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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Nov. 10, 1899)
-— Unf halbem Wegs- I Rodellette »Don A r m I n R o n a i. 1. l War das eine aufregende Nacht! Kein Mensch hatte eine Ahnung davon gehabt, gänzlich unerwartet war sie mit dein Rachtzug angekommen Ein Wagen war oorgefahren nnde sl wurde hefig gellingelt Das Dienst-i tnii kam m größter Aufregung in das chlafzitnmer mit dem Rufe: »Bitte, gnädige Frau, stehen Sie gleich auf es ist jemand angelomnten.« »Wer ist denn dasu :Jch Mama, ich bin’3 « rief eine helle Frauenstimme »Warte, Du bist es, urn Gotteewili len, wie kommst Du hierher? Was ist denn geschehen Z« Frau Doktor Ludwig Bernsen, die Tochter der Wittwe Neubert, lief; sich müde am Bett ihrer Mutter nieder. Sie ergriff ihre band und driicke einen hei ßen Kuß darauf. Nach einer kleinen Weile sagte sie dann mit viillig ruhiger Stimme: »Ich Gabe meinen Mann verlassen und bin fest entschlossen. nicht mehr zu ihm Iuriielzulehrenf Dann erzählte sie der zu Tode er schroetenen Mutter die ganze Geschichte urit einer Ruhe und Auefiihrlichteit, wie man von vollzogenen Thatfachen spricht Marie Neubert war mit achtzehn Jahren die Frau des Doktor Ludwig Berufen, eines vielgesuchten Rechtsan walts, geworden, der bis dahin zu den bekanntesten Leberniinnern der Welt ge zählt hatte. Die Ehe war eine ruhige und friedliche. Vor einem Jahre aber war die junge Frau dahinter gekom men, daß ihrMann sich keineswegs der pflichtet gefühlt hatte, mit den Passio nen des Junggesellenthums zu brechen. Sie erhielt die sicheren Beweise dafür, daß er zum Haushalle einer, im Rufe der Unnahbarleit stehenden Schauspie lerin beizutragen pflegte. Marie, die bis dahin mit einem gewissen Gleich muth an der Sete ihres Mannes gelebt hatte, begann ihn zu verabscheuen« zu verachten. Sie vermied jedoch jeden Ell-t, und die Welt hatte keine Ah nung, welche Entfremdung zwischen ih nen Plas gegriffen halte. Die charakterstarle junge Frau such te auf anderen Gebieten Ersatz siir das entgangene Glück. Sie interessirte sich fiir Literatur und Kunst: and beson ders, wenn ihre jüngere Schwester bei ihr zu Besuch war, besuchte sie fleißig Museen.Ausstellungen, literarischeSoi reen und fiihlte sich in dieser Sphäre recht wohl. Bei derartigen Gesellschaften tam sie öfter mit dem Professor Heinrich Oel berg zusammen. Das gemeinschaftliche Interesse beförderte rasch ein freund schaftliches Band zwischen ihnen. Pro fessor Oelberg wurde nicht müde, die beiden Damen auf ibrrn Streifziigen zu begleiten und mit seinen tiefen Kenntnissen die der Kunst und Wissen schaft gewidmeten Stunden noch ge uußreicher zu gestalten. Auch im Hau se des Doktor Berufen, wo jeden Don « nerstag sich die Freunde desselben ein sufinden pflegten, war er ständiger Gast. Erst glaubte die Welt, der Pro fessor interessire sich für Fräulein Ag-’ nes, bald fand man jedoch, daß seine Huldigungen mehr der schönen Frau, Doktor galten, von der man ja wußte,j wie sehr ihr Mann sie oernachläfsiatr.l Frau Doltor Bernsen fand am Verkehr mit dem hochgebildeten Mann da griißie Gefallen Sie hätte aber ge wiß jede Beziehung abgebrochen, hätte sie geahnt, was-I sich die böse Welt zu LI2114 --4- « ICIIIFDII» Gestern Abend nun war die Kam-, strophe eingetreten. Doktor Bernsen war in der Gesellschaft lustigerFreunde gewesen, und es schien da recht lebhaft " zugegangen zu sein Man feierte ir gend einen seiner Erfolge, und des Toastirens und Champagnertrintens war tein Ende· Es war sehr spät, als Doktor Bernsen endlich den Heim weg antrat. Er war in sehr gehobener