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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Feb. 11, 1898)
— Wer seines unseligen Opfer-s Derzblut trinkt« kam ed stöhnend aus Frau Ehrisiat Munde. MueswegT mein liebes Kind! Jch Ehe nur von dem Prinzip aus: Der nzelne goll nicht genießen. Wozu schweigst J r im Ueberfluß?« » Jn dumpfes Brüten versunken stier te die Dame vor sich hin, während er m völliger Gelaenheit fortfuhr: »Du bringst mir doch heute die ver lan te Summe, Christus Mute nicht, es nd neue Steine zu unserem Ric fen u. Arbeit, Arbeit heißt die Los spggyl t schwei d ’ Päclche ie ege gen ein ·n Banknoten aus den Tisch Hasiig langte er danach und fragte, sie dabei mit den unheimlichen Augen durchboh kend anschauend, ein wenig ungedul i s: IWas sprachst Du vorher von Ver dacht, den die dummen, einfältigen Leute bereits fchögxi hätten?« »Ja, gewiss La Blatts. åch habe län t das Gefühl, als beira te man mi oft so offen-bar, als liege etwas-I fiir mich Beschämtndes selbst in der eigenen Tochter Blick! Obgleich ich stets die rogte Vorsicht gebrauche, könnte i doch aus meinen Gängen hierher einmal erkannt werden,« ent gegnete Frau Wenkhard kläglich. Er zuckte die Achsel, wonach sie sich in der ihr eigenen leicht gkaziöfen Wege erhob. » ür heute denn Adio, Ladislaus. Ich darf nicht zu spät nach Hause kom men, da Geria mich zum Thee bei der alten Stiftsdame wähnt. Also dort jenes Packetchen soll ich in den Posi lasten befördern? Das ist allerdings kein schwerer Dienst.« Abermals le« te Urbanski den Arm um ihre schlane Taille und küßte leicht die weiße Stirn. »So gönne mir doch Ruhe für die nächsten Wochen. Jch bin sehr un lticklich — und fühle meine Kräfte tnken.« flüsterte sie schmerzbeiveai. «Darf ich denn rasten, turzsichtigez Kind?« aab er mit seinem seltsam ste chenden Blick zurück. - 14. Ka p i t e l. »O du fröhliche, o du selige, gnaden- J dringende Weihnachtszeit!« hatte ei» s von hellen frischen Kinderftirnmen ge fangen, durch-S Alt - Steiner Schloß geklungen. Die Lichter des mächtigen, bis zur Decke reichenden Christbaumes waren verlöscht, allein noch verbreitete sich der jedes junge Herz mit Wonne erfüllende j Duft der Wachs-letzen durch den Spie- j » lsaal, in welchem die prächtige Be- ! cheerung aufgebaut stand. t Bei solchen Gelegenheiten pflegte ; Gräfin Brandenfels keineswegs zu l l sparen, was den Gatten wiederum ver anlaßte, ihr hin und wieder einen. Vortrag iiber niedrigen Zinsfuß, l schlechte Getreidepreife und mehr der- I gleichen zu lfaltem l eyi aber aß das Ehepaar, von al- s len Vorbereitunaen, Mühen und Sor- ( gen der letzten Wochen ausruhend, auf i einem Wanddivan Hand in Hand und l überschaute befriedi ten Blickes das 1 fi darbietende bun e Bild. i e Kinder hatten fie um sich ver- ; fammeli, da auf derEltern ganz beson deren Wunsch auch Fred und Lorle l Weihnachten im Familienlreife ver leben mußten. Nur Frau Wenlhard und Gertrud waren der freundlichen I Aufforderung nicht gefolgt, indem cm z Here schrieb, die Erinnerun en an ( iihere glückliche Chriftabende ,eien ihr » zu schmerzlich, um frdhlich zu fein. Eine Man-Einladung für den er sten Feierta von Seiten der Branden fels wurde agegen von ihnen ange nrgmenz Was dem alten Grafen und seiner Gemahlin jedoch eine deiondere Freude bereitete, war, das-, Vetter Jobst ne krmmen und ungeachtet seiner ijJahre sich in ausgelassener Fröhlichkeit unter die Jugend mischte. Für jeden hatte er eine Ueberrasch ung mitgebracht, und zumal die »Min der« Emmi und Adda, sowie die beiden nsunteren Kadetten waren begeistert vrn ihm. Lothar, der jüngste der Söhne, ein für alles Schöne, Edle leicht entflammter Knabe von 14 Jah ren, behauptete, eine seiner geliebt-en Heldenaestalten der Geschichte in Bet