darum saß er doch eigentlich hier! Er, der Kavalier, der sonst den Damen, und besonders den jungen Damen nicht zart genug entgegentommen konntet War er denn ein Barbar geworden? Ein gro ßer Egoist jedenfalls-! Das sagte er sich, als er, von der alten Dame an der Sa lonthiire auf-z Lielxenetriirdigste verab schieden im Korridor nach seinem Cy linrer und Mantel griff und die Treppe hinabstieg zu seiner Wohnung ...... Jn« seinem Studierzimmer ging Han nibal mit grossen Schritten auf und ab. Sein Ritt in Feindeiland war also glänzend abgeschlagen worden. Er hat-: te seine Wünsche diltiren wollen. Statt dessen zog er sich mit der wird-erhal ten Versicherung zurück, »das; eg- ihm eine große Ehre-, ein unendlichxg Ver gniigen gewesen sei, die Damen haben kennen lernen zu diirsen, das-, er sich glücklich sazjktre ihr Hauågenosse zu sein.« Er hatte sich vor sich selber gründlich blamirt. Und das Schönste an der Sache war: nun mass aus mit dem Protestiren gegen den Gesang im zwei ten Stock! Mit gelindem Grauen sah Hannibal dem Abend entgegen. Ob »sie« wohl singen Iviirdes Jetzt, da er sie kannte, da er sie gese ben, war es ihm doppelt schrecklich, zu wissen, daß sie eswan die so schlecht sang. Denn sie war so lieb, so reizend, so entzückend schön! Und der Abend lam. Und sie sang wieder! Hannibal lag in seinem Fauteuil zurückgelehnt und lauschte . . . . »Einsam in stillen Stunden -——" Merkwürdig! Er blieb ganz ruhig dabei. Sie detonirte wie immer. Er kannte jetzt die Stellen ganz genau, an denen sie entgleisie. Aber er blieb ruhig —- ruhig, so oft sie auch entgleiste. Und eigentlich --— sie sang gar nicht so übel! Die Stimme hatte vor Allem ei nen natürlichen Klang —- es lag etwas rührend Einfaches, Schlichtes in ihrem Vortrag. Ganz wie sie selbst war. Sie! Hannibal hörte den Gesang nicht mehr. Länast war vor sein Auge ihr Bild ge treten, dieses liebliche Bild. Er sah ihr rundes-, frisches Gesicht, sah ihr wunder sames blondee Haar, ihre süßen, blauen Augen. »Liebes, liebes Mädel!« niurrnelte er und schlos; die Augen. Er träumte ei nen seligen Traum, während die, von der er träumte, iiber ihm frisch und falsch drauf los sang . . .. Ein paar Wochen später haftete er ei lig nach Hause. Er war eingeladen, von Frau Hauptmann Lieblich eingeladen Endlich hatte sich erfüllt, wag er mit brennender Sehnsucht erwartet hatte. Es war ein herrlicher Abend. Nur eine ältere Dame, eine Freundin von Frau Hauptmann, hatte sich noch »in dein Abendbrot eingefunden, das man in dem behaglichen Wohnzimmer im zweiten Stock einnahrn Hannibal war selig. Das kleine, süße Dämchen neben ihm nahm ihn so in Anspruch, daß er kaum Zeit fand, der Küche der Gastgeberin die aebilhrende Aufmerksamkeit zu widmen. —-.— -.---. ——- -..--.-- .—. S Nach Tische begab man sich in das Mufilzimmer. atdamian selbst bat Fräu lein Berti-»Hu singen-. Sies ,ohne Zögern und irren. Das uns uldige Kind wußte ja nicht, wie Meinst liber« " ihren Gesang gedacht hatte.