Stimmung und siihlte den Wunsch in sich, die ganze Welt an seine Brust zu drücken. Jn der Wohnung brannte noch Licht. Ein interessantes Buch schien seine Frau noch wachgehalten zu haben. l heute wollten selbst seine alten Ge siihle für seine Gattin nochmals zum Ansbruch lotnmen. Er nahm einen Stuhl, setzte sich neben sie und wollte sie mit einem teichten Scherzworte an sich ziehen. · Marie machte sich mit Entschiedeni" heit los und blickte ihn lange durch dringend an. . s« »Nach allem, was zwischen uns ge schehen, wagst Du es noch, mich anzu riihren?« l Berner war heute nicht in der Stimmung, etlan ernst zu nehmen, u. erwiderte daher scherzend: i »Aber Marie wer wird denn gleich so sein? heute bin ich in der Stirn nuenz alles u vergessen; vergiß Du auch. Du wei t ja, daß ich immer nur Dia gen-n hab-.- t »Ich. laß die Kindereient Zwischen III ist Ia doch alles aus, ich bin ja nur noch um den Schein zu wahren, bei Dir geblieben und der Mutter wegen, die ich nicht tränken wollte Zwischen uns wird sich nichts mehr ändern, es ist alles vorbeik· s Jst W des Doktors ging eine spr. die gute Laune war Hrseu J- Jst-it Misere- Schritten nnd nieder. Endlichbi er m Wstebun · l s oisi das Dein lestes Wort?« Mein allerlehtes.« »Nun gut; wenn Du mich dazu zsingst, so will ich es Dir auch sagen: Dein Benehmen imvonirt mir nicht nicht« Das ist ja alles nur Schein und Verstellung, leere Ausredem aus die ich nicht mehr reagiere· Den wahren Grund Deine-z Benehmen-( kenne nicht nur ich. sondern alle Welt.« .,Den wahren Grund? Und der wärest-s« »Daß Du einen Geliebten hast« —-— Und ohne auf eine Atti-vertan tva ten, fuhr er mit höhnischem Cynismus Fort: »Ich denke, Du weißt» von wem ich spreche. Du kennst ja den Helden recht aut, diesen lyrischen Professor Oelberg. Eine nette Geschichte den-P Marie erhob sich mit talterRuhe nnd rief mit dem stolzen Bewußtsein der reinen, in ihrem tiefsten Innern ver lehten Frau: »Hinaus!« Bernfen bebte unter ihrem Blicke zu stimmen Er sprach kein Wort nnd entfernte sich. In der Thür drehte er steh nack einmal um und sagte drohend: be ..Morgen sprechen wir weiter dar-its r.« — Anderen Tags aber war Marie nicht mehr da: noch in derselben Nacht pack te sie das Nothwendigite zusammen, verließ das Haus ihres Mannes und kehrte zu ihrer Mutter zurück. e) Si Mitte Januar retsteMarie mit Mut ter und Schwester nach dem Süden und verbrachte in dem milden Sonnen schein der Riniera einige Wochen. Sie hatte sich mit allen Umständen defini tiv abgesunden. Sie betrachtete den Bruch mit ihrem Manne als einen end giligen und wartete mit Sehnsucht aus die Stunde, da auch Doktor Bernsen seine Einwilliguna zur Ehescheidung geben werde. Mit Professor Oelberg unterhielt sie einen lebhaften Brief wechsel; die Fäden zwischen den beiden spannen sich immer sester. Ende März lehrte die Familie nach Hause zurück. Sie lebten von aller Welt zurückgezogenx nur ProfessorOels berg, der inzwischen in die Vaterstadt Mariens versetzt worden war, verkehrte viel bei ihnen An einem schönen Frühlingstage sa ßen Frau Doktor Bernsen und Proses sor Oelberg allein aus der Terrassr. Oelbergs Blicke hingen mit Entzii cken an der reizenden Gestalt der jun gen Frau. Plötzlich stand er aus und trat zu ibr hin. »Wissen Sie,'« sagte er leise, »daß Sie aussehen wie ein junaes Mäd chen?« — »Manchnial ist es mir auch so, als« wäre alles nur ein Traum gewesen· Und wenn ich nun noch Mädchen wö re, was würden Sie da thun, Herr Professor?« - »Ich hielte bei Ihrer Maina sosort um Jhre Hand an! Und wäre Jhiieri das recht?