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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Oct. 21, 1898)
P 184 8. Ein weltgeschichtliches Drama Von Johannes Scheu-. Gottiedunw Aber das eigentliche Voll von Wien ukersah aroszmütlsig die Schwächen der Magyaren, um des gemeinsamen Be sten willen. Vor dem Gasthof, wo die Deputation wohnte, strömte das Voll zu Tausenden zusammen und Tause nau erhob seine gewaltige Stimme; e-. verdammte den »elenden« Reichstag nnd das Ministerium und warf dem letzteren Schacherpolitil vor. Dei Ma gyaren verkündete er den Beistand des Wiener Volkes in Noth und Tod. Das Wiener Volk hat das versän dete Wort seines Sprechets redlich ein (;elöst. Aber die Ungarn nahmen die dar edotene Hand nur zögernd an nnd darüber verloren sie Alles. Am 25. September erschien ein kai serliches Manifest, das denGeneral von Lambera zum Oderbefelslöhader in Un garn ernannte. Aber der ungarische Ztceichstaaxrtlärte das Manisest sur 12ngiiltig. General Lamberg, der in Pest erschien, wurde von dem winden den Volte auf der Bester Baute gebt-: tet· An demselben Tage, dem 28. Zep trmber, ernannte der un arische Reichs tax-, eine provisorische egierung von sechs Mitgliedern, unter Kossutl)'«sVor: ··it3, mit dictatorischer Gewalt, und da: mit war der Krieg auch zwischen dein Halus Hadsburg und den Maayaren erl ärt. Frankfurt-r September. f H , Llllerlei Geschwäsz der Franksurter Plapperparlaments. »Vergessen Sie nicht, das; es noch Fürsten in Deutschland aiebi und das; ich einer derselben bin!« So Friedrich Wilhelm der Vierte am lit. August 1848 in Köln zum Herrn von Gaqern, welcher an der Spitze einer Akssrdnuna der deutschen Nationalvcrsammluna rdeinad ge kommen war, um den 6005tien Tag der Grundstemlegung zum Lölner Dom mitzuseiern. Der König ließ den herrn Parla nientgprästdenten geradeer abfuhren, indem er ihm mit den erwähnte-IMM ten deutlich genug sagte, die nomHerrn von Gagern im Mai proklamirte na tionale Soitveriinitiit des Parlament-Z sei ein Schwindel, an welchen jetzt, im August, nur noch Zchsxvachköpie glau-v ben konnten. Herr von Gagern und feine Mitve putirten kehrten ebenso dernagelt aus Köln zuriiu, als sie hingegangen wa ren. Der Ulchtelz Viertel- uno Halb liberaligiiius, welcher die ..staat5snan nische« Mehrheit des Parlament-I bil dete, merlte gar nicht, dasi er zur Zeit bereits anhang-— und rückhaltgloö in der Lust schwebte. Die gewaltlose deutsche Gent-akze walt ist ron Ankona an ein lächerlich-se Möbel gewesen und nur um so lächer licher, je weitschichtiaer es construirt war. Der Herr Reichgverwerser konn te höchstens ein bischen intriteln, be sehlen konnte er nicht« Die ganze Summe der reichsgerathlichen Umo matik reduzirte sich aus eine Null. Der-weil betrieb das Parlament als Hauptgeschiist die Drescherei desteals strohs der Grundrechte - Beratl)nng, welche erst zu Ende gekommen ist, nach dem in Deutschland, wie überall in Europa, das dauerhaiieste aller Grundrechte, die Gewalt. wieder rot-en aus war. Der Debattirclud in Sankt Paul mußte sich aber zu aleicher Zeit an politischen Gegenständen üben, wie die Ausnahme Posens oder wenigstens der Hälfte don Posen inden deutschen Bund und der warscnniununo wir Malmö gewesen sind. Gar viele Jn sassen der Paulgtirchc hielten sich sur die Träger einer Mnchttollkornntenheit, welche etwa der des römischen Senats zur Zeit seiner Ajtachthöhe gleichliintt. Nachdem die polnische Jnsurrection in Poch schon im Mai durch die preu s ßischtnTruppen niederaetreten worden, war di: Verhandlung der pofener L Frage durch das deutsche Parlament zu Ausgangg Juli nur noch eine ana chronistische :tteoeu·buna. Der Schwer punkt der ganzen Verhandlung lag in der Annahme oder Verwersung des b:antragten Wal)rspruch5: »Die deutsche Nationaerrsainmlung erklärt die Theilung Polen-H siir ein sehnte-ty volles Unrecht und sie ertennt die dei Xigse Pflicht des deutschen Volkes, zur Wiederherstellung eines selbstständiqu Psxlens milzuwirlen.