ter Jobst vertörpert zu sehen. Es schien, als ob Graf und Gräfi n Brandensels an diesem schönen, har monischen Abende das Glück und die Zukunft ihrer Kinder wieder einmal so recht ins Auge saßten. Die verschiede nen Charaktere, lobensiverthen Eigen schaften, aber auch deren Fehler wur den data-gesprochen Man fand, daß Ria seit einiger Zeit recht leidend aussehe und öfters hune dabei in ziemlich gereizter Stimmung sei, daß der sonst so unbefan en heitere Tassilo zuweilen zerstreut un npd wie gei stesabwesend scheme und das-, schließ lich Lorle durch ostentiös zur Schau getragene xuiiigteit ich bemühe, ein geheimes Weh zu der rgen «Findeft Du ni t auch, Heinrich, dasz unsere Ruth ich fabelhast zu ihrem Yortheile verändert hatt«1ra-.3te nach einer kleinen Pause die Gruiin und beugte sich etwas näher zu dem Gatten hin. »Die neue Frisur kleidet sie vortrefflich und jetzt, wo sie a l hon neur der 17 hre lansie Kleider trägt, sieht man er ,welch’ öschen sich aus der Knospe entfaltete. Fast giebt sie an Schönheit Ria nichts nach« -— at« entgegnete der alte Herr und ttstrich kchw whlglefallig den o M Wiesen« diemhn freilich haviele un five W Wer den hauer werfen « beim better Manns Se W ? Glaan Du, sie könne bereits ein Interesse gefaßt haben? Vielleicht einer der Lieutenants, die lekten Derbsi hier im Quartier lagen?« tarn es in haftigen Fragen aus der Dame Munde. »O, bewahre, Armgard — eg ist nsoyl auch nur eine flüchtige Jdee. Am Ende täusche ich mich." versetzte aus weichend der Graf. » »Bitte, bitte. · sage es mir getrost, Alterchem Du hast in solchen Sachen einen weit schärferen Blick als ich,« ve stimmte ihn seine Frau. Der Angeredete zögerte und sah ver stohlen nach einer Gruppe hinüber, wo Ria graziös hingågossen in einem Ses sel ruhte, Jodst, - uth, Tassilo und die T Erzieherin dagegen vor ihr standen und ihrem heute sprudelnden, Von Bonmotg und Esprit gewürzten Ge : plauder sichtlich amiisirt zu lauschen schienen. Daran erwiderte der Graf im Flü stertosne: ,, hege nämlich den Verdacht, dafz Rut fiir Jobst ein wärmereg Interesse gefaßt haben könnte.« »Hahaha! Rath für Jobst, hahaha! Nein, Heinrich, darüber kann ich Dich sberuhigen Es schmeichelt dem kleinen Dinge nur, daß sol kluger, vorneh- » mer Mann sich über upt gelegentlich ; mit ihr beschäftigt! Und er's Meinst ; Du etwa, Rath könne Ria den Rang ; ablaufen?'« »Dariiber möchte ich mir tein Ur theil erlauben. Jedenfalls aber hält f der kluge Mann auch die Jungen fei-: j ner Beachtung werth.« Nachdenllich schwieg die Gräfin jetzt. Des Gatten Aeußerung hatte unbehag- ( liche Empfindungen in ihr erweckt· Ihre schöne Tochter Ria gut und stan desgemäsz zu verheirathen, war seit · Jahren der glühendste Wunsch ihres ! ehrgeizigen Mutterherzens gewesen, j Und aller Wahrscheinlichkeit nach schien ! die Erfüllung desselben nicht mehr fern zu ·sein.» » l Jm weine rraumre ne sich ocreug ior iKnd als Herrin vonRostersheim, den selben Namen tragend, der sie selbst als Mädchen mit Stolz erfüllt. -—— Ihre Reflexionen wurden aber jetzt durch Tassilo unterbrochen, welch-er herangetreten war und ,,Papa" um eine Unterredunq bat. Des junqu Mannes hübsches-, intelligentes Gesicht war zwar merklich bleich allein völlig ruhig, toogegen der alte Herr die du«-»gen, noch dunklen Brauen etwa-: miszmuthig in die Höhe zog. Sein Jdeengang ließ sich nicht s toer erra tben. Natürlich verlanate r Junge Geld! Jetzt. nachdem die sich minde stens aus sechs ig Köpfe erstreckend Weibnachtsbes Terung feiner Kasse eine gründliche Bresche geschlagen und der Januar-Termin vor der Tdäre stand, jetzt noch Geld! Das ging doch wohl iiber den Spaß! Mit kur ern »Komm beriiker in mein Arbeitszimmer" erhob sich Gras Brandenfels und schritt von Tasilo gefolgt hinaus. Eine