« Marie antwortete nicht. Sie beugte sich noch mehr vor, um die jähe Röthe, die in ihrem Gesichte ausgestiegen war, zu verbergen. Qelbera ergriff ihre Hand —— sie entzoa sie ihm nicht. Sie sprachen teinWort, sie hatten sich ohne Worte genug — alles aesaat. Von diesem Zeitpuntt an beaanii Marie fast unbewußt sich einaehenoer mit dem Scheidungs —- Vrozesz zu be schäftigen. Doktor Bernsen wollte freilich von nichts wissen. Anfangs hielt er den Schritt seiner Frau siir ei ne vorübergehende Laune. Er kannte offenbar ihren Charakter nicht genug. Als er sah, daß seine Aufforderungen zu ihm zurückzukehren unberiicksichtigt blieben. richtete er sein Leben wieder ganz junggesellenmäßig ein, verkehrte Gesellschaften. besuchte Theater und stürzte sich mit derdoppeltem Eifer in alle Großsiadt- Vergnügungen Der Welt sollte das als Zeichen dienen, daß ihn der Schritt seiner Frau gleichgiltig lasse. Ei entlich wollte er in den He riiiischooll en Vergnügunaen nur seine wiednerwachten Gesiihle betäuben. —. Denn das wurde ihn-i mit jedem Tage klarer. Seitdem er sie verloren liebte er sie erst« recht wieder er liebte sie mit verdoppekter Leidenschaft und verdop Pslter Sehnsucht Alle iirsprache von Bekannten und Verwan ten war vergebens. Mochi seine Frau machen, was tie wollte in die Scheidung willigte er nicht. j J. « Die größte Sensation in dem klei-l nen, mitten im Hochgebirqe romantisiiii gelegenen Kurorte war die Ankunft deri Nachniittagspost, wenn der lcihrneBrief-l ( träger mit den angelommenen Briefen sich der Kurpromenade näherte. 1 Die muntere Agnes war heute die Erste, die vorn Boten einen Brief ern sing. »Ein Brief siir Dich, Marie, rief sie schon von weitem der mit Professor Oelberg nachkommenden Schwester ent- · gegen. ,.,Ach von meinem Manns« Nachdem sie ihn gelesen, reichte Ma rie den Brief schweigend dem sie ge-; spannt beobachtenden Professor Oel-it berg, der folgendes las: »Du wirst ej vielleicht lächerlich fin den, over ich gestehe es Dir unumwun den, daß ich auch hier im Tritt-ei des Bavelebenj nnausgesesst Dein gedenke f höre nun meine leite allerleste Bitte: Gut, willigte ein ich lasse. mich von Dir s iden, jedoch nnt nnierf M VIIISUII Wisse mit tsix Upsbj vierundzwanzig Stnnven, ehe unsere Wege fiir immer auseinandergehn-. —J Ich schwöre Dir bei meiner ewigen Se ligkeit, die Welt soll nichts davon er fahren Reise geheim hierbei-, in In burg werde ich Dich erwarten. ach genau vierundzwanzig Stunden kannst Du wieder im Hamburg fein und di« Heimreise nach Belieben antreten. Jll schwöre Dir bei meiner Ehr-, daß ich unter dieser Bedingung zu allein bereit bin, was Du wünschest Dagegen schwöre ich Dir ebenso ieieriich, daß ich unter keinen Umständen in die Schei-· dung willige. wenn Du meine Bedinq gung nicht erfüllst. Es hängt nun al-; les. von Deinem Entschlusse ab, den ich mir telegraphische erbitte. Dein Gotte Dottor Ludwi-,r Berufen. z Einige Minuten herrschte tiefesk fs«F-ck-,n.zeizsien. Dann fragte der Profes « or: »Nun. was werden Sie thun?" Sie konnte nicht spat-im antworten. Nach einigem Nachfrnnen erwiderte sie. «Denten Sie über den Antrag knei neH Mannes nach: ich der-e das thun. wozu Sie mir rathen. Allei- tpingt von» Jhnen ab; morgen friih heim Brunnens sprechen wir weiter darüber. l 4. Lange, lange stand VenfeisarDeiberg Abends noch vor dem Kurhaus und blickte zu dem Fenster hinauf. hinter ivelchem die geliebte Frau wohnte. Und dann ging er zum Ufer des Teiches hinab, sette sich bald aus eine Bank, oder ing, gedantenschwer sinnend, die ausge drbenen Spaziertvege entlang. Welche Entscheidung soll er treffen? Welchen Rath in dieser verwickelten Angelegenheit geben? Erst gegen Morgen suchte der Pro fessor sein Zimmer aus, vonSchlaf und Ruhe konnte aber bei ihm teine Rede sein. Es war noch nicht sechs Uhr, als er schon den bezeichneten Platz an dem Brunnen aufsuchte, bleich. iibermächtig und in nervöser Erwartung. Nach Verlauf einer Stunde lain die sehnlichst Erwartetr. »Haden Sie einen Ausweg gesun den?'