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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Feb. 11, 1898)
röeits kraft « oman von Freiin non Splittgkn. Grauenou Tagsüber tte ein CZelinder Frost das spärliche etzte Lan der Bäume n Dl ll gebracht, welche die kahlen Aefte nn zum dunklen Nachthimmel empor tteckten. Die Atmosphäre war ranls " nd trocken und verkündete den ersten Es- speise entlang nnd driirlte sich so viel ls möglich in den Schatten. da die x itgeösfneten, kkellerlenchteten Fenster « ngsum einen grellen Schein verbrei - en. f Plötzlich stutzt-.- ek, wen dukch das "us dem Gesellschaftszimmer dringen » Gemnrmel deutlich sein Name er lang. Ja, es war Fürst Stavingl:)’s ttvas belegte Stimme, welche soeben «rach: Js ,,Sondctl)ar bleibt die Sache immer · n. Jeder inschelt davon, nnd Keiner » traut sieh, dein Wenkhard etwa-J ·;n agen. Meiner Ansicht nach ist das » icht fait!««' T , »Aber bester Fürst, Sie rcrgessen « .««« obl, daß es die eigene Mutter ists « n solche Angelegenheiten ino.1;te ich ich wenigstens nicht eimnischen,« tönte ; in anderes, tiefere-J Erz-san zu dem «: uschenden l)inans;i. ’ i- -s" »Und de: neue Adle — nnd die lwely Oborene Fran! Da tneist man lieber » sie Augen zn nnd denkt: ich heiße Hase Jud weiß Von j.)xrnicht,« sagte ein Drit set init drückte-m Lachen. « »O nein, da kennen Sie Wenilzard ,lecl)t, nicine Herren,« nalnn der « ütst abermals das Wort. ,,(5«ntweder iese geheimnifzvolle (8'-:silyicl)te länft us anf einen Kafietlatsch hinaus oder vet ahnt wirklich nicht das Mindeste. -«Jch weiß, ffer liebt seine Mutter viel . - an abaöttisch nnd stellt das Andenken in seinen Vater tiel zu hoch, um auch « ne ein Staubclzen ans ihrer Ehre - hen zu lassen.« »So —-— nun aui vivra verra!« lang es spöttisch in den todtenftillen Dosten hinaus-. Dann war alles ver « v Der Jagdwaaen mit den Fiichsen ’ ielt am Bär-selber Bahnhossgebhude, - l·nt) Fred bestieg den hohen Bock, um ie schönen feurigen Thiere, welche seit einer Abreise niiisiia im Stalle gestern selbsi zu kutschiren. « »Ist Alles wohlaus daheim?« sraate er den jugendlichen, erst seit seiner Ver rExheirctthnng bei ihm im Dienste stehen den Kutschen indem er ihm die Peitsche aus der Hand nahm. »Hu Beseht, Herr Lentnant!« (EH war dies eine Antede, welche noch viel k- fach von den Leuten gebraucht wurde) ;- ,.Cigentlich weis-, ich das nicht recht, da k die Gniidige sich seit Montan, wo sie r den Fechner besuchte, nicht mehr dran ßen bat blicken lassen," gab der Kutscher s mit stüpidetn Ciiesichtsausornck zuräslnb wori. s »Richtig ja, wie steht es mit dem .Alten? Die Lperation ist doch hoffent ««tich gegliickt?« fragte Bernhard-, den L Kopf nach rückwärts wendend. ; »Na ja -- das Bein haben sie ihm . tunter gesäbelt, aber ob er’s durchznacht mit seinen siebzig Jahren ans dein Kandel, das weiß Steinen Jetzt liegt Z drin in der Ftlinit Nennrdinas habe ; ch nichts mehr gehört.« »So ——— hin! Nun, der Alte hat eine sltZäbe Natur-. Es ist schade nin ihn — Y, tvar immer intelligent und brauchb«.ir,«' « sagte Wenlhard halb siir sich. Eine Weile fuhren sie schweinend Joch die Wagenlichter verbreiteten ac iiaende Helle, um den Weg nnd die rechts nnd linls nepslanzten jungen Obstbiinme zu erkennen. — Plötzlich snbr der vor Wenlhard nn ter dem Spritzleder liegende grosze Hühnerhnnd ungestiim nnd tnurrend , in die Höhe und reckt-: die Nase-, als ob er etwas Verdachtiges tvittere, zwischen seines Herrn Beinen hindurch in die t Lust. . ser Fechner beim Doltor Holllian»5« ! dahin. Es war eine stockduntle Nacht, ; »Ein Wagen tcinint nnEJ eins-Ostern Herr Lcutnnnt. Man lvkijrt zinrr nott; bynichts-S Ober ich sehe in der Entferuunav »den Laternenscheim Treff lnt feink Olnen!