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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (March 23, 1900)
Der patentsounenlchitnr. -...-.—.-—-— - · den-regte von FranzWich « m a n n. -- --.— --.- —--.... H Herr Thomas Brummhard, Chef des Dainen-Garderode- und Aussteu » geschästa der Oauptstadt, hatte sich aus » In Komptoir in seine Privatwohnung rüdgezogem Aber das in gewohnter · ise deren stehende Frühstück, Kadiar , - und alter Rheinwein« wollte ihm heute .« nicht schmecken. erner wieder stiihte er den ttops in die Hand, stampste argertich mit dein Fuße und seufzte. Sexn Ge Ess sloriite und sein stets wachsen-des ermijgen erregt-. den Neid aller Konkur · unten, aber Herr Bruinmhard gehörte zu den seltsamen Menschen, die sich Sorgen machen, weil sie teine haben. Wäre er , ie unter die Erfinder gegangen, so hätte « tein Kopszerdrechen und teine Kopf chmerzen kennen gelernt. Ader das Er sinden war noch nicht einmal das «limmste, erst mit dem Verwerthen der Erfindung gingen die Sorgen an. Bis her freilich war ihm das Glück günstig ge wesen, und bei den dierunddreißig neuen Ideen, die er sich bereits hatte patentiren v lassen« war de: prattische Erfolg nicht « auggeblieben. Aber jetzt, bei der fiinfunddreifzigsten Erfindung haperte es plötzlich zur heim lichen Freude seiner zahlreichen Neider, die ihn längst den Patenter getauft hat ten. Verdrießlich stand er auf, trat an den eleganten Glasfchrani. der wohlgeordnet feine sämmtlichen Erfindungen enthielt, nnd nahm ein-:n flachen, viereckigen Ge genstand heraus, den er prüfend und wrhlgefällig betrachtete. Monate lang hatte ihn »Dörings Seife mit der Eule« nicht ruhen lassen, und schlaslose Nächte hindurch hatte er iiber das Geheimniß ih res Erfolges nachgegriibelt. Und nun er endlich etwas Aehnliches gefunden zu ha ben glaubte, versagte es. An der Sache selbst tonnte es doch nicht liegen, die Idee, einen Sonnenschirm flach und vier eckig zusammengetlappt in die Tasche zu schieben wa ja ebenso großartig wie ori inell. Das Volldewusztsein seines Er indetitoliez liest ihn auf die feine. kaum sichtbate Feder drücken; sofort schnellte das Wunderding auseinander, und über seinem Haupte wöibte sich der zierlichste Damensonnenichirm von gelber Seide, in den nahe dem Rande ein kleiner gol dig-grüner Vogel kunstvoll eingewebt war. Da unterbrach ihn mitten in seiner wohlgefiilligen Betrachtung ein leises, doch energisches Klopfen an der Thüre. Wüthend wandte er sich um und legte den Sonnenschirm ausgespannt Lauf den Tisch. hatte die nachlässigeL ina schon wieder vergessen die Gangtbijre zu ver schließen. daß ein Fremder unangemeldet bis hierher an sein Allerheiligstes dor dringen konntet Den ganzen Tag wur de man von solch’ lästigem, meistens stel iefuchendem Volk überlaufen. Er setzte keine grimmigste Miene auf, unt den Zu ringlichen gleich am Eingang abzu fchrecken. Doch als er die Thiir geöffnet hatte, stand auf der Schwelle ein lang aufgefchossener, magerer junger Mensch mit scharfgeschnittenenh intelligentem Ge sichte und impertinent femmelblondem haar, der ohne Zögern mit verbindlich fter Verbeugung die Schwelle überschritt und bis mitten in das Zimmer vordrang· .Sie wiinschen, mein Herr ?« JTaef ich wirklich wagen, Ihnen den geheimsten Wunsch meines berzeng zu eröffnen ?« fragte der Fremde unein geschiichtert zurück. »Herr, was kümmern mich Ihre Her zeiifswiinfche !