« Diese irrtth rung wurde verworfen, zeigt aber, nie-— hin das Platsperparlament schon gera tlken war. Diese Abstimmung vom 27. Juli in Scchen Polens hatte gezeigt, daß dic gnße Mehrheit des deutschen Parla nlnts mit der ideallchönen Freiheits s:c»ge, wie sie im März gestellt worden« nichts mehr zu thun hast-en wollte. Der September brachte die Abstimmung liber den beruchtigten Wassenstillstand von Mal-nö, welchen von seiten des Parlament-s anzuerkennen soviel hieß, als das drollamirte Recht Schleswig Helsteins wiederum den Dänen preis nebein Man bot der Mehrheit diese Schmach als vollendete Thatsachr. Die selben Leute, welche zuerst in der Po les-frage so bersertetisch mit dein »Schwerte Germania’3« aerasselt hat ten, dieselben Leute behielten jetzt das besaate Schwert wohlweislich in der Scheide, weil der Köniq von Preußen muten ließ, sein angebeteter Schwa c-er Zar wollte es nicht haben. daß die schleswigcholsteinischen Rebellen noch las-get acqen ihren leqitimen Herrn nnd Gebiet—:-:, den Dänenlönig, unter stützt würden. Der Neidbanrrnel England erhob ein lenteg Geblöte, daß, wenn die Elbhev zrqtlsiimet deutsch wären, Deutschland dazu kommen würde, ja müßte, eine Seemacht zu werden. Die Oliaarch’e, welche England regiert, die selbstsüch tiaste Menscheusorte. welche existirt, strenate sich nach Kräften an, diese Möglichkeit zu verhindern. Der Erz lxumbuqer Valmerston aing, sobald es cult, Deutschland tückische Streisbss zu spielen, Hand in Hand mit den-. Zaren Schlcewig-Holstcitt’s Geschirr Tit König schwankt bald nack- rechts bald nach links-. Die zarische Diploinatie blies d»hei in Potodarn bald die sanfte Flöte freundschaftlicher Besorgniß und Wac nung, bald strich sie den Bruinmbaß der Drohung l Friedrich Wilhelm der Vierte saß ; thatsäehlich zwischen zwei Mühlen, bis s er es endlich vorzog, dem Fluche der . Lächerlichttit anheimzusallen und das zu thun, was »was der gros3e Bruder Zar« verlangte Der ganze schleswig - holsteinische I Krieg verhielt sich zu einem wirklich-n, irie der Marschall »Druff« zum Mar: schall »Vorwärts«. Es war ein Schein trieg. Friedrich Wilhelm hatte es sel ! her öffentlich aus-gesprochen, die Ehre ’ Preußens ersordere. daß der ihm von ! Deutschland übertragene Krieg gegen Dänemarl energisch zu Ende geführt werden siiisse. deßhalb erhielt Wenn s qel den Beseht, vorwärts zu gehen, gen i Jiitland und nach Jütland hinein. I Verstummte dagegen diese Erinnerung i ror den Tönen der zarischen Flöte oder F des zarischen Britiiimbasse5, so aing Z dein preufzisshen General der Befehl zu: I Rückwärts-! Rückwärts-! - Es tam nt Tage, daß die preußische IReaierung das bekannte Ariom, die I ehrlichste Volitil sei die beste. folgen dermaßen interpretirt habe· Während sie öffentlich die Flriegführung in den , Olkherzoythiimern all- eine nationalc Pflicht und Nothwendigteit übernom s nen hatte war sie zugleich isn Gehei rs en bemüht aewesen, an den Hof von Krpenhagen die Versicherung gelangen zu lassen. daß die Sache nicht so ernst gemeint sei. Vor ihren nach Holstein isarschirenden Trupren her sandte sie einen geheimen Agenten, den Maior von Mildenbruch, welcher beauftragt war. Sr. Maiestiit von Dänemarl aus« eii ander,nisetzen, daß tltreusien von sei ten des deutschen