« sagte der junge deutscher mit wirfniqem Tone. » Jetzt vernahm man auch Miit-erde 6 fasset, unk) tmäd darauf rollte ein Hier , Iicheg tsonpe i:" . sitwllsten Tempo dicht " am Jagdnaqen v.. riski »Wc5 sitt dnrt! Wu. reu du« nicht tic · «.Turnc1uee Ler srxcx Z Miit diintt, icd hätte sagte des Wink nft tunc «t;el,1«iriiit;,e i erkannt!« tief Wenttmth und blickte « been sich rasch eittfecnenden Gefährte nach. — »Ja, wohl, Herr Lieutenant, nnd die Frau Geheime Konnnerzienrthii fass selber drin. Ganz deutlich sat) ich den onden Kopf durchs Fenster.« »Meine Mutter zu dieser Stun es« Eine (S!nvfind11nq, als ot) itnn Jemand einen Schlaa ins Gesicht ver - seht, raubte Fred tiir Setunhcn jedes-s klare - enten, nnd wie ans weiter Fer ne gesprochen, dröhntrn iene nach dem ; Jaaddiner erlauschten Worte an fein »Die Gnadtae wird mIH noch zum erliner Courieranae zurecht komm-r ,ee oeht 10 Uer Minuten ab,« fZj " einte etttiirend der iunae Mensch. Bermuthlich!« versetzte sein Hm -!1m und aevreßt Er spornte di ». te nett lautem Rufe an, und wie DOHRN-Blatt Beilage des ,,21nzeiger und Herold«. — W P Windelvvfh Herausgeber « Gut-ji« bäumt-, gehn-, hka « Frka 1895 No JLZ JI r ans 18 der Wind fuhr das leichte Wägelchen bald daraus um die Ecke in die weitge öffnete Thorsahrt der guszeisernen Ein friedung hinein. Dunkel und todtenstill laa das Haus vor seinen Blicken. Doch halt — dort hinter den Fenstern des kleinen Speise zinimers brannte gedämpstes Licht. Da er sein Kommen telegraphisch angemeldet hatte, erwartete er be siirmnt, daß Lorle noch wach sein und siir ein warmes Malhl gesorgt haben würde. Aber die kleine Frau lam ihm nicht wie sonst an der Hauskhiir entqegen. Mißmutbig und merklich iibler Laune betrat er die Halle. »Wo ist die Giiädige?« herrschte er den ihm den Pelz abnehmenden Diener unwirsch an. »Die Gnädige sind aar nicht wohl. haben auch oben acspeist,« lautete Jo hanns prompter Bescheid, wobei et ei nen scheuen Seitenblicl in des Gebie ters sinstere Züge Wars. »Kriege ich wenigstens was zu essen?« fragte er herb. »Seht wohl —- Roastbeas, Fasanen und wenn der gnädige Herr noch Pon larde oder Kalbssricandeau besehlen sollten, Mamsell Bauer meinte ..... « »Schwei»a——und trolle dicht« unter brach Wenthard den Dienstbesli senen und ösfnete di: Thiir des Spei ezim-« nier5. Lausapige Warme umfing ihn dort, und die von einem großen, mattblauen Schirm iisberdeckte hängelampe verbrei tete ein angenehmes. wildes Licht. Nur ein Eouvert war ausgelegt: der Platz, woLorle gewöhnlich saß, zeigte sich leer. Heute zum ersten Mal seit seiner Ver heirathung übertam ihn Plötzlich ein Gefühl der Vereinsamung. War es nicht des jungen Weibes Pflicht, ihn bei seiner Heinikehr freundlich zu em pfangen-! Diese kleine Rücksicht durste er wohl beanspruchen! Trotzig wars Fred denKops zurück, während er lang sam iiber den weichen Teppich schritt Zuweilen preßte er mit Ungestüm seine Hand an die Stirn, das Haupt schmerzte ihn, ein Heer wilder, zügel losee Gedanken wirbelte darin herum ltaum konnte er sich erinnern, sein Ge miith so bedrückt, sein ganzes Nerven system so in Aufruhr gesehen zu ha en, wie heute. Dieser Ausflug, von wel cbem er sich Anregung und Befriedig ung versprochen, hatte ihm durchaus lein Vergnügen gebracht. Man war Zwar freundlich nnd än ßerst zuvortonimend gegen