·· brauste Brummbard au . »Seer oiei, denn Sie allein sind nicht im Stande, diese zu erfüllen. Doch ver giben Sie, daß ich vergaß —- ich bin uchbalter auf dem Patentbureau von Quirin Zwigl — « « Das Gesicht des Chefs bellte sich auf. »Ach fo, Sie kommen im Auftrag dez Bureaus, um Rücksprache iregen meiner zule t angezeigt-n Erfindung -(—« nein, ich habe meinen Posten ge kündigt. weil er mir nicht Gelegenheit genug bietet, meine angeborenen Talente zSutentfalten und bin augenblieklich ohne cllc Die Miene Brummbards verfinsterte sich wieder. »Und nun wollen Sie eine solche bei mir-suchen — -(—« »s« . VWI »s «U» - - I«" ««"· «;In gewissem Sinne ja. Ich ruqie mich schon lange zum Eheinann beku fm, und Sie haben eine entzückende Toch ter, herr Brummhard.« Der Chef starrte ihn in sprachlofem Erstaunen an : »Den« weilen Sie mich zum Narren haben«, brach er endlich los — —- »tver sind Sie, wie heißen Sie ?« « « «Peter Frech, zu dienen.«' »Ich merke, Jhr Name stimmt. Aber was haben Sie mit meiner Tochter zu schcssm ?·' Der Semmelblonde legte die hand auf's herz. »Ich liebe sin« Wieder eine schwüle Pause wie vor dem Ausbruch eines Gewitters. Dann donnerte berr Brummhard los. »Sinv Sie von Sinnen ! Meine Tochter hat mir lein Wort gesagt —-— — und ich will nicht hoffen —--« »Sie weiß auch noch nichts« — — laulete die Antwort des Unericlziitters lichem »Ich lernte Fräulein Berthq qui tun letzten Balle des Kaufniiinniichen Vereins kennen, tanzte mit ihr die erlte Frone-sich und die Liebenswiirvialeit der unvergleichlichen jungen Dame liber ugte mich, daß ich Eindruck qui itzt Zetz gemacht hatte.« »Den, Sie sind —- —· s Pein Itech ließ ihn nicht zu Worte Wu. Aber »ich würde ei nicht ges · W wagt haben, ihr die heiligsten Gefilde meiner Brust zu erschließen, ohne vorher der Einwilligung des Vaters gewiß zu se. r-« I «"Und Sie glauben, daß ich meine ein I zige Tochter dem ersten besten hergelaufe nen Menschen an den Hals werfen wer det« rief herr Brummhard außer sich. «Durck;aus nicht. Jch verstehe etwas vcn Geschäften und hin vollkommen Jhrer Ansicht. Aber ich glaube, daß i.h Jhnen tein unwiirdiger Schwiegersohn sein würde, und darum möchte ich Sie Iiitten mich zuvor auf die Probe zu stel - en . Thomas Brummhard lachte laut auf. Der Narr begann ihn zu amiisiren. « ,,Alfo ein Meisterstück wollen Sie able gen?« Sein Blick fiel auf den ominöfen Sonnenschirm. »Meinetwegen, wenn man Sie nicht anders los werden tann, : so will ich mir den Spaß machen.« ! Der Semmelblonde verneigte sich un I terthänigst. »Ich bitte-« I »Nun, wohl. Sehen Sie diesen Son s nenschirm. Es ist meine neueste- Erfin I dung —- -—« I »O ich weiß —- — »Kauft Brumm i l l I — hards PatentsSonnenschirm mit dem grünen Zeifia!« —- Man liest es ja an allen Straßenecken, in jeder Leitung« Desr Chef fühlte sich ein wenig ge Ischmeichelt. »Allerdings, ich habe nichts Igespart und Tausende fiir geeignete Re s tlamen ausgegeben. Gleichwohl will der ! Artikel nicht gehe-n, wie er es verdient. I Jch habe noch immer 1200 Stück auf ; Lager. Machen Sie, daß ich fiir diese I 1200 hier oder auswärts Absati finde, I so will ich nichts dagegen einwenden Iwenn meine Tochter Jhnen die band I reicht. « I »1200 Sonnenichirme —- ———« Peter IFrech sann einen Augenblick nach —- —— - »wenn Sie mir vier Wochen Zeit lassen wollen Herr Brummhard ss ssde ich die ! Bedingung ein und aIhr Lager soll Eschleuniast geräumt werden« Ter Chef wußte nicht, was er denken ;.follte Gut, es soll ein Wort sein« ober i nun, Herr Frech, wenn ich bitten darf, machen Sie, daß Sie weiterlomrnenX