Bandes-, in den ber n athiimern zu interveniren, unmöglich sich habe entziehen können. das-, es aber-, sclls Dänemcrt Vernunft annäh:ne, seinerseits altes thun wollte und nsiirde, um die Streitfrage zwischen Echleizwimholstein und Dänemarl zu einem billigen Ausgleiche zu bringen. Der lopenhagever Hof nahm aber tline Vernunft an, konnte auch keine ar«nehnien, niaszen er von nichts wissen nollte als von eirer gewaltsamen Nie duwersnna der fehle-Ewig-holstein’sehen ,,tltebellen«. Das dönische ckabinei de deutete t-.1her den Herrn non Wilden bit-ch, mit seinen preußischen Vermittk listhJvorsshliigen hinzugeben, von wo her er geloninsen Hätte ein M a n n an der Spitz: dezs preuszischen Staate-«- gestandem so würde ihn die-leg traurige Geschäft er spart morden sein. Im ü«·)1iqen rars Und soll nicht ver schwiequ werden, dass die Vevöltcrunq der Herzoatlnimen wie viel quter Wille ut:d braver Muth inlrsesondere in sie-: Jus-end vorhanden war, sur ihre Bes sieiuna oei weitem nicht that, was jie tlntn konnte. Zu einein anten Theil trat an diesem Nichtaenugtlnsn die os se1.tundiae Unsiihialeit und strastlosig-. lcit der Leute schuld, welche das Ver: tiatsen ilner Mitbiiraer aus die Stuhle der provisorischen Regierung gesetzt lsattez »in einem größeren Theile aber Ixrch das Bauernplslegma und der Bis-isernaciz, welche jeder unbefangene Beobachter alr- Mertmale des schw Iuiq-holsteinischenVolkgcharatters wird ertcnnen müssen. Selbstverständlich soll mit alledem lein Tadel ausgesprochen, sondern nur eine Thatsactx, welche wohl qeeianet wäre, Schwachlöpsen von Deutsch diinunlern zu zeigen, daß sie gut tl)Li-« ten, ihr Schmeichelsiiszholz etwas we niger häufig der Nation vorzuraspeln Wranael beRnn also aus höchsten Besehl seinen iickzug, die Bewohner der deutschen Bezirke von Nordschleö wia der dänischen Rache preisgebend. Dänemark verwars die von England t zuwegegemachte, von Preußen und dem deutschen Bund angenommene Unter handlungsbasis und stellte seinerseits eine aus« deren Annahme von seiten Deutschlands mit dem Aufgeben der Herzogthiirner gleichbedeutend gewesen .siire. Die provisorische Regierung der Oerzogthiimer benahm sich in dieser Krisis jämmerlich. Sie schickte eines ih rer Mitglieder als Bittgesandten nach Frankfurt Die Unfähigleit und That traftlosigleit gingen bei der Ohnmacht ! betteln. ! Der Parlamentarismus fiir voller reehtliche und internationale Verhält nisse — schon in derartigen tanzlei schnörkelhaften Benamsungen liegt eine ganze Charakteristik der Paulskirchle rei -—— brachte nun folgenden Wasch mir-den-Pelz-a«ber-mach' - mich - nicht nasi - Antrag ein. »Die deutsche Nationalversammlung erlennt die schleswig’sche Sache als eine zu ihrer Wirksamkeit gethende Angelegenheit deutscher Nation an; sie beschließt, daß energiscke Mittel Zur Fortführung des Krieges ergriffen werden, und endlich. daß die Genehmi gung des abzuschließenden Friedens der Nationalversammlung vorbehalten trserde.« Dieser Antrag war aber der Mehrheit noch nicht zahm genug. Sie nahm daher nur den ersten, den rein phrasenhrsten Theil desselben an, ver warf jedoch den vWeiten, der möglicher Weise zur Möglichkeit einer That hätte führen können. Mit diesem Beschlusse aab drs Nar lament die schleswia-holsteinische Sache auf und stellte dieselbe der Willkür des Kufalls, d. h. der potsdämischen Staatsramantit anheim. lind siehe. es residirte kein aroseer Friti in Sanssouci. sondern Friedrich Wilhelm der Vierte. Das preusrische Cahinet begehrte vom Reichsbertneser die Vollmacht, einen Wassenstillstand mit Dtinemarl abru srhliesiein Der Reichsbertvcser lsseilte sitt-. diesem ,,(5'-esnch« Folge in leisten. Mit dieser Vollmacht versehen, reiste der vreufiiscbe General von Biilom von Berlin nach Malmö. Bei den Unterhandlungen dort stellte sieh Invörderst heraus, daß Preußen nnd Deutschland welchem Oesterreieh jede fdilie versaate. allein stehen mikr den. falls- der Krieg seinen Fortgang haben sollte. Russland nnd Schweden hatten in diesem Falle den Danen that siichlicke Oilieleistuna bestimmt inge ficheri. England und Frankreich ihrer seits hatten loeniastens eine drohend triderdeutsdye Haltung angenommen. Neue S chiu Ich. Waffenstillstand von Dänemarl ditiirt. Und siehe. es residirte in Sanssouci tein großer Fritz, sondern Friedrich der Vierte! Demnach wich der Starke muthig ,::iriicl, immer weiter zuriici. Das sei-wache Däneniarl blies die Backen auf und diltirte die Waffenstillstands bedingungen, die von allem, was Preu sien und Deutschland friilier gefordert hatten, so ziemlich das Gegentheil wa ren. Alle seit dem «17.«.Ucärz durch die pro visorische Regierung erlassenen Gesetze lind Verordnungen sollten null und nichtiq sein und diese Regierung selbst einer andern platzmachem welche fiir die Touer des Waffenstillstandes durch Dänemart und Preußen gemeinsam aus Eingeborenen bestellt sein sollte. Die Insel Alsen sollte von den Dänen, ein Theil Holsteins von deutschenme ren besetzt gehalten werden. Alle Schleswiger muszten sofort aus der schlestoigholsteinischen Armee aus scheidw Wenn jemals etwas geeignet war, eine ganze Nation wie einen Mann ausspringen zu machen, um mit dein Schwerte, mit dem Dreschflegel, mst deen Messer in der Faust Protest einzu legen, so war es das schinachvollePreis geben der Sclslestvig:Holsteiner durch diesen Maleniier Waffeirstillstands schluß. Hunderttausende, ja wohl Millionen von deutschen Sang-richten lkatten seit Jahren das ,,Schleswig Holstein ir!eer11111scl)lungeie« «— herge leiert, jetzt aber, wo es einmal statt des Geleiers und Toastschoppenstechens cr ner That, einer Anstrengung, eines LI« UlIU IUFJPMUHCUFUUXU OLILIHULILI tansende und Millionen deutscher-Unint lich zu Hause und der treisende Berg des nationalen Zorneg gebar nur eine garstige Maus: den frankfurter S e p te m b e r s» u t sch, dessen spottwohl seile Niederirsersuna der Stiijelwärtsexsxi auch den Muth gab, alles energische Handeln der seines-mig-liolsteiniskyen Landesversammlnng nnd Bevölkeruna, Vozn sich dieselben ans die erste Runde von den Wafsenstillstandgbedingunaen ermannen zu wollen schienen, zu ver hindern nnd vereiteln. Die Herren Franle, Dronsen, Micheler und Nen aaard brachten also am 14. September ten Antrag ein, die N a t i o n a l-: verfainnilung nsolle be schließen, die Vollziehung des Wassenstillstandeg nicht länger zu hindern! Seltsam traf es sich bei dieser Gelegen heit, daß Robert Blum auf der Red nerbühne abgelöst wurde durch den Fürsten Lichnoivsty, welcher selbstver ständlich ,,init Aufopferung seiner bes feren Ueberzeuanna« siir den Waffen stiljstand sprach, aber ernster und ge messener, als er sonst that. Es war un möglich, charakteristischen Typen des Gegensatzes von Vollsthuin und Jun kerthukn zu finden als Blum und Lichnowöty. Jn Figur, Haltung, Ge baren, Anfchauungs-, Denk- und Redeweise vertörperten sie diesen Ge gensatz in seiner schärfsten Zuspitzung Und beiden stand ein tragischer Aus gang so nahe! Dem einen war es be tnnmt, vom vornehmen, dem andern, vom gemeinen Pöbel gemardet zu wer den! Schmachoolier Weise wurde der Antrag Franke, Droysen und Konsu ten angenommen. Die deutschen Lie dertaseln konnten jetzt singen: »Schles toig- Holst ein diinenunischlungenC l Ausgeregte