ihn gewesen, allein, es konnte ihm leinegweqö ver borgen bleiben, daß hin und wider eine spöttisch: Bemerkuna iiber neuen Adel, Streber nnd dergleichen auf ibn selbst gemiinzt schien. Hatte er etwa gemeint, in seiner nunniebriqen Stellung als Schwie er sehn des Grasen Brandensels den Feli gen Vater zu iibersliiaeln'.' Ueber-all wurde ilnn stets dessen Intelligenz, Energie und Thatirast aufnetischti Sollte dag vulgiire Wörtlein »Arbeit« wirklich solch« geheimniszvolle Macht besitzen, noch iiber das Grab hinaus einen oertlärenden Nimbng um die Stirn des Verstorbenen zu weben? Und wag hatte er, der Sohn, bis-her geleistet und vollbracht? s Geriiuschlos trug Johann die Spei sen anf, aber obgleich er hungrig war, af; er dennoch in aedanteloser Hast. Die Weinkarasfeschob er» bei Seite nnd trank nur mehrere Glas Weinen Dann warf er die Serdieite bin nnd erhin sitt-. Seltfain! War das etwa Sehnsucht nach der jungen, kindlichen Frau, wag iun heute so nnaeftiim nach ihrem Bereich tkinnni trieb? Seit siinf vollen Tarsen hatte er nichts von Lorle gebier da er eg- nn nijtlsig gefunden, während der kurzen Trennnnq in Briefioechfel rnit ihr zu treten. Wozu auch? Und sie fügte sich stets bereitwillig in .seine Wünsche. Der Hausfrau Zimmer und auch das gen-einsame Schlafnenmch lagen nach der Gartenfeite hin. Ob sie wohl noch wach wan Die-Worte des Diener-Z, dafz die Gniidige nicht wohl sei, kamen ji«-m ietzt wieder beiinr11t)iqerid durch den Sinn. Behntsani öffnete er die Thiir von Lortes bat-du« Eine einzige Lennpe brannte darin nnd warf nur kümmer liches Licht iiber den wahrhaft künst lerifch aus eftatteten großen Raum. Der Ge cinnacl italienischer Renais ksnce schien hier dorherrfchend zu sein. Breite, dunkle Holzichnitzereien um l·äumten in würdevoiler Steifheit die Ton den Wänden niederhänaenden Go f)elins, und alten Kirchenftühlen ähn lich luden die sonderbar verfchnörlelten Zitze zum Ausrulzen ein. Ueberull fiel sag Auge aus reinsten Stil; aber die Tonnige Lichtgestalt der jungen Bewoh nerin vermochte man sich launi in die fem drnnivollen Rahmen zu denten. Wie anders —- beffer hätte die schöne Kia hier hinein genaht. hastiqu Schrittes durchmafz Weni sard das Zimmer und blickte durch die snriickaeraffte Portiere ins anstoßende, ·benfalls erleuchtete Londin Hatte Lorle seinen Tritt erkannt — das Reben des Gestirn geahntf ; Da stand das liebliche hold Weib nur wenige Fußbreit von ibm entfernt, von rosenrothem Lampenschein magisch » über-haucht Wahrlich, eine herzgewinnende Ge stalt! Beglückt und erfreut wollte er ihr entgegeneilen. « Doch was bedeutete das? Mehr überrascht als erschreckt stutzte er, wäh rend seine forschenden Blicke die Züge der Regungslosen musterten. Führ wal)r, jener rosigeSchimmer auf Lorles Wangen schien einzig nur durch den Lichtreflex veurscchtJ schmal und einge fallen, mit dunklen Ringen unter den Augen zeigte sich das reizende Gesicht, und die blauen, sonst so strahlenden Sterne blickten in kaltem. fremdem Ausdruck zu illm bin. ,,Lorle-—— Kind, mein Gott, was hast Du denn? Bist Du kraan« rief Weni hard, indem er ibre schlaff asrn Kleide niederhängende Hand in ungestümem ! Druck emporzuziehen versuchte. T ,,Riihre mich nicht an ——« geht« stieß l sie halb ächzend hervor. » Sprachlos starrte er aus die merllich j Zitternde und trat zurück. f »Wie Du sbefiehlstt Ich wollte Dich l ; nur begrüßen und mich nach Deinem ; Ergehen erlundigen -- da man mir ; unten versicherte, Du befändeft Dich J nicht wohl,« gab er verletzt zur Ant i wori. f »Ich dran Deine Theilnahme nicht -— nie mehr. Erspare Dir doch jede weitere Heuchelei. Es war ja so lin derleicht fiirDich, ein blindes- unerfah s renes Mädchen zu sbethöremMisztrauen i und Verdacht in den Schlaf zu lullen!