Als der Semmelblonde gegangen war, lachte Herr Brummhard von Neuem z laut aus. Er glaubte, es mitseineni IVeirrückten zu thun gehabt zu haben. I Ader die Geschichte hatte ihn aufgeregt Innd amiisirt Wein und Kaviar schmeck zien ihm jetzt. Plöslich wurde er nachdenklich. Wie, wenn der junge Mensch Wort hielt? Jn ; seinem Wesen hatte eine so itnponirende ZSicherheit, ein solches Selbstvertrauen ! gelegen, daß man ihm wirklich etwas zu trauen durfte. Aber 1200 Sonnenschir me in vier Wochen verkaufen —- — nun, ; wenn er das konnte, so war Herr Frech , ein Genie, das man sogar als Schwie Z gersohn brauchen tonnte. Und eigentlich ! war es ja Zeit, daß Bsertha unter die Haube kam. Bewerber hatte sie genug gehabt —— -—— aber keiner war ihr gut . genug gewesen. Sie wollte ru hoch hin aus, hatte immer nur Grafen und Ba rone im Kopf —- —«— und blickte zu des Vaters Aerger aus den Kaufmannsstand ziemlich geringschätzig herab. Aber was sie suchte, hatte nicht kommen wollen, trotz ihres Vermögens —— — und schließ » lich geschah es ihr Recht, wenn sie doch I noch mit einem Geschäftsmann vorlieb nehmen mußte. »Ach was, Unsinn« —- — Unitt Herr Brummhard feine Gedanken ab und er [ hob sich, um in das Oel-Mit zurückzu » Iehren —- — »der Natt wird sich nicht wieder sehen lassen und ich werde meine Sonnenschirme behalten.« s Aber Herr Brummhard batte sich ar T irrt. Es war noch keine Worte vergan gen, als er täglich kovf"««ttelnd in sei nem Komptoir stand und mit immer wachsendem Erstaunen die zahlreichen Vestelluneen las, die aus den vers-hie densten Großstädten aus seine- Patent schirme einliesen. Der Vorrath schmolz immer mehr zusammen und das Nath selhafte bzieb nur, daß am Orte selbst der Absatz gleich Null blieb. Peter Frech hatte sich inzwischen noch nicht um eine neue Stelle bemüht. Wo zu auch. Als künftiger Schwiegersokm eines der reichsten Geschäftsleute der Stadt brauchte e-r das nicht. Und seine Aktien standen so günstia, daß er nicht mehr am Erfolge zweifelt-: Die rei zende Lertba Brummhard war ihm ge i l ! i wiß, und als er sie vierzehn Taae iväter - lefend auf einer Bank in den ft"dtifchen Anlagen traf, trug er kein Bedenken, ihr nunmehr felbft fein Herz zu eröffnen. Der Anfang freilich war nickt fo leicht und lange konnte er den Uebergang von der konventionell-en Unterhaltung zu der kedeutungsvvllen Erklärung nicht fin en. Schließlich richteten sich feine Blicke mit fragenvem Erstaunen auf den hell grauen Sonnenschim, der neben ihr auf der Bank lag. »Verzeihen Sie, mein Fräulein«, meinte er, »warum tragen Sie eigentlich nicht Jbres Herrn Vate:s Patentfonnenschirm mit dem grün-n Zeifig, den doch alle Welt trägt und tro gen solltes« Sie bob den braunlocliaen Kopf mit dem loletten Federhut; mit einer weg werfenden Geberde erwiderte sie in bei nahe entrüstetem Tone: »«Glauben Sie, Herr Frech, ich möchte für unser Geschäft lebendige Retlame machen? Das hieße sich wegiveifen umLGeld —- —— und mein Vater würde das auch niemals dulden.'· Der verliebte Semmelblonde verfiel plötzlich in höhere Begeiftekung. »Wie schön, wie herrlich Sie das fagenl Welch ein Adel der Gesinnunqt »Stvlz wie eine Spanierin«, bab’ i mir immer ge fagt, müßte das Weib fein, das ich liebel« srönlein Brummhard wurde febr W fath »Aber here Frech. Sie verges . m .