Vollshaufen umstanden - an demselben Abend die Paulstirche. der Abstimmung drinnen harrend. Als dieselbe geschehen war, brach drin nen nnd draußen ein Numoren und Rasaunen los-, wie es sonst nur die Wiener Katzrnmusit in ihren geräuseh, vollsten Tagen und zügellosesten Näch ten aufzuwenden wußte. Jm Jnnern der Rotunde von Sankt Paul, welche gerader beleuchtet genug war, um »die Dunkelheit sichtbar zu machen«, schwirrte in tausendstimrniges Gerufe, Gezische, Gegrunze nnd Gebrülle durch einander. Die Mehrheit und die Min derheit schnellten nnd warfen einander Tadels- und Drohtvortc zu, die Galles rien schütteten einen Strom von Hohn und Schimpf in den Saal herab. End lich schlug durch das Chaos dieser Teufel ginette der Schrei: »Zur Stadt ailee: »Zur- Volksberathung!« Diese ,,Voltgberathung", d. h. ein iralehlotratisches Tumultiren, fano dann auch statt, zu Füßen der schwan thaler’schen Goethestatue. Frankiiirter Pritsch. Lichowsli und Anerswald Opfer der Vollstvuth Die Nacht über wurde in der Stadt und möglich weithin in der Umgegend gewirkt nnd geweibelt, um am folgen den Tag-e eine ,,Voltsdeimnstration« im großen Stil in Scene zu setzen, was um so leichter, als der 17. Sep tember ein Sonntag war. Die Bahn-· züge brachten denn auch don ailenSei ten allerlei Voll herbei, sehr allerlei. Endlich gelangte man aus dieser ,,Voltsberrithung'« mit viel Geschrei und wenig Wolle zu dem Beschlusse, die 258 Paulstirchler, welche Der Schmach von Malmö beigestimint hat ten, fiir »Verriitt,er am deutschen Vol le, an der deutschen Freiheit und Ehre zn erklären« und diesen Beschluß durch eine Abordnung dem Parlament anzei gen zu lassen. Auch wurden die Zu ziigler aus der Umgegend aufgefor dert, in Frankfurt zu bleiben oder doch morgen wieder zu li:mmen, um den Voltgbeschliisfen »Nachdrnet zu geben«. Der Barritadenbau begann. Wäre die Bürgerwehr dem fchlagenden Generalmarschtrommelruf gefolgt, sie hätte dieses Beginnen leicht der-eiteln können; aber sie kam nicht. Die Alt stadt mit ihrem engen Gassengewiude bot ein sehr dortheilhafteg Barrita denterrain. Daß aber unter den An gen der Truppen der Barritadenbau überhaupt gestattet wurde. bleibt eine der zahllosen ,,tollen« Jahre begange iken llnverantwortlich-leiten. Erst nach Z Uhr begann der Angriff aus die in zwischen in aller Gemiithlichleit voll ssndeten Barritaden auf dem Liebfrau enberge, in der Döngeggasfe, in der Zchnurgasse nnd auf der Zeil, da, wo die Hasengasse in dieselbe münden-. Fürst Lichnowstn war nach dem Logbruche des Kampfes zu Pferde ge stiegen, um var die Stadt zu reiten Er war der vollsverhaszteste Jnsasse der Paulstirche und hatte den Haß der Menge bei verschiedenen Gelegenheiten, obzwar weniger aus berechnenderBoIi heit, als vielmehr in junterlichem ilebermuth, gerader herausgefordert, mußte also wissen, das; es für ihn an diesem Is. September in tnd um Frankfurt nicht geheuer wäre. l Mitleids-weich war, daß Lichnowsxln noch einen Freund, den dreußischen i General don Alters-bald Parlaments niitglied, mit sich ins Verderben riß. Di-:-ser hatte den Freund bei-n taki-IN schen Palaste getroffen und ihn Dere det, ein Pferd aus dem Stalle dea Krieg-Hinunter Pender zu nehmen nnd niitnireiten. Beide wurden an einer don staunen begrenzten Landstraße rson einer Horde Strolche iiberxas1t, rsdn ihren Pferden gerissen, zu Boden ··ieir-:1:sen nnd solange mit Ziniitteln bearbeitet, bis Auergwald entseelt war nnd Lichnowsly im Sterben lag. Erst das Heranlommen vrenisiscerr Soldaten verscheucht die Iltiirden In :-ie Stadt getragen, ist Licimowsln im Ulrmeiispital »Zum heiligen ist-ein« nach Jltitternacht