« t rief sie nach Athem rinaend und preßte t wie um ein quälendes Web zu ersticken, : die Hände heftig gegen die Brust. - »Aber mein Himmel, Lecnore, was meinst Du —- was bezweckst Du eigent lich mit diesem Austritte Haft Du vielleicht einen aufreaenden französi schen Roman gelesen und willst einmal eine besonders drainatische Szene dar aus ins praktische Leben ü·bertragen?« sraate er sarkastisch. Allein fein Ant : lit; hatte sieh dabei doch mit tiefer : Blässe über ogen und in unregelmäßi j gen Athemzugen wogte die breite Bruf . »Ich werde mich weder durch Deinen i Spott noch Deinen Zorn einschüehtern i lassen und so handeln, wie die Pflicht und meine Ehre als Frau mir vor i schreiben,« sagte Lorle unerfchiittert ; fest, »deshalb wird es wohl das Beste fein, wir verständigen uns aleich heute Abend über einen Punkt, der Vielleicht « ebenso peinlich fiir Dich, alg demüthi gend für mich ist.« Ein etwas scheiter, unsicherer Sei tenblick aus We.ikhard«.z Augen streifte Die Sprecherim »Bezieht sich das, was Du mir zu deriiinden l).1st, ans die - - Beraanaens i«eit oder ist eo neueren Datums-, dnfz Dein Innere-H pliitzlich Von Bitterkeit nnd litroll gegen den Gatten. welch-ein Du bisher nur herzliche Liebe und Ver trauen entgegeiibrr:chtesi, erfüllt ist«-m fraate , red anfsallend erregt. Beil unz- fest rislzten Lorles blaue Dlugensterne aus seinem bl.rsseii, un durchdringlichen GcsichU endlich ent genete sie teilt: ,,’Jlllerdinn-.s lk«:st Du mir nährend unserer seist dreimonetlietxen Ehe ieinc Dielegcntxxit gestehen, miet-, in »Bitt« teit unr- (’-’-1oil« ern Tsir abzuwenden; nein, durchaus nicht! In steter Sola falt nnd Aufopferung hast Du Tich sei gnr mit tin-is bemüht, odqieieti ich Dri ter die mais-te Eurem-studierte oft ver mißt habe· Allein ich nun-Jn- und Dertriute Dir unz- war Zufrieden mir meinem Loose; denn meine Liebe ist tslind nei; so blind gewesen, Frei-W Sie war in einen Sessel niedern-es sunten und verbarg ihr Antlitz unter der kleinen Hand. »Und je t t;eute?s« forschte er, eingiitlicde s«»-.-i«.)a«tnung iin Blicke, ohne sieh jedoch Von seinem Platze sortziirii1i ren. Ein eigenthiimlich ftülmender Laut drang als einzige Antmm nach ihm hin. ,,Leonore -— at;ttvorte; ich wünsche es —- bitte Dich daruin!« Sie wandte sich ihm wieder zu und sagte tonlos: »Jetzt weiß ich, daß Du Ria liebst, mit aller Macht und Kraft DeinesHeri zens liebst, daß Du voll Zuversicht urn ihre Hand geworden und die Stolze Unnahbare Dich schnöde zurückgewiesen hatt Eine Brandenfels aber mußte es dennoch sein, das war Dein Ziel. Nach jener Niederla e erst galt Deine Aufmerksamkeit -—- in Werden mir! Und ich Verbiendetc, die ...." (Ein Schluchzen unterbrach diesen leiden schaftlichen Genuß-) Schuldbetvusit, gleich einem über sünrten Sünder taumelte Wenthcird nsehrere Schritte zurück; aber er faßte sich schnell und fragte schneidend: »Seit wann bekümmert sich ein sein fühlendes, gut erzogenes Weib um Dinge, die vor ihrer Zeit des Gatten Vers bewegt? Jch babe meinen guten Namen, mein Vermögen, ja meine Dir gezollte Hochachtung zu Deinen Füßen niedergelegt. Leonore, und rvr dem Altare den Schwur geleistet, Dir ein liebevoller, treuer Gemahl zu sein. Be durfte es mehr? Habe ich meine Pflich ten etwa nicht erfüllt?