· war ihre erste Frage. · «Einen Weg nicht, aber einen Ent schluß. " »Bitte, lassen Sie hören«', ries Ma rie rasch. »Mein Rath geht dahin« ——— die Stimme de- Prosessors zitterte merl zlich —- «und ich bin nach reiflicher . Ueberlegung dazu gelangt: Nehmen-Sie den Vorschlag an und Lehren Sie aus vierundzwanzig Stunde-i zu ihm zu rück. Jch habe nicht die Kraft. zu ent sagen, und das ist der einzige Weg, Sie endlich zu errincen.« Vom Gesichte Maries verschwand das sanfte Lächeln, und sie frug mit merklicher Kälte: «Haben Sie die Sache auch reiflich überlegt « »Die ganze Nackt liindurch.« »Gut, ich irerde Ihren Rath besol -gen.« Tags über sprachen sie nicht mehr davon. Anderen Tage um neun Uhr friib wurde Professor Oelderg aus dem » Schlafe geweckt. Der Lellner übergab ; ihm einen Brief« ; »Weder Freund! Ich irill Ihnen Le sbewohl sagen in dem Momente, wo r ich bereits fern von Ihnen weile. Jch ;bin mit dem Erpreßzug um acht Uhr ’friih abgereist und gedenke schon heute Abend mit meinem Manne zusammen -zutresfen. Leben Sie wohl, lieber Freund, unser Traum ist zu Ende — iiir immer. Ich handele, wie Sie es wünschten: iet« reise! Aber nicht auf vierundzwanzigäsundem wie Sie mei nen, sondern siir immer. . Auf dem Wege, der in das Hausl meines Mannes führt, giebt es siir fiir mich keine Rückkehr. Diese vier undzwanzig Stunden entscheiden mein Schicksal. Jch werde an seiner Seite Leben, wie Eine. die kein Recht ansGliick at. Die Jhre tann ich nicht mehr wer den, lieber Freund, und dem Glücke ha be ich für immer entsagt. Die letzte Enttiiuschung hat mich nüchtern ge macht. Liebten Sie mich wirklich so, wie ich in glücklichen Stunden ge giaubt habe, Sie hätten mir diesen Rath nicht geben tönnen. Sie kennen mich und werden es ge wiß nicht versuchen, mich umstirnnien zu wollen. Suchen Sie das Glit- aus andern Wegen, ich werde es wob! nie wieder finden. Leben Sie wohl, lie ber Freund, und vergessen Sie mich.« ] Cefpeeetltflser Ritt. Ziizze von Paul Perron. Auf den falschenTip, den Tons Noa rer mir aegeben hatte, gewann ich tau send Dollars, und es hatten allein mei- « ne Dummheit und Fortuna Schalk-, denn Tom hatte mir mit Absicht das Pferd mit den fchlechteften Chancen, ei nen richtigen Outfider, genannt, nur, urn endlich meine ewigen Fragen los zu fein. Ich war dumm genug, an feis ne Ehrlichkeit zu glauben und feste hundert Dallars auf den faulen Gaul.l und ich· war glücklich genug, dennoch zu gewinnen. Mein Gaul lief fa ge mächlich, als ob es einen gemiithlichen Spazierritt galt aber der Favorit rannte eine Stanke um« das zweite Pferd verlor den Reiter bei einem Rumpler, und das dritte Pferde ftiir te. Mit der qemtithlickften Pare trag: te mein Faulpelz durch? Ziel, und das Resultat war, das ich für einen Dol lar zehn wieder erhielt. Meine Dorn-seit wurde nur noch von seeiner Mai übertroffen. denn ichswarssbesdmädernsiensen den biederen Tom gef, um mich fitr den schönen Tip zu bedenken. Und et schleppte mich mit in feine Stamm tneipe, wo ich allen feinen Freunden und Bekannten mehret Fäßchen Ein ausgeben mußte. Das war eine inter nationale, durstige Gesellschaft Trak net Jockens und Stallleute aller Art, die sich einmai tüchtig betrinten woll ten, weil das nächste Rennen in San Francigco erst