im Gegensatze zn dem fast net venerschiiiternden Stimmengewikr des Saales wohlthnende Stille umfing die Eintretendem Das Gemach war matt erhellt und angenehm durchwjinnt Wie ost hatte Tassilo dem Vater hier aeaeniiber gesessen, in lanaen wissen schafllichen, meist das juristische Fach kerührenden Gesprächen lich hie und da Belehrungen geholt. Heute schien es jedoch, als ob eine gewisse Scheu und Zaghastigleit den jungen Mann da von abhielt, das Schweigen zn brechen rnd mit seinem Begehren an den Tag zu treten. »Nun, so rede doch endlich, Lolo. Du bist ein gerieuener Kunde, wie niir scheint, die sentimentale Weihnachte stimmung zu benutzen, um eher pay-J wieder einmal breit zu schlagen! Aber, bei Gott, mein Junge, ich kann nichts heraus-rücken, nicht die Bohne. Ge dulde Dich bis nach dem lö. Januar-, dann werde ich vielleicht gefügiaer wer den,« ließ ihn Gras Brandenfels nicht gerade unfreundlich, doch in grämlix chern Tone an. »Aber-, Vater, keine Idee davon, Du irrft. Jchbrauche lein Geld, hatte im letzten Quartal sogar noch einen Hunderter Plus. Nicht wahr, kolossal. — Bin nämlich riesig solide geworden und finde am Bunnneln keinen Ge schmack mehrt« entgegnete der Jüngere lachend. »Aus Ehre? Nun, das ist brav, Lolp,« sagte sichtlich aufatlzmend der alte Herr. »Du bist ja nun auch alt trug, unt zu begreifen, daß der Le Inkszweck des Mannes nicht irn Geld ausaeberh sondern irn Gen-erben —- in dergrbeit liegtl« -«- m »Za, Umst, gemue im tryien »Jer ieljahr habe ich das verstehen gelernt,« gab Tassilo offen zur Antwort Beide hatten Platz genommen, und 1 in äuerst beha haglicher Stimmung lehnte ; sich der alte raf jetzt in seinen »an- ! teuil zurück, indem er begierig staate: ’ »Und was hast Du mir denn da nn- « zuvertrauen, mein Juni-: Te? Weshalb - dies sonderbar feierlicheGesichtZ Du willst Dich wohl etwa ar verloben?« ? äußerte er in gutmützigm Spott. z Mehrere Selunden blieb es still; allein ein sehr bemerkbares Aufsirahlen sei ner grauen Augen verrieth des jungen Mannes mächtige Erregung, als er endlich sagte: »Ja, Vater, ich habe ein Mädchen gefunden, welches zu erringen mein in nigstes Streben —- mein gtvßtes Glück wäre,« klang es fchiichtern zur Erwi derung »So —- hmt Also heirathen? — Du bist ein toller Kerl, Lolol Stille Was ser sind tief! Nicht ni« osleich heirathen will der abBen lsin oSeinem Alter Hchte gern chsl darunt« spru delte es inn kurzen Seide-i über des Grafen Lippen. »Ich bin 28 Jahre, Vatert« »Ja doch, ja doch! Du brauchst Dich nicht erst zu ents ldigen: Liebe trmrnt über Nacht! It aber beichte einmal, Lolo. Potz Blitz, ed wird wohl gar die Gerta Wenthard sein? An ldßlich Lorles hochzeit habe ich Euch Beide sehr oft traulich bei einander sitzen sehen.« — Fast erschreckt fuhr der Sohn em or . »Nein, Vater —- nein, die —- die ist . —— —- ——« er stockte verlegen. »Na, nicht fo hastig. mvn anii. Der Engel hat Geld —- und hübsch. sehr hübsch ist er obendrein," neckte, den grauen Bart streichend, der Gras. »Du irrst abermals-, Vater-. Ich habe Gerta zwar feer gern, und besonders früher-, in un erer Kindheit, hat sie mir vielleicht näher gestanden, als ich rnir damals klar gemacht, allein sie wäre nicht die rechte Frau ür mich. Jhre kühle Besonnenbeit un fast frauens haste Würde flößen mir heute einen ganz heidenmäßigen Respect ein,« er widerte Tassilo unruhig. »So —- also Geista nicht-hea! Das sind natürlich Geschmacks-fachen über die sich nicht streiten läßt. Aber wer in Aller Welt ist es denn?« »Ach. Vater, ers rick nicht und fälle lcin absprechendcs rtbeil Laß mich Dir erst Alles belennen, die ganzen Verhältnisse klar leaen. Es ilt Mau ritia von Waldenstädz die ich liebe, — 1:m die ich mich bewerben will!