« »Ja, allerdings thateft Du das-; allein es kommt eben auf den Charakter und die Ansprüche der Betreffenden an, ob sie sich mit Brosamen begnügt,« tönte es voll Bitterkeit zurück. Zornig fchiittelteWenthard den schö nen Kon und richtete sich stolz empor, indem er trotzig entgegnete: - »Gut -—- fei es drum! Ich babe Nin geliebt, wahnsinni geliebt! Sol che Gefühle, wie dieses adchen einzu flößen versteht, haben mit irdischen Empfindungen wenig gemein; sie tra gen die Mannesfeele hinweg über das Niveau des Alltä lichen! Welcher Sterbliche hätte in Lfeinem Leben noch kein Jdol ——— kein Götzenbild Verchrt, das ihm unerreichbar blieb? Wohlan, Ria war meine Göttin, mein leuchten der Stern, der leider nur zu bald un terginat Ich aber sehnte mich nach Liebe - nach Glück —-—- war es daher ein Unrecht, fortan Dir, dem an sprucbgloseren Mädchen, das mir feine Zuneiguna so offen aezeigt, meineAtifg n.erlfamkeit zu schenken, i-- ers mir zur Lebensaefabrtin auszubitter18« »Doch Du liebst sie noch, jeder Ge denke Deiner Seele gehört ihr. Jetzt, wo der Zufall mir den Schleier Deines Gebeimnifch lüftete, wird Alles fon nentlnr vor meinem bethörten Geiste,« rief fassungcslosi die junge Frau und hob den umflorten Blick. l i ; l l l I i Z l »Diese lindische Frage zu beantwor ten, halte ich mich keinesqu verpflich tet," gab Wenkhard schroff und hart zurück. »Ich leugne nichts-, denn das wäre eines Ehrenmanneg unwiirdig; mich jedoch Deinen Launen zu fügen, erschiene mir fast lächerlich!« ,,Kindische Frage? Ja gewiß, ein Kind war ich auch bis jetzt, glücklich im Glauben und Vertrauen an Dicht« rief erle, die rosig-e Oberlippe lräuselnd ,,Allein eine einziae, unselige Stunde ließ mich zum Weib reisen. Da, sieh hier (sie zog einen zertnitterten Brief hervor und schleuderte ihn aus den Tisch)! Da, nimm den Verräther zu rück; ich hatte ihn Dir entlvendet. Es ift Rias Schreibenl Also auch Du warst einer jener Thoren, der sich die Flügel am blendenden Lichte ver-« brannte! Am gebrochenen Herzen ge storben bitt Du freilich nicht dag ist ja heutzutage nicht mehr modern, sondern Du hast den toohlgemeinten Rath mei ner schonen Schwester nur zu bald be frlgt. Fürwahr, seiJr diplomatisch, ich bewundere Dich-l« Finster, mit drohender Falte über der Stirn lehnte der junge Mann an einem Sessel, ohne diesen Ergnß auch nur durch einen Laut zu unterbrechen Endlich fragte er voll Hohn: »Und Du hast die Abwesenheit Dei nes Mannes dazu benutzt, seinen Schreibtisch zu visiitirenk In der That höchst lobensnterrl)!« Unverhotiilenea Entsetzen spiegelte sich bei diesen Worten in LorleH kla« reni Blick, allein sie sagt-: mit seltener Festiateit nnd Würde: »Willtnann hatte meinen Beistand erbeten, um in der don Dir bezeichne « ten ariinen Ledertcsdxe jenen Retter-I zu - s::el«s:n. Art-:- Beriehen betant ich ein til clkeg « ortseuille sur Fand nnd J , entdeckte diesen Brief. Jetzt erkenne ich Gott-II Walten. Er wollte nicht, das; id- liinger mit Blindheit geschlagen eiiilsergrmn sollte.« In einer ungestümen Bewegung ris; Lilinlliatd den Brief vom Tische an sich nnd zerdriiette ihn Zorniq zwischen seinen Fingern, spöttisch rief er dabei ane: »So - nnd Du willst mir jetzt na tiirlich verrathen, das; fernere-«- Zusam menlwcn mit einem Itltanne der Ir reitz eine andere nssr Dir geliebt, un iniiplich sci! Tn wirst Deine nein-innre Verwandtschaft zum FarniliensKonzil l)erufen,d-.1niit ein endqiltiies llruril iilet den Tr: ulosen qesproche :i tveras:, nnd dann ans Scheidung klagen-E« Nu:,sig, ohne mit der Winter n zudem maß sie ilm mit lanziseiin tran 1igem Blick. »Min, Frev, siirchte davon nichts. Nie soll ein Wort von dem, mag hier zwischen uns gesprochen wurde, über meine Lippen kommen. Weiß ich doch genau, was ich Dir schuldig bin, — i nd ein klein wenig ist vorn Stolze der Brandensels auch auf mich übergegan qen. Nimmer ertriige ich eg daß die Leute mit Fingern auf mich wiesen und hämisch flüsterten: »Seht, die kleine Thörin nahni er par dePit!