- —« »Im Gegentheil ich denke an alle Ihre leuchtenden Tugenden, die zusammen das Jdeal geben, fiir das mein herz al lein zu schlagen vermag. O —- Fräu lein Bertha, einmal muß es ja gesagt sein, daß ich Sie liebe —- — und wenn ich hoffen dürfte, daß auch Sie — —- « Die junge Dame war aufgesprungen und befand sich in sichtlicher Verlegen heit. »Aber Herr Frech — —- das geht ! — —- doch nicht —- —— so schnell, Sie haben mich wirklich überrascht —- — und man muß erst mit seinem herzen zu Rathe gehen. Auch würde mein Vater, wenn er hörte — —- daß —- —" »Er kennt bereits meine heißen Ge fühle für Sie, und in wenigen Tagen bin ich seiner Einwilligung gewiß ——« »Mein Gott — wäre es möglich« —- rief Fräulein Brummhard —- »aber um Gottes Willen —- —— entfernen Sie sich rasch, dort lommt meine Tante zu rück, sie darf Sie nicht hier bei mir se hen. später wenn —- — Peter Frech eilte so rasch als möglich auf Seitenwegen davon. Das ,spiit er wenn —- — klang ihm wie süße Musik in den Ohren. Sie hatte nicht nein ge sagt, ihn sogar ermuthigt und oas ,sp;j ter, wenn —- — ließ sich 1a so leicht c: gänzen Wenn nur Herr Brummhar; einwilligte, später war das Glück oon selber da. Mit siegesgewifsem Lächeln betrat er am nächsten Tage Herrn Brummhards Komptoir. Der Chef erschrak beinahe bei seinem Anblick und wußte anfangs gar teine Worte zu finden. »Nun, wie geht das Geschäft, unser Geschäft mit den Sonnenschirmen?« »Herr, allen Respekt vor Ihren Zau . beriiinsten. die mir räthselhaft sind. Das » Lager ist beinahe leer, aber bsdenken Sie, « die vierte Woche hat begonnen, und noch stehen im Laden zwanzig Stück, die sich nicht rühren wollen« Zwanzig Stück, gut« —- Herr Frech lreuzte trinmphirend die Arme über der Brust — »die werden wir hier am Orte absetzen-« »Hier am Orte, wo der Artilel Jm schlechtesten geht?« rief der Chef in hel lem Erstaunen. »Sagen Sie mir um J Gotteswillen mit welchen Mitteln fan gen Sie das an —- —« ; Doch derSemmelb onde legte den Fi n » get auf die Lippen. «§Jet,eimniß, H: rr ....-· « Blummyatck Geheimnis; ern wenn Taf mein Meisterstück ganz vollendet, sollen Sie alles erfahren.« — herr Brummhard konnte den Tag taum erwarten, der ihm des Räthfels Lösung bringen sollte. Beinahe wurde ihm die Geschichte unheimlich. Aber er war doch zu aufgeklärt, um an Zauberei zu glauben. Noch zwei Tage vor Ablauf der Se stimrnten Frist trat Peter Frech wieder inBrummhardL Privatzimmer ein, nach dem er sich diesmal feierlichst durch oas Mädchen hatte melden lassen. Aber mit - gesenktem Haupte und trostlofer Miene « blieb er am Eingang stehen. Diesmal eilte der Chef, vor Neugierde fieberno, aus ihn zu, ergriff feine Hand und zog ihn in’ö Zimmer I »Nun?« fragte Peter Frech tonlos. f »Sie hab-en glänzend gewonnen. Jch i führe keinen Sonnenschirm mehr arn ; Lager. Der letzte ist verlauft, und, mein z Herr, Sie haben noch mehr erreicht« oer i allerletzte ift gestohln.« I »Gestohlen, was?« t »Ja, hier« aus meinem Zimmer, aus . meinem Glasschrant, es ist unglaub - licht« i Ein Wetterleuchten des- Verstebsns . zuckte iiber Peter Fuchs Gesicht. »Ma chen Sie sich teine Gedanken, Herr Brummhard, er ift in der Familie ge - blieben.« »Wie-; soll das heißen?« »Um das zu begreifen, müssen Sie zuerst wissen warum Sie Ihre Schirm los geworden sind. Haben Sie vielleicht s das gestrige Morgenblatt des Stadtw ! zeiaers gelesen?'« ; Der Chef sah ihn verwundert an. . »Ich habe wegen des großen Schirmum satzes schon mehrere Tage teine Muße ge k funden, die Zeitungen zu lesen.« l »Nun gleichviel, ich habe ein Exemplar i bei mir.« Er griff in die Tasche und EI-- »I- « cluluuclc UJI UllIUsulUWc Olulls »Ok ben Sie, hier« »Wie — oas Jnserat dort? Ein Hei rathsaesuch was soll das?