- Einst! Das war ja nun lange her! Heutehingsein Auge mit Inbrunst an ihren Lippen. Keinen Blick wendete er von ihr. So schön, so wunderschön war sie, wenn sie sang! Helle Freude strahlte aus ihren Kin deraugen. Spendete doch er ihr Beifall, er, den sie so hochschiitzte, Hannibal der Gelehrte! Mama war entzückt von ihm. Und die alte Freundin der Gaftgeberini Sie saß still in einein dämmerigen Wln lel des Zimmers und fah tkaumverloren auf die beiden jungen Menschenkinder. »Die Liebe ist nicht nur blind, sie hört auch nichts,« dachte sie, als Fräulein Bertha wieder einmal gründlich fehl sang und Hannibal dazu begeistert Beifall ilatschte.. Fünf Monde nach diesem Abend ließ Doktor Hannibal Zirbel seine Vermah lungsanzeige drucken. Ein Jahr darauf brachte der Storch den ersten Jungen ins Haus des Verfassers Götzens von Berlichingen. Das Wert war fertig ge worden, just als der kleine. stramtne Weltbiirger den ersten Schrei that. Frit her hatte Hannibal es nicht vollenden können. Denn in den ersten Monaten seiner jungen Ehe hatte seine liebreizende Gattin ihm allabendlich vorsingen unis sen Und sie sang wie eine Nachtigalll CO Liebe im Schnee. Saßen zwei Liebende tosend Aus spätherbstlichemelam Hielten sich bei den Händen. Sahen sich lächelnd an, Sagten sich wonnige Dinge Seligen Angesichts, Daß es zu wintern beginne, Davon merkten sie nichts. « Kam am Himmel gezogen Grauende Wollennacht, Und es begannen die weichen Flocken zu fallen sacht. »Siehst du, geliebtes Leben,'« Sprach der Liebende traut, »Wie von Blüthen ein Regen Dustig herniederthaut?" Und es erstarrten die Felder, Schneelast deckte sie dicht, Deckte die Liebenden beide, Aber sie merkten’s nicht, Hielten sich bei den Händen Und vergaßen der Zeit, Saßen auf ödem Plane Wundersam verschneit. Und von den fallenden Flocken Wölbt in umsangender Näh’ Ueber der Liebenden Häupter Sich ein Hügel von Schnee. Unergriindlich verloren War den Menschen die Spur Dieses glücklichen Paareg Auf der derschneiten Flur. Wiederkehrte der Frühling, Und es kamen im Wind Hauche geweht, so lieblich, Hauche, so süß nnd lind. Woher kamen die Hauch-e? Aug dein Hügel, erhöht Ueber dem Liebes-paare, Namen sie leise geweht. Und sie schmolz-en den Hügel Schmolzen im Feld den Schnee, Webten weiter nnd weiter Ueber den grünen See. Streuien Gräser und Blumen Duftend in’s tiessie Thai, Weckten in Fluren und Wäldern Fröhlichen Liederschall. Sieh, da saßen die beiden Auf dem enteisten Plan, Hielten sich bei den Händen, Blickien sich lächelnd an, Saaten sich wonnige Dinge Seligen Angesichts ---— Daß eg Winter gewesen, Davon wußten sie nichts. l- sic Il« Der Pilger-. Von Julius- Wolfs. Kommt noch kein Schiff stromaii den« Rhein 9 Trabt noch kein Rospz den Weg wald ein Kein WimpeL blau mit goldnern Streif? Kein Falbe, schwarz an Mähn’ und Schweif ? Schön Elgbeth fragt’s; da pocht’s an’g Thor, Ein bärt’ger Pilger steht davor. »Hier, Frau! Eu’k Ring, der Treue Pfand, Vom Grafen aus dem heil’gen Land! I Er kehrt nicht wieder, alldieweil I Ihn traf ein Sarazenenpfeil « I,»,Wie lang’ istEEZ her? wo ist sein l i Jch will dahin mit Tasch’ und Stab. ««« »Ein Jahr ist« s het, tönnt’ wieder i stein, ! Braucht junge Wittwe nicht zu sein« »Bei seinem lieben, todten Leib! Nie werd’ ich eines andern Weib. "« »Er räthgs Euch selbst, er sprach be . stimmt : - Sapp-H iin·, das; sie ein-’ andern j nimmt!«« ; »Du liiast, Du Knecht! das sprach ? er nicht! E Er wußte, Daß das Herz mir bricht.«« Sie reißt ihm ab den Muschelhut, Blickt in zwei heller Augen Muth »Mein Osnmld!«l schreit sie auf uns ieg t An des Vewefnten Brnst geschmiegt, t«