« kam es zögernd über deg Jünaeren Lippen. »Wa—·ai3! Die Tochter jener Leute. bei denen Du zu Miethe wohns:?« rief betroffen der alte Herr. »Ja gewiß, Vater. Sie ist ein lieb reizendes Geschöpf von 18 Jahren, in jeder Hinsicht sein erzogen durch das rrrcdelnde Vorbild ihrer vortrefflichen Eltern. Solch ein Weib zu besitzen, eracht: ich als das größte Erdenglückå« galt Tassilo voll Feuer zur Erwide Usng, aber dennoch sirseiften seine et was ängstlich sckeuen Blicke des Vaters duiilelgerötlzeies Gesicht — »Dann-) -——- Iclz glalllle, Yu oqrnven Dich in einem derartigen Sinnenrau sche, daß Du die Deinem Namen schul dige Rücksicht vällig vergißt,« ries zor nig der alte Herr und sprang ungestiim empor. »Ein Mädchen willst Du hei rathen, das ärmer ist als eine Kirchen maus? Glaubst Du. ich sei ein Kröan der sich das Geld nur so aus dem Acr- » tnel schütteln kann? Ich habe aller dings nichts dagegen einzuwenden, wenn Du Direinen eigenen Herd grün ren willst; aöser ausdrücklich verlange ich dabei, die Lebenisstellun und Ver ixiiigenslage Deiner « ulänfägen zu be riicksickstigm Jch ännte Dir teinen rrthen Heller mehr geben, als Du ietzt von mir belonimsi. Für einen ledigen jungen Mann ist diese Zulage sehr an ständig, allein Weib und Kind davon ernähren zu wolle-r grenzt an Blöd smntf «Du vergiisest meine Carrierz Va ter. Jn spätestens zwei Jahren iann ich desoldeter Assessor sein und lsei Mariritas und meinen bzscheidenen Ansprüchen bei . . .« »Schweig mit solchenPhisematentenä Bescheid-me Ansprüche, pahl Kenne das-! Das muß stilvolle Einrichtung elegante Wohnung sein, Gras-im alle Wrche ein Diner sin die guten ; reunde, Und das Ende davon sind «- , lden, dieNiemand bezahlen lann.« »Du kennst eben die Waldenstädts kriehtitVaterX erwiderte der Sohn ge rcn . »Sei-h: Leute smd alle ron einein Zchlage,« fuhr der Gras ihn die-tate risch an. »Natürlich mögen sie recht schön uin Dich herumscherwenzelmdich nsleaen und behilten ivie ein rohes Ei. Jn Deinem Unverstande aber siehst Du nicht, daß all diese zarten Rücksichten einzig nur dem zahlsähigen Miether eilten. Mein Himmel, wer hätte sich nach nicht in eine hübsche Wirthstoch ter verliebt.« Die Hand zur Faust geballt. war Tassilo ans-Fenster getreten und starrte treitlosen Blickes hinaus in die stock dunile Winternacht. während der alte ! Herr erregt und unruhig im Zimmer » aus und nieder schritt. Endlich blieb er var dem Sohne stehen und sagte halb WITH-ne D · Mc « o , u wir nn genug sein, Dir diese Kindereitaug dem Sinn zu schlagen, Lob-W »Das kann ich nicht, Vater. Meine Egesuhle fiir Fräulein von Wachen stadt sind wahr und echt und lassen sich nicht abwersen wie ein verbrauchtes Kleid-« tönte es gepreßt, doch seltsam bestimmt zurück. f » · Zorngerotheren Unmtzeg Iuyr Gras Brandeniels empor und ries: »Gut, so heirathe doch meinetwegen und trotze mer, wenn Du die Courage findest, Dich selbstständig zu machen, Tassilo! Das aber sage ich Dir: mei nen Segen als Schwiegertochter erhält das erste beste, von der Straße auf erlescne Mädchen nicht, und sei es noch sc schön. Jch habe Dich in meinem Te stamente zum Erben von Alt-Steine bestimmt: Du sollst der Mittelpunzt der Familie bleiben, an Dir sollen die Schwestern, wenn sie nicht heirathen· einen festen Halt bekommen. So Gott will« wirst Du auch einmal in meine Stellung alsLandrath einrücken. Wür dest Du nun aber aegen meinen Willen ein tbörichtes, uniisöerleates Ebebiinw nis: schließen, dann versichere ich Dir aus mein Ehrenwort, daß Du all jener Auszeichnungen verlustig gingesu . Nichte Dich also danach!