vierzehn Tage später stattfinden sollte. Da konnte man sich« schon erlauben« den Sonnenaufgana abzntvaxtew Na. seht geistreich war die Unter haltung nicht. Einer schrie noch mehr, als der Andere. so daß mir in der schmälen alcohalgeiättiaten Luft der Athem auszugehen nnd meine Augen« zuzufallen drohten. Ich hörte nur ein zelne Worte. Von Weibern war dis: Rede und von Pferden, und Dann fing Tom an nnd erzählte, das-. er ganz be stimmt gewußt hätte, daß der Gaul, auf den ich gest-net hatte. gewinnen triitde. Ein lautes Gelächter belobnte feine Renommage. Da plönlich über dtönnte eine heisere, krächzende Stint nie das Geschrei. « s Verdammt will ich sein, wenn di: Geschichte mit rechten Dingen zugegan acn ist,u sagte der alte Joaey Janus Will. »Ich laube wahrhaftig, es war ter »Seht-in einfeger«.« s Aus eine Minute verstummte der Lärm. Alle Burschen schauten mit vi fenen Munde zu Janus hinüber, der laltbliitig mit einem Zuge ein Wasser glas beißen Grogs binabstiirztr. »Der Schornsteinfeger?« fragte end lich Einer. «,.Welcher Schornsteinfeger?" siigte ein Anderer bin-iu. ,.Der Schornsteinfeger. sage ich, und, wenn er’s gewesen ist« hätte er auch den großen Chamant besiegt. Da giebt’: überhaupt lein Pferd, das er nicht von den Garten geschiittelt hätte, wie ein Knabe die reifen Pflaumen vom Bau me." —. »Da steckt 'ne Geschichte dahinter,« rief Tom, «l,-erauo damit, alter Bur sche-« — .Wollt Ihr zubiiren?« sagte Juni-H und zwinlerte mit den Augen. »Aber verdammt will ich sein,n:enn Einer von Euck- lacht und ich ihm nicht dies Glas in's Gesicht aieszenk Es ist eine ver teufelte ernstbaste Geschichte, die ich nicht zum zweiten Male erleben möeb te.« —- — ,.Herans damit, Ja:nes,« riefen nied rere Stimmen. Die Groggliiser wur den neu gefüllt, nnd tiese Stille trat ein. Jch wischte mir den Schlaf aus den Angen. James, der ein Gesicht hatte wie ein vertrockneterBanmstuan ans dem die Nase wie ein Ast heraus much-, blickte sich im Kreise um« nnd, als er sah-»daß Alle an seinem Munde hingen. begann er folgendermaßen: »Es-«- war vor vierzig Jahren, als die großen Rennen in Amerika sich erst ein bürgerten. Bei Chieaao war ein gro ßes Meeting, und die Obicagoek suchten den New Yorlern in Höve der Preise nnd Giite der Pferde den Rang abzu streiten. Jm großen Handicap sollten zehn berühmte Gänle siart3n, aber ini letzten Augenblick tam noch ein elster dazu. Damals nahm man es mit den: Termin der Eliennnngen noch nicht so genau. Ein unbekannter Hur Smiid hatte an das Comite geschrieben, das-, sein »Zchornsteinseger,« schwarze Hengst, Vater »Schorns1ein,« Mutter ,,Sweaiheart,« mitmacljen solle. Pa viere und Geld schielte er ein. Es wsiirs de aniRenntage mit «Schornsteinfeger" zur rechten Zeit erscheinen.« Vier oder siinf Tage vor dem Mee ting trafen bereits alle Pferde ein, und jeden Morgen fanden Probe - Galopvz statt. Jch war noch ein ganz junger Jockey, der überdies bei seinem erstgn Ritt Mallxur gehabt hatte, so dasz mirs tein Besitzer seinen Gaul anvertrauen wollte. Trotzdem bummelte ich von Morgens bis Abends bei den Boreöj herum. Von .Schornsteinseger« war nichts zu sehen und zu hören. Am frü hen Morgen des Renntagee fehlte «Schornsteinfeger« noch immer, so daß Jedermann glaubte,— der Derr Smith hätte dem Comite einen Possen gespielt. Schon wollte nvan den fremden Gaul streichen. als ganz fern auf der Prairie ein schwarzer Punkt auftauchte, der sich dein Rennpserd ziemlich schnell nä herte. Durch den Krimftecher lonnte man bald sehen, daß es ein völlig schwarzgetleideter Reiter auf einem schlanlen Rappen war. der im Hand Galopp vahecspemqie