« »Bitte, lesen Sie nur. Sie werden sogleich Alles verstehen.« Herr Frech sprach noch immer in ei nem seltsam geknickten Tone, und wäh rend der Chef mit wachsendem Erstau nen die Zeilen durchflog, ließ er sich mit einem schweren Seufzer aus den nächsten Sammetsauteuil fallen. Was aber Herr Brummhard las, war das Folgende: »Ein Kavalier von altem I Adel, Reseroeossizier der Garbe, in den Hbesten Jahren, stattliche Erscheinung, sucht aus besonderen Gründen eine lieb volle Lebensgesährtin. Vermögen und äußere Schönheit Nebensache, nur aus Geistes- und Herzensbildung wird gese hen. Zur Anlniipfnng nährrer Bekannt schaft mögen sich Ehrlichmeinende Nach mittags zwischen 4 und 5 Uhr an der Ecke der Marienlirche einfinden. Erlen nungszeichem Brummhards Patentso·n nenschirm mit dem griinen Zeisig.« Der Chef brach in ein dröhnendes Lachen aus. »Und dieses Jnserat haben Sie — —« brachte er mühsam heraus. »Ja allen größeren Städten Deutsch lands in jede Tageszeitung einriicken lassen;« zuletzt erst hier am Orte selbst »Und das sagen Sie so Fleinlaut! I Mensch Sie sind ja ein Genie ein-us Rangesl Auf die Jdee wäre ich nie ge kommen Und wahrhaftig, Sie brau chen nicht zu besorgen daß ich mein Wort nicht halte. Sie sollen meine Tochter haben, Sie verdienen sie.« »Es ist zu spät, here Brummhard. « :Was sagen Sie?" »Daß ich schändlich betrogen bin in meinen schönsten Hoffnungen. Nur ein mal konnte dieses Herz lieben, jetzt ist alles ausgebrannt zu grauer, talter - Asche!« —- — l »Wie, Sie weisen doch nicht die Hand meines Kindes zurück?« fragte der Chef s indignirt. J »Ich muß. —- Sie vermiisen Jbren einzigen und letzten Sonnenschim, Herr - Brummhard Jch habe iiyn gesehen —-« »Wie Sie wollen doch nicht sagen — IDaß als ich gestern Nachmittag ge gen 5 Uhr spaßeshalber über den Ma rienplatz ging, ich an der Ecte der Kirche noch eine einzige junge Dame miti Brummhards Patentsonnenschirm mit dem grünen Zeisia stehen sah. Und diese I Dame war Fräuleii Bertha « ——- —- . Der Erfinder fubr Ich mit beiden, Händen in die Haare. er wußte nicht« ob I er lachen oder weinen sollte. Nur das s Eine stand ihm fest, daß Herr Frech recht ; gesehen. s «Hören Sie,« wandte er sich nach einer . l Peinlichen Pause an den verzweifelt Da sitzenden, »das ist eine dumme Geschichte und mir um so unlieber, als ich Jhnen s wirklich zu Dank verpflichtet bin Aber ändern läßt sich an der Sache nichts und wenn Sie mir versprechen wollen, über Jhre gestrige Beobachtung nichts weiter verlauten zu lassen, so schlage ich Jhnen vor, statt mein Schwiegersohn mein er ster Buch-halte: zu werden. Sind Sie damit einverstanden?« » Der Semmelblonde bezwang seinen Schmerz und erhob sich. »Besser, ein Pslaster aus eine offene Wunde haben, als teinsl« sagte er patbetisch »Jchs bin der Jhre Herr Brummhard!« i -.s.-—- -— »Gei- tsiu, mein Xiiiid!« -——-O———- l LebensbildvonWaldemar KuttenI . - -. .»-. Die Frau Marquise hatte mit dem würdigen Pfarrer über alles Mögliche · gesprochen, ehe sie auf den eigentlichen j Zweck ihres Besuches kam. s Einmal so weit, wurde sie resolut: I »Hören Sie. Hiesr im Orte giebt’3 ein-n Unaliidämpnfrirsn h« kalm »s. i Apothelers, glaub’ ich der in einer Art ; hochmüthiger Verirrung sich damit ab giebt, meine Tochter Elisa zu verfolgen Und leid-er muß ich hinzufügen, daß meine Tochter dem Burschen nicht mit dem Ernste entgegentritt, den er ver diente. Jch weiß das Evangelium lehrt uns, daß wir Alle gleich sind, aber nie würde es mit meiner Zustimmung ge- . schehen, daß der Apothetersohn seine Au- . gen zu der Tochter des Marquis von 7 Bitv erhebe.