« O, ich will der Welt ein völlig unbefange neg Antlitz zeigen Allein zwischen uns Beiden bleibt fortan eine Schranke ausgerichiet,« sie atl)inete tief und schwer. »Vor Fremden werde ich stets als Dein gehor«sa1nes, sitgsameg Weib «elten. Keiner, auch die Eltern nicht, soll eben, da die zarten Triebe mei nes erzens jäh und grausam geknickt worden sind, daß es kalt und starr da rin geworden ist. Daher müssen wir dieses verfehlte Dasein, so gut es geht ku ertragen uchen. Denn was auch iegt Dir an e nein Weibe, welches einzig nur im Pflichtgefühl auf feinem Platze aus-harrt? Und Du, Fred — Du bist Deines elenden Komödienspie les glücklich ü«berhoben!« ,,Lenorc, schweig, wenn Du nicht willst, daß ich den Verstand verliere,« stieß Wenkhard blutroth im Gesicht, mit keuchendem Athem hervor. Sie hatte sich schnell erhoben und langte nach einem auf demSchreibtische stehenden Lichte. ,,G11te Nacht, Fredf sagte sie leise. »morgen werden wir sicher Beide viel ruhiger über diese Sache denken.« Seine gliihenden Blicke umfaßten die mädchenhaft schlanke Gestalt; doch keine Silbe drana iiber seine krampf ,,Gute Nacht, Fred,« wiederholte sie. Trotzig —- regungslos verharrte er auf seinem Platze, und ohne sich noch einmal nach- dem Gatten umzusehem schritt Lorle hinaus auf den Flur. 13. Kapitel. Weit draiißen·. vor dem Thore der kleinen Stadt, am entgegengesetzten Ende der Villa Wenthard, dort wo der Fluß mit monotonem Rauschen über ein sogenanntes Strauchwehr fiel, lag ein einsames kleines Haus: das Schlößchen des- ,,Unsicht"baren«, wie die Bärfelder Klatschtbasen es benannt. Dasselbe war vor ztvei Dezennien Von einem reichen Cigarrenhändler er baut, allein nur kurz von ihm bewohnt worden, da er im Jrrenhause als Gei stislranker sein Leb-en beschloß. Lange darauf stand nun die Billa leer; der Putz begann schon als-zufaller Schwalben nisteten an den Fen«tern I und der einst sorgsam gepflegte - ar ten sah wiist und ver-mildert aus-, bis eines Tages ein Russe oder Pole (ijber die Nationalität schienen die Bärfelder nicht« ganz klar), Namens »von Ur bansli«, davon Besitz ergriff. Er hatte mit dem damit betrauten Art-walte Kontrakt für ein Jahr abgeschlossen Der Fremde wurde von einem alten, ioeißbärtiaen Diener begleitet, der, wie nan wi en wollte, die ganze Haushal tisng orgte, was, da sein Gebieter tagtäglich ein feines Diner verlangte, durch-aus nicht so leicht schien. Außer dem waren sieben größere nnd kleinere Hunde seiner Obhut anheimgeaeben Die Bezeichnung »der Unsichtbare«, trar Herrn von Urbansti wohl haupt sachlich zu Theil geworden, weil er sich riir höchst selten außerhle seiner Be: fitzuiig zeigte und- meist Abends-, bei völliger Dunkelheit, mit einein weiten Radinantel anaethan iiber die Straße ging. s Den oberen Theil seine-« Hause-J : tratte noch kein Bärfelder betreten dür fen. Dem Biicterx Fleisch-er und son stigen Profes ionisten nahm der alte i Diener ihre Waaren schon im äußeren Hausflur ab und von Dunkelwerden (:i: tuinnxtlie siai die Hundeschiiar hin ter dem nianngholzen Statetenzaune im ierioaldartigen Garten und engen Hofe herum. -—— « Es war ein rauher Novemberabend lder nämliche, an welchem Friedrich Wenklsnrd dont Bahnlsofe nach Hause fuln), uli die heiser-: Glocke des oereiisj fest verschlossenen Thoreg zur Ville- de ,,·llniiu)tl.n1reu« in Betkegunq gesetzt wurde und der alte Grau-dort schlür fendcu Schrittes, eine Laterne in der Hand, iider den gepf«li;csterten Hof aus«-» ,,(3till, Hektor! Nitsch dich, rlrntiLIU Ilsillit Tfsu toolil Dein Maul lmliskin llciner Pucll Gut Freund, iit ja die P.