numianieuchs richteten sich aller Augen aus die san-· derbare Erscheinung, und trotzdem es! sonnenheller Morgen war, iiiblte Jeder . Bienen Schauer durch seinen Körper ge i n. Der Reiter parirte fein Roß vor dem« Eotnitezette, sprang ab und stellte sich, indem er nur stijchtia den tsylindethnx Derührth dem Präsidenten als MH Smith vor. Dann ließ er das Pferd stehen und ging in’s Zelt, um die bei-I mals sehe geringfügigen Foemalitäten’ zu erfüllen. ! «Schoenfteinfegee« stand in einem; Kreije von Rennstallbesihetm Ttaiik nern, Jocteys undStallbedienfteten un wandte seinen ichtanten Kon mit den« funkelnden Augen bald nach recht-M bald nach links, als ob ee «Guten Mot-« gen« sagen wollte· Es war ein schöne-· nnd elegant gebautei Schien das durch· den zueitckqetegten Galopp durchaus nicht ermüdet zu fein schien. Aber diei unstet-enden Eennef schüttelten den Kopf nnd lächelten. Der dumme Gaul sollte nett dem berühmten «Petmkose««, laufen, der sich in bester Conditton be fand. Darüber tout Inan bald einig: «schptamuw« um an »ein-k dutchJ Ziel get-eh denn et konnte mit keinem der gemeldeten zehn Pferde den Vergleich aushalten Mit spöttian Blüten wurde der her-r des unglücklichen Outsiders be grüßt, alä er wieder ans dem Zelt trat und laut nach einem Jocley begehrte, der fein Pferd reiten sollte. Niemand meldete sich. Er wiederholte feine ZW ge, aber als der Präsident fein Begeh ren uniersiiihth trat ich schüchtern dot rcn einem hellen Gelächter der Umste henden begrüßt Das ärgerte mich sp. daß mir das Blut zu Kopf flieg. « Herr Smitlh der mich mit feinen tchlvaxzett Mich-v Augen einen Augle Pliu strikte, llopfte mit auf die Schuf er. »Wel! mn boy,« faqte er. »Zwei lusndert Tollan fiir den Ritt und tan fend für den Sieg. Abqemacht.« Ein allgemeines »Ab« und nochma liges Gelächter, jedoch der langeSmitb, welcher mit feinen schwarzen Augen, schwarzen Haaren, bleichern Angesicht und in dem schwarzen Anzug wie ein Leichenbitter aussah, ließ sich nicht irr-e machen. — .,Well, gentlemen! Wette mit Jeder-i ein paar tansenwotlars. daß«Schorn-s steinseger« es markt« Dabei zog er seine Vriestttsche. die mit Tansenddol lcrs - Scheinen gelpickt war. »Wer hält die Wette?« Na. fest brach ein Tumult ans, wie ich ihn selten gehört habe. Wohl an siinszig Wettlnitiae stiirmten ant Mr. Sinitb ein. Die Wetter wurden regu lirt, das Geld. wie es damals Sitte war, bei dem Präsidenten deponirt. und ein allgemeiner Freudentautnel bemiich tigte tich der Wettenden, die alle schon glaubten, das Geld in der Tasche zu haben. Mich aber zva Mr. Striith bei Seite, in dem Pferde bin. entnahm der Satteltasche einen schwarzenJocken Dress und schwarze Mütze nnd befahl mir, zur rechten Zeit beim ersten Glo denzeicken zur Stelle zu sein. Mir ist nie wieder ein Vserdebesiyer vargetommen, der mit solcheriliuhe und Gleichgiltiateit dem Rennen entgegen sab. »Schornsteinieger« blieb aus detn Rasen stehen, ließ den Ron zwischen den Vorderbeinen bänaen und schien zu schlafen, und sein Herr stand daneben wie eine Statue. So verrannen mehere Stunden, bis endlich der erste Glocken schlag siir das Handieap erklang. Mr. Smitb trat näher bekan. der Gaul boh den Kopf und svisste die Ldren nnd ließ dabei ein ganz leises dumpfes Wie bern hören. als ob er Bauchredner wäre. »Weil, bon,« saate Mr. Srnitb nnd ergriff mich mit seinen dürren, langen Händen, die mich wie eine Feder in den Sattel hoben. Durch die leichte Jacke tindurel fühlte ich. wie eigtalt seine Hände waren. lind wieder ging ein talter Schauer durch meinen Körper. Kaum war ich im Sattel, so führte er das Pferd etwas abseits, denn es hatte sich wieder eine Menge genirender Zu schauer einqesunden. »Daß anf, Jamesf sagte er leise zu mir. »Der »Schornsteinseger« ist ein verdammt eigensinniaes Vieh. Wen-r er will, gewinnt er. Wenn nicht, nicht. Niemand darf imerrichristen machen. Halt Arme nnd namentlich die Peit sche in Nich. Wirst aenng zu thun lia ben, im Sattel in bleiben. Halt fest. Inn-Je, kalt seit, nnd- nm wag Anderes tianiEIIre Tich nict !. Zo, ga on.'