« »Ich begreife,« murmelte der alte Priester. »Dann werden Sie. mir auch helfen wollen Seit drei Monaten ist m. ine Tochter nicht mehr zur Beichte gegangen —- ein in ihren sonstigen Gewohnhe ten - ganz unerhdrter Fall. Sie waren im mer so gütig, ihr die Beichte hier in Ih rer Wohnung abzunehmen. Nun wohl, suchen Sie das Gespräch auf das ve wußte Thema zu bringen Und dann sagen Sie ihr, was Sie wollen« um sie « eines Besseren zu überzeugen. Aber seien Sie vorsichtig! Sie kennen Elisa .. das Mädchen ist ein wenig roman tisch angehaucht, exaltirt . . .« »Reforgen Sie nichts, gnädige Frau. Jch werde trachten, mein Bestes zu thun.« «T:.usend Dant, und auf Wiedersehsen, Herr Psarrerl« Nachmittags gegen 4 Uhr kam Elisa, von der Kammersrau begleitet, in die Bsarrei. Sie trug ein weißes, an der Taille durch einen Gürtel zusammengehaltenes Kleid, einer Taille, die man mit zwei Händen umsponnen konnte, während die strassen Falten die blühenden Formen, deren Entwicklung schon das Weib an deutete, in lieblicher Deutlichkeit nacky zeichneten Sie ging aus den Pfarrer zu, dieser liesz sie aus einen ihm zur Se te stehen Wes USE-sucht slssskhssllbbsl UOIU Uek WILL-II begann. Aber das Mädchen war voll Unruhe. Jeden Augenblick den Umstand benutzend, daß der alte Priester, um sich zu sam meln, mit gesenktem Kopfe und geschlos senen Augen sprach und hörte, bog sie sich zurück und schaute zwischen Vorhang und Fensterpsosten in’g Freie hinaus-. Der Priester hud nun an zu fragen: «Wie lange ist es, daß Sie nicht zur Beichte gegangen?« «Drei Monate, Bater « »Und welcher Vergehen zeihen Oie sich in diesen drei Monaten?« »Seit einiger Zeit habe ich vergessen, vor dem Einschlasen mein Adendgebet zu beten.« »Und warum?« »Weil ich seit einiger Zeit zerstreut bin. Jn der Kirche gelingt es mir nicht mehr, mich zu sammeln es gelingt mir nicht mehr, die Messe so andächtig wie sriiher zu hören.« »Und welches sind die Ursachen, die Sie zerstreuen?« » Ich weiß es nicht, Vater. Aber noch mehr Seit einiger Zeit handle ich voll Eitelleit beim Ankleiden, beim Käm men, nur in der Absicht, Anderen zu ge sallen.« »Und wer sind diese Anderen? Viel leicht männliche Persönlichkeiten?« »Ach ja, Vaterl« W «Schrecklich. meine Tochter, schreck lich! Diese Sünde ist, was man in der Welt Kotetterie nennt, und wenn sie an sich könnte verziehen werden, so wird sie es nie wegen der furchtbaren Folgen, die sie nach sich zieht. Sie läßt in den Miinnern zügellose Wünsche erstehen und ist die Quelle fortgesetzter Sünden sowohl für Den, von dem sie ausgeht, als für Jenen aus den sie ihren Einfluß übt. Sie müs sen nach dieser Seite hin sich bessern, meine Tochter. Und nun fahren Sie weiter sort.« 2 «Verschiedenemale hab’ ich der Ma ma nicht gehorcht, die mir verboten hatte, am Fenster zu stehen.« » »Sie hat Recht, meine Tochter. Auch diese Sünde gehört dem Kreise jener an, von denen ich Jhnen eben kprach.« « »Aber ich stand ja nicht am Fenster, um mich bewundern zu lassen!« i »Nicht? Warum denn also?« »Um die zu sehen, die vorüber gingen.« »Auch das ist schlimm, meine Toch ter. Ein Mädchen sündigt. wenn sie Vergnügen daran findet, sich am An blie! von Männern zu weiden.« »Aber ich schaute ja gar nicht nach allen.« »Nicht? Und nach wem blickten Sie ?« " «Nach einem Einzigen.« i »Nach wem ?« »Nach Heinrich, dem Sohne des Apothekers.