verschieden untzr einem Dache mit sterbenden Barritadenlanr ksfovn l l Hiir:).’3i«oe:1dslitiioe war in Der Stadt jeder Funke von Widerstand qc qen die Truppen augaetreten Von bei ;1uf den Baniladen Gefallenen qehor 7 der Be loolinerschaft von ,,r«1nl ; iulki an. Der Todten waren sonst nicht ; viele Der abendlich ian Werk qeseizte Siarlalschenpuff war nur das- Prilu hium zum Belaq-: runggzustand. Die « le «.1tfa-.hc, daß ev noch im Herbste voi 1848 Leut-: qab uno zwar Leute von fiinf aesimdcnSinnen, welche toälmten, iin Stptemocr noch müßte es qelinqen, wag schon im April fos aänzlich miß lungen war, diese Thatsache tijnnie mit Ebnn in den »Minder«-— und Hing märchcn« der Gebküder Grimm stehen. Wicner October. Durch-einander von Ungarn, Kroaten und tratzbijrftigen Soldaten. Heutzutage, wo nach glücklich vollzo gener Beufterei. sonst auch und ge l wohnlich sogar ,,Ausgleich mit Un garn« genannt, die Zerbröckelung Oe sterreichs unaufhaltsam begonnen hat, wird es keinem denkenden Menschen und unbefangenen Urtheiler mehr ein fallien, den österreichischen Hof ernstlich tadeln zu wollen, daß derselbe im Jahre 1848von seinem Gesichtspunct aus und in seiner Weise es versuchte, die Reichseinheit ausrechtzuhalten. Die Mittel, welche der leitende Hoflreis und die in seinem Vertrauen stehenden Minister und Generäle hierbei in An wendung brachten, standen freilich in keinem Moralkodexz aber wann und wo sind denn bei der Gründung oder Er haltung von Staaten bloß oder über haupt moralische Mittel in Anwendung gebracht worden? Die schönbrunner Hofpolitil hatte ganz richtig erkannt, das-, den Magnet ; risnius niederwerfen der Revolution ; und Rebellion überhaupt den Lebens » nerv durchschneiden hieße. Ihr thätig stes Werkzeug, der Kriegsminister La iour, handelte dieser Erkenntniß ge tsi h« f: Sein Plan war folgender: Der stro atenfiihrer Jellaeic sollte um jeden Preis in den sStand gesetzt werden, an grifssweise gegen die Magharen vorzu gehen. Latour ließ sich daher durch lei uerlei Rücksicht abhalten, alle verfüg baren Truppen zur Verstärkung des Banus marschiren zu lassen. Die hier durch angeregten und von Tag zu Tag heftiger werdenden Drohungen der Wiener Demokratie nahm er für das gäng und gäbe gewordene krakehlolta tische Rumoren, an welches man sich nachgerade gewöhnt l:atte. Latour trug sogar tcin Bedenken, auch die Garnison der Hauptstadt von Tag zu Tag mehr zu schwächen, um den Banns zu verstärlen, und diese Unbe denllichleit des Kriegsministers machte die Flattermine der Wiener Octooer revolution explodiren. Am 5. October ward ein italienisches vO-renadierregiment zum Abmarsch in das Lager des Jellacic befehligt. Unzu frieden mit dieser Bestimmung machte es Miene, zu mseutern, und konnte nur unter starterCavalleriebedeckung einge eisenbahnt werden. Am folgenden Tage sollten diesen italisehen Zwangs-käm Pfern gegen Ungarn deutsche Grum dierse folgen, das Bataillon Richter, welches in Wien ganz eingelebt war, viele Beziehungen zur Aula hatte, der es die Drillmeister geliefert, und mit dem Proletariat der Vorstadt Grim pendors sieh duzte. Eine Abordnung leer gumpendorfer Bürgerwehr ging den Kriegsminister an, den Marschbe fehl fii das Bataillon zurückzunehinen, was aber Latour verweigerte. Derselbe fühlte sieh ganz ruhingien Zeigt-: ihm das heiterste Gesicht und Niemand, nicht einmal die Mitglieder des ,,Centralcomite« ausgenommen, ahnte einen nahebevorstehenden Aus brueli. Die Bürgerwehr der Vorstadt Mariahilf entsandte am 5. October eine Abordnunpf nach Schönbrunn, um m aller Lohalität den Kaiser zu dein Fest ihrer Fahnenweihe einzuladen, welche