« tFr gab dem Gaul einen leichten Schlag aus die Schenkel, nnd der »Schornstcinseaer'« wieberte wieder wie ein Bauchredner. Es war unheimlic anzuhören Dann sente er fich, als das zweite Glockensianal ertlang, in leich ten Trab, und mit den anderen zehn Pferden tanterte er als Lester an der Tribiine vorüber zum Statt. Damals wollten die Leute noch viel fiir ihr Geld haben, die Babnliinge be trug iiber 3000 Meter. und zwei Mal mußte das Feld bei den Tribiinen vor über, und erst beim dritten Mal war das Ziel erreicht. Keines der els Psa de seßte Anfangs seine volle Kraft ein," «Schornsteinseger« aber gewiß nicht. denn er blieb noch eine nette Länge dem vorlekten Pferde zurück. als wir zum ersten Mal bei den Tribiinen vorbei kamen. Dabei tarn ei mir vor, als ob er den linten hinterfnß nachschleiste . wie ein todtes Gebein. Mr. Smith stand an der Bart-irre und ließ ein let serr Pseisen hören. Der Gaul spitzte die Ohren und wtelzerte im Galopp leise uriick. Weiter qina’s. »Schornsteins seger« blieb zurück. nicht weit, aber doch merklich. Einen Augenblick war ich versucht. Arme und Beine zn riihem da -— - war es Cinbildnztg oder« «Wirt llMlkll « lCUclllc UCV Dlilff(, lllcl slljlllsus xen Haaren umrahmte Gesicht Mr. Sinitife mit drohende-n Ausdruck ne den mit auf . . . ich liefz die Rechte mit der Peitsche langsam sinken. Zum zwei ten Mal passirten wir die Teil-une, ich lag zwei Lönaen hinter dem Vorlesten Und mindestens zwanzig hinter demEr ften. Ein Hohnlachen empfing mich, und ärgerlich wollte ich die Peitsche he ben, als mein Auge wieder auf Mr. Smith traf, der wie eine Statue arn Pfosten ftand und leite pfiff. Und nun in der legten Runde begab sich etwas Mettwiikdiges, etwas Tol les, etwas Verritcltes. »Seht-kaltem feaet« rückte allmählich auf«aber glaubt Ebr, daß er auch nur einen Puntt chneller lief. Verdainmt will iet: fein. wenn er den linken hinterfuß nicht im rner noch nachfchleppte, und doch waren wie plötzlich mitten im Knäul, und doch fah ich. daß dieJoeleni auf den anderen Pferden eine mäederifche Paee mach ten. Diefe Beobachtung machte mich san zafhfp daß mich jede Aufre ng ver e Jeh war nur ein stiller eph achtee. Langia-n wie ein Wandelpep norania zog das ganze Feld naeh eitel wiirts an mir vorüber. Wie toll schrieen ) nnd peitschten die anderen W qui . ihre Pferde ein, während ich behaglich i wie ans einein Spazierritt dahinter-t Itete, nnd, als »Schornsteinseger« die « Svihe genommen hatte. bog er allmäh lich seitwärts wen, als oh er seinen Nachsolgern Plan machen wollte nnd lies ganz ans die Aussenseite Nun kam die les-te Biegung. Er nahm den wei ten Bogen mit Eleganz nnd war zwei Längen vor, ohne daß er auch unschei nend nnr einen Muskel schneller be sorgte. »Was soll ich noch sagen? »Sei-ones steinfeaer'« tam ans der Anßenseiis mit vier Länaen im Kander als Sieger ein, Hind, lanm hatte er die Linie passirt. ? stand er bembensest still, so daß ich fast siiber seinen Kopf ans den Rasen ge ; schleudert worden wäre, wenn inichMr. ! Smitd nicht am Bein gehalten hätte.