« Nach diesem Bekenntnisse hatte sie sich so weit vorgebeugt, daß ihr Ge sicht fast die Kniee des Priesters be rührte, während sie die Augen mit den Händen bedeckte. Der gute Priester schaute sie an und schüttelte wehmüthig den Kopf, den alten Kopf mit den weißen Haaren und dem gutmüthigen Ausdruck. Dann begann er den Sermon. »Sehen Sie, sehen Sie, dies ist der Grund all’ Jhrer Zerstreuungen, all’ Jhrer Versündigungen; diese hatten mich überzeugt, daß ein anderes-, sehr starles Gefühl sich Ihrer ganz und gar bemächtigt hatte. Es blieb mir nur übrig, zu erfahren, wessen wegen Sie Illllulguu, un» Ich-» tuu u» »u- tut-rh, ist meine Verwunderung noch mehr gewachsen. Jch will über diesen Ge genstand des Weiteren zu Jhnen spre chen, meine Tochter. Nehmen Sie einen Stuhl und setzen Sie sich hier vor mich hin; Sie brauchen nicht mehr zu knieen. Und schauen Sie nicht mehr aus die Felder hinaus Es ist richtig, auch diese sprechen von Gott aber jetzt sollen Sie mich anhörenk Das Mädch..i gehorchte. Sie saß neben dem Fenster, den einen Arm hinter dem Vorhang aus den Fenster sims gestützt, derart, daß die kleine weiße Hand draußen hing zwischen den Blättern der Rosen, die aus dem Gartenlande herausbliihten. Dann neigte sie das Köpfchen, um aufmerk sam zu hören. »Sie haben eine Unklugheit began gen, meine Tochter. Sie haben nur an sich selbst gedacht, die erste Regung Jhres jungen Herzens zu besriedigen.« Elis.1·tauschte noch immer mit ge senktem Kopfe; aber plötzlich, als ob diese Werte sie schwer betroffen, ward sie iiber und iiber roth und wand sich leicht aus dem Stuhl, als wollte sie entslieben. " Er fuhr sort: »Sie haben nicht daran gedacht, aus welch’ harte Probe Sie den Frieden Jhrer Verwandten, das Glück Jljrir Mutter stellten. Sie haben nicht an den Schmerz gedacht, den Sie Derjenigrn be reiten wiirden, die Jhnen das Leben ge geben, wenn Sie in einer ihr mißfälligcn Weise iiber Jhr Herz versugten. S.:gen Sie, haben Sie nie Jan-n gedacht?« »Ja, Vater.« »Und Sie haben auf Jhrem Vorsatz bestehen lönnen, haben Ihren Ungehor sam fortgesetzt?« ,,V.1ter, das Gefühl ist stärker als ich.« ,,Haben Sie wenigstens versucht, sich . auszulehnen gegen dieses Ge siihl, das sich Jhrer bemächtigen will?« l »Ich hab’ s versucht, Vater, und es ijt s ...-» g ..... g... »Sie müssen mir versprechen. Jhr Möglichstes zu thun, sich aus dieser Ver blendung zu lösen, die über Sie gekom men ist.« »Ich verspreche es, Vater.« »Und hoffen Sie aus den Sieg?« »Ich hoffe-« Sie antwortete sast weinend, das An gesicht geneigt, einen Arm immer hinter ; dem Vorhang, den anderen im Schoosz » liegend. i Der gute Priester faßte ihre Hand mit J seinen beiden und fuhr sort zu sprechen: s »Brav, meine Tochter; ich erwartete I das von Ihnen. Sie sind start und wer- ( den siegen, werden Verzicht leisten aus I eine Verbindung. welche die Zwietracht i in Jhre Familie bringen und, nachdem i sie siir einen kurzen Augenblick Sie viel leicht glücklich gemacht, Sie unzweifelhaft siir’s ganze Leben unglücklich machen würde.« Er sprach langsam, zufrieden, sie be- I wegt zu sehen, wie in voller Zustimmung z zu Allem, was er sagte, während das s weiße, weiche IHändchen zwischen den sei: i nen bebte. J Aber seit einigen Augenblicken erregte l ein gewisses Geräusch, ein Knistern in » den Rosenbiischen unter dem Fenster I setzte Neugier. Er wollte nachsehen uno ! a . . . . l Er sah Heinrich, den Sohn des Apo thekers, gebückt zwischen den Zweigen, in —.