am 8. stattfinden sollte, und es kennzeichnet die ganze Unklarheit und Verschwomtnenheit der österreichischen Bewegung, dass, diese Biirgerosfiziere, bevor sie zur Audienz gingen, ihre schwarzrothgoldenen Bänder abnah men, »aus Achtung fiir unseren guten Kaiser«, während doch die schwarzrotlF goldene Fahne auf dem Schönbrunner Schlosse flatterte. Auch vom Reichstage ist lein wirk samesEingreisen in die schwerdrohende, aber nur von Wenigen erkannte Krisis versucht worden. Er hielt an diesemOc tobertage keine Plenarsitzung und ver gebens desturmten Mitglieder der Lin tcn den Präsidenten Strobach, eine solche zu veranstalten. Wäre eg gesche hen, so würde, da ja dies-Minister sicher lich auf ihrer Bank ini Reichstagssaale gesessen hätten, der Geschichte Wiens wohl der wüste Mordtlex erspart wor den sein, iveleheu der 6. October auf ihre Blätter sudelte. Das Bataillon Richter wurde mit Gewalt lzum Vlufbruch petriebenz wilde-. verluinpte Pöbelhaufen gaben ihm das (ttekei1, drängten sich in die Reihen der Soldaten. lim 11. Uhr kam draußen an den Tclsvrbriicken die Stockung in Fluß, in blutigen leider. Da die Grenadiere vom Bataillon Richter immer sichtbar licher Miene machten, förmlich mit den sie iixnringenden Bolldhausen sieh zu verbriiderm schien es dem General Brcdij sehr an der Zeit, ihren Abmarsch zu e:ztvingen, nin so mehr, da Arbei tersihaaren der Kanonen sich zu lus mächtigen grosze Lust verriethen. Er irollte die Grenadiere mit Gewalt zum !l’ik-ite1smarsch treiben. Es tvar zu spät. Proletarier warfen sich auf Die lvesctjsiitze Feuer rief der General dem galizisehen Baiaillon zu. Die Salve leichte und eine Anzahl Todter nnd Verwundeter lag am Boden. Aber das Getnatier loar noch nicht verhallt, als cis schon seine Entgegnung erhielt durch eine Salve, welche die aus dem Eisen lahndamni aufgestellte Studentenle-. gion gab. Der General sank todt, sein Stabschef, der Oberstlieutenant Klein, tödtlich verwundet vom Pferde. Ein titr,;er, aber erditcrter Kampf entspann sich, in welchem die deutschen Geenag diere gemeinsame Sache mit dem Volke machten und der vollständig zu Gun sten des letzteren endigte. Jetzt bekam der Kriegsminister Anast. Er mußte fürchten, daß auch andere Regimenter mit dem Volke fras tcrnisiren würden. Was sieh daher von Truppen in der inneren Stadt befand, wurde mit Ausnahme eines Bataillons — von Regiment Nassau und drei Pio niercompagniem entweder nach Schön brtmn oder nach der Leopoldsvorstadt geschickt. Um 121f2 Uhr zogen die Sieger vom Tal-or trinmphirend in die Stadt-ein. Die genommenen Kanonen fiihrien sie mit sich, den Hut des- ge tödteten General-s Ließen sie sich wie eine Trophäc vorantraqm Dann wur den die Thore geschlossen und die Ge fchijtzc der Bürgerwehr auf den Wäklen aufgepflanzt. Latonr nnd fein Tod. Wilde Mordscene des bestialifsthen Pöbel-C Viele dieser ,,ruhi·aen« Bürger wan deltenuch trotz der vorgerückten Jah resieit plötzlich ein krankhaftes Gelüste ncch ·Landluft an und es begann schon an diesem Tage jener Exodus der Rei chen aus Wien, welcher in den nächsten Wochen ein so massenlkafter wurde, dasz alle benachbarten Dotter und Städtchen mit »Backh·cihnlnsressern« und ,,Meerschaumcigarrenspitzlern« vollgestopft waren. Jm lustigen Ba den allein sollen an 20,000 solcher aus Wien geflüchteten Ruhe- und Ord nungsphilister zusammengepiikelt ge wesen sein und hieß deßhalb der Ort jetzo »Schwarzgelbowicz«. Von der österreichischen Hauptstadt nahm Nachmittags am ö. October die Anarchie ohne weitere Förinlichleiten Besitz. Mehrere Stadtviertel bedeckten sich mit Barrikaden, Geschütze donner ten, Kartiitschensaat