« Der alte Jaines schwieg still. Wir starrten ihn eine Weile an. Dann sraate Einer: »Und die Moral von dieser Lügengeschickte. Jamed"«2« Er schlug mit der Faust ans den Tisch, daß die Gläser emporspran en. « »Lügenaeschi te? Daß mich der en lkl hold wenn r. Sinitti nicht der ell te Gentleman in eigener Person war!'« Ein schallendez Gelächter war die Antwort! »L(·Icht- ft! viel Jhxtvollt Jch weis3. Was Ich Weiß, I.md. wer damals die Geschichte mit erlebt hat, kann’s be-: zeugen. Hat der alte Smith nicht all’ sein Geld einer armeuWittwe geschenkt, die mit einer hübschen Tochter lebte? Hat er mit dein Gelde die schöne Lizzie nicht entführt? Und ist sie nicht drei Wochen später iinWalde mit nlngedreh teni Halse als Leiche aesnnden worden« Wollt Ihr noch met-r Beweise, so fragt den alten Lotomotivsiihrer Green, der ; vor zelm Jahren; mit seinem Zug zwi Hchen Boston nnd Washington verna ;qliickte. Das war in dunkler Nacht, » ater trotzdem hat er iin Schein der La I lerne turz vor dem Zusainnienstos mit » dem lfrpreßinq einen schwarzen eiter ; auf einem schwarzen Gaul vor seiner z Lotoniotive herreiten sehen, das war »Me. Smitli ans dein »Schornsteinses s ger.« so wahr ich lebe, es war der Teu ; iel ans seinem Höllenrosz, das ich nie : veraessen werde.« Zucht-No Bote-. — Von einem Londoner Platte wird eine Joachim Anetdote erzählt die wenn nicht wa r, doch gut erfunden ist. Während eines Besuches in Lon don ging zoachirn in einen Friseur I laden, ninich rasiren zu lassen. Der Barbier hatte von Joachim weder etwas gehört, noch lein Bild gesehen nnd fragte dienstfertig: Haar schnei ben, Herr?« indem er das wallende T Lockenbaar des Künstlers mit prüer dem Auge betrachietr. Joachim gab ibni zu verstehen, er ware mit der Länae seiner Haare durchaus zufrie den, aber der Barbier ließ sich so leicht nicht avschreeten »L nten sind sie ein wenig u lang«, meinte er diploma i tisch. ;oachirn bedeutete ihn von Neuem, daß er gerade so liebte, und ? der Barbier war ein Weilchen still. »Die Haare sind auf dem Scheitel ;iemlich diinn", sagte er dann, aber ! Joachim sah ibn nur an und schüttelte seine Rünstlermäbne. Nun rasirte der Barbier ibn mürrisch und unzufrie den weiter, aber er lonnte die hoff nuna noch immer nicht ausgeben Soll ich n cht wenigstens die Spitzen abschneiden einen halben Zoll etwa?« Joachim blieb bartnäckiq." Da riiz dem Barbier die Geduld. »Nun gut«, iaate er, und in ieiner Stimme lag tiese Verachtung, »wenn Sie durchaus out-leben wollen wie ein deutscher Musiker, so läßt sich darüber nicht wet ter reden.« .- ....----s—0-.-0---· --... spöeheedsh Nun fiel das leßte rathe Blatt vom Baum Das leßte goldme fzlllijltehen wurde bl G a « Im Nebel starb des Sommers Rosen traum, Die leyte Lust verqlomm, der letzte - haß. Du bist am Ziel: schon neigt dein Pil aerlauf Sich sanft ins friedumfchattet' stille Tha . Schon dämmert’8 dir im Auge heim-« lich auf Wie eines neuen Frühlings Morgen sirnhL R. Voller. Ein komischer Zwischenstu der an eine Szene in Benedix· »besch zeitereile« erinnert, hat sich dieser Ta ge vor einem württemdergifchen Ge— rtcht abgespielt. Bei der Verhandlung ertlärte der Angeklagte u. A.: »Ich würde mea sponte eine Berichtigung ge bracht halten« -—— Der Mäqer erwider te darauf: «D·err X. hat behauptet, er würde eine Berlchtinunn mea lponte ge bracht dubtn.« -- Du Angellngtez »Mu- fagt dler lna sponte.« Gelt-k leit im Anditormrn und am Gerichts MchJ —- Dtt Klchm »Du-to Herr I. behaupten »Ich würde lua ponte . . .« — —- Angetlaqten »Im sagt mqu wie der mea sponte. lLeddafte betratest-) —- r: »Jet- rede Sle ja Un, Seit Xt Al c Sie würden las sponte . . . .·· Ungetlagteu »Dieses Mal ist es teule tua spontet« CStltrmt He cel ctc .