— seinen Händen die hand Etisens, ans die er leidenschaftlich seine Lippen drückt Sehr gut! Seine Predigt hatte Ot was gesruchtett Einen Augenblick dachte er im Zorn auszubransen, aber dann senkte er das Haupt. Was auch konnte er thun, wenn diese Beiden sich wahrhaft liebtent Rasch stand er aus« und das Fräulein, das ihn sich bewegen fühlte, that ge schwind dasselbe. Und während sie ihn zweifelnd an schaute, nicht wissend, was sie denken sollte, faßte er ihr Kinn zwischen Dau men und Zeigesinger, redete sie mit Dn an, wie in Tagen, da sie noch ein Kind war, und murmelte: »Geh-e hin, mein Kind, und, Sch«l:n du, vergiß dein Versprechen nicht.« Dann nahm er den Kanzelton wieder auf, erhob die Hand zum Segen und sprach: «Abfolvo te . . ..« G e d i eh t e. Meister Oluf. Meister Olus, der Schmied aufhelgw land, Verläßt den Amboß uni Mitternacht; Es heult der Sturm am Meeresstrand Da pocht es an seine Thiir mit Macht: »Heraug heraus, beschlag mir mein Rv ß! Jch muß noch weit und der Tag ist naht« Meister Olus öffnet der Thiire Schloß Und ein stattlicher Ritter steht vor ihm da Schwarz ist sein PanzeSr sein Heim und Schild An der Hüfte hängt ihm ein breites Schwert, Sein Rappe schüttelt die Mähne wild Und stampft mit Ungeduld die Erd· »Woher so spät? Wohin so schnell?a ,,Jn Norderney tehrt’ ich gestern ein; Mein Pferd ist rasch, die Nacht ist hell, Vor der Sonn mußs ich in Norwegen ein.« zuckt-« Ok- Tisc««l k- «f«»l-4 IJJQ »Es-»Es ow »W- I- v« Ot gern, »Mein Rappe, der läuft wohl mit dem Wind; Doch bleicht schon da und dort ein Stern. Drum her mit den« Eisen und mach ge schwind!« Meister Olus nimmt das Eisen zur Hand-, Es ist zu tlein — doch dehnt es sich ans: Und wie es wächst an des Huses Rand, Da ergreift den Meister Angst und Graus. Der Ritter sitzt auf, es llirrt sein Schwert: »Nein, Meister Oluf, gute Nacht! « Wohl hast Du beschlagen Odin's Pferd; Ich eile hinüber zur blut’gen Schlacht.«s Der Rappe schießt fort iiber Land und Meer, Um Odin’s Haupt erglänzt ein Licht, Zwölf Adler fliegen hinter ihm her, Sie fliegen schnell und erreichen ihn nicht. i si- sit Das Land Amerika. Als jüngstes Kind von der Nationen Sippe Steh in der frühsten Jugendlraft ich da, Mit hellem Aug’ und frischer, rother Lippe, Ein stärker Kind, gestehtsi man selten h a . Jch weiß es wohl, die ältern Schwestern blicken Mit Neid auf mich und auf mein festes Haus, Weiß, wie sie zischeln hinter meinem Rücken: »Der Paroenü schaut iiberall heraus.« Es mag so sein, doch dürst’ Jhr nicht ver tennen, Daß steinig meiner frühsten Jugend Pfad. Ein Leben voller Mühe war s zu nennen« Der harten Arbeit Und der steten That. Das Bloclhaus lernt’ ich in dem Urwald bauen, Aus wüsten Auen schuf ich lachend Land Und kam ein Mädchen aus lacurovcks Gauen, Reicht’ ich zum Willkomm’ gern ihm meine Hand. Nicht konnte ich die schönen Künste pfle gen Der Kampf um’·5 Dasein scheucht die Musen soli, Ein Kleinod aber wußte ich zu hegen, Was kein Palast enthält, das freie Wori. Heui’ bin ich reich und fest im Krieg wie Frieden Steh’ ich, zu zeigen, was ich will und kann, Ob mit im Walilknmpf bleibt der Sieg beschieden, Ob nicht, der Wablsptuch bleibt: Selin ist der Mann. «- sc s H a l b e L u si. Heui’ schwärm ich mit im lebensvollen Kreise, Doch durch der Geigen jubelhellen Ton Mahnt mich ein trauriges Erinnern leise, Wie eine, die entflohn. Ein dunkles Rasen hallt im Herzens grunbe. Wie einem Nixenkind ist mir zu Muth· Das heimwärts kehren muß zur rechten « Stunde Jn seine dunkle Fluch.