« Die Thiir mit lautem Krachen in’s Schckosz wersend, verließ Gras Bran densels sein Cabinet. - l s 15. E a p i t e t. ! Es war bereits Mitternacht vor l über. allein Friedrich Wenn-art- schritt noch immer ruhelos durch das ihm an gewiesene Fremdenzimmer. Gleich nach ihrer Anlunst in Ali Steine hatte Lorle darum ebeten, wie einst in ihrer Mädchenzeit, i den jün geren Schwestern logiren zu düröeiy was Andere vielleicht als Art der « ie tiit gegen das traute Elternhaus an sehen mochten, ihm selbst aber nur zu erklärlich erschienen war. Seit jenem verhängniszvollen Abende wohnte die junge Frau auch daheim in der Van getrennt. Fred hatte den sogenannten smokina, jenen kurzen Gesell chastsroel, de: ihn, wie er genau wu te, unvergleichlich lleidete, noch nicht abgelegt. Mit den in ties au eschnittenem zierlichen Lack Ruhen teckenden schmalerkearistotratd n Wißen schritt et sie rhait un rnhiLgge rch das stille Gemach. « lch’ ein Tag! Welch’ riiszlicher Tag!« murmelte er zwischen en Zah nen und snhr sich mit einem Battisttuch über die von Schweißperlen bedeckte Stirn. «Lieber Fred, um Deineiwillen ist es mir ganz schrecklich leid, aber Dir als Sohn liegt nun die Verpflichtung ob, u untersuchen, was an dieser music-rüs sen Sache Wahrheit und was erlogen ist. Jm ersteren Falle wirst Du wohl selbst am besten wissen, was Du zu thun hasti« Diese Worte hatte ihm oeim »Gute Nacht« sagen sein Schwiegervater in’-S Ohr gerannt Und nun war er allein, allein mit all’ den quälenden Gedanien. Er warf sich seufzend in einen Sei sel nnd ließ sich die Erlebnisse des Ta-. ges an seinem Geiste vorüberziehen. Arn ersten Weihnachtstage hatte das gastliche Haus der Brandenfels wieder eine Menge Freunde unt-Bekannte un ter seinem Dache versammelt. Lachend, plaudernd und scherzend stand die Ge sellschaft vor dem Diner in der Gräsin Salon, alg die Thür ausging nnd - Frau Christa Wenlhard in der eigenen natürlich graziösen Weise hereintrai. Erz war dem Sohne nie vorher so ank griallen wie gerade in Diesem Moment, — das-, die 42jährige Frau noch als fran pirende Schkinheit bezeichnet werden tonnte. Weich und plastisch . scknnieate ssch das schlichte, schwarze Sammctaei wand an die reizende Gestalt und lief-, den Teint weiß-er, dac« hlonde Haar selbige-r wie sonst erscheinen. Ganz bei s scnders aber schinnnerten heute ihre ; wand-eiförmig geschnittenen Angen, : diese Angen, welche des seligen Vaters Entriicten gewesen, in einem feucht-en 1 lieriickenden Glanze Gertrud sal) ernst, sasi finster aus und müden aelangweis ten Blickes streifte sie den versammel: ; ien Kreis. z Ruhig, würdevsolL aber talt ging ! Graun oranoexifeis der Mutter ihre Schwiegersohnes entgegen. Doch, was trar das? Das alte Stiftsfräulein von Roth und noch zwei andere Damen, die neben der Hausfrau standen, wandten sich mit aufsallend nichtans tender Geberde von der Eintretenden ab, und teiner der anwesenden Herren lam, sie zu begrüßen. Voll Schreck nnd Angst ließ die schöne Frau ihre großen, erstaunten zlugen iiber die Gesellschaft schweifen, sie verneigte sich höflich nach rechts und links-, allein Niemand schien daraus zu achten, bis endlich des Grafen Kam merdiener mit den erlösenden Worten: »Es ist setvirt!'« in’H « immer trat nnd diese peinliche Scene endete. »Um Gottescvillem machen Sie lei nen Eclat,« bester Major, und geleiten Sie Frau Wenthard zu Tisch!"' hörte Fred seines Schwiegervater-J Stimme dicht neben ihm flüstern. »Nat- Jhretwegen thue ich e3,« Herr Graf, bitte das nicht zu vergessen,« gab · der Angeredete in steifer Förrnlichteit zur Antwort. Es wak das entseynchste Mahl ge- i wesen, welches Fred in seinem Leben je I verzehrt. Ueber eine mit Christrosen i und Winterastern gefüllte Jardiniere hinweg schaute er zuweilen nach Gerta « hinüber. ’ Ein Ausdruck eisiger Verschlossenheit ? tm in den- sebönen Gesicht. Und die Mutter? Träumte er auch nicht? War sein Mut eiruote Throne um Throne sah er ii er den glitzernden Schmelz desatz ihresKleides