-1tiiiita, ihr .8tliisfer!« toiekz er die uusqereateu Thiere zurecht uuo öffnete dass Thor Eine zicrlitlieFrauennesintt ikn lleids sinnen SenlstinPelz stand« vor iinn und prallte beim Anblick der sie sofort ismrinqenden Hunde erschreckt zuriiil· »Sie thun ja nichts-, Madame « tag heißt: wenn ich ihnen »Gut Freund zurufe; sonst wollte ich- Keinem rathen, die Nase hier herein zu stecken. Die Bestjen wissen schon, das; Sie ein erwarteter Besuch sind. Bitte kral ten Sie sich nur yiisdsch rechtz, da links liegt ein Haufen YJtaiiersteine. Wer auf diesem Boden nicht bekannt ist, könnte leicht den Hals brechen. Ha halia!« klang es in rauhem, gebroche iiein Deutsch nach der schüchtern Ein tretenden hin. Wenige Minuten später geleitete er die Dame eine finstere Treppe zum oberen Stockwerk-.- hinan, indem er niit der hochgehalten-en Blendlaterne doranleuchtete. Vor einer niedrigen Zimmerthiir trachte er Halt und klopfte energisch an. «Herein!« ertönte ein helles, melodi sches Organ. Der Diener öffnete unt ließ den Gast eintreten; daraus s schlürfte er langsam denselben Weg i zurück. ! »Poesie v-k;ionn-.-uk, EhxiM Du bist ! ein gutes, solgsames Kind, bei Nacht und Nebel hier herauszukommenl Das z Verdient wahrlich lobcnde Anerken H nung. Allein ich mußte diese Gesälligs i leit von Dir in Anspruch nehmen. Da ( das aPcketchen wichtiger Schrifter s sollst Du mir noch heute in den Brief« ’ fasten befördern. mein Herz. Den al l ten Brontslaw mag ich damit nicht be — trcsuen, er wird fchrvachtöpsig neuer dings, und ich selbst leide seit mehreren Tagen an rheumatischen Glieder schmerzen,« sagte aus der tiefe des Zimmer-Z hervortretend ein zartgebau ter, schlanker Mann von vielleicht 48 bis 50 Jahren, an dem zuerst nichts auffiel, als zwei starr blickende beinahe unheimliche Augen. Mehrere Minu ten ließ er diese fest und unverwandt aus dem bleichen Antlitze der vor ihm stehenden Frau ruhen, als bemühe er sich, jeden verborgenen Gedanken ihrer Seele zu erforschen. »Deinetn Rufe nicht zu folgen, La dislaus, hätte ich nimmer gewagt, das weißt Du wohll« gab die Dame feig: zend zur Antwort und warf sich na lässig in einen von zerschlitztem alten Seidenstofse bezogenen Fauteuil, wo bei sie die Blicke ringsum durch das Gemach schweifen ließ. Allerdings war Frau ChristaWent hard kein Neuling hier. Längst kannte sie die große Druckmaschine und all die wunderbar geformten Glasgefäße und Retorten, all jenes in Spiritus gesetzte ekle Gethier. Auch durch den dort am Fenster befindlichen riesenhaften Tu bus hatte sie schon manches Mal zum sternbesäeten Nachthimmei emporge schaut und sich belehren lassen, daß die Venus ein blaues, der Jupiter dage gen ein gelbes Licht besitze Herr von Urbanski schien wohl dazu angethan, jeden Forschungs- und Wissensdrang zu befriedigen. Ebenso wußte Frau Christu, daß die berghvhen Stöße von Manuskripten und Broschüren gelehrte Abhandlungen über wissenschaftliche und medizinische Dinge enthielten. Gelesen hatte sie freilich nie etwas da vc·n; es geniigte ihr, sie mit ehrfurchts Voller