prasselte in die Häuserwände, die Sturmglocken heul ten unablässig — kurz, die ganze Höl lenbreughelei eines Straßenlampfes trat wieder einmal los. Und noch dazu würgten sich die Menschen trüben und drüben, ohne eigentlich zu wissen, warum oider wozu, ohne eine bestimmte Führung, Losung und Absicht. Die Lage des in dem Kriegsgebiiude am Hof eingesperrten Ministers Latour wurde von Stunde zu Stunde beding stigender. Der Pöbel wollte das Por tal stürmcn. Da hatte der Kriegs minister selber das Thor zu öffnen be fohlen und der Wache untersagt, von den Waffen Gebrauch zu machen. Ge wehr im Arm sahen die auf dem Hof, cui den Treppen und Korridoren aus gestellten Soldaten der Entwickelung des Morddrama’s zu. Ob Latour wähnte, durch diesen Be weis von Vertrauen den Mob zu zähmen? Der vervehmte Mann hatt-e sich so eben aus seinem Arbeitszimmer ent fernt, als die Haufen in dasselbe ein drangen, das Geräthe zerschmissen und alle Papiere des Ministers »als Ve weise seines- Verrath5« zusammen rafften. Latour hatte in seinem Schlupfioin tel diese Schmähungen und Antlagen gehört und trat jetzt heraus mit den Worten: »Hier bin ich. Ich habe FU geln und Bajonnette nicht gescheut und fürchte auch Dolche nicht: denn ich bin ein ehrlicher LUtann und habe ein gutes Gewissen«. Der alte Herr hatte aus seinem Standpunkt ganz recht. Er hatte als Altonarclvist rson der strikten Observanz gehandelt und nur FiatechismusrnorO listen und sonstige «Jdeologen« konnten eJ ,,unmoralisch« finden. daß er seine ,,0-’eschästsverbindung« mit dein Kroa teuhau öffentlich abzuleugnen »sich ver anlaßt gesehen«. Ein tolles Geheul erhob sich; man packt-e ihn an. Von den Eltei-:l).stag5:nit glisedern und seinen geschworenen Be schiitzern umrinat, wurde der unglück liche General auf den Hof gezerrt. Latour hielt sich, als er den Hof raum betreten hatte, nur noch mit Hiilfe seiner Beschützer aufrecht. Unter einem oeraitertcn Fenster stellten sie sicb noch einmal schirme nd um ihnl ,e Es half nichts Sie wurden wegge diängt, weggezerrt, weggestoszen und don reckyigher und linksher iielien mö derische Diebe und Stöße auf kas Opfer. Jn demselben Augenblick traf von hinten ein Hamincrschlag nnd von seitgwärtzher ein Säbelhieb den Kopf dsesz Generals, worauf Hieb- nnd Sidszidassen aller Art feinen Leib zer marterten. Er sank zu Boden. Aber dieslannibalen rissen den nochLebenden empor, schlangen ihm eine Schnur um den Hals und hcnften ihn an einen der Eisenstäbe des-Z Feiistergitters. Die Schnur riß, d:ct) die Wirth der Bar baten war noch nicht gesättigt. Sie fett-leisten die blutige, aber noch rochelnde Masse, welche Latonr gewesen war, zum Hofe hinaus aus den freien Platz oor dem Ftriegggebäude und kniipfien sie dort zum zweitenmal an einen Gastlaternenbfahl anf, welch-r ror der Hauptmache stand. Auch dem also hängenden Leichnan fuhren die stanibalen kanibalisch an zuthun fort. Die Kleider waren dem Todten abgerissen, bis in den dunkeln den Abend hinein trieb das Hundes-act Schimpf und Spott mit ihm und zer setzte ihn mit Schüssen, Hieben und Stichen. Gassenbuben umtanzien, Schandlieder johlend. den Marter pfahl, Gassendirnen schauten lachend und händetlatschend zu. Jn die Schioärze diese Gränels herein fiel nur ein Strahl menschlichen Gefühls: ein Legioniir von der Aula kaufte in der Nachbarschaft ein Leintuch und bedeckte mit demselben die oeritiimmel iscn Ueberreste des Opfers. . . . Entsetzung folgt.) —-..—— Die Nachricht, daß die Arbeiter dlufstände in Paris im Abnehmen be griffen seien. wird durch die Nachricht von der Verstärkung der Pariser Gar nison um 10,000 Mann widerrufen