niederperlen. Bleich, Keinem und apathiseh, ohne von ihrem . achbar Notiz zu nehmen, verharrte sie auf ihrem Platze. » Ein Gefühl ohnmiichtigerWuth hatte « Fredz Brust zu sprengen gedroht. » Sollte also das, was böse Zungen T schon damals nach jenem Jagddiner beim Fürsten Stawinsly hinter seinem Rücken » esliistert, dennoch Wahrheit ein? s llmiichtt er Gott, wie ent ehlich demüthigen , niederschmetternd ür ihn! , Hatte sich denn plotzltch Alles ver schworen, das- miihlam aufgerichtete Gebäude seine-z Ehrgeizes zu vernich len? —- — Sein Weib wandte sich schnöde und verächtlich von ihm ab, und die Mutter, zu der er, so lange er denken konnte, in kindlicher Bewunderung undVeredrung aufgeblickt, sollte dieser edlen Empfin dun en des Sobnesherzens nicht mehr toiir ig —- das Andenken an den heim gegangenen Vater durch sie mit Füßen getreten worden fein9 — Der bloße Gedanke daran war für Fred so furchtbar, da anfänglich alles Andere, was in iiing ter Zeit sein Herz bewegl, völlig zurücktrat. Den Kopf aufgeflü t, saß er eine Weile dülter vor si hinbrütend im 7 auteuii. Groll, Bitterleit, Entfalt churm ule tief oerleytee Stolz erfüll ten sein Jnneres. , Was warhard stets am meisten haßte und fürchtete, war der Gedanke, ein Gegenstand des Leutegespöttez und set-antrat zu werde-. — Wie war er seit des Vaters Tode be müht gewesen, fich eine hervorragende Stellung zuerrin en; teine Geldo fer hatte er escheut, ich einen seines - a mens w· rdigen Nimhus zu verleihen! Sollte all dieses Nin en und Streben nun umsonst gewesen ein? Man würde mit Fingekn aux Diejenige zeigen, die er so innig lie te, die feine Mutter war. Und immer lebendiger, gleich einein Kaleidoskop, bewegte es sich vor seinem geistigen Auge. Mit ioelchen Gefühlen von bitter sii er Wonne hatte er sonst-auch während seiner Bräutigamszeit —- die Stunden in Alt-Steine verbracht. Es genügte ihm ja, nur in der Nähe seiner »Göttin« Ria weilen iu dürfen, die Unvergleichliche von Weitem zu be wundern, sich in denBlicken ihrer strap lenden Augensterne zu sonnen. Wie fühlte er jede Fiber seines Herzens unter dem beraufchenden Klange ihrer melodischen Stimme erzittern. Klein, unbedeutend, nichtig erschien ihm dagegen das blonde Kind, welches L liebend und vertrauend an seinem rme hing. Ungeduldig hatte er so gar oft an seinen Fesseln geruitelil Ja —- das war damals gewesen — da mals —- — —! Der ein ame Mann atlimete tief und schwer. der was war denn iiber ihn gekommen? Nicht wie Sturmes-brausen einer jähen Leidentschafh sondern sanft und lind hatte es i n im tiefsten, inner sten herzensfchreine gepackt, sich fest l und immer fester darin eingeniftet, alle Schlaclem alle verdorbenen Eindrings linge daraus entfernt. War es ein Engel —— ein Heiligen tild, dessen Züge sich plötzlich vor ihm entschleiertens Mit Spott undUnwillen hatte er sich anfänglich dagegen gesträubt, sein bes seres Hch hinter Härte Und Fialtklüiig teii verschanzt, bis er endlich zu dein llaren Bewußtsein gelangte, das; süße, nie »-lnnni- nie aealinte Gefühle seine Brust durchschauerten. Zugleich aber uui dieser ucienninisz boyrie sich ein tiefer Stachel in fein Herz. Es War lu spät! Er hatte das sanfte, an schmiegendeWeib verloren » verloren, noch ehe fein Mund ihm das ver rathen, wonach das kindlich reine Ge mütl) sich stets unbewußt geschni: nach dem Gefliindnifz seiner Lied-ei Zu spät! — —- --— wte mgrtmmtg hattesnyscrne Hand heute oftmals zur Faust geballt, wenn er Lorle, hold und liebreizender denn je. mit Allen freundlich sein, jeden anliicheln sah. Nur er erhielt nie einen warmen Blick, nie ein gutes Wort. Aber meisterlich verstand sie diese herbe Zurückse ung zu verbergen. Keiner bemerlte, da die einstige Har monie zwischen ihnen gestört war, ras; ein Abgrund zwischen ihnen