Scheu zu betrachten. Aber die schöne, elegante Frau mochte vielleicht im Stillen Vergleiche zieljien zwischen dem eigenen, traulichen Heim und der kahlen, fast schreckhaft küsteren Behausung dieses Mannes-. O, warum nur suchte er seinen Le brrszsweck darin, hinter Attenstaub und Druckerschwärze die Tage zu ver bringen? Und doch hätte dieser hoch gekildete Mensch rnit dem interessan ten, feinen Kopfe und chevaleregkeu Wesen jedem Salon zur Zierde ge dient. »Du hast stets wohl daran gethan, mir zu folgen, Kind,« erwiderte er, sein klangreiches, volles Organ ein wenig dämpfend, und legte dabei den Arm vertraulich um ihren Halss. »,O Ladislaus, Du verlangst zu treilens Unmögliches von mir —- fast kann ich Deinen immer höher ge schraubten Ansprüchen nicht gerecht werden,« klagte die schöne Frau. »Thorheit, — bist Du nicht unab hängig? Jetzt in Deiner Stellung als «Wittwe« sollten Deine letzten Skru Pel schwinden.'« entgegnete Urbanski mit einem Lachen« welches metallseft klang. »Das meinst DU, Ladislausl Aber Du ahnst nicht, wie schwer es mir Gertrud macht, iiber jene von Dir ge forderten Summen frei zu verfügen Ost muß ich zu erbärmlichen Aus-flüch ten und Lügen greifen, nur Um kein Vjtifztrauen in ihr zu erwecken. Sage um Alles in der Welt, wozu brauchst Du das viele Gele« »an Arbeit —— Arbeit, Chrifia!« gab er ausweichend zurück. »Es ist ein riefenaroßes Werk. bei dem aueld ich meine schwachen rskäfte einsetze. Tau send-e und Abertausende wirken und schafer daran, und Jeder opfert sein Scherflein dazu, sei es durch Geld, Verstand und Wissen — zum einstigen Gelingen!« Beriiändnifelog schaute Frau Weni liard in des Sprechens kluger-, kaltes liiesiclyt Zuweilen zuckte ein Wabe-li sclycr Ausdruck dariiber bin. »Warum aber kamst Du dann liter lrer, in diese Eveltveraessene, kleine Etadt?« fraate fie schüchtern Mehrere Sselunden fah er sie halb überlegen halb mitleidig von der Seite an, darauf erwiderte er fast ziirtlicht »Um Dir nahe jin fein, Christn. Ne lnnbei brauchte i-.«l) Geld, ohne welches mir .die Hände gebunden sind —-«, voila trut.« Die schöne Frau aber brach plötilich in nnaestiimes Weinen aug und rief: ««-!lllmächtiger Gott, hast Du denn Nr kein Erbarmen mit mir, Ladiizs lex-M Das kann, darf in dieser Weise nicht fortgehen! Stellung, Ruf, Ehre Alle-; steht fiir mich auf deinSpiell« »Vat) —-— so befreie Dich doch von knir! Geh, geh, thörichsteJ Weib! Ich halte Dich ja nicht,« entgegnete Ur bangti voll Spott. »O, LadiglanH, es ist die Geschichte tscn der Schlange nnd dem armen Vo gel! Du weith recht gut, das; ich mich nicht befreien kann und Du die Macht hefttzest, Inieh moralisch zu verderben. Wenn Du mir schswijrst, fiir immer til-er unsere Verasanaenheit zu schwei gen, dann verpflichte ich mich, Dich mit einem namhaften Kapital, ja mit dem atöszten Theile meines Vermögens zu entschäbigem Nur geh fort von hier nnd gieb mich frei!« »Ha! Glaubst Du, ich sei ein Gim pel, der so leicht aus den siißen Leim aeht? Dein Vermögen ist auf Turnau eingetragen, und der kluge Rechenniei ster Gertrud hält es fest in Händen. Oder willst Du mir Vielleicht einen Bon geben für die elenden paar Tau sende, welche Du auf der Fabrik Dei nes Sohnes stehen haft? Pah —- Mon sieur Fred gleicht einem Haisisch, der Zimmer herausgiebt, was er ver schlingt. Eh bien, Vaninta, Deine Itevenuen genügen mir vollkommen,« «achte Uebanski mit teuflischem Grin ««en und strich in lässiget Bei-traulich «eit über des schönen, blonden Weibes vcligez dann »Du aber gleichst einem Dampf-.