gähnt-L Keiner? Nein, eine gab es dennoch, deren sunlelnde Augen jede Bewegung der Schwester verfolgten, um deren stolz geschwungene Lippen es zuweilen wie Hohn und Schadenireuoe zuckte, deren Blicke sich oft mit heißflanunen der Gluth in die seinen senllen. War er wahnsinnig gewesen all’ die letztvergangene Zeit, vorher nie geahnt und entdeckt-zu haben, daß Rra ihn liebte, trotz aller Herbheit und Kälte ihn dennoch liebte und das sshwere Opfer, ihm zu entsagen, nur dem Hoch muthe gebra t? Heute sie ein zündender Funle in keine Seele, heute sah er deutlich, wie as stolze Mädchen sich unter stummen Qualen wand, sah, wie es im eiser siichtigem Grimm litt. Freilich hatten in jenem unseligen Briefe, den Lorle gesunden, die Worte gestanden: «Versuchen Sie Jbr Glück doch bei Lenorez vielleicht reüssiren Sie dorti« Allein jetzt wurde ihm tlar. dasz dieser oerhängnißvolle Ausspruch nur gethan worden war, um ihn zu präsen. Daß er sich wirllich so rasch mit der jiingeren, unbedeutenden Schwester ge triistet, hatte Ria im inne-seen Lebens-· mart verletzt. Aber die Entdeckung, welche ihn stach vor Kurzem mit Glück und Seligltit erfüllt, ließ seht Gefühle von Wider-— wtllen und Trotz in ihm aussteigen. herabgestürzt vom hohen Piedestal lag das Götterbild zu seinen Füßen « die Macht war gebrochen —- sern Glanz verblaßt! —- —— — ffred sprang empor und preßte in sa unaslosem Weh die hände gegen die Stirn. Seine ungereimten, wrldenojedanten lichen heute sast einem Erinnyen eere, das ihn erbarmungslos ver fol te. Immer düsterer nnd drohender s thnrmten sich auch Sor en ——— schwere Sorgen vor seinem Gei te aus Seit des Vaters Tode war noch lein Jahr verflossen, und schon bedeutete ihn ein einziger objektiver Blick in das Innere seines Geschäftsbetriebes. daß l er wie ein verblendeter Thor achandelt und gewirthschastet hatte! Jm steten s I i ( rastlosen Streben, in einer fast trank- · haften Sucht, nach Außen hin zu glan- · zen und den Leuten Sand in die Augen zu streuen, war das Buogszt seiner Einkünfte bereits lange vor der Hoch eit überschritten worden. Wie Spreu nn Winde hatte er alle sliissig gemach ten Capitalien unter seinen Vanden : verstiegen sehen. Fortan meinte er, s die Fabrik müsse herhalten und das « Desieit decken. Gerade die Fabrik war es ja, die seinen Vätern Reichthum und Ansehen gebracht; sie würde sich auch jetzt bewähren. Allein verstörten Ant ltiæez hönderingend tam oft der alte illmann zu ihm und verlangte Rath und Hülfe von thin, wenn ein Wechsel oder ein dringender Gläubier m be ahlen war. Nack) und na schlugen ie Au aben nne brausende Wo en über se nein Kopfe zusammen. ee hoben, auf dem er bisher so sicher z — stand, er be ann bereits zu wank Und weshalb —- — Ein Schauder rieselte durch We hatdg kräftige Gestalt. Was atte selbst während dieser neun Ilion-i seit er auf dem einstigen Platze . verstorbenen Vaters stand, als . und Gebieter dort schaltete und wal vollbracht? Der Prunlsucht und Eit teit Tribnte gezollt, dein Luxus « I lWohlleben gefröhnt, die Leitung .. ’ I Geschäfte, die Führung der Buche « welche derVerblichene nie aus der Ha gegeben, seinen Beamten überlass und mit Spott und Mißachlung a die im Schweiße des Angesichts erru Ynen Früchte hattet Arbeit, welche d rundstein gelegt zu späterem Wo ftande und Glück, verächtlich herabg chautl — — Ardeiti Witz galt i m, dem We’ mann und glänzenden ,aoalicr, dies Wort? Er war nicht zur Arbeit s. boten -—— —-—— er haßte fiel --—— — Und dennoch, jetzt in einsam todtenstiller Nacht dünlte ihm sein ve flossenes Leben so niitzlog und fl« Es hatte kein Kämpfen, Sorgen u Ringen um’s tä liche Brot, aber n keinen Hochgenug, keine seelische U sriedigung darin gegeben. War denn nur ein verzijrtelter Weichli oder wirklich ein thattriiftiger, beher ter Mann? Warum lonnte — sollte nicht arbeiten und schaffen von fr« bis spät, wie Millionen andere Mii net, die in glänzender Lebens-stelltes von höherem Range waren als selbsti Lag etwa eine Schmach dari Tie aus dem Ftaminsims stehet Uhr verkündete die zweite Murg tnnde. Aus tiefem Sinnen schreckte Wen isard empor nnd begann endlich sich . entkleiden. Tie Augen brannten ihm in - Höhlen und mit einem dumpfe Li nnerzgeftilsl im Kopfe legte er fi wenige Minuten später in die Aisse nieder. . O käme doch endlich der Schlaf, ils « von all diesem quälenden Grübeln erlösen! Wirklichteit und Phantn Salz er nicht pldtzlich Lcrle ganz deu« lich auf ihrem Lager vor sich, an d nämlichen Stelle, wo das tijlde Wer vermengten sich Vor seinem Geiste. Salt cr nicht plötzlich ganz den bereits- tli Braut Von ilnn geträumt Ti-: zarte Brust lvoh und senlte sich un ter dem weißen Manna-einande, ioorau die silnrulen .s)iji.tct)en gesaltet lagen die Lieder waren tief geschlossen; alte Aus den rosig iirscrlaudnen Wange. schimmerte eg so oerriitlterisch feucht Eli-rinnen sLorle weinte-! In stille einsamer Stunde versch.1sfte sich dn gen-Julie, geninrtctte »Der-»Hm Luft IdrixuenZ » vi Ter »G;-lii:ninernde stöhnte laut. Akn Morgen nach drin iiir rief-senk hardgi so verhangnifzvotl gewordenei Isinec war im Speizezimnier zu Alt Steine cin langer Friihitiictstisch ge deckt. Ter silberne Theelesscl hrooelt lustig nnd zwei auf Tadletten ruhend ledere Weihnachtsstollen schienen di bekannte sit-I dengart ioirtlicts Fa recht fertigt-UT »Für aantnornmlel Jiiensche oder vier stadetten!« Dies trsrchte Graf Jobst Rheinberg vielleicht auch denten, welcher mit stil lem Vergnügen die beiden Monstre Kuchen betract)«ete. Seit rivamia Mi nuten wartete er vergeblich auf ein Hang-bewohnen der sich reine- leeren Mchng erbarmte nnd ihm eine Tass stava lredenzte Allein rie Brandcnfels nnd ihre Gaste inufztcn sich die vielbcjfprochen countrng rnhe heute ganz besonders z - Nutze n: schen » In lich verriethen des Grafen Zii das innere Wol lbehaaen und die gliiå liche Stinnnung seine-«- (ith: iiitheö Hatte er do h seit li.ngen Jahren teim so frohen Festtage im Fainilientreis verlebt. Wod) immer fiihltc er das helle La-, chen d.-r Jugend an sein Ohr tlingeik Sold-e Töne diinlten ihm ioihrhaf berzerqnickend. Ja, es war doch etwas Schönes um das Bewußtsein, »jung« zu Hein! Hatte er selbst in diesen beiden Tagen denn völlig vergessen, daß er a der Grenze jenes Alter-«- stand, ivo die Berechtigung zu lledermuth nnd Aus gelassenheit schwindet? Zu seiner Be chiimung mußte er sich eingeftehen daß das Herz mit dem Verstande im Galopp davongcgangen war. Ein etwas in seine-n Innern lehnte sich gewaltsam dagegen aus, hier als älterer Mann und Onlel betrachtet z " werden. Daher hatte er diesen Morge auch viel länger als nöthig vor dem Spiegel geitanden und sein Antlitz einer scharfen Kritik unterworfen. Ob ei; wohl och dazu angethan schien, einem jungen Mädchen zu ge -· fallent « -- - — »Ich-wen gutenMorgen, Herr Gras! Ganz allein -——- wie? Aber, mein Him mel, Sie wünschen sicherlich zu früh stiictcn, und Niemand ist da, der Sie bedient! Es ist heute schon ziemlich spät geworden. Die letzten Tage waren auch gar zu strapa«;iös!« tönte eine Stimme von der Thiir her. Gras Rheinsberg wandte sich u und erblickte Fräulein Dietz, welche fast überhöflicher Weise tnixend schüchtern lächelnd wIiter vorgesch ten kam. Allerdings wäre ich nicht abgeneigt zu einer Tasse Tbee. Es ist bereits neun Uhr. Jndesz würde ich mich steilen, wenn Sie mir dabei Gesellschaft leisten wollten, Fräulein Dies-« erwi terte zuvortommend der Gast Die Angeredete wurde über und iibet ·— roth und stottette verlegen und ent schuldigend: CIpttMns splsU « O